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DAS SCHWEIZER MAGAZIN FÜR 0–3-JÄHRIGE UND IHRE ELTERN – AUSGABE 4 – Juli - August 2009 babymag.ch

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DAS SCHWEIZER MAGAZIN FÜR 0–3-JÄHRIGE UND IHRE ELTERN – AUSGABE 4 – Juli- August 2009

gesellschaft

sprüche sind in mode

ein tabu

postnatale depression

brechen

festivals 9 orte, wo kinder könige sind autorität die bedeutung des nein

CHF 6.–

sommer-sonderheft

baby auf reisen


editorial

aufWillkommen der Sommerwiese

Die Preisangabe erfolgt vorbehaltlich anders lautender Angaben in Schweizer Franken und unverbindlich. © Foto Kuvert: Etienne Delacrétaz

Sie werden es mir nicht glauben, aber der Sommer birgt auch Gefahren. Und kann schlimmer sein als ein Remake von Blair Witch Project! In Feld und Wald lauert manch kleiner Plagegeist… mit teilweise bösartigen Absichten. Am Strand warten die Sandkörnchen geduldig darauf, dass sie an den tapsigen Patschhändchen der kleinen Sommerfrischler kleben bleiben können, die jeden Tag ein neues Stückchen dieser Welt entdecken. Und über allem strahlt die Sonne, dieser Faux Ami, den man nur mit

a­ llergrösster Vorsicht geniessen sollte, wenn man sich die wohlverdienten Ferien nicht verderben lassen will. Aber keine Panik – das achtköpfige Team von babymag.ch hat für Sie ein schönes grosses Dossier zusammengestellt, das Ihnen in vielen Fällen mit Rat und Tat zur Seite steht. Im Sommer kann man natürlich auch prima durch die Wiesen fahren und auf einem Grashalm pfeifen; ein Picknick mit der ganzen Familie, mit allen Freunden und anderen Freiluftfans organisieren; die Gurtens für Kinder besuchen, wo die Kleinen sich zwischen Konzerten, Kälbern, Kühen, Schweinen und Kinderplanwagen bestens amüsieren können. All dies, und noch viel mehr, finden Sie in dieser Ausgabe. Den Rest dürfen Sie selbst ent­ decken. Es gibt amüsante Geschich­ ten, andere sollte man mit klarem Kopf lesen, und wieder andere werden unter vier Augen weitererzählt. Natürlich an einem schattigen Plätzchen. Maxime Pégatoquet Chefredaktor

Erscheinungsdatum der nächsten Nummer: 20. August 2009

babymag.ch Herausgeber: Bigmedia Sàrl, av. du Mail 22 – 1205 Genf Publikationsleitung: Gérald Bertrand Redaktion: Bigmedia Sàrl, av. du Mail 22 – 1205 Genf e-mail : redaction@babymag.ch – www.babymag.ch Chefredaktor: Maxime Pégatoquet (maxime@babymag.ch) Art Director: Julien Lance/colegram (www.colegram.ch), Graphic Designers: Xavier Cerdá, Benoît Favre Iconographie: Anne Wyrsch Übersetzung: Inter-Translation SA, Berne (www.itsa.ch)

Mitarbeit an dieser Nummer: Texte: Albertine Bourget, Bianca Esposito, Caroline Fernandes, ­Education familiale de Fribourg, Julia Hofmann, Charlotte Leclère, Flora Madic, Nicole Maubert, Anne Weber Bilder: Adrienne Barman, Veronica Dall’Antonia, Etienne Delacrétaz, Raquel Dias, Sophie K., Elodie Khyan, Yann Krêter, Nicole Maubert, Noyau, Marisol Piersimone-Varela, Danielle Rambert, Tendance Floue, Dorothée Thébert ­ Kinder: Anna, Aurèle, Lalynka, Rosalie, Taïssya, Zacharie Die Redaktion lehnt jede Haftung für Manuskripte und Fotos ab, die ihr zugeschickt werden. Alle Rechte vorbehalten. Werbung: Bigmedia Sàrl, avenue du Mail 22 – 1205 Genf Tel.:+41 22 320 54 15 – Fax: +41 22 320 54 16

Korrektur: Sofia Baureder-Rojas Web manager: Marisol Piersimone-Varela Media Assistentin: Claudia Fritsche

Druck: SRO-Kundig SA, chemin de l’Etang 49 Postfach 451 – 1219 Châtelaine

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inhalt

03 editorial 04 inhaltsverzeichnis 06 mitwirkende 08 erlebnisbericht erlebnisbericht aller guten dinge sind drei 15 news 18 face to face papphaus gegen holzhütte 20 top 5 die schönsten abc-plakate 23 places to go zwei boutiquen in zürich und genf, und eine ganz spezielle schaukel in england 25 casting urlaubsfotos 28 dossier der erste familienurlaub 36 fashion abenteuertrack 46 babygraben der kaiserschnitt 48 gesellschaft der babystrampler als plakatwand 53 reportage wenn baby massiert wird 55 gebrauchsanweisung tragen im tragetuch: eine gebrauchsanweisung 57 best of abenteuer – wir kommen! 62 selection ki, ka… kuscheltier 65 shopping post­karten 70 gesundheit zecken, mücken und anderes getier 73 test wenn der club med mit den kleinen grosses vor hat 74 miam auf zum picknick 78 trip zwanzig gute gründe für eine reise nach mailand 82 schwangerschaft die postnatale depression 87 0-6 monate öko-taufe fürs baby 89 abonnement 90 6-12 monate erziehung und konsum 92 12-36 monate vom «nein» der eltern zum «nein» des kindes 94 web mütter zwischen blog und heimwerkerin 96 adressen

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Gedruck auf Papier FSC-Mixte von SRO-Kundig, Wiederverkäufer zertifizierter Produkte FSC.

ausgabe 4 – juli 2009

Fotos: DR

97 checkliste was man mitnehmen sollte


Aller guten Dinge

sind drei

Die beiden wünschten sich drei Kinder. Doch Christine und Didier hätten sich wohl niemals träumen lassen, welche Anstrengungen nötig sein würden, um ihre eigene Familie zu gründen. Lesen Sie im folgenden Bericht ihre erstaunliche Geschichte von der Adoption bis hin zur unvorhergesehenen Schwangerschaft… ein Hindernislauf mit Happyend. Text: Caroline Fernandes – Illustration Veronica Dall’Antonia

Glauben Sie an Zufälle? Als ich Anstrengungen, um mithilfe einer Christine das erste Mal anrief, um künstlichen Befruchtung unseren einen Termin für dieses Interview Kinderwunsch zu erfüllen, aber das zu vereinbaren, stellte ich zu meiner klappte nicht und so verfolgten wir grossen Verblüffung fest, dass wir im diesen Weg nicht weiter». selben kleinen Dörfchen wohnen… Nachdem sie aus beruflichen und sogar direkte Nachbarinnen sind! Gründen nach Europa zurückgekehrt Unglaublich, sagen Sie? Nun, jedenfalls waren, liessen sich Christine und nicht unglaublicher als die Geschichte Didier in Lausanne nieder. «Der dieses Ehepaares, andere Grund für «Wir wussten unsere Rückkehr in die dem gesagt wurde, nach einigen dass es wohl niemals Untersuchungen relativ Schweiz bestand in der auf natürliche Weise schnell, dass wir sehr Überlegung, dass wenn wir schon kein Kind Kinder bekommen wahrscheinlich keine würde und das Kinder auf natürlichem auf natürlichem Weg bekommen konnten, daraufhin beschloss, Weg bekommen sich in das Abenteuer es sicherlich einfacher würden.» Adoption zu stürzen. sein würde, ein Doch immer der Reihe nach… Adoptionsverfahren von unserem Christine und Didier waren Heim­atland aus und nicht aus dem rund dreissig Jahre alt und kannten Ausland zu lancieren. Nachdem sich bereits einige Jahre, als ihr wir gesehen hatten, dass es so nicht Kinderwunsch aufkam. Leider muss­ funktionieren würde, ging uns der ten sie schnell feststellen, dass dieser Gedanke einer Adoption nicht mehr aus Wunsch schwer realisier­bar bzw. dem Kopf. Für mich stellte dieser Weg unmöglich war. «Wir wussten nach auch nichts Aussergewöhnliches dar, einigen Untersuchungen relativ da ich eine sehr grosse Verwandtschaft schnell, erzählt Christine, dass wir habe und zwei meiner Onkel und sehr wahrscheinlich keine Kinder auf Tanten bereits Kinder adoptiert hatten. natürlichem Weg bekommen würden. Das Adoptionsverfahren an sich war Daraufhin beschlossen wir beide, nach mir deshalb nicht unbekannt und Kanada zu gehen, um dort zu studieren, erschien mir in unserer Situation die und legten das Projekt erst einmal auf optimale Lösung. Auch für Didier war Eis. Nach zwei Jahren unternahmen der Vorgang einer Adoption eine ganz wir dann direkt in Kanada einige natürliche Angelegenheit».

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In der Zwischenzeit hat­ten Christine und Didier die Sterilitätsabteilung im CHUV in Lausanne aufgesucht, um letzte Gewissheit zu haben. Das Urteil war eindeutig: die Wahrscheinlichkeit, dass das Paar auf natürlichem Weg ein Kind bekommen würde, lag bei 1%. «Nach diesem Ergebnis begannen wir sofort mit dem Adoptionsverfahren. Natürlich schlug man uns eine IVF (In-VitroFertilisation) vor, aber wir wollten diesen Weg mit seiner sehr geringen Erfolgsaussicht nicht beschreiten». Im Oktober 1991 setzten sie sich also mit dem SPJ (Service de Protection de la Jeunesse, Kantonales Jugendamt) in Lausanne in Verbind­ ung. Nun begann ein regelrechter Hindernislauf, der wahrscheinlich auch die Hartnäckigsten um den Verstand gebracht hätte – nicht so jedoch Christine und Didier, die sich jetzt entschlossener denn je zeigten. «Man sagte uns, dass es rund ein Jahr dauere, um die Gesuche in einem Land zum Laufen zu bringen, die verschiedensten Gespräche mit dem Psychologen zu führen und den eigenen Entschluss zu festigen. Doch wir hatten unseren Entschluss bereits fünf Jahre lang gefestigt und alles war sonnenklar. Schlussendlich stand das Dossier dann innerhalb von sechs Monaten». ausgabe 4 – juli 2009


erlebnisbericht

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news

Die Ideen des Monats Malheft von GVA-ZOO Das Genfer Grafikatelier GVA Studio hat zwischen zwei Aufträgen und drei Babyfläschchen mal eben ein Kleidungslabel für Kinder unter dem Namen Apotheek kreiert. Nach einigen Bodys und T-Shirts mit Fantasiefiguren gibt es jetzt auch ein Malheft. Eine Handvoll Farben, ein Dutzend Tiere zum Anmalen… was will man mehr! Malheft Apotheek, GVA Studio, CHF 13.00 (www.gvastudio.com)

Auf dem Regenbogen spielen Die Firma Naef ist für ihr Know-how bekannt und überrascht uns immer wieder durch die hohe Qualität ihres Spielzeugangebots. Der von Heiko Hillig kreierte Rainbow ist ein Objekt, dessen neun Strahlenbögen aus Ahornholz sich auf vielfältige Art zusammensetzen und nutzen lassen – nicht zuletzt auch als... Xylophon. Kinder werden es lieben. «Rainbow», CHF 210.–, mehr Infos auf www.naefspiele.ch

Mein Papa ist super! Endlich eine Initiative, die man gerne auch mehrmals unterstützt. Auf der Website www.superpapa.ch finden junge Väter viele Antworten auf ihre Fragen. Für viele Männer ist es ja problematisch, irgendwo ein offenes Ohr für ihre Probleme zu finden, ohne gleich weiss Gott wie beschimpft zu werden – hier finden sie Bücher zum Herunterladen, ein Forum und können sich sogar für «Vaterschaftsvorbereitungskurse» anmelden. Und wenn die Herren ihre Gattinnen überraschen wollen, können sie ja immer noch sagen, sie seien beim Match! Mehr Infos auf www.superpapa.ch, 079 562 29 68

Schütteln, aber nicht zu stark Wenn man die Hände am Kinderwagen hat, neigt man ja dazu, diesen vor- und zurückzuschaukeln, damit das Baby einschläft. Dieses Verhalten hat bei manchen (mich eingeschlossen) fast schon pawlowsche Züge angenommen, sodass man den Buggy ganz automatisch auch ohne «Besatzung» hin- und herschiebt bzw. sogar den Einkaufswagen schaukelt! Um hier Abhilfe zu schaffen, gibt es jetzt den lolaloo, eine Entwicklung der beiden Papas und Designer Udo Blenk und Stefan Stohr. Das Ding lässt sich mit zwei Velcro-Bändern befestigen und schaukelt Ihr Baby von ganz allein in den Schlaf. Ein tolles Mittel, um den Nachwuchs zu überlisten! Lolaloo, CHF 205.– (www.lolaloo.com)

Verkaufspunkte siehe Adressenseite

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Kleinigkeiten ohne die Grossen kochen Für jedes gute Kochrezept braucht man erstklassige Zutaten. Nehmen Sie ein wenig Lucie de Palma (Herausgeberin von koocook. ch), fügen Sie etwas Jérôme Estèbe (Journalistin) hinzu und krönen Sie das Ganze mit wettbewerb einer Prise Hélène Becquelin (Illustratorin). Heraus kommt 10 bücher eine Sammlung mit originellen zu gewinnen auf und ausgewogenen Kochrezepten www.babymag.ch für Kinder, die sich wohltuend von den immer wiederkehrenden «gefüllten Schinkenröllchen» abheben. Auf dem Speisezettel stehen u. a. Roque­fort, Kabeljau und Sellerie… das sorgt mit Sicherheit für neue Geschmackserlebnisse bei den klein­en Wölfen! «Corsaires & Casseroles», CHF 24.50, Ed. Koocook, erhältlich bei Librairies Payot und auf www.koocook.ch

Näher bei dir, Herzchen Ob Kinderkrippe, ein Wochenende bei den Grosseltern oder elterliches Besuchsrecht… es gibt viele Gründe für eine temporäre Trennung von Eltern und Kind. Um diese schwierigen Momente besser zu meistern, gibt es ab sofort den «Kussbeutel» von Sacha Ranc. Diesen Proviantbeutel kann man mit Stoffküssen füllen, um dem Kind zu zeigen, wie sehr man an es denkt und lieb hat. Aber Achtung – nicht gleich ganz mit Küssen vollstopfen, packen Sie auch das Nötigste mit ein! Ca. CHF 80.00, exklusiv bei www.lemondedelea.fr

Im Bauch des Kuscheltiers Sonnenschirm für Blumenkinder Wenn man in Erwartung der bevorstehenden starken Sonnenstrahlen und der wenigen Gewitterschauer die Qual der Wahl hätte, dann würde man sich wohl für diesen entscheiden. Schick, ethisch, ethnisch... und ideal fürs Picknick – dieser traditionell chinesische Sonnenschirm der jurassischen Marke Djeco zählt zu den Musts des Sommers. Sonnen- und Regenschirm, ab 3 Jahre, 5 Modelle stehen zur Auswahl (www.djeco.com)

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Kinder räumen erfahrungsgemäss nur ungern auf. Das gilt natürlich auch für den Schlafanzug. Abhilfe dürfte jetzt jedoch dieser AufräumPyjama aus Fleece schaffen, der gleichzeitig auch als Schmusetier dient. Alles daran ist toll: die wie grosse Augen anmutenden Knöpfe, der Reissverschlussmund und natürlich die halb menschliche, halb comicartige Form. «Range ton pyjama» (www.rangetonpyjama.com)

Verkaufspunkte siehe Adressenseite


Ferne Ziele für kleine

Weltenbummler Reisen ans andere Ende der Welt mit einem Baby sind machbar, wenn man die nötigen Vorsichtsmassnahmen beachtet – das bestätigt ein Fachmann für Reise­ medizin. Text: Bianca Esposito

Sie sind kaum trocken hinter den Ohren, da finden sich manche Babys bereits bei einem Arzt wieder, der die Eltern über Impfungen und Prophylaxe-Massnahmen zum Schutz gegen eher seltene bzw. bei uns gar nicht vorkommende Krankheiten aufklärt. Zweck der Aktion? Sich informieren und bestmöglich auf eine kleine Expedition in tropische oder subtropische Gebiete vorbereiten. Das heisst im Klartext, dass von den Eltern bei einer Urlaubsreise mit einem Kleinkind in gewisse Länder Afrikas, Asiens oder auch Südamerikas gesunder Menschenverstand, Wachsamkeit und peinlich genaue Befolgung der Vorbeugungsmassnahmen verlangt wird. Deshalb ist es besonders wichtig, einen «zivilisierten» Zielort und ein sehr komfortables Hotel mit einer guten Gesundheitsinfrastruktur in der Nähe zu wählen. Wir wollen hier keine Spielverderber sein oder die Leidenschaft mancher Weltenbummlereltern bremsen – dennoch sei hier eine Zahl genannt, die ein wenig nachdenklich stimmt: Kinder stellen zwar nur 4% der Auslandsreisenden aus der Schweiz, aber sie machen 25% der Krankenhausaufenthalte nach Reisen – meistens aufgrund von Unfällen – aus. Ein kleiner Teil der Kleinen wird allerdings Opfer von Infektionskrankheiten, die ernsthafte Folgen nach sich ziehen können. Der Reisemediziner Dr. Laurent Lob hat in seiner Lausanner Praxis häufig mit Kindern zu tun, die aus allen Himmelsrichtungen zurückkommen: «Da besorgniserregende Fälle direkt an die Spitäler verwiesen werden, behandle ich hier meistens Kinder mit Hautinfektionen». Ab welchem Alter kann ein Kind in die Tropen reisen? Wenn es gesund ist, kann es ab einem Alter von 2 bis 3 Wochen mit in den Urlaub reisen. Einige Länder verlangen einen Impfnachweis gegen Gelbfieber, wobei diese Impfung jedoch

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bei Säuglingen unter sechs Monaten kontra­ indiziert ist. Hat das Kind eine Erkältung oder Ohrenschmerzen, ist von Flugreisen grundsätzlich abzuraten. Und wenn es schon eine Fernreise sein soll, dann muss sie grundsätzlich dem Alter des Kindes angepasst sein. Welche Vorsichtsmassnahmen sollte man bei einer Reise in ein Risikoland ergreifen? Man sollte möglichst Länder meiden, in denen Malaria und Denguefieber – beide werden durch Moskitos übertragen – grassieren, da Kinder häufiger gestochen werden als Erwachsene. Ansonsten benötigt man eine vorbeugende, dem Gewicht des Kindes angepasste Behandlung (ab 5 kg). Nach der Ankunft vor Ort sollte man das Kind Tag und Nacht mit einem mit Insektenspray eingesprühten Moskitonetz schützen, ihm Tag und Nacht leichte, aber bedeckende Kleidung anziehen, auf die exponierten Hautstellen (ausser Gesicht und Hände) eine Lotion mit nur 10% DEET-Anteil auftragen und es nach Einbruch der Dunkelheit drinnen behalten. Ist das Baby gegen Malaria geschützt, wenn es von seiner Mutter gestillt wird und diese Malariamittel einnimmt? Nein, auf keinen Fall. Sobald ein Säugling während oder nach der Reise Fieber bekommt, muss man einen Arzt aufsuchen. Stillen schützt das Kind allerdings vor Durchfall. Führt die Reise in ein Land, in dem einheimische Kinder an Diarrhö sterben, ist für die Eltern absolute Wachsamkeit oberstes Gebot, da Kleinkinder sehr schnell dehydrieren können. Bei akutem Durchfall unbedingt mit dem Kind zum Arzt gehen.

ausgabe 4 – juli 2009


dossier

Wie rehydriert man ein Kind korrekt? Indem man ihm häufig kleine Mengen einer Lösung zu trinken gibt, die man mit Beuteln mit Rehydrationssalzen hergestellt hat. Alternativ kann man Tee oder Mineralwasser mit Zucker (8 gestrichene Teelöffel/Liter) und Salz (1 ge­ strichener Teelöffel/Liter) geben. Welche Impfungen sind nötig? Die Grundimpfungen (Röteln, Keuchhusten, Grippe, Tetanus usw.) sind unverzichtbar. Bezüglich Tropenimpfungen ist zwar nur die Gelbfieberimpfung (unter 6 Monaten kontraindiziert) vorgeschrieben, doch ver­ langen einige Länder ein ärztliches Attest hierüber. «Ich empfehle Eltern, ihr Kind gegen Hepatitis B und Kinder über 1 Jahr auch gegen Hepatitis A impfen zu lassen, um einer Krankheitsausbreitung nach ihrer Rückkehr vorzubeugen. Ansonsten hängt es vom jeweiligen Reiseziel, vom Aufenthaltsort, von der Reisedauer und vom Infektionsrisiko im Zielgebiet der Familie ab.» Müssen diese Impfungen lange vor der Abreise erfolgen? Für alle Impfungen gilt: spätestens einen Monat vor Abreise. An wen können sich Eltern wenden? An Kinderärzte und an Spezialisten für Reisemedizin, von denen sie auch ein unerläss­ liches Dokument erhalten: den internationalen Impfpass. Nützliche Website und Telefonnummer: www.safetravel.ch (offizielle Website des ­Bundesamtes für Gesundheit) Rega: + 41 333 333 333

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Abenteuertrack Nehmen Sie fünf Kinder, zwei Jungs und drei Mädchen, und lassen Sie sie in der Natur springen. Sie werden sich im Gras wälzen, mit geschlossenen Beinen in den Fluss springen, sich um einen Traktor balgen... Da können Sie ihnen lange erzählen, dass sie sich «anständig» benehmen sollen… sie tun sowieso, was sie wollen und denken, die ganze Welt gehöre ihnen. Und wir sind nur Zuschauer. Fotos: Etienne Delacrétaz – Styling: Sophie K.

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fashion

(von links nach rechts) Taïssya: Kleid «CdeC» (CHF 69.–) Lalynka: Kleid «Anne Willi», Figue (CHF 135.– ), Giesskanne «Duo sur canapé» (CHF 29.–) Rosalie: Kleid «Rosari Balo», Noa (CHF 112.–), Schuhe «Pom d’Api» (CHF 62.–) Aurèle: Pulli «Cactus Circus», Figue (CHF 60.–), Hose «Simple Kids», Noa (CHF 142.–), Stiefel «Bac à Sable», Angelrute und Fischnetz bei Franz Carl Weber

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Ki, Ka…

Kuscheltier

Wer weiss schon, wann, warum und für welches Kuscheltier sich ein Baby entscheiden wird? Ob es behaart, mit grossen Ohren, einfach nur putzig oder womöglich ganz schmutzig sein wird? Niemand! Wenn Sie allerdings Lust haben, Ihrem Nachwuchs ein paar Entscheidungshilfen an die Hand zu geben… hier finden Sie zwei volle Seiten mit Vorschlägen. Auswahl: babymag.ch – Fotos: DR

«Poulpy» Sophie Verhille Ab CHF 40.– «Giraffe» Anne-Claire Petit «Pooki Pirate» Pooki & Co Ab CHF 35.–

«Schnuggi» Sigikid CHF 70.–

«Viking Victor» Esthex

«Kraken» Mimito CHF 39.–

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ausgabe 4 – juli 2009


selection

«Buttoneye» ab CHF 88.–

«Le Chat sourit» Mini labo

«Pipin le lapin» Océchou

«Big Bos, der Wolf» Déglingos «Heren Fur» Red Spotted Purple ab CHF 55.– «Tee Tee» Donna Wilson ung. CHF 110.–

«Lanapile» Simona Viviani CHF 59.–

ACHTUNG! da einige Kuscheltiere selbstgemacht sind, sollte man bei ihrem Einsatz bei 0-3-Jährigen Vorsicht walten lassen!

Verkaufspunkte siehe Adressenseite

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Auf zum Picknick Sei es im Schwimmbad, in einem Park, am Ufer eines Sees oder zu Hause im Garten: Die Kunst des Picknicks besteht darin, Saisonprodukte und Vorräte aus dem Schrank mit Fantasie zu kombinieren. Einige Vorschläge, die sich ausbauen lassen. Rezepte: Anne Weber – Illustrationen: Adrienne Barman

Brötchen Für ca. 25 Brötchen zu 60 g – 900 g Mehl – 15 g Hefe – 2 dl lauwarme Milch – 1 EL Zucker – 4 EL Olivenöl – 1 EL Salz – 4 dl lauwarmes Wasser – feines Maisgriess – Mehl Das Mehl in eine Teigschüssel geben. Eine Mulde formen. Die lauwarme Milch, den Zucker sowie die zer­ bröselte Hefe in die Mulde geben. Die Hefe mit den Fingerspitzen auflösen, danach einige EL Mehl vom Rand

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dazu geben, um einen sehr weichen Vorteig zu erhalten. An einem warmen Ort unter einem sauberen Küchentuch aufgehen lassen. Wenn die Hefe Blasen zu bilden beginnt – dies dauert rund 30 Minuten – das Öl, das lauwarme Wasser und das Salz zufügen. Während 5 Min. mit den Knethaken kneten oder 10 bis 15 Minuten von Hand. Den Teig an einem warmen Ort um das Doppelte aufgehen lassen (rund 1 Stunde). Den Teig auf die bemehlte Arbeitsfläche geben. Die Hände mit Mehl bestäuben und den Teig tüchtig durchkneten, bis er geschmeidig ist. Mit einem Teighörnchen kleine Brötchen zu je ca. 60 g abstechen. Rasch im Mehl wenden, mit den Fingern auf dem ausgestreuten Maisgriess flach drücken, so dass Brötchen zu je ca. 15 cm Durchmesser entstehen. Erneut Maisgriess auf die Arbeitsfläche geben und die Brötchen darin wenden, so dass sie auf beiden Seiten mit Maisgriess bedeckt sind. Auf mit Backblech belegte Bleche geben und unter einem sauberen Küchentuch an einem warmen Ort

erneut 30 Minuten gehen lassen. Während dieser Zeit den Ofen auf 230° vorheizen und eine kleine feuer­ feste Form mit Wasser in den Ofen stellen. Die Brötchen mit einem Pinsel mit etwas Wasser bestreichen und danach in den Ofen geben. Temperatur auf 220° zurückstellen. Rund 10 Minuten backen. Auf einem Gitter auskühlen lassen. Tipp: Diese Brötchen eignen sich bestens zum Sauce auftunken, zum Füllen mit Wurstwaren, einem Schokoladestengel oder als Begleitung zu Humus. Sie schmecken am besten am Backtag selbst, halten sich aber gut bis am nächsten Tag und lassen sich auch einfrieren. Manche Kinder mögen die etwas raue Oberfläche mit Maisgriess nicht. Man kann diesen Schritt auch weglassen und die Brötchen nur im Mehl wenden.

ausgabe 4 – juli 2009


miam

Zucchinicreme mit Basilikum und aromatischen Croutons Für 4 Personen – 650 g kleine Bio-Zucchini – 4 dl Wasser – 1/2 TL Salz – 4 Blätter Basilikum – 1 EL Rahm – 1 EL fruchtiges Olivenöl – Baguettebrot – Knoblauch – wenig Zitronenrinde Zucchini rüsten, so dass Haut und das von Kernen befreite Fleisch

rund 400 g Material ergeben. Haut und gewürfeltes Fleisch in eine Pfanne geben, Wasser und Salz beifügen. Offen köcheln lassen, bis dass das Fleisch weich ist (rund 10 Minuten). Mit samt den vorher zerzupften Basilikumblättern, dem Rahm und dem Olivenöl mixen, bis eine nicht allzu dickliche Creme entsteht (jedoch dicker als eine Suppe). Erkalten lassen, dann für einige Stunden in den Kühlschrank stellen.

Lassen Sie sie am Basilikum riechen und sagen Sie ihnen, für welche Gerichte man dieses Gewürz verwenden kann.

Tipp: – Man kann dieser Zucchinicreme einige Spritzer Olivenöl beige­ ben sowie einige geröstete Brot­ croutons. Dazu das Brot mit einer Knoblauchzehe einreiben, mit Olivenöl beträufeln und rösten, am Schluss ein paar Zitronenzesten darüber geben. – Falls Sie junge, nur etwa fingerdicke Zucchini finden, so verwenden Sie sie ganz. Es reichen dann 450 g.

Sternanissirup mit Eisenkraut Für 1 Liter Sirup – 6 dl Wasser – 600 g Zucker – 10 Anissterne – 200 g frisches Eisenkraut (am besten Zitronenverbena, die ist am intensivsten) Das Eisenkraut und die Anissterne in eine grosse Schüssel geben. Das Wasser mit dem Zucker zum Kochen bringen und die Mischung über das Eisenkraut leeren. Während einiger

Stunden ziehen lassen, danach die Anissterne herausnehmen. Die Schüssel mit einem sauberen Tuch bedecken und den Sirup mit dem Eisenkraut bis am nächsten Tag ziehen lassen. Am nächsten Tag die Flaschen zum Abfüllen auskochen. Den Sirup aufkochen und durch ein feines Sieb kochend heiss in die noch warmen Flaschen abfüllen; diese sollten auf einem Holzbrett stehen. Auskühlen lassen

Tipp: Die Kombination von Sternanis und Eisenkraut ist auf viele Arten und Weisen einsetzbar, vom Kräuter­tee übers Sorbet bis zu diesem erfrischen­ den Sommersirup. Der Sirup passt übrigens sehr gut zu einer Schale Erdbeeren, zu etwas Mirabellen­ kompott, ein­em Schokoladekuchen oder zu Zitronen­törtchen. Die ange­ brochene Flasche im Kühlschrank aufbe­wahren. Wasser mit Eisenkraut Kinder sollen nur ausnahmsweise Sirup zu trinken bekommen. Als Variante kann man Wasser aromatisieren, indem man einen Krug Wasser während einer Nacht mit frischen Kräutern – Eisenkraut, Minze oder Melisse – in den Kühlschrank stellt.

Man kann den Kindern gleichzeitig auch Sirups aus dem Handel zu kosten geben (fast alle von weisser Farbe). So lernen sie verschiedene Geschmacksvarianten kennen.

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Zwanzig gute Gründe für eine Reise nach

Mailand Nach Mailand fährt man erstens zum Shoppen und zweitens zum Shoppen. Nach einer ersten groben Orientierung kann man durchaus auch mit seinem Nachwuchs durch die lombardische Hauptstadt bummeln… vorausgesetzt, man kennt die richtigen Spots. Wir stellen Ihnen eine Stadt vor, die gerne mit verdeckten Karten spielt. Reportage: Maxime Pégatoquet – Foto: Fotolia

1. Einen intelligenten Kindersitz wählen Sollten Sie die Marke Aprica noch nicht kennen, dann wird es höchste Zeit, denn sie waren die Ersten, die ein Kindersitzsystem entwickelten, bei dem man sich beim Versuch, die Lasche des Sicherheitsgurts einzurasten, keinen Bandscheibenvorfall einhandelt. Mit diesem Sitz können Sie Ihr Kind sogar quer auf der Rückbank liegend transportieren. Ein neues Ladengeschäft wurde in diesem Frühjahr eröffnet.

3. Einen Design-Kaffee trinken gehen Machen Sie vom Park aus unbedingt einen Sprung zur Triennale: dieses Museum befasst sich mit Design in seinen unterschiedlichsten Facetten (Kultur kann man schon im jüngsten Kindesalter vermitteln) und verfügt über eine sehr hübsche, begrünte Terrasse mit schönen Reproduktionen von Klassikern des Genres. Eine gute Gelegenheit, um einen Moment der Entspannung mit der Betrachtung schöner Formen zu verbinden.

Aprica, corso Magenta 1, www.aprica-italia.it

Via Emilio Alemagna 4, www.triennale.it

2. Den Kinderwagen spazieren fahren Die Parks der lombardischen Stadt sind regelrechte Ruheinseln und bieten eine willkommene Abwechslung zur brummenden Rastlosigkeit der Stadt. Wir stellen hier den Parco Sempione vor, weil dort das immer noch majestätische Castello in seinen interessanten Rottönen steht, hinter dem sich viele kleine Ecken zum Spaziergehen unter schattigen Bäumen erschliessen.

4. Einen Regenschirm kaufen Eine etwas absurde Idee – gerade hier... Doch Alice und Barbara haben in ihrem Mini-Laden tatsächlich einen intelligenten Regenschirm entwickelt. Bei näherer Betrachtung werden Sie nämlich ein Schnittmuster auf dem Stoff erkennen, mit dessen Hilfe sich der Schirm z. B. in eine Tasche oder eine Schutzhülle für den Velosattel verwandeln lässt, wenn das gute Stück seinen Geist aufgegeben hat. Ombrello, via Savona 17, www.ombrellothereusable.com

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trip

5. Nur an sich denken (aber nur ausnahmsweise!) In Mailand gibt es eine Handvoll absoluter Musts, die von den Päpstinnen des guten Geschmacks geleitet werden. Auch wir mochten die stadtbekannte Adresse 10 Corso Como sehr, doch würden wir im Zweifelsfalle eher das Geschäft von Rossana Orlandi empfehlen, einer kleinen, hypereleganten Dame mit riesiger Fliegenaugenbrille, das sich als wahre Fundgrube erweist... Genau die Sorte von Concept Store, die man gerne auch bei sich zuhause gleich ums Eck hätte, und sei es nur wegen seiner Ausstrahlung angenehmer Coolness.

9. Auf die rose-weisse Maus fliegen Der in einem kleinen Gässchen versteckte Pink shop ist ein Bonbongeschäft, das ganz der Welt von Hello Kitty gewidmet ist. Der Vorteil dieser relativ diskreten Lage liegt darin, dass sie bei Desinteresse einfach Unwissenheit vor­täuschen und geradeaus daran vorbeigehen können.

Spazio Rossana Orlandi, via Matteo Bandello 14/16, www.rossanaorlandi.com

10. Holztiere kaufen Uns hat hier die ganze Tierfamilie gefallen… vom Hasen über das Schwein hin zu Elefant und Krabbe. Die ganz aus Holz gefertigten Figuren von milaniwood sind fast so weich wie Babyhaut. Für die etwas Grösseren gibt es von derselben Marke eine ganze Reihe von Konstruktionssets. Wie bereits mehrfach erwähnt – Holz erlebt eine starke Renaissance!

6. Eine Postkarte aussuchen Natürlich sollte man im Urlaub auch an die liebe Verwandtschaft denken. Hierzu eignet sich diese kleine Bude, die sich als einer der schönsten Postkartenstände der Stadt entpuppt und clevererweise 1001 kleine Dinge feil bietet, denen man nur schwer widerstehen kann. Und nicht zuletzt gebührt einer Boutique, die ein Foto von Doisneau als Logo wählt, unsere uneingeschränkte Anerkennung!

Pink shop, via Soncino 3

In Spielwarengeschäften, www.milaniwood.com

Rigadritto, via Brera 6, www.rigadritto.com

7. Gleich morgens einen Stopp einlegen Unter den zahllosen Cafes sei Ihnen dieses besonders empfohlen – einerseits wegen seiner Ästhetik (weisse Kacheln, Bar im 50er-Stil), andererseits wegen seiner leckeren Backwaren und der Spezialität des Chefs, dem Pulentino (eine knackige Köstlich­ keit). Geräumiges Ambiente, dazu eine perfekt für längere Parkstopps mit Kinderwagen geeignete Terrasse in einer verkehrsarmen Strasse. Bottega Caffe Cacao, corso Gari­ baldi 12, www.bottegacaffecacao.it

8. Sich im Luxusviertel verirren In Mailand dreht sich die Modewelt um das sogenannte «Quadrilatère d‘Or», ein Quartier, in dem alle grossen Luxusmarken vertreten sind. Heute findet man dort aber auch immer mehr Läden für Knirpse, wie dieses portugiesische Label, dessen Kollektionen uns wirklich ins Auge gestochen sind. Etwas weiter in derselben Strasse auch mal bei I Pinco Pallino einen Blick riskieren. Lilica Ripilica, via Della Spiga 52, www.lilicaripilica.com.br

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Vom «Nein» der Eltern zum «Nein» des Kindes Fachleute raten häufig dazu, die Babys nicht (zu sehr) zu frustrieren, da der Frust schon früh genug von allein einsetzt: zwingt man ein Kleinkind beispielsweise zum Essen, so kann sich das sowohl negativ auf das Verhalten des Kindes als auch auf seine Beziehung zu den Eltern auswirken… Doch was kann man tun, wenn das Baby erst einmal die Waffe des «Neinsagens» für sich entdeckt hat? Text: Charlotte Leclère – Illustration: Marisol Piersimone-Varela

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Warum beginnen Kinder von einem Tag auf den anderen, «Nein» zu sagen? Im Laufe seines zweiten bis durchschnittlich zum dritten Lebens­ jahr durchläuft das Kleinkind die sogenannte Widerspruchsphase. Es beginnt, das «Nein» zu verwenden, um seinen Aufstieg gegenüber den Eltern zu testen. Diese Phase ist für die psy­ chische Entwicklung des Kindes sehr wichtig, kann es dadurch doch seine Persönlichkeit entwickeln, d. h. zu einem eigenständigen Wesen werden. Wie alle Menschen hat es auch Wünsche und Nicht-Wünsche (ich möchte essen, aber ich möchte nicht schlafen, zum Beispiel); es kann sie zwar noch nicht bewusst zuordnen, aber es kann sie zumindest äussern. Es wird auch selbstständiger. Mit seinem Nein teilt es den Eltern mit, dass es selbst entscheiden kann, wann es Hunger hat, müde ist usw. Da es seine Grenzen ausloten möchte, wird es herausfinden wollen, wie weit es selbstständig entscheiden kann bzw. wie weit seine Eltern es selbstständig werden lassen. Interessant in diesem Zu­ sammenhang ist sicher die Tatsache, dass es in dieser Phase nicht so viele Zurechtweisungen anderen Autoritäts­ personen gegenüber, beispielsweise

Dieses zerstörerisch anmutende Verhalten trägt zur Persönlich­ keitsentwicklung des Kindes bei Mit zwei Jahren ist das Kind noch unsicher bezüglich seiner Identität: es kann noch nicht richtig zwischen sich selbst und seinen Sozialpartnern unterscheiden. Doch genau in der Widerspruchsphase kann es seine P e r s ö n l i c h ­k e i t s e n t w i c k l u n g verfeinern. Damit wird das Kind in der Lage sein, sich fest und systematisch anderen zu widersetzen. Das «Ich» und «Mein» stehen dann im Wider­spruch zum «Du» und «Dein». Diese Persönlichkeitsentwickl­ ung ist zwar von grosser Bedeutung – das soll aber nicht heissen, dass man das Kind immer und allem wider­ sprechen lassen soll, denn ein guter «Lehrmeister» biegt sich zwar, bricht aber nicht unter dem Gewicht der wachsenden Last.

So kann der kindliche Wider­spruch in direktem Zu­sammenhang mit einem Gefühl von «Rivalität» stehen. Die Zuneigung der Personen im Umfeld des Kindes richtet sich manchmal anderen Dingen oder anderen Personen entgegen, was möglicherweise zu einem gefühlten (aber in der Realität gar nicht vorhandenen) Liebesentzug führen kann. Ein Kleinkind ist sozial in gewisser Weise vorformatiert. Es fällt im daher sehr schwer, seinen Eltern gegenüber seine Ängste, seinen Aufmerksam­keits­bedarf oder seine Vernach­lässigung zu äussern, sei es aus Scham­gefühl, sei es, weil man ihm nicht beigebracht hat, «alles sagen zu können». Das Kind wird deshalb ver­ suchen, auf sich aufmerksam zu machen: quengeln, klagen oder «krank sein», oder es zieht einfach ein anderes Register: das «Nein». Man sollte versuchen, die «Nein»-Botschaft des Kindes zu verstehen, gleichzeitig aber die erforderliche Autorität und ein gerechtes Urteil an den Tag zu legen.

Ein «Nein» kann viel mehr bedeuten als nur «Nein» Die Widerspruchsphase kennzeichnet auch die Suche nach ungeteilter Aufmerksamkeit.

Einige Tipps für die Eltern – Wichtig ist vor allem, dass das Leben des Kindes nicht von Verboten bestimmt wird. Daher sollte man lieber zwei oder drei

Kinderkrippe, Gross­­eltern usw., äussert. Das beweist, dass dieser Prozess der Persönlichkeits­entwicklung direkt auf die Eltern fokussiert abläuft.


12-36 monate

Verbote konsequent durchsetzen, als viele Verbote aussprechen, die dann aber nicht eingehalten werden. Das Kind merkt genau, was wir einhalten und was nicht. – Autorität (und die braucht es auch) verschafft man sich besser durch einige wenige, klare Regelungen (von denen man dann aber auch nicht abweicht), als durch eine Vielzahl an Regelungen, die die

Urheber häufig diskreditieren. – Manchmal muss eine Konfliktphase durchlaufen werden, um Probleme zu lösen. Solange es sich nur um zwei, drei Verbote handelt, wird sich die Zahl dieser Konflikte übrigens im Rahmen halten. – Die Eltern unterstreichen durch ihre Autorität, auch wenn das manchmal schwer zu verstehen ist, die Zuneigung, die sie ihrem Kind

entgegenbringen. «Ich gebe dir die Leitlinien für deinen Weg mit, weil du mir wichtig bist». – Unstimmigkeiten in Erziehungs­ fragen niemals vor den Kindern austragen. – Versucht ein Kind, sich indirekt Ihrer Liebe zu versichern, dann antworten Sie ihm grundsätzlich ebenfalls über ein indirektes Thema.

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Mütter

zwischen Blog und Heimwerkerin Mit der Geburt ihrer Kinder beschliessen einige Mütter, sich ins Geschäftsleben zu wagen und eigene Produkte zu kreieren... auch wenn sie oft kaum Kenntnisse in Unternehmensführung haben. Aber sie wissen sich zu organisieren. Eine kleine Auswahl sehr hübscher Blogs mit vielen tollen Ideen. Auswahl: Nicole Maubert – Fotos: DR

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ausgabe 4 – juli 2009


web

Les Zigouis Hinter «Les Zigouis» verbirgt sich Barbara Berrada, Mutter zweier Söhne, inspirierte Designerin und langjährige Fotografin. In ihrem wunderbaren Blog stellt sie ihre Kunstkreationen, ihre selbstgebastelten Dekorationen und das Leben ihrer kleinen Rasselbande mit Talent und offensichtlichem Spass vor. Ihre Fotos sind einfach hervorragend, sie werden humorvoll und unbeschwert kommentiert… ein richtiges Zuckerstückchen!

Simon, Papa und Geschäftsführer, sowie der kleinen Tochter Ophélia, kreiert und vertreibt DekoAccessoires für Kinderzimmer. Auf ihrem Blog kann man die Fortschritte ihrer Projekte, ihre Familienabenteuer und die Ideengeber ihrer Kreationen verfolgen.

alle selbst herstellt. Ihr vielbesuchter Blog «3:30» ist ein regelrechter Sack an frischen Ideen. In hellem und klarem Ambiente entdeckt man hier mit Freude ihre Inneneinrichtung im Vintage-Stil, ihre HomemadeKreationen und die Werke ihrer zukünftigen kleinen Künstlerin. Anzuschauen auf http://trois-trente.blogspot.com

Anzuschauen auf http://famillesummerbelle. typepad.com/fsblog

Anzuschauen auf http://zigouis.blogspot.com

Les Surprises de Fifi Wer kennt nicht Fifi Mandirac? Die talentierte Papeterie-Designerin und Mutter einer kleinen Tochter stellt uns in ihrem Blog «Les Surprises de Fifi Mandirac» vor. Dabei handelt es sich um kleine Geschenküberraschungen, die es in limitierter Auflage nur über ihren Blog zu kaufen gibt, aber auch um Überraschungen, die sich beim Anschauen offenbaren. Ein buntes und phantastisches Universum voller Ideen und schöner Dinge zum Herunterladen.

Abcde... xyz Audrey ist eine Ästhetin mit vielen Begabungen, Mutter von zwei süssen Töchtern, die ihr als Inspirationsquelle dienen, und gewährt uns feinfühlige Einblicke in ihre überaus ideenreiche Welt. Die Tag und Nacht werkelnde und kreativ tätige Audrey stellt auch die «Crokmiam» her, kleine Törtchen mit garantiert null Kalorien. Anzuschauen auf http://abcdewxyz. canalblog.com

Olivelse «Olivelse» kreiert für die Kleinen Hochbetten, Babyschlafsäcke, Decken, Lätzchen… und nicht zu vergessen die berühmten Stoff-Ukulelen – alles immer voller Dynamik, Grafik und Farbe. In ihrem Blog stellt uns Else, Grafikerin und junge Mutter mit scharfem Auge, ihre Kreationen, die Abenteuer ihrer beiden kleinen Prinzessinnen und sehr hübsche Grafik- und Kunstkreationen vor. Anzuschauen auf http://olivelse.typepad.fr

photo s: DR

Anzuschauen auf http://www.fifimandirac.com/blog

Blog der Familie Summerbelle Die Familie Summerbelle, bestehend aus Julie, Designerin und Mutter,

3:30 Als Kinderbuchillustratorin und Mutter einer kleinen Rose ist Marion auch die Designerin hinter der Marke «Merci Madame», einem bunten Universum, das von fröhlichen Kuscheltieren, Kissen und Amuletten bevölkert wird, die sie

Fine Little Day Die Fotografin, Grafikerin und Stylistin Elisabeth Dunker vom Blog «Fine Little Day» lebt in Schweden und hat u. a. das sehr bekannte Poster «Krakatoa» für das Label Little Red Stuga entworfen. Auf ihrem hübschen Blog kann man ihren sehr nordisch orientierten, klaren Stil entdecken; dort lässt sie uns auch an ihrer Sichtweise von Schönheit im Kreise ihrer beiden Kinder und ihres Ehemanns teilhaben. Anzuschauen auf http://finelittleday.blogspot.com

Weitere Adressen: http://lustucru.canalblog.com http://livettelasuissette. typepad.com http://chachapapiers. canalblog.com http://herzensart. blogspot.com http://satineviolette. canalblog.com http://www.shimandsons. typepad.com http://www.smosch.com http://sissiminanaa. canalblog.com http://lespetiteschosesdepiou. blogspot.com http://fredemickadeletc. canalblog.com

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