LaPalma

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LASPOTGUIDE PALMA TRAIL MAGAZIN 5 TEXT und FOTOS . Daniel Simon

MOMENTAN LEIDE ICH TROTZ GUTER KONDITION GEWALTIG!


FOTOS UND TEXT Daniel Simon

LAUFEN WO DIE LAVA BRUTZELT - LA PALMA

individuell

aktiv


La Palma ist ein Spielplatz für Trail-Läufer. Die Pulsobergrenze lernt man bergauf schnell kennen - mit dem in Deutschland noch unbekannten „Flow“ kann man bergab Bekanntschaft machen.


Sportfotografen müssen fit sein, keine Frage. Aber im Moment leide ich trotz guter Kondition gewaltig. Leichtfüßig verschwindet Philipp in einer Kurve hinter einem Felsen, während ich mich mit meinem schweren Equipment auf dem Rücken hinterherschleppe. »Stop! Wahnsinns-Blick, tolles Motiv!« schreie ich, froh wieder eine kurze Pause einlegen zu können. Ich bin ja selbst schuld. Vor zwei Tagen war ich mit Philipp schon einmal hier, allerdings auf Mountainbikes. Der ehemalige Radprofi kennt auf La Palma jeden Pfad. Seine Firma Atlantic-Cycling organisiert Bike-Reisen und guidet sportbegeisterte Gäste über die spektakulärsten Trails der Insel. Während eines Stopps dachte ich laut nach: »Die Insel ist doch auch ein perfektes Revier zum Laufen, wir sollten einen Spotguide für Trailrunner verfassen.« Philipp war von der Idee sofort begeistert. Privat tauscht er oft das Bike gegen Laufschuhe. Begleitet wird er dann von seiner Freundin Riah, der als exzellenter Leichtathletin das Trailrunning mehr liegt als mit Stollenreifen über scharfkantiges Lavagestein zu schreddern. Nun laufen wir schon seit mehr als drei Stunden auf über 2000 Metern Höhe den Grat der Caldera de Taburiente entlang, einem der größten Vulkankrater der Welt. Hinter jeder Biegung ein neuer, atemberaubender Blick in diesen riesigen 1800 Meter tiefen Senkkrater.

Heute früh beim Start am Roque de los Muchachos – mit 2426 Meter der höchste Punkt der Insel – wehte noch ein eiskalter Wind. Aber der Blick unter dem stahlblauen Himmel schien bis ins Unendliche zu reichen. Scharf zeichneten sich die Silhouetten der Nachbarinseln El Hierro, La Gomera und Teneriffa am Horizont ab. Im Lauf des Vormittags verdichten sich aus Norden kommend langsam die Passatwolken. Gegen Mittag ist die Wolkendecke bereits geschlossen. Trotz der Höhe ist die Temperatur auf über 25 Grad gestiegen und die Sonne brennt unbarmherzig, denn die Wolken sind mehrere hundert Meter unter uns. Nur der Gipfel des Teide auf Teneriffa – Spaniens höchster Berg – ragt mit seiner schneebedeckten Spitze in der Ferne noch aus dem Wolkenmeer. Der Passat und die hohen Vulkane, die sich wie an einer Perlenschnur aufgereiht von Norden nach Süden über die Insel ziehen, verleihen der Isla Bonita ihre landschaftliche Vielfalt und Schönheit. Die Passatwolken bleiben meist an den mächtigen Bergflanken hängen. Die Gebirgskette wirkt daher wie eine Wetterscheide. Die grüne Hölle des Nordens und Ostens speist sich aus den regelmäßig heranziehenden Wasserspendern, während der Westen karger und sonnenreicher ist. Nach Süden hin wird La Palma geologisch immer jünger. Der letzte Vulkanausbruch an der Südspitze war erst 1971. Die dabei entstandene Landschaft wirkt fast jungfräulich. Nur wenige niedrige Pflanzen haben es bisher geschafft, sich im schwarzen Lavagestein zu veran-



kern. Kaum habe ich mir den Rucksack über die Schulter geworfen, sehe ich schon wieder ein grandioses Motiv. Diesmal hört Philipp mein Rufen nicht, er ist bereits weit vor mir. Schnell hinterher, wir haben noch viele Kilometer Trails vor uns. Die angelegten Pfade werden von der Nationalparkverwaltung perfekt gepflegt und präpariert. Die zwischenzeitlich steilen Anstiege haben wir hinter uns gelassen. In leichtem Auf und Ab

kurven wir um Felsvorsprünge. Mal ein Blick nach rechts auf die zackigen Bergrücken der Caldera, dann wieder nach links auf die riesigen Waldflächen im Osten. Die Schritte werden leichter, langsam spüre ich den Flow. Fast übersehe ich Philipp, der auf mich wartet: »Jetzt geht´s bergab, volle Konzentration!« – und schon ist er wieder weg. Teilweise fällt der Weg auf dem breiten Bergrücken geradeaus ab, an sehr steilen Passagen windet er sich in vielen Spitzkehren dem wa-

bernden Wolkenteppich entgegen. Auf einmal geht alles ganz schnell. Ein erster kühler Luftzug, ein paar Dunstfetzen, schon verschluckt uns die feucht-kalte Masse. Der Himmel ändert seine Farbe von tiefblau über cyan in ein strahlendes Weiß, das schließlich von einem schmutzigen Grau verdrängt wird. Mitten in den Wolken beträgt die Sicht kaum 50 Meter. Aber wir verlieren so schnell an Höhe, dass wir uns schon bald darunter befinden. Am Passo Reventón biegen wir


nach Westen auf den wunderschönen Camino real ein. Dieser kunstvoll mit Natursteinen belegte Eselspfad wurde lange vor dem Bau der ersten Straßen genutzt, um den Westen mit dem Ostteil der Insel zu verbinden. Der extrem steile Trail geht richtig in die Knochen, macht aber einen Heidenspaß. Auch die ersten Sonnenstrahlen finden ihren Weg durch die auflockernde Bewölkung. Noch ein paar Meter durch dichten Pinienwald und wir erreichen die kleine Kirche Ermita

de la Virgen del Pino. Die letzten Kilometer bis El Paso legen wir auf Asphalt zurück, gerade recht um locker auszulaufen. Hier genießen wir die wärmende Nachmittagssonne und bei ein paar leckeren Tapas sichten wir bereits die Fotos auf dem Display. Sonne satt auch am nächsten Tag. Die genießen wir erst mal am Strand von Puerto Naos. Aber mittags geht´s schon wieder los. Riah und Philipp zeigen mir ein paar tolle Trails auf der Westflanke der Cumbre Vieja. Ein ganz anderes Laufgefühl als gestern. Der knirschende Lavasand rutscht an steilen Passagen leicht unter den Sohlen weg oder ist so tief, dass man Mühe hat voranzukommen. Gerade als wir einen Startplatz für Paraglider passieren, sausen uns ein paar Freerider auf Ihren Bikes entgegen. La Palma ist wirklich ein Spielplatz für Outdoor-Sport-

ler. Am späten Nachmittag fahren wir nach Tazacorte de Puerto. Ein Highlight soll ich mir noch ansehen. »Ich will laufen und nicht klettern« stelle ich verdutzt fest, als Riah auf den riesigen Fels zeigt, der fast senkrecht aus dem Meer aufragt. Unscheinbar startet der in den Stein gehauene Weg hinter ein paar Häusern und windet sich in atemberaubenden Serpentinen nach oben. Gleißendes Abendlicht über dem Atlantic – die Kamera im Anschlag bin ich jetzt in meinem Element. Und endlich kommt auch Philipp mal ins Schwitzen. Immer wieder müssen die beiden umdrehen, um noch mal für mich durchs Bild zu laufen. Erholen können sie sich wenn später die Sonne im Meer verschwunden ist.


Direkt neben dem Kiosko Teneguia in Puerto de Tazacorte starten wir bergauf über den GR131 (rot/weiß), der uns mit einem phantastischen Ausblick über Puerto de Tazacorte und den Atlantik hinauf zum Ausflugslokal Mirador del Time leitet. Vom Mirador laufen wir kurz auf der Strasse abwärts zum Traileinstieg in den Barranco de las Angustias. Auf unserem Weg in den Barranco kreuzen wir dreimal die Hauptstrasse, auf der wir dann auch den letzten Kilometer zurück zu unserem Startpunkt laufen.

auf 1450 Metern Höhe startet die Vulkanroute in Richtung Süden. Der Trail ist als GR 131 (rot/ weiß) in Richtung Fuencaliente gut ausgeschildert. Im ersten Teil der Strecke (4 km) geht es bis auf 1900 Meter hinauf, dann folgen 8 km auf dem Bergkamm entlang zahlreicher Vulkanausbruchstellen, bevor die letzten 7 km hinab nach Fuencaliente über einen sehr abwechslungsreichen, sandigen Trail führen. Anfahrt mit eigenem Auto oder mit dem Taxi ins Refugio Pilar. Rückfahrt mit Taxi oder Bus. Route 3 Im Vulkankrater der Caldera de Taburiente Naturerlebnis im Nationalpark 25 km;  950 hm;  950 hm

Route 2 Vulkanroute vom Refugio Pilar nach Fuencaliente Anspruchsvolle Tour zwischen den Vulkanen der Cumbre Vieja 19 km;  500 hm;  1200 hm Am Refugio Pilar, einem Camping- und Grillplatz

Wir starten am Wanderparkplatz im Barranco de las Angustias (200m) und laufen den Wanderweg RP LP 13 bergauf, der die Pistenauffahrt zum Aussichtspunkt Los Brecitos (1000m) abkürzt. Ab Los Brecitos geht es auf der Hauptwanderroute (weiterhin RP LP 13) tief in den Kessel der Caldera de Taburiente hinein

Route 1 Von Puerto de Tazacorte zum Mirador del Time In der steilen Felswand des Barranco de las Angustias 8 km;  500 hm;  500 hm


bis zum Zeltplatz (700m), bei dem sich auch eine Wasserstelle befindet. Aus der Caldera hinaus folgen wir weiter dem Hauptwanderweg, der nun parallel zu einem Flussbett des Barranco de las Angustias entlang Richtung Meer zu unserem Ausgangspunkt verläuft. Anfahrt von Los Llanos, am Busbahnhof der Beschilderung Caldera de Taburiente folgen oder ein Taxi nehmen. Route 4 Vom Mirador del Time zum Torre del Time Anspruchsvoller Trail mit Traumblick in die Caldera de Taburiente 14 km;  700 hm;  700 hm Startpunkt ist das Ausflugslokal Mirador del Time (500m), von dem aus wir nur 100 Meter Richtung Tijarafe laufen und dann bergauf in den GR 13 einbiegen, der anfangs noch betoniert ist. Der gut markierte Trail führt uns durch felsiges Gelände bis zum Aussichtspunkt Torre del Time, einem Feuerturm auf 1200 Metern Höhe. Zurück zum Ausgangspunkt über dieselbe Strecke. Eine Verlängerung auf dem GR 131 weiter bis zum Roque de los Muchachos (2426 m) ist von hier gut möglich. Dafür 500 Meter auf der Piste Richtung Norden bleiben und dann wieder der rot/weißen Beschilderung des GR 131 folgen. Der nächste lohnende Aussichtspunkt kommt nach weiteren 350 Höhenmetern, von hier kann man auch über den SL TJ 71 (grün/ weiß) in Richtung der Piste zum Torre del Time zurückkommen, um die Runde um 350 Höhenmeter und 7 Kilometer zu verlängern. Anfahrt mit Auto oder Bus zum Mirador del Time. (Kombinationsmöglichkeit mit Route 1) Die Ultra-Route Von Puerto de Tazacorte über den Roque de los Muchachos, Refugio Pilar und Fuencaliente zur Südspitze Wenn Dich alles andere gelangweilt hat … 68 Km;  4030 Hm;  4030 Hm … einfach nur dem GR 131 folgen


Interview mit Philipp Foltz Philipp, was fasziniert Dich an La Palma? Ein 2426 Meter hoher Berg mitten im Atlantik, der steil ins Meer abfällt und durch seine Form und Lage die unterschiedlichsten Klimaund Vegetationszonen beheimatet. Das ist La Palma. Warum ist die Insel so ideal für Trailrunner geeignet? Das umfangreiche, gut ausgeschilderte Wegenetz und das ganzjährig milde Klima machen La Palma zum perfekten Ziel. Man kann das abwechslungsreiche Naturerlebnis sehr gut mit sportlicher Aktivität verbinden und ist weit weg vom Massentourismus der Nachbarinseln. Die Infrastruktur mit Taxis und öffentlichen Bussen, die man für längere Streckenläufe nutzen kann, ist ebenfalls sehr gut. Eignet sich La Palma für Topläufer und Hobbyläufer gleichermaßen? Die schweren Hochgebirgsrouten sind sicher nur für erfahrene Läufer zu empfehlen, es gibt aber auch sehr viele schöne und vom Untergrund leichter zu laufende Trailvarianten. Sie eignen sich auch für normale Läufer und Trailrunning-Einsteiger. Dein Lieblingstrail? Die Vulkanroute ist an sich ein Wanderklassiker, aber auch zum Laufen bestens geeignet. Man läuft überwiegend auf feinem Lavasand und bewegt sich ständig auf 1700 bis 2000 Metern Höhe. Durch das Laufen auf dem Bergkamm zwischen unzähligen Vulkankratern hat man ständig wechselnde Ausblicke. Die ca. 20 km lange Strecke vom Refugio Pilar bis nach Fuencaliente ist extrem kurzweilig.


Charakteristik: Mit 47 km Länge und 28 km Breite ist La Palma bei maximal 2426 Meter Höhe weltweit die höchste Insel im Verhältnis zur ihrer Fläche. Über die ganze Insel ziehen sich viele perfekt ausgeschilderte Trails. Organisiertes Laufen: Im Dezember 2009 bietet Atlantic-Cycling eine Trailrunning-Woche an. www.atlantic-cycling.de Anreise:

Gute Flugverbindungen von vielen deutschen Eure Firma Atlantic-Cycling ist bekannt für erstklassig organisierte Bikewochen auf La Palma. Bietet Ihr auch etwas für Läufer? Im Dezember 2009 bieten wir erstmals eine Trailrunning-Woche an. Zusammen mit erfahrenen Bergläufern wird die Woche so gestaltet, dass ein sinnvoller Trainingsaufbau gewährleistet ist und genug Zeit zur Regeneration bleibt. Wir planen Touren, die alleine so nicht zu verwirklichen sind. Für alle Touren steht ein Shuttle-Service zur Verfügung. Das Lauftempo kann durch die Wahl der Strecken individuell gewählt werden. Und was machst Du nach dem Laufen? Am liebsten entspanne ich beim Sonnenuntergang am Palmenstrand von Puerto Naos.

Flughäfen. Alles aus einer Hand bietet Cycletravel. Der Spezialist für Sportreisen auf die Kanarischen Inseln berät kompetent und erfüllt auch individuelle Wünsche. www.cycletravel.de Übernachtung:

Tipp: Apartamentos Playa Delphin in Puerto Naos, schöne Apparte­ments mit Balkon und Meerblick. 42–55 Euro/Tag. www.playa-delphin.com Reisezeit und Klima: La Palma ist die Insel des ewigen Frühlings (durchschnittlich 20 bis 22 Grad). Im Juli/August ist es meist 4-5 Grad wärmer als im Januar/Februar. Vorsicht: Der Temperatur-Unterschied von Meereshöhe zu Gebirge kann extrem sein. Gestartet bei 25 Grad am Meer kann man später bei nur 5 Grad auf dem Roque de Los Muchachos ste­hen. Also immer warme, winddichte Kleidung mitnehmen! Literatur/Karten: „La Palma“, Michael Müller Verlag, 15,90 Euro; Wanderkarte La Palma von Freytag & Berndt 1:30.000, 6,80 Euro; Digitale Kompasskarte La Palma zur GPS-Routenplanung am PC, 14,90 Euro.


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