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THINK TANK

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PORTRÄT

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WIR HÄTTEN NOCH EIN PAAR IDEEN

Seit einigen Monaten ist der Think Tank nicht bloss eine Überschrift eines Magazinkapitels. Es gibt ihn. In wechselnder Besetzung. Hier die ersten Ideen in dieser seltsamen Zeit.

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VON STADTSICHT

Vier Personen an einem Tisch. Nicht mehr als fünf Personen bei zufälligen Treffen in der Öffentlichkeit. Nicht mehr als fünfzig oder gar nur dreissig Zuschauende an Fussballspielen. Kinobesuch nur durchgängig mit Maske. Und so weiter und so fort. Das ist die kleine soziale Horrorshow zum Jahresabschluss.

Man könnte nun den Laden dichtmachen, den Kopf in den Sand stecken und erst wieder herausziehen, wenn die Impfung vorbei ist. Wollen wir alle nicht. In der letzten STADTSICHT haben wir einige Beispiele von Luzernerinnen und Luzernern nacherzählt, die ihr Leben und vor allem ihr Geschäft ungebrochen weiterführen. Unter erschwerten Bedingungen, aber mit neuen Ideen, die aus dem Reich des Unkonventionellen stammen.

Der Think Tank hat einige weitere Vorschläge, die – wie wir finden – doch überprüfenswert wären. Hier sind sie:

Wer ein ganzes Stadion mit theoretisch 17069 Sitzplätzen und 900 VIP-Plätzen zur Verfügung hat, der sollte es nutzen. Auch ausserhalb der Corona-Saison werden pro Spielzeit lediglich 18 Partien aufgeführt. Einige Konzerte und sonstige Events lassen erahnen, dass es mit der Auslastung nicht zum Besten steht. Nun denn, gehen wir es an. Was könnte der FC Luzern als Schirmherr in der Swissporarena auf der Allmend ausrichten? Zum Beispiel das:

→ Im Frühling 2021 finden trotz Corona Generalversammlungen statt. Mehrere Hundert bis mehr als 2000 Menschen (Luzerner Kantonalbank) finden je nach Unternehmen in

Normalzeiten zusammen. Jetzt dürften sie nicht, wahrscheinlich bis tief ins 2021 nicht. Ausser sie halten gehörig

Abstand. Warum also soll man nicht die LuKBGeneralversammlung als Zeichen des Widerstands und des Willens, nicht alles in den virtuellen Raum entschwinden zu lassen, im Stadion durchführen? Auf dem Rasen wäre Platz für die einmalige Show mit quadratischer Anordnung und grossen

Screens, auf den Tribünen sässen die Damen und Herren

Aktionäre in gebührendem Abstand. Geht nicht, weil der

Zugang, Einlass und das Danach zu Menschenansammlungen führen könnte? Ach was. Der FC Luzern hat bereits

Anfang Oktober unter strengen Auflagen bewiesen, wie ein

Sicherheitskonzept funktioniert und man viele Menschen sicher ins und aus dem Stadion bringt. Probieren. → Bootcamps, Sportkurse, Tanz, YogaEvent – das Stadion mit den garantierten Abständen ist wie gemacht als Ausweichort für alles, wo es zu eng ist. → Am kommenden 4. Dezember will das Luzerner Theater in der Swissporarena das legendäre Barragespiel vom 13. Juni 2009 nachstellen, in dem Luzern gegen Lugano gleich mit 5:0 (wir sagen nur: zweifacher Torschütze João Paiva)

Treffern siegte. Vielleicht wird es etwas, vielleicht nicht.

Man weiss es heute zum Zeitpunkt der Drucklegung dieses

Magazins noch nicht. Doch im Frühling wäre das vor ein paar tausend Zuschauenden nachzuholen. Warum nicht noch andere legendäre Matches aufleben lassen, mit grosser

Show? Mit allem Drum und Dran, digitalen Bratwürsten und

Tickets und vielem mehr? Was wir gerne wiedersehen würden: Das 4:1 gegen Basel von 1993 mit dem heute noch geltenden Zuschauerrekord von 26 100 Fans, der diesmal natürlich analog und digital gemischt übertroffen werden müsste.

Oder den höchsten Heimsieg am 30. April 2015 mit einem 6:2 über den FC St. Gallen. Oder den 10. Juni 1989, als mit einem 1:0Sieg über den FC ServetteGenf im vorletzten

Saisonspiel die bisher einzige Meisterschaft festgemacht werden konnte. Hansi Burri würde nochmals mit der Pokalnachbildung über den Platz rennen. Grosses Theater.

Falls Restaurants weiterhin nur wenige Gäste einlassen dürfen und die Besetzung auf ein kommerziell unerträgliches Mass herunterschrauben müssen:

→ Heimlieferdienste sind sicherlich Zukunft. Vegan, vegetarisch sowieso. Aber auch betont mit regionalen

Zutaten. Fettarm. Wir kennen kaum jemanden, der das anbietet, und wissen, dass im urbanen Gebiet die Hipster genau so leben: korrekt und umweltbewusst. → Apropos umweltbewusst: Weil sich doch noch einige für den Klimakampf fit machen sollten (er kommt auch trotz

Corona), würden mit den Essen und Getränken auch gleich

Lehrmaterialien mitgeliefert. Anleitungen zum Urban

Gardening. Zum Selberbacken, Restenverwerten, Verhindern von Foodwaste und anderes mehr. Digital ausgelöst bei

Auslieferung. Mit Loyalitätsprogramm. → Gut würde auch das Störkochen gehen: Den GaultMillau

Koch oder die Köchin bestellen, mitkochen, vorher vielleicht zusammen einkaufen gehen. Alles gefilmt für die

Nachwelt, Mitwelt und für einen selber. Wiederum mit vielen OnlineTipps und Links versehen. Auch hier, zur

Schaffung von Kundenloyalität. Würde etwas kosten, aber es würde gekauft. → Mit Bewilligung auf der Strasse Suppenküche anbieten. Oder in leerstehenden Erdgeschossen PopupStores aufmachen. → Falls Restaurant kombiniert mit Hotel: In den Zimmern der kleinen Gemeinschaft gross auftischen. Dazu Vorträge, zum Beispiel über Luxus, und Uhrendirektverkauf.

Oder Weine. Oder anderes mehr.

Hotels leiden bekanntlich besonders unter der Absenz der normalen Kundschaft (minus siebzig Prozent Belegung zum Vorjahr sind schon als Erfolg zu verbuchen). Wie soll das gehen? Was könnte man mit den freien Räumen anstellen?

→ Kurse jeglicher Art mit bis zu vier Personen, online bedient, in einem Zimmer. → Auszeiten schaffen mit Literatur, Film,

MusikAnleitung durch Profis, live oder virtuell. → Coiffeurstudio für Einzelkunden (bereits erprobt, funktioniert). → Tattoo oder Kosmetikstudio (siehe Coiffeur),

Massagestunde, weiteres. → Tagesmieten mit Digitalkursen, eine Person pro

Zimmer, verbunden mit dem Netz, geführt von der

Lobby aus (vorzugsweise für Seniorinnen und Senioren angeboten). Verbunden mit Wettbewerben in

Geschicklichkeit und Lunch oder Dinner aufs Zimmer. → Kriminaltheater mit Auflösungswettbewerb, in einzelnen Zimmern, aufgeteilt. → Zimmer als Proberäume für Bands, Musikerinnen,

Musiker.

Man könnte die Liste weiterführen. Wir werden das tun und kostenlos Ideen weitergeben. Im Sinne der Nachbarschaftshilfe im urbanen Raum. Haben Sie Ideen und möchten in unserem Think Tank mittun – wir werden die Vorschläge gerne veröffentlichen, natürlich auch online: Gerne jederzeit an info@bamedia.ch

MACHEN WIR NOCHMAL THEATER Das Luzerner Theater trotzt den Schwierigkeiten.

TIPP 1

KINDERMUSIKTHEATER SCHELLEN-URSLI GLÖCKELT

Diese Geschichte trifft direkt ins Herz, und das seit 75 Jahren. So lange ist es her, seit Selina Chönz und der unvergessene Alois Carigiet den Schellen-Ursli erstmals aus dem Engadin in die Kinderstuben des Unterlands haben tanzen lassen. Ursli hat nur ein Glöckchen, alle anderen eine Glocke, und damit wollen die Kinder beim Chalandamarz den Winter aus dem Dorf vertreiben. Nur, wie soll das mit diesem Glöckchen gehen? Ursli hat einen Plan – und er findet einen Weg. Die Opernsparte tut sich mit den Puppenspielerinnen von Gustavs Schwestern zusammen und gibt mit ihnen und Studierenden des Studiengangs Musik, der Institute Klassischer Gesang sowie Volksmusik und Jazz der Hochschule Luzern diese immer aktuelle Erzählung über Selbstbestimmung, Schmerz, Hadern, Ausbruch und pure Freude. Als ob jemand von heute berichten würde.

Spieldaten: 2.12. (Premiere)

5., 6., 8., 9., 13., 16., 19., 23. Dez.

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luzernertheater.ch 041 228 14 14

TIPP 2

SCHAUSPIEL HAPPY END AUF DER ALLMEND

Die zwei grössten Spektakelmacher in dieser Stadt? Das Luzerner Theater und der FC Luzern. Sie haben mehr gemein, als man annehmen würde. Ein perfektes Fussballspiel funktioniert nach den klassischen Regeln des Dramas, retardierendes Moment inklusive, bevor alles sich zum Guten wendet oder die denkbar schlechteste Wendung nimmt. Wie im Leben halt oder wie im Theater. Logisch, dass die beiden endlich zusammenfinden. An einem einzigen Abend spielt es das legendäre Match von 2009 gegen den Abstieg nach. Jeder, der den FCL in seinem Herzen trägt, kennt die Geschichte. 5:0, Begeisterung, Lugano ist besiegt, das Drama abgewendet. Der Schweizer Künstler Massimo Furlan und Schauspieler André Willmund bringen das Event in die Swissporarena. Nur ein Goalie, ein Stürmer, ein Ball. Oléoléolé.

Spieldaten: 4.12. (Premiere in der Swissporarena)

TIPP 3

TANZ ALICE IN ASIA

Inspiriert von Lewis Carrolls Klassiker «Alice in Wonderland» geht es an diesem Abend in die Abgründe des eigenen Wunderlands. Po-Cheng Tsai treibt den Tanz voran, Videoprojektionen und schwarz-weisse Tuschezeichnungen geben die dichte Atmosphäre. In Tanz 35 bringt Kathleen McNurneys Truppe Spitzenleistung auf die Bretter und lässt sich in asiatische Traditionen entführen, ohne den zeitgenössischen, westlichen Tanz zu verraten. Die Haut-CoutureKostüme des Choreografen geben zusammen mit der Musik des Filmkomponisten Rockid Li ein facettenreiches Ästhetik- und Klangbild, das man nicht so schnell vergisst. «Tanz Luzerner Theater» tanzt die Premiere zusammen mit zwei Tänzerinnen und einem Tänzer aus Po-Cheng Tsais taiwanesischer Kompanie «B.DANCE».

Spieldaten: 16.1. (Premiere)

21., 24., 29., 31. Jan. / 6., 20., 28. Feb. / 6., 14., 19., 27. März / 10., 23. April

TELL–eine wahre Geschichte

nach Friedrich Schiller 26 Feb – 29 Mai Bühne ←

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