Arabic Music Days

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arabic music days



Arabic Music Days Kinan Azmeh CityBand Donnerstag

14. Dezember 2017 19.30 Uhr

Kinan Azmeh Klarinette Kyle Sanna Gitarre Josh Myers Kontrabass Bodek Janke Percussion Special Guest Tarek Yamani Klavier

18.30 – 19.15 Uhr Einführungsgespräch mit Kinan Azmeh und Tarek Yamani In arabischer Sprache mit deutscher und englischer Simultanübersetzung



Arabic Music Days Naseer Shamma & Ensemble Freitag

15. Dezember 2017 19.30 Uhr

Naseer Shamma Oud Saeid Kamal Violine Saber Abd elsattar Kanun Hany El Badry Ney Jwan Farhan Saz Special Guest Khater Dawa Gesang

Amjad Nasser Lesung Raed Wahesh Lesung

18.30  – 19.15 Uhr Einführungsgespräch mit Naseer Shamma und Mahmoud Guettat (Universität Tunis) In arabischer Sprache mit deutscher und englischer Simultanübersetzung



Arabic Music Days Filmscreening Samstag 16.

Dezember 2017 15.30 Uhr

Mozart Auditorium

Wake Me Up Regie Reem Sameer Al-Bayyat Drehbuch Reem Sameer Al-Bayyat, Ahmed Almulla Produzent Ahmed Alshayb Schnitt Mohammad Alfaraj Musik Espionage, Fabrice Ravel-Chapuis Mit Ibrahim Alhaasawi, Samar Albayat, Ahd Kamel Saudi-Arabien, 2016 Farbe, 24 Minuten In arabischer Sprache mit englischen Untertiteln

Von ihrem Mann hat sie sich entfremdet, ihre Kinder sind aus dem Haus – Salam kämpft gegen Depression und soziale Ängste, Ausdruck einer an­dauernden, tiefen Krise. Auf der Suche nach neuem Sinn im Leben versucht sie Ihre Leidenschaft fürs Tanzen und für Musik wiederzufinden. Dabei gerät sie in einen Zwiespalt zwischen dem Bedürfnis nach persön­ licher Freiheit und der Angst, allein zu sein. With her husband estranged and the children gone, Salam is struggling with depression and social anxieties, manifestations of a permanent existential crisis. In her quest for meaning, she tries to revive her passion for dancing and music—resulting in her being torn between the desire for personal liberation and the fear of being alone.

Publikumsgespräch mit der Regisseurin und Amel Ouaissa (Barenboim-Said Akademie) im Anschluss an den Film In englischer Sprache



Arabic Music Days Naseer Shamma & Kinan Azmeh Samstag 16.

Dezember 2017 19.00 Uhr

Naseer Shamma & Ensemble Naseer Shamma Oud Saeid Kamal Violine Saber Abd elsattar Kanun Hany El Badry Ney Jwan Farhan Saz Special Guest Khater Dawa Gesang

Kinan Azmeh CityBand Kinan Azmeh Klarinette Kyle Sanna Gitarre Josh Myers Kontrabass Bodek Janke Percussion Special Guest Tarek Yamani Klavier

Ahmed Almulla Lesung Lina Tibi Lesung

17.00 – 18.00 Uhr Einführungsgespräch mit Naseer Shamma, Kinan Azmeh und Saeid Kamal In arabischer Sprache mit deutscher und englischer Simultanübersetzung



Der Traum von neuen Klängen Naseer Shamma und Kinan Azmeh im Gespräch über die Arabic Music Days

Als der Pierre Boulez Saal vor knapp einem Jahr eröffnet wurde, hat Daniel Barenboim die Hoffnung geäußert, dass dieses Haus zu einer Heimat für Musik aus der arabischen Welt in Europa werden kann. Mit diesem Wochenende kommen wir seiner Idee ein kleines Stück näher. Es ist auffallend, dass man in der musi­ kalischen und künstlerischen Welt heute etwas beobachten kann, das einem fast wie das genaue Gegenteil dessen vorkommt, was in der politischen Arena passiert: es findet mehr Austausch statt zwischen verschiedenen Teilen der Welt, es gibt ein aufrichtiges Streben nach Verständnis, mehr Neugier auf Dinge, die auf den ersten Blick fremd erscheinen, ein stärkeres Gemeinschaftsgefühl. Ist das auch Ihr Eindruck? Kinan Azmeh Ich glaube, darauf gibt es unterschied­liche Antworten, und eine der Schwierigkeiten sprechen Sie mit der Frage direkt an: in dem Moment, in dem man die Dinge trennt in die westliche Welt und den Rest, wird es proble­ matisch. Ich glaube nicht, dass heute mehr Musik in anderen Teilen der Welt gehört wird als früher. Es fällt uns nur stärker auf. Die Menschen haben immer schon ihre Musik an an­ deren Orten gespielt. Eine Wiederentdeckung ist das nicht. Mir scheint, was heute passiert, ist, dass die Welt insgesamt – ohne den Versuch zu machen, sie in Ost und West zu unter­ teilen – versucht, sich auf andere Dinge einzulassen. Der Grad der Neugier entspricht jetzt den Möglichkeiten, die es gibt, Neues zu entdecken. Hätte man vor 20 Jahren in Deutschland oder in Damaskus gelebt und versucht, einen Komponisten im Sudan ausfindig zu machen, wäre einem kaum eine andere Möglichkeit geblieben als jemanden im Sudan anzurufen und hinzufahren und den Musiker dort zu treffen. Heute lassen sich solche Informationen viel leichter finden. Naseer Shamma In den 1960er Jahren ist in Frankreich etwas Wichtiges passiert. Der Musikwissenschaftler Jean-Claude Chabrier hatte damals den großen Musiker und Oud-Meister Jamil Bashir eingeladen, dort zu spielen. Dieses Konzert 11


hat viele Dinge angestoßen – nicht nur was arabische Musik angeht, sondern auch indische Musik, pakistanische Musik… Ravi Shankar ist damals in Frankreich aufgetreten. Umm Kulthum hat ihr erstes Konzert außerhalb der arabischen Welt im Olympia in Paris gegeben. Diese Momente haben geholfen, eine Brücke zu bauen, und im Lauf der letzten 30 oder 40 Jahre hat sich vieles über diese Brücke bewegt. Und jetzt, in den vergangenen fünf Jahren, haben Millionen von Menschen zwangsweise Syrien und den Irak und Ägypten verlassen und sind nach Europa oder Amerika ge­ kommen, und dabei bringen sie ihre Kultur mit. Ich sage das jetzt nicht, weil ich gerade in Berlin bin, aber besser als in Deutschland ist es all diesen Flüchtlingen nirgendwo anders ergangen. Das bringt für beide Seiten eine große Verant­ wortung mit sich, aber es macht mich sehr glücklich. Ich glaube, in den nächsten zehn Jahren werden die verschiedenen Kulturen noch viel enger zusammen­finden. KA Die Neugier darauf hat es immer gegeben. In dem Moment, in dem wir versuchen, Musik oder geografische Gegebenheiten zu kategorisieren, fangen die Probleme an. Ich glaube, was all diese verschiedenen musikalischen Tradi­ tionen gemeinsam haben, ist sehr viel wichtiger als das, was sie trennt. Man kann jetzt hingehen und sagen, dass das im Kontrast dazu steht, was in der politischen Welt passiert, aber das ist dann eine andere Konversation. Ich glaube nicht, dass Menschen sich kulturell je von der Politik haben ein­ schränken lassen. Ein politisches System ist dazu da, die Interessen einer bestimmten Gruppe zu schützen, die dieser politischen Gemeinschaft angehört. In der Kultur geht es, zu­ mindest nach meinem Verständnis, vor allem um Austausch und Mitteilung. Denken Sie daran, was auf der Seidenstraße passiert ist, auf all den alten Handelswegen: da wurden Musikinstrumente ausgetauscht, Ideen wurden ausgetauscht, Lieder wurden ausgetauscht genauso wie Gewürze oder Parfum. Das ist eine dynamische kulturelle Erfahrung. Die politischen Strukturen bleiben rigide, wie sie es immer waren. Menschliche Neugier setzt sich durch gegen Regierungen, die einem die einzig wahre Art des Denkens vorschreiben wollen – besonders in den Ländern, in denen die Freiheit, sich Dinge zugänglich zu machen, nicht existiert. Sie beide bringen in ihrer Musik ganz unterschiedliche Traditionen zusammen. Gibt es dabei einen Aspekt, der Ihnen besonders wichtig ist? 12


NS Ich habe klassische Musik studiert – d.h. arabische klassische Musik, nicht westliche. Wenn ich komponiere, komponiere ich zeitgenössische Musik. Aber die irakische Oud-Tradition ist sehr alt, sie geht zurück bis in die babylo­ nische Zeit vor 5.000 Jahren.Viele der großen Wissen­ schaftler in der irakischen Geschichte haben auch Oud gespielt, und die heutigen Meister, wie Munir Bashir oder Jamir Bashir, sind hoch angesehen. Wenn man auf einer solchen Geschichte aufbaut, muss man das ständig im Kopf behalten und, wie ich glaube, mehr tun und mit tieferem Verständnis an die Sache herangehen, als nur schön oder mit guter Technik zu spielen. Eins meiner Stücke zum Beispiel, From Assur to Seville, ist im Grunde ein kleines Stück Forschung zur Geschichte des Oud-Spielens, konzentriert auf fünf Minuten. Wenn ich komponiere, versuche ich immer an all das zu denken. Gleichzeitig sprechen wir aber alle die gleiche Sprache, und das ist die Musik.Vor drei Monaten habe ich mit Wynton Marsalis ein Konzert auf einem Jazz­ festival in Frankreich gespielt. Letztes Jahr in den Vereinigten Arabischen Emiraten haben wir ein Oud-Quartett mit Kollegen aus der Türkei, dem Irak und Syrien zusammen­ gestellt. Davor gab es das Orchestra of the East, beim Baalbeck Festival.Wir hatten 76 Musiker dabei aus dem Nahen, Mittleren und Fernen Osten, die Lyra gespielt haben, Pandura, Saz, Mandoline, Pipa, Santur, Kanun, Kamantscheh – manche dieser Instrumente sind alt und so gut wie gar nicht mehr im Gebrauch. Und wir haben neue Komposi­ tionen gespielt. Mein ganzes Leben lang habe ich solche Dinge gemacht, ich träume immer von neuen Klängen. Ich liebe traditionelle Musik, aber nicht diese Traditions-Mentalität. Wir müssen die Vergangenheit in die Zukunft bringen. KA Richtig. Unser eigenes Leben ist viel zu kurz, um auch nur eine Tradition völlig zu verstehen. Man kann sich nur an ihr freuen und versuchen, Dinge zu schaffen, das etwas aussagen und mit denen sich die Leute auseinandersetzen können. Mit Tradition beschäftige ich mich am liebsten, indem ich damit experimentiere. Wenn ich etwas über Jazz lernen will, spiele ich mit Jazzmusikern. Wenn ich etwas über arabische Musik lernen möchte, spiele ich mit Leuten, die sich in der traditionellen arabischen Musikszene gut auskennen. Und dabei versucht man, etwas Persönliches entstehen zu lassen. Ich erkläre es gern so, dass meine Musik von unterschiedlichen Traditionen inspiriert ist, aber nicht durch sie eingeschränkt wird. So verstehe ich meine Arbeit. 13


Und noch etwas Anderes habe ich oft gesagt: Musik zu machen, hat etwas mit freiem Willen zu tun, es ist ein Akt der Freiheit, wenn Sie so wollen, der Freiheit zu experi­ mentieren.Vielleicht hat man damit Erfolg oder vielleicht auch nicht, aber das hat nichts zu sagen, solange man versucht, etwas auszudrücken und dabei ehrlich zu sein. Ich komme aus der klassischen Musik, aber ich bin in Damaskus aufgewachsen und lebe seit Jahren in New York, deshalb interessieren mich viele Arten und Genres von Musik. Die ursprüngliche Idee für dieses Festival im Pierre Boulez Saal geht zurück auf eine Konferenz, die 1932 in Ägypten stattfand und als Kongress von Kairo bekannt geworden ist.Was hat es damit auf sich? KA Der Kongress von Kairo war ein Versuch, Menschen zusammenzuholen, um sich über die Musik der arabischen Welt Gedanken zu machen und darüber zu reden – Menschen nicht nur aus diesen Ländern, sondern auch aus Europa. Bartók und Hindemith waren dabei. Eins der Vorhaben war zum Beispiel, ein System für eine wohltem­ perierte Viertelton-Stimmung zu entwickeln, um zu verein­ heitlichen, wie man mit einem halben B oder einem halben Kreuz umgeht, so ähnlich wie Bach es für die klassische westliche Musik gemacht hat. Aber das war nur ein kleiner Aspekt, das Ganze sollte wirklich eine Gelegenheit sein, Wissen und Forschungsergebnisse auszutauschen. Bis heute ist es die wichtigste Konferenz geblieben, zu der sich Kom­ ponisten und Forscher getroffen haben, um auf wirklich wissenschaftliche Art und Weise die Musik der arabischen Welt zu studieren. Das ist mehr als 80 Jahre her, aber immer noch sehr relevant. Wenn Sie sich vorstellen, was seitdem passiert ist – das ist enorm. Was wir hier in Berlin an einem kurzen Wochenende machen, kann natürlich nur ein ganz kleiner Ableger davon sein. Aber wir versuchen genauso, Menschen zusammenzubringen, zu diskutieren, Musik zu spielen und einfach im selben Raum dabei zu sein. Was mich dabei besonders interessiert, ist auch der Versuch, arabische Musik von diesem Museumsgedanken zu befreien. Wenn es um arabische Musik geht, denken viele Leute oft: ach, das kulturelle Erbe… Mir ist es wichtig, nicht zu vergessen, dass es Leute gibt, die hier und jetzt Musik schreiben, die versuchen, an der Tradition herumzubastlen, damit zu spielen, zu expe­ rimentieren. Das Publikum sollte deshalb nicht mit der Er­ wartungshaltung kommen „Wir lernen etwas über arabi­ 14


sche Musik“, denn darum geht es nicht. Was sie zu hören bekommen werden, ist Musik, die aus der arabischen Welt stammt oder davon inspiriert ist, aber auch von anderen Dingen. Es ist wichtig, diesen Kontext herzustellen. NS Ausgangspunkt für dieses Projekt war der Kongress von Kairo, es hat sich dann aber zu etwas Anderem entwickelt. 1932 sind die besten klassischen Musiker aus der arabischen Welt zusammengekommen, um über Forschung und ihre musikalische Kultur zu sprechen, und über die Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern. Es wurde übrigens alles aufgenommen, mit deutscher Unterstützung, wussten Sie das? Die Schallplatten und die Geräte kamen aus Deutsch­ land. Dadurch ist eine unglaubliche Menge an Wissen bewahrt worden. Aber das Ganze hatte einen akademischen Hintergrund, während es uns eher um die Konzerterfahrung geht und darum, ganz praktisch verschiedene Einflüsse aus­ zutauschen. Kinan, Sie sind in der letzten Spielzeit schon mehrfach mit verschiedenen Ensembles im Pierre Boulez Saal aufgetreten, aber dies ist das erste Mal mit der CityBand.Was haben wir zu erwarten? KA Ich habe diese Band in New York gegründet, und wir kommen alle vier aus unterschiedlichen Richtungen. Die Musik, die wir machen – und ich bin nicht ganz sicher, ob ich das unterschreiben würde –, ist schon öfter als arabischer Jazz bezeichnet worden. Aber vielleicht trifft es das letzt­ endlich doch ganz gut. Wir spielen mit Lead Sheets, das sind praktisch einseitige Kurzfassungen der Noten. Und ansonsten ist viel Improvisation dabei. Insofern würde ich sagen, ja, von allem, was ich bisher gemacht habe, kommt es dem Jazz an nächsten. Es lässt jedem von uns vieren, oder in diesem Fall fünfen, viel Raum für Individualität und auch dafür, mit der Musik in ganz verschiedene Richtungen zu gehen. Diese Freiheit spielt bei diesem Projekt eine große Rolle. Ich komme selbst aus der klassischen Musik, und ein bisschen aus der arabischen. Kyle Sanna, der Gitarrist, ist Komponist, macht aber auch irische Musik und Bluegrass. Der Drummer, Bodek Janke, ist Jazz-Schlagzeuger, kennt sich aber auch sehr gut mit World Music aus. Josh Myers, unser Bassist, ist ein richtiger Jazzer, spielt aber auch schon lange in der New Yorker Rock-Szene. Und dann haben wir Tarek Yamani, unseren Gastpianisten. Er hat sich Jazz selbst beigebracht und arbeitet außerdem viel mit arabischer Musik. Mit anderen 15


Worten, es gibt in diesem Ensemble keine arabischen Instrumente. Aber der Tonfall der Musik, wenn Sie so wollen, hat für mich viel damit zu tun, was man in der arabischen Musik und ihrem Umfeld findet. Was die Leute zu hören be­ kommen, stammt also aus dieser Richtung, geht aber auch darüber hinaus in andere Bereiche. Naseer, am Freitag und Samstag geht es nicht nur um Musik, sondern auch um Dichtung. NS Es kommen vier Dichter aus unterschiedlichen Ländern, die ihre Werke lesen werden. Ich habe drei Musiker aus meiner Gruppe in Kairo eingeladen, die auf ihren Instrumenten in Ägypten die besten sind. Ein syrischer Sänger, der in Deutschland lebt, Khater Dawa, ist mit dabei, und Mahmoud Guettat, ein Musikwissenschaftler von der Uni­ versität Tunis. Außerdem zeigen wir einen Film von einer Regisseurin aus Saudi-Arabien, Reem Al-Bayyat, das ist besonders wichtig. Gemeinsam werden uns hoffentlich neue Ideen kommen zu den verschiedenen Disziplinen und zu der Kultur, an der wir alle teilhaben. Und am letzten Tag tun sich dann beide Ensembles, Kinans und meines, zusammen. Das ist das erste Mal, dass Sie beide gemeinsam auftreten! Was wird da passieren? KA Wir hoffen – wir sind sicher –, dass sich während der Probentage viele Verbindungen ergeben werden. Wir sind noch dabei, zu überlegen, wie es am besten funktioniert, aber eine Idee ist, aus allen Beteiligten verschiedene Duos und Trios zusammenzustellen – also sozusagen aus der Summe der beiden Bands etwas Neues zu machen. Ich hoffe, die Leute freuen sich auf diese Überraschung. Wir hoffen, dass wir uns damit selbst überraschen! Unmittelbar vor diesem Festival, in den ersten beiden Dezember­ wochen, gab es im Pierre Boulez Saal eine Aufführung von Boulez’ eigenem Répons, Abende mit Liedern und Streichquartetten von Schubert, Musik aus der 3.000-jährigen Geschichte Jerusalems, ein Gesprächskonzert mit Jazz und einen literarischen Abend mit Rilke. Finden Sie das überraschend? KA Ich glaube, wenn es für die Leute völlig natürlich ist, in ein Konzert zu gehen, egal ob es ein reines Boulez-­ Programm ist oder ein einzelner Oud-Spieler aus Kairo, und sie alles gleichermaßen zu schätzen wissen und ihm die gleiche Aufmerksamkeit widmen, dann ist das ein sehr 16


erfolgreicher Ansatz. Und genau in diese Richtung scheint es ja zu gehen! Wenn wir hier in diesem Saal ein Festival mit arabischer Musik machen, geben wir damit den Leuten zu verstehen, dass wir das nicht tun, weil es exotisch ist – wir tun es, weil wir der Meinung sind, dass es gut ist. Und das ist eine aufregende Sache.

Interview: Philipp Brieler


Dreaming of New Sounds Naseer Shamma and Kinan Azmeh in Conversation about the Arabic Music Days

When the Pierre Boulez Saal opened last March, Daniel Barenboim expressed his hope that it might become a home in Europe for music from the Arab world. This weekend brings us a little closer to making that idea become reality. It seems that in the musical and artistic world, we can see something happening today that is almost the exact opposite of what is going on in the political sphere: there is more exchange between different parts of the world, a more sincere attempt at understanding, more curiosity for things that might be unfamiliar, a greater sense of community. Is that your impression as well? Kinan Azmeh I think there are different ways to answer this, and one of the issues you actually addressed in the question: the moment you divide things into the Western world and somewhere else, that’s when it becomes problem­ atic. I don’t think there’s more music being heard in other parts of the world than before. But we’re noticing it more. There have always been people playing their own music in other places. It’s not a rediscovery. I think what’s happening today is that the world itself, without trying to divide it between East and West, is trying to reach out to other things. The level of curiosity is now matched with a possibility to explore. Twenty years ago, if you were living in Germany or in Damascus and you wanted to find someone who was writing music in Sudan, you didn’t have a lot of access unless you called somebody up in Sudan and went and met the musician there. Now you can find this kind of information much more easily. Naseer Shamma There was an important moment that happened in France in the 1960s. Jean-Claude Chabrier, the musicologist, invited the great musician and oud master Jamil Bashir to play there. That concert started many things­ —not just for Arabic music, but for Indian music, Pakistani music… Ravi Shankar performed in France. Umm Kulthum gave her first concert outside the Arab world at the Olympia in Paris. Those moments built a bridge, and over the last 30 or 40 years, a lot has moved across that bridge. And now, within the last five years, of course millions of people have


been forced to leave Syria and Iraq and Egypt and other places and have come to Europe or America, and they’re bringing their culture with them. I’m not saying this because I am in Berlin right now, but what happened with the refugees in Germany is the best that has happened to all the refugees anywhere. It’s a big responsibility for both sides, but it makes me very happy. I think over the next ten years, different cultures will come together even more closely. KA People always had the curiosity. The moment we try to categorize music and geography, that’s where the problem starts. I believe that what all these different musical traditions have in common is far more important than what separates them.You can say this stands in contrast to what’s happening in the political world, but that’s another conversation alto­ gether. I don’t think people, culturally, were ever bound by politics. A political system is about protecting the interests of a certain group that belongs to this political entity. Culture, at least in my opinion, is all about sharing. Think of what happened along the silk road, the ancient trade routes: in­ struments were exchanged, ideas were exchanged, songs were exchanged along with perfumes and spices. That’s a 0dynamic cultural experience. The political entities remain rigid, which is what they’ve always been. The curiosity of humans defies the governments that impose on you a single way of thinking—especially in countries where you don’t have the freedom to research everything. In your music, you both bring together a range of different traditions. Is there any one aspect that’s the most important to you? NS I studied classical music—Arabic classical music, that is, not Western. When I compose, I compose contemporary music. But the Iraqi oud tradition is very old, it goes back to the Babylonian period 5,000 years ago. Many of the great scientists in Iraqi history were also oud players, and the masters in our time, like Munir Bashir or Jamil Bashir, are highly respected. When you’re building on that history, you need to keep it in mind constantly and, I believe, do something deeper and more important than just play beautifully or with good technique. One of my pieces, for example, From Assur to Seville, is essentially a piece of research on the history of oud playing, compressed into five minutes. Whenever I’m composing I try to think about all of that. At the same time, we all speak the same language, which is music. Three months ago I played a concert with Wynton Marsalis at a 19


jazz festival in France. Last year in the United Arab Emirates, we brought together an oud quartet from Turkey, Iraq, and Syria. Before that we created the Orchestra of the East, that was at the Baalbeck Festival. We had 76 musicians from the Far East and the Middle East playing lyra, tambour, saz, mandolin, pipa, santur, qanun, kamancheh—some of them old instruments that aren’t used anymore. And we performed new compositions. This is what I’ve been doing all my life: I always dream about new sounds.I like traditional music, but not a tradition mentality.You need to bring the past into the future. KA Exactly. Our lifetimes as individuals are far too short to master even one tradition. All you can do is enjoy it and try and create something meaningful that people can com­ municate with. For me the best way to work with tradition is to experiment with it. I want to learn more about jazz, so I start to play with jazz musicians. I would like to learn more about Arabic music, so I play with musicians who are really immersed in the Arabic traditional music scene. And while you do that, you try to make something personal out of it. I like to say my music is inspired by different traditions but by no means limited by them. That’s how I shape my work. And this also is something I say often: making music is an act of free will, and an act of freedom, in a way, the freedom to experiment.You might succeed or you might fail, but that doesn’t mean anything, as long as you’re trying to say something and you’re honest about it. I have a back­ ground in classical music, but as someone who grew up in Damascus and has lived in New York for years, I also have a large appetite for lots of diverse genres of music. The original inspiration for this festival at the Pierre Boulez Saal was an event that took place in Cairo in 1932, known as the Cairo Congress of Arab Music.What was the idea behind it? KA The Cairo Congress was an attempt to bring people together to discuss and think about music from the Arab world—people not only from those countries, but also from Europe. Bartók and Hindemith were invited. One of the aims, for example, was to try and systemize the well-tempered quarter-tone scheme, to unify the way people approach a half flat, similar to what Bach did for classical Western music. But that was just one aspect, it really was an opportunity for people to share research they had done. To this day it con­ tinues to be the most heavyweight conference of composers 20


and researchers and scholars who wanted to really dissect and scientifically look at music from the Arab world. It took place more than 90 years ago, but it’s still very relevant. When you think about what happened between now and then, it’s tremendous. What we’re doing here in Berlin in one short weekend of course can only be a very small off­ shoot of that. But we’re also trying to bring people together to discuss and play and just be present in the same room. And what’s exciting about it is that we’re trying to get Arabic music out of the idea of a museum. A lot of the time, when people think about Arabic music, they think, oh, the heri­ tage… For me it’s important to remind them that there are people who are writing music now, who are actually trying to mess with the tradition, to play with it, to experiment with it. So the audience shouldn’t come with a mindset of, “we’re going to learn about Arabic music,” because that’s not what it is. They will listen to music that is from the Arab world and inspired by it, but also inspired by other things. It’s important to put that into context. NS This project started with the idea of the Cairo Congress, but it has really evolved into something different. In 1932, it was the best classical musicians from all over the Arab world who came together to talk about their research and their musical cultures, and the differences between the countries. It was all recorded, by the way, with support from Germany, did you know that? The records and the machines came from Germany. There’s an incredible amount of re­ search that was preserved. But the whole idea of it was aca­ demic, while what we’re doing here is more like a concert and sharing different influences in a practical way. Kinan, you’ve performed several times at the Pierre Boulez Saal last season with different ensembles, but this will be your first time here with the CityBand. What should we expect? KA I started this band in New York, and the four of us all have different backgrounds. The music has been described ­—and I don’t know if I endorse this description—as Arabic jazz. I suppose that’s fine. We use lead sheets, which are a one-page kind of score, as a departure point. As for the rest, there’s a lot of improvisation involved. So, yes, it’s the closest thing to jazz that I have done. It allows four individuals, or in this case five, a lot of room to be themselves and to take the music and interpret it in completely different ways. There’s a great deal of freedom in this project. My back­ 21


ground is in classical music, and a little in Arabic music. Kyle Sanna, the guitarist, is a composer, but he’s also into blue­ grass and Irish music. The percussionist, Bodek Janke, is a jazz drummer who is also very well immersed in world mu­ sic. Josh Myers, our bassist, is a straight-up jazz guy but he has played in the rock scene in New York for a long time. And then we have Tarek Yamani, who is our guest pianist. He taught himself to play jazz, and he’s been working a lot on Arabic music. SIn other words, there are no Arabic in­ struments in this ensemble. But the music carries a lot of the idioms that I find in what can be called Arabic music and the extensions of it. What you’re going to hear is rooted in that it but it goes somewhere else beyond that territory. Naseer, on Friday and Saturday there will be music and poetry. NS We will have four poets from different countries

reading their work. I invited three musicians from my group in Cairo, who are the best on their instruments in Egypt. A Syrian singer who lives in Germany, Khater Dawa, will also be with us, and Mahmoud Guettat, a musicologist from the University of Tunis. And we will have a film by a female director from Saudi Arabia, Reem Al-Bayyat, which is very important. All together hopefully we will get new ideas about each different art and about the culture that we share. And then on the last day, both groups, Kinan’s and mine, will meet. Which will be the first time the two of you are performing together! What’s going to happen? KA We hope what’s going to happen—we know it will—is that during those few days that we’ll be rehearsing, we can make some connections. We’re still figuring out what exactly the best format will be, but the idea is to maybe have different duos or trios from among all the people combined—in other words, create something new out of the sum of the two bands. I hope that people will be excited by the surprise. We’re hoping to be surprised ourselves! Prior to this festival, over the first two weeks of December, at the Pierre Boulez Saal there will have been a performance of Boulez’s own Répons, evenings of Schubert songs and string quartets, music from the 3,000-year history of the city of Jerusalem, a discussion about jazz, and a literary program of Rilke. Does that surprise you? 22


KA I think when it becomes natural for people to go see a concert, whether they’re hearing an all-Boulez program or listen to a solo oud player from Egypt, and they appreciate all of this with the same depth that it requires, that’s a very successful approach. And it seems to be going in that direction! By performing a festival of Arabic music in a place like this, we’re telling people that we didn’t program this because it’s exotic—we’re doing it because we think it’s good.  And that’s quite exciting.

Interview: Philipp Brieler

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Künstlerbiographien Artist Biographies

degrees from Damascus University’s School of Electrical Engineering and the City University of New York. As a clarinetist, composer, and improviser he has appeared at venues such as Carnegie Hall, Alice Tully Hall, the Royal Albert Hall, the Berlin Philharmonie, the Mozarteum in Salzburg, the Tchaikovsky Kinan Azmeh Conservatory in Moscow, and at the Kinan Azmeh ist einer der vielseitigsten Kennedy Center in Washington, DC, where his artistic partners have included Musiker seiner Generation. Er stammt the Bavarian Radio Symphony Orchestra, aus Damaskus und ist Absolvent der the NDR Bigband, and the West-Eastern Juilliard School in New York und der Divan Orchestra and Daniel Barenboim, Musikhochschule seiner Heimatstadt among many others. He has written sowie der Universität Damaskus compositions for solo instruments, (als Elektroingenieur) und der City Univ­ersity of New York. Als Klarinettist, chamber music, orchestral works, and film scores. Kinan Azmeh is artistic Komponist und improvisierender Musiker war er u.a. in der Carnegie Hall, director of the Damascus Festival Chamber Players and a member of der Alice Tully Hall und der Royal Albert Hall, in der Berliner Philharmonie, Yo-Yo Ma’s Silk Road Ensemble, and im Salzburger Mozarteum, im Moskauer also performs regularly with the ensemble Tschaikowsky-Konservatorium und im Hewar and his quartet CityBand. Kennedy Center in Washington zu hören und arbeitete dabei mit dem Symphonie­ orchester des Bayerischen Rundfunks, der NDR Bigband, dem West-­Eastern Divan Orchestra und Daniel Barenboim Naseer Shamma Der 1962 im Irak geborene Naseer und vielen anderen zusammen. Sein Werkverzeichnis umfasst Kompositionen Shamma zählt zu den profiliertesten Virtuosen und Lehrern auf der arabischen für Soloinstrumente, Kammermusik, Kurzhalslaute Oud. Er erhielt seine Orchesterwerke und Filmmusik. Er ist musikalische Ausbildung an der Musik­ künstlerischer Leiter der Damascus Festival Chamber Players und Mitglied hochschule Bagdad bei dem irakischen in Yo-Yo Mas Silk Road Ensemble und Großmeister Munir Bashir und lehrte ab 1993 fünf Jahre lang an der Musik­ tritt außerdem regelmäßig mit dem hochschule in Tunis. 1998 gründete Ensemble Hewar und seinem Quartett er in Kairo das Arab Oud House, eine CityBand auf. Schule, die ganz seinem Instrument Kinan Azmeh is one of the most versatile gewidmet ist und der seither weitere musicians of his generation. Born in Standorte in Abu Dhabi, Constantine (Algerien) und Alexandria folgten. Damascus, he trained at New York’s Juilliard School and the Institute of Naseer Shamma ist seit Beginn seiner Music of his home town, and also holds Karriere als Komponist aktiv und gibt 24


weltweit Konzerte mit Musikern unter­ schiedlichster Herkunft, darunter das Al-Oyoun Ensemble, das Methoden und Instrumente der klassischen arabischen mit denen westlicher Musik kombiniert, und das Global Music Ensemble, eine Vereinigung von Künstlern aus sechs Ländern. Als einziger Musiker der Gegen­ wart hat er, basierend auf den Schriften des Musiktheoretikers Al-Farabi aus dem 10. Jahrhundert, eine achtsaitige Oud rekonstruiert, die den Tonumfang des Instruments und seine klanglichen Möglichkeiten gegenüber der heute üblichen sechssaitigen Variante erheblich erweitert. Naseer Shamma lebt in Berlin und wurde in diesem Jahr von der UNESCO zum Goodwill Ambassador ernannt. Born in Iraq in 1962, Naseer Shamma is among the world’s foremost players and teachers of the oud, the traditional Arab short-neck lute. He trained at the Music Academy in Baghdad with Iraqi grand master Munir Bashir and from 1993 taught for five years at the Conservatory in Tunis. In 1998 he founded the Arab Oud House in Cairo, a school entirely dedicated to his instrument. Other schools subsequently opened in Abu Dhabi, in Constantine, Algeria, and in Alexandria. Naseer Shamma has been active as a composer from the begin­ ning of his career and performs around the world with leading artists from many different backgrounds, including the Al-Oyoun Ensemble, which com­ bines classical Arab instruments and methods with Western music, and with the Global Music Ensemble, a group of artists from six different countries. He is the only contemporary musician to have reconstructed an eight-stringed

oud based on the writings of the 10th-century music scholar Al-Farabi, considerably extending the range and tonal possibilities of the instrument compared to today’s standard six-stringed version. He lives in Berlin and was named a UNESCO Goodwill Ambas­ sador this year.

Saber Abd elsattar Saber Abd elsattar (Kanun) zählt zu den bekanntesten Solisten auf seinem Instrument im Nahen Osten. Er promo­ vierte an der Academy of Arts in Kairo und unterrichtet seit 2001 am Talent Development Center des Cairo Opera House. Außerdem trat er mit vielen na­ tionalen und internationalen Ensembles auf und ist seit 20 Jahren regelmäßiger Gast im ägyptischen Rundfunk. Er ist in vielen musikalischen Genres aktiv und auch als Komponist tätig. Im Jahr 2011 veröffentlichte er sein erstes Album. Saber Abd elsattar (Qanun) is among the most renowned performers on his instrument in the Middle East. He holds a doctorate from the Academy of Arts in Cairo and since 2001 has been teaching at the Talent Development Center of the Cairo Opera House. He has appeared with many national and international ensembles and for the past 20 years has been a regular guest on Egyptian Radio. He performs a wide range of musical genres and is also a composer. His first album was released in 2011.

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Reem Sameer Al-Bayyat Die saudi-arabische Filmregisseurin, Fotografin, bildende Künstlerin und Modedesignerin Reem Sameer Al-Bayyat erhielt ihre Ausbildung an der Arts University in Bournemouth. Ihre ersten beiden Filme Shadows (2008) und Dolls (2010) waren bei verschiedenen Festivals in Mumbai, Dubai, Maskat und Paris zu sehen. Sie arbeitete außerdem an zwei im Auftrag des saudi-arabischen Außen­ ministeriums produzierten Kurzdoku­ mentationen. Ihre aktuelle Arbeit Wake Me Up wurde in diesem Jahr beim Madrid International Film Festival und beim International Filmmaker Festival of World Cinema in Mailand mit dem Regiepreis für den besten fremdsprachi­ gen Kurzfilm ausgezeichnet. Reem Sameer Al-Bayyat is a Saudi film director, photographer, collage artist, and fashion designer who received her education at the Arts University Bournemouth. Her first two films, Shadows (2008) and Dolls (2010), were seen at various festivals in Mumbai, Dubai, Muscat, and Paris. She also directed two short doocumentaries commissioned by the Saudi Ministry of Foreign Affairs. Her current film, Wake Me Up, this year won the Best Director award in the Short Foreign Language Film category at the Madrid Interna­ tional Film Festival and the International Filmmaker Festival of World Cinema in Milan.

Ahmed Almulla Der aus Saudi-Arabien stammende Ahmed Almulla (Lesung) veröffentlichte 1995 seinen ersten Gedichtband, dem 26

seither sieben weitere folgten. Er ist Mit­herausgeber zweier Anthologien arabischer Lyrik und leitete 2015 das erste Lyrik-Festival in Dammam sowie mehrere Ausgaben des Saudi Film Festival. Im vergangenen Jahr erhielt er den Mohammed Althubaity Preis für Dich­ tung. Er war von 1997 bis 2003 Chef­ redakteur der Zeitung Arreyadi und ist seit 2013 Direktor der Saudi-Arabischen Gesellschaft für Kultur und Künste in Dammam. Saudi-born Ahmed Almulla (reading) published his first volume of poetry in 1995, which was followed by seven more books so far. He co-edited two collections of Arabic poetry and was the director of the first Poetry Festival in Damman in 2015 and of the Saudi Film Festival. Last year he received the Mohammed Althubaity Award for poetry. He was chief editor of the newspaper Arreyadi from 1997 to 2003 and since 2013 has been director of the Saudi Society of Culture and the Arts in Dammam.

Khater Dawa Khater Dawa (Gesang), 1989 im syrischen Hama geboren, studierte Oud bei Naseer Shamma am Arab Oud House in Kairo und Gesang am Cairo Opera House. Während dieser Zeit entstand sein erstes Ensemble, mit dem er auf wichtige Festivals in der arabischen Welt eingeladen wurde und sein erstes Album einspielte. In seinen Liedern geht es um die Menschen in Syrien und anderswo, die sich mit ihrem Schicksal nicht abfinden, und um Wider­ stand, Freiheit und Protest. Derzeit studiert er Weltmusik mit Schwerpunkt


Oud an der Popakademie Baden-­ Württemberg in Mannheim. Born in 1989 in Hama, Syria, Khater Dawa (vocals) studied oud with Naseer Shamma at the Arab Oud House in Cairo and voice at the Cairo Opera House. During this time he formed his first band, with which he was invited to major festivals in the Arab world and recorded his first album. His songs deal with the people in Syria and elsewhere who will not accept their fate, and with ideas like resistance, freedom, and protest. He currently studies world music and oud at the University of Popular Music and Music Business in Mannheim.

musicians including Amr Diab, Naseer Shamma, Manal Mohy El Din, Mahmoud Turkmani, and Saeid Kamal. He can be heard on many albums of both pop and traditional music.

Jwan Farhan

Jwan Farhan (Saz) wurde 1980 in Syrien geboren. Er studierte Oud bei Naseer Shamma am Arab Oud House in Kairo und unterrichtete dort später mehrere Jahre lang sowohl Oud als auch das verwandte Lauteninstrument Saz. Er ist überall in der arabischen Welt aufge­ treten und gab Konzerte u.a. in Ägypten, Abu Dhabi, Marokko,Tunesien, Algerien, Katar, Bahrain, Oman und im Libanon. In Europa war er in Polen sowie in Hany El Badry Schweden zu hören, wo er seit 2010 Der 1976 in Ägypten geborene Hany El lebt. Badry (Ney) schloss seine musikalische Ausbildung 1999 mit Auszeichnung ab. Jwan Farhan (saz) was born in Syria in Heute zählt er zu den erfolgreichsten 1980. He studied oud with Naseer Ney-Spielern in seinem Heimatland und Shamma at the Arab Oud House in tritt mit einer Reihe von Ensembles in Cairo, where he later also taught oud as unterschied­lichen Genres international well as saz, another lute instrument, for auf. Er hat mit prominenten Sängern several years. He has performed across und Künstlern wie Amr Diab, Naseer the Arab world and given concerts in Shamma, Manal Mohy El Din, Mahmoud Egypt, Abu Dhabi, Morocco, Tunisia, Turkmani und Saeid Kamal zusammen­ Algeria, Qatar, Bahrain, Oman, and ge­arbeitet und ist auf einer Vielzahl von Lebanon. In Europe, he has been heard Alben sowohl im Bereich von Pop- als in Poland and in Sweden, where he has auch von traditioneller Musik zu hören. been based since 2010. Hany El Badry (ney) was born in Egypt in 1976 and graduated with distintion in 1999. He is among the most succesful ney players in his home country and has performed with many bands and ensembles in a variety of genres, appear­ ing all over the world. Among his collaborators are prominent singers and

Mahmoud Guettat Der Musiker und Musikwissenschaftler Mahmoud Guettat (Moderation) ist emeritierter Professor der Universität Tunis, wo er 1982 den Unterrichtsbe­ reich für Musikwissenschaft begründete 27


und das Higher Institute of Music ins Leben rief. Er hat mit einer Vielzahl von akademischen und musikalischen Institutionen sowohl in der arabischen Welt als auch in Europa zusammenge­ arbeitet und ist u.a. Mitglied des wissen­ schaftlichen Rates der Tunesischen Akademie für Wissenschaft, Literatur und Kunst. Musician and musicologist Mahmoud Guettat (host) is professor emeritus at Tunis University, where he launched the musicology program in 1982 and founded the Higher Institute of Music. He has collaborated with many aca­ demic and musical institutions both in the Arab world and in Europa and, among many other honors, is a member of the Scientific Council of the Tunisian Academy of Sciences, Letters and Arts.

Bodek Janke Bodek Janke (Schlagzeug) studierte Schlagzeug, Musiktheorie und Kompo­ sition am Konservatorium Karlsruhe, an der Musikhochschule Köln und in New York. Schon als Jugendlicher war er weltweit als Marimbaphon-Virtuose erfolgreich. Er ist mit Jazzmusikern wie David Liebman, Billy Harper, Ben Monder und Dave Binney aufgetreten, arbeitete mit den Bigbands des WDR, NDR und des Hessischen Rundfunks zusammen und beschäftigt sich außer­ dem intensiv mit klassischer indischer Musik. Auftritte führten ihn ans Kennedy Center in Washington, in die Carnegie Hall in New York, an die Kölner Philharmonie und zu Festivals in ganz Europa. 28

Bodek Janke (drums) studied percussion, music theory, and composition at the Conservatory in Karlsruhe, the Musik­ hochschule in Cologne, and in New York. As a teenager he toured around the world as a marimba virtuoso. He has worked with leading jazz musicians including David Liebman, Billy Harper, Ben Monder, and Dave Binney, per­ formed with the big bands of the major German radio stations NDR, WDR, and HR, and also studied classical Indian music. Concert appearances have taken him to the Kennedy Center in Washington, DC, to New York’s Carnegie Hall, the Cologne Philharmonie, and to festivals across Europe.

Saeid Kamal Saeid Kamal (Violine) wurde 1976 in Kairo geboren und studierte an der dortigen Academy of Arts. Er ist als Violinist, Dirigent, Komponist und Ar­ rangeur international gefragt und stand mit vielen prominenten Künstlern auf der Bühne, darunter Naseer Shamma und die marokkanische Sängerin Asmaa Lamnawar. Im Jahr 2000 veröffentlichte er gemeinsam mit dem FlamencoGitarristen Rafa El Tachuela das Album Flamenco Arabe. Er unterrichtet an der Academy of Arts in Kairo. Saeid Kamal (violin) was born in Cairo in 1976 and studied at the Academy of Arts in his hometown. He is in demand around the world as a violinist, conductor, composer, and arranger and has per­ formed with many prominent artists, including Naseer Shamma and the Moroccan singer Asmaa Lamnawar. In 2000 he collaborated with flamenco


guitarist Rafa El Tachuela on the album Flamenco Arabe. He teaches at the Academy of Arts in Cairo.

Josh Myers Josh Myers (Bass) leitet seine eigene Band Big Words und tritt außerdem mit Sister Sparrow & The Dirty Birds, Heather Christian & The Arbonauts und mit Kinan Azmehs CityBand auf. Konzerte führten ihn ins Lincoln Center und in die Carnegie Hall in New York, zur Library of Congress in Washington und ans Royal Opera House Muscat in Oman. Dabei stand er mit Künstlern wie John Scofield, Kenny Werner, Ralph Alessi, Wayne Krantz und Bernard Purdie auf der Bühne.

Gedichtbände, außerdem hat er zwei Romane und vier Bände mit Reiselite­ ratur vorgelegt. Trotz seines politischen Engagements und seiner ideologischen Überzeugungen stehen in seinen Werken vor allem Themen des täglichen Lebens im Mittelpunkt. Er war Gast bei Lyrik-­ Festivals u.a. in Kairo, Rotterdam, London und Medellín.Verschiedene seiner Veröffentlichungen sind in Über­ setzungen auf Englisch, Französisch, Italienisch, Spanisch, Niederländisch und Deutsch erschienen.

Born in Jordan in 1955, Amjad Nasser (reading) has lived in London as a poet, writer, and journalist since 1987. He worked for various television, radio, and print media in Amman, Beirut, and Cyprus and in 1979 published the first of his ten volumes of poetry. He has also written two novels and four books In addition to leading his own band, of travel literature. Despite his political Big Words, Josh Myers (bass) also per­ forms with Sister Sparrow & The Dirty activities and ideological beliefs, his Birds, Heather Christian & The Arbonauts, works are free from slogans and empha­ size the celebration of daily life. He and Kinan Azmeh’s CityBand. He has appeared at Lincoln Center and Carnegie has been invited to poetry festivals in Cairo, Rotterdam, London, and Medellín, Hall in New York, at the Library of Congress in Washington, DC, and at the among others. Some of his works have been translated into English, French, Royal Opera House Muscat in Oman. His musical partners include artists such Italian, Spanish, Dutch, and German. as John Scofield, Kenny Werner, Ralph Alessi,Wayne Krantz, and Bernard Purdie.

Amel Ouaissa Amjad Nasser Der 1955 in Jordanien geborene Amjad Nasser (Lesung) lebt seit 1987 als Autor und Journalist in London. Er arbeitete für verschiedene Zeitungen und Rund­ funkanstalten in Amman, Beirut und Zypern. Im Jahr 1979 veröffentlichte er den ersten seiner mittlerweile zehn

Amel Ouaissa (Moderation) ist Assis­ tentin des Dekans der Barenboim-Said Akademie. Sie schloss ihr Studium der Soziologie an der Freien Universität Berlin mit dem Master ab und beschäftigt sich vor allem mit Bildungssoziologie, postkolonialen und dekolonialen Theo­ rien, feministischer Theorie und mit gesellschaftlichen und politischen Trans­ 29


formationsprozessen in der MENARegion. Sie promoviert im Bereich Bildungsmanagement und hält regel­ mäßig Vorträge zu diesem Thema. Außerdem ist sie Mitglied der Arbeits­ gruppe „Antirassismus und interkulturelle Angelegenheiten” im Berliner Landes­ beirat für Migration und Integration. Amel Ouaissa (host) is the Assistant to the Dean of the Barenboim-Said Akademie. She holds a master’s degree in Sociology from the Freie Universität Berlin, with her research interests focused on Sociology of Education, Postcolonial and Decolonial Theories, Feminist Theory and Societal and Political Transformation in the MENA region. She is pursuing a PhD in Education Management and regularly lectures on this topic. She also serves as a member of the working group for anti-racism and intercultural affairs of the Berlin Advisory Council for Migration and Integration.

Kyle Sanna (guitar) is a guitarist, pro­ ducer, composer, and arranger who has performed with artists including Yo-Yo Ma, Edgar Meyer, and Chris Thile, among many others. He has also ap­ peared with some of the leading figures in Irish music, such as Kevin Burke and Martin Hayes, and with many members of New York’s improvised-music scene. His compositions have been heard at such diverse venues such as Bach’s birthplace in Eisenach, New York’s Carnegie Hall, and the Royal Opera House Muscat in Oman. He has given workshops at many universities und festivals from Alaska to Cuba.

Lina Tibi

Lina Tibi (Lesung) stammt aus Damaskus. Sie hat sieben Gedichtbände publiziert und an verschiedenen Lyrik-­Festivals in aller Welt teilgenommen. Einige ihrer Werke sind u.a. in englischer, deutscher, französischer und griechischer Über­ setzung erschienen, und im Jahr 1999 Kyle Sanna veröffentlichte sie eine Sammlung aus­ Kyle Sanna (Gitarre) arbeitet als Gitarrist, gewählter Gedichte auf Spanisch. Sie Produzent, Komponist und Arrangeur war als Kultur- und Literaturredakteurin und ist mit Künstlern wie Yo-Yo Ma, für die in London erscheinende Zeitung Edgar Meyer und Chris Thile aufgetreten. Azzaman tätig und arbeitete außerdem Außerdem stand er mit einigen der be­ für AlKatibah, das erste Magazin in deutendsten Interpreten irischer Musik, arabischer Sprache, das sich dem Thema darunter Kevin Burke und Martin Hayes, weiblicher Literatur widmete. Nach und vielen Mitgliedern der New Yorker mehrjährigen Aufenthalten in Syrien, Improvisationsszene auf der Bühne. dem Libanon, London und Ägypten Seine Musik war an so unterschiedlichen lebt sie heute in Berlin. Orten wie dem Bachhaus Eisenach, der Carnegie Hall in New York oder dem Lina Tibi (reading) is from Damascus. Royal Opera House Muscat in Oman She has published seven volumes of zu hören. Er gibt außerdem Workshops poetry and participated in poetry festivals an vielen Universitäten und bei Festivals around the world. Her works have been von Alaska bis Kuba. translated into English, German, French, 30


Greek, and other languages, and in 1999 she published a collection of selected poems in Spanish. She worked as a culture and literature editor for the newspaper Azzaman in London and was a co-editor for AlKatibah, the first magazine in Arabic to focus on female literature. She has lived in Syria, Lebanon, London, and Egypt, and today is based in Berlin.

Raed Wahesh Raed Wahesh (Lesung) wurde 1981 als Sohn einer palästinensisch-syrischen Familie in Damaskus geboren und lebt heute in Hamburg. Er hat vier Gedicht­ bände und einen Prosaband veröffent­ licht und wirkt außerdem als Redakteur einer arabischen Website für Politik und Kultur. In seinen Werken beschäftigt er sich mit dem Krieg in Syrien, seinen Erfahrungen als Regimekritiker und Themen wie Exil und Identität. Sein jüngstes Buch Walking We Meet. Walking We Part beschreibt die Heraus­ forderung, sich nach dem Verlust eines alten Lebens an anderem Ort ein neues aufbauen zu müssen.

Walking We Meet.Walking We Part, he ex­ plores the idea of how one loses his life and has to build it again in another place.

Tarek Yamani Der in Beirut geborene und in New York lebende Tarek Yamani (Klavier) ist als Pianist weitgehend Autodidakt. In seiner Musik beschäftigt er sich vor allem mit der Beziehung zwischen afro-­ amerikanischem Jazz und arabischen Rhythmen und Maqams, wie vor allem auf seinen beiden letzten Alben Lisan Al Tarab: Jazz Conceptions in Classical Arabic und Peninsular zu hören ist. Er ist Gewinner der Composers Competi­ tion des Thelonious Monk Institute of Jazz (2010) und stand mit Musikern wie Wayne Shorter, Richard Bona, Esperanza Spalding, Zakir Hussain und Antonio Sanchez auf der Bühne. Außer­ dem arbeitet er als Musikpädagoge und Komponist von Filmmusik.

Born in Beirut and based in New York, Tarek Yamani (piano) is self-taught as a pianist. In his music, he is dedicated to exploring the relationship between African-American jazz and Arabic rhythms and maqams, a combination Raed Wahesh (reading) was born in most evident in his recent albums Lisan Damascus in 1981, the son of a Palestinian-­ Al Tarab: Jazz Conceptions in Classical Syrian family, and now lives in Hamburg. Arabic and Peninsular. A 2010 winner of He has published four volumes of poetry the Composers Competition of the and one book of prose and also works Thelonious Monk Institute of Jazz, he has performed with artists including as an editor for an Arabic website for culture and politics. His work deals with Wayne Shorter, Richard Bona, Esperanza Spalding, Zakir Hussain, and Antonio the war in Syria, his experiences as a Sanchez. He is also an educator and a regime critic, and themes such as exile composer of film scores. and identity. In his most recent book,

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