Stagg&Ware, Oct 17, 2024 - Liedtexte

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17.Oktober 2024

SIOBHAN STAGG & JONATHAN WARE

Pierre Boulez Saal Saison 2024 / 25

Hildegard von Bingen

O vis aeternitatis

O vis aeternitatis que omnia ordinasti in corde tuo, per verbum tuum omnia creata sunt sicut voluisti, et ipsum verbum tuum induit carnem in formatione illa que educta est de Adam.

Et sic indumenta ipsius a maximo dolore abstersa sunt.

O quam magna est benignitas salvatoris, qui omnia liberavit per incarnationem suam, quam divinitas exspiravit sine vinculo peccati.

Gloria Patri et Filio et Spiritui sancto.

O Kraft der Ewigkeit

O Kraft der Ewigkeit, Die du alles in deinem Herzen geordnet hast, Durch dein Wort wurde alles so erschaffen, Wie du es gewollt hast, Und dein Wort selbst Gewandete sich in Fleisch In jener Gestalt, Die von Adam abstammt.

Und so wurden dessen Gewänder Von unendlichem Leid Gereinigt.

Wie groß ist doch die Güte des Erlösers, Der alles befreit hat

Durch seine Menschwerdung, Von der Gottheit ausgehaucht Ohne die Fessel der Sünde.

Ehre sei dem Vater und dem Sohn Und dem Heiligen Geist.

O Power of Eternity

O power of eternity: All things you held in order in your heart, And through your word were all created According to your will. And then your very word Was clothed within That form of flesh From Adam born.

And so his garments Were washed and cleansed From greatest suffering.

How great the savior’s goodness is! For he has freed all things By his own incarnation, Which divinity breathed forth Unchained by any sin.

Glory be to the Father and to the Son And to the Holy Spirit.

I. Paradis

C’est le premier matin du monde. Comme une fleur confuse exhalée de la nuit, Au souffle nouveau qui se lève des ondes, Un jardin bleu s’épanouit.

Tout s’y confond encore et tout s’y mêle,

Frissons de feuilles, chants d’oiseaux, Glissements d’ailes, Sources qui sourdent, voix des airs, voix des eaux,

Murmure immense ; Et qui pourtant est du silence.

Ouvrant à la clarté ses doux et vagues yeux

La jeune et divine Ève

S’est éveillée de Dieu.

Et le monde à ses pieds s’étend comme un beau rêve.

Or Dieu lui dit : Va, fille humaine, Et donne à tous les êtres

Que j’ai creés, une parole de tes lèvres, Un son pour les connaître.

Et Ève s’en alla, docile à son seigneur, En son bosquet de roses, Donnant à toutes choses

Une parole, un son de ses lèvres de fleur :

Chose qui fuit, chose qui souffle, chose qui vole …

I. Paradies

Es ist der erste Morgen der Welt. Wie eine verwirrte Blume, ausgeatmet von der Nacht, Mit dem neuen Atem, der von den Wellen aufsteigt, Blüht ein blauer Garten auf.

Alles ist noch durcheinander und vermischt, Schauer der Blätter, Gesang der Vögel, Das Gleiten der Flügel, Quellen, die tönen, Stimmen der Luft, Stimmen des Wassers, Unermessliches Flüstern; Und doch ist Stille.

Ihre sanften, trüben Augen öffneten sich der Klarheit; Die junge, göttliche Eva Wird von Gott erweckt.

Und die Welt liegt zu ihren Füßen wie ein schöner Traum.

Nun sprach Gott zu ihr: Geh, du Menschenkind!

Und gib allen Wesen Die ich geschaffen habe, ein Wort von deinen Lippen, Einen Laut, um sie zu kennen.

Und Eva ging hin, ihrem Herrn gehorsam,

In ihren Rosenhain, Gab allen Dingen

Ein Wort, einen Ton von ihren Blumenlippen: Ding, das flieht, Ding, das weht, Ding, das fliegt

I. Paradise

It is the first morning of creation. Like an abashed flower breathed on the night air,

With the pristine whisperings that rise from the waves, A blue garden blooms.

Everything is still blurred and indistinct,

Trembling leaves, singing birds, Gliding wings, Springs that rise, voices of air and water,

An immense murmuring; Which yet is silence.

Opening to the light her soft and vacant eyes, Young, heaven-born Eve Is awakened by God.

And the world lies at her feet like a lovely dream.

Now God says to her: Go, daughter of man, And bestow on all beings

That I have created a word from your lips,

A sound that we might know them by.

And Eve went, obedient to her Lord, Into her rose grove, Bestowing on all things

A word, a sound from her flower-like lips:

On all that runs, that breathes, that flies …

Cependant le jour passe, et vague, comme à l’aube,

Au crépuscule, peu à peu, L’Éden s’endort et se dérobe

Dans le silence d’un songe bleu.

La voix s’est tue, mais tout l’écoute encore,

Tout demeure en attente ; Lorsqu’avec le lever de l’étoile du soir, Ève chante.

II. Prima verba

Comme elle chante

Dans ma voix, L’âme longtemps murmurante

Des fontaines et des bois !

Air limpide du paradis,

Avec tes grappes de rubis, Avec tes gerbes de lumière, Avec tes roses et tes fruits ;

Quelle merveille en nous à cette heure !

Des paroles depuis des âges endormies

En des sons, en des fleurs,

Sur mes lèvres enfin prennent vie.

Depuis que mon souffle a dit leur chanson,

Depuis que ma voix les a créées, Quel silence heureux et profond

Naît de leurs âmes allégées !

Der Tag vergeht, und undeutlich, wie in der Morgendämmerung,

In der Abendröte, nach und nach, Schläft Eden ein und gleitet In die Stille eines blauen Traums.

Die Stimme ist verstummt, doch alles hört ihr noch zu, Alles bleibt in Erwartung; Wenn, mit dem Aufgang des Abendsterns, Eva singt.

II. Erste Worte

Wie sie singt

In meiner Stimme, Die lange flüsternde Seele

Der Brunnen und der Wälder!

Klare Luft des Paradieses, Mit deinen Rubintrauben, Mit deinen Garben des Lichts, Mit deinen Rosen und Früchten;

Welch ein Wunder ist dieser Moment!

Worte, seit Äonen schlafend, Werden in Klängen, in Blumen, Auf meinen Lippen endlich lebendig.

Seit mein Atem ihr Lied gesprochen hat,

Seit meine Stimme sie geschaffen hat, Welch glückliche und tiefe Stille Entsteht aus ihren erleichterten Seelen!

Day meanwhile passes, and hazy, as at dawn,

Eden sinks slowly to sleep

In the twilight and steals away In the silence of a blue dream.

The voice is hushed, but everything still hearkens, Waiting in expectation; When with the rising of the evening star, Eve sings.

II. First Words

How it sings In my voice, The constantly murmuring soul Of the springs and woods!

Clear air of paradise

With your ruby grape-clusters, With your sheafs of light, With your roses and your fruits;

How we marvel at such a moment! Words that had slumbered for aeons Finally come to life on my lips As sounds, as flowers.

Since my breath uttered their song, Since my voice created them, What deep and blissful silence Is born from their unburdened souls!

III. Roses ardentes

Roses ardentes

Dans l’immobile nuit,

C’est en vous que je chante, Et que je suis.

En vous, étincelles, À la cime des bois, Que je suis éternelle, Et que je vois.

Ô mer profonde,

C’est en toi que mon sang

Renaît vague blonde, Et flot dansant.

Et c’est en toi, force suprême, Soleil radieux, Que mon âme elle-même

Atteint son dieu !

IV. Comme Dieu rayonne

Comme Dieu rayonne aujourd’hui,

Comme il exulte, comme il fleurit

Parmi ces roses et ces fruits !

Comme il murmure en cette fontaine !

Ah ! comme il chante en ces oiseaux …

Qu’elle est suave son haleine

Dans l’odorant printemps nouveau !

Comme il se baigne dans la lumière

Avec amour, mon jeune dieu !

Toutes les choses de la terre

Sont ses vêtements radieux.

III. Glühende Rosen

Glühende Rosen

In der regungslosen Nacht, In euch singe ich, In euch bin ich.

In euch, ihr Funken, In den Wipfeln der Bäume, Bin ich ewig, Kann ich sehen.

O tiefes Meer, In dir wird mein Blut

Wiedergeboren als weiße Welle Und tanzende Flut.

Und in dir, höchste Kraft, Du strahlende Sonne, Erreicht meine Seele selbst Ihren Gott!

IV. Wie Gott heute strahlt

Wie Gott heute strahlt, Wie er jubelt, wie er blüht Zwischen diesen Rosen und Früchten!

Wie er murmelt in diesem Brunnen! Ach, wie singt er in diesen Vögeln …

Wie lieblich ist sein Atem Im duftenden neuen Frühling!

Wie badet er sich im Licht

Mit Liebe, mein junger Gott!

Alle Dinge der Erde Sind seine strahlenden Kleider.

III. Fiery Roses

Fiery roses

In the motionless night, It is in you that I sing And have my being.

It is in you, gleaming stars High in the forests, That I am eternal And given sight.

O deep sea, It is in you that my blood Is reborn, white wave And dancing tide.

And it is in you, supreme force, Radiant sun, That my very soul Reaches its god!

IV. How Radiant is God

How radiant is God today, How he exults and blossoms Among these roses and fruits!

How he murmurs in this fountain! Ah! how he sings in these birds … How sweet is his breath In the new fragrant spring!

How he bathes in light With love, my young god! All earthly things Are his dazzling raiments.

V. L’Aube blanche

L’aube blanche dit à mon rêve :

Éveille-toi, le soleil luit.

Mon âme écoute, et je soulève

Un peu mes paupières vers lui.

Un rayon de lumière touche

La pâle fleur de mes yeux bleus ;

Une flamme éveille ma bouche,

Un souffle éveille mes cheveux.

Et mon âme, comme une rose

Tremblante, lente, tout le jour,

S’éveille à la beauté des choses,

Comme mon cœur à leur amour.

VI. Eau vivante

Que tu es simple et claire,

Eau vivante,

Qui, du sein de la terre,

Jaillis en ces bassins et chantes !

Ô fontaine divine et pure,

Les plantes aspirent

Ta liquide clarté ;

La biche et la colombe en toi se désaltèrent.

Et tu descends par des pentes douces

De fleurs et de mousses,

Vers l’océan originel,

Toi qui passes et vas, sans cesse, et jamais lasse

De la terre à la mer et de la mer au ciel.

V. Weiße Morgendämmerung

Die weiße Morgendämmerung sagt zu meinem Traum:

Wach auf, die Sonne leuchtet.

Meine Seele lauscht, und ich hebe

Ein wenig meine Augenlider zu ihr hin.

Ein Lichtstrahl berührt

Die blasse Blume meiner blauen Augen; Eine Flamme erweckt meinen Mund, Ein Hauch weckt mein Haar.

Und meine Seele, wie eine zitternde Rose,

Träge den ganzen Tag, Erwacht zur Schönheit der Dinge, Wie mein Herz zu ihrer Liebe.

VI. Lebendiges Wasser

Wie einfach und klar du bist, Lebendiges Wasser,

Das aus dem Schoß der Erde In diese Teiche quillt und singt!

O göttlicher und reiner Brunnen, Die Pflanzen atmen

Deine flüssige Klarheit; Die Hirschkuh und die Taube löschen ihren Durst an dir.

Und an sanften Abhängen steigst du hinab,

Von Blumen und Moosen, Zum Urmeer hin,

Du, das du kommst und gehst, unaufhörlich und ohne Rast, Von der Erde zum Meer und vom Meer zum Himmel.

V. The White Dawn

The white dawn says to my dream: Awake, the sun is shining. My soul listens, and I raise My eyes a little towards it.

A ray of light touches

The pale flower of my blue eyes; A flame awakens my mouth, A breeze awakens my hair.

And my soul, like a rose

That is trembling and listless all day, Awakens to the beauty of things, As my heart awakens to their love.

VI. Spring Water

How simple and clear you are, Spring water, Who, from the heart of the earth, Surges into these pools and sings!

O divine, pure fountain, The plants breathe in Your liquid limpidity; The doe and the dove quench in you their thirst.

And you descend by the gentle banks Of flowers and moss

Towards the primeval ocean, You who come and go, without cease or fatigue,

From the land to the sea and from the sea to the sky.

VII. Veilles-tu, ma senteur de soleil ?

Veilles-tu, ma senteur de soleil, Mon arôme d’abeilles blondes, Flottes-tu sur le monde, Mon doux parfum de miel ?

La nuit, lorsque mes pas

Dans le silence rôdent, M’annonces-tu, senteur de mes lilas, Et de mes roses chaudes ?

Suis-je comme une grappe de fruits Cachés dans les feuilles, Et que rien ne décèle, Mais qu’on odore dans la nuit ?

Sait-il, à cette heure, Que j’entr’ouvre ma chevelure, Et qu’elle respire ; Le sent-il sur la terre ?

Sent-il que j’étends les bras, Et que des lys de mes vallées Ma voix qu’il n’entend pas Est embaumée ?

VIII. Dans un parfum de roses blanches

Dans un parfum de roses blanches

Elle est assise et songe ; Et l’ombre est belle comme s’il s’y mirait un ange.

VII. Wachst du, mein Sonnenduft?

Wachst du, mein Sonnenduft, Mein Aroma von blonden Bienen, Schwebst du über die Welt, Mein süßer Honigduft?

In der Nacht, wenn meine Schritte

In der Stille schleichen,

Kündest du von mir, Duft meines Flieders

Und meiner glühenden Rosen?

Bin ich wie eine Traube von Früchten In den Blättern verborgen, Die nichts enthüllt, Die man aber in der Nacht riecht?

Weiß er zu dieser Stunde, Dass ich mein Haar öffne, Und dass es atmet; Spürt er es auf der Erde?

Spürt er, dass ich meine Arme ausstrecke,

Und dass meine Stimme, Die er nicht hört, Von den Lilien meiner Täler duftet?

VII. Are You Awake, My Fragrant Sun?

Are you awake, my fragrant sun, My scent of bright-colored bees, Do you drift across the world, My sweet aroma of honey?

At night, while my steps Prowl in the silence, Do you, who scent my lilacs And vivid roses, proclaim me?

Am I like a bunch of fruit Hidden in the foliage, That nothing reveals But whose fragrance is felt at night?

Does he know at this hour That I am loosening my tresses And that they are breathing; Does he sense it on earth?

Does he sense that I reach out my arms, And that my voice—which he cannot hear—

Is fragrant

With lilies from my valleys?

VIII. Im Duft von weißen Rosen

Im Duft von weißen Rosen

Sitzt sie und träumt; Und der Schatten ist schön, als ob ein Engel sich darin spiegelte.

VIII. Amid the Scent of White Roses

Amid the scent of white roses She sits and dreams; And the shade is fair, as if an angel were mirrored there.

L’ombre descend, le bosquet dort ;

Entre les feuilles et les branches,

Sur le paradis bleu s’ouvre un paradis d’or.

Une voix qui chantait, tout à l’heure, murmure.

Un murmure s’exhale en haleine, et s’éteint.

Dans le silence il tombe des pétales

IX. Crépuscule

Ce soir, à travers le bonheur, Qui donc soupire, qu’est-ce qui pleure ?

Qu’est-ce qui vient palpiter sur mon cœur,

Comme un oiseau blessé ?

Est-ce une voix future,

Une voix du passé ?

J’écoute, jusqu’à la souffrance,

Ce son dans le silence.

Île d’oubli, ô Paradis !

Quel cri déchire, dans la nuit,

Ta voix qui me berce ?

Quel cri traverse

Ta ceinture de fleurs,

Et ton beau voile d’allégresse ?

Der Schatten sinkt herab, der Hain schläft;

Zwischen den Blättern und Zweigen, Öffnet sich über dem blauen Paradies ein goldenes.

Eine Stimme, die eben noch gesungen hat, flüstert.

Ein Flüstern wird ausgehaucht und verklingt.

In der Stille fällt es von den Blütenblättern …

IX. Dämmerung

Heute Abend, mitten im Glück, Wer seufzt denn, wer weint? Was kommt, um in meinem Herz zu pochen

Wie ein verwundeter Vogel?

Ist es eine zukünftige Stimme?

Eine Stimme aus der Vergangenheit? Ich lausche, bis ich leide, Diesem Klang in der Stille.

Insel des Vergessens, o Paradies!

Welcher Schrei zerreißt in der Nacht

Deine Stimme, die mich wiegt?

Welcher Schrei dringt durch Deinen Gürtel aus Blumen

Und deinen schönen Schleier des Frohsinns?

Darkness falls, the grove sleeps; Among the leaves and branches, A golden paradise opens out over the blue.

A voice which sang but now, now murmurs.

A murmur is breathed, and dies away.

In the silence petals fall …

IX. Twilight

This evening, amid the happiness, Who is it that sighs and what is it that weeps?

What comes to flutter in my heart, Like a wounded bird?

Is it a premonition, A voice from the past? I listen, till it hurts, To that sound in the silence.

Isle of oblivion, O paradise! What cry in the night cracks Your voice that cradles me?

What cry pierces Your girdle of flowers, And your lovely veil of happiness?

X. Ô Mort, poussière d’étoiles

Ô mort, poussière d’étoiles, Lève-toi sous mes pas !

Viens, ô douce vague qui brille

Dans les ténèbres ; Emporte-moi dans ton néant !

Viens, souffle sombre où je vacille, Comme une flamme ivre de vent !

C’est en toi que je veux m’étendre, M’éteindre et me dissoudre, Mort, où mon âme aspire !

Viens, brise-moi comme une fleur d’écume.

Une fleur de soleil à la cime

Des eaux,

Et comme d’une amphore d’or

Un vin de flamme et d’arome divin, Épanche mon âme

En ton abîme, pour qu’elle embaume

La terre sombre et le souffle des morts.

Charles van Lerberghe (1861–1907)

X. O Tod, du Sternenstaub!

O Tod, du Sternenstaub!

Erhebe dich unter meinen Schritten!

Komm, o süße Welle, die leuchtet

In der Finsternis; Nimm mich mit in dein Nichts!

Komm, dunkler Hauch, in dem ich schwanke!

Wie eine Flamme, die vom Wind trunken ist!

In dir will ich mich ausdehnen, Verlöschen und mich auflösen, Tod, nach dem sich meine Seele sehnt!

Komm, zerbrich mich wie eine Blume aus Schaum!

Eine Sonnenblume auf dem Scheitel

Der Wellen,

Und wie den flammenden Wein

Einer goldenen Amphore mit göttlichem Aroma

Gieß meine Seele aus

In deinen Abgrund, damit sie die Dunkle Erde und den Atem der Toten verströmt.

X. O Death, Starry Dust

O death, starry dust, Rise up where I tread!

Come, gentle wave that shines In the darkness: Bear me off into your void!

Come, dark sigh in which I tremble, Like a wind-intoxicated flame!

It is in you that I wish to be absorbed, To be extinguished and dissolved, Death, to which my soul aspires!

Come, break me like a flower of foam, A speck of sun in the crest

Of the waves,

And like a golden amphora’s Flaming wine of heavenly fragrance, Pour my soul

Into your abyss, that it might perfume

The dark earth and the breath of the dead.

Wolfgang Amadeus Mozart

Die ihr des unermesslichen Weltalls Schöpfer ehrt

Die ihr des unermesslichen Weltalls Schöpfer ehrt, Jehova nennt ihn, oder Gott, nennt Fu ihn,

Oder Brahma, hört!

Hört Worte aus der Posaune des Allherrschers!

Laut tönt durch Erden, Monde, Sonnen ihr ew’ger Schall, Hört Menschen sie auch ihr!

Liebt mich in meinen Werken, Liebt Ordnung, Ebenmaß und Einklang!

Liebt euch selbst und eure Brüder! Körperkraft und Schönheit sei eure Zierd’, Verstandeshelle euer Adel!

Reicht euch der ew’gen Freundschaft Bruderhand,

Die nur ein Wahn, nie Wahrheit euch so lang entzog!

Zerbrechet dieses Wahnes Bande, Zerreißet dieses Vorurteiles Schleier, Enthüllt euch vom Gewand, Das Menschheit in Sektiererei verkleidet!

In Kolter schmiedet um das Eisen, Das Menschen-, das Bruderblut bisher vergoss!

Zersprenget Felsen mit dem schwarzen Staube,

Der mordend Blei ins Bruderherz oft schnellte!

You Who Honor the Creator

You who honor the Creator of the infinite universe, Calling him Jehovah, or God, Fu, Or Brahman, now hear!

Hear words from the trumpet of the Lord of All!

Its eternal sound rings loudly through earth, Moon and sun; And man, too, give ear!

Love me in my works. Love order, symmetry and harmony! Love one another; Your neighbors as yourselves! Strength and beauty be your adornment; Clarity of mind your nobility!

Offer the brotherly hand of eternal friendship, Withheld so long by false delusion!

Break the bonds of this madness; Tear this veil of prejudice; Free yourselves from the garment That clothes mankind in sects!

Beat the weapon into sickles That till now sheds man’s blood, brother’s blood!

Blast rocks with that black powder Which often hurled murderous lead into your brother’s heart!

Think not that real misfortune should be upon my earth!

Wähnt nicht, dass wahres Unglück sei auf meiner Erde!

Belehrung ist es nur, die wohltut, Wenn sie euch zu bessern Taten spornt;

Die Menschen, ihr in Unglück wandelt,

Wenn töricht blind ihr rückwärts in den Stachel schlagt, Der vorwärts, vorwärts euch antreiben sollte.

Seid weise nur, seid kraftvoll und seid

Brüder!

Dann ruht auf euch mein ganzes

Wohlgefallen,

Dann netzen Freudenzähren nur die Wangen,

Dann werden eure Klagen Jubeltöne, Dann schaffet ihr zu Edens Tälern

Wüsten,

Dann lachet alles euch in der Natur, Dann ist’s erreicht, des Lebens wahres Glück!

Franz Heinrich Ziegenhagen (1753–1806)

Teaching alone does good, Inspiring better deeds; Mankind, wandering in darkness, In blind foolishness, kicks against the pricks

Which should drive you onwards and forwards.

Just be wise, be strong and be brothers! Then shall all my favor rest upon you; Then shall tears only of joy moisten your cheeks; Then shall your weeping become rejoicing; Then shall you make vales of Eden from deserts; Then all of nature shall smile upon you; Then all life’s true fortune will be won.

Hildegard von Bingen

O quam mirabilis est

O quam mirabilis est prescientia divini pectoris que prescivit omnem creaturam. Nam cum Deus inspexit faciem hominis quem formavit, omnia opera sua in eadem forma hominis integra aspexit.

O quam mirabilis est inspiratio que hominem sic suscitavit.

Joseph Haydn

Nun beut die Flur

Nun beut die Flur das frische Grün

Dem Auge zur Ergötzung dar.

Den anmutsvollen Blick

Erhöht der Blumen sanfter Schmuck. Hier duften Kräuter Balsam aus, Hier sprosst den Wunden Heil.

Die Zweige krümmt der goldnen

Früchte Last; Hier wölbt der Hain zum kühlen

Schirme sich,

Den steilen Berg bekrönt ein dichter Wald.

Gottfried van Swieten (1733–1803)

Brett Dean

Doch war noch alles

Doch war noch alles nicht vollbracht. Dem Ganzen fehlte das Geschöpf, Das Gottes Werke dankbar seh’n, Des Herren Güte preisen soll.

Gottfried van Swieten

With Verdure Clad

With verdure clad the fields appear Delightful to the ravished sense; By flowers sweet and gay Enhanced is the charming sight. Here vent their fumes the fragrant herbs; Here shoots the healing plant. By loads of fruit the expanded boughs are pressed; To shady vaults are bent the tufty groves; The mountain’s brow is crowned with closed wood.

But All the Work

But all the work was not complete. There wanted yet That wond’rous being, that grateful should God’s power admire.

O wie wunderbar

O wie wunderbar ist doch Das Wissen im göttlichen Herzen, Das urewig jedes Geschöpf hat erschaut!

Denn Gott, da er blickte

Ins Antlitz des Menschen, den er gebildet, Er sah all sein Werk vereint In dieser Menschengestalt.

Wie wunderbar ist dieser Hauch, Der den Menschen erweckte!

O How Wonderful It Is

O how wonderful it is, That the foreknowing heart divine Has first known everything created! For when God looked upon the human face

That he had formed, He gazed upon his every work, Reflected whole within that human form.

How wondrous is that breath That roused humanity to life!

Olipa impi, ilman tyttö, Kave Luonnotar korea, Ouostui elämätään, Aina yksin ollessansa, Avaroilla autioilla.

Laskeusi lainehille, Aalto impeä ajeli, Vuotta seitsemän sataa

Vieri impi veen emona, Uipi luotehet, etelät, Uipi kaikki ilman rannat.

Tuli suuri tuulen puuska, Meren kuohuille kohotti.

„Voi, poloinen, päiviäni. Parempi olisi ollut

Ilman impenä elää.

Oi, Ukko, ylijumala! Käy tänne kutsuttaissa.“

Tuli sotka, suora lintu, Lenti kaikki ilman rannat, Lenti luotehet, etelät, Ei löyä pesän soia.

„Ei, ei, ei.

Teenkö tuulehen tupani, Aalloillen asuinsiani, Tuuli kaatavi, Aalto viepi asuinsiani.“

Luonnotar

Einst schwebte hoch in höchster Höhe,

Einsam, Luonnotar, urerzeugt,

Ein Kind urewiger Natur.

Traurig und trostlos trieb

Ihr trübes, nimmer frohes Dasein hin.

Steil zur Tiefe stieg sie nieder, Sank zur schauernden See hinab. Sieben hundert und siebzig

Sonnenjahre zog flüchtig sie, Jene Jungfrau, fort und fern –Hin durch weite Wasserfluten.

Da steht auf ein wilder Sturmwind Und türmt heulend die Wellen hoch.

„Wehe, ach, mir Armen, warum atme ich?

Wahrlich, besser wär’ mir wohl, blieb ich auf bleicher Höhe

Leichter, lichter Lüfte, frohe, freie Jungfrau.

Ach, Ukko, hehrer, heil’ger Vater! Schicke Hilfe meiner Schande!“

Flink und flüchtig flattert her ein Vöglein, flattert ostwärts, westwärts, Schwingt sich auf Mittag und Mitternacht, Nirgends doch breitet sich ein Brutplatz ihm.

„Ei! Ei! Ei!

Häng’ ich in die Winde mein Häuschen klein, Bau’ ich auf die bitt’re Meeresflut

Mutig mein Bergenest, Zerstört’s der Sturmwind mir, Spült es die wilde Welle weg wie Spreu.“

Luonnotar

There was a maiden, daughter of the sky, Mother Luonnotar the beautiful, She found her life strange, Forever in solitude, In the spacious emptiness.

She descended to the billows, A wave drove the maiden; Seven hundred years Rolled by, the maiden as water-mother; She swam north-west, she swam south, Swam and never reached a shore.

There came a great gust of wind, Driving the sea to foam.

“O poor me, the days of my life! It would have been better To live as the sky-maiden.

O Ukko, supreme god!

Come hither, hear my call!”

There came a scaup duck, flying straight,

She flew and never reached a shore, She flew north-west, she flew south; She found no home for her nest.

“No! No! No!

Shall I make my home in the wind, My dwelling in the waves? The wind would destroy it, The waves would wash away My dwelling!”

Niin silloin veen emonen, Nosti polvea lainehesta.

Siihen sorsa laativi pesänsä, Alkoi hautoa.

Impi tuntevi tulistuvaksi.

Järkytti jäsenehensä. Pesä vierähti vetehen, Katkieli kappaleiksi.

Muuttuivat munat kaunoisiksi:

Munasen yläinen puoli Yläiseksi taivahaksi, Yläpuoli valkeaista, Kuuksi kumottamahan, Mi kirjavaista, Tähiksi taivaalle, Ne tähiksi taivaalle.

bearbeitet und herausgegeben von Elias Lönnrot (1802–1884)

Nikolai Medtner Angel

Po nebu polunoči angel letel

I tichuju pesnju on pel; I mesjac, i zvezdy, i tuči tolpoj Vnimali toj pesne svjatoj.

On pel o blaženstve bezgrešnych duchov

Pod kuščami rajskich sadov; O boge velikom on pel, i chvala Ego nepritvorna byla.

Doch sieh, da streckt die Tochter der Luft ihr Knie aus dem kühlen Strudel, Darauf baut der Vogel sein bergend Nest, Brütet bang die Brut.

Luonnotars Leib spürt bitt’rer Schmerzen Leid, Zurück reißt rasend sie ihr Knie, Tief in Tiefen das Nestchen taucht, Und der Braus zerbricht die Eier alle.

Doch herrlich stehen auf die Hälften, Denn aus dem höchsten Schwung der Schale

Schmiedet sich des Himmels Schöne, Aus dem obern Mark des Weißen Wölbt sich des Mondes milder Weiher, Und aus den Sprenkeln Ersprießt das Sternenheer; Das himmlische Sternenheer.

Der Engel

Um Mitternacht flog ein Engel über den Himmel, Und sang leise ein Lied; Die Wolken und der Mond und die Planeten hoch oben Lauschten die ganze Nacht lang.

Er singt von den Seelen, die frei sind von allem Unrecht, Im Paradies selig und sicher; Von Gott in seinem Himmel singt er, und sein Lied Ist edel und einfach und rein.

But then the water-mother Raised her knees from the waves, And there the duck made her nest, And began to brood.

The maiden felt the fires within her, And shook her limbs. The nest rolled into the water, And broke to pieces.

The eggs changed into things of beauty.

The top half of an egg

Became the vault of heaven, Its white part

Became the shining moon, The rainbow-colored part Became stars for the heavens, Stars for the heavens.

The Angel

At midnight an Angel flew over the sky, And softly was singing a song; The clouds and the moon and the planets on high Were listening all the night long.

He sings of the souls that are free of all the wrong, In Paradise blest and secure; Of God in His Heaven he sings, and his song Is noble and simple and pure.

On dušu mladuju v ob’’jatijach nes

Dlja mira pečali i slez, I zvuk ego pesni v duše molodoj

Ostalsja – bez slov, no živoj.

I dolgo na svete tomilas’ ona, Želaniem čudnym polna; I zvukov nebes zamenit’ ne mogli

Ej skučnye pesni zemli.

Michail Lermontow (1814–1841)

Er trägt eine junge Seele in seinen Armen durch die Lüfte, Weg von diesem Tal der Tränen; Sein Lied, obgleich es endet, Die Seele, die er trägt, hört es noch.

Und vergeblich sehnte sich dieser junge Geist auf Erden

Nach so schöner Musik wie dieser, Doch er fand sie endlich in des Engels süßem Lied

Von himmlischer Schönheit und Seligkeit.

Praeludium

Wenn im Unendlichen dasselbe

Sich wiederholend ewig fließt, Das tausendfältige Gewölbe

Sich kräftig ineinander schließt; Strömt Lebenslust aus allen Dingen, Dem kleinsten wie dem größten Stern, Und alles Drängen, alles Ringen

Ist ewige Ruh’ in Gott dem Herrn. Halleluja!

Johann Wolfgang von Goethe (1749–1832)

He bears a young soul in his arms thru the skies,

Away from this Valley of Tears; His song, although ended as onward he flies,

The soul that he carries still hears.

And vainly on earth did this young spirit long

For music as lovely as this,

But found it at last in the Angel’s sweet song

Of heavenly beauty and bliss.

Praeludium

When in the infinite appears

The same eternal repetition,

When in harmonious coalition

A mighty dome its structure rears,

A rapture thrills through all existence

All stars, or great or small, are blessed.

Yet all the strife and all resistance

In God, the Lord’s eternal rest.

© Richard Stokes (Fauré) and Pierre Boulez Saal

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