Xavier de Maistre & Lucero Tena

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Xavier de Maistre & Lucero Tena Einführungstext von / Program Note by Anne do Paço


Xavier de Maistre & Lucero Tena Dienstag  27.

Februar 2018  19.30 Uhr

Antonio Soler (1729 –1783) Sonate D-Dur für Harfe

Enrique Granados (1867 –1916) Valses poéticos für Gitarre (1887)

Xavier de Maistre Harfe Lucero Tena Kastagnetten

Mateo Pérez de Albéniz (um 1755 –1831) Sonate D-Dur für Cembalo op. 13

Isaac Albéniz (1860 –1909) Mallorca Barcarolle für Klavier op. 202 Torre Bermeja (Serenata) aus 12 Piezas características für Klavier op. 92 Granada (Serenata) aus Suite Española Nr. 1 für Klavier op. 47 Zaragoza aus Suite Española Nr. 2 für Klavier op. 97 Asturias (Leyenda) aus Suite Española Nr. 1 für Klavier op. 47

Preludio.Vivace molto I. Melódico II. Tiempo de Vals noble – Poco più moderato III. Tiempo di Vals lento IV. Allegro humóristico V. Allegretto (Elegante) VI. Quasi ad libitum (Sentimental) VII. Vivo VIII. Presto – Andante – Tiempo di Vals Vals No. 1 da capo. Melódico Andaluza aus Danzas españolas für Klavier op. 37

Jesús Guridi (1886 –1961) Viejo Zortzico für Harfe

Francisco Tárrega (1852 –1909) Recuerdos de la Alhambra für Gitarre (1896)

Manuel de Falla (1876 –1946) Spanischer Tanz Nr. 1 aus der Oper La vida breve (1913) Arrangiert für Harfe von Marcel Grandjany

Pause Alle Werke arrangiert für Harfe von Xavier de Maistre außer Soler, Guridi und de Falla.


Nur wenige Länder verfügen über eine so vielfältige Musik wie Spanien, wo im Laufe der Jahrhunderte viele verschiedene Kulturen ihre Spuren hinterlassen haben. Nachdem ich auch schon vorher verschiedene spanische Stücke in Konzerten gespielt hatte, widmete ich mich auf meinem 2010 erschienenen Album Aranjuez zum ersten Mal dem spanischen Repertoire (mit einem kleinen Ausflug nach Argentinien in Form des Harfenkonzerts von Alberto Ginastera). Im Laufe der Jahre bin ich auf noch mehr Werke gestoßen, die ich unbedingt spielen wollte – gerade die von der Gitarre geprägte Musik Spaniens eignet sich ja hervorragend zur Übertragung auf die Harfe. Trotzdem hatte ich immer das Gefühl, noch nicht ganz bis zum Herzen dieser sehr speziellen Musik vorgedrungen zu sein. Das änderte sich schlagartig, als ich im Jahr 2015 nach ­einem Konzert in Madrid die spanische Legende Lucero Tena traf. Hier war es: das authentische Spanien mit seinem Temperament, seiner Grandezza, seiner Melancholie und seiner Energie, und das alles personifiziert in einer kleinen Dame, die zwar ihre überragende Karriere als Flamenco-­ Tänzerin schon weit hinter sich gelassen hatte, aber immer noch auf der Bühne stand: Seit ihrem Abschied vom Tanzpodium entwickelte sie sich zu einer der großartigsten ­Kastagnettenspielerinnen und Kultur-Botschafterinnen ihres Landes. Komponisten wie Joaquín Rodrigo widmeten ihr Werke, spanische Dirigenten wie Rafael Frühbeck de ­Burgos, Jesús López Cobos oder Plácido Domingo luden sie zu Aufführungen spanischer Werke ein, und schon bald galt sie als die Autorität auf ihrem Instrument, das sie auch jahrzehntelang am Konservatorium in Madrid unterrichtete. Unser Gespräch führte sehr schnell zu der Idee gemeinsamer Auftritte und auch eines gemeinsamen Albums mit einer Art „Best Of“ aus drei Jahrhunderten, mit dem wir die Vielfalt der spanischen Musik umreißen wollen. Mit diesem Projekt geht für mich ein Traum in Erfüllung, und ich hoffe, dass auch Sie etwas von meiner Faszination für diese reiche Musikkultur erleben können. Xavier de Maistre

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Noche española Eine musikalische Spanienreise mit Xavier de Maistre und Lucero Tena

A nne do Paço

„Es ist chaotisch, es träumt, es ist irrational...“

Er ist nicht nur einer der großen Klangzauberer auf seinem Instrument, er hat das Repertoire für die Harfe in den letzten Jahren durch zahlreiche Auftragswerke und ­raffinierte eigene Arrangements auch erheblich erweitert. Im heutigen Konzert trifft der französische Harfenvirtuose ­Xavier de Maistre auf Lucero Tena, die Grande Dame des Kastagnetten-Spiels, die das perkussive „Klappern“ zweier Hartholzmuscheln längst als eine eigene, vom Tanz losgelöste, höchst faszinierende Kunstform etabliert hat. Mit Werken spanischer Komponisten laden sie uns auf eine musikalische Reise in ein Land ein, das nicht nur das Land der Kasta­ gnetten und Gitarren, der Pavane, Chaconne und Seguidilla, des Bolero, Fandango und Flamenco ist. Denn Spanien ist auch „brutal, anarchistisch, egozentrisch, grausam […], es ist chaotisch, es träumt, es ist irrational“, schreibt der Niederländer Cees Nooteboom in Der Umweg nach Santiago. „Es hat die Welt erobert und wusste nichts damit anzufangen, es steckt in seiner mittelalterlichen arabischen, jüdischen und christlichen Vergangenheit fest und liegt mit seinen eigensinnigen Städten, eingebettet in diese endlosen, leeren Landschaften, da wie ein Kontinent, der an Europa hängt und Europa nicht ist. Wer nur die Pflichtrundfahrt gemacht hat, kennt Spanien nicht. Wer nicht versucht hat, sich in der ­labyrinthischen Vielschichtigkeit der Geschichte zu verlieren, weiß nicht, welches Land er bereist.“ Spanische Klassik: Mateo Pérez de Albéniz und Antonio Soler Die Kunstmusik Spaniens war zunächst vor allem eine europäische, engagierten die spanischen Könige doch ­Musiker aus ganz Europa an ihren Hof, was zu interessanten Wechselwirkungen führte. Italiener wie Luigi Boccherini

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oder Domenico Scarlatti brachten italienische Traditionen nach Madrid und integrierten „Spanisches“ in ihre Musik. Insbesondere Scarlatti lieferte mit seinem Kompendium aus 555 Cembalosonaten eine bedeutende Inspirationsquelle – noch nicht die mehrsätzigen, dem dualistischen Sonatenprinzip folgenden Kompositionen, wie sie sich in Wien durch Haydn, Mozart und Beethoven herausbildeten, sondern meist kurze Sätze, die mehrere musikalische Themen exponieren und in ihren zwei Abschnitten, die jeweils wiederholt werden, mit einem Dur-Moll-Kontrast spielen. Die den ­ersten und zweiten Teil des Programms eröffnenden Sonaten von Mateo Pérez de Albéniz und Antonio Soler gehören in dieses Repertoire. Albéniz, der nicht mit dem ein Jahrhundert später lebenden Isaac Albéniz verwandt ist, bestimmte als Kapellmeister, Kantor und Organist zwischen 1790 und 1829 vor allem die Kirchenmusik an den nordspanischen Kathedralen von San Sebastián und Logroño. Ein Großteil seines Œuvres wurde durch einen Brand und die Plünderung von San Sebastián während der Napoleonischen Kriege zerstört. Der eine Generation ältere, aus Barcelona stammende Antonio Soler trat 1752 den Eremiten des Heiligen ­Hieronymus von El Escorial bei und wurde fünf Jahre später ihr Kapellmeister. Wie bei Scarlatti, den er am spanischen Hof kennenlernte, gründet auch Solers Ruhm auf seine zahlreichen Sonaten für Tasteninstrumente. Klangspiele aus Licht und Schatten: Isaac Albéniz Mit dem in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts überall in Europa erwachenden Interesse an der Akzentuierung der nationalen Besonderheiten in der Kunst begannen auch in Spanien Komponisten und Musikforscher an der Herausbildung einer typisch „spanischen Musik“ zu arbeiten, indem sie die vielfältigen Volksmusiken mit ihren arabischen bzw. maurischen und jüdischen Einflüssen, die Musik der „Gitanos“ und die für die spanische Folklore so typischen charakteristischen Rhythmen sammelten, notierten und für ihre eigenen Werke fruchtbar machten. Isaac Albéniz komponierte mit Asturias in den frühen 1890er Jahren ein Klavierwerk, das in einer Bearbeitung zu dem Gitarrenstück schlechthin avancierte. Die originale ­Bezeichnung als „Legende“ trifft den Charakter dieser Musik, die uns wie ein Troubadour von einer alten Geschichte zu 7


„...wo mir alles als Schönheit und Gefühl erscheint“

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erzählen scheint, sehr viel besser als der Titel Asturias, den der Verleger Hoffmeister dem Stück zwei Jahre nach Albéniz’ Tod gab, als er mehrere Werke des Komponisten in einer Suite Española zusammenfasste. Der das ganze Stück durchziehende Orgelpunkt und die Akkorde, die an eine auf der Flamenco-Gitarre gebräuchliche Anschlagstechnik erinnern, ebenso wie das dem Cante jondo, einem Gesangsstil des Flamenco, verwandte Thema verorten diese Musik allerdings weniger im nordspanischen Asturien als in Andalusien – eine Region, die Albéniz immer wieder in seinen Werken beschwor. Über die 1886 entstandene Serenata Granada ­bekannte er beispielsweise: „Ich lebe und schreibe eine ­Serenade, romantisch bis zum heftigsten Gefühlsausbruch und traurig bis zur Verzweiflung zwischen duftenden Blumen, dem Schatten der Zypressen und den verschneiten Gipfeln der Sierra. Ich werde nicht den kollektiven Rausch eines Flamencofestes komponieren: Ich suche jetzt die Tradition, [...] die Guzla [ein arabisches Saiteninstrument], das sachte Gleiten der Finger über die Saiten. Und vor allem eine jähe, herzzerreißende Klage. [...] Ich suche das maurische Granada, wo alles Kunst ist, wo mir alles als Schönheit und Gefühl erscheint.“ Den mächtigen Turm einer in der Nähe von Cádiz an der Playa de la Barrosa gelegenen Festungsanlage beschwor Albéniz in seinen kurzen Charakterstücken ebenso wie das aragonesische Zaragoza mit einem faszinierend flirrenden Klangspiel aus Licht und Schatten. Den Blick auf Spanien warf er dabei vor allem aus der Ferne, war er Zeit seines ­Lebens doch ein Abenteurer: Als Zehnjähriger riss er – bereits ein begnadeter Pianist – von zu Hause aus und begab sich auf eigene Faust auf eine Spanientournee. Später soll er sich als blinder Passagier nach Südamerika eingeschifft haben. Konzertreisen und Studien u.a. bei Franz Liszt führten ihn durch ganz Europa.Von Felipe Pedrell, dem Begründer der spanischen Musikwissenschaft, ließ Albéniz sich schließlich für die Idee der Nationalmusik begeistern – arbeitete und lebte aber in London und von 1902 bis zu seinem Tod in Paris. An seinem Sterbebett spielte ihm sein Freund Enrique Granados auf dem Klavier seine zart-verträumte Barcarolle Mallorca vor, die Albéniz wahrscheinlich im Mai 1890 während einer Reise auf die Balearen-Insel komponiert hatte, und lenkte den Blick des angesichts dieses letzten Freundschaftsdienstes zutiefst ergriffenen Komponisten ein letztes Mal auf sein Heimatland. 9


Spanische Tänze: Enrique Granados und Jesús Guridi

Zwischen Melancholie und Lebens­ freude

Enrique Granados war wie Albéniz ein gefeierter ­ laviervirtuose. Konzertreisen führten ihn um die halbe Welt. K Sein früher Tod – er ertrank 1916 bei einer Überquerung des Ärmelkanals, als das Schiff von einem deutschen Torpedo getroffen wurde – war nicht nur für die Klavierwelt von großer Tragik, sondern für die spanische Musik eine Kata­­­s­tro­phe. Wie Albéniz oder auch de Falla aus der reichen Volksmusik seines Landes Inspiration beziehend, schaute Granados immer auch über den „Tellerrand“, wie sein neunteiliger Zyklus Valses poéticos („Poetische Walzer“) zeigt: Angeregt durch Chopin und Liszt nahm er den Wiener Walzer als Ausgangspunkt für eine in sich geschlossene ­Folge von Tänzen, raffiniert angereichert durch spanisches Kolorit. Internationales Aufsehen hatte Granados erstmals mit seinen vermutlich zwischen 1887 und 1889 entstandenen Danzas españolas („Spanische Tänze“) erregt. Die aus dieser Sammlung stammende, vom Flamenco inspirierte und ­zwischen Melancholie und Lebensfreude changierende ­Andaluza ist bis heute eines seiner bekanntesten Werke. Aus dem baskischen Vitoria stammte Jesús Guridi. In eine Musikerfamilie hineingeboren studierte er in Madrid, Bilbao, Brüssel und Köln und als Mitglied der Schola ­Cantorum von Paris bei Vincent d’Indy. Bekannt wurde er vor allem mit seiner Zarzuela El Caserío, doch er hinterließ ein breit gefächertes Schaffen mit Werken aller Gattungen, das Einflüsse Richard Wagners und der französischen Spät­ romantik zeigt, aber auch Elemente aus der baskischen ­Folklore integriert. Das 1960 publizierte Stück Viejo Zortzico verbindet den rhythmisch scharf akzentuierten, im 5/8-Takt stehenden baskischen Tanz Zortzico mit den für die Harfe so typischen brillant-schillernden Klangwirkungen durch Arpeggien und Glissandi.

­ ranados, von denen er zahlreiche Werke für die Gitarre G transkribierte. Er selbst war ein Meister im Verfassen kleiner Charakterstücke, darunter seine Recuerdos de la Alhambra („Erinnerungen an die Alhambra“) mit ihrem perlenden Tremolo – eine Komposition, die auf der Harfe gespielt noch deutlicher erleben lässt, was Tárrega einmal über die „Stimme der Gitarre“ sagte: Sie muss etwas „zwischen dem Menschlichen und dem Göttlichen sein“. Die Landschaften, Städte und Menschen Andalusiens spielten auch für Manuel de Falla eine zentrale Rolle, wie etwa seine 1913 in Paris uraufgeführte, in Granada angesiedelte Oper La vida breve zeigt. Spätestens seit einer Bearbeitung des am Ende des ersten Aktes erklingenden „Spanischen Tanzes“ durch den Geigenvirtuosen Fritz Kreisler hat diese folkloristisch kolorierte Nummer auch als Einzelstück Eingang in die Konzertprogramme gefunden.

Erinnerungen an Andalusien: Francisco Tárrega und Manuel de Falla Mit Francisco Tárrega kehren wir nach Andalusien zurück. Der in Villarreal in der Nähe von Valencia geborene Komponist lernte schon als Kind das Gitarrenspiel und gilt als einer der wichtigsten Erneuerer der Gitarrentechnik. Enge Freundschaften verbanden ihn mit Albéniz und 10

Anne do Paço studierte Musikwissenschaft, Kunstgeschichte und Germanistik in Berlin und ist seit 2009 Dramaturgin an der Deutschen Oper am Rhein. Sie ­veröffentlichte Aufsätze zur Musik- und Tanzgeschichte des 19. bis 21. Jahrhunderts und war als Autorin u.a. für die Kammerphilharmonie Bremen, das Wiener Konzerthaus und die Opéra National de Paris tätig.

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Few countries have such a rich and varied musical t­radition as Spain, where many different cultures have left their mark over the centuries. I myself had already played various Spanish pieces in the concert hall when in 2010 I first released an album—Aranjuez—devoted to Spanish music, with a brief excursion to Argentina in the form of the Harp Concerto by Alberto Ginastera. Over the years I have come across many more Spanish works that I was ­determined to play. Dominated as it is by the guitar, Spanish music lends itself in particular to transcriptions for the harp. In spite of this, I always had the feeling that I had yet to penetrate to the heart of this very special kind of music. This situation suddenly changed when, in 2015, following a concert in Madrid, I met the legendary Spanish dancer Lucero Tena. Here I found the real Spain in all its temperamental uniqueness, its grandeur, its melancholy, and its ­energy, all of which was personified in a diminutive lady who may have retired from her career as a flamenco dancer but who continues to appear on stage: since giving up ­dancing, she has developed into one of her country’s greatest castanets players and an outstanding cultural ambassador. Composers such as Joaquín Rodrigo have dedicated works to her, and she has been invited to perform Spanish music by a number of eminent Spanish conductors, including ­Rafael Frühbeck de Burgos, Jesús López Cobos, and Plácido Domingo. It was not long before she came to be regarded as the world’s leading authority on her instrument, which she taught for decades at the Madrid Conservatory. Our conversation led quickly to the idea of our appearing together in concert and also of releasing an album, designed to illustrate three centuries of Spanish music in all of their manifold variety. With this project, a dream of mine has come true, and I hope that you can feel some of my fascination for this rich and varied musical culture. —Xavier de Maistre

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Noche española A Musical Journey through Spain with Xavier de Maistre and Lucero Tena

A nne do Paço

Not only is he one of the great magicians of sound on his instrument, but in recent years he has significantly expanded the harp repertoire, commissioning numerous works and creating sophisticated arrangements of his own. In tonight’s concert, the French harp virtuoso Xavier de Maistre meets Lucero Tena, the doyenne of castanet playing, who has long established the percussive “clattering” of two hardwood shells as a highly fascinating art form of its own, quite in­ dependent of dance. Performing works by Spanish composers, they invite us on a musical journey through a country that is not merely the home of castanets and guitars, the pavane, chaconne, and seguidilla, the bolero, fandango, and flamenco. Spain is also “brutish, anarchic, egocentric, cruel… She is chaotic, dreamy, irrational,” the Dutch author Cees Nooteboom writes in his Roads to Santiago. “Spain conquered the world and then did not know what to do with it, she harks back to her medieval, Arab, Jewish, Christian past and sits there impassively like a continent that is appended to Europe and yet is not Europe, with her obdurate towns studding those limitless empty landscapes. Those who know only the beaten track do not know Spain. Those who have not roamed the labyrinthine complexity of her history do not know what they are traveling through.” Spanish Classical Music: Mateo Pérez de Albéniz and Antonio Soler Originally, Spanish art music was essentially European art music, since the Spanish kings engaged musicians from all over Europe to serve at their courts, resulting in an intriguing blend of ideas. Italians such as Luigi Boccherini and


Domenico Scarlatti brought Italian traditions to Madrid and integrated “Spanish” elements into their own music. Especially Scarlatti offered a significant source of inspiration in his compendium of 555 harpsichord sonatas—not yet the multi-movement works adhering to the dualistic sonata structure that Haydn, Mozart, and Beethoven would develop in Vienna, but usually short movements consisting of several musical themes and playing with the contrast between major and minor keys in their two sections, each of which was repeated.The sonatas by Mateo Pérez de Albéniz and Antonio Soler that open the first and second part of this program ­belong to this repertoire. Albéniz—no relation to the composer Isaac Albéniz, who lived a century after him—was a conductor, cantor, and organist who dominated sacred ­music at the cathedrals of San Sebastián and Logroño in the north of Spain between 1790 and 1829. Much of his work was destroyed by a fire and the plundering of San Sebastián during the Napoleonic Wars. Antonio Soler, Albéniz’s senior by a generation, was from Barcelona and joined the Eremites of St Hieronymus at El Escorial in 1752; five years later, he was appointed their music director. Similar to Scarlatti, whom he met at the Spanish court, Soler’s fame was also based on his numerous sonatas for keyboard instruments. Playing with Light and Shadow: Isaac Albéniz Throughout Europe in the second half of the 19th century, an interest arose in accentuating national characteristics in the arts, and Spain was no exception. Composers and musicologists began to develop typical “Spanish music” by collecting and transcribing its many strains of folk music with their various Arabic or Moorish and Jewish influences, the music of the gitanos, and the characteristic rhythms central to Spanish folklore, and integrating all of these into their own works. Isaac Albéniz composed Asturias for piano in the early 1890s, and an arrangement of it became an iconic guitar piece. Its original heading, “Legend,” describes the character of this music, which seems to tell an ancient story, in the manner of a troubadour, much better than Asturias. It was the publisher Hoffmeister who assigned this title to the piece two years after Albéniz’s death when he issued several of the composer’s works under the title Suite Española. In 16

“I live and write a serenade...”

any case, the pedal point running through the entire piece, the chords reminiscent of a typical flamenco guitar playing technique, and the theme borrowed from cante jondo, a vocal style of flamenco, suggest an association much less with ­Asturias in northern Spain than with Andalusia—a region Albéniz depicted frequently in his works. About Granada, a serenata composed in 1886, he remarked: “I live and write a serenade, romantic to the most extreme explosion of passion, and sad to the point of desperation, between perfumed flowers, the shade of cypresses, and the snowy peaks of the Sierra. I will not compose the collective inebriation of a ­flamenco festival: I am now seeking tradition… the gusle [an Arabic string instrument], the gentle gliding of fingers over strings. And above all, a sudden, heart-rending lament… I seek Moorish Granada, where everything is art, where everything seems beauty and emotion to me.” In his short character pieces, Albéniz conjured up the mighty tower of a fortification at Playa de la Barrosa near Cádiz as well as Zaragoza in Aragon with a fascinating, shimmering sound-play of light and shadows. His view of Spain was mostly one from afar, as he remained an adventurer all his life: as a ten-year-old, already a brilliant pianist, he ran away from home and went on a tour of Spain all on his own. Later, he is said to have traveled to South America as a stowaway. Concert tours and studies with Franz Liszt, among others, took him all over Europe. Finally, Felipe Pedrell, the founding father of Spanish musicology, aroused Albéniz’s enthusiasm for the idea of a national Spanish kind of music —even though he worked and lived in London, and in Paris from 1902 until his death. On his deathbed, his friend ­Enrique Granados played for him his tenderly dreamy ­barcarolle Mallorca, which Albéniz likely wrote in May 1890 during his stay on the Balearic island, directing the composer’s thoughts toward his homeland one last time. Albéniz is said to have been deeply moved by this final gesture of friendship. Spanish Dances: Enrique Granados and Jesús Guridi Like Albéniz, Enrique Granados was a celebrated piano virtuoso. Concert tours took him all over the world. His untimely death—he drowned in 1916 during a crossing of the Channel when his boat was hit by a German torpedo— was not only a tragic loss for the piano world, but a catastrophe 17


the Basque dance zortzico with the harp’s typical, brilliantly shimmering sound effects of arpeggios and glissandi. Memories of Andalusia: Francisco Tárrega and Manuel de Falla With Francisco Tárrega, we return to Andalusia. Born in Villarreal near Valencia, the composer learned to play the guitar as a child and is considered one of the most important innovators of its playing technique. He was a close friend of Albéniz and Granados, many of whose works he transcribed for guitar. He himself was a masterful composer of short character pieces, including his Recuerdos de la Alhambra (“Memories of the Alhambra”) with its feathery tremolos. Played on a harp, this piece makes even clearer what Tárrega once said about the “voice of the guitar”—that it must be “somewhere between human and divine.” The landscapes, cities, and people of Andalusia also played a central role for Manuel de Falla, as, for example, in his opera La vida breve, set in Granada and first performed in Paris in 1913. Its “Spanish Dance,” a folkloristic number from the end of Act I, found its way onto many a concert program thanks to an arrangement by the violin virtuoso Fritz Kreisler.

Waltzes with a dash of Spanish color

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for Spanish music. Finding inspiration in the rich folk music tradition of his homeland like Albéniz or de Falla, Granados also looked beyond its confines, as evidenced by his nine-part cycle Valses poéticos (“Poetic Waltzes”): inspired by Chopin and Liszt, he took the Viennese waltz as the point of departure for a set of dances cleverly enriched by a dash of Spanish color. Granados first came to international attention with his Danzas españolas (“Spanish Dances”), probably written between 1887 and 1889. Taken from this collection, Andaluza, inspired by flamenco and oscillating between melancholy and joie de vivre, has remained one of his best-known works to this day. Jesús Guridi hailed from Vitoria in the Basque Country. Born into a family of musicians, he studied in Madrid, Bilbao, Brussels, and Cologne, and was a member of the Schola Cantorum in Paris under Vincent d’Indy. Remembered mainly for his zarzuela El Caserío, he left a wide-ranging oeuvre of works of all genres that reveals influences of Richard Wagner and French late romanticism, but also integrates elements of Basque folklore. Viejo Zortzico, published in 1960, combines the sharply accentuated 5/8 rhythm of

Translation: Alexa Nieschlag

Anne do Paço studied musicology, art history, and German literature in Berlin and has been a dramaturg at the Deutsche Oper am Rhein since 2009. She has published essays on the history of music and dance from the 19th to the 21st century and has written program notes for the Deutsche Kammerphilharmonie Bremen,Vienna’s Konzerthaus, and the Opéra National de Paris, among others.

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Xavier de Maistre Der im französischen Toulon geborene Xavier de Maistre hat die Harfe in den vergangenen Jahren wie kaum ein zweiter Interpret als Soloinstrument etabliert. Sein Studium absolvierte er zunächst in seiner Heimatstadt, später bei Jacqueline Borot und Catherine Michel in Paris. Im Alter von 24 Jahren wurde er Mitglied der Wiener Philharmoniker, seit 2010 widmet er sich ganz seiner Solokarriere. Er arbeitete mit Dirigentinnen und Dirigenten wie ­Lionel Bringuier, Daniele Gatti, Mirga Gražinyte˙-Tyla, Daniel Harding, Philippe Jordan, Riccardo Muti und Sir Simon Rattle zusammen und tritt in den ­g roßen Konzerthäusern der Welt sowie bei den Salzburger Festspielen, beim Schleswig-Holstein Musik Festival und bei Mostly Mozart in New York auf. Zu seinen regelmäßigen Duo- und Kammermusikpartnern zählen u.a. Diana Damrau, Baiba Skride und D ­ aniel

Müller-Schott. Zu Beginn der aktuellen Spielzeit führte er das für ihn komponierte Harfenkonzert Trans von Kaija Saariaho mit dem hr-Sinfonie­ orchester, dem Schwedischen Rundfunk­ sinfonieorchester und dem City of ­Birmingham Symphony Orchestra auf. Weitere Höhepunkte der Saison 2017/18 sind Auftritte mit dem NDR Elbphilharmonie Orchester, dem ­Orchestre de la Suisse Romande und dem Münchner Kammerorchester sowie Konzerte gemeinsam mit Lucero Tena in der Elbphilharmonie, der ­Tonhalle Düsseldorf und beim NDR in Hannover. Seit 2001 ist Xavier de Maistre Professor an der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg. Außerdem gibt er regelmäßig Meisterkurse an der New Yorker Juilliard School, der Toho University in Tokio und am Trinity College London.

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Born in Toulon, France, Xavier de Maistre in recent years has established the harp as a solo instrument like few other performers before him. He began his studies in his hometown and completed them with Jacqueline Borot and Catherine Michel in Paris. At the age of 24, he b­ ecame a member of the Vienna Philharmonic. Since leaving the orchestra in 2010 he has been focusing entirely on his solo career. He has worked with conductors including Lionel Bringuier, Daniele Gatti, Mirga Gražinyte˙-Tyla, Daniel Harding, Philippe Jordan, ­Riccardo Muti, and Sir Simon Rattle and has appeared at major concert ­venues around the world, as well as at the Salzburg Festival, Schleswig-Holstein Musik Festival, and Lincoln Center’s Mostly Mozart. Among his duo and chamber music partners are Diana

Damrau, Baiba Skride, and Daniel Müller-­Schott. Earlier this season, he performed Kaija Saariaho’s harp concerto Trans, which was written for him, with Frankfurt’s hr-Sinfonieorchester, the Swedish Radio Symphony, and the City of Birmingham Symphony Orchestra. Other highlights of 2017–18 include performances with the NDR Elbphilharmonie Orchestra, the Orchestre de la Suisse Romande, and the Munich Chamber Orchestra, as well as concerts with Lucero Tena at the Elbphilharmonie, the Düsseldorf Tonhalle, and in Hanover. Since 2001, Xavier de Maistre has held a professorship at the Hamburg Musikhochschule. He regularly gives master classes at New York’s Juilliard School, Tokyo’s Toho University, and at Trinity College London.

Bayerischen Rund­funks, dem Orquesta Nacional de ­España und vielen anderen. Auf ihren ersten Auftritt zusammen mit Xavier de Maistre beim Rheingau Musik Festival im Sommer 2017 folgen in ­dieser Saison Konzerte u.a. in S­ tuttgart, Hamburg, Düsseldorf und Hannover.

i­ncluding Lorin Maazel, Mstislav ­Rostropovich, Rafael Frühbeck de Burgos, Jesús López Cobos, and Plácido Domingo. Leading Spanish composers such as ­Joaquín R ­ odrigo, Federico Moreno Torroba, Leonardo Balada, and Enrique Llácer “Regolí” have written new works for her. In addition to solo Lucero Tena is considered an icon recitals a­ ccompanied by guitar or piano, of Spanish musical culture. She studied she regularly appears with orchestras, classical ballet with Nina Shestakova among them the Israel Phiharmonic, and Spanish dance with Emilia Díaz and London Philharmonic, Bavarian Radio became an international star as a Symphony, and Orquesta Nacional de ­flamenco dancer, developing a highly España. Her first concert together with individual and unmistakable style of Xavier de Maistre at the Rheingau castanets playing, which she has focused Musik Festival in the summer of 2017 on exclusively since her retirement is followed this season by performances from dancing. As a castanets soloist she in Stuttgart, Hamburg, Düsseldorf, and has performed with conductors ­Hanover, among others.

Lucero Tena Lucero Tena gilt als Ikone der spanischen Musikkultur. Sie studierte k­ lassisches Ballett bei Nina Shestakova und ­spanischen Tanz bei Emilia Díaz und wurde als Flamenco-Tänzerin weltweit berühmt. Daraus entwickelte sie ihren persönlichen und unverkennbaren Stil im Umgang mit den Kastagnetten, denen sie sich seit ihrem Rückzug vom Tanzpodium ausschließlich widmet. Als Kastagnetten-Solistin trat sie mit Dirigenten wie Lorin Maazel, Mstislaw

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Rotropowitsch, Rafael Frühbeck de Burgos, Jesús López Cobos und Plácido Domingo auf. Bedeutende spanische Komponisten schrieben neue Werke für sie, darunter Joaquín Rodrigo, Federico Moreno Torroba, Leonardo Balada und Enrique Llácer „Regolí“. Neben ­Solo­abenden, begleitet von Gitarre oder Klavier, gibt sie regelmäßig Konzerte mit Orchestern wie dem Israel Phil­­harmonic Orchestra, dem London P ­ hilharmonic Orchestra, dem Sym­phonie­­orchester des

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Trifonov Daniil

Das Konzert im Radio.

C H O P I N E VO CAT I O N S

D e r P i a n i st , d e r C h o p i n s K l a n g ko s m o s m i t j e d e m To n h e ra u f b e s c hw ö r t .

Konzert Sonntag bis Freitag, 20.03 Uhr

bundesweit und werbefrei DAB+, Kabel, Satellit, Online, App deutschlandfunkkultur.de

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Aus Opernhäusern, Philharmonien und Konzertsälen. Jeden Abend.

Photo © Dario Acosta

Oper Samstag, 19.05 Uhr

„ E R I S T D A S H E R A U S R A G E N D E K L AV I E R G E N I E U N S E R E R Z E I T “

Süddeutsche Zeitung

Das neue Album beinhaltet neben den beiden Klavierkonzerten von Chopin in Neuorchestrierungen des Pianisten-Komponisten-Dirigenten Mikhail Pletnev Solowerke von Chopin sowie Stücke von Mompou, Schumann, Tschaikowsky, Grieg und Barber – Komponisten, die dem Genie Chopin Tribut zollen.

A B S O F O R T E R H Ä LT L I C H !

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Demnächst im Pierre Boulez Saal

92,4 Fr Sa

2. März 2018 19.30 3. März 2018 19.00

Heath Quartet & Carolyn Sampson Widmann

die kunst zu hören

Mo

26. März 2018 19.30

Michael Wendeberg Boulez

Upcoming Highlights


Impressum Herausgeber Pierre Boulez Saal Gründer Daniel Barenboim Intendant Ole Bækhøj Redaktion Philipp Brieler Gestaltung Annette Sonnewend Marketing Stefan Wollmann Marketingassistenz Clara Stein Mitarbeit Christoph Schaller

Textnachweise Der Text von Xavier de Maistre ist ein gekürzter Nachdruck aus dem Booklet zur CD Serenata Española. Abdruck mit freundlicher Genehmigung von Sony Classical. Die Werkeinführung von Anne do Paço erschien erstmals im August 2017 in einem Programmheft des Rheingau Musik Festival und wurde von der Autorin für diese Neuveröffentlichung leicht überarbeitet. Die englische Übersetzung entstand für dieses Programmheft.

Bildnachweise S. 4: Mariano Fortuny, Patio en la Alhambra. Fogg Art Museum, Harvard Art Museums, Cambridge • S. 8: Joaquín Sorolla, Cantaoras flamencas. Museo Sorolla, Madrid • S. 12: Mariano Fortuny, Cueva de gitanos en Granada. Corcoran Gallery of Art, National Gallery of Art,Washington • S. 15: Edouard Manet, Portrait d’Émilie Ambre dans le rôle de Carmen. Philadelphia Museum of Art • S. 18: Mariano Fortuny, Bohemia ­bailando en un jardín granadino. Colección Plácido Arango, Madrid • S. 20: Mariano Fortuny, Paisaje de Granada. Museo Europeo de Arte Moderno, Barcelona • Alle abgedruckt in: Luis Quesada, Pintores españoles y ­extranjeros en Andalucia. Sevilla 1996 Künstlerfotos: Felix Broede / Sony Classical (S. 21) • Gemma ER (S. 23)

Im Fall bestehender und nicht berücksichtigter Urheberrechte bitten wir den oder die Rechteinhaber um Nachricht.

Herstellung Ruksaldruck, Berlin Redaktionsschluss: 21. Februar 2018 Pierre Boulez Saal Barenboim-Said Akademie gGmbH Rektor Michael Naumann Geschäftsführer Carsten Siebert Französische Straße 33d 10117 Berlin


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