Ekaterina Semenchuk & Semion Skigin

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Ekaterina Semenchuk & Semion Skigin

Einführungstext von Michael Horst Program Note by Richard Wigmore


EKATERINA SEMENCHUK & SEMION SKIGIN Donnerstag  9.

Dezember 2021 19.30 Uhr

Ekaterina Semenchuk Mezzosopran Semion Skigin Klavier

Michail Glinka (1804–1857) Прощание с Петербургом Abschied von St. Petersburg (1840) Nach Gedichten von Nestor Kukolnik I. Романс из поэмы ,,Давид Риццио“ Romanze aus dem Poem David Riccio II. Еврейская песня из трагедии ,,Князь Холмский“ Jüdisches Lied aus der Tragödie Fürst Holmsky III. Болеро Bolero IV. Каватина Kavatine V. Колыбельная песня Wiegenlied VI. Попутная песня Reiselied VII. Фантазия Fantasie


VIII. Баркарола Barkarole IX. Рыцарский романс Ritterromanze X. Жаворонок Die Lerche XI. К Молли An Molly XII. Прощальная песня Abschiedslied

Modest Mussorgsky (1839–1881) Песни и пляски смерти Lieder und Tänze des Todes (1875–77) Nach Gedichten von Arseni Golenischtschew-Kutusow I. Колыбельная Wiegenlied II. Серенада Serenade III. Трепак Trepak IV. Полководец Der Feldherr

Keine Pause

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Aspekte des Lebens, Abgründe des Todes Lieder von Glinka und Mussorgsky

Michael Horst

Mit dem Kunstlied enstand Ende des 18. Jahrhunderts im deutschsprachigen Raum eine Gattung, die bald in eigenen ­nationalen Spielarten in zahlreichen Ländern Europas ihr Publikum fand. Auch in Russland orientierte man sich zunächst vor allem an deutscher – und italienischer – Vokalmusik, bevor russische ­Komponisten begannen, ihr eigenes Idiom zu entwickeln und ­Melodien wie Rhythmen ihrer Heimat in das Kunstlied einfließen zu lassen. Am Anfang dieses Weges stand Michail Glinka; zum wichtigsten Protagonisten der nachfolgenden Generation wurde Modest ­Mussorgsky. Ihnen sollten als russische Liedkomponisten weitere große Namen wie Tschaikowsky, Rachmaninow und ­Schostakowitsch folgen. Insofern präsentiert das heutige Programm zwei bedeutende Facetten in der frühen Geschichte des russischen Liedgesangs zwischen 1840 und 1875. Eine besondere Färbung erhält dieser Abend durch die Verbindung zu Berlin. In unmittelbarer Nähe des Pierre Boulez Saals, in der Jägerstraße, nahm Michail Glinka 1833 Quartier, um hier bei Siegfried Dehn, dem Kustos der Musikabteilung der Königlichen Hofbibliothek, Kompositionsunterricht zu nehmen. Harmonielehre und Kontrapunkt zählten ebenso zu den Fächern wie das Studium

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der Werke Bachs oder der Streichquartette Haydns und Beethovens. Die freundschaftliche Verbindung zu Dehn blieb über Jahrzehnte bestehen; begeistert erlebte Glinka bei seinen Besuchen das reiche Musikleben der Stadt mit Hofoper und Singakademie. Ein letztes Mal kehrte der Komponist, längst durch seine beiden Oper Ein Leben für den Zaren (1836) und Ruslan und Ljudmila (1842) zu nationalem Ruhm gekommen, im Herbst 1856 nach Berlin zurück, wo er im Februar 1857 in seiner Wohnung in der Französischen Straße 8 verstorben ist. Bildeten Berlin und Paris die ausländischen Fixpunkte in Glinkas Leben, so spielte sich in Russland das musikalische Leben über­ wiegend im – von ihm ungeliebten – St. Petersburg ab. Abseits des vom Adel geprägten gesellschaftlichen Parketts bevorzugte Glinka die gesellige Runde gleichgesinnter Künstlerfreunde, eine soge­ nannte „Bruderschaft“ um den Schriftsteller und Journalisten Nestor ­Kukolnik, in der, den Schubertiaden in Wien nicht unähnlich, ­diskutiert, musiziert und natürlich auch gefeiert wurde. Dieser Runde verdankt sich der Zyklus Abschied von St. Petersburg, dessen Titel auf eine geplante Auslandsreise Glinkas Bezug nimmt, die eher einer Flucht vor den kulturellen Misshelligkeiten der Hauptstadt und den Eheproblemen des Komponisten glich – realisiert wurde sie jedoch nicht. Glinka selbst erinnert sich in seiner Autobiografie Aus meinem Leben, dass es am 10. August 1840 eine große Abschiedsfeier gegeben habe, bei der er selbst, als Sänger und ­Pianist zugleich, seine zwölf Lieder und Romanzen vortrug. Man kann sich leicht vorstellen, welche Emotionen das abschließende Stück, eine Hymne auf die unverbrüchliche Freundschaft, in die der Kreis der Anwesenden als Chor einstimmen durfte, bei allen Beteiligten hervorgerufen haben muss. Textlieferant für die Lieder war Hausherr Kukolnik selbst; einige seiner Verse dichtete er auch auf bereits von Glinka komponierte Melodien um. Der Zyklus umspannt eine breite Palette von ­Stimmungen, in denen viele Lieblingsthemen der Romantik zutage treten: Liebe und Eifersucht, Schönheit der Natur, Beschwörung der Vergangenheit. Das Thema des Abschieds wird auf das Unterwegssein im Allgemeinen ausgeweitet – musikalische Blicke nach Italien und Spanien eingeschlossen. Die zeitliche Parallele zu ­Schumanns „Liederjahr“ 1840 zeigt zugleich die Grenzen auf, die sich Glinka in der melodischen Ausgestaltung wie auch im Klaviersatz auferlegt – noch bricht, zwischen der musikalischen Liebe zu Italien und der Bewunderung für Deutschland, nur gelegentlich die

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russische Leidenschaft hervor. Die überwiegend strophische Form und der eher begleitende Klavierpart mögen auch mit der Absicht des Komponisten zusammenhängen, die Lieder selbst zur Aufführung zu bringen. Die eröffnende Romanze ist eine Huldigung an die unbekannte Schöne, von der Himmel und Natur schwärmen – die subtile ­Steigerung zum Schluss verleiht dem Ausdruck. Das dramatische, eher deklamatorische Jüdische Lied übernahm Glinka aus seiner Schau­spielmusik zu Kukolniks Fürst Cholmski; die schlichte akkordische Begleitung verleiht der apokalyptischen Szene, in der die Toten im Heiligen Land auferstehen, eine düstere Prägnanz. S­ panische Farben durchpulsen den Bolero, im musikalischen Kontrast aufgebaut als Spiegelbild des Liebhabers, der zwischen Zuneigung und heftiger Eifersucht hin und her gerissen ist. Die an vierter Stelle stehende Kavatine klingt nicht zufällig wie eine Reminiszenz an die italienische Oper: Sie besteht aus einem Cantabile, das in einer edlen Melodie die Schönheit einer Rose ­besingt, und einer kurzen Cabaletta, die temperamentvoll das ­unvermeidliche Vergehen dieser Schönheit beklagt. Zu diesem Stück wie auch dem folgenden melancholischen Wiegenlied merkte Kukolnik an, dass der Text erst nachträglich entstanden sei, was ­angesichts des schlichten Charakters dieser Komposition gut nachvollziehbar ist. In bester italienischer Buffo-Manier saust das sich anschließende Reiselied in gut zwei Minuten am an den Hörerinnen und Hörern vorbei – inspiriert von einer Fahrt auf der neuen Eisenbahnstrecke zwischen Moskau und St. Petersburg, die bei diesem Passagier einen veritablen Geschwindigkeitsrausch ausgelöst haben muss. Eine weitere opernhafte Szene führt Glinka dagegen in der ­Fantasie vor: Die dramatische Schilderung eines Mannes, der sein Pferd an einem Haus anbindet, um darauf die Bewohner zu ermorden, illustriert der Komponist durch mehrfachen Wechsel von Takt- und Tonart sowie einen wuchtig-düsteren Klavierpart. Eine Hommage an Venedig ist das achte Lied Barkarole, das eine bewegte nächt­liche Fahrt auf den Kanälen der Lagunenstadt besingt. Siegesgewissheit mit Paukenwirbel im Klavier strahlt die Ritterromanze aus. Von bezauberndem Charme ist Die Lerche, die mit ihrem ­zwitschernden Gesang das Ohr der Geliebten betört. Glinka gelingt hier ein poetisches Miteinander von melancholischem Gesang und filigraner Begleitung. In der virtuosen Klaviertranskription von Mili Balakirew ist Die Lerche später zu einer populären Zugabe großer

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­ ianistinnen und Pianisten geworden. Die an Bellini erinnernde P Melodie im vorletzten Lied An Molly lässt kaum den Ausdruck des Textes vermuten, der aus dem Munde des Künstlers zu kommen scheint: „Vom Sänger heisch kein Lied zur Stund, / ihm schloss des Lebens wildes Wogen / den sangesfrohen Dichtermund / und hat Begeistrung ihm entzogen.“ Emotional noch eine Stufe höher schwingt sich das Abschiedslied auf, eine Hymne an die unverbrüchliche, lebenswärmende Freundschaft, die mit den Worten schließt: „ih[r] singe ich mein letztes Lied / und sprenge meiner Leier Saiten!“ Glinka hingegen begann schon wenige Wochen später mit der Komposition von Ruslan und Ljudmila.

Ein Jahr vor der Entstehung von Abschied aus St. Petersburg wird Modest Mussorgsky 1839 als Sohn eines vermögenden Landbesitzers geboren. Schon früh durch seine musikalische Begabung aufgefallen, tritt mit ihm eine neue Art Künstler auf die russische Musikbühne. Er verweigert sich der „akademischen“ Ausbildung, lässt sich allein von Mili Balakirew unterrichten und bildet mit den vier anderen Komponisten des sogenannten „Mächtigen Häuflein“ – neben Balakirew noch Cesar Cui, Alexander Borodin und Nikolai Rimski-Korsakow – die Speerspitze einer Avantgarde, die sich ganz auf die künstlerischen Wurzeln Russlands beruft. Mussorgsky sollte dabei den radikal-eigenständigsten Weg gehen: Seine Oper Boris Godunow, uraufgeführt 1874, legt davon ebenso prägnantes Zeugnis ab wie der im gleichen Jahr entstandene Klavierzyklus Bilder einer Ausstellung. Kurz darauf, im Frühjahr 1875, beginnt Mussorgsky mit der Komposition der Lieder und Tänze des Todes. Wladimir Stassow, enger Freund des Komponisten (der auch schon den musikalischen Nachlass Glinkas gesichert und der Petersburger Bibliothek übergeben hatte), reklamiert in seiner Biographischen Skizze von 1881 das ­Ver­dienst für sich, Mussorgsky den Vorschlag für den Inhalt der Gedichte gemacht zu haben, die dann von einem anderen Freund und ­zeitweiligen Mitbewohner des Komponisten, Graf Golenischtschew-­ Kutusow, in Verse gefasst wurden. Die ungewöhnliche Wahl dieses

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Sujets dürfte auch in der zunehmend depressiven Grundstimmung des Komponisten begründet gewesen sein, die durch übermäßigen Alkoholkonsum noch verstärkt wurde. Drei der Lieder stellte ­Mussorgsky in kürzester Zeit fertig, das vierte – Der Feldherr – folgte erst zwei Jahre später, weitere Gedichte kamen nicht über Kompositionsentwürfe hinaus. In einem bemerkenswerten Brief vom 11. Mai 1875 an ­Golenischtschew-Kutusow umreißt Mussorgsky seine Ideen zu dem Liederzyklus: „Ich denke, Du wirst mit dem einfachsten aller Titel einverstanden sein, welcher auf unser neues Album passt […]. Ich habe den neuen Zögling ,Sie‘ genannt […].“ Natürlich ist dieser Titel eine Provokation, lässt er doch eher an eine Sammlung von Romanzen und Huldigungen an das weibliche Geschlecht denken. Mussorgsky hingegen meint nichts anderes als den Tod – in der ­russischen Tradition sowohl grammatikalisch als auch sinnbildlich von femininer Gestalt. Ist in der westlichen Überlieferung stets vom „Schnitter Tod“, vom „Sensenmann“ oder, wie bei Goethe, vom „Erlkönig“ die Rede, der den Menschen mit Gewalt aus dem Leben reißt, schwingt im russischen Empfinden viel stärker ein tröstendes Element mütterlichen Charakters mit. Insofern ist es bezeichnend, dass Mussorgsky auch eher an eine weibliche Interpretin gedacht hatte und das erste der Stücke, das Wiegenlied, einer Altistin des ­Mariinsky-Theater widmete (während die Serenade der Schwester des verehrten Kollegen Michail Glinka zugeeignet ist). Am ehesten lassen sich die vier Lieder wohl mit der Bezeichnung „dramatische Skizzen“ umschreiben. Verglichen mit Glinka zeigen sie eine völlig neue, frappierend eigenständige Umsetzung der Verse in Musik: mal arios, dann wieder deklamatorisch, ganz von der Wortmelodie abhängig und in stets wechselnden Tempi. Allein im Wiegenlied finden sich vier verschiedene Vortragsangaben („Lento doloroso“, „Moderato tranquillo“, „Lento funesto“ und „Agitato patetico“), mit denen die dialogische Situation musikalisch abgebildet wird: der Kampf zwischen Mutter und Tod um das ­sterbenskranke Kind. Mussorgskys Stimmführung ist unruhig und unvorhersehbar, schnörkellos und suggestiv; der Klaviersatz mit seiner fahlen Chromatik, den kargen Akkorden und unheimlichen Tremoli grundiert das grausige Geschehen, wobei das dreimal vom Tod angestimmte „Bajuški, baju“ („Schlaf, mein Kind“) dem unkonventionellen Gebilde formalen Halt verleiht. Wie eine Variation des ersten Liedes mit veränderten Rollen wirkt die Serenade: Diesmal treffen ein krankes junges Mädchen

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und der Tod – verkleidet als Ritter – aufeinander. Doch die musika­lischen Mittel, die Mussorgsky einsetzt, sind völlig andere. Zu Beginn wird über sanft fließender Begleitung das Schicksal der Kranken gezeichnet, die matt dem „Flüstern der Nacht“ lauscht. Dann tritt der Ritter vor ihr Fenster und singt, im energischen Sechsachteltakt, seine Romanze. Immer stärker steigert er sich in die vorgetäuschte Glut seiner Leidenschaft hinein, während die letzten Takte das allmähliche Sterben des Mädchens beschreiben. Den demonstrativen Schlusspunkt setzt der triumphierende Ausruf des Todes: „Du bist mein!“ Von surrealer Komik gezeichnet ist dagegen der Trepak, in dem Mussorgsky ein weiteres Mal seine Charakterisierungskunst beweist: zuerst wird die unheimliche Winterlandschaft, durch die der betrunkene Bauer irrt, musikalisch dargestellt, dann erklingt der rustikale Trepak, den der Bauer mit dem Tod tanzt, schließlich erklingt das Heulen des Sturms und zuletzt das Wiegenlied des Todes, in dem immer wieder Fragmente des Trepak aufblitzen. Auch hier spielt der Komponist mit dem Bild des weiblichen Todes, einer hämischen Alten, die sich im Gewand eines Schneesturms verbirgt – ein beliebtes Bild aus der russischen Volkspoesie. Den apokalyptischen Abschluss bildet Der Feldherr, ein Gemälde vom Triumph des Todes auf dem Schlachtfeld. Der Tod ist der wahre Feldherr, der am Ende der Schlacht das Heer der Gefallenen inspiziert und seinen Siegesgesang anstimmt. Hier zieht der Operndramatiker Mussorgsky alle Register seiner Kunst: Der Schilderung des Kampfgetümmels („Vivo – alla guerra“) folgt der Auftritt des Todes mit zackigen Akkorden („Grave. Marziale“). In gemessenem Marschrhythmus reitet er über das Feld und lässt seinen makabren Gesang ertönen, dessen dröhnende Deklamation von pompösen Klavierakkorden untermalt wird. Zu Lebzeiten Mussorgskys fanden die Lieder und Tänze des Todes eine eher zwiespältige Aufnahme; nur der Trepak wurde schnell zu einer seiner bekanntesten Kompositionen. Erst 1882, ein Jahr nach seinem Tod, erschien der Zyklus in einer glättenden Bearbeitung von Rimski-Korsakow in St. Petersburg. Danach sollte es noch bis zur ersten Gesamtausgabe von 1928 dauern, bis die Originalfassung veröffentlicht wurde. So unverstanden Mussorgskys kantige, ungeschönte Musiksprache bei den Zeitgenossen geblieben ist, so wegweisend und inspirierend hat sie auf spätere Komponisten wie Jean Sibelius, Leoš Janáček oder Dmitri Schostakowitsch gewirkt.

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Der Berliner Musikjournalist Michael Horst arbeitet als Autor und Kritiker für ­Zeitungen, Radio und Fachmagazine. Außerdem publizierte er Opernführer über Puccinis Tosca und Turandot und übersetzte Bücher von Riccardo Muti und ­Riccardo Chailly aus dem Italienischen.



Genre Pictures and Dramatic Scenes Songs by Glinka and Mussorgsky

Richard Wigmore

The songs of Mikhail Glinka and Modest Mussorgsky represent two radically different aesthetics. Both composers came from wealthy landowning families. But there the similarities end. Like Tchaikovsky after him, Glinka was both a Russian nationalist and a cosmopolitan steeped in the Western Classical tradition. As a student in St. Petersburg, he absorbed operas by Mozart, Cherubini, ­Rossini, and Weber, and symphonies and quartets by Haydn, Mozart, and Beethoven. The songs he composed from the mid-1820s fall within the tradition of the French drawing-room romance, spiced with Italianate bel canto and elements of Russian folk music. A generation later, Mussorgsky likewise imbibed Western styles and idioms in his youth. His earliest songs are in the same salon ­tradition as Glinka’s. But the music he composed from the early 1860s onwards is defiantly, idiosyncratically Russian. “Towards new shores” was his slogan as he strove for an art utterly independent of German models.

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For Tchaikovsky, Glinka was “the acorn from which the oak of Russian music grew.” His operas A Life for the Tsar and Ruslan and Lyudmila (his masterpiece) were revered by his successors, Mussorgsky included, as the fount of Russian national music. Yet Glinka was a restless traveler, studying in Italy—where he met Bellini and Donizetti —and Berlin, and later spending long periods in France and Spain. He died in Berlin after going there to study Western contrapuntal techniques. He was the first Russian composer to gain an inter­ national reputation. Berlioz, who befriended him in Paris, was an influential admirer. It was through Glinka that Russian music became a vital, distinctive part of the European tradition. The early months of 1840, spent in his home village of ­Novospasskoye, were a troubled time for the composer. He was in poor health, his marriage had collapsed, and he was unable to ­continue work on his new opera Ruslan and Lyudmila. Back in St. Petersburg in early May he began to compose fitfully; and ­toward the end of the month, he embarked on Farewell to St. Peterburg, a ­collection of 12 songs to poems by his friend Nestor Kukolnik, who contributed to the librettos of both A Life for the Tsar and Ruslan and Lyudmila. In his Memoirs Glinka recalled: “On my Saint’s Day, 21 May, when I was walking from Rewel Yard, a bolero tune ‘O my wondrous maid!’ came into my mind. I asked Kukolnik to write me lyrics for this new tune; he agreed, and offered a few more lyrics he had written into the bargain … I had some spare melodies, and work proceeded really successfully … I wanted to leave ­Petersburg then (this is why the collection of songs is titled Farewell to St. Petersburg). I was not ill in the precise sense but not quite well ­either; I had a heavy burden on my heart from those grievances, and gloomy, uncertain thoughts were filling my head uncontrollably.” Farewell to St. Petersburg is a varied collection of lyrics and genre ­pictures rather than an integrated cycle. Although he was mocked for his overblown Romantic dramas, Kukolnik was a competent enough poet to fit apt, if hardly original, words to Glinka’s pre-­ existing tunes. Several of the songs put a faintly Russian gloss on Italianate—and specifically Bellinian—bel canto. These include the sensuous Barcarole (No. 8), and To Molly (No. 11), which uses music from a lost Glinka nocturne titled Le Regret. No. 4, Cavatina, looks back through Bellini to Mozart in its limpid grace. Cradle Song, No. 5, distils an almost Schubertian pathos from the alternation of minor and major keys. The mother expresses her fears for her child in a plaintive A minor. The music then turns gently to A major, with a variation of the same tune, for her prayer to God. 14


In The Skylark, No. 10, the piano’s twitterings introduce a melody with an unmistakably Russian flavor. This is one of the rare songs in the collection where the keyboard illustrates rather than discreetly accompanies. It became an instant hit and was further popularized in an arrangement for solo piano by Mily Balakirev, leader of the group of Russian composers known as “The Mighty Handful.” There is a dash of Spanish color in the swaggering Bolero, No. 3— the tune that occurred to Glinka on his walk—and a plangent ­Russian-Jewish mood in Jewish Song (No. 2), based on a vocal study Glinka had written for his Jewish lover Maria (all we know of her name) in Berlin in 1833. Song of Chivalry (No. 9), sung by a soldier-lover as he sails off to war in Palestine (presumably to join the Crusades), is in the Russian tradition of march-like drinking songs. A more subtle piece in the same vein is Farewell Song, No. 12, where chromaticisms give the sturdy march tune a melancholy undertow. Traveling Song, No. 6, is a comic patter song, and something of a tongue twister when sung at Glinka’s prescribed Presto. Alternate verses graphically portray the rattle of the train and the lover’s excited impatience. Kukolnik’s poem of 1837 was prompted by the opening of Russia’s first railway, between St. Petersburg and the town of Tsarskoye Selo. Perhaps the most impressive song in the collection is No. 7, ­Fantasy. Although the setting of the lovers’ tryst is Spanish, Glinka avoids local color. But the verses inspire a full-blown, quasi-operatic scena, by turns proudly march-like, restless, and rapturously lyrical.

Like Shostakovich after him, Modest Mussorgsky was haunted by the fragility and transience of life, and by the unbridgeable gulf between the private world of the artist and the banality, philistinism, and wanton cruelty of the external world. Death, contemplated with elegiac resignation, embittered protest, or sheer despair, is a recurring theme in his music. “My music must be an artistic reproduction of human speech in all its finest shades,” wrote Mussorgsky in an article setting out his thoughts on musical realism. His credo was “truth before beauty,” his avowed aim to create music “springing from our native fields and nourished with Russian bread.” His mature songs, owing nothing to the French romance tradition, bear him out. 15


Mussorgsky first set characteristically pessimistic verses by his friend and distant relative Count Arseny Golenishchev-Kutuzov in the song cycle Sunless in 1874, composed after the public triumph of the opera Boris Godunov. The following March, while embroiled in his next opera Khovanshchina, he set another Kutuzov poem, Trepak, destined to become the third song in an even darker new cycle, Songs and Dances of Death. Cradle Song and Serenade followed quickly the same spring. Two years later, in June 1877, Mussorgsky added a final song, The Field Marshal, in which Death appears on a moonlit battlefield commanding the slain troops to parade before him. There are hints of tenderness and compassion in Songs and Dances of Death, but no soft edges, no sentimentality. Each of the four songs is a dramatic scene that unflinchingly portrays helpless mankind confronted with a heart-rending, senseless and (in The Field Marshal) barbaric end. The first song, surely the world’s most desolate lullaby, unfolds as a poignant quasi-operatic dialogue between Death and the mother, vying for the soul of a sick child. Mussorgsky contrasts the mother’s increasingly desperate, breathless pleas with Death’s crooned “hush-a-bye” refrains, his soothing words masking his true intentions. Serenade is just as grimly ironic. But with Death now in the guise of a cajoling lover, the music is more lyrical in cast. The accompaniment, with its modal inflections, paints a shimmering nocturnal scene, against which Death sings his insinuating serenade to the ­dying girl. The wide leaps in the melody are at once alluring and sinister. At the end, Death casts off his disguise and bags his prey with a derisive cry of “You are mine!” In Trepak (a Russian folk-dance), a drunken peasant meets his ­inevitable fate in a blizzard-swept forest. The piano introduction sets the gruesome nocturnal scene with Mussorgsky’s usual stark economy. Its ominous four-note bass figure, derived from the Dies irae chant, is gradually metamorphosed into the lusty trepak itself as Death takes his grip on his tottering victim. The Field Marshal opens with a terrifying musical depiction of mass slaughter. The tumult dies down suddenly for an evocation of the battlefield, its sinister silence punctured by the groans of the wounded and dying. Then, to the strains of a dissonant, muffled­ funeral march, Commander Death enters. Victorious, he gloats over the dead of both sides to the melody of a well-known Polish patriotic hymn. After three truncated statements, the hymn melody

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disintegrates, ushering in the hideous final “Trample the bones even deeper in / That they will never resurrect from the grave.”

Richard Wigmore is a writer, broadcaster, and lecturer specializing in Classical and Romantic chamber music and lieder. He writes for Gramophone, BBC Music ­Magazine, and other journals, and has taught at Birkbeck College, the Royal ­Academy of Music, and the Guildhall. His publications include Schubert: The ­Complete Song Texts and The Faber Pocket Guide to Haydn.

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Michail Glinka

Proščanie s Peterburgom

I. Romans Kto ona i gde ona – Nebesam odnim izvestno, No duša uvlečena Neznakomkoju čudesnoj. Veter znaet, kto ona, Oblaka eë vidali, Kak nad nej izdaleka Lëgkoj ten’ju probegali. Solov’i pojut ob nej, Zvëzdy jarkie blistajut Vzorami eë očej, No eë ne nazyvajut. Verju, znaju: den’ pridët, Serdce radost’ju smutitsja, Devu tajnuju najdët, I mečta osuščestvitsja.

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Abschied von St. Petersburg

Farewell to St. Petersburg

I. Romanze

I. Romance

Wer sie ist und wo sie weilt, Mag allein der Himmel wissen; Die so flüchtig mir enteilt, Hat die Seele mitgerissen.

Who is she, and where is she, Heaven only knows, But my soul is ensnared By the magic stranger lady.

Kennt der Sturmwind sie vielleicht, Haben Wolken sie gesehen, Die dort oben licht und leicht Schattengleich vorüberwehen?

The wind knows who she is, And the clouds saw her, When they floated high above her In ethereal shadows.

Ob die Nachtigall im Baum, Ob die Sterne sie wohl kennen Und verliebt im Himmelsraum Flüsternd ihren Namen nennen?

Nightingales sing about her, Bright stars twinkle As glances of her eyes, But they do not call her name.

Oh ich weiß, es kommt die Zeit, Da ich wonnig werd’ erbeben, Da die heiß ersehnte Maid Mir in Wirklichkeit gegeben.

I believe, and I know, a day will come, My heart will be roused with joy, I’ll find the mysterious maid, And my dream will come true.

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II. Evrejskaja pesnja S gornych stran Pal tuman Na doliny I pokryl Rjad mogil Palestiny. Prach otcov Zdët vekov Obnovlen’ja, Noči ten’ Smenit den’ Vozvraščen’ja. Zagorit, Zablestit Svet dennicy, I organ, I tuman, Ii temnicy, I srebro, I dobro, I svjatynju Ponesli V staryj dom, V Palestinu.

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II. Jüdisches Lied

II. Jewish Song

Aus den Höhen fiel Dunst in die Täler, Palästinas Gräber im Nebel. Die Gräber der Väter im Schatten der Nacht Harren aus, dass der Morgen erwacht,

Mist fell from the mountains upon the valleys And veiled the line of graves in Palestine. The fathers’ ashes are waiting for the age of restoration, The shadow of night will cede to the day of return!

Der Morgen des Lebens, das Licht der Welt. Dann tragen wir alles, was ihm gefällt, Orgel, Zimbel, Silber und Wein Nach Palästina, uns’rem ewigen Heim.

The light of the dawn will beam and glow, And the organ, and timpani, and flutes, And our silver, and chattels, and sacred relics, We will carry to our old home, to Palestine!

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III. Bolero O, deva čudnaja moja! Tvoej ljubov’ju sčastliv ja! Pripav čelom k moej grudi, V nemom vostorge taeš’ ty. Tak mnogo plameni v očach! Tak mnogo negi na ustach! Trepeščet grud’, ty vsja drožiš’, Bez slov ty kljatvy mne dariš’. Lobzan’e dlitsja bez rečej. Ja p’ju vostorg ljubvi tvoej V nevozmutimoj tišine  … No esli ty izmeniš’ mne? O, deva bednaja moja! I dik i mračen budu ja, I burju smerti podymu Tebe i drugu tvoemu! Dymitsja krov’, nesëtsja krik, A ja k ustam tvoim prinik, Ja rvu poslednij zvuk rečej, Poslednij vzor tvoich očej. Ljubvi krylatye mečty, Nadeždy, sčast’e – vsë prosti; Ja videl vas v kovarnom sne... No net! Ty ne izmeniš’ mne!

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III. Bolero

III. Bolero

Oh wunderholde Jungfrau mein, Ich darf mich deiner Liebe freun. Dein Köpfchen lehn an meine Brust, Vergeh mit mir in sel’ger Lust.

O marvelous maid! I am happy with your love. With your head against my chest, You’re melting in silent delight.

Wie heiß ist deiner Blicke Glut! Wie wohl dein wonnig Lächeln tut. Es bebt mein Herz wie deines auch Und Liebe schwört mir jeder Hauch!

So much fire in your eyes! So much tenderness on your lips! Your breast is trembling, you’re on fire… You give vows without a word!

Das Kosen stört kein einzig Wort; Ich küsse dir die Worte fort. Es waltet Schweigen rings umher  … Doch wenn dein Herz mir untreu wär?

Our kisses last, and need no speeches. I drink the thrill or your love In perfect silence… But what if you deceive me?

Oh dann, mein holdes, armes Kind, Dann machte Eifersucht mich blind; Die Leidenschaft, die in mir loht, Brächt dir und deinem Freund den Tod!

O my poor maid! I will be wild, I will be gloomy, And I will raise a storm of death For you, and for that friend or yours!

Es flösse Blut aus tiefer Wund’; Den Mund gepresst auf deinen Mund, Dein letztes Wort erlauschte ich, Dein letzter Blick, er träfe mich  …

Blood is steaming, screams are heard! And I am pressed against your lips, I’m tearing the last sound or speech, And the last glance, from your eyes.

Weh mir, wenn mein schönes Traumgesicht, Mein Glück, mein Hoffen wär zunicht’! Weich’, Schreckgespinst der Fantasie! Nein, nein, du brichst mir die Treue nie!

The winged dreams of love, And hopes, and happiness—farewell to all! It was but in a deceptive dream. But no, you will not deceive me.

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IV. Kavatina Davno li roskošno Ty rozoj cvela, No žizni nepročnoj Minula vesna. I znojnogo leta Paljaščej krasoj Ty, pyšno odeta, Blestyš predo mnoj, Ii čudno mercan’e Večernej zvezdy, Ii čudno sijan’e Tvoej krasoty. Davno li roskošno Ty rozoj cvela, No žizny nepročnoj Minula vesna. Jarko dennica gorit, Svežej krasoju manit. Net, ne otdam ja tebja, Čudnaja deva moja! Nežnaja rosa vzošla, Junoj krasoj rascvela. Net, ne otdam ja tebja, Čudnaja deva moja!

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IV. Kavatine

IV. Cavatina

Kaum warst du zur Rose Erblüht über Nacht, Zum Lenzesgekose Des Lebens erwacht,

Was it long ago that you blossomed Like a glorious rose? But the spring of fragile life Is now gone.

Prangst heut du vom Glanze Des Sommers gestreift, Im üppigen Kranze Zur Schönheit gereift. Welch zaubrischer Flimmer Im Abendstern bebt, Welch zaubrischer Schimmer Dich, Holde, umschwebt,

And, dressed in the burning luxury Of hot summer, You’re beaming before me, So splendidly clad. Amazing is the twinkling Of an evening star; Amazing is the shining Of your beauty.

Die eben zur Rose Erblüht über Nacht, Zum Lenzesgekose Des Lebens erwacht.

Was it long ago that you blossomed Lile a glorious rose? But the spring of fragile life Is now gone.

Schau wie die Sonne erglüht, Dich zu verdunkeln bemüht. Sie überstrahlet dich nicht, Du bleibst mein einziges Licht. Knospe zur Rose erwacht, Schwelge in Jugend und Pracht! Schmücke mein einsames Sein, Mir, mir gehöre allein!

The dawn is glowing brightly, And lures us with its fresh beauty. No, I won’t give you away, O my marvelous maid! The gentle rose is come up, Blossoming in its youthful beauty. No, I won’t give you away, O my marvelous maid!

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V. Kolybel’naja pesnja Spi, moj angel, počivaj, Jasnych glaz ne otkryvaj. Baju, bajuški-baju, Baju, bajuški-baju. Ne spiš’, a vremja uletit, I grozno tuči soberutsja, I strasti prosnutsja, I burja žizni zakipit, I strasti bujnye prosnutsja, I burja žizni zakipit. Spasi i sochrani ego ot buri, Vsemoguščy! Rassej zemnych volnenyj tuči, I tichim sčast’em oseni. Baju, bajuški-baju, Baju, bajuški-baju. Spi, moj angel, počivaj, Jasnych glaz ne otkryvaj. Baju, bajuški-baju, Baju, bajuški-baju. Ču! Na poroge slyšen šum  … Vragi prišli, stučatsja v dveri  … Stradan’ja i poteri, Roj strašnych grëz i gorkich dum, Stradan’ja, žertvy i poteri. Spasi i sochrani ego ot buri, Vsemoguščij! Rassej zemnych volnenyj tuči I tichim sčast’em oseni. Baju, bajuški-baju, Baju, bajuški-baju.

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V. Wiegenlied

V. Cradle Song

Schlaf mein Engel, halte Ruh, Schließ getrost die Äuglein zu, Eia, eia-ei, Eia, eia-ei.

Sleep my angel, have a doze, Don’t open your bright eyes. Bye-you, bye-you, bye-you, Bye-you, bye-you, bye-you.

Du wachst, auch Zeit hält nimmer Rast. Bald wird Gewitter dich umlohen, Wird Leidenschaft drohen. Wenn dich des Lebens Sturm erfasst, Wird Leidenschaft Dein Herz bedrohen.

You sleep not, but time will pass, And menacing clouds will gather, And wild passions will wake up, And the storm of life will break out. Save and protect him From the storm, O Almighty!

Herr, bleib treulich ihm zur Seit, Behüt’ vor Stürmen ihn im Leben, Lass nie Gefahren ihn umschweben Und wahr ihm Frieden jederzeit. Eia, eia-ei, Eia, eia-ei.

Scatter the clouds Of earthly trouble And bless him with quiet happiness. Bye-you, bye-you, bye-you, Bye-you, bye-you, bye-you.

Schlaf mein Engel, halte Ruh, Schließ getrost die Äuglein zu, Eia, eia-ei, Eia, eia-ei. Horch! wüsten Lärm vernimmt mein Ohr  … Es nahen Feinde deinen Toren, Zum Opfer auserkoren, Vor Not und Sorge Sieh dich vor. Du bist zum Opfer auserkoren. Herr, bleib treulich ihm zur Seit, Behüt’ vor Stürmen ihn im Leben, Lass nie Gefahren ihn umschweben Und wahr ihm Frieden jederzeit. Eia, eia-ei, Eia, eia-ei.

Sleep my angel, have a doze, Don’t open your bright eyes. Bye-you, bye-you, bye-you, Bye-you, bye-you, bye-you. Hark! There’s a noise at the threshold… Enemies are here, they knock at the door… Sufferings, losses, and toll, A host of dreadful visions and bitter thoughts. Save and protect him From the storm, O Almighty! Scatter the clouds Of earthly trouble And bless him with quiet happiness. Bye-you, bye-you, bye-you, Bye-you, bye-you, bye-you.

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VI. Poputnaja pesnja Dym stolbom – kipit, dymitsja Parochod  … Pestrota, razgul, volnen’e, Ožidan’e, neterpen’e  … Veselitsja i likuet Ves’ narod. I bystree, šibče voli Poezd mčitsja v čistom pole. Net, tajnaja duma bystree letit, I serdce, mgnoven’ja sčitaja, stučit. Kovarnye dumy mel’kajut dorogoj, I šepčeš’ nevol’no: „Kak dolgo, kak dolgo?” Dym stolbom – kipit, dymitsja Parochod  … Pestrota, razgul, volnen’e, Ožidan’e, neterpen’e  … Veselitsja i likuet Ves’ narod. I bystree, šibče voli Poezd mčitsja v čistom pole. Ne vozduch, ne zelen’ stradal’ca manjat, – Tam jasnye oči tak jarko gorjat. Tak polnyj blaženstva minuty svidan’ja, Tak sladki nadeždoj časy rasstavan’ja. Dym stolbom – kipit, dymitsja Parochod  … Pestrota, razgul, volnen’e, Ožidan’e, neterpen’e … Veselitsja i likuet Ves’ narod. I bystree, šibče voli Poezd mčitsja v čistom pole.

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VI. Reiselied

VI. Traveling Song

Rauch und Dampf entsteigt der Dampfmaschine Brust! Rings umher im Festtagskleide, harrend neuer Augenweide, Drängt sich Volk, vor Freude jauchzend und vor Lust. Schneller als Gedanken wogen kommt der Zug durchs Feld geflogen.

Smoke in clouds! The engine’s boiling, steaming hard… Motley crowd, brisk emotions, expectations and impatience… All good Christians are merry, full of joy, Our train’s running through the fields, faster, speedier than our will.

Nein, heimliches Sinnen noch schneller sich regt; Das Herz möcht zerspringen von Sehnsucht bewegt. Die falschen Gedanken, die Reisebegleiter, Sie raunen, sie flüstern: wie langsam gehts weiter! Rauch und Dampf entsteigt der Dampfmaschine Brust! Rings umher im Festtagskleide, harrend neuer Augenweide, Drängt sich Volk, vor Freude jauchzend und vor Lust. Schneller als Gedanken wogen kommt der Zug durchs Feld geflogen.

No, my secret thoughts do fly faster, And my heartbeats are counting split seconds. As we ride, shrewd ideas are running through my head, And I can’t help sighing, “Oh Lord, it’s so slow!” Smoke in clouds! The engine’s boiling, steaming hard… Motley crowd, brisk emotions, expectations and impatience … All good Christians are merry, full of joy, Our train’s running through the fields, faster, speedier than our will.

It’s not the air or green leaves that lure the poor man; Es locket den Dulder nicht Harzluft Those lovely eyes shine so brightly, noch Grün, The minutes of the date are so full of Ihn locken die Nächte, die taghell erglühn; bliss, Er fühlt sich beseligt von The hours of parting are so sweet with Wiedersehensfreuden, hope! Die Hoffnung versüßt ihm sein Wehe beim Scheiden. Smoke in clouds! The engine’s boiling, steaming hard… Rauch und Dampf entsteigt der Motley crowd, brisk emotions, Dampfmaschine Brust! expectations and impatience… Rings umher im Festtagskleide, harrend All good Christians are merry, full of joy, neuer Augenweide, Our train’s running through the fields, Drängt sich Volk, vor Freude jauchzend faster, speedier than our will. und vor Lust. Schneller als Gedanken wogen kommt der Zug durchs Feld geflogen. 29


VII. Fantazija SStoj, moj vernyj, burnyj kon’, U kryl’ca čužogo, I zemli syroj ne tron’ Srebrjanoj podkovoj. Ja, kak ten, proniknu v dom, Lože ich otkroju, Usyplju ich večnym snom, Smert’ju uspokoju. Vot togda nesi menja Na utës vysokyj, I s utësa i s sebja Bros’ v Chenil glubokij. Chenil šumit i žertvy ždët, No deva gorja ne gadaet I mavra junogo lobzaet I mavru junomu poët: ,,Bros’, moj drug, slova, k čemu Kljatvy, obeščan’ja? S žarkich ust tvoich ljublju Pit’ odni lobzan’ja. O, začem vsju žizn’ moju, Milyj, ne mogu ja Sžat’ v lobzanija struju, V plamja poceluja!“ Sbylos’! Tri kedra nad mogiloj Brosajut ten’ na tri luny; Tri raznocvetnye čalmy Kačaet vetr unylo. Krugom ravnina grustno spit, Liš’ v svežij dërn mogily novoj Kon’ andaluzskij, kon stučit Serebrjanoj podkovoj.

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VII. Fantasie

VII. Fantasy

Halt, mein treuer Streitgenoss, Nach des Ritts Beschwerde, Rast’ vor fremdem Tor, mein Ross, Stampfe nicht die Erde.

Halt, my true horse, my daring horse, Here at the stranger’s door, And don’t knock the ground With your silver shoe.

Lass mich leise, schattengleich, Hin ans Lager schleichen: Beide macht ein einzger Streich Rasch zu kalten Leichen.

I will sneak inside like a shadow, I will unveil their bed, I’ll make them sleep eternally, I’ll call them down with death.

Trag mich dann in wilder Flucht Hoch hinauf und schnelle Mich vom Fels hinab zur Schlucht, Dass ich drin zerschelle.

This done, carry me away To a tall cliff, And then—off the cliff, and off yourself Down into the deep Genil.

Der Beut’ gewiss der Wildbach schäumt, Doch lässt’s die Jungfrau nicht erschauern, Die süße Weisen singt für Mavra, Der lauschend ihr im Arme träumt.

The Genil roars waiting for an offering, But the maid expects no trouble, She kisses young Mavra, And sings to young Mavra:

„Schweige still, mein Schatz; zur Stund Liegt mir nichts an Eiden, Mag von deinem heißen Mund Nichts als Küsse leiden.

“No more words my friend, What’s the use of oaths or promises? I love your hot lips Just for kisses I drink from them.

Oh, warum vermag ichs nicht, Schatz, mein ganzes Leben Dir zu weihn, im Tageslicht Dir mich hinzugeben!“

Why can’t I squeeze all my life, My darling, Into a jet of kisses, Into the flame of a kiss!”

Ich seh ein Grab; drei Halbmondscheiben Beschatten Zedern drei an Zahl, Drei Turbanfetzen grau und fahl, Die matt im Winde treiben.

It is done! Three cedars over the grave Cast their shadows over three moons; And the wind cheerlessly swings Three motley-colored turbans.

Ringsum die Ebne tot, erstarrt, Und nur am frischen Grabesrande Ein Andalusierross; es scharrt Mit seinem Huf im Sande.

The plain sleeps sadly all around, But for the Andalusian horse That knocks the new-grave’s fresh turf With its silver shoe.

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VIII. Barkarola Usnuli golubye Segodnja, kak včera. Och, volny udalye, Nadolgo l’? Do utra? U nas i v mrake noči Volnenie ljubvi Slezami topit oči, Ognëm gorit v krovi. I pleskom razmachnulos’ Širokoe veslo, I ticho raspachnulos’ Zavetnoe okno. I vam pokoju, volny, Stradalec ne daët; Nadežd i strasti polnyj, Vsju noč’ ljubov’ poët. Usnuli golubye Segodnja, kak včera. Och, volny udalye, Ne spat’ vam do utra!

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VIII. Barkarole

VIII. Barcarole

Ihr ruht, ihr blauen Wogen, So heut, wie gestern auch, Bis euch zu hohen Bogen Getürmt des Morgens Hauch.

The blue waves are asleep Today just as tomorrow. O my brave ones, Will this last long? Till morning maybe?

Wenn uns die Nacht umdunkelt, Umwogt uns Liebesglut, Im Aug’ die Träne funkelt, Wie Feuer brennts im Blut.

Meanwhile, in the dark of the night The agitation of love Drowns the eyes in tears, And burns as fire in blood.

Das Ruder setzt geschwungen In kühnem Bogen ein, Und leise ist erklungen Das traute Fensterlein.

The broad oar is Swung out in a splash, The dear window is Flung open quietly.

Der Wellen Ruhe störet Der Dulder selbst bei Nacht, Der Leidenschaft betöret, Der Liebe singend wacht.

Waves, you too have no rest With the suffering one; Full of hope and passion, He sings of love all night long.

Ihr sinkt zur Ruh, ihr blauen, Wo gleich die Nacht euch traf, Doch kommt vor Morgengrauen Euch kühnen wohl kein Schlaf.

The blue waves are asleep Today just as tomorrow. O my brave waves, You won’t sleep till morning.

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IX. Rycarskij romans Prosti! Korabl’ vzmachnul krylom, Zovët truba moej družiny! Il’ na ščite, il’ so ščitom Vernus’ k tebe iz Palestiny. Molva o podvigach moich, Šumja, pridët moim predtečej, I lavr iz nežnych ruk tvoich Nagradoj budet mne i vstrečej. Kljanusja serdcem i mečom: Il’ na ščite, il’ so ščitom! Sto bitv, sto rek, sto gorodov O imeni tvoëm uznajut; Na sta jazykach sto pevcov I zapojut, i zaigrajut. I vnov’, volnujas’ i šumja, Tvoej velikoj slavy polny, K tvoim stopam primčat menja Mogučie sedye volny. Kljanusja serdcem i mečom: Il’ na ščite, il’ so ščitom! No esli prigovor sud’by V bojach pošlët mne smert’ navstreču, Na strašnyj zov eë truby Ja imenem tvoim otveču. Padu na ščit, čtob venzel’ tvoj Vragam ne vydat’, umiraja, I, pobeždën odnoj sud’boj, Umru, tebja blagoslovljaja. Kljanusja serdcem i mečom: Il’ na ščite, il’ so ščitom!

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IX. Ritterromanze

IX. Song of Chivalry

Leb wohl! Schon bäumt mein Schiff sich wild, Trompetenruf lässt laut sich hören. Ich schwöre dir bei meinem Schild, Aus Palästina heimzukehren. Als Vorbot’ meiner selbst wird oft Dich Kunde meines Ruhms entzücken, Und kehr ich heim, wie ichs erhoff, Sollst du mein Haupt mit Lorbeer schmücken.

Farewell! The ship has spread her wings, My retinue’s trumpet is calling; I’ll be back to you from Palestine Either with a shield, or upon a shield. The fame of my feats Will be my loud harbinger, And a laurel from your hands Will be my greeting and my prize.

Ich kehre heim, ich schwör es dir, Ob auf, ob mit dem Schilde hier. Und sollt’ in hundert Schlachten heiß Ich hundert Flüss’ und Städt’ bezwingen, So soll’n dir hundert Sänger Preis Und Lob in hundert Sprachen singen. Und nur von deinem Ruhm erfüllt Eilt Wog’ und Woge dich zu grüßen, Sich überstürzend, schaumumhüllt Und bettet sanft mich dir zu Füßen. Ich kehre heim, ich schwör es dir, Ob auf, ob mit dem Schilde hier.

I swear on my heart and sword, “With a shield or upon a shield!” A hundred battles, hundred springs, and hundred towns Will learn your name; A hundred singers will sing and play In a hundred tongues. And then again, in splash and sound, Mighty grey waves Full of your great glory Will bring me back to your feet. I swear on my heart and sword, “With a shield or upon a shield!”

But should the verdict of my destiny Und träfe mich ein Todesstoß Make Death my foe in the battle, Bei Kampf und Streit aus Feindeshänden, I will reply with your name Ich würde deinen Namen bloß To the dreadful call of his trumpet. Dem finstern Tod entgegensenden. Dying, I’ll fall on my shield so as to hide Kein Feind würd deinen Namenszug Your monogram from the foe Am Schild, auf dem ich fiele, lesen; And, defeated by no one but my destiny, Dem Schicksal grollend, das mich I’ll die blessing you. schlug, Stürb ich dich segnend, holdes Wesen! I swear on my heart and sword, “With a shield or upon a shield!” Ich kehre heim, ich schwör es dir, Ob auf, ob mit dem Schilde hier.

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X. Žavoronok Meždu nebom i zemlëj Pesnja razdaëtsja, Neischodnoju struëj Gromče, gromče l’ëtsja. Ne vidat’ pevca polej, Gde poët tak gromko Nad podružen’koj svoej Žavoronok zvonkij. Veter pesenku nesët, A komu – ne znaet ... Ta, komu ona, pojmët, Ot kogo – uznaet. Lejsja ž, pesenka moja, Pesn’ nadeždy sladkoj, Kto-to vspomnit pro menja I vzdochnët ukradkoj.

XI. K Molli Ne trebuj pesen ot pevca, Kogda žitejskie volnen’ja Zamknuli veščie usta Dlja radosti i vdochnoven’ja. I esli čuvstv mogil’nyj son Narušiš’ vlastiju velikoj, Ne pen’e, net! Razdastsja ston Il’ ženskij plač, il’ chochot dikij. No esli, gordost’ zataja, Pevca živym učast’em vstretiš’ I chot’ pritvorno, chot’ šutja, Nadeždoj žizn’ emu osvetiš’,

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X. Die Lerche

X. The Skylark

Zwischen Erd’ und Himmel zieht, Auf und ab sich schwingend, Glockenrein ein endlos Lied, Laut und lauter klingend.

A song is heard Between the sky and the earth, Flowing louder and louder In a never-ending stream.

Wer mag wohl der Sänger sein, Der die Fluren preiset, ’S ist das Lerchlein grau und klein, Das sein Lieb umkreiset.

The minstrel of fields can’t be seen! Where’s the ringing skylark, Who sings so loud To his lovely girl-friend?

Lerchleins Lied weithin erklingt, Froh vom Wind erbeutet. Eine, der’s zu Herzen dringt, Weiß, was es bedeutet!

The wind carries the song, Knows not who will hear it; The only one will understand, She’ll know who has sent it.

Zieh, mein hoffnungsfroher Sang, Dort dich niedersenkend, Wo man aufseufzt leis und bang, Heimlich mein gedenkend.

Come, flow, my song, The tune of sweet hope… Someone will remember me And sigh quietly.

XI. An Molly

XI. To Molly

Vom Sänger heisch kein Lied zur Stund, Ihm schloss des Lebens wildes Wogen Den sangesfrohen Dichtermund Und hat Begeistrung ihm entzogen.

Do not demand songs from a singer When everyday troubles Have closed his prophetic lips For any joy or inspiration.

Wolltst du dem Geist, der dich verlor, Ein Fünkchen Lebensglut entfachen, Kein Lied, nein, vernähm dein Ohr, Nur weibisch Weinen, wüstes Lachen.

Should you disturb by some great power The deadly sleep of his emotions, You won’t hear singing! No, just howling, Or woman’s sob, or crazy laughter.

Und wenn von Mitgefühl geschwellt Dein Herz dich zwäng sein Leid zu wenden, Und nicht in Wahrheit, nur verstellt, Ihm einen Hoffnungsstrahl zu senden;

But if you hold back your pride, And show the singer your true sympathy, And albeit pretending, albeit in jest, Shine hope on his life—

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Jarče molnij, žarče plameni, Burnym potokom pol’jutsja slova; Pesni zvonkie, pesni gromkie, Groma sil’nej oglasjat nebesa.

XII. Proščal’naja pesnja Proščajte, dobrye druzja! Nas žizn’ raskinet vrassypnuju; Vsë tak, no gde by ni byl ja, Ja vspomnju vas i zatoskuju. Nigde net večno svetlych dnej, Vezde toska, vezde istoma, I žizn’ dlja pamjati moej – Listki istërtogo al’boma. Ty prav, pevec, da ne sovsem, Kogda žizn’ družboju sogreta, Daj Bog tebe, i nam, i vsem Mnogie leta, mnogie leta! Est’ neizmennaja sem’ja, Mir lučšich dum i oščuščenij, Kružok vaš, dobrye druzja, Pokrytij nebom vdochnovenyj! I toj sem’i ne razljublju, Na detskij son ne promenjaju! Ej pesn’ poslednjuju poju I struny liry razryvaju. Ura, ura, ty prav, No strun ne rvi, no strun’ ne rvi. Žizn’ naša družboju sogreta. Udar’ po strunam i gremi: Mnogie leta. Nestor Kukolnik (1809–1868)

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Grell wie Himmelslicht, das durch Wolken bricht, Bräche sich haltlos sein Redefluss Bahn, Und wie Donnerhall schwänge sich Liederschwall Jauchzend auf und entschwebt himmelan.

Brighter than lightning, hotter than flames, Words will flow in a powerful torrent; Ringing songs, loud songs Will fill the sky mightier than thunder.

XII. Abschiedslied

XII. Farewell Song

Lebt wohl, Freunde, bisher gesellt, Fortan getrennt auf Sonderwegen; Ich werd am fernsten End’ der Welt Euch wehmutvoll im Herzen hegen.

Farwell, good friends! Life will scatter us asunder; Be it so. But, wherever I wander, I will remember you, and grow sad.

Oh wär das Leben ewig licht, Sein Ziel nicht mühsam zu erklettern, Und glichen seine Tage nicht Vergilbten Tagebuchesblättern.

Ever-bright days can’t be found anywhere, There’s sorrow and apathy everywhere, And for my memory, life is nothing But pages of a worn album.

Hast recht, oh Freund, doch nur zum Teil. Blüht Freundschaft uns die echte, wahre, So leih uns Gott zu diesem Heil Viele Jahre, viele Jahre!

Singer, you’re right, but not quite so, And when our life is warmed by friendship, May God give you, and us, and all Many years, many years, many years!

Oh weiß ich einen trauten Herd, Wo biedere Gesinnung waltet. Euer Kreis ists, Freunde, lieb und wert, Die ihr Begeistrung wach erhaltet!

There is a never-changing family, A world of better thoughts and feelings, Your circle, my good friends, Veiled in a sky of inspirations!

Zu diesem Kreis michs mächtig zieht, Zu ihm wird stets mich Sehnsucht leiten, I’ll never stop loving this family, Ihm singe ich mein letztes Lied I’ll never trade it for a childish daydream! Und sprenge meiner Leier Saiten! I’m singing my last song to it, And then I’ll tear up my lyre’s strings. Hurrah, hurrah! Doch Freund, der Saiten schon’. Singer, you’re right, but not quite so, Und Sangesfreud wie Freundschaft And when our life is warmed by wahre, friendship, Und sing im echten Herzenston: May God give you, and us, and all Viele Jahre, viele Jahre, viele Jahre! Many years, many years, many years! Übersetzung: Lina Esbeer

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Modest Mussorgsky

Pesni i pljaski smerti I. Kolybel’naja Stonet rebënok … Sveča, dogoraja, Tusklo mercaet krugom. Celuju noč’ kolybel’ku kačaja, Mat’ ne zabylasja snom. Ranym-ranëchon’ko v dver’ ostorožno Smert’ serdobol’naja stuk! Vzdrognula mat’, ogljanulas’ trevožno … „Polno pugat’sja, moj drug! Blednoe utro už smotrit v okoško … Plača, toskuja, ljublja, Ty utomilas’, vzdremni-ka nemnožko, Ja posižu za tebja. Ugomonit’ ty ditja ne sumela. Slašče tebja ja spoju.“ – ,,Tiše! rebënok moj mečetsja, b’ëtsja, Dušu terzaja moju!“ – ,,Nu, da so mnoju on skoro ujmëtsja. Bajuški, baju, baju.“ – ,,Ščëčki blednejut, slabeet dychan’e … Da zamolči-že, molju!“ – ,,Dobroe znamen’e, stichnet stradan’e, Bajuški, baju, baju.“ – ,,Proč’ ty, prokljataja! Laskoj svoeju sgubiš’ ty radost’ moju!“ –

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Lieder und Tänze des Todes

Songs and Dances of Death

I. Wiegenlied

I. Cradle Song

Weinen und Klagen  … das Licht flackert müde, Traurig verglimmt schon sein Schein. Sanft wiegt die Mutter ihr Kind Ohne Ruhe und Schlaf in der einsamen Nacht. Früh in der Dämmerung nähert sich leise der Tod, Der Barmherzige, und pocht. Aufgeregt schaut ihm die Mutter entgegen. „Musst nicht erschrecken vor mir. Schaut schon der Morgen so blass in das Fenster, Müde von Tränen und Schmerz. Du kannst nun ruhen, vergiss deine Sorgen. Ich werde wachen für dich. Wusstest dein Kind nicht zur Ruhe zu bringen, Süßer als du singe ich.“ – „Leise! Mein Kind, es windet sich, quält sich. Ach, es zerreißt mir das Herz!“ – „Nun denn, bei mir wird es ruhiger schlafen, Schlaf mein Kind, schlaf ein.“ – „Wangen erblassen, der Atem wird schwächer … Halt ein! Ich flehe dich an!“ – „Das verheißt Gutes, es endet sein Leiden, Schlaf, mein Kind  …“ – „Fort mit dir, Schrecklicher! Mit deinem Singen nimmst du mein Liebstes, mein Glück.“ –

Crying and lamenting…the lamp flickers wearily, Sadly the light fades. Gently the mother rocks her child, Without rest or sleep In lonely night. At rise of dawn Death the merciful Silently approaches, then pounds. Agitated, the mother looks toward her. “You do not need to be scared of me. Pale morning is looking into the window, You are exhausted by tears and pain. Sleep now, forget your worries. I will keep watch for you. You could not calm your child, I sing more sweetly than you.”— “Be quiet! My child writhes in agony, It tears my heart”— “Well then, with me sleep will be peaceful. Sleep my child.”— “Cheeks are fading, breath is weakening… Hold on, I beseech you!”— “That is a good sign, suffering will end, Sleep my child.”— “Be gone, terrible woman! With your singing you steal my dearest, my joy.”—

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,,Net, mirnyj son ja mladencu naveju. Bajuški, baju, baju.“ – ,,Sžal’sja, poždi dopevat’ chot’ mgnoven’e, Strašnuju pesnju tvoju!“ – ,,Vidiš’, usnul on pod tichoe pen’e. Bajuški, baju, baju.“

II. Serenada Nega volšebnaja, noč’ golubaja, Trepetnyj sumrak vesny. Vnemlet, poniknuv golovkoj, bol’naja Šopot nočnoj tišiny. Son ne smykaet blestjaščie oči, Žizn’ k naslažden’ju zovët, A pod okoškom v molčan’i polnoči Smert’ serenadu poët: ,,V mrake nevoli surovoj i tesnoj Molodost’ vjanet tvoja; Rycar’ nevedomyj, siloj čudesnoj Osvobožu ja tebja. Vstan’, posmotri na sebja: krasotoju Lik tvoj prozračnyj blestit, Ščëki rumjany, volnistoj kosoju Stan tvoj, kak tučej obvit. Pristal’nych glaz goluboe sijan’e, Jarče nebes i ognja; Znoem poludennym veet dychan’e … Ty obol’stila menja.

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„Nein, schon umwehen es liebliche Träume. Schlaf, mein Kind …“ – „Warte! Erbarme dich doch, lass dein Singen! Ende dein grausames Lied!“ – „Siehst du! Da liegt es und lächelt im Schlummer, Schlaf mein Kind, nun schlaf.“

“No, dreams are sweet now. Sleep my child.”— “Wait! Have mercy, stop your singing. Cease your gruesome song!”— “See, there lying and smiling in its sleep. Sleep my child, now sleep.”

II. Serenade

II. Serenade

Dämmernde Frühlingsnacht, tiefblauer Himmel, Magisches Zittern der Luft. Still wacht die Kranke, mit fiebrigem Blicke Lauscht sie dem Flüstern der Nacht; Schlaflos ihr Auge, gebannt vor Verlangen, Lockend das Leben sie ruft. Doch unterm Fenster mit schmeichelndem Sange Bringt ihr sein Ständchen der Tod:

The twilight of a Spring night, dark blue sky, Magical shiver of the night. Silently the sick maiden watches, With feavered gaze she listens to the whisper of the night. Sleepless her eyes, spellbound with yearning For life’s tempting call. But under the window with caressing song, Death serenades her:

„Einsam gefangen in Schranken und Ketten Welkt deine Jugend dahin. Ich will dein Ritter sein, will dich befreien, Hab nur dein Bestes im Sinn. Schau in dem Spiegel dein Bild, Sieh die Schönheit deiner bleichen Stirn; Lippen so lockend, so voll Verlangen, Haare so dunkel und schön; Glänzend die Augen, so blau und begehrend, Strahlend wie Frühling im Mai, Brennt deiner Lippen Glut, heiß und verzehrend, Hast mir entzündet mein Herz.

“Lonely, imprisoned behind barriers, in chains, Your youth fades. I want to be your shining knight, to rescue you, Only want what’s best for you. Look into that mirror, See the beauty of your pale forehead; Alluring lips, full of desire, Hair dark and beautiful. Radiant eyes, so blue and longing Shining like spring in May. Your lips burn like hot embers, consumed You enflamed my heart.

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Sluch tvoj plenilsja moej serenadoj, Rycarja šopot tvoj zval, Rycar’ prišël za poslednej nagradoj: Čas upoen’ja nastal. Nežen tvoj stan, upoitelen trepet … O, zadušu ja tebja V krepkich ob’’jat’jach: ljubovnyj moj lepet Slušaj! … molči! … Ty moja!“

III. Trepak Les da poljany, bezljud’e krugom. V’juga i plačet, i stonet, Čuetsja, budto vo mrake nočnom, Zlaja, kogo-to choronit; Gljad’, tak i est’! V temnote mužika Smert’ obnimaet, laskaet, S p’janen’kim pljašet vdvoëm trepaka, Na ucho pesn’ napevaet: „Oj, mužičok, staričok ubogoj, P’jan napilsja, poplëlsja dorogoj, A mjetel’-to, ved’ma, podnjalas’, vzygrala. S polja v les dremučij nevznačaj zagnala. Gorem, toskoj da nuždoj tomimyj, Ljag, prikorni da usni, rodimyj! Ja tebja, golubčik moj, snežkom sogreju, Vkrug tebja velikuju igru zateju. Vzbej-ka postel’, ty mjetel’-lebëdka! Gej, načinaj, zapevaj, pogodka! Skazku, da takuju, čtob vsju noč’ tjanulas’, Čtob p’jančuge krepko pod neë zasnulos’!

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Höre, es tönen für dich Serenaden, Riefst du nicht lange mich schon? Nun kommt dein Ritter, den Lohn zu verlangen, Nur eine Stunde der Lust. Schlank ist dein Leib, mich berauscht deine Nähe, Schließ fest und fester dich ein in meine Arme, Den Brautkuss dir geben will ich. Sei still! Du bist mein!“

Listen, serenades are sounding for you, Haven’t you long been calling for me? Now your knight arrives to ask for his reward Only one hour of passion. Slender is your body, Your presence intoxicates me. Take you into my arms tighter and tighter, Want to give you the bride kiss. Be silent! You are mine!”

III. Trepak

III. Trepak

Wald, öde Heide und nirgends ein Haus, Wütendes Sturmgetöse. War es nicht Schluchzen im wirbelnden Schnee? Gräbt dort nicht jemand ein Grab? Da! Ja so ist’s.

Woods, bare heather and nowhere a dwelling, Raging storms. Was that a sob through the swirling snow? Does someone dig out a grave? There! Yes it’s true.

Durch den Wald wankt ein Mann, Schleicht sich die Todesbraut an, Fasst ihn und tritt mit ihm an zum Trepak, Raunt ihm ins Ohr dabei leise:

A man staggers through the woods, Death’s bride approaches him, Grabs him and starts dancing Trepak, Murmurs softly into his ear:

„Ach du erbärmlicher alter Bauer, Hast einen Rausch, kannst den Weg nicht finden, Und das böse Wetter lag schon auf der Lauer, Trieb vom offnen Felde in den Wald dich, Bauer, Schleppst ja noch kaum mehr die matten Glieder. Komm, leg ein wenig zur Rast dich nieder. Du sollst hier, mein Freund, Gar warm und weich liegen, Will mit Spiel und Tanz In süßen Schlaf dich wiegen.

“Oh you poor old farmer, You are drunk, can’t find your way. And nasty weather lurks for you Leads yo, oh peasant, from open fields into the woods, Barely dragging your tired limbs. Come and lie down to rest, You shall lie here Warm and soft, my friend, Will cradle you with Dance and play into sleep.

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Oj vy, lesa, nebesa, da tuči, Tem’, veterok da snežok letučij, Svejtes’ pelenoju, snežnoj puchovoju; Eju, kak mladenca, starička prikroju … Spi, moj družok, mužičok sčastlivyj, Leto prišlo, rascvelo! Nad nivoj Solnyško smeëtsja da serpy guljajut, Pesenka nesëtsja, golubki letajut …“

IV. Polkovodec Grochočet bitva, blešut broni, Orud’ja žadnye revut, Begut polki, nesutsja koni, I reki krasnye tekut. Pylaet polden’, ljudi b’jutsja; Sklonilos’ solnce, boj sil’nej; Zakat bledneet, no derutsja Vragi vsë jarostnej i zlej. I pala noč’ na pole brani. Družiny v mrake razošlis’ … Vsë stichlo, i v nočnom tumane Stenan’ja k nebu podnjalis’. Togda, ozarena lunoju, Na boevom svoëm kone, Kostej sverkaja beliznoju, Javilas’ Smert’; i v tišine, Vnimaja vopli i molitvy,

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Sturm! Schüttle hoch ihm auf das Bette; Auf! Fange an mit dem Lied, du Wetter, Singe ihm ein Märchen, eine lange Sage, Dass er feste schlafe bis zum jüngsten Tage; Tanzet ihr Wälder und Wolkenhimmel, Finstere Nächte und Schneegewimmel, Kreiset um den Alten, winterliche Winde, Webt ihm eine Decke, weich wie einem Kinde.

Storm! Ruffle up his bed. Start your song, weather, Sing a fairytale for him, a long saga, So he will sleep till the last judgement. Dance you woods and cloudy skies, Gloomy nights and snow blizzard, Circle round the old man, winter gusts, Weave a blanket for him, soft as for a child.

Sleep now my friend, sleep and dream. Schlaf nun mein Freund, schlafe ein Summer has come, ripe corn waves, und träume. And the sun laughs, Schon kam der Sommer ins Land. Quiet songs sound and doves fly.” Es wehen erntereife Ähren Und es lacht die Sonne, Leise tönen Lieder und es flattern Tauben.“

IV. Der Feldherr

IV. The Field Marshal

Kanonen donnern, Menschen kämpfen, Es tobt die Schlacht in wilder Wut. Die Erde bebt, die Reiter jagen, In roten Strömen fließt das Blut. Es glüht der Mittag, kein Erbarmen. Die Sonne senkt sich, wirres Bild! Es naht der Abend, doch der Kampf lässt nicht nach, Das Morden endet nicht.

Canons thunder, men fight, The battle clamors in savage rage. The ground tremors, the riders chase, The blood flows in rivers red. Noon day blazes, no mercy. The sun goes down, murky glow, The evening comes, but the fighting slackens not, The murder does not cease.

Es senkt die Nacht sich kühl und milde, Die letzten Krieger ziehen ab. Still ist es  … Durch den düstren Nebel nur Seufzer Stöhnen durch die Nacht. Und da im bleichen Mondenscheine, Auf seinem hohen fahlen Ross Schneeweiß die knöchernen Gebeine, Erscheint der Tod. Reglos verharrt er, lauscht

The night comes down cool and mild, The last warriors leave. It is quiet… In glooming fog only sighs Moan through the night. And in the pale moonlight, On his high, pallid horse, Snow white his osteal frame, Death appears. He remains motionless,

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Dovol’stva gordogo polna, Kak polkovodec, mesto bitvy Krugom ob’’echala ona. Na cholm podnjavšis’, ogljanulas’, Ostanovilas’, ulybnulas’ … I nad ravninoj boevoj Razdalsja golos rokovoj: ,,Končena bitva! Ja vsech pobedila! Vse predo mnoj vy smirilis’, bojcy! Žizn’ vas possorila, ja pomirila! Družno vstavajte na smotr, mertvecy! Maršem toržestvennym mimo projdite, Vojsko moë ja choču sosčitat’; V zemlju potom svoi kosti složite, Sladko ot žizni v zemle otdychat’! Gody nezrimo projdut za godami, V ljudjach isčeznet i pamjat’ o vas. Ja ne zabudu i gromko nad vami Pir budu pravit’ v polunočnyj čas! Pljaskoj tjažëloju zemlju syruju Ja pritopču, čtoby sen’ grobovuju Kosti pokinut’ vovek ne mogli, Čtob nikogda vam ne vstat’ iz zemli!“ Arseni Golenischtschew-Kutusow (1848–1913)

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Dem Schreien und dem Beten, Zufrieden schaut er auf sein Werk. Reitet dann langsam um das Schlachtfeld Mit langem, feierlichem Schritt; Steht auf dem Hügel, schaut sich um, Lauscht in die Stille, und er lächelt; Ruft dann mit steinerner Gewalt Über das Schlachtfeld weit hinaus:

Listens to the screaming and praying. Satisfied he watches his work. Then slowly rides around the battlefield In long, grave strides. And on the hill, he looks around, Listens to the silence, and smiles. Then he shouts in stony force Over the battlefield:

„Aus ist der Kampf nun, nur ich bin der Sieger! Ruhm und Stolz, sie sind alle vertan. Krieg war das Leben euch, ich bin der Frieden, Auf nun ihr Toten zum letzten Appell! Ziehet in festlichem Marsche vorüber, Zählen will ich mein gewaltiges Heer. Leget sodann in die Erde euch wieder, Ahnet die Süße im Lande des Tods. Jahre um Jahre im Fluge verrinnen, Langsam erlischt die Erinn’rung an euch; Einzig der Tod wird sich eurer erinnern, Auf eurem Grab werd ich feiern ein Fest! Tanzet zur Mitternacht, tödliche Schatten, Stampfet die Erde in nächtlichem Reigen, Tretet die Knochen noch fester hinein! Damit sie nie mehr ersteh’n aus dem Grab!“

“End the fight, the victory is only mine! Glory and pride are all in vain. The war was your life, I am peace, Go on dead, for the last plea! Roll by in solemn march, I want to count my enormous army. Then lie down into the earth, Taste the sweetness of death’s land. Years and years go by, Slowly all memory of you will expire, Only death will remember you. I will have a feast on your tomb. Dance at midnight, fatal shadows, Stamp the earth in nightly dance, Trample the bones even deeper in, That they will never resurrect from the grave.”

Übersetzung © Barbara Höfling Abdruck mit freundlicher Genehmigung von Dreyer.Gaido Musikproduktionen

Translation © Moira Langston Reprinted courtesy of Dreyer.Gaido Musikproduktionen

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