Arabic Music Days Trio Abozekrys Maqamat Trio Teryola Naseer Shamma Trio Gharbi Twins Trio
Programm kuratiert von / Program Curated by Naseer Shamma Malerei von / Artwork by Jaber Alwan Gedichte von / Poetry by Saif al-Rahbi
Principal Partner: Abu Dhabi Festival 2022
TRIO ABOZEKRYS Dienstag
1. März 2022 19.30 Uhr
Mohamed Abozekry Oud Abdallah Abozekry Saz Paul Berne Schlagzeug
Am I Alone Give Me Back Myself Wesh Wash Reset Solo Don’t Replace Me by a Machine Solo My Cairo (Alle Kompositionen von Mohamed Abozekry und Abdallah Abozekry)
MAQAMAT TRIO Mittwoch
2. März 2022 19.30 Uhr
Anwar Abudragh Joza, Oud, Gesang Sulafa Haddad Klavier Firat Fadhil Schlaginstrumente
Wen Rayeh (Saleh Al Kwaiti)
Inspiriert von Maqam Hijaz kar / Ya Wled (Anwar Abudragh / Traditionelles irakisches Lied)
Minnak yal Asmar (Traditionelles irakisches Lied, arrangiert von Sulafa Haddad)
Naghamat (Rawhi Al-Khamash)
Maqam Ajam / Ya Ghoson Ban (Naseer Shamma)
Chemali (Traditionelles irakisches Lied)
Samaie Lami (Ghanim Haddad)
Inspiriert von Maqam Lami / Mani Sehet (Anwar Abudragh / Abbas Jamil)
Traditionelles irakisch-kurdisches Lied Win ya Galeb / Marru bina (Traditionelles irakisches Lied)
Marro alayal Helween / Tale a min Bayt Abuha (Nadhem Naheem)
TERYOLA Donnerstag
3. März 2022 19.30 Uhr
Hany Elbadry Ney Mohamed Arafa Schlaginstrumente Mohamed Essam Klavier
Shahinaz (Hany Elbadry)
Noun (Hany Elbadry)
From Each Flower Field (Hany Elbadry)
Sammie Oquad (Hany Elbadry)
Haphazardly (Hany Elbadry)
Sands (Ahmad Hassan)
Enta Omry (Mohamed Abdulwahab)
Just from Memory (Mohamed Fouad)
Longa Hojaz (Hany Elbadry)
Tayyeba (Hany Elbadry)
Jeharkah Fantasy (Hany Elbadry)
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NASEER SHAMMA TRIO
Konzert zum fünfjährigen Jubiläum der Eröffnung des Pierre Boulez Saals Freitag
4. März 2022 19.30 Uhr Naseer Shamma Oud Aytaç Doğan Kanun Carlos Piñana Gitarre
O Sail Flows on the River Tigris Our Mother Earth Patriot Day Journey of Souls Violet Fingers Longa Hand in Hand To the Future 2071 On a Butterfly’s Wing (Alle Kompositionen von Naseer Shamma)
GHARBI TWINS TRIO Samstag
5. März 2022 19.30 Uhr
Bechir Gharbi Oud Mohamed Gharbi Violine Sami Gharbi Kanun, Klavier
Parfum d’hiver Enfance Avant l’été Contemplation Nomade tunisien Du fond du cœur Murmures Patrimoine arabe tunisien (Alle Kompositionen von Bechir Gharbi und Mohamed Gharbi)
Online-Programm / Online Program Ausstellung & Interview Exhibition & Interview Jaber Alwan
Dichterlesung & Interview Poetry Reading & Interview Saif al-Rahbi
Film Benzine von / by Sarra Abidi Drehbuch und Regie: Sarra Abidi Tunesien 2017, 90 Minuten In arabischer Sprache mit englischen Untertiteln Mit Ali Yahyaoui, Sondos Belhassen, Jamel Chandoul, Fatma Ben Saidane
Written and directed by Sarra Abidi Tunisia 2017, 90 min. In Arabic with English subtitles Starring Ali Yahyaoui, Sondos Belhassen, Jamel Chandoul, Fatma Ben Saidane
In ihrem ersten Langfilm erzählt die tunesische Regisseurin Sarra Abidi die bewegende Geschichte zweier Eltern, die von ihrem einzigen Sohn im Stich gelassen werden: Seit er vor neun Monaten nach Italien gezogen ist, haben sie nichts von ihm gehört …
In her debut feature, Tunisian director Sarra Abidi tells the heart- rending story of parents who have been left behind by their only son: since he moved to Italy nine months ago, they have not heard anything from or about him …
Der Film steht vom 1. bis 15. März zum Streaming zur Verfügung. / The film will be available for streaming from March 1 to 15.
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Livestreams Das Konzert mit dem Naseer Shamma Trio am 4. März wird per Videostream live übertragen. Die übrigen vier Konzerte sind per Live-Audiostream zu erleben.
The concert with the Naseer Shamma Trio on March 4 will be video-streamed live. The other four concerts will be available as audio-only livestreams.
Pierre Boulez Saal Online Alle Kartenkäuferinnen und -käufer der Arabic Music Days erhalten bis einschließlich 15. März kostenlosen Zugang zu Pierre Boulez Saal Online, unserem neuen digitalen Angebot. Wir laden Sie ein, hier neben dem gesamten Festivalprogramm einen kontinuierlich erweiterten Katalog audiovisueller Aufnahmen aus dem Pierre Boulez Saal sowie weitere musikalische Formate zu entdecken. All ticket holders for the Arabic Music Days will receive free access to Pierre Boulez Saal Online, our new digital platform, through March 15. In addition to the full festival program, we invite you to explore an ever-expanding catalogue of audiovisual recordings from the Pierre Boulez Saal as well as other musical formats.
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Momente der Schönheit schaffen Die fünften Arabic Music Days im Pierre Boulez Saal
Naseer Shamma
Es ist inzwischen schon einige Jahre her, dass ich den Pierre Boulez Saal, der sich damals noch im Bau befand, zum ersten Mal betrat. Sofort war ich überwältigt von seiner Architektur und der Idee hinter seiner elliptischen Form, die mir Ole Bækhøj, der Intendant, mit großer Begeisterung erläuterte. Der gesamte Fußboden war mit Nägeln bedeckt, und wir trugen Spezialschuhe und Schutz helme. Doch meine Gedanken schweiften in diesem Augenblick davon. Ich stellte mir vor, mit meiner Oud mitten auf der Bühne zu stehen, und die Stapel mit Baumaterialien um uns herum verwandelten sich vor meinem inneren Auge in einen lebendigen, harmonischen Raum. Kurze Zeit später saß ich wirklich auf dieser Bühne, umgeben von einem Publikum, das die gleiche Wärme auszustrahlen schien wie der Saal selbst. Damals fragte ich mich, ob die Wirkung des Raums sich auf die Seelen der Zuhörer übertragen hatte oder umgekehrt. Meine Beziehung zu diesem Saal begann bereits vor seiner Fertigstellung, und ich habe ihn von Anfang an als besonders schönen und warmen Raum empfunden. Damit meine ich nicht nur seine geschwungenen Formen, die bequemen Sitze, die warmen Holztöne, sondern auch die Menschen, die hier arbeiten. Wann immer ich mich in diesem Raum aufhalte, erlebe ich eine freundliche Atmosphäre. Seit jenem ersten Tag habe ich hier viele musikalische und persönliche Erlebnisse gehabt, und das Publikum hat mir dabei immer das Gefühl gegeben, zu Hause zu sein – fast als wäre es zu
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Gast bei mir zu Hause. Ich glaube, das ist der Grundgedanke, der den Pierre Boulez Saal ausmacht. Bei den Arabic Music Days haben wir im Laufe der Jahre die verschiedensten Programmideen realisiert. Damit wollte ich dem sehr kulturinteressierten Berliner Publikum die Möglichkeit geben, unterschiedliche künstlerische und kulturelle Aspekte der arabischen Musik kennenzulernen. Dieses Festival ist insofern auch Ausdruck meiner Überzeugung, dass sich die Künste nicht voneinander trennen lassen. Musik ist Poesie und Poesie ist Musik, Malerei besteht genauso aus Farben und Formen wie Musik. Der Film spiegelt ebenso das Leben selbst wider, wie die Musik es tut. Unter dem Dach der Arabic Music Days vereinen sich all diese Künste zu einer wunderbaren Melodie. Die letzten Jahre sind wie im Flug vergangen, doch meine Erinnerungen an die gemeinsamen Momente auf dieser Bühne werden immer noch reicher. Von Beginn an war es unser Anspruch, unverwechselbare Programme zu präsentieren, die spezifische Facetten der arabischen Kultur zeigen, und die Beispiele aus der Vergangenheit beflügeln weiterhin unsere Kreativität. In diesem Jahr, zur fünften Ausgabe des Festivals, beschäftigen wir uns mit dem Thema des musikalischen Trios. Diese Konstellation ist vielleicht ein Spiegelbild der heutigen Welt, in der wir Abstand halten und Begegnungen reduzieren müssen, in der Menschen nicht beisammen sein dürfen. Doch sie enthält auch die Botschaft, dass wir, egal wie weit wir voneinander entfernt sind, nicht aufhören werden, Augenblicke der Schönheit zu schaffen – ob wir nun einzeln, im Duett oder im Trio auftreten, die Kunst bringt uns sicher wieder ans andere Ufer. Dabei lebt ein Trio sehr von den individuellen Fähigkeiten und Stärken der einzelnen Mitglieder und ihrer Fähigkeit, das Publikum von ihren musikalischen Vorstellungen zu überzeugen. Alle in diesem Jahr auftretenden Ensembles spielen eine wichtige Rolle in der heutigen Musikwelt. Anwar Abudragh gilt als eine der bedeutendsten Stimmen des irakischen Maqam-Gesangs. Maqam ist eine mehr als tausend Jahre alte Kunstform, bei der es sehr auf die genaue Kenntnis der Besonderheiten dieser klassischen Art des Singens ankommt. Im Laufe der Jahrhunderte haben sich zahlreiche Traditionen herausgebildet, denen jeder Sänger und jede Sängerin folgen muss. Der irakische Maqam wird in der Regel mehrere Jahre lang in Bagdad studiert. Zu seinen bekanntesten Vertretern gehören Muhammad al-Qabbanji, Yusuf Omar, Nazem al-Ghazali und Hussain al-A’thami, unter den Sängerinnen insbesondere Salima Murad und Farida, die 2019 bei den Arabic Music Days mitwirkte.
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Mein eigener Beitrag zum diesjährigen Programm besteht in einem Konzert mit Aytaç Doğan, einem der bedeutendsten Kanun-Spieler der Welt, und dem außergewöhnlichen Flamenco-Gitarristen Carlos Piñana. Wir drei harmonieren auf besondere Weise, und wenn wir zusammen spielen, wird die Musik zu einer verbindenden Sprache, die unseren Geist und unsere Seelen vereint, als bildeten sie ein gemeinsames Ganzes. Besonders freue ich mich darauf, in diesem Jahr Mohamed Abozekry und sein Trio Abozekrys begrüßen zu dürfen. Ich habe ihn von früher Kindheit an bis zu seinem Abschluss am Arab Oud House in Kairo im Oud-Spiel unterrichtet, bevor er schließlich zum weiteren Studium an die Sorbonne nach Paris ging. Zusammen mit seinem Bruder Abdullah an der Saz erschafft er eine außergewöhnlich klangvolle Musik und erfüllt die Oud mit neuem Leben. Hany Elbadry, Leiter des Trios Teryola, ist ein Zauberer auf der Ney, der sein Instrument zum Ausdruck der Freude ebenso wie der Klage werden lässt. Wenn er improvisiert, scheint er die Seele der Ney zum Sprechen zu bringen, und er hat seine ganz eigene Art, mit ihr in Dialog zu treten. Das Abschlusskonzert bestreitet das Gharbi Twins Trio. Damit ist zum ersten Mal Tunesien mit seinem vielfältigen künstlerischen Erbe und seiner reichen Musiktradition an unserem Festival beteiligt. Bechir Gharbi gehört zu den versiertesten Oud-Spielern der Welt und besitzt eine starke künstlerische Ausstrahlung. Die bildenden Künste sind durch den international anerkannten irakischen Maler und Bildhauer Jaber Alwan vertreten, der in der arabischen Welt und über sie hinaus eine herausragende Stellung einnimmt. Der omanische Dichter Saif al-Rahbi malt Bilder aus Worten, die mit jedem Lesen und jedem Hören tiefer wirken. Er ist eine der brillantesten Stimmen der zeitgenössischen arabischen Dichtung. Mein erstes Konzert in diesem Raum habe ich vor fast fünf Jahren gespielt, nur wenige Wochen nach der Eröffnung im März 2017. Ich bin dem Publikum des Pierre Boulez Saals dankbar, dass es mich und unser Festival mit offenen Armen aufgenommen hat, und ich freue mich über jede einzelne Person. Künstlerinnen und Künstler schöpfen Inspiration aus dem Geist der Menschen, die sie umgeben. Jede Art von Kunst ist immer ein Austausch – für sich allein kann sie nicht existieren, sie wird nur lebendig, wenn sie ein Publikum erreicht, das dürfen wir nie vergessen.
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Saif al-Rahbi Morgen Morgendämm’rung, ihr Schatten wächst vor der Schwelle die Vögel suchen Zuflucht an fremden Orten die Angst hat sie in die Kasernen getrieben du hörst nur die Flügel, einander stoßend wie Auswand’rer, die vor einem Massaker gefloh’n sind. Es war von Anfang an ein dunkler Morgen.
Aus dem Arabischen von Khalid Al-Maaly und Heribert Becker
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Morning The dawn’s shadow sprawls across the doorstep and the birds seek refuge in foreign locations. Panic has driven them into the barracks and all you hear are wings banging against each other like emigrants escaped from a massacre. The morning was dark from the start.
Translated from the Arabic by Henry Holland and Hazem Shekho
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Saif al-Rahbi Der Brief Bei jedem Brief, den ich öffne (meistens am Morgen) denke ich, ich müsse zu einer Stadt aufbrechen… die im Augenblick meiner Ankunft in ihr von der Flut hinweggerissen wird … Beim ersten Blick, auf die Zeilen geworfen … so wie man eine Leiche in eine tiefe Grube wirft … hör’ ich das Atmen der Abwesenden … ihr von Lachen unterbrochenes lautes Weinen … Ich höre … und ich sehe auch das erste Schimmern der Erleuchtung an jenen Orten, die nicht mehr zu beweinen sind … und zwischen den Zeilen hervor und aus dem Raum um sie her dringt Geschrei… verschließt Horizont und Fenster und ich fliehe… durchschneide das Band der in meinem Kopf rumorenden Gesichter und fliehe in Gegenden, die immer untergehen.
Aus dem Arabischen von Khalid Al-Maaly und Heribert Becker
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The Letter Each time I open a letter—and that’s mostly in the morning— I suspect that I’ll have to leave for a town that a flood would wash away the minute I arrived … With the first glance I throw at the lines —like throwing a corpse into a narrow pit— I hear the hearts of the absent thump, their cries cut short by staccato laughs. I hear and I see the first dazzling of the flesh in public places that tears can no longer enter. From between the lines, and the lines’ surrounds, the screaming flows and bridles the windows and the horizon. I flee… I lose the tethers to faces agitating in my head and I flee towards land that is constantly sinking
Translated from the Arabic by Henry Holland and Hazem Shekho
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Creating Moments of Beauty The Fifth Edition of the Arabic Music Days at the Pierre Boulez Saal
Naseer Shamma
Quite a few years have passed since I first walked into the a uditorium of the Pierre Boulez Saal, while it was still under construction. I was immediately in awe of the architecture and of the idea behind the hall’s elliptical shape, as Ole Bækhøj, its director, was enthusiastically explaining it to me. The floor area was covered in nails, and we were wearing special shoes and protective gear. Even so, in that moment my mind drifted away and I began to imagine myself center stage with my oud. The stacks of building materials that surrounded us became lifelike and delicate. Not much later I was indeed sitting on that stage, surrounded by an audience that seemed to exude the same kind of warmth as the hall itself. I wondered then whether it was the listeners’ souls that were affected by the space or vice versa. My relationship with this hall began before the building was finished, and for me it has always constituted a particularly beautiful and warm space. This does not extend merely to the hall itself, its curved shapes, its comfortable chairs, its warm wood colors, but also to the people who work here. I feel a gentle spirit whenever I am in this room. I have had many musical and personal experiences in the hall since that first day, and the audience has always made me feel very much at home—almost as if they were guests in my own home. I think it is this idea that the Pierre Boulez Saal was built on.
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With the Arabic Music Days, we have presented a number of programming ideas over the years. I wanted to give Berlin audiences, who have a great interest in culture, the opportunity to learn about different aspects of Arabic music, artistically and culturally. This festival is an expression of my belief that art cannot be divided. Music is poetry and poetry is music, painting consists of colors and shapes, just as music does. Film represents life itself, as does music. Under the banner of the Arabic Music Days, these arts all come together to create a wonderful melody. While these last few years have gone by quickly, my memories of the moments that have been shared on this stage continue to expand. We have always striven to present distinctive programs and aspects of Arabic culture, and these past examples keep inspiring creativity and beauty. This year, for the festival’s fifth edition, we are presenting the theme of musical trios. It is perhaps an image reflective of the world today: social distancing, reduced gatherings, people unable to be together. But with this comes the message that no matter how far apart we are, we will continue to create moments of beauty— whether we perform individually or in duets or trios, art will bring us safely to the shore. Accordingly, a trio is very much dependent on the individual skills and strengths of each musician and of his or her ability to convince an audience of the musical ideas they are expressing. All the groups performing this year share a significant role in our musical world today. Anwar Abudragh is considered one of the leading voices of Iraqi maqam singing. Maqam is an art form in herited from more than a thousand years ago that heavily relies on a dedicated knowledge of the challenges of this classical type of singing. Many traditions have been established over the centuries that any vocalist is obliged to follow. The Iraqi maqam is usually studied in Baghdad for several years. Its most famous performers have included Muhammad al-Qabbanji, Yusuf Omar, Nazem al-Ghazali, Hussain al-A’thami, and, among the women, Salima Murad and Farida, who participated in the 2019 Arabic Music Days. My contribution to this year’s program will be a performance with Aytaç Doğan, one of the most renowned qanun musicians in the world, and the extraordinary flamenco guitarist Carlos Piñana. There is a special, ongoing harmony between the three of us, and when we play together, the music becomes a language that unites us, connecting our minds and souls as if they were part of a single space.
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I am particularly looking forward to welcoming Mohamed Abozekry and his Trio Abozekrys this year. I taught him to play the oud from a very young age up until his graduation from the Arab Oud House in Cairo, from where he moved on to continue his studies at the Sorbonne University in Paris. Together with his brother Abdullah, who plays saz, he creates a unique kind of musical beauty and brings new life to the oud. Hany Elbadry, who leads the trio Teryola, is a magician of the ney who transforms his instrument into a voice of both joy and sorrow. When he improvises, he seems to paint with the soul of the ney, and he has his very own way of entering into a dialogue with it. For the final concert, we are joined by the Gharbi Twins Trio. This marks the first time Tunisia, with its rich artistic heritage and musical traditions, has been part of the festival. Bechir Gharbi is among the most skilled oud players around the world and a powerful artistic presence. The visual arts are represented by internationally acclaimed Iraqi painter and sculptor Jaber Alwan, who holds a distinctive position in the Arab world and beyond. The Omani poet Saif al-Rahbi paints pictures with words that deepen with each reading and each hearing. He is one of the brightest voices in contemporary Arab poetry. It has been almost five years since I played my first concert here, just a few weeks after the hall opened in March 2017. I am g rateful to the Pierre Boulez Saal audience for embracing me and our festival, and I embrace each and every audience member. Artists draw inspiration from the spirit of those around them. We must never forget that all art is always an exchange—it cannot be isolated, and it only comes to life when there is a public to receive it.
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Saif al-Rahbi Nacht des Blitzes Der Blitz trifft unsere Tage wie heute Nacht dieses Zimmer unweit des Meeres diese verheerende Kraft des Lichts Backgruben, aus dem Körper des Blitzschlags gehauen und sorgsam gewebte Tücher Erscheinungen irrender Fische In diesem von Mut erhellten Augenblick weicht der Schlaf aus den Augen und das ganze Theater bereitet sich zum Gastmahl vor.
Aus dem Arabischen von Khalid Al-Maaly und Heribert Becker
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Lightning at Night The lightning sears our days as it sears the room tonight. Near the sea this vastness sweeping away the light skirts sculpted from the bolt’s body and scarves carefully woven. Ghosts of wandering fish and in this moment, on which strength shines, sleep leaves your eyes and the whole theater prepares for the feast.
Translated from the Arabic by Henry Holland and Hazem Shekho
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Saif al-Rahbi Haupt- und Seitentäler Zwischen Nacht und Morgenfrühe entdeckte ich, dass ich immer noch unterwegs war, keuchend auf zwei in Schlaf versunkenen Beinen kein Lichterglanz einer Stadt war zu seh’n und auch kein Trugbild eines Ortes der Rast. Auf zwei im Schlafe ruhenden Beinen ich, der ich dachte, am Ziel zu sein und der am erstbesten Eingang Kaffeeduft atmete und das Bellen von Hunden vernahm da ließ ich mich niedersinken so wie eine Schar Erschöpfter und Verletzter niedersinkt doch ich merkte, dass schwaches Licht aus meinem Handgelenk drang einem Blutfaden gleich, der die Seiten- mit ihren ersten Haupttälern verbindet.
Aus dem Arabischen von Khalid Al-Maaly und Heribert Becker
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Hanging and U-shaped Valleys Overnight I realized I was still walking, gasping for breath on sleeping legs, no city lights in sight, nor the Fata Morgana of a lodging house. On two legs ensconced in sleep I, who had thought himself arrived, inhaled the smell of coffee at the next doorway along with the bark of dogs. So I stacked up my body, as if I were a crowd of the exhausted and the wounded, but noticed that pale light was sneaking out of my wrist— a blood-streak connecting hanging to U-shaped valleys.
Translated from the Arabic by Henry Holland and Hazem Shekho
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Saif al-Rahbi Musik Wenn ich aus dem Haus gehe lasse ich Musik an die die Seelen der Toten bewacht Alte Musik, die nach Gras duftet und in der Tiefe hängend die Gärten von Babylon behütet Wenn ich aus dem Haus gehe lasse ich alles verschlossen zurück außer Musik die durch leere Räume flattert und ein paar Austern die ich am Strand auflas in stürmischer Nacht
Aus dem Arabischen von Günther Orth
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Music When I go out, I leave the music on to guard the souls of the dead, music of the ancients that carries the smell of grass, and guards the gardens of Babylon hanging in the depths. When I go out I leave everything closed in on itself except for the music throbbing in the empty lounges and some oysters, which I picked from the shore on the night of the storm.
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