Campus Osteuropa

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Campus-Projekt 2022: Osteuropa

CAMPUS-PROJEKT 2022: OSTEUROPA

Dienstag 25. Oktober 2022 19.30 Uhr

Vitali Alekseenok Musikalische Leitung (Belarus)

Concordia Chor (Belarus)

Darya Dziatko Leitung

Volny Chor (Belarus)

Galina Kazimirovskaya Leitung

Sophia Chamber Choir (Ukraine)

Oleksii Shamrytskyi Leitung

GewandhausJugendchor (Deutschland)

Frank-Steffen Elster Leitung

Aliaksei Ladzik Flöte (Belarus)

Henry Petersen Klarinette (Deutschland)

Conrad Hähnlein Klarinette (Deutschland)

Dmytro Taran Horn (Ukraine)

Tanya Starykh Horn (Ukraine)

Kiryl Keduk Klavier (Belarus)

Varvara Vasylieva Violine (Ukraine)

Shiori Katsura Violine (Deutschland)

Kateryna Suprun Viola (Ukraine)

Viktor Rekalo Violoncello (Ukraine)

Milan Thüer Kontrabass (Deutschland)

Unter der Schirmfrauschaft von Staatsministerin für Kultur und Medien Claudia Roth MdB

In Zusammenarbeit mit

Deutsche Welle und Beethovenfest Bonn

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Ludwig van Beethoven (1770–1827)

Symphonie Nr. 3 Es-Dur op. 55 „Eroica“ (1803) Bearbeitung für Klavierquartett von Ferdinand Ries

I. Allegro con brio Gregor Meyer (*1979)

Da pacem domine

Anatol Bahatyrou (1913–2003)

Spicie ŭsie tyja

Larissa Simakowitsch (*1978)

Pry krajčyku, pri Dunajčyku

Hanna Gavriletz (1958–2022)

Molytva Mykhailo Shukh (1952–2018)

Tykha molytva Ludwig van Beethoven

Symphonie Nr. 3 Es-Dur Bearbeitung für Kammerensemble und Chor von Maxim Kolomiiets

III. Scherzo. Allegro vivace Pause

Yevhen Petrychenko (*1976)

Lehenda pro kamjanu schinku

Yevhen Stankowitsch (*1942)

Sadok vyshnevy Ludwig van Beethoven

Symphonie Nr. 3 Es-Dur Bearbeitung für Klavier, Flöte, Violine und Violoncello von Johann Nepomuk Hummel

II. Marcia funebre. Adagio assai

Mikola Ravenski (1886–1953)

Mahutnya Bozha Nikolai Kulikowitsch (1896–1969)

Pahonia Olga Podgajskaja (*1981)

The Sky of Mary für Kammerensemble und Chor Auftragswerk der Deutschen Welle

Ludwig van Beethoven

Symphonie Nr. 3 Es-Dur Bearbeitung für Kammerensemble von Carl Friedrich Ebers

IV. Finale. Allegro molto

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„Kühne und wilde Phantasie“

Zu den Werken von Beethoven und Olga Podgajskaja Christine Siegert

Anders als heute stammte zu Lebzeiten Ludwig van Beethovens die Musik, die das kulturelle Leben prägte, weitgehend von zeit genössischen Komponist:innen. Die Pflege älterer Musik blieb die Ausnahme. Erst mit Beethovens Schaffen bildete sich der Ausgangs punkt für einen Kanon musikalischer Werke, die das Konzertleben seitdem wesentlich bestimmen. Mit der Uraufführung von The Sky of Mary der belarussischen Komponistin Olga Podgajskaja knüpft das Beethovenfest – das das heutige Programm nach einer Auffüh rung in Bonn Anfang September nun als Koproduktion im Pierre Boulez Saal präsentiert – an die alte Tradition an und präsentiert ein aktuelles hochpolitisches Werk.

Der Text stammt von dem Lyriker Andrej Khadanovich, der zahlreiche Liedtexte für die Proteste in Belarus gegen den Diktator Alexander Lukaschenko geschrieben hat. Gewidmet ist das Werk Maria Kolesnikova, einer Flötistin und Musikpädagogin, die sich zu einer Führungsfigur des Protests entwickelt hat und die seit September 2020 als politische Gefangene für lange Zeit in Haft sitzt. Als Flötistin setzte sie sich besonders für die zeitgenössische Musik ein. Podgajskajas Widmung gilt der Musikerin ebenso wie der Politikerin: Ersteren verleiht sie nach ausgedehnten Pausentakten durch einen kraftvollen Solo-Einsatz der Flöte in hoher Lage im Forte eine eindringliche Stimme; mit dem Titel ihres Werks erinnert sie gleichzeitig an die mutige Politikerin.

Eine enge Verbindung von Musik und Politik findet sich auch prominent in Beethovens 1804 uraufgeführter Dritter Symphonie. Auf seinen Bonner Schüler Ferdinand Ries geht der Hinweis zurück, dass sich Beethoven „bei seinen Compositionen oft einen bestimmten Gegenstand“ vorstellte. Bei der „Eroica“ habe er sich „Buonaparte gedacht, aber diesen, als er noch erster Consul war“, berichtet Ries. „Beethoven schätzte ihn damals außerordentlich hoch, und verglich ihn den größten römischen Consuln.“ Als Ries ihm „die Nachricht brachte, Buonaparte habe sich zum Kaiser erklärt“, habe Beethoven vor Wut das Titelblatt der Partitur zerrissen.

Nachprüfen lässt sich die Anekdote nicht, denn Beethovens Autograph ist verschollen. Doch auch wenn Ries das Geschehen ausgeschmückt hätte, ist die Erzählung selbst ein Beleg dafür, wie stark bereits zu Beethovens Zeit Instrumentalmusik mit außer musikalischen Ideen aufgeladen werden konnte – vielleicht als Ver ständnishilfe, denn Beethoven machte es seinem Publikum mit der Symphonie nicht leicht. „Diese lange, für die Ausführung äusserst schwierige Komposition ist eigentlich eine sehr weit ausgeführte, kühne und wilde Phantasie“, äußerte der Kritiker der Leipziger Allgemeinen musikalischen Zeitung. „Es fehlt ihr gar nicht an frappanten und schönen Stellen, in denen man den energischen, talentvollen Geist ihres Schöpfers erkennen muss: sehr oft aber scheint sie sich ganz ins Regellose zu verlieren.“ Auch wenn sich der Rezensent zu „Beethovens aufrichtigsten Verehrern“ zählte, fand er „bey dieser Arbeit […] des Grellen und Bizarren allzuviel“. Nach einer von Beethoven geleiteten Aufführung bekräftigte er sein Urteil: „die Sinfonie würde unendlich gewinnen, […] wenn sich B. entschliessen wollte sie abzukürzen, und in das Ganze mehr Licht, Klarheit und Einheit zu bringen“. Und Ferdinand Ries schrieb an Beethovens Bonner Verleger Nikolaus Simrock, er glaube, „Himmel und Erde muß unter einem zittern bei ihrer Aufführung.“

Dass solche Äußerungen Orchester nicht gerade ermutigten, ein Werk ins Programm zu nehmen, liegt auf der Hand. Ohnehin steckte das institutionelle Konzertleben um 1800 noch in den Kinderschuhen. Insofern hatten nur wenige Menschen Gelegenheit, Beethovens Symphonien in ihrer Originalbesetzung zu hören. So war das interessierte Publikum häufig darauf angewiesen, sich selbst mit der Musik vertraut zu machen, indem es die Werke im privaten Rahmen musizierte oder anderen beim Musizieren zuhörte.

Üblicherweise geschah dies mit Hilfe von Werkbearbeitungen, die für ganz unterschiedliche Besetzungen angefertigt wurden. Beethoven

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war sich dieser Praxis mehr als bewusst. Mit seinem Verleger Sigmund Anton Steiner schloss er 1815 einen Vertrag, der Steiner das Recht einräumte, die darin genannten Werke „nach seinem Belieben in verschiedenen Auszügen [zu] druken und [zu] ver kaufen“. Bereits 1802 hatte Beethoven seine Zeit als „fruchtbare[s] Zeitalter – der Uebersetzungen“ charakterisiert, wobei mit „Ue bersetzungen“ Bearbeitungen gemeint sind. Im Hinblick auf die „Eroica“ schlug Karl van Beethoven im Namen seines Bruders dem Leipziger Verlag Breitkopf & Härtel vor: „Lassen Sie auch diese Simpfonie in Klavierauszug machen, und in Quintett, sollten Sie für letzteres niemand haben, so könnte ich Ihnen den H[er]rn Moser hier empfehlen, welcher auch die Schöppfung in Quintetten arangirt hat.“

Von dem angesprochenen Ignaz Franz Mosel lässt sich keine ent sprechende Bearbeitung nachweisen, doch erschienen von der „Eroica“ noch zu Beethovens Lebzeiten zahlreiche Bearbeitungen für Kammerensemble, Klavier oder auch mit Singstimme. Das heutige Programm wagt ein Experiment, indem es drei sehr unter schiedliche hochkarätige Bearbeitungen von Beethovens Zeitgenossen mit einer Uraufführung kombiniert.

Ferdinand Ries, der die Entstehung der Dritten Symphonie Beethovens hautnah miterlebt hatte, nahm unmittelbar nach der Uraufführung seine Bearbeitung für Klavierquartett in Angriff. Sie zeichnet sich insbesondere durch die orchestrale Behandlung des Klavierparts aus, die auch die hohen Qualitäten des Pianisten Ries zu reflektieren scheint. Bereits 1803 hatte Ries Simrock angeboten: „Aus [Mozarts] Violinquintetten ließen sich sehr gut Klavier quartetten und Trios machen, nur müßten sie in Partitur sein. Diese nämliche Spekulation ließe sich auch mit Beethoven’s Quintetten, Quartetten und Trios machen. Beethoven würde sie mir zu Gefallen durchsehen und erlauben, daß sie dazu stechen, daß er sie verbessert hat.“ Tatsächlich erschienen in den folgenden Jahren mehrere Bearbeitungen Beethoven’scher Werke von Ries bei Simrock in Bonn. Die Bearbeitung der Dritten Symphonie brachte dieser aller dings erst 1858 heraus.

Johann Nepomuk Hummel bearbeitete Beethovens Symphonien für variable Besetzungen, indem er sie für Klavier, mit Flöte,

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Violine und Violoncello ad libitum herausbrachte. So konnte er den Instrumenten unterschiedliche Funktionen zuweisen. Während das Klavier folgerichtig eine Art Kern des Stücks vorträgt, über nehmen Violine und Violoncello im Trauermarsch der „Eroica“ die Funktion einer militärischen Trommel.

Der in Kiew geborene Maxim Kolomiiets bezieht in seine von der Deutschen Welle in Auftrag gegebene Bearbeitung einen Chor ein, der allerdings zunächst pausiert und dann über weite Strecken Vokalisen singt und so einen allmählichen Übergang von der reinen Instrumentalmusik zur textbasierten Vokalmusik gestaltet. Gegen Ende lässt der Komponist den Satz wieder zum Instrumentalsatz zurückgleiten. Die bogenförmige Entwicklung gilt ähnlich für die Gesamtgestalt, wobei Kolomiiets Beethoven zunächst folgt, sich dann von ihm entfernt, um am Schluss wieder zu Beethoven zurückzukehren. Auf diese Weise integriert er seine Bearbeitung überzeugend in den Kontext der Arrangements aus dem 19. Jahr hundert.

Die Bearbeitung von Carl Friedrich Ebers weist mit zwei Violinen, Viola, Kontrabass, Flöte, zwei Klarinetten und zwei Hörnern die größte Besetzung einer Ensemblefassung aus der Beethoven-Zeit auf. Sie erschien 1817 im Leipziger Verlag Hofmeister. Anders als bei Ries und Hummel, die das Klavier als Hauptinstrument ein setzen, unterscheidet sich Ebers’ Fassung vom Original insbesondere durch die reduzierte Bläserbesetzung.

Eine bei Mozani & Co. in London erschienene Bearbeitung der Dritten Symphonie für Streichsextett und Flöte bestellte Beethoven 1816 bei Ries, der damals in der britischen Hauptstadt lebte, um einem seiner „werthesten u. liebsten Freunde in Vien […] ein großes Vergnügen zu machen“. Ein solches Vergnügen bereiten Beethoven und seine Bearbeiter uns auch heute Abend: ein Vergnügen an der Farbigkeit und Vielgestaltigkeit von Werken und an dem Ideen reichtum, der sich in ihnen zeigt.

Christine Siegert ist Leiterin des Forschungszentrums „Beethoven-Archiv“ am Beethoven-Haus Bonn, wo sie u.a. für ein Forschungsprojekt zu BeethovenBearbeitungen verantwortlich ist. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen insbesondere im Bereich der musikalischen Kulturgeschichte um 1800, der Editionsphilologie sowie der digitalen Musikwissenschaft.

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Die Idee einer besseren Welt

Der Versuch, einer Beethoven-Symphonie etwas hinzuzufügen, ist keine leichte Aufgabe. Dies ist ein Werk, in dem jede Note über Hunderte von Jahren und Tausende von Aufführungen verfeinert wurde. Jeder Eingriff kann es nur verderben, aber nicht besser machen. Umso interessanter war meine Aufgabe. Was wäre, wenn das Stück, das wir als Klassiker betrachten, heute geschrieben worden wäre?

Was wäre, wenn es uns ein Portal zu einer anderen Welt öffnete? Was hätte es uns heute zu sagen, wenn es unter ganz anderen Um ständen geschrieben worden wäre? Ich habe versucht, das Scherzo neu zu überdenken, als würde ich den Herzschlag verlangsamen, versuchen, zwischen seine Schläge zu schlüpfen und meine Musik direkt in den Körper der Symphonie einzuweben. Ich habe dazu einen fröhlichen Text von Mykola Chwylowyj, dem ukrainischen Klassiker des 20. Jahrhunderts, verwendet. Ein Dichter mit tragi schem Schicksal: Chwylowyj beging 1933 Selbstmord, unfähig, den Schrecken des Holodomor, der herrschenden Hungersnot, zu widerstehen, der persönlichen Verfolgung und dem Terror, den das Sowjetregime gegen die ukrainische Intelligenz arrangierte – als würde er die Aufführung der Symphonie von einer besseren Welt aus betrachten, durch Wolken und Sonnenlicht. Aus einer Welt, in der Beethoven Napoleon keine Symphonie widmete, in der es keinen Holodomor in der Ukraine gab und in der die Sowjetunion nicht auf Ukrainer schoss und die ukrainische Intelligenz zu Zehn tausenden in Lagern vernichtete.

Wenn diese bessere Welt zumindest in unserer Vorstellung ent steht, können wir sie vielleicht der Realität näherbringen.

Maxim Kolomiiets

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Zu den Chorwerken

Anatol Bahatyrou (Belarus)

Spicie ŭsie tyja (Schlaft in Frieden – An die Gefallenen)

Der Text dieses Werks stammt vom belarussischen Nationaldichter Janka Kupala (1882–1942) aus dem Jahr 1909. Kupala widmete ihn den gefallenen Freiheitskämpfern: „Schlaft in Frieden, ihr Helden. Eure Kraft hat nicht gereicht. Aber eure Tat bleibt unvergessen. Ihr habt uns geweckt, und wir werden nie wieder einschlafen.“ Der aktuelle Bezug ist offensichtlich. Das Lied wurde zu einer der Hymnen der belarussischen Protestbewegung.

Larissa Simakowitsch (Belarus)

Pry krajčyku, pri Dunajčyku (Am Donauufer)

Wie so oft in der Folklore ist der Text dieser Volksliedbearbeitung ebenso einfach wie rätselhaft und lässt verschiedene Deutungen zu. Zwei Brüder treffen sich am Ufer der Donau und verabreden eine furchtbare Tat. Sie wollen ihren dritten Bruder umbringen –weil dieser anders ist, nicht so wie die beiden, er „ist nicht nach uns, nicht nach unserem Geschlecht“. Einige erkennen in dieser west slawischen Abwandlung der Geschichte von Kain und Abel eine Andeutung an die aktuelle Situation zwischen Russland, Belarus und der Ukraine: Schließlich hat auch Wladimir Putin der Ukraine das Existenzrecht abgesprochen, weil das Land anders ist als sein postsowjetisches Reich.

Hanna Gavriletz (Ukraine)

Molytva (Gebet)

Hanna Gavriletz vertonte das kanonische Gottesmutter-Gebet: „Heilige Maria, Mutter Christi und unsere Mutter, bete für uns.“

Dem wird die Bitte hinzugefügt: „Beschütze unser Land, das von grausamen Feinden überfallen wurde.“

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Mykhailo Shukh (Ukraine) Tykha molytva (Stummes Gebet)

Dieses ursprünglich für A-cappella-Chor geschriebene Werk bringt die Sehnsucht nach Frieden, Versöhnung und Harmonie zum Aus druck.

Yevhen Petrychenko (Ukraine) Lehenda pro kamjanu schinku (Die Legende von einer steinernen Frau)

Yevhen Petrychenkos Komposition basiert auf einem Text von Ihor Kalynets, der von „steinernen Frauen“ handelt. So werden Idole aus der Urzeit genannt, Symbole der ostukrainischen Steppe: „Ihr steht hier als Zeichen der nomadischen Überfälle, des Unheils und der bösen Geister. Aber eigentlich wartet ihr nur, bis die göttliche Sonne aufgeht.“

Yevhen Stankowitsch (Ukraine) Sadok vyshnevy (Ein Kirschgarten an der Hütte)

Der Text des ukrainischen Nationaldichters Taras Schewtschenko zeichnet ein idyllisches Bild des friedlichen Lebens in einem ukrainischen Dorf. Hummeln summen über den blühenden Kirsch bäumen, der Bauer geht hinter seinem Pflug, und die Mädchen singen mit den Nachtigallen um die Wette … Nur eins stört diese Idylle: Die Entstehungsgeschichte des Gedichtes. Es entstand im Mai 1847, als Schewtschenko in einem Petersburger Gefängnis inhaftiert war. Grund dafür war die Mitgliedschaft des Dichters in der Kyrill-und-Method-Bruderschaft, einer Vereinigung von liberalen Intellektuellen, die die Stärkung des ukrainischen Nationalbewusst seins anstrebte.

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Mikola Ravenski (Belarus) Mahutnya Bozha (Großer Gott)

Der Komponist und Freiheitskämpfer Mikola Ravenski vertonte ein Gedicht von Natalia Arsienneva, einer der führenden Figuren der belarussischen Literatur des 20. Jahrhunderts. In ihrem Gebet aus dem Jahr 1943 bittet sie um Segen und Schutz für ihr geliebtes, „friedliches und sanftes Belarus“. Sie erbittet aber auch Kraft im Kampf gegen die grausame Dunkelheit. Das Lied avancierte zur Hymne der belarussischen Emigration in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts und wurde auch zu einem gesungenen Symbol der „weißen Tage von Minsk“, des friedlichen Widerstandes gegen das Lukaschenko-Regime.

Der Dichter Maxim Bahdanowitsch, dessen Text diesem Werk zugrunde liegt, zählt zu den Schlüsselfiguren der „Belarussischen Wiedergeburt“, einer Bewegung, in der sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Eigenständigkeit der belarussischen Kultur manifestierte. Entstanden mitten im Ersten Weltkrieg, besingt die „Verfolgungsjagd“ die Widerstandskraft der Kämpfer für die rechte Sache. In den 1990er Jahren wurde das Stück als mögliche bela russische Nationalhymne gehandelt, nachdem das Land mit dem Zerfall der Sowjetunion seine Eigenständigkeit wiedergewonnen hatte. Während der friedlichen Proteste in Minsk im Sommer 2020 gehörte es zu den meistgesungenen Liedern der Demonstrant:innen.

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Olga Podgajskaja (Belarus)

The Sky of Mary (Neba Myryi / Maryas Himmel)

Der Text des 1973 geborenen belarussischen Dichters Andrej Chadanowitsch entstand in enger Zusammenarbeit mit der Komponistin. Beide teilen zur Zeit das bittere Schicksal der bela russischen Opposition – das Exil. „Maryas Himmel“ soll sich über jenem Lagergefängnis auftun, in dem die zu elf Jahren Freiheits strafe verurteilte Maria Kalesnikawa inhaftiert ist. Fast unwillkürlich verweist der Text auch auf eine andere Marienstadt: Mariupol.

Echo schlägt gegen alte Gitter Ihrer und unserer Stadt. In der Stadt von Marya, Marienstadt, Hier und jetzt, für alle Zeit.

Für die Herzen, eingesperrt hinter Gittern, Wird ein neues Licht aufleuchten

In Maryas Himmel, Himmel Mariens, An dem Tag, wenn die Liebe siegt.

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“Daring and Wild Fantasy”

Works by Beethoven and Olga Podgayskaya Christine Siegert

Unlike today, during Ludwig van Beethoven’s lifetime the music dominating cultural life was written mainly by contemporary composers. Performances of older works were an exception. It was only with Beethoven’s oeuvre that the basis of a musical canon was established, and this has formed the essential part of concert life ever since. With the world premiere of The Sky of Mary by the Belarusian composer Olga Podgayskaya, the Beethovenfest—which co-presents today’s program at the Pierre Boulez Saal, following an earlier performance in Bonn this past September—hearkens back to the older tradition, featuring a current, highly political work.

The text is by the poet Andrej Khadanovich, who has written numerous song texts for the protests against the dictator Alexandr Lukashenko in Belarus. The work is dedicated to Maria Kolesnikova, a flutist and music educator and one of the leading figures of the protests, who has been a political prisoner since September 2020, sentenced to a long term of incarceration. As a flutist, she has been a champion of contemporary music. Podgayskaya’s dedication honors the musician as much as the politician: the composer gives the musician a distinctive voice, the flute entering powerfully in a high range after several extended measures of rest; the title of her work evokes the courageous politician.

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Beethoven’s Third Symphony, first performed in 1804, also incorporates a prominent and close connection between music and politics. Ferdinand Ries, who studied with Beethoven in Bonn, pointed out that Beethoven “often imagined a specific subject in his compositions.” In the case of the “Eroica,” he had “thought of Buonaparte, but during the time when he was First Consul,” Ries said. “Beethoven held him in extraordinary esteem at the time, comparing him to the great Roman consuls.” When Ries “delivered the message that Buonaparte had declared himself emperor,” he recalled that Beethoven tore up the title page of his score in a fury.

This anecdote cannot be verified, as Beethoven’s autograph has been lost. But even if Ries embroidered the story, his tale itself is proof of the extent to which instrumental music could become charged with extra-musical ideas, even during Beethoven’s time. Perhaps this could also help the listeners’ understanding, for Beethoven did not make it easy for them with his symphony. “This long composition, which is extremely difficult in execution, is really an extensive, daring, and wild fantasy,” a critic wrote in Leipzig’s Allgemeine musikalische Zeitung. “It is not lacking in striking and beautiful spots in which we must recognize the energetic, talented spirit of its creator: very often, however, it seems entirely lost in the realms of rulelessness.” Even if the reviewer was among “Beethoven’s most honest admirers,” he found “too many shrill and bizarre things in this work.” After a performance conducted by Beethoven, he reconfirmed his assessment: “the symphony would be infinitely im proved … if B. could bring himself to shorten it, lending more light, clarity, and unity to the whole.” Ferdinand Ries also wrote to Beethoven’s publisher in Bonn, Nikolaus Simrock, that he was sure “heaven and earth must tremble beneath one when it is performed.”

It is obvious that such comments did not exactly encourage orchestras to perform the work—especially since institutional concert life was in its infancy around 1800. Therefore, only few had the opportunity to hear Beethoven’s symphonies in their original forms. Often, interested listeners had to familiarize themselves with the music by playing the works in private or hearing others perform them. Often, this was achieved with the help of arrangements, which were written for all kinds of combinations of instruments. Beethoven was more than aware of this practice. In 1815, he made a contract with his publisher Sigmund Anton Steiner, granting Steiner the right to “print and sell” the specified works “in various excerpts, as he sees fit.” As early as 1802, Beethoven had described his time as a

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“fruitful era—of translations,” using the term Uebersetzungen, trans lations, to indicate arrangements. Regarding the “Eroica,” Karl van Beethoven, on behalf of his brother, suggested to the publisher Breitkopf & Härtel in Leipzig: “Have a piano reduction made of this symphony as well, and a quintet too, if you don’t have anyone to do the latter, I could recommend Mr. Moser here, who has also arranged the Creation for quintets.”

We have no evidence of an arrangement by the Ignaz Franz Mosel he presumably meant, but even during Beethoven’s lifetime, numerous arrangements of the “Eroica” for chamber ensemble, piano, and even some including vocal parts appeared. Today’s program is a daring combination of three very different, soberly crafted arrangements by Beethoven’s contemporaries with a world premiere.

Ferdinand Ries, who had been a close personal witness to the genesis of the Third Symphony, started working on his arrangement for piano quartet immediately after its first performance. It is distin guished particularly by its orchestral treatment of the piano part, which also seems to reflect Ries’s own outstanding qualities as a pianist. As early as 1803, Ries had made an offer to Simrock: “Mozart’s violin quintets would lend themselves very well to piano quartets and trios, but they would have to be scores. The same ap plies to Beethoven’s quintets, quartets, and trios. Beethoven would review them as a favor to me and permit you to note in the scores that he himself improved them.” Indeed, over the course of the following years, Simrock, who was based in Bonn, published several arrangements of Beethoven works by Ries. The arrangement of the Third Symphony, however, only came out in 1858.

Johann Nepomuk Hummel arranged Beethoven’s symphonies for various combinations of instruments, publishing versions for piano with flute, violin, and cello ad libitum. This enabled him to assign different functions to the instruments. While the piano of course presents what might be called the core of the work, violin and cello take on the function of a military drum in the funeral march of the “Eroica.”

The Kyiv-born Maxim Kolomiiets includes a chorus in his arrangement, which was commissioned by Deutsche Welle radio, but at the work’s outset, it remains silent, then starts singing vocalises

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for quite a while, gradually moving from purely instrumental music to text-based vocal music. Towards the end, the composer gradually shifts back to the instrumental mode. This arc-like development is also mirrored in the overall shape: at first Kolomiiets follows Beethoven, then distances himself, finally returning to Beethoven at the end. In this way, his arrangement fits organically into the con text of the 19th-century arrangements.

Scored for two violins, viola, double bass, flute, two clarinets, and two horns, Carl Friedrich Ebers’s arrangement is the largestscale ensemble version that has come down to us from Beethoven’s time. It was published by Hofmeister in Leipzig in 1817. Unlike Ries and Hummel, who chose the piano as the main instrument, Ebers’s version differs from the original especially in the reduced complement of winds.

An arrangement of the Third Symphony for string sextet and flute published by Mozani & Co. in London was commissioned by Beethoven in 1816 from Ries, who was then living in the British capital, as he wanted to “give great pleasure to … one of my most esteemed and dearest friends in Vienna.” Such pleasure is ours tonight too: thanks to Beethoven and his arrangers, we may delight in the colorful diversity of works and the riches they reflect.

Christine Siegert is head of the “Beethoven Archive” Research Center at the Beethoven-Haus Bonn, where she leads a research project on Beethoven adaptations. Her main areas of work include musical-cultural history around 1800, editorial philology, and digital musicology.

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The Idea of a Better World

Trying to add something to a Beethoven symphony is not an easy task. It is a work every note of which has been refined over hundreds of years and through thousands of performances. Each intervention can only spoil, not improve it. This made my task all the more interesting. What if this piece, which we regard as a classic, had been written today?

What if it opened up a portal to another world for us? What would it have to tell us today if it had been written under completely different circumstances? I tried to reimagine the scherzo as if I was slowing down the heartbeat, trying to squeeze in between its beats and weave my music directly into the body of the symphony. To do so, I used a cheerful text by Mykola Khvylovy, the classic Ukrainian poet of the 20th century. A poet with a tragic destiny: Khvylovy committed suicide in 1933, unable to withstand the Holodomor, the great famine, or the personal persecution and terror the Soviet regime inflicted on the Ukrainian intelligentsia—as if he was observing the performance of the symphony from a better world, through clouds and sunlight. From a world, in which Beethoven did not dedicate a symphony to Napoleon, in which there was no Holodomor in Ukraine, and in which the Soviet Union did not shoot at Ukrainians and wipe out the Ukrainian intelligentsia by the hundreds in camps.

If this better world can come into being at least in our imagina tion, we may succeed in bringing it closer to reality.

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Notes on the Choral Works

Anatol Bahatyrou (Belarus)

Spicie ŭsie tyja (Rest in Peace – To the Fallen)

The text of this work was written by the Belarusian national poet Janka Kupala (1882–1942) in 1909. Kupala dedicated it to the fallen freedom fighters: “Rest in peace, you heroes. Your strength was not enough. But your deed remains unforgotten. You have woken us, and we will never sleep again.” The reference to current events is obvious. The song has become one of the anthems of the protest movement in Belarus.

Larissa Simakovich (Belarus)

Pry krajčyku, pri Dunajčyku (On the Banks of the Danube)

As is so often the case in folklore, the text of this folk song arrange ment is as simple as it is mysterious, allowing different interpretations. Two brothers meet on the bank of the Danube, plotting a terrible deed. They want to kill their third brother—because he is different, unlike the two of them, he “is not like us, or our family.” Some are inclined to see a reference to the current situation between Russia, Belarus, and Ukraine in this West Slavic variation on the story of Cain and Abel: after all, Vladimir Putin also denies Ukraine’s right to exist because the country is different than his post-Soviet empire.

Hanna Gavriletz (Ukraine) Molytva (Prayer)

Hanna Gavriletz set to music the canonic prayer to the Mother of God: “Holy Mary, mother of Christ and our mother, pray for us.” To which the intercession is added: “Protect our country, which has been attacked by cruel enemies.”

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Mykhailo Shukh (Ukraine)

Tykha molytva (Silent Prayer)

This piece, originally written for a-cappella chorus, expresses a longing for peace, reconciliation, and harmony.

Yevhen Petrychenko (Ukraine)

Lehenda pro kamjanu schinku (The Legend of a Woman of Stone)

Yevhen Petrychenko’s composition is based on a text by Ihor Kalynets about “women of stone.” The term refers to idols from primeval times, symbols of the steppe of Eastern Ukraine: “Here you stand, symbols of nomadic attacks, of calamity and evil spirits. But in truth, you are merely waiting for the divine sun to rise.”

Yevhen Stankovich (Ukraine)

Sadok vyshnevy (A Cherry Garden by the Hut)

The text by Ukrainian national poet Taras Shevchenko paints an idyllic image of peaceful life in a Ukrainian village. Bumblebees hum near cherry trees in blossom, the farmer walks behind his plow, and girls sing, competing with the nightingales… Only one thing disturbs this idyll: the genesis of the poem. It was written in May 1847, when Shevchenko was imprisoned in St. Petersburg. The reason was the poet’s membership in the Cyril and Methodius Brotherhood, a society of liberal intellectuals who were trying to strengthen Ukrainian national consciousness.

Mikola Ravenski (Belarus)

Mahutnya Bozha (Great God)

The composer and freedom fighter Mikola Ravenski set a poem by Natalia Arsienneva, one of the leading figures of 20th-century Belarusian literature. In her Prayer of 1943, she intercedes for the blessing and protection of her beloved “peaceful and gentle Belarus.” She also asks for strength for the struggle against cruel darkness. The song became an anthem of Belarusian emigrants in the second

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half of the 20th century and a musical symbol of the “White Days of Minsk,” the peaceful resistance against the Lukashenka regime.

Nikolay Kulikovich (Belarus) Pahonia (The Chase)

The poet Maxim Bahdanovich, whose text this work is based on, is among the key figures of the “Belarusian Renaissance,” a movement that expressed the independence of Belarusian culture in the early 20th century. Written in the midst of World War I, “The Chase” celebrates the resilience of the fighters for the good cause. In the 1990s, the piece was a contender to become the Belarusian national anthem after the fall of the Soviet Union had restored the country’s independence. During the peaceful protests in Minsk in the summer of 2020, it was among the songs sung most frequently by the protesters.

Olga Podgayskaya (Belarus)

The Sky of Mary / Neba Myryi

The text by Belarusian poet Andrey Khadanovich, born in 1973, was written in close cooperation with the composer. Both are currently sharing the bitter fate of the Belarusian opposition—exile. The “Sky of Mary” is to open above the prison camp currently holding Maria Kolesnikova, sentenced to eleven years of incarcera tion. Almost incidentally, the text also points to another Marian city: Mariupol.

An echo hits old bars

In Her and our city.

In the city of Mary, the Marian city, Here and now, forever.

For hearts locked behind bars

A new light will shine

In the sky of Mary, the Marian sky, On the day love wins.

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Vitali Alekseenok

Vitali Alekseenok wurde 1991 in Belarus geboren und erhielt seine musikalische Ausbildung am St. Petersburger Konservatorium bei Aleksander Alekseev sowie bei Nicolas Pasquet, Gunter Kahlert und Ekhart Wycik an der Hochschule für Musik Franz Liszt in Weimar. 2021 gewann er den ersten Preis sowie mehrere Sonderpreise beim Arturo Toscanini Dirigentenwettbewerb in Parma. Er hat Orchester wie die Wiener Sym phoniker, das MDR-Sinfonieorchester, die Staatskapelle Weimar, die Lucerne Festival Strings, das Toscanini Orchestra in Parma und das Kyiv Symphony Orchestra geleitet. Von 2017 bis 2022 war er Dirigent und künstlerischer Leiter des Münchner Abaco-Orchesters. 2021 dirigierte er die erste ukrainische Aufführung von Wagners Tristan und Isolde an der Nationaloper der Ukraine. Er war als Assistent von Oksana Lyniv, Lothar Zagrosek und Maurizio Barbaccini tätig und nahm an Meister kursen mit u.a. Bernard Haitink, Fabio Luisi, Jorma Panula teil. Im Juni 2021 wurde Vitali Alekseenok zum künstle rischen Leiter des ukrainischen Festivals KharkivMusicFest ernannt. Seit Beginn der Spielzeit 2022/23 ist er als Kapellmeister an der Deutschen Oper am Rhein engagiert und dirigiert hier in seiner ersten Saison die Ballettabende Sacre und Der Nussknacker

Vitali Alekseenok was born in Belarus in 1991 and received his musical educa tion at the St. Petersburg Conservatory

with Aleksander Alekseev and at the Weimar Hochschule für Musik Franz Liszt with Nicolas Pasquet, Gunter Kahlert, and Ekhart Wycik. In 2021 he was awarded first prize as well as multiple special prizes at the Arturo Toscanini Conducting Competition in Parma. He has led orchestras including the Vienna Symphony Orchestra, the MDR Symphony Orchestra, Staats kapelle Weimar, Lucerne Festival Strings, the Toscanini Orchestra in Parma, and the Kyiv Symphony Orchestra. From 2017 to 2022, he was conductor and artistic director of Munich’s Abaco Orchestra. In 2021, he led the first Ukrainian performance of Wagner’s Tristan und Isolde at the National Opera of Ukraine. He has been assistant to Oksana Lyniv, Lothar Zagrosek, and Maurizio Barbaccini and participated in master classes with Bernard Haitink, Fabio Luisi, and Jorma Panula, among others. In June 2021, Vitali Alekseenok was appointed

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artistic director of Ukraine’s Kharkiv MusicFest. This fall, he became kapellmeister at the Deutsche Oper am Rhein where in his first season he will lead ballet productions Sacre and The Nutcracker.

Concordia Chor

Der Concordia Chor ist ein 2007 gegründeter Amateur-Kammerchor unter der Leitung der Dirigentin Darya Dziatko, der aus 25 Mitgliedern verschiedener Berufe und Altersgruppen mit unterschiedlicher musikalischer Ausbildung und Erfahrung besteht. Das Repertoire des Chores umfasst mehr als 150 Werke unterschiedlicher Epochen und Genres. Einen wichtigen Platz nehmen dabei die moderne belarussische Musik sowie Urauf führungen von Musik zeitgenössischer belarussischer Komponist:innen ein.

Der Chor gab national wie inter national Konzerte und war Preisträger verschiedener internationaler Wett bewerbe und Festivals. Im Jahr 2018 trat er beim Europatag auf, der von der Delegation der Europäischen Union in Minsk organisiert wurde. Zudem unterstützt der Concordia Chor Projekte, die auf die Kommuni kation zwischen verschiedenen Kulturen abzielen. 2020 stellte das Ensemble aufgrund der politischen Lage im Land und des Verbots von Aktivitäten seine Arbeit vorübergehend ein. Im vergangenen Jahr nahm der Chor seine Tätigkeit in Polen wieder auf, derzeit ist er in Warschau beheimatet.

Founded in 2007, the Concordia Choir is an amateur chamber choir led by conductor Darya Dziatko, consisting of 25 members from different professions and age groups with different levels of musical education and experience. Its repertoire includes more than 150 works from multiple epochs and genres, with a strong focus on modern Belarusian music and premieres of new works by contemporary Belarusian composers. The choir has given concerts both nationally and internationally and has won prizes at several international competitions and festivals. In 2018, the ensemble performed at Europe Day organized by the delegation of the Euro pean Union in Minsk. The Concordia Choir supports projects aimed at com munication between different cultures. In 2020, it suspended its work due to the political situation in the country and the ban on activities. Last year, the choir resumed rehearsing and per forming in Poland; it is currently based in Warsaw.

GewandhausJugendchor

Der GewandhausJugendchor kann auf ein mehr als zehnjähriges Bestehen zurückblicken. Auf Initiative ehemaliger Mitglieder des GewandhausKinder chores gegründet, ist er festes Bindeglied zwischen diesem und dem Gewand hausChor. Inzwischen hat das Ensemble etwa 40 Mitglieder im Alter von 14 bis 25 Jahren. In der Spielzeit 2017/18 gab der Chor sein erstes eigenständiges Konzert im Leipziger Gewandhaus.

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Aber auch außerhalb davon gestaltet der Chor unter seinem Leiter FrankSteffen Elster das Leipziger Musikleben aktiv mit. Er ist regelmäßig zu Gast in den Motettenaufführungen in der Thomaskirche, sang zur Eröffnung der Schumann-Festwoche und gab gemeinsam mit anderen Chören ein Festkonzert zum Abschluss der Jüdischen Woche. Kleinere Konzert tourneen führten den Gewandhaus Jugendchor bereits in verschiedene Orte Deutschlands und nach Südtirol. Höhepunkte der vergangenen Jahre waren die Mitwirkung bei Klassik airleben im Leipziger Rosental unter der Leitung von Riccardo Chailly und die wiederholte Teilnahme der Jugendlichen am Leipziger Bachfest.

The Gewandhaus Youth Choir was founded more than ten years ago on the initiative of former members of the Gewandhaus Children’s Choir and forms a strong link between that ensemble and the Gewandhaus Choir.

The Youth Choir currently has approximately 40 members between the ages of 14 and 25. In the 2017–18 season, it gave its first independent concert at the Gewandhaus and, under the direction of Frank-Steffen Elster, has since become a permanent presence on the Leipzig music scene. A regular guest at the motet performances at St. Thomas Church, the choir has also been heard at the opening of the Schumann Festival Week and as part of a concert celebrating the end of Jewish Week. Short concert tours have taken the Gewandhaus Youth Choir to

venues across Germany and to South Tyrol. Recent highlights include performances at Klassik airleben in Leipzig’s Rosental park conducted by Riccardo Chailly and several appear ances at the Leipzig Bach Festival.

Sophia Chamber Choir

Der Sophia Chamber Choir, der 2007 in Kiew von dem Dirigenten Ivan Bogdanov ins Leben gerufen wurde, vereint eine Gruppe von Künstler:innen in dem Wunsch, gemeinsam qualitativ hochwertige Chormusik zu schaffen. Zunächst auf die historische Auf führungspraxis Alter Musik fokussiert, wird der Chor seit 2010 von Oleksiy Shamritsky geleitet, der seine Aus bildung an der Nationalen TschaikowskyMusikakademie der Ukraine erhielt. In den vergangenen zehn Jahren hat der Sophia Chamber Choir regelmäßig an Festivals, Chortreffen und internationa len Wettbewerben teilgenommen.

Founded in 2007 in Kyiv by conductor Ivan Bogdanov, the Sophia Chamber Choir unites a group of artists who share a desire to create high-quality choral music. Initially focused on historically informed early music performance practice, the choir has been directed by Oleksiy Shamritsky since 2010, who received his training at Ukraine’s National Tchaikovsky Academy of Music. For the past ten years, the Sophia Chamber Choir has regularly participated in festivals, choir meetings, and international competitions.

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Volny Chor

Der Volny Chor wurde im August 2020 in Reaktion auf die manipulierten Wahlen und die Repressionen in Belarus ins Leben gerufen. Seine Mitglieder kommen aus professionellen Chören und Orchestern sowohl in der Haupt stadt Minsk als auch anderen belarussi schen Städten. Das Repertoire des von Galina Kazimirovskaya geleiteten Ensembles umfasst Kompositionen und Lieder belarussischer Komponist:in nen des 19. und 20. Jahrhunderts. Das Ensemble organisiert regelmäßig Flashmobs, bei denen Lieder zur Situation in Belarus vorgetragen werden. Doch bereits das Singen auf Belarussisch führt im Land derzeit zu staatlicher Verfolgung. Die Sänger:innen treten maskiert auf, um sich vor Repression zu schützen.

The Volny Choir was created in August 2020 in response to the manipulated elections and repression in Belarus. Its members come from professional choirs and orchestras both in the capital Minsk and other Belarusian cities. Led by conductor Galina Kazimirovskaya, their repertoire includes compositions and songs by Belarusian composers of the 19th and 20th centuries. The choir regularly organizes flash mobs, performing songs about the situation in Belarus. However, even singing in Belarusian currently leads to governmental persecution in the country. The singers appear masked to protect themselves from repression.

Impressum

Herausgeber Pierre Boulez Saal

Präsident Daniel Barenboim Intendant Ole Bækhøj

Redaktion Philipp Brieler, Christoph Schaller, Ivana Rajic Gestaltung Annette Sonnewend Marketing Kurt Danner

Textnachweise

Alle Texte erschienen erstmals in deutscher Sprache im Programmheft des Beethovenfests Bonn zum Konzert am 8. September 2022. Englische Übersetzungen für den Pierre Boulez Saal: Alexa Nieschlag.

Abbildungsnachweise

Maksim Kruhly (S. 6) • Beethoven-Haus Bonn (S. 9, 19) • Sasha Pais (S. 22) • Elza Zhrerebchuk (S. 28)

Im Fall bestehender und nicht berücksichtigter Urheberrechte bitten wir den oder die Rechteinhaber um Nachricht.

Herstellung Druckhaus Sportflieger, Berlin Programmheft Nr. 11 der Saison 2022/23 Redaktionsschluss: 19. Oktober 2022

Verantwortlich für das heutige Konzert

Künstlerische Planung und Produktion Kirsten Dawes Projektmanagement Clara Stangier

Veranstaltungstechnik Oliver Klühs Produktion und Inspizienz backlight! GmbH

Pierre Boulez Saal

Barenboim-Said Akademie gGmbH Rektorin Regula Rapp Geschäftsführer Carsten Siebert

Französische Straße 33d 10117 Berlin

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