Orlando Consort

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Orlando Consort I Remember Catherine

ORLANDO CONSORT

I Remember Catherine

Mittwoch 15. März 2023 19.30 Uhr

Matthew Venner Countertenor

Mark Dobell Tenor

Angus Smith Tenor

Donald Greig Bariton

Lesungen in englischer Sprache

Katharina von Aragon, Königin von England (1485–1536)

Eine biographische Skizze in Musik

I. Tochter Kastiliens und Aragons

Francisco de la Torre (fl. 1483–1504)

Adorámoste, Señor

Pedro de Escobar (um 1465 – nach 1535)

Virgen bendita sin par

II. Die junge Braut und ihr Bräutigam

Edmund Turges (um 1450–1510)

From Stormy Windes

Juan del Encina (1468–1530)

Oy comamos y bebamos

Francisco de Peñalosa (um 1440/70–1528)

Versa est in luctum

III. Der edle Prinz

König Heinrich VIII. (1491–1547)

Green Grow’th the Holly

William Cornysh jun. († 1523)

Whiles Life or Breath

Blow Thy Horn, Hunter

König Heinrich VIII.

Hélas madame

IV. Das Ehepaar

William Cornysh jun.

Adieu mes amours

König Heinrich VIII.

Pastime with Good Company

Mathieu Gascogne (fl. 1512–18)

Rex autem David cooperto capite

V. Ein alter Feind und ein neuer Freund

Anonymus

England, be Glad

Jean Mouton (1459–1522)

Exalta regina Galliae

Anonymus

France, par consolation

Pause

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VI. Rückkehr an den Hof

Robert Fayrfax (1464–1521)

Benedicite! What Dreamed I?

Nicholas Ludford (um 1475/90–1557)

Sanctus

VII. Die junge Unruhestifterin

Hayne van Ghizeghem (um 1445 – vor 1497)

De tous biens plaine

Antoine Brumel (um 1460 – um 1513)

Sicut lilium

Josquin des Prez (um 1450–1521)

En l’ombre d’un buissonet

VIII. Verrat, Verbannung

William Cornysh jun.

Ah, Robin

William Cornysh sen. († 1502)

Ave Maria mater Dei

IX. Würde bis zum Schluss

Christopher Tye (um 1505–1572)

In pace

Pedro de Escobar

Absolve, Domine

Josquin des Prez

In te, Domine, speravi

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Erinnerungen an Katharina

Katharina von Aragon – eine biographische Skizze in Musik

Jedes Schulkind in England lernt irgendwann die Geschichte von König Heinrich VIII. und seinen sechs Frauen kennen. Es ist eine spannende Geschichte: Der junge, sportliche und gutaussehende Prinz wird unerwartet König, bemüht sich verzweifelt um einen Sohn und Erben und sucht dieses Ziel durch wiederholte Eheschließungen bis in die letzten Jahre seiner Herrschaft zu erreichen, als er längst zu einer aufgedunsenen, traurigen Gestalt geworden ist. Wahrscheinlich lernen diese Kinder auch den Spruch, mit dem man sich die Reihenfolge von Heinrichs sechs Ehefrauen merken soll: geschieden – enthauptet – gestorben; geschieden – enthauptet –überlebt! Doch den Blickpunkt auf Heinrich und insbesondere seine berühmte und langwierige Auseinandersetzung mit der katholischen Kirche über die Annullierung seiner ersten Ehe zu legen, lässt die Geschichte seiner bemerkenswerten ersten Frau, Katharina von Aragon, meist in den Hintergrund treten. Das heutige Konzert versucht einen Eindruck von Katharinas Persönlichkeit, ihren Fähigkeiten und Leistungen zu vermitteln, und wir hoffen, damit der Geschichte der englischen Königsfamilie in den ersten Jahren des 16. Jahrhunderts, die häufig nur aus der Perspektive des Königs erzählt wird, etwas mehr Ausgewogenheit zu verleihen.

Tochter Kastiliens und Aragons

Katharina von Aragon wurde am 16. Dezember 1485 als Tochter von König Ferdinand II. von Aragon und Königin Isabella von Kastilien geboren. Bekannt als die „katholischen Monarchen“,

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vereinigten sie in der gemeinsamen Regierungszeit nach ihrer Heirat Spanien und vertrieben die Mauren, die fast 800 Jahre lang über große Teile des Landes geherrscht hatten. Katharina war das jüngste von fünf Kindern, und wie ihre älteren Geschwister war sie von klein auf dazu bestimmt, in eine ausländische Dynastie wie die burgundische, portugiesische oder die österreichische Familie der Habsburger einzuheiraten. Als junges Mädchen genoss sie eine umfassende Bildung, lernte mehrere Sprachen und interessierte sich insbesondere für Literatur. Auch Musik gehörte wie Tanzen und Zeichnen zu ihrer Ausbildung, und da ihre Eltern stets ein Gefolge von Musikern unterhielten, die die Monarchen auf allen Reisen begleiteten, lernte sie vermutlich die Arbeit der besten spanischen Musiker dieser Zeit kennen.

Adorámoste, Señor von Francisco de la Torre ist ein wunderschönes geistliches Stück im weltlichen Stil, wie er in den Werken des am Hof von Ferdinand und Isabella verwendeten Cancionero del Palacio (Palastgesangbuch) häufig zu finden war. Der in Portugal geborene Komponist von Virgen bendita sin par, Pedro de Escobar, verbrachte einen Großteil seines Arbeitslebens in Sevilla.

Die junge Braut und ihr Bräutigam

Selbst nach den Maßstäben des 15. Jahrhunderts ist es ungewöhnlich, dass Katharina mit dem Vertrag von Medina del Campo bereits 1489, als sie erst drei Jahre alt war, dem ältesten Sohn König Heinrichs VII. von England, Prinz Arthur, versprochen wurde – der zu diesem Zeitpunkt gerade einmal zwei war! Das junge Paar wurde 1499 in Abwesenheit amtlich getraut, und erst 1501 reiste Katharina zu ihrer eigentlichen Hochzeit in der St. Paul’s Cathedral nach London, wo die junge Braut vom Volk begeistert empfangen wurde. Tragischerweise erkrankte das frisch vermählte Paar Anfang 1502 an einem Fieber, an dem Arthur im April desselben Jahres starb.

From Stormy Windes von Edmund Turges wurde zweifellos zu Ehren von Prinz Arthur geschrieben, könnte aber auch eine indirekte Anspielung auf Katharina enthalten, deren erste Reise nach England aufgrund der rauen See wiederholt verschoben und verschiedentlich sogar abgebrochen worden war. Zwar bestand die Musik auf der Hochzeitsfeier hauptsächlich aus englischen Kom­

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positionen, doch man kann sich für diesen Anlass auch gut einen spanischen Beitrag wie Oy comamos y bebamos von Juan del Encina vorstellen, das eindeutig eine feierliche Stimmung ver mittelt. Die Hochstimmung wurde allerdings bald von der Trauer über Arthurs frühen Tod abgelöst, wie sie in Versa est in luctum von Francisco de Peñalosa zum Ausdruck kommt, einem Klagelied aus dem Buch Hiob.

Der edle Prinz

Die junge Witwe befand sich in England plötzlich in einer völlig ungewissen Lage. In unziemlicher Eile wurde ein neuer Vertrag aufgesetzt, dem zufolge Katharina nun den jungen Prinzen Heinrich (der fast sechs Jahre jünger war als sie) heiraten sollte. Doch bis es so weit war, vergingen weitere fünf Jahre, hauptsächlich weil die beiden Monarchien lange und erbittert darüber stritten, wie viel (oder wie wenig) von der ursprünglich vereinbarten Mitgift nun zu zahlen sei. Tatsächlich genossen Katharina und Heinrich offenbar ihre gemeinsame Zeit, und Katharina gewann durch ihre Ernennung zur offiziellen spanischen Botschafterin am englischen Hof zusätzlich an Status und Anerkennung. Schließlich beendete der Tod von König Heinrich VII. die diplomatische Pattsituation und gab den Weg für die Vermählung des jungen Paares frei.

Die Stücke in diesem Programmteil erzählen etwas von den Aktivitäten, denen sich Katharina und Heinrich für sich und als Paar gewidmet haben dürften. Einige dieser Lieder beziehen sich inhaltlich auf Musik und Tanz, die sie beide liebten, und zeigen gleichzeitig, dass die spätestens im 14. Jahrhundert entstandene Sprache der „höfischen Liebe“ noch sehr lebendig war. Green Grow’th the Holly wurde höchstwahrscheinlich von Heinrich eigens für Katharina komponiert, und die lebhafte Beschreibung einer aufregenden Jagd in Blow Thy Horn, Hunter war zweifelsohne ganz nach Heinrichs Geschmack.

Das Ehepaar

Der frisch gekrönte König Heinrich VIII. und Katharina wurden schließlich am 24. Juni 1509 in der Westminster Abbey getraut. Dazu gab es für die Würdenträger ein Bankett in der Westminster

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Hall, und für die einfachen Bürgerinnen und Bürger wurden festliche Tapisserien und Tische mit Speisen auf der Straße aufgebaut. Nur zwei Monate später wurde bekannt gegeben, dass Katharina schwanger sei, doch im Januar 1510 erlitt sie tragischerweise eine Fehlgeburt. Dafür war im Januar des darauffolgenden Jahres die Freude im ganzen Land groß, als die Nachricht kam, dass dem glücklichen Paar ein Sohn geschenkt worden war, der den Namen Prinz Heinrich erhielt. Doch nur wenige Wochen später wurde mitgeteilt, dass auch dieses Baby gestorben war.

Die Motette Rex autem David von Mathieu Gascogne erzählt von der Verzweiflung, die König David bei der Nachricht vom Tod seines Sohnes Absalom empfand. Der biblische Text wurde im 16. und 17. Jahrhundert in vielen Werken, die der Erinnerung an verstorbene Söhne von Herrschern gewidmet waren, denkwürdig in Musik gesetzt. Gascognes Version ist eine der frühesten Vertonungen, deren schlichte, aber tiefgründige Schönheit außer Frage steht.

Ein alter Feind und ein neuer Freund

In den nachfolgenden Jahren wurde das Königspaar von weiterem Unglück heimgesucht. Von sechs verkündeten Schwangerschaften führte nur eine zur Geburt eines Kindes, das überlebte: die zukünftige Königin Maria. Und selbst dieses freudige Ereignis wurde von der kaum verhohlenen Enttäuschung darüber getrübt, dass der Säugling nicht der ersehnte Junge war, der die königliche Nachfolge garantieren würde. Indessen übertraf Katharina in ihrer Rolle als Königin alle Erwartungen, während Heinrich mit seinen königlichen Aufgaben beschäftigt war, zu denen auch kriegerische Aktivitäten gehörten. Als sich Heinrich 1513 in Frankreich aufhielt, trat Katharina an die Spitze der Armee, die auf dem Weg war, sich der anrückenden Streitmacht des schottischen Königs Jakob V. entgegenzustellen, und befeuerte die Soldaten zu einem vernichtenden Sieg in der Schlacht von Flodden Field. Und ihr diplomatisches Geschick konnte sie unter Beweis stellen, als sie Heinrich zum Treffen mit König Franz I. auf dem „Feld des Güldenen Tuches“ begleitete, einem Gipfeltreffen zwischen dem französischen und dem englischen Monarchen in Nordfrankreich im Jahr 1520.

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Die Musik in diesem Abschnitt des Programms dürfte derjenigen entsprechen, die auf dem Feld des Güldenen Tuches dargeboten wurde. Für die Könige und Herzöge des 16. Jahrhunderts bedeutete ein solches Treffen nicht nur eine Demonstration politischer und militärischer Stärke, sondern war auch eine Gelegenheit, ihre Kultiviertheit unter Beweis zu stellen. In diesen Stücken preisen englische und französische Komponisten gleichermaßen die Verdienste ihrer jeweiligen Herrscher in unverfroren bombastischer Manier – wobei man berücksichtigen muss, dass die Feindschaft zwischen den beiden Nationen schon seit Jahrhunderten bestand und die Besitzverhältnisse verschiedener Territorien in Frankreich noch immer umstritten waren.

Rückkehr an den Hof

Bereits vor und auch nach der erfolgreichen Frankreich­Reise im Dienste der Diplomatie zeichnete sich neues Ungemach ab. Im Sommer 1519 erfuhr Katharina, dass König Heinrich eine Mätresse unterhielt, die einen Jungen geboren hatte; Heinrich erkannte das Kind als sein eigenes an. Weitere Mätressen traten auf den Plan, während Katharina selbst immer seltener am Hof zu sehen war, vermutlich aufgrund eines sich verschlechternden körperlichen oder geistigen Gesundheitszustands. Nichtsdestotrotz ging das übliche Tagesgeschäft bei Hofe weiter, nicht zuletzt in Form von Bemühungen, eine Heirat zwischen Prinzessin Maria und dem Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, Karl V., zu vermitteln, der auch König von Spanien, Landesherr der Niederlande und Herzog von Burgund war – und zudem ein Neffe Katharinas.

Das Sanctus von Nicholas Ludford stammt aus den Stimmbüchern, die der Komponist König Heinrich und Katharina vermutlich irgendwann zwischen 1515 und 1525 als Geschenk überreicht hat. In einer Zeit, in der groß angelegte, komplexe und vielstimmige Polyphonie im Vordergrund stand, lassen die kleineren dreistimmigen Vertonungen in dieser Sammlung vermuten, dass sie vor allem im königlichen Haushalt gesungen werden sollten. Robert Fayrfax war zweifellos ein Günstling unter den königlichen Musikern –er gehörte 1520 zu der Entourage, die nach Frankreich reiste –und erhielt vom König regelmäßig eine großzügige finanzielle Entlohnung für seine Kompositionen. Benedicite! What Dreamed I?

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ist ein sehr individuelles Werk und insbesondere deshalb bemerkenswert, weil die Komposition den erzählerischen Stil des vertonten Gedichts in den Mittelpunkt stellt.

Die junge Unruhestifterin

Wir wissen nicht genau, wann Heinrich Anne Boleyn, die später Katharinas Platz als Königin von England einnehmen sollte, zum ersten Mal begegnete, obgleich die Familie Boleyn seit den frühen 1520er Jahren eine feste Größe am Hof war und Annes Schwester Mary im Jahr 1521 Heinrichs Mätresse wurde. Mitte der 1520er Jahre scheint Heinrich jedoch entschlossen gewesen zu sein, seine Ehe mit Katharina aufzulösen. Offiziell ließ er mitteilen, er befürchte, mit der Heirat der Witwe seines Bruders gegen ein biblisches Gesetz verstoßen zu haben. Es ist jedoch auch nicht unwahrscheinlich, dass er sich Sorgen machte, weil es noch keinen als Erben anerkannten Sohn gab, oder dass er sich von Anne, einer sehr anziehenden und glamourösen jungen Frau, die auf dem Kontinent eine umfassende kulturelle Ausbildung genossen hatte, in den Bann gezogen fühlte.

Diese Gruppe von Stücken enthält Lieder, die am englischen Hof sehr bekannt waren, obwohl sie ursprünglich vom europäischen Festland stammten, und es kann gut sein, dass die Familie Boleyn sie aus Frankreich nach England mitbrachte – sie gehören zu einer Sammlung, die heute allgemein als „Anne Boleyn Songbook“ bezeichnet wird. Die lyrische Stimmung dieser Musik steht im Gegensatz zu dem eher kantigen Stil englischer Werke, aber da die französische Sprache am englischen Hof noch immer obligatorisch war, kann man sich vorstellen, dass sie sehr gut aufgenommen wurden.

Verrat, Verbannung

Nachdem Katharina entweder gezwungen worden war oder sich selbst entschieden hatte, den Hof zu verlassen, folgten Jahre der politischen, kirchlichen und diplomatischen Intrigen, mit Hilfe derer Heinrich VIII. versuchte, sich aus seiner Ehe zu befreien. Obwohl sie die meiste Zeit über abwesend war, blieb Katharina

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nicht stumm oder passiv, sondern nutzte all ihre beachtlichen und einflussreichen familiären, religiösen wie politischen Beziehungen –einschließlich zum Papst und zu Kaiser Karl V. – für ihre Sache. Fast vier Jahre lang kämpfte Katharina unermüdlich, doch Heinrichs Entschlossenheit – die so weit ging, dass er einen Bruch zwischen England und der katholischen Kirche in Rom herbeiführte – konnte sie auf Dauer nicht standhalten, und im Sommer 1531 stand fest, dass sie den Kampf verloren hatte. Jede direkte Kommunikation zwischen dem Paar kam zum Erliegen, und Katharina zog sich endgültig vom Hof zurück.

Diese beiden Stücke von William Cornysh sind sehr wahrscheinlich das Werk von zwei verschiedenen Komponisten, ver mutlich Vater und Sohn. So schön sie auch sind, werden sie hier doch mit einem gehörigen Maß an Ironie vorgetragen. Die geistliche Motette Ave Maria, mater Dei ist der heiligsten und am intensivsten verehrten Gestalt der katholischen Liturgie gewidmet, der Jungfrau Maria, während Ah, Robin von der Unbeständigkeit einer jungen Frau und dem Verrat an ihrem Liebhaber erzählt.

Würde bis zum Schluss

Katharina wurde für den Rest ihres Lebens zwischen verschiedenen Wohnsitzen umhergeschoben, obwohl Heinrich und Anne erst Anfang 1533 heirateten. Noch im selben Jahr kam Heinrichs und Annes Tochter Elisabeth zur Welt, und kurz danach wurde Prinzessin Maria durch einen Parlamentsbeschluss von der Thronfolge ausgeschlossen. Katharinas letzte Residenz war das etwa 140 Kilometer von London entfernte Schloss Kimbolton, wohin eine Handvoll treuer Freundinnen und Freunde sie begleitete. Sie starb am 7. Januar 1536, kurz nach ihrem 51. Geburtstag, und wurde auf Befehl des Königs in der Kathedrale von Peterborough beigesetzt.

Die letzten drei Stücke unseres Programms hätten auch zu Katharinas Beerdigung gesungen worden sein können. In pace des englischen Komponisten Christopher Tye kündigt so etwas wie eine neue Welt der englischen Musik an: Sein Werk gehört zu jener neuen Schule von Komponisten, die über die Musik von Zeitgenossen wie Sheppard und Taverner hin zu den Werken

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der englischen Hochrenaissance von Tallis und Byrd führen sollte. Im Gegensatz dazu erinnern das Absolve, Domine auf Worte aus der lateinischen Totenmesse und die Musik von Pedro de Escobar an Katharinas Kindheit in Spanien. Josquins In te, Domine, speravi schließlich könnte eine passende Grabinschrift für Katharina abgeben. Trotz all der irdischen Widrigkeiten, die sie zu ertragen hatte, mag ihr Glaube ihr den Gedanken an Frieden und Erfüllung im Jenseits ermöglicht haben.

Übersetzung aus dem Englischen: Sylvia Zirden

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I Remember Catherine

Every school child in England will at some point learn about the story of King Henry VIII and his six wives. It is a captivating tale: the young, athletic, and handsome prince who unexpectedly became king, who was desperate to secure his legacy through a son and heir, and who was willing to achieve this goal through successive marriages even into the final years of his reign when he had become a sad and bloated figure. The same children will most likely learn the rhyme that was invented so they could more easily recall the sequence of Henry’s six wives: divorced—beheaded— died; divorced—beheaded—survived! Yet the focus on Henry and, in particular, his long and famous arguments with the Church of Rome as he attempted to secure the annulment of his first marriage has often obscured the story of his remarkable first wife, Catherine of Aragon. Tonight’s concert attempts to give a taste of her personality, abilities, and achievements, and it is hoped that this musical picture of the English royal family in the early years of the 16th century will possibly redress some balance to a tale that is so often told solely from the King’s perspective.

Daughter of Castile and Aragon

Catherine of Aragon was born on December 16, 1485 to King Ferdinand II of Aragon and Queen Isabella of Castile. The “Catholic Monarchs,” as they became known, effectively united Spain upon their marriage and subsequent reign, during which

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the Moors (as they were known), who had ruled over much of the territory for nearly 800 years, were expelled. Catherine was the youngest of five children and, like her elder siblings, was from a very early age destined for marriage into a foreign dynasty such as the Burgundian, Portuguese, and Austrian Habsburg families. As a young girl, she is said to have enjoyed the benefits of a rounded education, learning several languages and especially enjoying literature. Music—together with dancing and drawing—also featured in her studies, and through her parents’ maintenance of a permanent retinue of musicians who traveled everywhere with the monarchs, she would have experienced the work of the finest Spanish musicians of the day.

Adorámoste, Señor, by Francisco de la Torre, is a beautiful sacred piece written in a secular style, a common feature of the Cancionero del Palacio (Palace Songbook) devised for use at Ferdinand’s and Isabella’s court. Pedro de Escobar, composer of Virgen bendita sin par, was born in Portugal but spent much of his working life in Seville.

The Young Bride and Groom

Remarkably, even by 15th century standards, Catherine was promised in marriage in the terms of the Treaty of Medina del Campo in 1489 to Prince Arthur, the eldest son of King Henry VII of England, when she was 3 years old—and he was just 2! The young couple were married by officials in 1499, even though neither of them were present at the occasion, and it was not until 1501 that Catherine traveled to London, where the young bride was enthusiastically received by the people, for her actual wedding at St Paul’s Cathedral. Tragically, the young couple were struck down by a fever in early 1502 and, in April, Arthur died.

From Stormy Windes by Edmund Turges was clearly written in honor of Prince Arthur, but there may even be an oblique reference to Catherine—her initial journey to England was repeatedly postponed and sometimes aborted due to rough seas. While much of the music at the wedding would have been English, it is easy to imagine a Spanish contribution, and Oy comamos y bebamos by Juan del Encina clearly has a celebratory feeling. But

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that mood soon gave way to a period of mourning on Arthur’s early death, and Versa est in luctum by Francisco de Peñalosa is a mournful lament from the Book of Job.

The Gallant Prince

The young widow soon found herself in limbo in England. A new treaty was created with unseemly haste agreeing that Catherine should now marry the young prince Henry (nearly six years Catherine’s junior), but the journey to reach this point took another five years, largely due to an extended and bitter dispute between the monarchies about how much (or how little) of the previously arranged dowry should be paid. In fact, Catherine and Henry evidently enjoyed spending time with each other and Catherine gained additional status and praise from her appointment as the official Spanish Ambassador at the English court. Ultimately it was the death of King Henry VII that ended the diplomatic stalemate and cleared the way for the young couple’s union.

The series of pieces in this section shows something of the activities that Catherine and Henry would have enjoyed, individually as a couple. Both enjoyed music and dancing, to which several of these songs refer, but it can also be seen that the language of “courtly love,” developed in the 14th century or even earlier, was still very much alive. Green Grow’th the Holly was almost certainly specifically composed by Henry for Catherine, and the vivid description of the excitement of the chase in Blow Thy Horn, Hunter is clearly one that Henry would have relished.

The Married Couple

The newly crowned King Henry VIII and Catherine were finally married at Westminster Abbey on June 24, 1509, accompanied by a banquet at Westminster Hall for dignitaries and with festive tapestries and tables set out in the street with food for ordinary citizens to enjoy. Just two months later news came that Catherine was pregnant, but tragically in January 1510 the baby was stillborn. However, in January of the following year there was widespread rejoicing across the country at the announcement that

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the happy couple had been blessed with the arrival of a son, named Prince Henry. Yet a few weeks later, news came that the baby had passed away.

The motet Rex autem David by Mathieu Gascogne tells of the despair felt by King David upon the news of the death of his son, Absalom, and the biblical text is one that was memorably used by many composers for works written to mark the demise of the sons of monarchs during the 16th and 17th centuries. Gascogne’s version is one of the earliest settings and there is no doubting its simple but profound beauty.

An Auld Enemy, and a New Friend

The royal couple were beset with further misfortune in the ensuing years. Six pregnancies were announced but only one led to the birth of a child who survived, the future Queen Mary, and even that happy event was muted by barely hidden disappointment that the infant was not the longed­for boy who would guarantee the royal succession. But while Henry was busy with royal matters, including those of a warlike nature, Catherine exceeded any expectations of her role as the Queen. While Henry was away in France in 1513, Catherine appeared at the head of the army assembled and en route to challenge the invading forces of the opportunistic King James V of Scotland, inspiring the soldiers to deliver a crushing defeat at the Battle of Flodden. And her diplomatic skills were amply demonstrated when she accompanied Henry to meet King Francis I at the “Field of the Cloth of Gold,” a summit held between the French and English monarchs in northern France in 1520.

The music in this section may reflect those that would have featured in the musical offering at the Field of the Cloth of Gold. For 16th­century monarchs and dukes, such a gathering was not merely a statement of political and military strength but also an opportunity to display cultural refinement. These pieces are brazenly bombastic—English and French composers alike declaring the attributes of their respective leaders—but it should be remembered that antagonism between the nations had existed for centuries and the ownership of various territories in France was still a matter of dispute.

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A Return to Court

Both before and after the successful diplomatic trip to France there were signs of trouble. In the summer of 1519, Catherine learnt that King Henry had a mistress who had given birth to a boy; Henry recognized the child as his own. Further mistresses appeared on the scene while Catherine herself was less often seen at court, possibly because of declining physical or mental health. Nevertheless, the regular business of court continued uninterrupted, not least with attempts to broker a marriage between Princess Mary and the Holy Roman Emperor, Charles V, who also enjoyed the positions of King of Spain, Lord of the Netherlands, and Duke of Burgundy—and who was also the nephew of Catherine.

The Sanctus by Nicholas Ludford comes from a set of partbooks that was probably presented as a gift from the composer to King Henry and Catherine sometime between 1515 and 1525. In an age when grand and complex polyphony with multiple voices stood out, the smaller three­voice settings in this collection suggest that they may have been intended to be sung principally in the royal household. Robert Fayrfax was clearly a favorite among the royal musicians—he was part of the entourage that visited France in 1520—and he received generous financial payments from the King on a regular basis in return for his compositions. Benedicite! What Dreamed I? is a highly individual work and especially noteworthy for the way in which his musical setting highlights the narrative style of the poetry.

The Young Interloper

It is not known precisely when Henry first met Anne Boleyn, the woman who was to take Catherine’s place as the Queen of England, although the Boleyn family was a presence at court from the early 1520s, and Anne’s sister, Mary, had become Henry’s mistress in 1521. However, by the mid­1520s it appears that Henry was resolved that his marriage to Catherine should be ended. Officially he let it be known that he was concerned that he had transgressed Bible law by marrying his brother’s widow, although additional and likely possibilities are that he was primarily concerned by the lack of a recognized son and heir, and that he was infatuated with Anne,

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a young woman with an enticing and glamorous aura who had received a cultured educated on the continent.

This group of pieces features songs that were well known at the English court, even though their origin was on the continent of Europe, and it is quite possible that they were brought to England by the Boleyn family from France—the collection in which they appear is now commonly referred to as the “Anne Boleyn Songbook.” The lyrical vein of this music would have contrasted with the more angular style of English works, but with French still being regarded as a required language at the English court it can be imagined that they were very well received.

Betrayal, Banishment

Once Catherine was either forced or chose to remove herself from court, years followed in political, ecclesiastical, and diplomatic intrigue while Henry VIII tried to extricate himself from his marriage. Although she was absent for much of the time, Catherine was not silent or passive, instead using all her formidable and powerful family, religious, and political connections—including the Pope and the Emperor Charles V—as allies in her cause. For almost four years Catherine campaigned tirelessly, but Henry’s determination—even to the point of forcing a break between England and the Catholic church of Rome—could not be resisted forever, and by the summer of 1531 it was clear that she had lost the battle. All direct communication between the couple ceased and Catherine took her final exit from court.

These two pieces by William Cornysh are almost certainly the work of two different composers, most likely father and son. Beautiful as they both are, they are presented here with a large degree of irony. The sacred motet Ave Maria, mater Dei is offered to the most revered and saintly figure of the Catholic liturgy, the Virgin Mary, while Ah, Robin tells of the inconsistency and betrayal of a young woman towards her lover.

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Dignity unto the End

Catherine was shunted around various residencies for the remainder of her life, although Henry and Anne did not marry until early 1533. Later that year their daughter Elizabeth was born, and shortly afterward Princess Mary was excluded from the royal line of succession by the order of an Act of Parliament. Catherine’s final home was Kimbolton Castle, located approximately 140 km from London, where she was attended by a handful of loyal friends. She died on January 7, 1536, not long after her 51st birthday, and was buried on the order of the King at Peterborough Cathedral.

Our final three pieces feature music that could conceivably have been sung at Catherine’s funeral. In pace by the English composer Christopher Tye heralds something of a new world for English music: his repertoire belongs to a new school of composers that was to lead through that of his contemporaries such as Sheppard and Taverner and on to the English High Renaissance works of Tallis and Byrd. In contrast, the Absolve, Domine with words from the Latin Requiem Mass and music by Pedro de Escobar recalls Catherine’s childhood in Spain. Finally, Josquin’s In te, Domine, speravi might possibly be a suitable epitaph for Catherine. For all the earthly troubles she had to endure, it may be that her faith would have allowed her to contemplate the peace and fulfilment of the afterlife.

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Francisco de la Torre Adorámoste, Se ñ or

Adorámoste, Señor, Dios y onbre Jhesu Christo, sacramento modo visto, universal Rredentor.

Adorámoste, vitoria de la santa vera cruz, y el cuerpo lleno de luz que nos dexaste en memoria.

Criatura y criador, Dios y onbre Jhesu Christo sacramento modo visto, adorámoste, Señor.

Pedro de Escobar Virgen bendita sin par

Virgen bendita sin par, de quien toda virtud mana, vos sois digna de loar.

Vos, sagrada Emperadora, deshicistes el engaño y remediastes el daño de la gente pecadora. De los ángeles señora vos querais tal gracia dar, que no podamos pecar contra aquel que carne humana de vos le plugo tomar.

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Lass uns dich preisen, Herr

Lass uns dich preisen, Herr, Jesus Christus, Gott und Mensch, sichtbares Sakrament, universeller Erlöser.

Lass uns dich preisen, Sieg des heiligen, wahren Kreuzes, und Körper voll des Lichts, den wir in Erinnerung halten.

Geschöpf und Schöpfer, Gott und Mensch Jesus Christus, sichtbares Sakrament, lass uns dich preisen, Herr.

Gebenedeite Jungfrau ohne Gleichen

Gebenedeite Jungfrau ohne Gleichen, Quelle aller Tugend, du bist würdig des Lobs.

Du, heilige Herrin, hast die Täuschung und den Schaden der sündigen Menschen beseitigt. Herrin der Engel, gewähre uns Gnade, damit wir nicht sündigen können gegen ihn, der von dir menschliche Gestalt bekam.

Let Us Adore You, Lord

Let us adore you, Lord, Jesus Christ, god and man, The holy one made visible, Universal redeemer.

Let us adore you, victory Of the holy true cross, And body full of light For us to remember you by.

Created and creator, Jesus Christ, god and man, The holy one made visible, Let us adore you, Lord.

Blessed Virgin Without Equal

Blessed virgin without equal, From which all virtue springs, You are worthy of praise.

You, holy ruler, You undid the deception And the calamity of sinful men And made amends. Lady of the angels, Grant us such grace

That we cannot sin against Him Who was pleased to take on Human flesh from you.

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Edmund Turges From Stormy Windes

From stormy windes and grievous weather, Good Lord, preserve the Estrige Feather.*

O blessed Lord of heaven celestial, Which formed hast of thy most special grace Arthur, our prince to us terrestrial, In honor to reign, Lord, grant him time and space, Which of alliance, our prince of pleasance By inheritance of England and France, Right heir to be; Wherefore now sing we.

Oy comamos y bebamos

Oy comamos y bebamos, y cantemos y holguemos, que mañana ayunaremos.

Por onrra de Sant Antruejo parémonos oy bien anchos, embutamos estos panchos, rrecalquemos el pellejo, que costumbre es de conçejo que todos oy nos hartemos, que mañana ayunaremos.

Beve, Bras; más tú, Beneyto, beva Pidruelo y Llorente; beve tú primeramente, quitarnos has deste preito. En beber bien me deleyto; dacá, dacá, beberemos, que mañana ayunaremos.

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* The ostrich feather was an emblem associated with the Prince of Wales, heir to the English throne. Juan del Encina

Vor stürmischen Winden

Vor stürmischen Winden und garstigem Wetter, Oh Herr, bewahre die Straußenfeder.*

Gesegneter Herr des himmlischen Himmels, der du in deiner unvergleichlichen Gnade Arthur schufst, unseren irdischen Prinzen; in Ehren zu regieren, Herr, gib ihm Zeit und Raum, dass unser gefälliger Prinz, durch Erbschaft von England und Frankreich, des Bundes rechtmäßiger Erbe sei; darum singen wir.

* Die Straußenfeder war ein Symbol des Prince of Wales, dem Erben des englischen Throns.

Heute lasst uns essen und trinken

Heute lasst uns essen und trinken und singen und fröhlich sein, denn morgen werden wir fasten.

Zu Ehren des St. Karnival wollen wir uns gut mästen, die Bäuche füllen, die Wänste vollschlagen. Denn es ist guter Brauch, dass wir uns heute vollstopfen, denn morgen werden wir fasten.

Trink, Braz, und du erst recht, Benedikt, Lasst Pidruelo und Llorente trinken, trink du zu allererst, beende du diesen Streit. Ich erfreue mich am Trinken; Kommt, kommt, lasst uns trinken, denn morgen werden wir fasten.

Today Let Us Eat and Drink

Today let us eat and drink, And sing and be merry, For tomorrow we shall fast.

For the honor of St Carnival, Let’s fatten ourselves well today, Let’s fill up these paunches, Let’s cram our hide, For it is a wise custom That we all stuff ourselves today, For tomorrow we shall fast.

Drink, Braz; all the more, Benedict, Let Pidruelo and Llorente drink; You drink first of all, You must get us out of this strife. I take great delight in drinking; Come, come, we shall drink, For tomorrow we shall fast.

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Tomemos oy gasajado, que mañana vien la muerte; bebamos, comamos huerte; vámonos para el ganado. No perderemos bocado, que comiendo nos iremos, que mañana ayunaremos.

Francisco de Peñalosa Versa est in luctum

Versa est in luctum cithara mea et organum meum in vocem flentium. Parce mihi Domine: nihil enim sunt dies mei.

Cutis mea denigrata est super me, et ossa mea aruerunt. Utinam appenderentur peccata mea, quibus iram merui, et calamitas quam patior in statera.

König Heinrich VIII. Green Grow’th the Holly

Green grow’th the holly. So does the ivy, Though winter blasts blow never so high; Green grow’th the holly.

As the holly grow’th green And never changeth hew, So I am, ever hath been Unto my lady true.

Now unto my lady

Promise to her I make, From all other only

To her I me betake.

28

Heute lasst uns freudig anstoßen, denn morgen kommt der Tod.

Trinkt und esst fleißig, lasst uns zur Herde gehen.

Keinen Bissen lassen wir übrig, sondern essen im Gehen, denn morgen werden wir fasten.

Auf Trauer gestimmt

Auf Trauer gestimmt ist meine Harfe, und in weinender Stimme meine Orgel.

Vergib mir Herr: denn wie nichts sind meine Tage.

Meine Haut ist verkümmert und meine Knochen vertrocknet. Oh wenn doch meine Sünden, wegen der ich Zorn verdiene, und mein Unglück sich die Waage hielten.

Grün ist die Stechpalme

Let us take our pleasure today, For death will come tomorrow; Let us drink and eat with vigor; Let us go off to the herd. We shall not waste a morsel, But shall eat as we go. For tomorrow we shall fast.

My Harp Is Tuned to Mourning

My harp is tuned to mourning, And my organ into the voice of them that weep. Spare me, Lord, For my days are nothing.

My skin has withered away, And my bones have been dried up. O that my sins, whereby I have deserved wrath, And the calamity that I suffer Were weighed in a balance.

Grün ist die Stechpalme, und der Efeu auch. Auch wenn die Winterstürme nie so hoch wehen, grün ist die Stechpalme.

So wie die Stechpalme grün ist und nie sich verändert, so bin auch ich, und war es immer, meiner Dame treu.

Meiner Dame verspreche ich nun, von allen anderen nur zu ihr will ich mich begeben.

29

Whiles Life or Breath

Whiles life or breath is in my breast

My sovereign lord I shall love best.

My sovereign lord for my poor sake

Six courses at the ring did make, Of which four times he did it take; Wherefore my heart I him bequest, And of all other for to love best

My sovereign lord; I shall love best.

So many virtues given of grace

There is none alive that has; Behold his favour and his face His personage most goodliest!

A vengeance on them that loveth not best

My sovereign lord; I shall love best.

Blow Thy Horn, Hunter

Blow thy horn, hunter, and blow thy horn on high!

There is a doe in yonder wood; in faith she will not die. Now blow thy horn, hunter, now blow thy horn, jolly hunter!

Sore this deer stricken is And yet she bleeds no whit; She lay so fair I could not miss. Lord, I was glad of it!

Come blow thy horn, hunter, come blow thy horn, jolly hunter.

He to go and I to go, But he ran fast afore; I bade him shoot and strike the doe, For I might shoot no more.

Come blow thy horn, hunter, come blow thy horn, jolly hunter.

30

Solange ich Leben und Atem

Solange ich Leben und Atem in der Brust habe, werde ich meinen höchsten Herrn am meisten lieben.

Um meinetwillen ritt mein höchster Herr sechsmal um den Ring und traf ihn davon viermal.

Drum schenkte ich ihm mein Herz, und vor allen anderen meine Liebe; meinen allerhöchsten Herrn werde ich am meisten lieben.

So viele Tugenden, Geschenke der Gnade, hat keiner unter den Lebenden; seht seine Huld und sein Gesicht, seinen gütigsten Charakter!

Rache treffe die, die ihn nicht lieben; meinen allerhöchsten Herrn werde ich am meisten lieben.

Blase dein Horn, Jäger

Blase dein Horn, Jäger, und blase es laut!

Dort im Wald ist ein Reh, sie wird nicht sterben. Jetzt blase dein Horn, fröhlicher Jäger!

Das Reh ist schmerzlich verwundet, doch blutet es kein bisschen; Sie lag so schön, ich konnte sie nicht verfehlen. Herr, darüber war ich froh!

Komm, blase dein Horn, fröhlicher Jäger.

Erst er, dann ich, doch er lief schnell voraus; Ich sagt’ ihm schieß und triff das Reh, denn ich konnte nicht mehr schießen.

Komm, blase dein Horn, fröhlicher Jäger.

31

I was weary of the game, I went to tavern to drink; Now the construction of the same— What do you mean or think?

Come blow thy horn, hunter, come blow thy horn, jolly hunter.

Here I leave and make an end Now of this hunter’s lore; I think his bow is well unbent, His bolt may flee no more.

Come blow thy horn, hunter, come blow thy horn, jolly hunter.

König Heinrich VIII.

Hélas madame

Hélas madame, celle que j’aime tant Souffrez que sois votre humble servant ; Votre humble servant je serai à toujours, Et tant que je viv’rai aultr’ n’aimerai que vous.

William Cornysh jun.

Adieu mes amours

Adieu mes amours et mon désirs, Je vous déprise de part amant ; Et si je vous ai fait de plaisir, Si n’a patience commandement.

Pardonnez­moi très humblement, Je le demande ; J’ai mis mon cœur à service loyalement. Hélas! J’ai bien perdu ma peine.

32

Ich war des Wildes überdrüssig und ging in die Schenke, um zu trinken. Nun, der Bau desselben –was meinst du, was denkst du?

Komm, blase dein Horn, fröhlicher Jäger.

Ich geh’ weg von hier und mach ein End’ mit dem Jägerlatein.

Ich glaube sein Bogen ist ziemlich schlaff, sein Pfeil fliegt nicht mehr.

Komm, blase dein Horn, fröhlicher Jäger.

Ach, Madame

Ach, Madame, die ich so sehr liebe, erlaubt mir, euer demütiger Diener zu sein; euer demütiger Diener werde ich immer sein, und solange ich lebe, werde ich nur Euch lieben.

Lebt wohl, meine Lieben

Lebt wohl, meine Lieben und Sehnsüchte, ich verlasse euch als Liebhaber. Und wenn ich euch gefallen habe, dann habt Geduld mit mir.

Vergebt mir, ich verlange es; ich habe mein Herz in treuen Dienst gestellt.

Ach, ich habe wahrlich meine Mühe vergeudet.

Alas, Madame

Alas, madam, whom I love so much, Let me be your humble servant: I shall be your humble servant for always, And as long as I live shall love no other but you.

Farewell, My Loves

Farewell, my loves and desires, I now leave you as a lover; And if I have given you pleasure, Have patience in your demands.

Pardon me very humbly, I demand it; I have put my heart in loyal service. Alas! I have truly wasted my effort.

33

Pastime with Good Company

Pastime with good company

I love and shall until I die.

Gruch who lust, but none deny; So God be pleased, thus live will I; For my pastance, hunt, sing and dance; my heart is set All goodly sport for my comfort: who shall me let?

Youth must have some dalliance, Of good or ill some pastance; Company methinks then best

All thoughts and fancies to digest, For idleness is chief mistress of vices all: Then who can say but mirth and play is best of all?

Company with honesty

Is virtue, vices to flee; Company is good and ill

But every man hath his free will. The best ensue, the worst eschew, my mind shall be; Virtue to use, vice to refuse, thus shall I use me.

Mathieu Gascogne

Rex autem David cooperto capite

Rex autem David, cooperto capite incedens

lugebat filium suum, dicens:

Absalom, fili mi, fili mi, quis mihi det ut ego moriar pro te, fili mi, Absalom.

34

Zeitvertreib in guter Gesellschaft

Zeitvertreib in guter Gesellschaft liebe ich und werde es bis zu meinem Tod. Mag neiden, wer will, aber keiner wird es bestreiten, so es Gott gefällt, werde ich so leben. Zum Zeitvertreib jage, singe und tanze ich, mein Herz ist bereit für alles, was mir Freude macht: wer sollte mich dran hindern?

Die Jugend braucht ihre Tändelei und guten oder schlechten Zeitvertreib. Gesellschaft ist das beste Mittel, alle Gedanken und Gelüste auszuleben, denn der Müßiggang führt zum Laster. Wer wollte bestreiten, dass Fröhlichkeit und Spiel das Beste ist?

Gesellschaft mit Ehrlichkeit ist tugendhaft, die Laster sind zu meiden. Gesellschaft kann gut oder schlecht sein, aber jeder hat seinen freien Willen. Das Beste sichere ich mir, das Schlechteste vermeide ich, mein Geist soll so beschaffen sein: Ich übe mich in Rechtschaffenheit, weise das Laster zurück, so will ich mich verhalten.

König David

König David

ging mit bedecktem Haupt und beklagte seinen gefallenen Sohn: Absalom, mein Sohn, mein Sohn, wäre doch ich für dich gestorben, mein Sohn, Absalom.

When David Heard

When David heard That Absalom was slain, He went up to his chamber over the gate, And wept, and thus he said: Absalom, my son, my son, Would God I had died for thee!

35

Anonymus

England, Be Glad

England, be glad! Pluck up thy lusty heart! Help now thy King and take his part Against the Frenchmen i’ the field to fight In the quarrel of the Church and in the right. With spears and shields on goodly horses light, Bows and arrows to put them all to flight.

Jean

Exalta regina Galliae

Exalta regina Galliae, jubila mater Ambasiae, nam Franciscus tuus inclitus, clara victor ducit encaenia. Frangit hostes et fugat agmina, nulla Regem turbant discrimina, et fulgens candore niveo primus cuncta subit percula.

Anonymus

France, par consolation

France, par consolation, Résjouys toy du cœur courtoys, Honneur, louenge par renon, Soit au très noble Roy François, Banys sommes à ceste foys hors de soucy, Puisque France a flory, Par quoy chantons à haulte voix, Vive le Roy de fleurs de lys.

36

Freue dich, England

Freue dich, England! Fasse dir ein Herz! Hilf jetzt deinem König und kämpfe an seiner Stelle im Feld gegen die Franzosen im Streit der Kirche und des Rechts. Mit Speeren und Schilden auf leichten, guten Pferden, mit Bogen und Pfeilen schlag sie in die Flucht.

Freue dich, Königin von Frankreich

Freue dich, Königin von Frankreich, jubiliere, Mutter von Amboise, denn dein ruhmreicher François führt als klarer Sieger die Szene an. Er zerschmettert den Feind und schlägt die Truppen in die Flucht, kein Konflikt stört seine Regentschaft, und mit glänzender Noblesse stellt er sich als Erster allen Gefahren.

Frankreich, zum Trost

Frankreich, zum Trost erfreue dich eines mutigen Herzens. Ehre, Lob und Ruhm sei dem edlen König François. Von Sorgen sind wir frei, denn Frankreich erblüht, darum singen wir mit lauter Stimme: Lang lebe der Lilienkönig.

Exult, Queen of France

Exult, queen of France, Rejoice, mother of Amboise, For your renowned Francis is leading An illustrious renewal feast. He breaks his enemies and routs their armies, No crises disturb the king, And gleaming with snowy noblesse He is the first to undergo all dangers.

France, by Way of Consolation

France, by way of consolation, Take delight in a courteous heart, Honor, praise, and renown, Be to the noble King Francis, We are banished at this time from care, Since France has flourished, For which we sing with a loud voice, Long live the King of the fleur­de­lys.

37

Benedicite! What Dreamed I?

Benedicite! [Bless us!] What dreamed I this night? Methought the world was turned upsodown: The sun, the moon had lost their force and light; The sea also drowned both tower and town. Yet more marvel how that I heard the sound of one’s voice saying: Bear in thy mind thy lady hath forgotten to be kind.

Sanctus Dominus Deus Sabaoth; pleni sunt celi et terra gloria tua. Osanna in excelsis.

Hayne van Ghizeghem

De tous biens plaine

De tous biens plaine est ma maistresse, Chascun luy doibt tribut d’honneur ; Car assouvye est en valeur Autant que jamais fut déesse.

Je n’ay cure d’aultre richesse Si non d’estre son serviteur, Et pour ce qu’il n’est chois meilleur En mon mot porteray sans cesse.

38
Robert Fayrfax Nicholas Ludford Sanctus

Erbarmen! Was träumte ich?

Erbarmen! Was träumte ich heute Nacht? Mir war als stünde die Welt Kopf: Die Sonne, der Mond hatten Kraft und Licht verloren; die See überflutete Turm und Stadt. Doch wundersamer noch, dass ich eine Stimme hörte: Denke daran, dass deine Frau vergaß, freundlich zu sein.

Sanctus

Heilig ist Gott, der Herr Zebaoth. Voll sind Himmel und Erde von seiner Herrlichkeit. Hosianna in der Höhe.

Reich an allem Guten

Reich an allem Guten ist meine Herrin.

Jeder schuldet ihr Ehrerbietung, denn sie ist genauso wertvoll, wie es jemals eine Göttin war.

Kein anderer Reichtum interessiert mich, als ihr Diener zu sein; und weil es keine bessere Wahl gibt, trage ich sie immer bei mir.

Sanctus

Holy Lord, God of Hosts; Heaven and earth are full of his glory. Hosanna in the highest.

My Mistress Is Full of All Qualities

My mistress is full of all qualities, Everyone owes her honorable tribute, Since she is just as precious As any goddess ever was.

I care for no other riches Except to be her servant, And because there is no better choice I will always carry her as my motto.

39

Antoine Brumel

Sicut lilium

Sicut lilium inter spinas, sic amica mea inter filias.

Josquin des Prez

En l’ombre d’un buissonet

En l’ombre d’ung buissonet, Tout au long d’une riviere, Trouvay Robyn le filz Marguet

Qui prioit sa dame chiere

Et luy dit en tel maniere:

« Je vous aime, fin cueur doulx. »

Adonc respondit la bergiere : « Robin, comment l’entendés vous ? »

William Cornysh jun.

Ah, Robin

“Ah, Robin, gentle Robin, Tell me how thy leman doth

And thou shalt know of mine.”—

“My lady is unkind, iwis, Alac, why is she so?

She lov’th another better than me

And yet she will say no.”—

“I cannot think such doubleness

For I find women true;

In faith my lady lov’th me well; She will change for no new.”

40

Wie eine Lilie

Wie eine Lilie zwischen Dornen, so ist meine Freudin unter den Frauen.

Im Schatten eines Busches

Im Schatten eines Busches, an einem Flussufer, fand ich Robin und die Magd Marguet. Der betete zu seiner Dame und sprach zu ihr in solcher Weise: „Ich liebe dich, mein liebes Herz.“ Daraufhin antwortete die Schäferin: „Robin, wie hört ihr das?“

Oh Robin

„Oh Robin, sanfter Robin, sag’ mir, wie es der Geliebten geht, und ich erzähl dir von der meinen.“ –

„Meine Dame ist herzlos, gewiss, oh warum ist sie das?

Sie liebt einen anderen mehr als mich, und immer sagt sie nein.“ –

As a Lily

As a lily among thorns, So is my love among women.

In the Shade of a Small Bush

In the shade of a small bush, Alongside a long river, I found Robin and the maid Marguet, Who prayed to his sweet lady

And said in this way:

“I love you, my dear heart.”

To which the shepherdess replied, “Robin, how did you hear this?”

„Ich kann solche Treulosigkeit nicht begreifen, denn zu mir sind die Frauen ehrlich. Meine Dame liebt mich wirklich sehr und wird sich nie einen anderen suchen.“

41

William Cornysh sen. Ave Maria mater Dei

Ave Maria, mater Dei regina, caeli domina, mundi imperatrix inferni, miserere mei et totius populi Christiani; et ne permittas nos mortaliter peccare, sed tuam sanctissimam voluntatem adimplere. Amen.

In pace

In pace, in idipsum, dormiam et requiescam. Si dedero somnum oculis meis et palpebris meis dormitationem, dormiam et requiescam.

Pedro de Escobar Absolve, Domine

Absolve, Domine, animas fidelium ab omni vinculo delictorum. Ut in resurrectionis gloria inter sanctos tuos resuscita respirent.

42

Ave Maria, Mutter Gottes

Ave Maria, Mutter Gottes und Königin, Herrin des Himmels, Herrscherin der Erde, erbarme dich meiner und der ganzen Christenheit, und erlaube uns nicht zu sündigen, sondern deinen heiligen Willen zu erfüllen.

Amen.

In Frieden

In Frieden, in demselben, werde ich schlafen und ruhen. Wenn ich meinen Augen Schlaf gebe und meinen Augenlidern Schlummer, dann werde ich schlafen und ruhen.

Erlöse, Herr

Erlöse, Herr, die Seelen der Gläubigen von jeder Fessel des Vergehens, damit sie in der Herrlichkeit der Auferstehung unter deinen Heiligen wieder atmen.

Hail Mary, Mother of God

Hail Mary, queen and mother of God, Ruler of heavens, Empress of the world below, Have mercy on me and the whole Christian people, And do not allow us to commit mortal sin, But to fulfil your holiest will.

Amen.

In Peace

In peace, in the same, I shall sleep and take my rest. If I suffer my eyes to sleep And my eyelids to slumber, I shall sleep and take my rest. Absolve, Lord

Absolve, Lord, the souls of the faithful From every bond of wrongdoing. As in the glory of the resurrection Among your saints Let them breathe again.

43

Josquin des Prez

In te, Domine, speravi

In te, Domine, speravi per trovar pietà in eterno. Ma in un tristo e oscuro inferno fui e frustra laboravi. In te, Domine, speravi, in te, Domine.

Rotto e al vento ogni sperança, vegio il ciel voltarmi in pianto, suspir, lacrime me avansa del mio triste sperar tanto. Fui ferito, se non quanto tribulando ad te clamavi: In te, Domine, speravi.

44

Auf dich, Herr, hoffe ich

Auf dich, Herr, habe ich meine Hoffnung gesetzt, um ewiges Erbarmen zu finden. Doch in einer traurigen und dunklen Hölle befand ich mich und habe mich vergebens bemüht.

Auf dich, Herr, habe ich meine Hoffnung gesetzt, auf dich, Herr.

Zermartert und jede Hoffnung verweht, sehe ich den Himmel mir gegenüber sich in Weinen verkehren. Mir bleibt von meiner traurigen großen Hoffnung nur übrig, seufzend Tränen zu vergießen. Ich bin verwundet worden, bis ich in Nöten zu Dir gerufen habe. Auf dich, Herr, habe ich meine Hoffnung gesetzt.

In Thee, Lord, Do I Hope

In thee, O Lord, do I hope

To find pity for evermore. But in a grim and dark hell

I have been, and I have labored in vain.

In thee, O Lord, do I hope, In thee, O Lord.

Broken and with all hope cast to the wind, I see the heaven turned for me into weeping.

Sighs and tears are left to me

From my great unhappy hope.

I was wounded, save inasmuch

As in my travail I called to thee: In thee, O Lord, did I hope.

45
Translations © Angus Smith Übersetzungen © Pierre Boulez Saal

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