Ian Bostridge, Julius Drake & Victoria Trauttmansdorff
Lied und Lyrik: Friedrich Rückert
Einführungstext von Antje Reineke
Program Note by Richard Bratby
Einführungstext von Antje Reineke
Program Note by Richard Bratby
Samstag 13. Mai 2023 19.00 Uhr
Ian Bostridge Tenor
Julius Drake Klavier
Victoria Trauttmansdorff Rezitation
Friedrich Rückert (1788–1866)
Ausgewählte Gedichte
sowie weitere Texte von Robert und Clara Schumann, Johann Wolfgang von Goethe, Anselm Hüttenbrenner und Gustav Mahler
Clara Schumann
Ehetagebuch, Januar 1844
Robert Schumann (1810–1856)
Widmung op. 25 Nr. 1 (aus Myrthen)
Schneeglöckchen op. 79 Nr. 26 (aus Liederalbum für die Jugend )
Aus den östlichen Rosen op. 25 Nr. 25 (aus Myrthen)
Robert Schumann
Ehetagebuch, Januar 1841
Robert & Clara Schumann (1819–1896)
aus Zwölf Lieder aus Friedrich Rückerts Liebesfrühling op. 37 (1841)
I. Der Himmel hat eine Träne geweint (Robert)
III. O ihr Herren (Robert)
Clara Schumann Ehetagebuch, Januar 1841
II. Er ist gekommen in Sturm und Regen (Clara)
IV. Liebst du um Schönheit (Clara)
V. Ich hab in mich gesogen (Robert)
VIII. Flügel! Flügel! (Robert)
IX. Rose, Meer und Sonne (Robert)
X. O Sonn’, o Meer, o Rose (Robert)
Robert und Clara Schumann
Ehetagebuch, Juni und Juli 1842
Friedrich Rückert
An Robert und Clara Schumann in Leipzig, Juni 1842
XI. Warum willst du andre fragen (Clara)
Johann Wolfgang von Goethe Rezension zu Rückerts Östliche Rosen, 1821
Franz Schubert (1797–1828)
Die Wallfahrt D 778a
Greisengesang D 778
Pause
Anselm Hüttenbrenner über Franz Schubert, 1819
Franz Schubert
Lachen und Weinen D 777
Dass sie hier gewesen D 775
Du bist die Ruh D 776 Sei mir gegrüßt D 741
Gustav Mahler zitiert im Tagebuch von Anton Webern, 1904
Nathalie Bauer-Lechner aus den Erinnerungen an Gustav Mahler, 1921
Gustav Mahler (1860–1911) aus Lieder nach Gedichten von Friedrich Rückert (1901–02)
I. Blicke mir nicht in die Lieder
II. Ich atmet’ einen linden Duft
V. Liebst du um Schönheit
III. Ich bin der Welt abhanden gekommen
Friedrich Rückert Die schönen Künste
Hans Werner Henze (1926–2012)
aus Sechs Gesänge aus dem Arabischen (1997–98)
VI. Das Paradies
Rückert in Vertonungen von Schubert bis Henze
Antje ReinekeZwischen Ende 1821 und Herbst 1822 komponierte Franz Schubert das Lied Sei mir gegrüßt auf einen Text aus Friedrich Rückerts Östliche Rosen. Soweit bekannt, ist es die erste in einer langen Reihe von mehr als 2000 Rückert-Vertonungen. Neben Goethe, Eichendorff und Heine zählt er damit zu den meistvertonten deutschen Dichtern, anders als sie stellt er in der Literaturgeschichte aber eine Randerscheinung dar. Ironischerweise stand Rückert der Musik distanziert gegenüber und meinte, den „Musikalischen“ fehle es oft an Sprachgefühl.
Die Entstehungszeit von Sei mir gegrüßt ist bemerkenswert: Östliche Rosen, Rückerts erster literarischer Erfolg, war brandneu. Wie Schubert so schnell darauf aufmerksam wurde, wissen wir nicht, es führen allerdings verschiedene Spuren aus seinem literarisch interessierten Freundes- und Bekanntenkreis indirekt zu Rückert.
Franz von Bruchmann war mit Rückerts Freund und Schüler
August von Platen befreundet und schlug Schubert dessen Ghaselen zur Vertonung vor. (Der Begriff Ghasele oder Ghasel bezeichnet eine lyrische Form, die im persischsprachigen Raum des 13. und 14. Jahrhunderts ihre Blütezeit erreichte.) Matthäus von Collin rezensierte 1822 die Östlichen Rosen und stellte Schubert dem Wiener Joseph von Hammer vor – einem Pionier der damals neuen Disziplin der Orientalistik und einer Schlüsselfigur in Rückerts Leben.
Der 30-jährige Dichter hatte Hammer im Winter 1818/19 besucht, um in „einem gewaltsamen orientalischen Studium“ Persisch,
Arabisch und Türkisch zu lernen. Dazu las er erstmals den Divan des bedeutenden persischen Dichters Hafis aus Schiras (um 1315–1390) im Original. Völlig ohne Vorkenntnisse war Rückert allerdings nicht: Schon während des Studiums hatte er sich mit Hebräisch, Syrisch und Persisch befasst. Der Wien-Aufenthalt aber veränderte sein Leben. Fortan wurde dem ungemein sprachbegabten Rückert – er beschäftigte sich mit mehr als 40 verschiedenen Sprachen – die Orientalistik zur Lebensaufgabe. Pläne zu einer Reise nach Palästina zerschlugen sich allerdings. Rückert wandelte sich, wie sein Biograph Helmut Prang formulierte, „vom gelehrten Dichter“ zum „dichtenden Gelehrten“. Ab 1826 hatte Rückert in Erlangen eine Professur für Orientalistik inne, ab 1841 lehrte er in Berlin. Forschung und Dichtung bedingten sich bei Rückert gegenseitig. Er hinterließ ein umfangreiches Schaffen aus Gedichten und einigen Dramen, freien Nachdichtungen, Übersetzungen und wissenschaftlichen Arbeiten, das nicht vollständig erschlossen ist. Mit arabischen, persischen und indischen Dichtern habe Rückert die Variationslust und „die Vorliebe für Wortspiele“ geteilt, schreibt die Islamwissenschaftlerin Annemarie Schimmel, „ebenso wie die Einheit von Dichten und Denken – keine trunkene Ekstase, sondern durch den Geist gefilterte Gefühle, eine ‚un-ungestüme Lust‘“.
Die Formen, Charakteristika und Bilder der damals als orientalisch bezeichneten Dichtung prägen auch seine eigenen Gedichte, die eine große formale Vielfalt und ein kunstvolles Spiel mit Wiederholungen, Abwandlungen und Klang kennzeichnet. Für Rückert löste sich „das ganze Leben, die ganze Welt in ‚Stoff für Poesie‘“ auf, so Schimmel. Dass die Qualität seiner Gedichte, in denen er auch ganz alltägliche Dinge verarbeitete, unausgeglichen war, war ihm durchaus bewusst, er sah aber gerade in der permanenten Übung den Weg zum wirklich Gelungenen.
Die Östlichen Rosen, entstanden zwischen 1819 und 1821, sind eine freie dichterische Auseinandersetzung mit Hafis, „viel weniger Nachbildung (geschweige Übersetzung) als eine freye Reproduktion“, wie er seinem Verleger erklärte. Dazu stützte sich Rückert in Teilen auf Hammers Übersetzung von Hafis’ Divan; später verfasste auch Rückert selbst Übersetzungen von Hafis’ Gedichten, die noch immer als in weiten Teilen besonders gelungen gelten.
Schubert komponierte wahrscheinlich 1822/23 fünf weitere Lieder auf Texte aus Östliche Rosen. Schon im Jahr zuvor hatte er Gedichte aus Goethes West-östlichem Divan vertont, und auch eins von August von Platens Ghaselen setzte er in Musik (Du liebst mich nicht). Die Lieder sind insofern Ausdruck der zeitgenössischen „Orientmode“. Thematisch kreisen sie, mal ernst und melancholisch, mal verspielt, um die Liebe. Rückert habe „die Charakteristika der erotisch-profanen“ und die „Merkmale der mystischen Ghaselenpoesie“ miteinander „liiert“, erklärt der Germanist Ali Radjaie. Ob sich diese zwei Ebenen auch bei Rückert finden, wird unterschiedlich beurteilt. Wenngleich man bei Schuberts Liedern sicher von Liebe im weltlichen Sinne ausgehen darf, lohnt es doch, diese mögliche zweite Dimension im Blick zu behalten. Im November 1820 lernte Rückert Luise Wiethaus-Fischer kennen, die im Dezember des folgenden Jahres seine Frau wurde. Dieser Zeit entstammt der mehr als 400 Gedichte umfassende Liebesfrühling. Er sei ein „Lieblingsbuch des deutschen Bürgertums“ gewesen, schreibt Annemarie Schimmel, und das „vielleicht gerade, weil es ein solches Gegenstück zum romantischen Überschwang und der Verzweiflung vieler zeitgenössischer Liebesgedichte war“. Nicht von ungefähr also schenkte Robert Schumann seiner Braut Clara Wieck kurz nach ihrer Verlobung im August 1837 den ersten Band von Rückerts Gesammelten Gedichten, in dem der Liebesfrühling enthalten ist. Zur Hochzeit im September 1840 komponierte er ihr den Liederzyklus Myrthen, an dessen Beginn er sie mit einem Gedicht aus dem Liebesfrühling direkt anspricht: „Du meine Seele, du mein Herz …“ In ähnlicher Weise wird die entfernte Geliebte in Aus den östlichen Rosen – im Autograph steht „In Erwartung Klara’s“ – zum Trost des „Freudelosen“. Schneeglöckchen entstammt dem Liederalbum für die Jugend, das Schumann 1849, inzwischen fünffacher Vater, als Pendant zum Album für die Jugend für Klavier konzipierte.
Robert Schumann sah in Rückert den „große[n] Musiker in Worten und Gedanken“ und den Vertreter einer „neue[n] deutsche[n] Dichterschule“, die eine „kunstvollere und tiefsinnigere Art des Liedes“ ermöglicht hatte. Die Zwölf Gedichte aus F. Rückerts
Liebesfrühling entstanden 1841 im ersten Jahr seiner Ehe. Clara steuerte drei Lieder bei, ihr Mann neun Lieder und Duette. Die genaue Autorschaft hielten sie zunächst geheim: Die Welt sollte sie als Einheit wahrnehmen, als „Künstlergemeinschaft“. Die Lieder sind assoziativ zusammengestellt – Robert Schumann erklärte, sie bezögen sich „wie Fragen und Antworten auf einander“. Es gibt keine
lineare Entwicklung einer Idee oder gar eine angedeutete Handlung. Die Perspektive wechselt zwischen Mann und Frau, und nicht immer ist das Geschlecht eindeutig. Der Himmel hat eine Träne geweint und Er ist gekommen in Sturm und Regen stehen zunächst für zwei Seiten der Liebeserfahrung: innerlich, poetisch, als Begegnung mit etwas Höherem auf der einen Seite, leidenschaftlich und ungestüm auf der anderen. O ihr Herren und Ich hab in mich gesogen führen das für ein Musiker:innenpaar zentrale Motiv der Kunst ein. Liebst du um Schönheit beschwört eine Liebe, die nicht auf vergängliche Äußerlichkeiten fixiert ist. In Flügel! Flügel!, das mit dem auskomponierten Absturz des Ikarus endet, sind Jugend, Frühling, Tatkraft vergangen und nur noch im Traum zugänglich. Rose, Meer und Sonne und O Sonn’, o Meer, o Rose stehen auch bei Rückert zusammen. Sie teilen Tonart, Takt und Tempo, beginnen in den Singstimmen mit Varianten derselben Tonfolge und enden mit Varianten desselben Nachspiels. Warum willst du andre fragen steigert sich zu einem emphatischen Liebesgeständnis. Clara und Robert Schumann schickten ein Exemplar des Zyklus an Rückert, der sich mit einem Gedicht bedankte. 1844 trafen sie ihn in Berlin. „Es freut mich sehr“, bemerkte Clara Schumann, „daß Robert gerade diesen Mann kennen gelernt, den er immer so sehr als Dichter geliebt.“
Zehn Gedichte aus unterschiedlichen Sammlungen Rückerts vertonte Gustav Mahler zwischen 1901 und 1904, davon sieben im ersten Sommer. Rückert sei „Lyrik aus erster Hand, alles andere ist Lyrik aus zweiter Hand“, zitiert ihn Anton Webern. Die Bemerkung ist rätselhaft. Die Musikwissenschaftlerin Claudia Maurer Zenck vermutet: „In Rückerts Poesie [war] das für Mahler Neue und Originäre wohl ihre bedingungslose Subjektivität, die zuweilen ungefiltert aus den Versen zu sprechen schien, obwohl ihre Unmittelbarkeit meist kunstvoll arrangiert war.“ Ihr Kollege Hans-Joachim Hinrichsen stellt dagegen auf Rückerts Verwendung von „Sprache als klingende Materie“ ab, die „leicht übersehen lässt, wie die Alliterationen, Assonanzen und diversen Reimtypen gleichwohl als Träger eines Gefühlsgehalts fungieren.“ Mahler habe dies sogar fortgeführt, etwa indem er „Der Herzensfreundschaft linden Duft“ zu „der Liebe linden Duft“ änderte.
Anders als die zyklischen Kindertotenlieder bilden die übrigen fünf Rückert-Lieder Mahlers einen losen Verbund. Während der ersten
Aufführungen variierte der Komponist die Reihenfolge und änderte sie sogar noch kurz vor Drucklegung. Thematisch führen diese Werke von Liebe und Naturerlebnis, insbesondere der Sehnsucht nach der idealen Verbindung (Ich atmet’ einen linden Duft und Liebst du um Schönheit ), über das Geheimnis künstlerischen Schaffens (Blicke mir nicht in die Lieder) bis zu Weltverzicht (Ich bin der Welt abhanden gekommen) und der krisenhaften, transzendentalen Erfahrung (das im heutigen Programm nicht enthaltene Um Mitternacht). Dem intimen Charakter und der nach innen gerichteten Gefühlswelt von Rückerts Gedichten entsprechen ein durchsichtiges Klangbild aus vornehmlich polyphonen Strukturen, eine zurückgenommene Dynamik und, abgesehen von Blicke mir nicht in die Lieder, ein langsames Tempo. Die Lieder haben außerdem eine deutliche persönliche Dimension. So wie das Ich in Blicke mir nicht in die Lieder den Blick auf das unfertige Kunstwerk als „Verrat“ empfindet, so ließ Mahler beim Komponieren niemanden in seine Nähe. „Noch Ungewordenes, erst im Entstehen Begriffenes fremden Ohren preiszugeben“, bezeichnete er als „Indiskretion und Unzartheit“. Über das von tiefer Ruhe und Gelassenheit erfüllte Ich bin der Welt abhanden gekommen, in dem Einsamkeit, Liebe und Lied zum Refugium des weltmüden Individuums werden, sagte Mahler: „Das ist Empfindung bis in die Lippen hinauf, die sie aber nicht übertritt! Und: das bin ich selbst!“ Das Gedicht entstammt dem Liebesfrühling und dürfte für Rückert insofern weniger mit schmerzhafter Welterfahrung als mit Liebe und Kunst zu tun haben.
Liebst du um Schönheit aus dem Sommer 1902 richtet sich an Mahlers Frau Alma, mit der er seit März verheiratet war. „Ein Privatissimum für dich“, sagte er ihr. Das Lied enthält zahlreiche Anspielungen: etwa den Beginn der Singstimme mit den Tönen g–g–a–a–g (für Gustav und Alma), die Verwendung des „Ewigkeitsmotivs“ aus der Zweiten und Vierten Symphonie bei „o nicht mich liebe“ und die Wendung nach Moll für „Liebst du um Jugend“ (Mahler war 19 Jahre älter als seine Frau). Die Schlussstrophe über die Liebe um der Liebe willen wird in der musikalischen Umsetzung zu einer innigen Bitte mit lang ausgehaltenen, aus dem Crescendo ins „subito piano“ zurückgenommenen hohen Tönen für „liebe“ und „immerdar“. Interessant ist hier der Vergleich mit Clara Schumanns Vertonung des gleichen Textes, die in einem begeisterten Liebesbekenntnis gipfelt: „Dich lieb ich immerdar.“
Noch vor den Östlichen Rosen verfasste Rückert eine Sammlung Ghasele nach dem persischen Dichter und Mystiker Rūmī (1207–1273), mit denen er diese bis ins späte 8. Jahrhundert zurückreichende Form ins Deutsche einführte. In einem Brief vom Juli 1819 bezeichnete er sie als „Gegenstück zu Göthes Diwan, den ich aber leider noch nicht kenne; bei diesem der Geist die Hauptsache, bei meinem die Form“. Auch hier handelt es sich um freie Nachdichtungen, für die sich Rückert in Teilen auf Übersetzungen von Hammer stützte. Für Komm, dass ich dich fasse ist allerdings keine Vorlage bekannt. Hans Werner Henze, der es für ein von Rückert übersetztes Ghasel von Hafis hielt, beschließt mit ihm die Sechs Gesänge aus dem Arabischen, die er 1997/98 für Ian Bostridge und Julius Drake komponierte. Die Texte der anderen Gesänge verfasste er selbst. „Dass Schlusslied ist die Vertonung einer Anrufung des Mondes“, erklärte Bostridge in einem Interview. „Ich sehe darin eine Art Loslassen, und der Gesang selbst hat eine außergewöhnliche transzendentale Qualität.“
Antje Reineke promovierte an der Universität Hamburg mit einer Arbeit über Benjamin Brittens Liederzyklen. Neben der Musik Großbritanniens gilt ihr besonderes Interesse dem Lied des 19. bis 21. Jahrhunderts.Rückert in Song from Schubert to Henze
Richard Bratby“Ich bin der Welt abhanden gekommen—I am lost to the world…” That one line from Friedrich Rückert’s 1821 collection Liebesfrühling has come to stand for the man and his entire life’s work—at least in the English-speaking, music-loving world. The poet who moved Gustav Mahler to compose his most perfect single song would merit our attention on that count alone. But those outwardly artless, endlessly heartfelt words (and the rapt melody to which Mahler set them) really could stand as a motto over the life of their author, and his particular place in German literature. In a sense, Johann Friedrich Michael Rückert was, indeed, lost to the world: a survivor of the Romantic generation whose long grey hair and pensive gaze made him resemble one of the oriental sages or hermits who fascinated him so deeply. In his later years, contemporaries often expressed surprise that he was still alive at all.
The American journalist Bayard Taylor visited him in October 1852—venturing across the meadows outside Coburg to the “quaint old tile-roofed house” in the village of Neuses where Rückert had retreated from the world. He found the poet bent over his rose bushes:
“Over six feet in height, and somewhat gaunt of body, the first impression of an absence of physical grace vanished as soon as one looked upon his countenance. His face was long, and every feature strongly marked—the brow high and massive, the nose strong and slightly aquiline, the mouth wide and firm, and the jaw broad, square, and projecting. His thick silver hair, parted in the middle of his forehead, fell in wavy masses upon his shoulders. His eyes were deep-set, bluish-gray, and burned with a deep, lustrous fire as he
became animated in conversation. At times they had a mystic, rapt expression, as if the far East, of which he spoke, were actually visible to his brain, I thought of an Arab sheikh, looking towards Mecca, at the hour of prayer.”
Rückert’s early life had been typical of his class and generation. He was born in Schweinfurt, educated at Würzburg and Heidelberg, and in the long peaceful years after 1815 he worked variously as a journalist, an academic, and a civil servant in Berlin. His earliest poems dealt with Germany’s political struggle against Napoleon, his later poems with love (he was happily married in 1821) and still later, with personal tragedy: the death of two of his children (from scarlet fever) in 1833. The great constant in his life and art, however, was the East. Between 1826 and 1849, he was renowned as one of Europe’s foremost scholars of what was then known as oriental language and literature—reputedly able to speak some 30 languages.
So Rückert developed a reputation as a poet and a thinker who stood somewhat apart—a man with his eyes on distant horizons. He shunned literary society. “He was never so happy as when alone with his books and manuscripts, studying or writing,” remembered Taylor. “This secluded habit engendered a shyness of manner, which frequently repelled the strangers who came to see him— especially those who failed to detect the simple, tender, genial nature of the man, under his wonderful load of learning. But there was nothing morbid or misanthropical in his composition; his shyness was rather the result of an intense devotion to his studies. These gradually became a necessity of his daily life; his health, his mental peace, depended upon them; and whatever disturbed their regular recurrence took from him more than the mere time lost.”
And yet Rückert’s poetry was popular, not least with composers. As a subject for music, he never rivaled Goethe—the titan of German letters, who conversed on equal terms with Beethoven. Or indeed Heinrich Heine, the ardent, sardonic embodiment of German Romanticism, whose poems were almost a rite of passage for generations of aspiring songwriters. “In life [Rückert] stood so far aloof from the fashions of the day, that all his successes were permanent achievements,” observes Taylor, and in the German Romantic pantheon, Rückert was the eccentric, the idealist, the outsider. Naturally his poetry had a powerful attraction for composers who felt themselves to be eccentrics, idealists, and outsiders. The portrait of Rückert painted by Taylor evokes E.T.A. Hoffmann’s Kapellmeister Kreisler. For Robert and Clara Schumann, self-
appointed champions of the artist as tender-hearted visionary, Rückert felt like a brother in art.
What, then, could be more natural than that the Schumanns should set Rückert’s poetry to song? Love was the key that admitted them to Rückert’s imaginative world, and the glorious outpouring of Widmung marks the instant when Robert turned that key in the lock and stepped into a new creative world. This was February 1840, near the start of his “year of song.” It was also the year in which he would finally take concrete steps to marry Clara, and the cycle Myrthen, which opens with Widmung, was intended as a “wedding garland” for his bride. Unsurprisingly, Widmung came from Rückert’s own “wedding garland,” the collection Liebesfrühling (Love’s Springtime) of 1821. The penultimate Rückert setting of Myrthen comes from Rückert’s Östliche Rosen (Eastern Roses)—an early, delicate fantasy from a poet who was intensely attuned to the power of fragrance. By the time of Schneeglöckchen (from the Liederalbum für die Jugend of 1849) Robert was—like Rückert—a father; the delicate piano writing evokes both freshness and fragility.
But no songs reveal the special significance that Rückert held for the Schumanns like the Zwölf Lieder aus Friedrich Rückerts Liebesfrühling that they composed, as a joint project, in the first months of 1841—their first full year of marriage. In 1837, during their long and troubled courtship, Robert had given Clara a gift: the first volume of Rückert’s collected poetry. Now they hit on the idea of celebrating their union by “interweaving” each others’ settings of Rückert’s Liebesfrühling into a single cycle, to be published under their joint names without any indication of who had written which songs. The two composers, husband and wife, would present the songs to the world as the symbol of their union: “one heart and one soul.”
Robert seems to have been first off the mark, composing nine songs in a (characteristic) burst of enthusiasm and inspiration in January 1841. Clara was more hesitant, although Robert wrote words of encouragement in the shared diary in which they recorded their marriage: “Do it, Clärchen!” She completed her three songs— Er ist gekommen in Sturm und Regen, Liebst du um Schönheit, and Warum willst du andre fragen—in time to present them to Robert as a birthday gift on June 8, 1841. Robert, in turn, surprised Clara on
her birthday (September 13) with an advance copy of the complete and now printed cycle.
And then in May 1842, the couple chanced their collective arm and posted a copy to the hermit of Neuses himself. In a letter that Robert and Clara cherished for the rest of their married life (they kept it in the family album and later showed it to the young Brahms), Rückert replied in verse—expressing, with typical modesty, his delight that anyone should still take an interest in the verses of his (now distant) youth:
Long, it’s been long
Since I sang my spring song, From the craving of my heart
Whence it had spung, The sound died away in solitude…
…And now at last
In the twenty-first year
There comes a pair of birds That finally makes it clear That not a single tone was lost.
In fact, Rückert’s earlier poems were already well-established as inspiration for songs. Franz Schubert, in Vienna, was particularly quick; he seems to have obtained a copy of Östliche Rosen almost as soon as it was published (in Leipzig) in 1822 and immediately set Sei mir gegrüsst to music. The following year, 1823, he set a further four Rückert poems, all from Östliche Rosen and ranging in mood from the delightfully skittish Lachen und Weinen to the poignant solemnity of Greisengesang: Rückert anticipating an old age that Schubert was never to see. Die Wallfahrt seems to have been dashed off (and then abandoned, incomplete) in a first flush of inspiration. This fragment of Rückert (and indeed Schubert) in “oriental mood” was finally published in 1969.
Gustav Mahler’s sense of kinship—even identification—with Rückert surpassed even the Schumanns’. In Mahler’s 1904 setting of Rückert’s Kindertotenlieder, the common experience of two bereaved fathers finds an expression that few who have heard it will ever forget. Mahler’s five Rückert Songs of 1901–2 date from a happier
time, and (as with the Schumanns) the first flush of love and marriage. As Mahler moved on from his early fascination with the folk-derived poetry of Des Knaben Wunderhorn, he remarked that, “I could not compose anything but Rückert—this is lyric poetry from the source, all else is lyric poetry of a derivative kind.”
Again, the outsider-composer found something intensely personal in the verse of the outsider-poet, whether expressed playfully (Blicke mir nicht in die Lieder), ardently (Liebst du um Schönheit), or through the fragrance and delicacy of nature as seen through an Eastern lens (Ich atmet’ einen linden Duft). The sequence is crowned—some might say sanctified—by Ich bin der Welt abhanden gekommen: the union of souls expressed, by some poetic and musical alchemy, through the experience of a solitude that Rückert guarded closely, and which the world-famous Mahler could only rarely enjoy.
And so we come to our own era. Rückert’s longings and his cherished tranquility have receded far beyond living memory. His surviving daughter Maria died in 1920 and Neuses is now a suburb of Coburg. But for artists who feel themselves to stand outside of the mainstream, his words, his example, and his eastward gaze all continue to inspire. When, in 1998, Hans Werner Henze composed his song cycle Six Songs from the Arabian for Ian Bostridge and Julius Drake, he claimed to have written his own texts, barring a few lines from Goethe—and the words of the final song, Das Paradies, which are by the great Persian mystic and poet Rūmī, in a German translation by Rückert. The words, says Henze, are merely “precursors of the music, points of departure, stimulators, triggers.”
For a poet and scholar like Rückert—whose imagination reached out from his desk and his quiet home to encompass cultures and whole worlds—there could be no higher tribute.
Du meine Seele, du mein Herz, Du meine Wonn’, o du mein Schmerz,
Du meine Welt, in der ich lebe, Mein Himmel du, darein ich schwebe,
O du mein Grab, in das hinab
Ich ewig meinen Kummer gab!
Du bist die Ruh, du bist der Frieden, Du bist vom Himmel mir beschieden.
Dass du mich liebst, macht mich mir wert,
Dein Blick hat mich vor mir verklärt, Du hebst mich liebend über mich, Mein guter Geist, mein bess’res Ich!
Der Schnee, der gestern noch in Flöckchen
Vom Himmel fiel, Hängt nun geronnen heut als Glöckchen
Am zarten Stiel.
Schneeglöckchen läutet, was bedeutet’s Im stillen Hain?
O komm geschwind! Im Haine läutet’s Den Frühling ein.
O kommt, ihr Blätter, Blüt’ und Blume, Die ihr noch träumt, All zu des Frühlings Heiligtume!
Kommt ungesäumt!
You my soul, you my heart, You my rapture, O you my pain, You my world in which I live, My heaven you, to which I aspire, O you my grave, into which My grief forever I’ve consigned!
You are repose, you are peace, You are bestowed on me from heaven. Your love for me gives me my worth, Your eyes transfigure me in mine, You raise me lovingly above myself, My guardian angel, my better self!
The snow that only yesterday fell in flakes
From the sky, Hangs now, frozen, as a little bell
From a delicate stem.
A bell of snow rings in the silent wood, What can it mean?
O come quickly! The wood is ringing Springtime in. Come quickly, leaves, blossom and flowers, You who still dream, Into spring’s sanctuary! Come without delay!
Ich sende einen Gruß wie Duft der Rosen, Ich send’ ihn an ein Rosenangesicht. Ich sende einen Gruß wie Frühlingskosen, Ich send’ ihn an ein Aug voll Frühlingslicht.
Aus Schmerzensstürmen, die mein Herz durchtosen, Send’ ich den Hauch, dich unsanft rühr’ er nicht!
Wenn du gedenkest an den Freudelosen, So wird der Himmel meiner Nächte licht.
Der Himmel hat eine Träne geweint
Der Himmel hat eine Träne geweint, Die hat sich ins Meer verlieren gemeint.
Die Muschel kam und schloss sie ein: Du sollst nun meine Perle sein.
Du sollst nicht vor den Wogen zagen, Ich will hindurch dich ruhig tragen.
O du mein Schmerz, du meine Lust, Du Himmelsträn’ in meiner Brust!
Gib, Himmel, dass ich in reinem Gemüte
Den reinsten deiner Tropfen hüte.
I send a greeting like the scent of roses, I send it to a rose-like face. I send a greeting like spring’s caressing, I send it to eyes that brim with spring’s light.
From anguished storms that rage through my heart
I send a breath—may it cause you no harm!
When you think of me in my sadness, The sky of my nights will then be made bright.
Heaven shed a tear
That thought to lose itself in the sea. The mussel came and locked it in: My pearl shall you now be. You shall not fear the waves, I shall bear you calmly through.
O you, my pain, O you, my joy, You tear of heaven in my breast! Grant, heaven, that with a pure soul I guard the purest of your drops.
O ihr Herren, o ihr werten, Großen, reichen Herren all!
Braucht in euren schönen Gärten
Ihr denn keine Nachtigall?
Hier ist eine, die ein stilles Plätzchen sucht die Welt entlang!
Räumt mir eines ein, ich will es
Euch bezahlen mit Gesang.
O you lords, O all you worthy, Great and rich lords! Have you no need in your beautiful gardens
Of a single nightingale?
Here is one who searches For a quiet corner in the world! Grant me but this, and I shall Repay you with song.
Clara SchumannEr ist gekommen in Sturm und Regen
Er ist gekommen
In Sturm und Regen, Ihm schlug beklommen
Mein Herz entgegen. Wie konnt’ ich ahnen, Dass seine Bahnen
Sich einen sollten meinen Wegen?
Er ist gekommen
In Sturm und Regen, Er hat genommen
Mein Herz verwegen. Nahm er das meine?
Nahm ich das seine?
Die beiden kamen sich entgegen.
Er ist gekommen
In Sturm und Regen, Nun ist gekommen Des Frühlings Segen. Der Freund zieht weiter, Ich seh’ es heiter, Denn er bleibt mein auf allen Wegen.
He Came in Storm and Rain
He came In storm and rain; My anxious heart Beat against his. How could I have known That his path Should unite itself with mine?
He came In storm and rain; Audaciously
He took my heart. Did he take mine? Did I take his?
Both drew near to each other.
He came In storm and rain. Now spring’s blessing Has come.
My friend journeys on, I watch with good cheer, For he shall be mine wherever he goes.
Liebst du um Schönheit, O nicht mich liebe!
Liebe die Sonne, Sie trägt ein gold’nes Haar!
Liebst du um Jugend, O nicht mich liebe!
Liebe den Frühling, Der jung ist jedes Jahr!
Liebst du um Schätze, O nicht mich liebe!
Liebe die Meerfrau, Sie hat viel Perlen klar!
Liebst du um Liebe, O ja, mich liebe! Liebe mich immer, Dich lieb’ ich immerdar!
Robert Schumann
Ich hab in mich gesogen
Ich hab in mich gesogen, Den Frühling treu und lieb, Dass er, der Welt entflogen, Hier in der Brust mir blieb.
Hier sind die blauen Lüfte, Hier sind die grünen Aun, Die Blumen hier, die Düfte, Der blühende Rosenzaun.
Und hier am Busen lehnet Mit süßem Liebesach, Die Liebste, die sich sehnet Den Frühlingswonnen nach.
If you love for beauty, O love not me!
Love the sun, She has golden hair!
If you love for youth, O love not me! Love the spring Who is young each year!
If you love for riches, O love not me! Love the mermaid Who has many shining pearls!
If you love for love, O yes, love me! Love me always; I shall love you forever!
I Have Drawn into Myself
I have drawn into myself
The sweet and loyal spring, That he, having fled the world, Might abide here in my heart.
Here are the blue skies, Here are the green meadows, Here the flowers, here the scents, The flowering hedge of roses.
And here, leaning on
With sighs of sweetest love, Is my sweetheart, longing For springtime rapture.
Sie lehnt sich an zu lauschen
Und hört in stiller Lust
Die Frühlingsströme rauschen
In ihres Dichters Brust.
Da quellen auf die Lieder
Und strömen über sie
Den vollsten Frühling nieder, Den mir der Gott verlieh.
Und wie sie, davon trunken, Umblicket rings im Raum, Blüht auch von ihren Funken
Die Welt, ein Frühlingsstraum.
Flügel! Flügel!
Flügel! Flügel! um zu fliegen
Über Berg und Tal, Flügel, um mein Herz zu wiegen
Auf des Morgens Strahl.
Flügel, übers Meer zu schweben
Mit dem Morgenrot, Flügel, Flügel übers Leben, Über Grab und Tod!
Flügel, wie sie Jugend hatte, Da sie mir entflog, Flügel wie des Glückes Schatten, Der mein Herz betrog!
Flügel, nachzufliehn den Tagen, Die vorüber sind!
Flügel, Freuden einzujagen, Die entflohn im Wind.
Flügel, gleich den Nachtigallen, Wann die Rosen blühn, Aus dem Land, wo Nebel wallen, Ihnen nachzuziehn!
She leans against him, listens And hears with quiet joy The streams of spring Flow in her poet’s heart.
And then my songs arise, Pouring over her The full spate Of God-given spring.
And as she, intoxicated, Gazes all around her, The world blossoms too— A spring dream lit by her joy.
Wings! Wings!
Wings! Wings! To fly Over hill and dale, Wings, that my heart might float On shafts of morning light.
Wings, to soar over the sea
With the dawn, Wings, wings to soar above life, Above the grave and death!
Wings, such as youth had, That now have flown away, Wings, like rapture’s shadow That deceived my heart!
Wings, to fly after days Now fled!
Wings, to hunt down joys Now blown away on the wind!
Wings, like nightingales, When roses bloom, To escape this land of mists And fly in search of them!
Ach! von dem Verbannungsstrande, Wo kein Nachen winkt, Flügel nach dem Heimatlande, Wo die Krone blinkt!
Freiheit, wie zum Schmetterlinge
Raupenleben reift, Wenn sich dehnt des Geistes Schwinge Und die Hüll’ entstreift!
Oft in stillen Mitternächten
Fühl’ ich mich empor Flügeln von des Traumes Mächten Zu dem Sternentor.
In der Nächte Duft, Mir entträufeln seh’ ich’s wieder An des Morgens Luft.
Sonnenbrand den Fittich schmelzet, Ikar stürzt ins Meer, Und der Sinne Brausen wälzet Überm Geist sich her.
Rose, Meer und Sonne
Sind ein Bild der Liebsten mein, Die mit ihrer Wonne Fasst mein ganzes Leben ein.
Aller Glanz, ergossen, Aller Tau der Frühlingsflur
Liegt vereint beschlossen
In dem Kelch der Rose nur.
Alle Farben ringen, Aller Duft im Lenzgefild’, Um hervorzubringen
Im Verein der Rose Bild.
Ah! From exile’s shore, Where no ship can be seen, To wing to the homeland Where my crown is gleaming!
O for freedom, as when butterflies Slip from the chrysalis, When it splits And nature’s spirit spreads its wings!
Often during silent midnights I feel myself winged aloft By the power of dreams To the gateway of the stars.
Yet the wings I grew In the fragrant night I now see vanish In the morning breeze.
The scorching sun melts my pinions, Icarus plunges into the sea, And the pulse of the senses Spills over the spirit.
Rose, Sea, and Sun
Rose, sea, and sun
Are an image of my beloved, Who with her radiance Frames my whole life.
All the beams of the sun, All the dew of the spring meadow Are mingled
Only in the heart of the rose.
All colors, All the scents of spring fields Vie with each other To produce the rose’s likeness.
Alle Ströme haben
Ihren Lauf auf Erden bloß, Um sich zu begraben
Sehnend in des Meeres Schoß.
Alle Quellen fließen
In den unerschöpften Grund, Einen Kreis zu schließen Um der Erde blüh’ndes Rund.
Alle Stern’ in Lüften
Sind ein Liebesblick der Nacht, In des Morgens Düften
Sterbend, wann der Tag erwacht.
Alle Weltenflammen, Der zerstreute Himmelsglanz, Fließen hell zusammen
In der Sonne Strahlenkranz.
O Sonn’, o Meer, o Rose
O Sonn’, o Meer, o Rose!
Wie, wenn die Sonne triumphierend Sich hebt über Sterne, die am Himmel stunden, Ein Schimmer nach dem andern leis’ erblich, Bis alle sind in einem Glanz geschwunden, So hab ich, Liebste, dich gefunden: Du kamst, da war, was je mein Herz empfunden, Geschwunden in dich.
All rivers flow Through the land, Merely to bury themselves
Longingly into the lap of the sea.
All springs flow Into the inexhaustible abyss, In order to describe a circle Around the blossoming world.
All the stars in the sky
Are the eyes of night looking down in love, Dying in the morning’s fragrance, When the day awakes.
All the world’s flames, All the scattered radiance of heaven, Mingle brightly together In the sun’s shining crown.
O sun, O sea, O rose!
Just as the sun triumphantly rises
Above stars that stood in the sky, Which one after the other gradually faded
Till all had vanished in a glow, Thus it was when I found you, my love:
You came, and what my heart had ever loved, Vanished now in your light.
O sun, O sea, O rose!
O Sonn’, o Meer, o Rose!
Wie, wenn des Meeres Arme auftun sich
Den Strömen, die nach ihnen sich gewunden,
Just as the sea opens its embrace To the rivers that have meandered And ardently poured themselves into it,
Hinein sich diese stürzen brünstiglich, Bis sie die Ruh im tiefen Schoß gefunden, So Liebste hab ich dich empfunden: Sich hat mein Herz mit allen Sehnsuchtswunden Entbunden in dich.
O Sonn’, o Meer, o Rose! Wie wenn in Frühling tausendfältig sich
Ein buntes Grün hat ringend losgewunden, Ein hadernd Volk, bis Rose, königlich, Eintretend, es zum Kranz um sich verbunden, So, Liebste, hab ich dich umwunden: Der Kranz des Daseins muss sich blühend runden, Gebunden in dich.
Clara SchumannWarum willst du andre fragen
Warum willst du andre fragen, Die’s nicht meinen treu mit dir?
Glaube nicht, als was dir sagen Diese beiden Augen hier!
Glaube nicht den fremden Leuten, Glaube nicht dem eignen Wahn; Nicht mein Tun auch sollst du deuten, Sondern sieh die Augen an!
Schweigt die Lippe deinen Fragen, Oder zeugt sie gegen mich?
Was auch meine Lippen sagen, Sieh mein Aug’, ich liebe dich!
Until they found peace in its depths, Thus it was when I found you, my love:
My wounded heart’s longing Was set free in you.
O sun, O sea, O rose! Just as in a thousand ways spring’s fresh green Breaks out all around, And all argue as to who should wear the wreath, Until regally the rose appears, Thus did I entwine myself about you: Life’s wreath must now blossom Around you.
Why enquire of others, Who are not faithful to you? Only believe what these two eyes Here tell you!
Do not believe what others say; Do not believe strange fancies; Nor should you interpret my deeds, But instead look at these eyes!
Are my lips silent to your questions Or do they testify against me? Whatever my lips might say; Look at my eyes; I love you!
Die Wallfahrt
Meine Tränen im Bußgewand
Die Wallfahrt haben zur Kaaba
Der Schönheit angetreten;
In der Wüste brennendem Sand
Sind sie begraben, Nicht hingelangten sie anzubeten.
Der Frost hat mir bereifet des Hauses Dach;
Doch warm ist mir’s geblieben im Wohngemach.
Der Winter hat die Scheitel mir weiß gedeckt;
Doch fließt das Blut, das rote, durchs Herzgemach.
Der Jugendflor der Wangen, die Rosen sind
Gegangen, all gegangen Einander nach –
Wo sind sie hingegangen? ins Herz hinab:
Da blühn sie nach Verlangen, wie vor so nach.
Sind alle Freudenströme der Welt versiegt?
Noch fließt mir durch den Busen ein stiller Bach.
Sind alle Nachtigallen der Flur verstummt?
Noch ist bei mir im Stillen hier eine wach.
My tears initiated the pilgrimage
In penitential robes
To the Ka’bah of beauty; They are buried
In the desert’s burning sand, For they did not arrive to worship.
The frost has covered the roof of my house, But I have kept warm in my living-room.
Winter has whitened the top of my head, But the blood flows red in my heart.
The youthful flush of my cheeks, the roses
Have gone, one by one. Where have they gone? Down into my heart; There, as before, they bloom as desired.
Have all the rivers of joy in this world run dry?
A silent stream still flows through my breast.
Have all the nightingales in the meadows fallen silent?
Within me, secretly, one still stirs.
Sie singet: „Herr des Hauses! verschleuß dein Tor, Dass nicht die Welt, die kalte, dring ins Gemach.
Schleuß aus den rauhen Odem der Wirklichkeit, Und nur dem Duft der Träume gib Dach und Fach!“
She sings: “Master of the house, bolt your door
Lest the cold world should penetrate the parlor.
Shut out the harsh breath of reality
And give shelter only to the fragrance of dreams!”
Franz Schubert
Lachen und Weinen
Lachen und Weinen zu jeglicher Stunde
Ruht bei der Lieb’ auf so mancherlei Grunde.
Morgens lacht’ ich vor Lust; Und warum ich nun weine
Bei des Abendes Scheine, Ist mir selb’ nicht bewusst.
Weinen und Lachen zu jeglicher Stunde
Ruht bei der Lieb’ auf so mancherlei Grunde.
Abends weint’ ich vor Schmerz; Und warum du erwachen
Kannst am Morgen mit Lachen, Muss ich dich fragen, o Herz.
When you’re in love, laughter and tears
Can come at any time, and for so many reasons. In the morning I laughed for joy;
And why I’m crying
Now that it’s evening, I don’t even know myself!
When you’re in love, tears and laughter
Can come at any time, and for so many reasons.
In the evening I cried with pain; And how you can wake up Laughing this morning: This I must ask you, my heart!
Dass der Ostwind Düfte Hauchet in die Lüfte, Dadurch tut er kund, Dass du hier gewesen.
Dass hier Tränen rinnen, Dadurch wirst du innen, Wär’s dir sonst nicht kund, Dass ich hier gewesen.
Schönheit oder Liebe, Ob versteckt sie bliebe?
Düfte tun es und Tränen kund, Dass sie hier gewesen.
Du bist die Ruh, Der Friede mild, Die Sehnsucht du, Und was sie stillt.
Ich weihe dir
Voll Lust und Schmerz Zur Wohnung hier Mein Aug’ und Herz.
Kehr’ ein bei mir, Und schließe du Still hinter dir Die Pforten zu.
Treib andern Schmerz Aus dieser Brust.
Voll sei dies Herz
Von deiner Lust.
The east wind
Breathes fragrance into the air, And so doing it makes known
That you have been here!
Since tears flow here
You will know, Though you are otherwise unaware, That I have been here!
Beauty or love: Can they remain concealed?
Fragrant scents and tears proclaim That she has been here!
You are repose
And gentle peace. You are longing And what stills it.
Full of joy and grief
I consecrate to you
My eyes and my heart
As a dwelling place.
Come in to me
And softly close The gate
Behind you.
Drive all other grief
From my breast.
Let my heart
Be full of your joy.
Dies Augenzelt
Von deinem Glanz
Allein erhellt, O füll’ es ganz.
Sei mir gegrüßt
O du Entriss’ne mir und meinem Kusse!
Sei mir gegrüßt!
Sei mir geküsst!
Erreichbar nur meinem Sehnsuchtsgruße!
Sei mir gegrüßt!
Sei mir geküsst!
Du von der Hand der Liebe diesem Herzen
Gegeb’ne! du Von dieser Brust
Genomm’ne mir! mit diesem Tränengusse
Sei mir gegrüßt!
Sei mir geküsst!
Zum Trotz der Ferne, die sich, feindlich trennend, Hat zwischen mich
Und dich gestellt;
Dem Neid der Schicksalsmächte zum Verdrusse
Sei mir gegrüßt!
Sei mir geküsst!
Wie du mir je im schönsten
Lenz der Liebe
Mit Gruß und Kuss
Entgegen kamst, Mit meiner Seele glühendstem Ergusse,
Sei mir gegrüßt!
Sei mir geküsst!
The temple of my eyes Is lit
By your radiance alone: O fill it wholly!
I Greet You
You who were torn from me and my kisses, I greet you! I kiss you! You, whom only my yearning greeting can reach, I greet you! I kiss you!
You who were bestowed on this heart By the hand of love, You who were taken From my breast! With this flood of tears I greet you! I kiss you!
Defying the distance that, hostile and divisive, Has come
Between you and me; Frustrating the envious powers of fate, I greet you! I kiss you!
As in love’s fairest spring You once came to me With greetings and kisses, So with all the fervor of my soul
I greet you! I kiss you!
Ein Hauch der Liebe tilget Räum’ und Zeiten, Ich bin bei dir, Du bist bei mir, Ich halte dich in dieses Arms Umschlusse, Sei mir gegrüßt!
Sei mir geküsst!
Gustav Mahler
Blicke mir nicht in die Lieder
Blicke mir nicht in die Lieder!
Meine Augen schlag’ ich nieder, Wie ertappt auf böser Tat.
Selber darf ich nicht getrauen, Ihrem Wachsen zuzuschauen.
Deine Neugier ist Verrat!
Bienen, wenn sie Zellen bauen, Lassen auch nicht zu sich schauen, Schauen selbst auch nicht zu.
Wenn die reichen Honigwaben
Sie zu Tag gefördert haben, Dann vor allen nasche du!
Ich atmet’ einen linden Duft
Ich atmet’ einen linden Duft!
Im Zimmer stand
Ein Zweig der Linde, Ein Angebinde
Von lieber Hand.
Wie lieblich war der Lindenduft!
Wie lieblich ist der Lindenduft!
Das Lindenreis
Brachst du gelinde;
Ich atme leis
Im Duft der Linde
Der Liebe linden Duft.
One breath of love dissolves time and space, And I am with you, You are with me; I hold you closely in my arms’ embrace, I greet you!
I kiss you!
Do not look into my songs! I lower my gaze, As if caught in the act. I dare not even trust myself
To watch them growing. Your curiosity is treason.
Bees, when they build cells, Let no one watch either, And do not even watch themselves. When the rich honeycombs
Have been brought to daylight, You shall be the first to taste!
I breathed a gentle fragrance!
In the room stood
A spray of lime, A gift
From a dear hand.
How lovely the fragrance of lime was!
How lovely the fragrance of lime is!
The spray of lime
Was gently plucked by you;
Softly I breathe
In the fragrance of lime
The gentle fragrance of love.
siehe S. 28
Ich bin der Welt abhanden gekommen
Ich bin der Welt abhanden gekommen, Mit der ich sonst viele Zeit verdorben, Sie hat so lange nichts von mir vernommen, Sie mag wohl glauben, ich sei gestorben!
Es ist mir auch gar nichts daran gelegen, Ob sie mich für gestorben hält, Ich kann auch gar nichts sagen dagegen, Denn wirklich bin ich gestorben der Welt.
Ich bin gestorben dem Weltgetümmel, Und ruh’ in einem stillen Gebiet! Ich leb’ allein in meinem Himmel, In meinem Lieben, in meinem Lied!
see p. 28
I Am Lost to the World
I am lost to the world With which I used to waste much time; It has for so long known nothing of me, It may well believe that I am dead.
Nor am I at all concerned If it should think that I am dead. Nor can I deny it, For truly I am dead to the world.
I am dead to the world’s tumult And rest in a quiet realm! I live alone in my heaven, In my love, in my song!
Das Paradies
Komm, dass ich dich fasse, reich mir deine Hand, Und dich nicht mehr lasse, reich mir deine Hand!
Sieh die Finsternis, die meine Zeit bedroht, In der dunklen Gasse reiche mir die Hand!
Von des Schicksals Schlusse ward mir Arges kund –In schwindelnden Höhen –reich mir die Hand!
Meiner Erden Reise ist bedroht vom Feind:
Wehre seinem Hasse, reiche mir die Hand!
Komm, dass ich sie presse an mein Herz, das brennt, An dies Aug, das nasse, lege deine Hand!
Auf zu deinem Schlosse klimm ich, holder Mond, Dass ich dir erblasse, komm, komm, reiche mir die Hand.
Friedrich Rückert (1788–1866)Come, let me clasp you, give me your hand, And that I nevermore leave you, give me your hand. Behold the darkness that threatens my days, In the dark alleyway give me your hand!
I have heard wicked things about destiny’s end— On vertiginous heights— give me your hand!
My journey on earth is threatened by the foe: Avert his hatred, give me your hand!
Come, let me press it to my heart on fire, Lay your hand on these eyes, these tearful eyes!
I clamber up to your castle, fair moon, Let me pale before you, come, come, give me your hand.
Translations © Richard Stokes, author of The Book of Lieder, provided via Oxford Lieder (oxfordlieder.co.uk) and © Richard Wigmore, with thanks to Hyperion Records (Schubert)