Marlis Petersen & Stephan Matthias Lademann

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Marlis Petersen & Stephan Matthias Lademann EinfĂźhrungstext von Cora Bethke Program Note by Richard Stokes


Marlis Petersen & Stephan Matthias Lademann Freitag

29. Juni 2018 19.30 Uhr

Marlis Petersen Sopran Stephan Matthias Lademann Klavier


Himmel und Erde Robert Schumann (1810–1856) Himmel und Erde op. 96 Nr. 5

Franz Schubert (1797–1828) Cora an die Sonne D 263 An die untergehende Sonne D 457

Hans Sommer (1837–1922) Herbstabend op. 35 Nr. 1

Franz Schubert Lied „Des Lebens Tag ist schwer und schwül“ D 788

Mensch und Natur Franz Schubert Naturgenuß D 188

Robert Schumann Die Hütte op. 119 Nr. 1

Wolfgang Amadeus Mozart (1756–1791) Sehnsucht nach dem Frühlinge KV 596

Franz Schubert Die Berge D 634

Johannes Brahms (1833–1897) Juchhe! op. 6 Nr. 4

Robert Schumann Des Sennen Abschied op. 79 Nr. 22

Johannes Brahms Dämmrung senkte sich von oben op. 59 Nr. 1

Pause 3


Los und Erkenntnis Wolfgang Amadeus Mozart Die ihr des unermeßlichen Weltalls Schöpfer ehrt Kantate für Singstimme und Klavier KV 619

Johannes Brahms Der Strom, der neben mir verrauschte op. 32 Nr. 4 Serenade „Liebliches Kind“ op. 70 Nr. 3

Sigurd von Koch (1879–1919) Das Los des Menschen

Hans Sommer Gesang des Lebens op. 35 Nr. 3

Robert Schumann Sehnsucht „Ich blick in mein Herz“ op. 51 Nr. 1

Richard Wagner (1813–1883) Stehe still! aus Fünf Gedichte für eine Frauenstimme („Wesendonck-Lieder“)

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Hoffnung und Sehnsucht Franz Schubert Am See D 746

Clara Schumann (1819–1896) Mein Stern

Ludwig van Beethoven (1770–1827) Abendlied unterm gestirnten Himmel WoO 150 Johannes Brahms Feldeinsamkeit op. 86 Nr. 2

Robert Schumann Mondnacht op. 39 Nr. 5

Conclusio Hans Sommer Erinnerung

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Das irdische Leben Zum Programm von Marlis Petersen und Stephan Matthias Lademann

Cora Bethke

In vier thematischen Kapiteln zeichnen die Werke des heutigen Konzerts den Kreis menschlichen Daseins nach: Himmel und Erde, Mensch und Natur, Los und Erkenntnis, Hoffnung und Sehnsucht. Ausgelöst durch Naturbetrachtungen beschreiben die Lieder in vielfältigen Facetten den seelischen wie physischen Raum, in dem sich unser Leben abspielt. Der Gegensatz zwischen grenzenlosem Weltall und irdischer Endlichkeit wird immer wieder thematisiert. So löst das Bewusstsein um die Vergänglichkeit des Lebens ­widersprüchliche Gefühle aus: einerseits den allzu menschlichen Wunsch, die Zeit anzuhalten, andererseits die ­Sehnsucht nach dem Tod als Erlöser von Zeit und Welt. Da­zwischen aber liegt die Aufforderung, das Hier und Jetzt zu genießen, das „Geschenk des Hierseins“ als solches zu empfinden und nicht durch leidvolle Erfahrungen den Blick auf die Schönheiten des Lebens zu verlieren. So heißt es in Mozarts „kleiner deutschen Kantate“ Die ihr des ­unermeßlichen Weltalls Schöpfer ehrt, die freimaurerische Ideale beschwört: „Wähnt nicht, daß wahres Unglück sei auf meiner Erde!“ Denn wenn die Menschen durch B ­ elehrung zu „bessern Taten“ angespornt würden, „Dann ­lachet alles euch in der Natur / Dann ist’s erreicht, des Lebens wahres Glück!“ I.

Sinnfällig eröffnet wird das Programm mit Robert Schumanns Himmel und Erde, das sowohl thematisch in den e­ rsten ­Themenkreis einstimmt als auch den dramaturgischen Bogen zu Mondnacht aufspannt, das den letzten Programmteil ­beschließen wird. Die folgenden beiden Schubert-­Lieder besingen die Sonne mit religiöser Andacht, die durch die 7


Leuchtend warme, spätromantische Klänge

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Wahl der Tonart noch unterstrichen wird: beide Stücke ­stehen in feierlichem Es-Dur. Während Cora an die Sonne als einfaches Strophenlied gestaltet ist, baut An die untergehende Sonne auf einer rondoähnlichen Struktur auf. Hymnenartig umrahmen die wiederkehrenden Zeilen „Sonne du sinkst, / Sonne du sinkst, / Sink in Frieden, o Sonne!“ zwei längere Textstrophen. Mit insgesamt drei Liedern ist der Komponist Hans Sommer, dessen Werke zu seinen Lebzeiten einen hohen Bekanntheitsgrad genossen, im heutigen Programm vertreten. Geboren 1837, studierte er Physik und Mathematik und wirkte als Professor für Mathematik in seiner Heimatstadt Braunschweig. Daneben widmete er sich intensiv einer ­privaten Kompositionsausbildung bei verschiedenen Lehrern, unter ihnen Franz Liszt. Besonderen Erfolg erzielte Sommer mit seinen zahlreichen Liedern. Nach seiner frühzeitigen Pensionierung 1884 wandte er sich ganz der Musik zu. Sommer war persönlich bekannt mit Richard und Cosima Wagner, später freundete er sich auch mit Richard Strauss an. Noch im Todesjahr Sommers, 1922, äußerte Strauss ­gegenüber einer Braunschweiger Zeitung, dass eine seiner nächsten Aufgaben am dortigen Opernhaus „die Erweck­ung und Erhaltung der Opernwerke [seines] Freundes Hans Sommer“ sei. („Wir sollten mit unseren Premieren nicht so sehr in die Ferne schweifen, das Gute läge für uns so nahe“, erläuterte der Zeitungsbericht). Seit kurzem erfreuen sich Sommers Werke einer kleinen Renaissance in den Konzert­ sälen. Leuchtend warme, spätromantische Klänge erfüllen das Lied Herbstabend auf ein Gedicht von Nora von Strachwitz. Franz Schubert schrieb sein – auch unter dem Titel der Erstveröffentlichung, „Die Mutter Erde“, bekanntes – Lied im April 1823, im Jahr des Ausbruchs seiner SyphilisErkrankung. Freundlich erscheint der Tod in dem Gedicht von Graf Stolberg, ohne Furcht wird die Rückkehr in den Schoß der Mutter Erde erwartet. Womöglich diente Schubert der Text auch zu seiner persönlichen Auseinandersetzung mit dem Tod. Innerhalb des Lieds wird eine Entwicklung der Gemütslage spürbar: Ist der Beginn von tief­ ernster Schwere, hellt sich die Stimmung bald nach dem Einsetzen der Gesangsstimme immer weiter auf bis hin zu einem feier­lichen, versöhnlichen Schluss.


II.

Das Staunen über die Schönheiten der Schöpfung steht im Fokus des zweiten Themenkreises Mensch und Natur. Ein Kleinod in Schuberts Schaffen ist das Strophenlied ­Naturgenuß auf ein Gedicht von Friedrich von Matthisson, dessen zauberhafte, sängerisch durchaus anspruchsvolle ­Melodie unmittelbar eingängig ist. Mit schlichtem Ausdruck besingt das 1815 entstandene Lied die Wunder der Natur. Kindliche Vorfreude auf die wärmere Jahreszeit durchzieht Mozarts Sehnsucht nach dem Frühlinge, das zu den ­wenigen im Volkston komponierten Kunstliedern gehört, die Eingang in das tatsächliche Volksliedrepertoire gefunden haben. Als „Komm, lieber Mai, und mache“ ist die Melodie weithin bekannt. Das fröhliche, schwungvolle Juchhe! auf einen Text von Robert Reinick gehört als Teil seines Opus 6 zu den frühesten veröffentlichten Liedern von Johannes Brahms. Es entstand im Jahr 1852, noch in Hamburg und bevor Brahms in Düsseldorf Bekanntschaft mit Robert und Clara Schumann machen sollte. Klanglich kommt das Lied wenig leichtfüßig daher, den anfänglichen Vortragsbezeichnungen für das ­Klavier („sempre pp – leggiero e staccato“) zum Trotz. Vielmehr gestaltet Brahms den Klavierpart kraftvoll zupackend. Akzentuierte Akkordwiederholungen scheinen die Gesangsstimme zu immer neuen Lobeshymnen auf die Schönheit der Erde anzustacheln. Seinem Liederalbum für die Jugend legte Robert Schumann insgesamt 29 „dem Jugendalter angemessene Gedichte“ zu Grunde, bei denen es sich sowohl um echte Volksdichtung, als auch um Verse handelte, die dieser nachempfunden ­waren. Auch Schumanns Vertonung des (ursprünglich aus Wilhelm Tell stammenden) Gedichts Schillers Des Sennen ­Abschied weist folkloristische Züge auf, etwa durch die ­Bordunquinte im Klavierpart oder angedeutete Jodler in der Gesangsstimme. Diesen Themenkreis beschließt Brahms’ Goethe-­ Ver­to­nung Dämmrung senkte sich von oben. Auf die Idee zu der Komposition hatte ihn der Dirigent Hermann Levi ­gebracht, der das Gedicht auch selbst vertont hatte und aus dessen Lied Brahms vier Takte übernahm (auf die Worte „Nun am östlichen Bereiche“). Mit großer atmosphärischer Dichte und Ruhe beschreibt das Werk eine Abendstimmung, 9


deren Betrachtung tröstend wirkt. Zart angedeutet wird eine Todesahnung, doch auch sie schreckt nicht: „Und durch’s Auge schleicht die Kühle / Sänftigend in’s Herz hinein.“ III.

Des Menschen Schicksal ist nicht nur die Teilhabe an den Freuden des Lebens, sondern auch das Wissen um dessen Endlichkeit. Die Flüchtigkeit der Zeit thematisiert der ­Programmabschnitt Los und Erkenntnis. Eigenwillige Exotik prägt das Lied Das Los des Menschen aus dem Zyklus Die wilden Schwäne des schwedischen Komponisten Sigurd von Koch. Der 1879 in Stockholm Geborene war vielseitig begabt und widmete sich neben der Musik auch der Literatur und Malerei. Bevor er sich einer künstlerischen Laufbahn zuwandte, besuchte Koch zwei Jahre lang die schwedische Marineakademie; die Liebe zur See blieb ihm ein Leben lang erhalten. Liedkompositionen bilden den Hauptanteil seines Schaffens, wobei ihm Hans Bethges Nachdichtungen chinesischer Lyrik (die Mahler zu seinem Lied von der Erde anregten) mehrfach als Textvorlage dienten. Koch vertonte dessen Die geheinmnisvolle Flöte (1916), Morgen­ ländische Liebeslieder (1917) und Die wilden Schwäne (1918). Ausgehend vom Stil des Impressionismus verlieh Koch diesem in seinen Werken ganz individuelle Gestalt. In Das Los des Menschen wird die Vokallinie nahezu deklamatorisch über statischen Akkorden des Klaviers geführt, chinesisch an­ mutende Elemente verleihen dem schnelleren Mittelteil ein exotisches Gepräge. Kochs künstlerische Laufbahn war von tragischer Kürze: wenige Monate vor seinem 40. Geburtstag erlag er der Spanischen Grippe. Mit Ausnahme des Siegfried-Idyll ist wohl kein anderes Werk im Schaffen Richard Wagners so eng mit seiner Biographie verknüpft wie die Wesendonck-Lieder. Im Jahr 1849 hatte Wagner nach seiner Teilnahme an Barrikadenkämpfen aus Dresden fliehen müssen. Er fand schließlich 1852 in ­Zürich in dem wohlhabenden Kaufmann Otto Wesendonck einen Förderer, der ihm und seiner ersten Frau Minna 1857 auch ein Wohnhaus zur Verfügung stellte. Die junge und künstlerisch interessierte Ehefrau Ottos, Mathilde ­Wesendonck, wurde bald zur Muse des Komponisten – und womöglich auch mehr. Wagner und Mathilde inspirierten sich gegen10


„Was für eine Seligkeit, für Gesang zu schreiben …“

seitig: Er komponierte Tristan und Isolde, sie dichtete im Wagner-Stil. Durch die Vertonung von fünf ihrer Texte setzte der Komponist dieser Beziehung ein klingendes Denkmal. Der originale Titel des Werks lautet schlicht „Fünf Gedichte für eine Frauenstimme“. Stehe still! ist das zweite Lied der Sammlung. Das lyrische Ich beschwört hier das Rad der Zeit, stillzustehen, um in der Zweisamkeit der Liebe das Ewige erkennen zu können. Die Musik zeichnet den Wunsch nach Innehalten nach: Stürmt der Klavierpart zu Beginn in Sechzehntelläufen voran, die um Einhalt bittende Gesangsstimme dabei fast atemlos lassend, mäßigt sich die Bewegung allmählich, bis die Stimme „wie gänzlich sich verlierend“ über gehaltenen Akkorden „des Ew’gen Spur“ erkennt. Richard und Mathilde war ein solches Versinken ihrer beiden Seelen nicht vergönnt: Minna setzte der Liebelei zwischen den beiden 1858 ein Ende, das Ehepaar Wagner trennte sich. „Ach Clara, was das für eine Seligkeit ist, für Gesang zu schreiben; die hatte ich lange entbehrt“, schrieb Robert Schumann im Februar 1840 an seine zukünftige Frau. Die beiden Liebenden befanden sich in einer Periode emotionaler Anspannung: Im Vorjahr hatten sie gegen Claras Vater geklagt, um die Zustimmung zur Eheschließung zu erwirken, die dieser vehement verweigerte. Endlich, am 1. August 1840, wurde diese vom Gericht gewährt. Nur wenige Tage später entstand das Lied Sehnsucht auf ein Gedicht von E ­ manuel Geibel. Es ist, als hätte Schumann die seelischen Aufwallungen der vergangenen Monate gleich in die ­stürmische Anfangskadenz des Klaviers übertragen. Der Vokalpart besingt die Sehnsucht nach der Ferne, die un­erreichbar bleibt. Den Widerstreit zwischen Lebenswirklichkeit und Sehnsuchtsort versinnbildlicht Schumann in der Stimmführung. Die Worte „doch hält mich der Nord, ich erreiche sie nicht“ sind in einer für den Sänger un­ angenehm tiefen Lage notiert, als würde die Stimme physisch am Boden gehalten, bevor sie sich in höhere Lagen aufschwingt – das Flüchtige der Zeit beklagend.

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IV.

Der Dichtung Tiefe verleihen

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Der thematische Bogen des Programms schließt sich mit Liedern, die der Betrachtung des Himmels und der Sterne gewidmet sind, voller Hoffnung und Sehnsucht auch das ­eigene Lebensende bedenkend. Von anmutiger Schlichtheit ist Clara Schumanns Mein Stern, ein variiertes Strophenlied auf einen Text von ­Friederike Serre. Friederike und ihr Mann, Major Friedrich Anton Serre, waren ein humanistisch gesinntes Ehepaar, das auf seinem Wohnsitz, dem Rittergut Maxen bei Dresden, Künstlerinnen und Künstler aus Musik, Literatur und Malerei zu Gast hatte und ihr Heim so zu einem wichtigen Bezugspunkt für das intellektuelle Leben machte. Auch Robert und Clara Schumann waren mit den Serres verbunden und hatten schon vor ihrer Eheschließung Unterstützung von ihnen erhalten. Clara vertonte zwei Gedichte von Friederike Serre, Mein Stern und Beim Abschied, die beide während ­eines Sommerurlaubs der Schumanns im Juni 1846 entstanden, den sie in der Nähe von Maxen verbrachten. Dort ­sollte die Familie Schumann auch drei Jahre später während der revolutionären Unruhen von 1849 Zuflucht finden. Anhand der Lieder Feldeinsamkeit und Mondnacht lässt sich die unterschiedliche Herangehensweise nachvollziehen, die Brahms und Schumann bei der Auswahl ihrer Texte ­leitete. Der literarisch hochgebildete Schumann bevorzugte anspruchsvolle Werke für seine Vertonungen und verstand es als seine Aufgabe, „das Gedicht mit seinen kleinsten Zügen im feineren musikalischen Stoffe nachzuwirken“. In Mond­ nacht gelingt es ihm, die fast überirdische Aura der Eichendorffschen Zeilen kongenial in Töne zu fassen. Für Brahms dagegen war die dichterische Qualität oft zweitrangig, sofern ihn nur der Stimmungsgehalt eines Gedichts ansprach. Vielmehr lag ihm daran, einem Gedicht durch seine Musik eine weitere Ausdrucksebene hinzuzufügen, „etwas, was der Dichter nicht sagt“. So gewinnen die Verse von Hermann Allmers’ Feldeinsamkeit durch Brahms’ Vertonung an Tiefe. Das Stück ist Teil einer 1882 veröffentlichten Gruppe von sechs ursprünglich für tiefe Stimme gedachten Liedern. Brahms schafft eine weltentrückte, ätherische Atmosphäre: Die Gesangsstimme schwingt in langem Melodiebogen über dem sanft pulsierenden, sich in chromatischen Schritten bewegenden Bassfundament des Klaviers. Der Textdichter


Allmers bemängelte, dass Brahms’ Vertonung „zu gesucht und anspruchsvoll“ sei. Der großen Beliebtheit des Liedes tat diese Einschätzung freilich keinen Abbruch. Über den in Schumanns „Liederjahr“ 1840 entstandenen Eichendorff-Zyklus op. 39 urteilte der Komponist selbst, er sei „wohl mein aller Romantischstes“. Ohne jeden Zweifel gilt das insbesondere für das fünfte Stück, Mondnacht, das ­geradezu zum Inbegriff des romantischen Liedes geworden ist. „Zart, heimlich“ lautet die Vortragsbezeichnung, und gleich zu Beginn öffnet das Klavier einen weiten Klang­raum von mehr als vier Oktaven, musikalisches Abbild von Himmel und Erde stehend, die sich annähern und vereinen, „als hätt’ der Himmel / die Erde still geküßt.“ Tonrepetitionen scheinen die Zeit anzuhalten, ja die Gesetze von Raum und Zeit außer Kraft zu setzen. „Die stillen Lande“, zu denen die Seele „nach Haus“ fliegt, mag man als das Jenseits deuten: So verschmelzen Himmel und Erde, Diesseits und Jenseits, Wirklichkeit und Über-Irdisches zu einer Einheit. Epilog

Fest auf die Erde zurück holt uns der Abschluss des Liederabends, wenn Hans Sommers Vertonung von Goethes ­Erinnerung dazu auffordert, lebensbejahend den Moment zu genießen: „Willst du immer weiter schweifen? Sieh, das Gute liegt so nah. Lerne nur das Glück ergreifen, Denn das Glück ist immer da.“

Cora Bethke studierte Musikwissenschaft, Gesang und Italienisch in Bristol, Reading und Venedig. Sie leitet das Künstlerische Betriebsbüro der Hofer Symphoniker, für die sie auch Programmhefttexte schreibt und Konzerteinführungen gestaltet.

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Singing the Human Condition On Tonight’s Recital Program

Richard Stokes

Heaven and earth, nature, destiny, hope and longing— it is nothing less than the human condition in all its richness and complexity that Marlis Petersen and Stephan Matthias Lademann explore in their recital. Four thematic chapters provide the road map for this musical journey in 25 songs, ranging chronologically from Mozart’s final year to the First World War. Wolfgang Amadeus Mozart Mozart’s Die ihr des unermesslichen Weltalls Schöpfer ehrt (1791) is not really a song but a miniature Masonic cantata consisting of an introduction and five continuous sections with recitatives. It is not clear whether Mozart ever met the poet, Franz Heinrich Ziegenhagen, who in this Masonic utopia claims that life on earth would be a paradise if the laws of nature, established by a “supreme architect,” were obeyed by man. Music and the arts, he claimed, would play a prominent part in the remodeling of mankind, and in 1788 he put his ideas to the test at a school he founded near Hamburg. His educational ideas were frowned upon by ­successive governments, and he finally committed suicide in 1806. With his revolutionary ideas on the value of music in education, it is easy to see why Mozart was attracted to his work—indeed, many of the utterances by Ziegenhagen’s speaker would not be out of place in the Sarastro or Speaker scenes from Die Zauberflöte. Despite the hectoring and ­moralizing nature of much of Ziegenhagen’s text, there is considerable beauty in Mozart’s music, especially in the ­andante section beginning “Liebt mich in meinen Werken,” which resembles an aria in free rondo form, dominated by a smoothly flowing accompaniment. Sehnsucht nach dem Frühlinge, Mozart’s last song, was commissioned by the printer Ignaz Alberti for the “Spring” volume of a projected 15


four-part publication dealing with the seasons, entitled ­Liedersammlung für Kinder und Kinderfreunde. This ever fresh song uses the opening theme of the last movement of ­Mozart’s final Piano Concerto, K. 595. Ludwig van Beethoven Abendlied unterm gestirnten Himmel (1820) is Beethoven’s last song. The poet gazes at the shimmering stars which ­remind him that his own life on earth is about to end, and that he will soon enjoy the rewards of heaven. The song is a superb example of Beethoven’s modified strophic style: variations in the successive stanzas capture every ­nuance of the text, and the five-bar postlude ends with three ascending chords that suggest he has indeed reached “Gottes Thron.” Franz Schubert

An air of profound repose

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Cora an die Sonne, to a text by Gabriele von Baumberg, was just one of many songs Schubert composed in August 1815 that deal with nature and heavenly bodies. Almost all of them, like Cora, are strophic and folk-like in expression. Schubert’s classical melody spans no fewer than 12 bars and never leaves the home key. Ludwig Theobul Kosegarten was a prolific writer who published a great number of poems, novels and translations from English and French. Schubert set 21 of his poems, the last of which was An die untergehende Sonne. A feature of this wonderful song of sunset is the way in which the music seems to move in a downward spiral: the little prelude sinks lower, bar by bar, anticipating the ­refrain (“Sonne, du sinkst”) and the lines (“Immer tiefer, / Immer leiser”) that breathe an air of profound repose. Lied, often known as “Die Mutter Erde,” the title under which the song was first printed after Schubert’s death, was composed in April 1823, shortly after the composer’s syphilis had been diagnosed. By the time he wrote this song, he had recovered from the initial shock and shame that he must have felt and accepted his fate. Most of the piece is bathed in a life-­ affirming major key: death has been divested of its terror. Schubert only needed to walk for a few minutes beyond Vienna’s city walls before finding himself surrounded by


beautiful countryside. He often went for walks with his friends, and something of their exhilaration in the face of nature can be gleaned from many of the part-songs—a ­severely neglected area of his music. Naturgenuss illustrates this communal joy in nature. It was set as a solo song in May 1815, but the quartet version for male voices from 1822 conjures up even more effectively the friends’ intoxication with nature. Between 1818 and 1825, Schubert composed 16 songs to poems by Friedrich Schlegel, ten of which were taken from the cycle Abendröte. Die Berge concerns man’s uncomfortable position between heaven and earth—and Schubert’s music expresses man’s predicament by contrasting his aspirations (ascending arpeggios) with his limitations (bare unisons in the minor). The poet of Am See was Franz von Bruchmann, an intimate friend of Schubert’s. The date of their first meeting is not recorded, but they were clearly close from 1822 to 1824, when Schubertiads were held at Bruchmann’s home. Am See is set as a watery barcarolle, embroidered by florid vocal phrases in the final line. Robert and Clara Schumann

“A very musical word”

Emanuel Geibel’s Sehnsucht depicts the poet bound by the North and doomed to disappointment. Schumann frames this despair by a prelude and postlude of extraordinary power and construction—a succession of syncopated sixty-fourth notes in both hands, played an octave apart. On April 22, 1850, the writer Wilhelm Schöpff sent Schumann a copy of a collection of his poems that had just been ­published under the pen name of Wilfried von der Neun, expressing the hope that “there might be something worthy of your magic pen!” Schumann obliged, and eventually set eight of von der Neun’s texts, including Himmel und Erde. Eichendorff ’s Mondnacht from the Op. 39 Liederkreis speaks of sky and earth, age-old symbols for male and female. Their imagined kiss inspired in Schumann a motif of descending fifths in the piano’s left hand that appears several times, thus binding sky and earth—and the whole song—together. In German notation, the motif spells the letters E–H–E (marriage). Cryptology was dear to Schumann’s heart, and his message must have been crystal clear to Clara, whom he would finally marry a few months after completing the Liederkreis, following a long personal and legal battle with 17


her father. She had already received a letter from him, in which he described “Ehe” as “a very musical word.” Die Hütte has fared badly at the hands of some critics, but this song of happy domesticity and love of nature is a pleasant ditty, less complex that most late Schumann lieder. By 1849, Clara had already given birth to five children (her first son died) and was expecting another. Now, with the imminent birth of a fifth child, Schumann set about writing his Liederalbum für die Jugend. Of the 29 songs and duets, ­tonight’s program includes his setting of Schiller’s Des Sennen Abschied, in which the alpine herdsman sings farewell to the mountains, now summer is over. He plays the drone of his bagpipe in the piano bass, while the treble blares the melody of its chanter reed—a pictorial touch to delight any child. Clara accompanied Jenny Lind in this song at a London concert in 1871. Her own Mein Stern was composed in 1846 to a poem by Friederike Serre, the wife of the owner of Schloss Maxen, where Clara had sought refuge and comfort at the height of the confrontation with her father. From May 25 to June 29, Schumann himself spent a vacation near Serre’s property, and it was during this time that Clara composed her two songs to Serre’s verse (Beim Abschied is the other)—out of gratitude, one suspects, for the help that his family had given her. It’s a charming song that Clara had published with an English text by Leopold Wray for charitable purposes. Johannes Brahms No song of Brahms repeats so much of the text in such profusion as Juchhe! This song of youthful exuberance is one of his most exhilarating: marked con moto, it races along from the horn calls of the introduction to the final marcato dotted half-note chords. Goethe’s Dämmrung senkte sich von oben, written at the age of 78, forms part of a short cycle of poems, Chinesisch-Deutsche Jahres- und Tageszeiten. The conductor Hermann Levi tells us how Brahms, having heard Levi’s setting, was inspired to create his own, retaining four bars of his friend’s melody at “Nun am östlichen Bereiche.” Low octaves in the prelude reflect the darkness of Goethe’s poem, until the evening star is mentioned when the music modulates to the major. Platen’s Der Strom, der ne­ ben mir verrauschte laments the transience of his love with the 18


obsessive force of the ghazal, the poetic form of Arabic origin in which a rhyme appears in lines 1 and 2 and, subsequently, in every second line, always to be followed by the same words—here, “wo ist er nun,” a phrase that continually reminds him of his loss. The poem clearly spoke to Brahms who depicts the absent river in murmuring arpeggios and the vanished bird in a sequence of circling thirds. Serenade is Brahms’s title for a speech that occurs in Act II of the singspiel Claudine von Villa Bella. In this delightful song, Rugantino serenades two young women at a party: Lucinde, with whom he has fallen in love, and Claudine herself. The music teases and upbraids in equal measure. Feldeinsamkeit was composed in May 1879 to a poem by Hermann Allmers. Brahms was so pleased with his setting that he instructed the baritone Karl Reinthaler to perform the song to the poet. History does not relate whether or not Reinthaler possessed the required vocal technique, but Allmers was ­unimpressed and wrote to Praeger & Meier, the Bremen music publishers, that Brahms’s “artificial melody” wholly failed to express the mood of the poem. He concluded the letter by awarding the palm for the best setting of his text to another composer who has long since been forgotten. Richard Wagner Wagner’s “Five Poems for Female Voice,” as his original title reads, are settings of texts by Mathilde Wesendonck, the young and cultured wife of the wealthy merchant Otto Wesendonck, who financially supported the composer and his wife Minna during their years in Switzerland. From 1857, the Wagners lived in a small house adjacent to the ­Wesendonck villa in Zurich. Wagner was working on Tristan und Isolde at the time, inspired by Mathilde as his muse (whether or not their relationship was entirely platonic is a matter of debate), and the Wesendonck Lieder inhabit the same harmonic world. In Stehe still!, the poet appeals to the wheel of time to stop its ceaseless motion. Wagner himself had a high opinion of his work, as he wrote in a letter to Mathilde: “I have never done anything better than these songs, and few of my works will bear comparison with them.”

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Hans Sommer Hans Zincke, a mathematician, professor of physics and co-founder with Richard Strauss of the Genossenschaft Deutscher Komponisten, which gave composers much-­ needed protection against copyright abuses, wrote music under the name of Hans Sommer. His many songs were once extremely popular with critics who predicted a shining future—the influential Fuller Maitland even thought that Sommer “bids fair some day to rival Schubert himself.” For lieder poets he cast his net wide, setting the words of Dahn, Eichendorff, Geibel, Goethe, Hartleben, Heine, Lenau, ­Tennyson (in translation), and many others. Melody is often assigned to the accompaniment, while the vocal line is declaimed. Heard tonight are Herbstabend, on a poem by Nora von Strachwitz, Gesang des Lebens by Otto Erich Hartleben, and Erinnerung, one of Goethe’s finest sprüche, whose ­message—that good fortune can only be won by human ­effort—is a thread that runs through Faust. Sigurd von Koch Born near Stockholm in 1879 and killed in the great influenza epidemic of 1918–19, Swedish composer Sigurd von Koch wrote several hundred songs that are now his best-known works. Das Los des Menschen, the second piece from the cycle De vilda svanarma (“The Wild Swans”), sets an anonymous Swedish translation of a German poem by Hans Bethge, itself based on a Chinese text by Confucius. The final two lines paint an unforgiving picture of man’s destiny—“The sum of his life is a wretched, / Decayed mound where weeds grow”—to a heavy motif in the bass line that wonderfully expresses the inevitability of death.

Richard Stokes is Professor of Lieder at London’s Royal Academy of Music. His books include The Spanish Song Companion (with Jacqueline Cockburn), A French Song Companion (with Graham Johnson), and The Penguin Book of English Song. He has translated a number of German and French operas and was awarded the ­Order of Merit of the Federal Republic of Germany in 2012.

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