Filasteen Young Musicians Orchestra

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Filasteen Young Musicians Orchestra

FILASTEEN YOUNG MUSICIANS ORCHESTRA

Dienstag 27. Juni 2023 19.30 Uhr

Nabil Shehata Musikalische Leitung

Milan Al-Ashhab Violine

Der Pierre Boulez Saal und Barenboim-Said for Music in Ramallah danken der Levant Foundation und der Barenboim-Said Foundation (USA) für die Unterstützung des Filasteen Young Musicians Orchestra.

Wolfgang Amadeus Mozart (1756–1791)

Divertimento für Streicher D-Dur KV 136 (125a) (1772)

I. Allegro

II. Andante

III. Presto

Konzert für Violine und Orchester Nr. 5 A-Dur KV 219 (1775)

I. Allegro aperto

II. Adagio

III. Rondeau. Tempo di Menuetto – Allegro

Pause

Symphonie Nr. 40 g-moll KV 550 (1788)

I. Molto allegro

II. Andante

III. Menuetto. Allegretto – Trio

IV. Allegro assai

Im Kern humanistisch

Edward Said war davon überzeugt, dass der Humanismus der Kern guter Bildung ist und Disziplin, Beharrlichkeit und Konzentration die Voraussetzung für außergewöhnliche Leistungen bilden.

Vor etwa 30 Jahren hatte der Leiter des Nationalen Konservatoriums in Ramallah Schwierigkeiten, musikalische Lehrkräfte aus dem Ausland anzuwerben. Als Edward seinem Freund Daniel Barenboim davon erzählte, sorgte der schnell und effizient dafür, dass Lehrer:innen aus Europa nach Ramallah geschickt wurden, um dort am Konservatorium zu unterrichten. Das war die erste Zusammenarbeit dieser beiden außergewöhnlichen Freunde in Palästina/Israel.

Das von ihnen gemeinsam gegründete West-Eastern Divan Orchestra ging aus einem Workshop hervor, der 1999 in Weimar stattfand. Drei Jahre später bot die andalusische Regierung in Spanien dem Orchester und den ihm angeschlossenen Projekten an, sich in Sevilla niederzulassen. Am ersten Workshop dort nahmen zwei Gruppen talentierter junger Musiker:innen teil, die eine aus Ramallah, die andere aus Nazareth. (Ich kann Ihnen allen nur den Film Knowledge Is the Beginning empfehlen, der die Geschichte dieser frühen Divan-Jahre erzählt und in dem die lachenden Gesichter dieser jungen Musiker:innen mit Daniel Barenboim am Dirigentenpult zu sehen sind.) Die in Spanien gegründete und eingetragene Fundación Barenboim-Said war uns in dieser Anfangszeit eine visionäre Unterstützerin und betreute die beiden Projekte in Ramallah und Nazareth.

Insbesondere das Ramallah-Programm wuchs sehr schnell, und im Jahr 2012 wurde Barenboim-Said for Music (BSFM) als unabhängige Organisation in den besetzten Gebieten eingetragen. Etwa zur selben Zeit nahm in Berlin die Barenboim-Said Akademie langsam Gestalt an. Um den Kreis von potentiellen Bewerber:innen für die Akademie und das West-Eastern Divan Orchestra nachhaltig zu erweitern, brauchte es eine Musikschule auf hohem Niveau, die Schüler:innen aus der West Bank eine erstklassige musikalische Ausbildung bieten konnte.

Im Jahr 2015 wurde Liina Leijala zur ersten weiblichen Geschäftsführerin und künstlerischen Leiterin der Organisation und des Barenboim-Said Center for Music (wie die Schule selbst genannt wird) bestimmt. 2019 erhielten wir eine großzügige Förderung vom deutschen Außenministerium für das Filasteen Young Musicians

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Orchestra. Im Jahr darauf folgte ein weiterer großer Schritt mit einer auf vier Jahre ausgelegten Zuwendung durch die in Berlin ansässige Daniel Barenboim Stiftung zur Unterstützung von BSFM und seiner Programme.

Das Barenboim-Said Center for Music hat sich musikalische Höchstleistungen zum Ziel gesetzt. Die Schüler:innen durchlaufen eine anspruchsvolle und strenge achtjährige Ausbildung und erhalten dafür ein Abschlusszeugnis. Teil des Lehrplans sind außerdem jährlich zwei Workshops, nach deren Ende das Filasteen Young Musicians Orchestra eine Tournee durch die West Bank unternimmt.

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Mariam C. Said

Humanistic at the Core

Edward Said believed that the essence of a good education is humanistic, and that excellence is only achieved through discipline, perseverance, and focus.

Around 30 years ago, the director of the National Conservatory in Ramallah was having trouble recruiting music teachers from abroad. Edward mentioned this to his friend Daniel Barenboim who, quickly and efficiently, devised a system of sending teachers from Europe to Ramallah to teach at the Conservatory. This was the first collaboration between these two exceptional friends in Palestine/Israel.

The West-Eastern Divan Orchestra, which they co-founded, was the result of a workshop that took place in Weimar in 1999. Three years later, the Andalusian government in Spain offered the orchestra and its related programs a home in Sevilla. The initial workshop held there included two groups of talented young musicians, one from Ramallah and the other from Nazareth. (I highly recommend watching the film Knowledge Is the Beginning, which tells the story of the Divan’s early years and in which you can see the smiling faces of these young musicians with Maestro Barenboim conducting.)

The Fundación Barenboim-Said, established and registered in Spain, was our visionary early supporter overseeing the management of the two programs in Ramallah and Nazareth.

The Ramallah program in particular was growing very fast, and in 2012, Barenboim-Said for Music (BSFM) was registered as an independent entity in the occupied territories. Around the same time, the Barenboim-Said Akademie in Berlin was in the process of being born. In order to create and nurture a wider pool of candidates for the Akademie and the West-Eastern Divan Orchestra, we needed a music school of a high standard that would provide first-class musical education to students from the West Bank.

In 2015, Liina Leijala was appointed as the first female executive and artistic director for the organization and the Barenboim-Said Center for Music (as the school itself is known). In 2019, we received a generous grant from the German Federal Foreign Office to support the Filasteen Young Musicians Orchestra. Another significant milestone was reached the following year with a four-year grant to the Berlin-based Daniel Barenboim Stiftung to support BSFM and its programs.

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The teaching curriculum at the Barenboim-Said Center for Music aims for musical excellence. The students receive eight years of demanding and rigorous training, followed by a music diploma. The curriculum also includes two workshops per year, after which the Filasteen Young Musicians Orchestra goes on tour in the West Bank.

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Musik als Tor zur Welt

Ein Gespräch mit Nabil Shehata

Im November 2020 hätte das Filasteen Young Musicians Orchestra erstmals im Pierre Boulez Saal spielen sollen – nach pandemiebedingter Absage kann dieses besondere Debüt heute endlich stattfinden. Die musikalische Leitung des Konzerts übernimmt Nabil Shehata, der dem Saal und der Barenboim-Said Akademie eng verbunden ist. Er sprach Ende Mai mit Michael Kube.

Herr Shehata, wie kam der Kontakt zum Filasteen Young Musicians Orchestra zustande?

Die Verbindung ergab sich über das West-Eastern Divan Orchestra, in dem ich bis 2011/12 gespielt habe. In dieser Zeit war ich immer wieder in Jerusalem bei dem von Elena Bashkirova geleiteten Festival dabei. Damals bin ich oft nach Ramallah gefahren und habe mir dort auch das Barenboim-Said Center for Music angeschaut, das seit 2003 existiert. So konnte ich mitverfolgen, was dort entstanden ist und wie die jungen Musiker:innen sich entwickelt haben. Dass man inzwischen ein Kammerorchester aus eigenen Kräften formen kann, aus jungen Palästinenser:innen, die dort ausgebildet werden, finde ich sehr bemerkenswert. Die Besten haben es hier an die Barenboim-Said-Akademie in Berlin geschafft. Durch diese Vorgeschichte ergab es sich, dass ich das Orchester bei seinem ersten Auftritt im Pierre Boulez Saal dirigieren darf. Ich bin sehr glücklich darüber und es ehrt mich sehr, dass Daniel Barenboim mir das anvertraut hat. Ich glaube aber auch, dass sich meine jungen Kolleg:innen genauso freuen, weil sie wissen, dass ich selbst ägyptische Wurzeln habe und lange Mitglied im West-Eastern Divan Orchestra war. Sie kennen mich als Coach, sie wissen, dass ich nicht als jemand sozusagen

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von außen zu ihnen komme und dass ich mit der ganzen Geschichte vertraut bin. Umgekehrt weiß ich aber auch, wie die jungen Leute in Ramallah und Umgebung leben, wie der Unterricht abläuft, ich kenne die Umstände vor Ort und bin vielen von ihnen schon begegnet, als sie noch kleiner waren.

Welche Rolle spielt die westliche klassische Musik in Ramallah ganz allgemein?

Es gibt natürlich Konzerte, aber nicht mit der Infrastruktur, wie wir sie in Europa kennen. Die Herausforderungen sind sehr vielfältiger und auch persönlicher Natur. Das beginnt mit dem Pass: Manche Menschen in Palästina haben einen israelischen Pass, andere nicht. Wer einen solchen Pass hat, darf über die Grenze reisen. Der größte Teil der jungen Musiker:innen, die in Ramallah leben, haben diese Möglichkeit aber nicht und können z.B. nicht nach Jerusalem oder Tel Aviv fahren, um dort Unterricht zu nehmen. Deshalb ist es so wichtig, dass wir vor Ort etwas aufbauen.

Das bedeutet auch, dass die Reise nach Berlin mit logistischen Herausforderungen verbunden war.

Es ist kompliziert. Ich selbst wurde z.B. gefragt, ob ich über Tel Aviv einreisen darf oder den Landweg über Amman nehmen muss – was viel länger dauert und beschwerlicher ist. Ich habe einen deutschen Pass, das macht es für mich erheblich einfacher. Aber ich erinnere mich sehr gut an das Konzert 2005 mit dem Divan in Ramallah. Damals war es extrem schwierig und wir mussten uns für die Anreise in verschiedene Gruppen aufteilen.

In gewisser Weise stellt die Musik für diese jungen Leute das Tor zur Welt dar. Sie haben die Hoffnung, irgendwann so gut zu spielen, dass sie ein Stipendium bekommen und z.B. an der Barenboim-Said Akademie studieren können, um nach ihren Abschluss vielleicht eine Stelle in einer Orchesterakademie oder einem Orchester anzutreten. Andererseits war es schon seit den frühen Jahren des West-Eastern Divan Orchestra immer Teil der Idee, dass einige Absolvent:innen wieder zurück in ihre Heimat gehen und dort das, was sie in Europa an den Hochschulen gelernt haben, als Lehrer:innen an die nächste Generation weitergeben und damit das musikalische Selbstverständnis in ihren

Ländern stärken. Das sind sehr persönliche Entscheidungen: Will ich das Wagnis eingehen, etwas aufzubauen, oder könnte ich in Deutschland eine Stelle im Orchester haben? Manche haben sehr

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erfolgreiche Wege eingeschlagen, wie etwa der Pianist Karim Said, der das Amman Chamber Orchestra gegründet und das Amman Institute for Performing Arts initiiert hat, wo er als musikalischer Leiter wirkt und unterrichtet.

Ihre Arbeit im West­Eastern Divan Orchestra haben Sie bereits erwähnt. Heute sind Sie Professor für Kontrabass an der Barenboim­Said Akademie, außerdem Chefdirigent der Philharmonie Südwestfalen. Und es gibt eine enge Verbindung zu Daniel Barenboim. Wie haben Sie sich kennen gelernt?

In diesem Sommer ist es 20 Jahre her, fast auf den Tag genau mit dem heutigen Konzert, dass ich Daniel Barenboim das erste Mal begegnet bin. Es war Anfang Juli 2003, ich war gerade 20 Jahre alt und hatte als Kontrabassist ein Vorspiel bei der Staatskapelle Berlin. Es ging damals nur um eine Akademistenstelle –stattdessen hat man mir sofort einen Solovertrag für ein Jahr angeboten! Ich sollte auch gleich mitfahren auf Tournee nach Spanien. Also dachte ich: Gut, dort kann ich dann Daniel Barenboim vorspielen. Um es kurz zu machen: Ich fand mich tagsüber in Madrid auf der Bühne wieder, und im Auditorium saß nicht nur Herr Barenboim, sondern auch das ganze Orchester. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass es ein richtiges Probespiel wird und wusste damals noch nicht, dass der Chefdirigent bei jeder Einstellung ein Veto geltend machen kann. Doch es lief sehr gut, und hinterher fragte mich Daniel Barenboim, woher ich käme. Als er hörte, dass ich ägyptische Wurzeln habe, sagte er sofort: „Sie müssen mitkommen zum West-Eastern Divan Orchestra.“ Ich war gerade ein Dreivierteljahr in Berlin und hatte keine Ahnung, was für ein Orchester das ist. „Es wird Ihnen gefallen“, sagte er. „Es geht sofort los, nach dieser Reise gehen wir für sechs Wochen mit dem Divan auf Tournee.“ – „Aber Anfang September ist der ARD-Wettbewerb, dort wollte ich mitmachen.“

– „Sie wollen doch nicht den ganzen Sommer in Berlin sitzen und üben?“ (lacht) Tatsächlich hatte ich das vorgehabt. Aber Daniel Barenboim hat mich gelockt – auch damit, dass er mich am Klavier begleiten wollte. Da sagte ich mir: Vergiss den Wettbewerb. Kein Bassist hat je mit Herrn Barenboim gespielt. So hat unsere Zusammenarbeit begonnen, und da ich mich auch mit seinen Söhnen gut verstand, hat sich über die Jahre eine enge Beziehung entwickelt. Den ARD-Wettbewerb habe ich damals trotzdem gewonnen.

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Bis 2008 waren Sie dann erster Solokontrabassist bei den Berliner Philharmonikern, haben diese Position aber aufgegeben, um zu dirigieren … Auch dazu hat mich Daniel Barenboim ermutigt, als ich ihm erzählte, dass ich das schon als Jugendlicher machen wollte. Früher war es so, dass man für ein Dirigierstudium immer im Hauptfach Klavier vorspielen musste. Das hätte ich wahrscheinlich noch hinbekommen, aber dann wäre das Korrepetieren dazugekommen und ich hätte meine Tage am Klavier verbracht statt am Bass. Als ich mit Herrn Barenboim darüber sprach, der selbst ja nicht durch die deutsche Kapellmeisterschule gegangen ist, schaute er mich erstaunt an und sagte: „Was hat denn Klavierspielen mit Dirigieren zu tun? Ich bin kein ganz schlechter Pianist, aber ich habe noch nie ein Orchesterwerk auf dem Klavier gespielt. Um eine Partitur zu lernen, kommt es darauf an, dass man sie lesen kann.“ Mir wurde klar, dass er Recht hat und mich das nicht hindern musste, nur weil es in Deutschland so ist. Ich habe dann einige Meisterkurse als Dirigent absolviert, und bevor ich im Herbst 2019 meine Stelle bei der Philharmonie Südwestfalen antrat, noch eine Assistenz bei Herrn Barenboim an der Staatsoper hier in Berlin gemacht, weil ich lernen wollte, wie so ein Haus funktioniert. Ich bin ihm zu großem Dank verpflichtet, dass er mir den Weg und den Kopf frei gemacht hat. Mit diesem Konzert im Pierre Boulez Saal schließt sich insofern wirklich ein Kreis.

Auf dem Programm stehen drei Werke von Mozart – eine Herausforderung?

Mozart ist immer eine Herausforderung. Er ist am schwersten zu spielen, weil man eine sehr gute Bogentechnik braucht. Haydn ist vielleicht noch schwieriger, bei ihm ist alles extrem offen und durchsichtig. Aber Mozart ist im Vergleich mit anderer Musik für junge Musiker:innen zugänglicher. Deshalb haben wir die „große“ g-moll-Symphonie aufs Programm gesetzt. Es war ein Wunsch des Orchesters, dem ich gerne nachgekommen bin.

Einige der Musiker:innen haben das Stück schon vor zwei Jahren im Wiener Musikverein gespielt. Sie fühlen sich wohl damit, weil sie wissen, wie das Werk funktioniert. Außerdem haben wir zwei sehr gute Klarinettisten, die wir hier einsetzen können.

Wie sind die Proben organisiert?

Das Orchester probt zuerst in Ramallah und studiert die Werke ein. Ich selbst arbeite in Berlin mit knapp einem Dutzend Musiker:innen der Barenboim-Said Akademie, die gewissermaßen das

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Rückgrat das Orchesters bilden. Dann fliegen wir gemeinsam nach Ramallah, wo die Tutti-Proben stattfinden. Auch unser Violinsolist Milan Al-Ashhab wird kommen. Schließlich gibt es ein erstes Konzert in Ramallah, und eine Woche später treffen wir uns alle in Berlin wieder.

Ihre Aufgabe ist nicht nur eine künstlerische, sondern auch eine pädagogische. Wie bereiten Sie sich darauf vor?

Zunächst sehe ich das Ganze als Workshop. Natürlich müssen wir eine gute Leistung abliefern, aber mir ist vor allem wichtig, dass die jungen Musiker:innen etwas lernen, auch über das Projekt hinaus, das sie für sich selbst nutzen können. An die Probenarbeit werde ich eher kammermusikalisch herangehen: Es kommt darauf an, aufeinander zu schauen und zu hören, darauf zu achten, dass man den gleichen Bogenstrich hat und nicht einfach nur nach vorne zu gucken und meinen Schlag zu übernehmen. Auch die Dramaturgie der Musik spielt eine Rolle, ganz besonders bei Mozart. Man muss verstehen, was passiert, wo die Höhepunkte sind, wo es sich entspannt. Wenn ich selbst ins Konzert gehe, denke ich nicht: Oh, da spielt ein Orchester perfekt zusammen, das ist toll. Wenn ich aber eine schöne Klangfarbe wahrnehme, einen gewissen Schmelz, wenn die Musik mich berührt – dann bin ich glücklich. Das alles ist natürlich viel Arbeit. Aber ich bin kein Verfechter davon, alles 30 Mal zu wiederholen, bis es wirklich einrastet. Ich sage eher: Lernt miteinander zu atmen, miteinander zu schwingen. Dann finden wir einen gemeinsamen Groove, und dann wissen wir, dass wir zusammenspielen. Das ist viel wichtiger.

Dr.

der Editionsleitung der Neuen Schubert­Ausgabe, Herausgeber zahlreicher Urtext-Ausgaben und Mitarbeiter des auf klassische Musik spezialisierten Berliner Streaming-Dienstes Idagio. Seit 2015 konzipiert er die Familienkonzerte der Dresdner Philharmoniker. Er ist Juror beim Preis der Deutschen Schallplattenkritik

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PD Michael Kube ist Mitglied und lehrt an der Musikhochschule Stuttgart sowie an der Universität in Würzburg.
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Music as a Gateway to the World

In November 2020, the Filasteen Young Musicians Orchestra was scheduled to play at the Pierre Boulez Saal for the first time— after the pandemic forced the cancellation of that performance, this special debut can now finally take place. Tonight’s concert is conducted by Nabil Shehata, who is closely associated with the hall and the Barenboim-Said Akademie. He spoke to Michael Kube last month.

Nabil, how did the contact with the Filasteen Young Musicians Orchestra come about?

Our link was the West-Eastern Divan Orchestra, in which I played until 2011–2. Throughout that time, I also participated in the festival led by Elena Bashkirova in Jerusalem. During these stays, I would often go to Ramallah, visiting the Barenboim-Said Center for Music, which opened there in 2003. So I was fortunate to follow the genesis of the institution and the development of the young musicians. I think it’s remarkable that today the Center is able to put together a chamber orchestra from its own ranks of young Palestinians who train there. Some of the best of them have made it to the Barenboim-Said Akademie here in Berlin. This background led to the opportunity for me to conduct the orchestra for its Pierre Boulez Saal debut. I’m delighted to do so, and very honored that Daniel Barenboim has trusted me with this. But I also believe that my young colleagues are just as happy, because they know I have Egyptian roots myself and was a

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member of the West-Eastern Divan Orchestra for a long time. They know me as a coach, they don’t see me as an outsider, so to speak, and that I’m familiar with the whole story. At the same time, I also know how these young people live in and around Ramallah, how their lessons work; I’m familiar with the locality and have known many of them since their childhood.

What role does western classical music play in Ramallah in general?

Of course there are concerts, but there isn’t the kind of infrastructure we are familiar with in Europe. There are many challenges, including very personal ones. It starts with passports: some people in Palestine have an Israeli passport, others don’t. Anyone who has such a passport can cross the border, but most of the young musicians living in Ramallah don’t, so they can’t go to Jerusalem or Tel Aviv to work with a teacher. That’s why it’s so important to build something there.

That means the trip to Berlin had logistical challenges as well. It’s complicated. I was asked myself, for example, if I was allowed to travel via Tel Aviv or had to take the land route via Amman— which takes much longer and involves far more hurdles. I have a German passport, which makes things much easier for me. But I remember the 2005 concert with the Divan in Ramallah very well. At the time, it was extremely difficult, and we had to split into different groups to travel there.

In a way, for these young people, music represents the gateway to the world. They hope to someday play well enough to get a scholarship and study at the Barenboim-Said Akademie, for instance, and later join an orchestra academy or get an orchestra job. On the other hand, from the early years it has been part of the idea of the West-Eastern Divan Orchestra for some of the graduates to go back to their homelands, passing on what they learned at the conservatories in Europe as teachers to the next generation, building musical self-confidence in their home countries. Those are very personal decisions: do I want to take the risk of building something, or could I have an orchestra job in Germany? Some have made very successful careers, like the pianist Karim Said, who founded the Amman Chamber Orchestra and established the Amman Institute for Performing Arts, where he is music director and teacher.

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You’ve already mentioned your work with the West­Eastern Divan Orchestra. Today you teach double bass as a professor at the Barenboim­Said Akademie and are chief conductor of the South Westphalia Philharmonic. You also have close personal ties with Daniel Barenboim. How did you come to know each other?

This summer it will be 20 years, almost exactly to the day of this concert, that I first met Daniel Barenboim. It was in early July 2003; I had just turned 20 and had an audition as a double bass player with the Staatskapelle Berlin. It was for a place in the orchestra academy—instead they offered me a one-year contract as a principal! I was also supposed to join their tour to Spain right away. So I thought, well, then I can play for Daniel Barenboim there. Long story short: one afternoon in Madrid, I found myself on stage, and sitting in the auditorium was not only Maestro Barenboim but the entire orchestra as well. I hadn’t expected it to be a real audition, and I didn’t know at the time that the chief conductor can veto any decision on hires. But it went well, and afterwards Daniel Barenboim asked me where I was from. When he heard that I was half-Egyptian, he immediately said: “You must come and play in the West-Eastern Divan Orchestra.” I had only been in Berlin for eight or nine months and had no idea what kind of orchestra it was. “You’ll like it,” he said. “It’ll start right away; after these concerts with the Staatskapelle we’ll go on tour for six weeks with the Divan.”—“But in early September there’s the ARD Competition, and I wanted to apply.”—“Do you really want to sit in Berlin all summer practicing?” (laughs) That’s exactly what I had been planning to do. But Daniel Barenboim easily convinced me—not least by promising to accompany me at the piano. So I told myself: forget the competition. No bass player has ever played with Maestro Barenboim. That’s how our collaboration began, and since I also got along well with his sons, our relationship became very close over the years. I still won the ARD Competition, by the way.

You then played as principal bass with the Berliner Philharmoniker until 2008, but gave up that position to conduct…

That’s another thing Daniel Barenboim encouraged me to do, when I told him I had wanted to conduct since I was a teenager. To study conducting, you used to always have to audition as a pianist as well. I probably would have managed, but then there would have been a lot of coaching and I would have spent my

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days at the piano instead of playing bass. When I mentioned this to Maestro Barenboim, he was very surprised and said: “What does playing the piano have to do with conducting? I think I’m a decent pianist myself, but I’ve never played an orchestral piece on the piano. To learn a score you simply have to be able to read it.”

I realized he was right and that this shouldn’t stop me, just because that’s the way it works in Germany. I did a few conducting master classes, and before starting my new job at the South Westphalia Philharmonic in the fall of 2019, I assisted Maestro Barenboim at the Staatsoper here in Berlin for a while, to learn how an opera house works. I’m extremely grateful to him for opening my mind and showing me the way. So with this concert at the Pierre Boulez Saal, things really come full circle.

The program includes three works by Mozart—a challenge?

Mozart is always a challenge. He’s the hardest to play, because you need a very good bowing technique. Haydn might be even more difficult since everything is extremely open and transparent in his works. But compared to other music, Mozart is more accessible for young musicians. That’s why we programmed the “Great” G-minor Symphony. The orchestra wanted to do it and I was happy to agree. Some of the musicians already played this piece at the Musikverein in Vienna two years ago. They’re comfortable with it because they know how the piece works. Also, we have two very good clarinetists we can use here.

How are the rehearsals organized?

The orchestra rehearses in Ramallah first, learning the music. I’m working in Berlin with about a dozen musicians from the Barenboim-Said Akademie, who form the orchestra’s backbone, if you will. Then we fly to Ramallah together, where the tutti rehearsals take place. Our violin soloist, Milan Al-Ashhab, will join us there. Finally, we play a concert in Ramallah, and one week later we all meet again in Berlin.

Your job is not just an artistic but also an educational one. How do you prepare for it?

First of all, I see this as a workshop. Of course we have to play well, but most of all, it’s important to me that the young musicians learn something, beyond the project, something they can use for

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themselves. I take a chamber-music approach to rehearsing: the main thing is to pay attention and to listen to one another, to take care that everyone has the same bowings, not to just look at the conductor and follow my beat. The structure of the music plays a role as well, especially in Mozart. You have to understand what’s happening, where the climaxes are, when things relax. When I go to a concert myself, I never think, Oh, there’s an orchestra playing perfectly together, that’s great. When I hear a beautiful sound color, a certain intimacy, when the music touches me—that’s what makes me happy. Of course that’s a lot of work. But I don’t like repeating everything 30 times until it fits to the last detail. I’d rather say, Learn to breathe together, to move together. Then we can find a shared groove, and then we know we’re together. That’s much more important.

Translation: Alexa Nieschlag

Dr. Michael Kube is a member of the editorial board of the New Schubert Edition and has edited numerous urtext publications. He also works for the Berlin-based classical music streaming service Idagio, curates the Dresden Philharmonic’s family concert series, and is a juror for the German Record Critics’ Prize. He teaches at the Stuttgart Musikhochschule and at Würzburg University.

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Filasteen Young Musicians Orchestra

Alle Schüler:innen am BarenboimSaid Center for Music lernen zuallererst ein Instrument. Ziel der Orchesterworkshops, die zum Lehrplan gehören, ist die Vermittlung musikalischer Aufführungspraxis – ein wesentlicher Bestandteil von Bildung durch Musik. Die Musiker:innen lernen, im Einklang miteinander zu spielen, denn alle Instrumente des Orchesters haben den gleichen Status. Musizieren erfordert Disziplin, Konzentration und nicht zuletzt den Willen und die Fähigkeit, einander zuzuhören. Daniel Barenboim hat die Musiker:innen über die Jahre während der Proben immer wieder daran erinnert, dass das Spielen im Orchester dazu anleitet, zu führen und zu folgen, was für jede Gesellschaft zwei entscheidende Faktoren sind.

Das Filasteen Young Musicians Orchestra besteht aus den besten Schüler:innen des Barenboim-Said Center for Music und anderen begabten palästinensischen Musiker:innen aus der Region. Ins Leben gerufen von der Geschäftsführerin und künstlerischen Leiterin Liina Leijala, dient das Ensemble der Ausbildung im Orchesterspiel, während es gleichzeitig die westliche klassische Musikszene in Palästina bereichert. Seit seiner Gründung 2015 hat das Orchester vor allem in der West Bank Aufführungsworkshops abgehalten, jeweils gefolgt von einer Tournee durch Städte in der West Bank und nach Amman in Jordanien.

Dank des Einsatzes von Liina Leijala wurde das Orchester im Jahr 2019

eingeladen, im Wiener Musikverein aufzutreten. Leider konnte Daniel Barenboim dieses erste Konzert in Europa nicht selbst dirigieren. Sein damaliger Assistent Thomas Guggeis leitete die Aufführung, mit Michael Barenboim als Violinsolist. Ermöglicht durch den Erfolg seines MusikvereinDebüts hatte das Orchester Pläne für verschiedene Auftritte im Jahr 2020, darunter in Wien und bei den St. Florianer Brucknertagen sowe auch hier im Pierre Boulez Saal und der Barenboim-Said Akademie. Aufgrund der Pandemie wurden all diese Konzerte leider verschoben oder abgesagt.

Im Herbst 2022 absolvierte das Filasteen Young Musicians Orchestra unter der Leitung von Rémy Ballot in Zypern einen Workshop mit einer Gruppe junger zyprischer Musiker:innen, an den sich erfolgreiche Konzerte in Nikosia und Limassol anschlossen.

Das heutige Konzert, der erste Auftritt des Orchesters im Pierre Boulez Saal, wird geleitet von Nabil Shehata, der als Professor an der Barenboim-Said Akademie unterrichtet und zu den ersten Mitgliedern des West-Eastern Divan Orchestra zählte.

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All students at the Barenboim-Said Center for Music first and foremost learn to play an instrument. The workshops included in the curriculum are aimed at teaching musical performance—which is part and parcel of education through music. The musicians learn how to play in unison, since every instrument in an orchestra has the same status as any other instrument. Performing requires discipline, focus, and last but not least the willingness and ability to listen to each other. As Daniel Barenboim has always reminded the musicians while rehearsing, orchestral performance trains them to lead and follow, both valuable traits in society.

The Filasteen Young Musicians Orchestra consists of the top students of the Barenboim-Said Center for Music and other accomplished Palestinian musicians from the area. Launched by executive and artistic director Liina Leijala, the ensemble was established to teach orchestral performance, while also enriching the Western classical music scene in Palestine. Since its inception in 2015, the orchestra has been holding performance workshops mostly in the West Bank, followed by a tour to cities in the West Bank and to Amman, Jordan.

In 2019, thanks to the efforts of Liina Leijala, the orchestra was invited to perform at the Musikverein in Vienna. Unfortunately, Daniel Barenboim was not able to conduct this premiere concert in Europe. His assistant at the time, Thomas Guggeis, led the performance, with Michael Barenboim as violin soloist. Following the success

of its Musikverein debut, the orchestra had a series of concerts lined up for 2020, including in Vienna and at the Brucknertage festival in Linz, as well as here at the Pierre Boulez Saal and the Barenboim-Said Akademie. Sadly, due to the pandemic, all of these were postponed or cancelled.

In the fall of 2022, the Filasteen Young Musicians Orchestra, under the direction of Rémy Ballot, had a workshop in Cyprus with a group of young Cypriot musicians, which was followed by successful concerts in Nicosia and Limassol.

Tonight’s concert, the orchestra’s first performance at the Pierre Boulez Saal, is conducted by Nabil Shehata, who is a professor at the BarenboimSaid Akademie and was an early member of the West-Eastern Divan Orchestra.

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