Waed Bouhassoun
WAED BOUHASSOUN & ENSEMBLE Samstag
14. Mai 2022 19.00 Uhr
Waed Bouhassoun Oud und Gesang Sogol Mirzaei Setar und Tar Merve Salgar Tanbur Anne-Laure Bourget Schlaginstrumente
Für das heutige Konzert habe ich ein rein weibliches Musikerinnenensemble um mich versammelt – nicht, um einen Gegensatz zwischen Männern und Frauen zu zeigen, sondern wegen ihres ganz besonderen künstlerischen Profils: Ich möchte Frauen in den Mittelpunkt stellen, die wie ich selbst sowohl als Wissenschaftlerinnen wie auch als Musikerinnen arbeiten und die nach Europa gekommen sind, um hier zu studieren und ihre Musik einem anderen Publikum zu präsentieren. Ich habe mein Heimatland Syrien verlassen und konnte in Frankreich, wo ich heute lebe, dank der Musik und meiner wissenschaftlichen Studien neue Beziehungen knüpfen. Die französische Sprache zu lernen hat mich in meiner Wahlheimat verankert und auch mein musikalisches Denken bereichert. Ich konnte reflektieren, wie ich meine Musik Menschen nahebringen kann, die nicht aus der gleichen Kultur stammen wie ich. Musik und wissenschaftliche Forschung parallel zu betreiben, ist ein produktiver und fruchtbarer Weg, denn beide Tätigkeiten bereichern einander. Im Laufe meiner Studien habe ich meine Aufmerksamkeit immer mehr der zentralen Rolle gewidmet, die Frauen im Kreislauf des Lebens spielen. Ich habe außerdem festgestellt, dass die meisten Studierenden in kulturellen Fächern in der Tat Frauen sind. All diese Überlegungen haben schließlich zu diesem Konzertprojekt geführt, mit einem Ensemble, dass den Perspektivwechsel feiert: Ich bin das Andere, aber das Andere bin ich. Waed Bouhassoun
Merve Salgar, Waed Bouhassoun, Anne-Laure Bourget, Sogol Mirzaei
For tonight’s concert I have brought together an all-female ensemble of musicians—not to make the distinction between men and women, but to shine a light on their very special artistic profiles: I would like to present women who, like myself, work as scholars and musicians and who came to Europe to study and to perform their music for a different audience. I left my native Syria and was able to make new connections in France, where I live today, thanks to music and my scientific studies. Learning the French language anchored me in my adopted country and also enriched my musical thinking. I was able to reflect on how to bring my music to people who do not share the same culture. Being a musician and a scholar at the same time offers a productive and fruitful path because both activities enrich each other. In the course of my studies, I have devoted more and more of my attention to the central role that women play in the circle of life. I have also found that most students in cultural disciplines are, in fact, women. All of these reflections eventually led to this concert project, with an ensemble that celebrates a shift in perspective: I am the Other but the Other is me. —Waed Bouhassoun
Waed Bouhassoun stammt aus der Nähe der südsyrischen Stadt Suweida und wuchs in einer musikbegeisterten Familie auf. Seit ihrem siebten Lebensjahr spielt sie Oud. In ihrer Kindheit lebte sie mit ihren Eltern zwei Jahre im Jemen und kam so früh mit der dortigen Musik in Kontakt. Während des Studiums am Konservatorium von Damaskus setzte sie sich später intensiv mit westlicher Musik auseinander. Aus diesen vielfältigen Einflüssen speist sich ihr ganz persönlicher musikalischer Stil. Mit ihren ersten Auftritten in Aleppo machte sie sich schnell einen Namen und erhielt bald Einladungen an die Maison des Cultures du Monde und das Institut du Monde Arabe in Paris. Seitdem gab Waed Bouhassoun Konzerte in ganz Europa, Südkorea und Kanada. 2009 veröffentlichte sie ihr preisgekröntes erstes Album La Voix de l’amour, gefolgt von L’Âme du luth (2014) und La Voix de la passion (2016). Neben ihrer Solokarriere arbeitet sie regelmäßig mit Jordi Savall in seinem Ensemble Hespèrion XXI sowie als künstlerische Leiterin des Projekts Orpheus XXI zusammen und gibt Workshops für Geflüchtete, die durch die Flucht von ihren kulturellen Wurzeln abgeschnitten sind. 2018 wurde sie zum Chevalier de l’Ordre des Arts et des Lettres ernannt. Im Pierre Boulez Saal gastierte sie erstmals im Rahmen der Arabic Music Days 2019; in der aktuellen Spielzeit war sie bereits gemeinsam mit dem NeyVirtuosen Moslem Rahal zu erleben. Waed Bouhassoun lebt in Paris und
wurde dort 2020 mit einer musikethnologischen Arbeit zu den Trauergesängen der Drusen in Südsyrien promoviert. Waed Bouhassoun was born near the city of Sweida in the south of Syria and grew up in a music-loving family. She has been playing the oud since she was seven years old. During her childhood, she lived in Yemen with her parents for two years, discovering the local music at an early age. She later enrolled at the Damascus Conservatory, which was strongly influenced by Western art music at the time. Her highly personal musical style draws on all these diverse influences. She quickly made a name for herself with her first public appearances in Aleppo and soon received invitations to the Maison des Cultures du Monde and the Institut du Monde Arabe in Paris. Since then, Waed Bouhassoun has performed throughout Europe, in South Korea, and in Canada. Her award-winning debut album La Voix de l’amour was released in 2009, followed by L’Âme du luth in 2014 and La Voix de la passion in 2016. In addition to her solo career, she regularly appears with Jordi Savall and his ensemble Hespèrion XXI and as artistic director of the Orpheus XXI project. She has also given workshops for refugees and displaced children cut off from their cultural roots. In 2018, she was made a Chevalier de l’Ordre des Arts et des Lettres by the French government. She made her Pierre Boulez Saal debut as part of the 2019 Arabic Music Days and earlier this season was heard in a duo with ney virtuoso Moslem Rahal.
Waed Bouhassoun lives in Paris and received a PhD in ethnomusicology with a thesis on funeral songs of the Druzes of southern Syria in 2020.
Sogol Mirzaei Sogol Mirzaei absolvierte ihr Studium am Konservatorium von Teheran und zählt heute auf den Langhalslauten Tar und Setar zu den gefragtesten Interpretinnen der persischen Radīf-Tradition. Neben zahlreichen Auftritten im Iran führten Konzerte sie u.a. in die Salle Cortot in Paris, die Salle de l’Alhambra in Genf, zum Festival Musicale del Mediterraneo in Genua, zum Al Madina Festival, zum Mawazine Festival in Marokko sowie zum australischen Mona Foma Festival. 2014 rief sie das Ensemble Chakâm ins Leben. Zusammen mit dem Ensemble Atine nahm sie traditionelle persische Lieder auf, außerdem spielte sie im Duo Rokhs mit dem Sänger Hossein Rad klassisches persisches Repertoire ein. Seit 2006 lebt Sogol Mirzaei in Frankreich, wo sie an der Sorbonne Musikethnologie studierte und derzeit promoviert. Sogol Mirzaei graduated from Tehran Conservatory and today is among the most sought-after interpreters of the Persian radīf tradition on the longnecked lutes tar and setar. In addition to numerous performances in Iran, concerts have taken her to the Salle Cortot in Paris, the Salle de l’Alhambra in Geneva, the Festival Musicale del Mediterraneo in Genoa, the Al Madina Festival, Mawazine Festival in Morocco,
and the Australian Mona Foma Festival, among others. In 2014, she founded the ensemble Chakâm. She has recorded traditional Persian songs with the ensemble Atine as well as classical Persian repertoire as part of the duo Rokhs with singer Hossein Rad. Since 2006, Sogol Mirzaei has been living in France, where she studied ethnomusicology at the Sorbonne and is currently pursuing her PhD.
Merve Salgar Merve Salgar wurde 1990 in Istanbul geboren und studierte dort Tanbur bei Sadun Aksüt am İTÜ Turkish Music State Conservatory. Von 2008 bis 2011 war sie als Musikerin für die türkische Rundfunkanstalt TRT tätig. Anschließend setzte sie ihr Studium in Musikwissenschaft an der Universität Straßburg fort, wo sie derzeit Doktorandin ist. Sie tritt mit zahlreichen Ensembles auf, darunter SAVT, Karmanota, Sousta Politiki, Incredible Mektoub Orchestra und Klank.ist. Dabei arbeitet sie regelmäßig mit Künstlerinnen und Künstlern aus dem Bereich der traditionellen und der improvisierten Musik zusammen. Merve Salgar unterrichtet am Centre de Formation Professionelle de la Musique und am Centre d’Enseignement et de Développement de l’Improvisation Musicale in Straßburg. Merve Salgar was born in Istanbul in 1990 and studied tanbour with Sadun Aksüt at the İTÜ Turkish Music State Conservatory. From 2008 to 2011, she
worked as a musician for the Turkish broadcasting corporation TRT, before continuing her studies in musicology at the University of Strasbourg, where she is currently a PhD candidate. She performs in numerous ensembles, including SAVT, Karmanota, Sousta Politiki, Incredible Mektoub Orchestra, and Klank.ist, and regularly collaborates with artists from the fields of traditional and improvised music. Merve Salgar teaches at the Centre de Formation Professionelle de la Musique and at the Centre d’Enseignement et de Développement de l’Improvisation Musicale in Strasbourg.
Anne-Laure Bourget Nach Studien am Konservatorium setzte die Musikethnologin und Perkussionistin Anne-Laure Bourget ihre Ausbildung an der Universität in Tours fort, wo sie derzeit promoviert. Sie beschäftigt sich insbesondere mit Schlaginstrumenten aus den Ländern des Nahen Osten und Nordafrikas, bezieht aber auch Elemente aus Jazz, Pop, elektronischer und Barockmusik in ihre Tätigkeit ein. Sie ist gemeinsam mit Mohamed Abozekry & Heejaz, Kwal, Orange Blossom, Maria Robin, Lo’jo und dem Ziryab Quartet aufgetreten. Aktuell arbeitet sie mit der
Sängerin Christine Salem und dem Ensemble Sahariennes zusammen. Auftritte führten sie ins Musée du quai Branly – Jacques Chirac in Paris, zum Festival de Fès des Musiques Sacrées du Monde und auf viele andere Bühnen in ganz Europa. Following conservatory studies, ethnomusicologist and percussionist Anne-Laure Bourget continued her education at the University of Tours, where she is currently pursuing her PhD. She specializes in percussion instruments from the countries of the Middle East and Northern Africa, while also incorporating elements of jazz, pop, electronic music, and Baroque music. Having performed with artists such as Mohamed Abozekry & Heejaz, Kwal, Orange Blossom, Maria Robin, Lo’jo, and the Ziryab Quartet, her current artistic projects include collaborations with singer Christine Salem and the ensemble Sahariennes. She has appeared at the Musée du quai Branly – Jacques Chirac in Paris, the Festival de Fès des Musiques Sacrées du Monde, and at many other venues throughout Europe.
14. Mai 2022
WAED BOUHASSOUN & ENSEMBLE
Redaktion: Pierre Boulez Saal, Dramaturgie Bildnachweis: Max Juillot / Maison des Cultures du Monde
Pierre Boulez Saal Saison 2021/22