1 minute read
DEEPGRAY
Yiqing Zhu
Inspiriert durch den Namen des legendären IBMSchachcomputers «Deep Blue» hat der junge chinesische Komponist Yiqing Zhu eine Reihe von Stücken mit Kombinationen dieses Wortstamms benannt – so auch «DeepGrey».
Advertisement
Grauskalen werden im grafischen Gewerbe zur Kontrolle der Filmbelichtung oder von Druckergebnissen eingesetzt. Es handelt sich dabei um eine Aufreihung aller Grautöne zwischen Weiss und Schwarz. Die einzelnen Pixel, die diesen Grauverlauf erzeugen, unterscheiden sich lediglich durch ihre Intensität.
Mit seinem Orchesterwerk «DeepGrey» eröffnet Yiqing Zhu dem menschlichen Ohr die farbigen Tiefen zwischen Schwarz und Weiss. Er macht dabei Anleihen bei Gamelan, Rock’n’Roll sowie Beatboxing – und vermittelt in seinem fesselnden Klangbekenntnis den Eindruck analog erzeugter Live-Elektronik.
Flageolett-gefärbtes Sirren, blubbernde Blasgeräusche oder das Klopfen der Blechbläser auf ihre Mundstücke sind hier nicht nur bezaubernde Ausdrucksmomente. Vielmehr verschmelzen sie zunehmend zu grösseren insistierenden Klangmustern mit Erinnerungswert, die in überzeugender Weise Form bilden.
«DeepGrey» ist gemäss dem Komponisten ein Versuch, die Struktur einer vierdimensionalen Raumzeit auf eine zweidimensionale Partitur zu projizieren, um diese dann spielend dreidimensional erklingen zu lassen. Die sich tief in das Trommelfell einprägenden Klangpartikel vermitteln dem Ohr eine Ahnung der vierten Dimension.
Mit «DeepGrey» gewann Yiqing Zhu 2021 den 1. Preis der Basel Composition Competition.