Kunst in der Stadt. Werke im รถf fentlichen Raum.
So viel Kunst ist wirklich eine Kunst. Die Begeisterung für Kunst hat in der Stadt am Rheinknie eine lange Tradition. So wurde hier 1661 die erste öffentliche Kunstsammlung Europas gegründet, aus der später das Kunstmuseum Basel hervorging. In den 1960er Jahren stimmte die Bevölkerung gar mittels Volksentscheid dafür, zwei Werke Picassos auf Staatskosten zu erwerben, damit diese im Kunstmuseum bleiben – ein bis dahin einmaliges Ereignis. Als der Künstler davon erfuhr, schenkte er der Stadt noch zusätzlich drei Werke. Auch für Museumsliebhaber gilt ganz klar: Basel ist keine Stadt, die auf die Schnelle entdeckt werden kann. Dafür sorgen rund 40 Museen mit unterschiedlicher kultureller Vielfalt. Nicht wenige der Basler Museen sind über die Landesgrenzen hinaus bekannt für ihre bedeutenden Sammlungen und exquisiten Ausstellungen und haben mit Museumsbauten von international renommierten Architekten den Ruf Basels als einzigartige Kunst- und Museenlandschaft bekräftigt. Publikumsmagnete sind die Fondation Beyeler, das Museum Tinguely sowie das Kunstmuseum Basel mit dem Museum für Gegenwartskunst. Zudem ist Basel seit über 40 Jahren die Heimat der Art Basel, der weltweit führenden Messe des internationalen Kunstmarktes. Doch der Kunst begegnet man in Basel auch bei einem Stadtbummel: Richard Serra, Jonathan Borofsky, Jean Tinguely oder Pablo Picasso sind nur einige der Künstler, die das Stadtbild mit ihrem Schaffen geprägt haben. Ihre Werke gehören inzwischen wie selbstverständlich zum Alltagsleben der Baslerinnen und Basler und sind aus der Stadt nicht mehr wegzudenken. Die vorliegende Broschüre nimmt Sie mit auf einen Spaziergang zu den schönsten Kunstwerken der Stadt. Egal, ob Sie hier leben und täglich an ihnen vorbeigehen oder zum ersten Mal in Basel sind: Es gibt garantiert viel Spannendes zu entdecken. Wir wünschen Ihnen dabei viel Vergnügen!
Daniel Egloff Direktor Basel Tourismus
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Jean Tinguely Fasnachtsbrunnen 1977
Carl Nathan Burckhardt Amazone, Pferd führend 1927
2 Richard Serra Intersection 1992
15 Bettina Eichin Helvetia auf der Reise 1980
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René Küng enring s Grosse Mondleiter 1980 ra st 3
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Alemannengasse
Paul Suter Ohne Titel 1974
Marc Covo Luege-lose-laufe (Farben in der Rhein Stadt) 1994 7
8 Copa & Sordes Leere Ästhetik 2005
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9 Carl Nathan Burckhardt Ritter Georg 1923 10 Peter Moilliet Dr. Rudolf Riggenbach 1971 ge
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Guido Nussbaum Russ-Schatten 1999 11
Hannes Vogel Rosshof-Hof 1988
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13 Alexander Zschokke Lehrer und Schüler 1945
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16 Samuel Buri Gänseliesel 1978 17 Rémy Zaugg Ein Zugang zum Staatsarchiv im Werden 1999 18 Bettina Eichin Markttisch 1986–1991 19 Alexander Zschokke Die drei Lebensalter 1941 20 Pablo Picasso Homme aux bras écartés 2007 21 Luciano Fabro Giardino all’italiana 1994 22 Jonathan Borofsky Hammering Man 1989 23 Armand Peterson und Hans Eduard Linder Brunnen mit Krähe 1923 24 Paul Wilde Plakatkleber 1924 25 Erik Steinbrecher Landler und Polka 2008
Starke Zeichen im Herzen von Basel.
1 Die Namen der zehn Skulpturen: der Theaterkopf / die Spinne / der Wackler / die Fontäne / der Spritzer / der Sauser / der Wedel / der Schaufler / das Sieb / der Querflöter 2
1 Er ist Wasserspiel und Aufführung in einem, eine Hommage an die Basler Fasnacht, ein witziger Totentanz und ein Räderwerk voller Poesie: Der Fasnachtsbrunnen, meist Tinguely-Brunnen genannt, war schon bald nach seiner Einweihung 1977 aus Basels Zentrum nicht mehr wegzudenken. Damals war er auch eine Geste der Wiedergutmachung: Am Standort des Brunnenbeckens hatte sich die Bühne des alten Theaters befunden. Seinen Abbruch hatte die Basler Öffentlichkeit nicht widerstandslos hingenommen. Ein kluger Schachzug von Jean Tinguely, Relikte des früheren Bauschmuckes für das Gerippe seiner zehn Protagonisten einzusetzen. Der Auftritt des eigensinnigen Ensembles hält an im Wandel der Jahreszeiten; es lädt ein zum Platzkonzert.
Theaterplatz
2 Intersection des amerikanischen Künstlers Richard Serra geht in Basel eine Wahlverwandtschaft ein. Die massiven Segel aus Stahl finden im Giebel des Stadttheaters eine lose Entsprechung. Sie fassen das Volumen der Skulptur in geschwungene Korridore. Serra untersucht die Verhältnisse zwischen Innen und Aussen und gibt der eigenen Bewegung einen neuen Massstab. Auch die akustische Wahrnehmung spielt dabei eine Rolle. Ursprünglich war das Werk 1992 als temporärer Ausstellungsbeitrag hierher gelangt. Eine private Initiative machte das Monument der Öffentlichkeit zum Geschenk – der Standort auf der vergleichsweise kleinen Terrasse ist bis heute umstritten.
Theaterplatz
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3 Man könnte meinen, die Grosse Mondleiter von René Küng hätte einen schweren Stand zwischen der Plastik von Richard Serra und dem hoch aufstrebenden Theaterdach. Doch sie nimmt sich ihren Raum und zeichnet in gebogenen Sprossen einen Weg Richtung Himmel: ein archaisches Zeichen vor der digitalen Laufschrift, die eilig das Tagesprogramm von Oper und Schauspiel vorbeiziehen lässt.
Theaterplatz
4 Fensterlos ist die Wand vis-à-vis der neogotischen Elisabethenkirche. Die Rückwand der Kunsthalle bietet Raum für künstlerische Interventionen im grossen Format. Im jährlichen Wechsel lassen sich lokale und internationale Kunstschaffende von dieser Plattform herausfordern: ein fortlaufender Brückenschlag vom Ausstellungsbetrieb in den öffentlichen Raum. Oberhalb der Treppenanlage zum Theaterplatz sehen wir dessen ganz unterschiedliche Funktionen aufeinander treffen: Durchgangs-, Verkehrs-, Aufenthalts- und nicht zuletzt Kunsträume.
Rückwand der Kunsthalle
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5 An der Heuwaage laufen die Strassen in allen Richtungen aufeinander zu und voneinander weg. Lieudit des Basler Künstlers Michael Grossert setzt als bunter Körper ein markantes Zeichen und schafft so einen sehr speziellen Ort. Malerei und Bildhauerei, tektonische und organische Formen gehen hier ein Bündnis ein. 1976 war das für Basel neu, ja provokant: Nach einem Vandalenakt solidarisierten sich Freunde des Künstlers und bemalten den opulenten Körper nur wenige Wochen nach seiner Einweihung von Neuem.
Heuwaage
6 Nicht nur die Automobilisten sollen die Kunst in Augenschein nehmen, wenn sie die Altstadt auf dem Viadukt umfahren. Auch von unten tut Paul Suters dreiteilige monumentale Eisenplastik, ohne Titel, ihre Wirkung. Sie lehnt sich über die Balustrade, nimmt die Dynamik des motorisierten Verkehrs auf und schreibt in kühner Grösse weitere Fahrbahnen in die Luft.
Heuwaage, Viadukt
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Spielerische Umkehrung.
7 Man müsste die Schwerkraft verlieren und kopfüber an der Decke gehen. Dann wäre der Fussgängerstreifen in der Passage zwischen Theaterstrasse und BirsigParkplatz richtig ausgelegt und die Plakate rechts und links auf Augenhöhe. Luege-lose-laufe – das ist die Anweisung an Schulkinder beim Überqueren von Strassen. Hier fragt eine künstlerische Intervention nach Leserichtungen und verkehrt oben und unten.
Passage Theaterstrasse /Birsig-Parkplatz
8 Verschattete Nebengassen sind nicht nur in Basel Freiraum für Wandmalereien jenseits offizieller Kunstaufträge. So hat das Steinenbachgässlein schon zahlreiche unbewilligte Graffitis gesehen. Das Künstlerduo Copa & Sordes machte sich diesen Umstand zu eigen. Leere Ästhetik nennen sie ihr ironisches Zitat barocker Reliefs mit Motiven aus der Jugend- und Strassenkultur. Sie haben es in Glas ausführen lassen. Die Fassade der Berufs- und Frauenfachschule ist somit abwaschbar und nimmt doch mit dem unberechenbaren Gestaltungswillen der Umgebung Kontakt auf.
Steinenbachgässlein 30
Denkmäler erzählen Geschichte(n).
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9 Auf hohem Sockel über der Treppenanlage zum Kohlenberg sitzt der nackte Ritter Georg in entspannter Rücklage auf seinem Pferd. Nicht einmal ganz lebensgross, behauptet sich die elegante Bronzefigur von Carl Nathan Burckhardt als Silhouette dennoch schon von weitem. Dass wir es hier mit dem heiligen Drachentöter zu tun haben, scheint gar nicht das Wichtigste. Hauptsache, er ist ein Sieger. Tänzerisch überwältigt er den schlängelnden Widersacher, mehr mit List als mit Muskelkraft.
Treppenabsatz am Kohlenberg
10 «Wie er leibt und lebt», könnte man sagen, wenn er noch durch Basels Gassen ginge: Dr. Rudolf Riggenbach (1882-1961) war ein Liebhaber der Künste, Forscher und Publizist sowie ein geselliger Gast im «Braunen Mutz» am nahe gelegenen Barfüsserplatz. Der untersetzte Mann mit seinem meist offen getragenen Mantel, den mit Schriften gefüllten Rocktaschen und dem rauchenden Stumpen war von 1932 bis 1952 amtlicher Denkmalpfleger des Kantons BaselStadt. Peter Moilliet hat ihm ein eigenes Denkmal gesetzt – auf dass das Stadt-Original weiter für das Basler Kulturerbe eintrete.
Leonhardskirchplatz
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11 Seit wann hinterlässt Blaulicht schwarze Russ-Schatten, und wie kommt es, dass ausgerechnet die Ausfahrt der Feuerwehr am grossen Türsturz Brandspuren trägt? Trickreiche Behauptungen hält die Kunst bereit, und wer Guido Nussbaums listige Zeichnung einmal entdeckt hat, wird die hoch über dem Gesichtsfeld angebrachten Zeichen nicht vergessen.
Kornhausgasse 18
12 ARION, OMAR, SCHWARZER TEUFEL, SILBERPFEIL: Klingende Namen
leiten die Schritte durch den Rosshof-Hof. Hannes Vogel bittet Pferde aus der Weltliteratur in diese Arena. Sie sind in Kapitalbuchstaben in die Marmorbänder eingelassen, die konzentrische Bogen spannen zwischen alten Wohn- und neuen Universitätsbauten. Als Erfindungen und Überlieferungen von Nikolaj Gogol, Tania Blixen, Henry Miller oder Karl May verweisen sie auf Zeit-, Kultur- und Sprachräume ausserhalb dieses städtischen Gevierts. An der Grenze zwischen Innen- und Vorstadt spielt eine Ordnung, die wie jedes literarische Gedankengut jenseits der Mauern weiter laufen will. Rosshof, Auf der Lyss (Ecke Petersgraben /Rosshofgasse)
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13 Über 40 Jahre beteiligte sich der Basler Bildhauer und Maler Alexander Zschokke an Wettbewerben des Kunstkredits. Vornehmlich lokalen Kunstschaffenden vermittelt diese Förderinstanz öffentliche Aufträge. Zschokkes im wahrsten Sinne edles Menschenbild ist sichtbar geschult an klassisch-antiken Vorbildern wie an der sakralen Plastik des Mittelalters. Damit schien es prädestiniert, das neue Universitätsgebäude am Petersgraben auszuzeichnen: Aus der überlebenshohen Steinhauerarbeit Lehrer und Schüler (1945) spricht Demut, Disziplin und die Bereitschaft, das Erbe der Wissenschaften in Würde anzutreten.
Kollegiengebäude der Universität Basel, Petersplatz 1
14 «Das Mädchen hätte einen im Bogen hängenden Zügel mit den geballten Händen fassen sollen», heisst es in einer späteren Würdigung. Doch dass Carl Nathan Burckhardt seine Amazone, Pferd führend nicht mehr ganz vollenden konnte, tut ihrem starken Ausdruck keinen Abbruch. Standhaft und bewegt zugleich, trotzt die spielerische Neudeutung des klassischen Reiterstandbilds seit 1927 an dieser Stelle Wind und Wetter, wendet sich unbeirrt dem Grossbasler Zentrum zu, hinter sich die Weite des Rheins und den Blick ans andere Ufer oder Richtung St. Johann-Quartier mit der Architektur der chemischen Industrie.
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Kulturen des Aufbruchs.
15 Es ist denkbar, und Basel hat ein Bild dafür: Dass das standhafte Sinnbild der Schweizer Nation auf Reisen geht. Bettina Eichin hat Helvetia von der Münze und vom Sockel geholt und auf dem Mauervorsprung auf der Kleinbasler Seite des Rheins Platz nehmen lassen. Mitten in der Stadt hat Helvetia auf der Reise Koffer und Schild abgesetzt, um nachdenklich rheinabwärts zu blicken. In der gleichzeitig ruhenden wie melancholischen Haltung steckt eine Kritik am heroischen Selbstverständnis des Nationalstaats – und ein Frauenbild, an dem sich die Geister bis heute scheiden.
Terrasse auf der Kleinbasler Seite der Mittleren Rheinbrücke
16 Die Gänseliesel am Rheinsprung, ein Werk des Baslers Samuel Buri, bleibt in Entstehung: noch hat der Maler seine schwarzweisse Bildvorlage und seine Utensilien auf der schmalen Standfläche des Malergerüstes stehen lassen. Bei jedem Wetter werfen die hölzernen Stangen ihre Schatten auf die Mauer und erzählen heiter vom Wunder der Malerei. Wie durch ein Fenster öffnet die Gänseliesel die Wand, holt Vergangenes in die Gegenwart und besticht durch ihre ganz ehrlich vorgetragene Illusion.
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Kultur der Erinnerung.
17 Ums Werden muss es gehen im Staatsarchiv. Denn Archive haben sich von historisch-antiquarischen Anstalten zu gegenwartsorientierten, öffentlichen Instanzen gewandelt. Diesem Selbstverständnis will der Zugang zum Staatsarchiv im Werden Rechnung tragen und dem historistischen Archivgebäude mit einer zeitgenössischen Sprache begegnen. Mit Rémy Zauggs Bodenarbeit «wird» nun alles, was dem Haus, der Landschaft, der Stadt, dem Körper oder dem Universum angehört: Das Dach, der Hügel, die Kreuzung oder die Milchstrasse rufen im metallenen Schriftbild Impressionen auf, die kein Archiv je ganz wird fassen können.
Staatsarchiv Basel-Stadt, Martinsgasse 2
18 Eigentlich hätte die üppige Auslegeordnung von Gemüse und Blumen auf dem Marktplatz zu stehen kommen sollen. Und ursprünglich war der Markttisch als Auftragswerk der Firma Sandoz gedacht. Sie wollte ihr 150-jähriges Bestehen mit einem Geschenk an die Öffentlichkeit verdanken. Doch die Brandkatastrophe am 1. November 1986 setzte diesem Engagement ein Ende. Die Künstlerin Bettina Eichin bezog den Basler Chemie-Unfall mit Johann Peter Hebels Dialog «Die Vergänglichkeit» in ihren Entwurf ein, worauf sich die Auftraggeberschaft distanzierte. Es sollte Jahre dauern, bis das Werk – eine Hommage ans blühende Leben und ein Mahnmal des Todes zugleich – die erforderlichen Mittel und schliesslich den Standort im Kleinen Kreuzgang fand.
Kreuzgang des Basler Münsters
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19 Wasser springt in feinen Fontänen vom Rand ins Granitbecken und ergiesst sich über die untere Kante des bronzenen Zylinders – der Brunnen erinnert an den Rhein, den man von hier aus in Kürze überqueren kann. Böcke, Kinder, Masken, Fahrradfahrer, Badende oder Hunde drängen sich zum zwielichtigen Umzug. Sie halten das ganze Jahr über die Basler Fasnacht in Erinnerung und spritzen aus Mündern, Augen und Nasen. Die drei Lebensalter tragen über dem wilden Unfug den Ernst des Lebens vor – und den Anspruch des Künstlers an die Plastik seiner Zeit. Alles Sichtbare will Träger sein von übergeordneten, sinnstiftenden Botschaften.
St. Alban-Graben / Dufourstrasse
20 Basel und Picasso – eine aussergewöhnliche Liaison: Dass die zwei Schlüsselwerke Les deux frères (1906) und Arlequin assis (1923) der Öffentlichen Kunstsammlung angehören, geht auf eine Volksabstimmung von 1967 zurück. Das Ja zum öffentlichen Kredit veranlasste Picasso selbst zur Schenkung von vier weiteren Bildern nach Basel. Grund genug, den Platz hinter dem Kunstmuseum nach dem Meister der Moderne zu benennen. Sein Homme aux bras écartés ist die vergrösserte, wettertaugliche Version seines Originalwerks, das Picasso aus Papier geschnitten und gefaltet hatte, nur wenige Zentimeter hoch.
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21 Ein Garten? Ein Platz? Ein Zwischenraum, der als Fragment einer südlichen Landschaft nach Basel fand? Bäume könnten Skulpturen werden und der Bodenbelag mit den eingelegten Leuchten ein Bild des Himmels. In ihm nimmt sich der 1991 errichtete Büroneubau des Architekturbüros Diener & Diener wie ein Boot zwischen krausen Wellen aus. Luciano Fabro lässt im Giardino all’italiana das roh behauene Material sprechen, die Platzgestaltung sucht ihr Vorbild in Phänomenen der Natur.
Dufourstrasse
22 Die künstlerische Auszeichnung für den damaligen Neubau der Schweizerischen Bankgesellschaft (heute UBS) steht ganz im Zeichen der Erwerbsarbeit. Der Hammering Man von Jonathan Borofsky ist ein überdimensionales Bild für die Betriebsamkeit der Welt. Drei bis vier gemächliche Hammerschläge pro Minute leistet der schwarze Riese, der vor allem als Silhouette gelesen werden will. Er hat sich aus einer Zeichnung heraus zur monumentalen Freilichtskulptur entwickelt und ist aus Corten-Stahl und Aluminium geschaffen. Der Dauerarbeiter hat Brüder: vor dem Messeturm in Frankfurt am Main etwa steht einer, und in Seattle, Seoul und Washington hat Borofsky weitere Zentren wirtschaftlicher Aktivität mit diesem Symbol signiert.
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Menschenbild ist Weltbild.
23 Das Transformatorenhaus, der Platz davor, die Haltestelle: sie wären nicht dasselbe ohne sie. Die schwarze Krähe auf der Eichel des Brunnenstocks lässt Ausguss und Trog nicht aus den Augen. Mit halb gespreizten Flügeln folgt sie jedem Trinken und Händewaschen. Sie ist in guter Gesellschaft: Der Kunstkredit als kantonale Förderinstanz hat in Zusammenarbeit mit der Wasserversorgung über Jahrzehnte Basler Brunnen mit sympathischen Tiergestalten bestückt.
Aeschenplatz (Ecke Aeschenvorstadt / Aeschengraben)
24 Noch einmal, wenn auch kleiner, pocht ein Werk am Aeschenplatz auf die Bedeutung der Arbeit. Paul Wilde hat der Plakatsäule einen Plakatkleber aufgesetzt. Denn wie wollte die interessierte, bürgerliche Gesellschaft zur Kenntnis nehmen, was in Politik, Kunst und Kultur aktuell zu beachten sei, wenn nicht der kleine Angestellte den Aushang regelmässig aktualisiert? Er selbst scheint es zu wissen und tritt mit dem grossen Pinsel stolz als Identifikationsfigur für die Arbeiterklasse auf.
Aeschenplatz (Ecke Aeschenvorstadt /Aeschengraben)
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Ausgeschlossen?
25 Eigenwillige Schaugärten sind es, die das Verhältnis zwischen innen und aussen auf die Probe stellen. Die kreisenden Zäune wollen sich nicht auf den ersten Blick als künstlerische Intervention hervortun – oder doch? Landler und Polka sind auf Wildwuchs und Ausgrenzung angelegt. Erik Steinbrecher nimmt einen Baumbestand in Schutz, der den Park von der dicht befahrenen Nauenstrasse abschirmt. Wo der Zaun in aller Regel den eigenen, gepflegten Fleck Erde vor dem unkontrollierten Wucher der Nachbarschaft trennt, schliesst er hier eine Erhebung mit wild wachsenden Stauden und Gräsern aus dem glatt gepflegten Rasen aus.
Elisabethenpark
Zahlreiche Werke in Basels öffentlichem Raum gehen auf Wettbewerbe des Kunstkredits Basel-Stadt zurück und sind kantonales Eigentum. Private Initiativen und Firmen haben Schenkungen möglich gemacht und weitere markante Zeichen gesetzt. Impressum Herausgegeben: Basel Tourismus, 2012 Text und Redaktion: Isabel Zürcher Gestaltung: Eva Bühler, vista point Fotos: Christoph Bühler Nr. 4 Serge Hasenböhler
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Basel Tourismus Aeschenvorstadt 36 CH-4010 Basel Tel. +41 (0)61 268 68 68 Fax +41 (0)61 268 68 70 info@basel.com www.basel.com