Voraussetzungen und Ziele zur Gründung einer Food-Coop_Full Version

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Ziele und Voraussetzungen zur Gr端ndung einer Food-Coop im Raum Rhein-Sieg Ein Argumentationspapier zur Gr端ndung einer Food-Coop im Rhein-Sieg Kreis von Babak Zand Februar 2014

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1. Einleitung ............................................................................................................................................................ 3 2. Konzeptionelle Grundlagen ................................................................................................................................. 5 2.1 Definitionen von Food-Coops ....................................................................................................................... 5 2.2. Vergleich von Konsumgesellschaften und Food-Coops ............................................................................... 5 2.3 Arten von Food-Coop .................................................................................................................................... 6 2.3.1 Bestell-Food-Coops................................................................................................................................ 6 2.3.2 Lager-Food-Coops.................................................................................................................................. 6 2.3.3 Mitgliederläden / Laden-Food-Coops.................................................................................................... 7 2.3.4 Erzeuger-Verbraucher-Gemeinschaften................................................................................................ 7 2.4 Geografische Lage des Rhein-Sieg Kreis und seinen Nachbarkreisen ........................................................... 8 3. Voraussetzungen und Ziele zur Gründung einer Food-Coop im Raum Rhein-Sieg ............................................. 8 3.1 Mögliche Ziele einer Food-Coop ................................................................................................................... 8 3.1.1. Methodische Grundlage des beschriebenen Zielsystem ...................................................................... 8 3.1.2. Das Zielsystem der untersuchten food-coops ...................................................................................... 9 3.1.2.1. Übergeordnete Zielsetzung: Lösung bestehender gesellschaftlicher Probleme ............................... 9 3.1.2.2. Oberziel: "Anders leben" ................................................................................................................. 10 3.1.2.3. Unterziele ........................................................................................................................................ 10 1. Verbesserung der Bedarfsdeckung........................................................................................................... 10 2. Austausch und Vermittlung von Wissen................................................................................................... 11 3. Gemeinschaft und Geselligkeit ................................................................................................................. 11 4. Gegenseitige Hilfe zur Weiterentwicklung der eigenen Persönlichkeit ................................................... 12 3.2 Voraussetzungen zur Gründung einer Food-Coops .................................................................................... 12 3.2.1 Partizipation der Mitglieder ................................................................................................................ 13 3.2.2 Räumlichkeiten .................................................................................................................................... 13 3.2.2.1. Bestell-Food-Coops ......................................................................................................................... 13 3.2.2.2. Lager-Food-Coops............................................................................................................................ 14 3.2.2.3 Mitglieder-Laden / Laden-Food-Coop .............................................................................................. 15 3.2.3 Rechtliches .......................................................................................................................................... 15 3.2.3.1. Rechtsformen von Food-Coops ....................................................................................................... 15 1. Gesellschaft bürgerliches Recht (GbR) ..................................................................................................... 15 2. Eingetragener Verein ................................................................................................................................ 15 3. Genossenschaft ........................................................................................................................................ 16 3.2.4 Wirtschaftliche Voraussetzungen im Rhein-Sieg Kreis und seinen Nachbarkreisen ............................... 16 3.2.4.1 Angebotsstrukturen von ökologischen Nahrungsmitteln in NRW ................................................... 16 1. Formen der Direktvermarktung ............................................................................................................... 17 3.2.4.2 Angebotsstrukturen von ökologischen Nahrungsmitteln im Rhein-Sieg Kreis und Umgebung ....... 18 4. Schluss ............................................................................................................................................................... 19

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Ziele und Voraussetzungen zur Gründung einer Food-Coop im Raum Rhein-Sieg 1. Einleitung "Wenn an vielen kleinen Orten viele kleine Menschen viele kleine Dinge tun, wird sich das Angesicht unserer Erde verändern." Afrikanisches Sprichwort Die Wahrheit, die in diesem Sprichwort steckt, kann man sicherlich deutlicher sehen, wenn man in der Betrachtung der gesellschaftlichen Entwicklungen einen Schritt zurücktritt und sich nicht auf die letzten zehn, sondern auf die letzten 100 Jahre konzentriert. Gewaltige Veränderungen und Fortschritte werden dann deutlich, wie z.B. die Emanzipation der Frau oder der Siegeszug der Demokratie. Natürlich gibt es auch heute noch Verbesserungsbedarf in diesen Bereichen, natürlich gibt es immer noch Ungerechtigkeiten - aber doch wurden im Vergleich zu damals Hürden, die vormals für unüberbrückbar gehalten wurden, überwunden. Und oft wurde der berühmte Stein, der ins Rollen kam, von einigen wenigen angestoßen. Ein weiterer Stein ist, während diese Arbeit geschrieben wurde, ins Rollen gekommen. Im Bewusstsein der Öffentlichkeit sind die Ernährungsprobleme und die damit verbundenen Ungerechtigkeiten bei deren Produktion und Beschaffung sowie deren gesundheitlichen Risiken bei deren Konsum angekommen. Es wird viel mehr nachgefragt und vor allem nachgedacht, woher unsere Lebensmittel kommen, welchen Einfluss diese auf unsere Gesundheit haben und welche Auswirkung unser Konsum auf Menschen hat, die diese Lebensmittel für uns produzieren. Je mehr Informationen vorhanden waren, desto unübersichtlicher und schwieriger werden die Lösungen zur Vermeidung der Probleme. Will man biologisches Essen ohne Gen-Zusätze muss man die teuereren Bio-Produkte aus dem Naturfachhandel oder dem Supermarkt holen. Das Angebot ist bei vielen Supermärkten in den letzten Jahren stetig erweitert wurden und mittlerweile auch für sozial ärmere Familien (teilweise) bezahlbar. Will man zusätzlich noch einen Beitrag zum Klimaschutz leisten, und aus diesem Grund nur regionale Produkte kaufen, um den durch den Transport entstandenen CO2 Verbrauch zu senken, dann fallen viele Supermarkt-Produkte bereits wieder weg. Diese sind nämlich oft im Ausland produziert wurden, darüber hinaus oft in Billiglohnländern. Wenn man dann auch noch auf Fair-trade gehandelte Produkte achtet, um die Sozialstandards von beispielsweise Kleinbauernverbände in den Anbaugebieten, wie z.B. in Lateinamerika oder Afrika, zu verbessern, dann sind die Produkte oft nicht mehr bezahlbar. Dennoch werden neue Wege gesucht, einen Teil zur Lösung des Problems zu finden. Diese Arbeit ist eine solche Suche und bietet einen Lösungsansatz, wenn auch nur einen regionalen. Diese Arbeit untersucht die Ziele und Voraussetzungen zur Bildung einer Food-Coop im Raum Rhein-Sieg. In Kapitel 2 der konzeptionellen Grundlagen wird zuerst der Begriff der Food-Coop definiert und die Parallelen zu den aus dem 19. und 20. Jahrhundert bekannten Konsumgesellschaften gezogen, um die heutigen Food-Coops und deren Organisation besser deuten zu können. Anschließend werden die 3


verschiedenen Arten der Food-Coops und deren Gemeinsamkeiten bzw. Unterschiede genau erläutert. Zuletzt folgt eine geografische Eingrenzung des Rhein-Sieg Raums. In Kapitel 3 werden zuerst die möglichen Ziele und somit die Motivation der einzelnen Mitglieder vorgestellt. Dieses Zielsystem ist das Ergebnis einer Studie der Sozialwissenschaftlerin Jutta Jösch, die insgesamt zwei bereits existierende Food-Coops und deren Mitglieder nach deren Motivation in Form eines geführten Interviews befragt hat. Aus den Ergebnissen hat sie ein Zielsystem entwickelt, was im Kapitel 3 eingehend vorgestellt wird. Desweiteren werden die Voraussetzungen zur Bildung einer Food-Coop untersucht. Hier werden die grundlegenden Anfänge besprochen, da der Grundgedanke einer Food-Coop eine basisdemokratische Entscheidungsfindung beinhaltet. Die Struktur einer Food-Coop und die daraus resultierenden Arbeitsprozesse können erst näher definiert werden, wenn sich eine Gruppe zusammenschließt und darüber gemeinsam entscheidet. In dieser Arbeit werden die Voraussetzungen zum Gründen einer Gruppe vorgestellt. Zuletzt werden die wirtschaftlichen Voraussetzungen im Raum Rhein-Sieg untersucht und vorgestellt. Im Wesentlichen werden dabei die bereits vorhandenen Angebotsstrukturen von potenziellen Anbietern näher betrachtet. Ziel dieser Arbeit ist es zum Einen, Leser im Raum Rhein-Sieg von der Machbarkeit zur Gründung einer Food-Coop zu überzeugen und ihn als Mitglied zu gewinnen, und zum Anderen, die Idee der Food-Coop weiter zu verbreiten.

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2. Konzeptionelle Grundlagen 2.1 Definitionen von Food-Coops Der Begriff "Food-Coop" setzt sich aus den Wörter Food (engl. Nahrung) und "Cooperation" (engl. Kooperation) zusammen und bedeutet in diesem Zusammenhang den Zusammenschluss zu einer "Lebensmittelkooperative". Diese Food-Coops "sind ehrenamtlich organisierte Gemeinschaften, die kostengünstig ökologisch hergestellte Waren aus der Region und fair gehandelte Waren aus Übersee beziehen. Die Interessierten schließen sich zusammen und organisieren selbstständig den Ankauf, die Lagerung und die Verteilung der Lebensmittel.". Es gibt wenige wissenschaftliche Definitionen und Studien zu Food-Coops. Eine stammt vom Department of Environment, Transport and the Regions und beschreibt Merkmale für Food-Coops wie folgt: "...small, local and relatively informal bulk buying bodies and as such are small scale versions of consumer co-operatives. They buy their food either from wholesaler or direct from farmers. Almost all aim to buy healthier, better quality food at lower prices. Most food co-operatives are 1 run by unpaid volunteers although some may have one or more paid staff."

2.2. Vergleich von Konsumgesellschaften und Food-Coops Food-Coops ähneln den zeitlich davor entstandenen Konsumgesellschaften. In einer Studie hat die Sozialwissenschaftlerin Jutta Jösch in den 1980er Jahren untersucht, welche Parallelen Konsumgenossenschaften und Food-Coops aufweisen. Dazu hat Sie drei Hauptkriterien definiert, die auf Konsumgenossenschaften zutreffen und diese dann mit den zu diesem Zeitpunkt vorhandenen Food-Coops verglichen.2 Folgende Merkmale lassen sich zusammenfassend an unten stehenden Punkten beschreiben: 1.

Bei Food-Coops handelt es sich um Personengemeinschaften, deren Mitgliedschaft, je nach Art und Größe, jedem Interessierten grundsätzlich offensteht. Ausnahmen bestehen in der Regel bei kleineren Food-Coops, deren Mitglieder sich auf einen bestimmten Personenkreis (z.B. einer Hausgemeinschaft) beschränken.

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Zudem ist Ihre Verfassung demokratisch, Ihre Mitglieder sind grundsätzlich gleichberechtigt. Dies äußert sich in der Organisation der Mitgliederversammlung und der einzelnen Arbeitsgruppen. "Auf den regelmäßig stattfinden Mitgliederversammlungen werden die Berichte der Arbeitsgruppen entgegengenommen, besprochen, sowie wichtige Einscheidungen abgeklärt. Man versucht, Abstimmungen unter den Mitgliedern zu vermeiden und stattdessen Konsens zu 3 erarbeiten."

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Vgl. Department of Environment, Transport and the Regions, Information on regeneration for community organisations, 1998 2 Vgl. Jösch, J.; Konsumgenossenschaften und food-cooperatives, 1983 3 Jösch, J.; Konsumgenossenschaften und food-cooperatives, 1983

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3.

Ein weiteres typisches Merkmal für Konsumgenossenschaften ist die Förderung der Mitglieder durch einen gemeinsamen Geschäftsbetrieb zu erfüllen. Im Vordergrund steht dabei, dass den Mitgliedern durch die Gemeinschaft ein Nutzen entsteht, wodurch es als Dienstleistungsunternehmen beschrieben werden kann, welches aber auf die Inanspruchnahme der Arbeitstätigkeiten der Mitglieder angewiesen ist. Dieser Geschäftsbetrieb stellt ein Hilfsunternehmen für die Hauswirtschaft auf gemeinsamen Arbeitseinsatz der Mitglieder beruhenden Gemeinschaftsbetrieb dar.4 Durch die Ziele der Food-Coops, "bio-organische Lebensmittel billiger (zu) machen durch Ausschalten des Zwischenhandels und freiwilliger Mitarbeit der Mitglieder", ist auch hier eine Übereinstimmung mit den Anforderungen einer Konsumgenossenschaft aufzuzeigen. "Es kann also festgehalten werden, daß alle Merkmale, die zur Charakterisierung der 5 Konsumgenossenschaften herangezogen wurden, auch auf food-coops zutreffen."

2.3 Arten von Food-Coop Die Art der Food-Coops unterscheiden sich oftmals untereinander und formen sich nach den Bedürfnissen Ihrer Mitglieder. Die Art der Kooperative orientiert sich an der Größe der Gruppe, deren Zielsetzung und Partizipation an den internen Prozessen. Auch die Erfahrungsstufen der jeweiligen Food-Coops sind ausschlaggebend. So beginnt die Gründung einer Food-Coop oft auf der kleinsten Stufe von Gemeinschaften als Bestell-Food-Coops, welche sich aber mit der Zeit in Intensität der Nutzung seiner Mitglieder und deren Bedürfnissen zu größeren Gruppen mit komplexeren Strukturen verändert können.6 Die nun folgende Einteilungen von Arten der FoodCoops sowie die Beschreibung der Arbeitsprozesse beruhen auf dem Praxis-Buch "Fair-BioSelbstbestimmt: das Handbuch zur Gründung einer Food-Coop".

2.3.1 Bestell-Food-Coops Die Bestell-Food-Coops ist einer der strukturell unkomplizierteren Zusammenschlüsse. Eine kleine Personengruppe schließt sich zusammen, um Bestellungen unter einem Namen zusammenzufassen und anschließend bei dem Erzeuger/Großhändler zu bestellen. Die Lieferung wird anschließend auf die Gruppe aufgeteilt. Die einzelnen Arbeitsschritte im Bestellprozess sowie der Zahlungsvorgang und der Bestellrhythmus sind vorher gemeinschaftlich besprochen und festgelegt worden.

2.3.2 Lager-Food-Coops

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Vgl. Hasselmann, E.; Und trug hundertfältige Frucht. Ein Jahrhundert konsumgenossenschaftlicher Selbsthilfe in Suttgart, 1964 5 Jösch, J.; Konsumgenossenschaften und food-cooperatives, 1983, S. 31 6 Vgl. Sense.Lab. e.V., Fair-Bio-Selbstbestimmt, 2009, S.

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Durch eine wachsende Teilnehmerzahl bzw. durch eine Zunahme der Bestellungen kann es sinnvoll sein, die Food-Coops in ihrer Struktur zu ändern und zu einer Lager-Food-Coops umzugestalten. Dazu werden Räumlichkeiten als Lager genutzt, zu denen dann die Bestellungen angeliefert werden. Dies hat den ökonomischen Vorteil, z.B. bei lange haltbaren Produkten wie Trockenvorrat eine größere Bestellmenge anzugeben und dadurch preisliche Vorteile zu erhalten. Im Vergleich zu Bestell-FoodCoops, welche Spontaneinkäufe durch einen festen Bestellrhythmus verhindern, können durch Lager-Food-Coops jederzeit Waren aus den Regalen entnommen werden. Ein Nachteil kann sein, dass es zu Schwund durch verdorbene Lebensmittel kommen kann. Zudem kommen im Vergleich zu Bestell-Food-Coops weitere Aufgaben zu den Arbeitsprozessen hinzu wie z.B. Reinigung der Lagerräume oder bereits bestehende Arbeitsprozesse nehmen an Umfang und Intensität zu, z.B. externe Finanzverwaltung (Miet- und Stromkosten), Warenannahme (Transport zum Lagerort), Einräumen der Regale (mehr Zeit- und Arbeitsaufwand durch größere Bestellmengen). Um diese zusätzlichen Aufgaben zu bewältigen, muss eine basisdemokratische Entscheidung zur Aufteilung der Arbeit und deren Organisation vorgenommen werden. Zudem muss ebenfalls darüber entschieden werden, wie zusätzliche Gemeinkosten verrechnet werden. Dies kann z.B. durch Mitgliederbeiträge oder eines prozentualen Aufschlags auf die Waren erfolgen. Voraussetzung zur Erweiterung auf einer Lager-Food-Coop ist die Vertrauensbasis der teilnehmenden Mitglieder der Food-Coop. Durch die Nutzung eines Lagers wird die unmittelbare Kontrolle, die durch die relative Übersichtlichkeit des gemeinsamen Verteilens der Bestellung auf die einzelnen Mitglieder bzw. durch eine kleine Bestellmenge ersetzt. Eine mittelbare Kontrolle durch Listen oder Entnahmenachweise zu welchen ein bestimmter Personenkreis Zugang hat, tritt stattdessen in Kraft. Die Basis von Vertrauen kann grundsätzlich nur durch einen gemeinsamen Entscheidungsprozess entstehen, der die Arbeitsteilung und Organisation der einzelnen Bereiche regelt.

2.3.3 Mitgliederläden / Laden-Food-Coops Die Laden-Food-Coop ist eine Erweiterung der Lager-Food-Coop und ergänzt diesen um einen Verkaufsraum. Diese Form der Food-Coop macht Sinn, wenn der Personenkreis unüberschaubar groß geworden ist und stark fluktuiert. "Die Mitglieder kaufen wie gewöhnlich ein, zahlen daneben einen Mitgliedsbeitrag und können sich in grundlegenden Entscheidungen miteinbringen. Die Beiträge werden mit den Raummieten und sonstigen anfallenden Kosten, wie Strom und auch Löhnen für Angestellte, verrechnet. Ein kleiner Personenkreis kümmert sich um den Kernbereich der Food-Coop, also u.a. Bestellungen, Verkauf und Verwaltung. Der Unterschied zu klassischen Einkaufsläden besteht darin, dass das unternehmerische Risiko aufgeteilt, umsatzunabhängiges Wirtschaften gefördert wird und prinzipiell jedes Mitglied sich "hinter der Ladentheke" engagieren kann. Für viele Menschen mit zeitintensiver Arbeitswoche bildet die Freistellung von Arbeiten im Mitgliederladen die einzige 7 Möglichkeit, an einer Food-Coop teilzuhaben."

2.3.4 Erzeuger-Verbraucher-Gemeinschaften

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Vgl. Sense.Lab. e.V., Fair-Bio-Selbstbestimmt, 2009, S.21

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Die Erzeuger-Verbraucher-Gemeinschaft ist ein Zusammenschluss, in dem der Erzeuger, z.B. ein regionaler Bauer, nach Absprache direkt für die Bedürfnisse der Food-Coops produziert. Es entsteht hier eine (möglichst) langfristige Beziehung zwischen diesen beiden Wirtschaftssubjekten, wodurch der Erzeuger eine Absatzplanung für seine Güter durchführen kann und somit Planungssicherheit erhält und die Verbraucher durch Umgehung der Zwischenhändler und Vermarktungskosten einen günstigeren Endpreis erhalten. Zudem kann der Verbraucher direkt und aktiv Einfluss auf die zu produzierenden Güter nehmen.

2.4 Geografische Lage des Rhein-Sieg Kreis und seinen Nachbarkreisen Der Rhein-Sieg-Kreis ist bevölkerungsmäßig nach der Region Hannover und dem Kreis Recklinghausen der drittgrößte deutsche Landkreis. Er umgibt die kreisfreie Bundesstadt Bonn fast vollständig und bildet mit ihr zusammen die Region Bonn/Rhein-Sieg. Der Rhein-Sieg-Kreis wird vom Rhein geteilt. Der Rhein-Sieg-Kreis grenzt im Norden an die kreisfreie Stadt Köln und an den Rheinisch-Bergischen Kreis, im Osten an den Oberbergischen Kreis, im Süden an die rheinland-pfälzischen Landkreise Altenkirchen (Westerwald), Neuwied und Ahrweiler, im Westen an den Kreis Euskirchen und im Nordwesten an den Rhein-Erft-Kreis.8

3. Voraussetzungen und Ziele zur Gründung einer Food-Coop im Raum Rhein-Sieg 3.1 Mögliche Ziele einer Food-Coop Die persönlichen Ziele zur Teilnahme an einem gemeinschaftlichen Projekt wie das einer Food-Coop könne unterschiedliche Ausprägungen haben. Es kann sich um soziale, ökologische oder auch rein ökonomische Ziele handeln. Meist jedoch ist es eine Mischform von allen drei Ausrichtungen, wobei zumeist eine Ausprägung verstärkt vorhanden ist.

3.1.1. Methodische Grundlage des beschriebenen Zielsystem Es soll an dieser Stelle nicht zu einer Auflistung aller möglichen individuelle Zielformulierungen kommen. Jedoch wird ein Ergebnis aus der bereits oben zitierten Studie "Konsumgenossenschaften und Food-Cooperatives: Ein Vergleich der Enstehungsbedingungen und Verbraucherselbstorganisationen" von Jutta Jösch aus dem Jahr 1983 zur Zieleingrenzung vorgestellt. Die Autorin hat dazu zwei separate Food-Coops aus dem deutschen Raum untersucht. Mangels wissenschaftlicher Literatur hat sie durch ein geführtes Gespräch (Einzelinterviews) mit den jeweiligen Personenkreis, bei denen es sich teilweise um Gründer der Food-Coops sowie nachher hinzugestoßene Mitglieder handelte, Informationen gesammelt.

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http://www.rhein-sieg-kreis.de/cms100/buergerservice/rhein-sieg-kreis/geographie/ 29.01.2014

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"Diese Gesprächspartner wurden während der Öffnungszeiten der food-coops, ohne eine bewußte Auswahl zu treffen, um ein Interview gebeten. Da es sich bei den zu befragenden Personenkreisen um relativ homogene Gruppen mit ähnlichen Interessen handelte, war bereits nach den ersten 25 Interviews eine starke inhaltliche Übereinstimmung der Antworten festzustellen. Nachdem sich in weiteren Gesprächen keine zusätzlichen Aspekte mehr ergaben, wurde die Befragungsaktion nach insgesamt 35 Interviews abgeschlossen, was 26% der gesamten Mitglieder entsprach. Unter den 9 Befragten befanden sich jeweils vier Initiatoren der food-coops a und b."

3.1.2. Das Zielsystem der untersuchten food-coops Die aus der Studie resultierenden Ziele werden hier nun aufgeführt, mit dem Hinweis der Autorin, dass "weder alle Ziele von allen Befragten genannt, noch die Beziehungen zwischen den einzelnen Zielebenen von allen Interviewpartnern hergestellt wurde. Dennoch handelt es sich keineswegs um Einzelmeinungen. In die 10 Darstellung gingen nur Antworten ein, die mindestens 30% der Befragten genannt hatten. " Sie dienen als

Anhalt und Orientierung bei der eigenen Motivation zum Gründen einer Food-Coop.

3.1.2.1. Übergeordnete Zielsetzung: Lösung bestehender gesellschaftlicher Probleme Die Gründe dafür, dass eigene Konsumverhalten zu hinterfragen, sind vielfältig. In den letzten Jahrzehnten ist eine Kultur des stetigen Wachstums und der fast grenzenlosen Verbrauchs der natürlichen Ressourcen zum Dogma unserer Wirtschaft geworden. Wohlstand kann es nur noch mit Wachstum geben. Aber wo führt das hin? Wir konsumieren Lebensmittel, die in Ländern unter teils unmenschlichen Arbeitsbedingungen für den Export produziert wurden, nur damit diese uns zur Verfügung stehen. Die Produzenten sind gigantische Konzerne wie z.B. Monsanto, die nahezu die gesamte Wertschöpfungskette von Lebensmitteln, vom Saatgut über den Anbau hin zur Weiterverarbeitung kontrollieren. Den Arbeitern bleibt oft keine Möglichkeit, sich mit den erwirtschafteten Geld eine eigene, selbstbestimmte Zukunft aufzubauen. Anstatt Ihre Kinder die Schule besuchen zu lassen, um in die Bildung zu investieren, müssen sie ihren Eltern auf dem Feld helfen, weil deren Einkommen oft nicht ausreicht, die Familie zu ernähren. Mit unserem Konsumverhalten unterstützen wir diese Produktionsverfahren und Arbeitsbedingungen.11 Nach Angaben der FAO, der Food and Agriculture Organization of the Untited Nations in Ihrem jährlich erscheinenden Welthungerbericht leiden rund 852 Millionen Menschen unter Hunger, das sind rund 14,2% der Bevölkerung in den betroffenen Ländern. Rund 1,2 Milliarden Menschen leiden unter Mangelernährung, vor allem Kinder. Das führt dazu, das sich bei Kindern langfristige Schäden, z.B. bei der Entwicklung des Gehirns, enstehen können. Demgegenüber steht eine andere, noch größere Zahl. Rund 1,5 Milliarden Menschen, überwiegend in den Industrienationen, leiden unter Adipositas - Fettleibigkeit12. Ob nun Hunger, Mangelernährung oder Fettleibigkeit, bei einer Anzahl von ca. 7,2 Milliarden13 Menschen auf der Welt liegt der Anteil von Menschen mit

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Jösch, J.; Konsumgenossenschaften und food-cooperatives, 1983, S. 11 Jösch, J.; Konsumgenossenschaften und food-cooperatives, 1983, S. 33 11 Vgl. Le Monde diplomatique, Atlas der Globalisierung, 2009 12 Vgl. FAO, Statistical Yearbook 2013 World food and agriculture, 2013 13 http://www.weltbevoelkerung.de/meta/whats-your-number.html 30.01.2014 10

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Ernährungsproblemen bei knapp der Hälfte. Oder anderes gesagt: Jeder 2. Mensch der Welt ist betroffen.

3.1.2.2. Oberziel: "Anders leben" Eine umfassende Eingrenzung geschweige denn Definition von "anders leben" kann hier nicht gegeben werden. Jedoch wurde in der Befragung der Mitglieder der Food-Coop übereinstimmend klar, dass viele sich "eine Wirtschaftsordnung vorstellen, die den Menschen in den Mittelpunkt ihrer Bemühung stellt und seine Bedürfnisse nicht ökonomischen Bedürfnissen unterzuordnen sei." 14 Darunter zählen z.B. der Verzicht oder die Reduzierung von Konsumverhalten, welches durch Werbung hervorgerufen wird und zur Befriedigung von künstlich erzeugten Bedürfnissen dient. Ebenfalls zählen dazu Produktionsverfahren von Lebensmitteln und anderen Gütern, die an Maßstäben zum Schutze von Mensch, Natur und Umwelt, und nicht an ökonomischen Faktoren ausgerichtet sind. Insbesondere ist dabei Wert auf die Situation von Südstaaten zu legen, deren Arbeitsbedingungen, die den Menschen dort Entfaltungsmöglichkeiten gewähren und Ihnen die Möglichkeit geben soll, auch von Ihrer Arbeit leben zu können, mit Rücksicht auf ihre Sicherheit und Gesundheit. Eine gerechtere Verteilung der Erzeugnisse, vor allem im Bereich Lebensmittel und Energie, sollen das derzeitige Ungleichgewicht zwischen Nord- und Südstaaten ausgleichen. Ein weiterer Aspekt ist die Bildung einer humaneren Gesellschaft. Dadurch, dass Produktion und Beschaffung wieder in einen kleineren Rahmen mit regionalen Kontext gebracht werden, sollen zwischenmenschliche Distanzen abgebaut werden. Ziel ist es, wieder in Kontakt mit Menschen zu kommen, weg von der "Ellenbogengesellschaft" und dem Konkurrenzverhalten, hin zu einem konsensgeführten Prozess, der ein "Empowerment", eine Befähigung zu eigenem verantwortungsvollen Handeln, welches zu einem harmonicheren Gemeinschaftsleben führen soll. Durch eine Verkleinerung der Produktions- und Beschaffungsprozesse erhält man nun mehr Mitbestimmungs- und Einflussmöglichkeiten.

3.1.2.3. Unterziele

1. Verbesserung der Bedarfsdeckung Das wesentliche Ziel einer Food-Coop ist es, qualitativ hochwertige Lebensmittel zu beschaffen. Dabei sind im Schwerpunkt regionale Lebensmittel, oder bei Nahrungsmitteln wie Südfrüchten aus Übersee, aus biologischen Anbau gewünscht. Ziel ist es oft, diese Lebensmittel zu einem günstigeren Preis als im Einzelhandel zu beschaffen. Die oben beschriebenen Lebensmittel weisen aber nicht nur den biologischen Anbau als Gemeinsamkeit auf, sondern sollen oft auch die in Punkt 3.1.2.2. "Anders leben" beschriebene Kriterien erfüllen. So ist anzustreben, Nahrungsmittel aus regionalem Anbau zu beschaffen, um a.)

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die Transportwege und damit den Energie- und Co2-Einsatz zu reduzieren und b.) die heimische Wirtschaft, besonders die kleineren Betrieben, zu stärken. Produkte können in Ihren Preisen auch die Kosten der externen Effekte beinhalten. Dies kann z.B. durch einen Preisaufschlag bei Beschaffung von Übersee-Produkten geschehen, die mit ihrem Kauf die Arbeit von Kleinbauernverbänden und anderen genossenschaftlichen Kooperativen dafür sorgen, dass Bauern und Arbeiter in den Südstaaten gerechte Löhne ausgezahlt bekommen und somit wirtschaftlich unabhängiger von Konzernen werden. "Die gewünschten Produkte werden von konventionellen Läden - falls sie überhaupt Bestandteil des Sortiments sind - nur sehr teuer angeboten. Die finanzielle Belastung, die dadurch ensteht, ist für viele Verbraucher nicht tragbar. Ein zentrales Anliegen besteht deshalb für alle Interviewten beider Initiativen darin, ein preisgünstiges Angebot zu schaffen, um damit jedem Verbraucher die 15 Chance zu geben, sich gesund zu ernähren. "

Ein weiterer Punkt ist die Partizipation der Mitglieder einer Food-Coop beim Beschaffungsprozess. Ist eine Person beim Einkauf im Einzelhandel mit dem Problem konfrontiert, auf das (oftmals reichhaltige, aber doch fremdbestimmten) vorbestimmte Angebot zurückzugreifen, können Mitglieder einer Food-Coop aktiv bei der Beschaffung mitwirken. In ländlichen Regionen, in denen die Versorgung von Lebensmitteln nicht so konzentriert ist wie in Ballungsgebieten, kann dieser Punkt ein wesentlicher Ausschlag zur Gründung einer Food-Coop sein und so das Machtverhältnis von Angebot und Nachfrage vorteilhaft zugunsten der Nachfrager verändern.

2. Austausch und Vermittlung von Wissen Die Food-Coop kann und soll nicht nur als Mittel zum Zwecke der preisgünstigeren Lebensmittelbeschaffung gesehen werden, sondern vielmehr als Wissenzentrum, in dem der Austausch und die Vermittlung von Wissen im Vordergrund steht. Themen wie Ernährungspolitik und deren Auswirkungen auf den Welthunger, die kritsche Hinterfragung des eigenen Konsum - bzw. des eigenen Ernährungsverhaltens sowie der Austausch von Ideen zu alternativen Lebensformen und Modellen stehen dabei im Mittelpunkt. Dies kann durch Gespräche, Vorträge, Diskussionen oder gemeinsamen Veranstaltungen geschehen und sollte nicht auf den Personenkreis alleine beschränkt, sondern vielmehr auch für Außenstehende zugänglich sein.

3. Gemeinschaft und Geselligkeit "Mit Ausnahme von drei Interviewpartnern kommen alle Mitglieder unter anderem deshalb in die 16 coop, weil sie hoffen, in ihr Gemeinschaft und Geselligkeit mit anderen Menschen zu finden."

Zum Zeitpunkt der Studie waren die modernen Kommunikationsmittel nicht so weit vorangeschritten, wie sie es heutzutage sind. Das Internet, virtuelle soziale Netzwerke und ähnliches, die uns heute den gesellschaftlichen Zugang (zumindest virtuell) erleichtern, waren nicht vorhanden 15 16

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bzw. nur schwer und mit hohen Kosten verbundenen Aufwand möglich. Jedoch ist damals wie auch heute die lebendige Gemeinschaft, der persönliche Kontakt, ein Bedürfnis der meisten Menschen. Durch das Gründen einer Food-Coop kann diesem Bedürfnis eine sinnvolle Erfüllung gegeben werden. Das persönliche Gespräch bei den Mitglieder-Versammlungen kann das anonyme heutige Einkaufsverhalten im Online-Bereich oder im Supermarkt ersetzen. Der Zusammenschluss zu einer Gemeinschaft mit gleichen Interessen kann mehr sein, als nur das gemeinsame Abstimmen über Organisationsprozesse. Es kann zur Bildung einer aktiven Gemeinschaft führen, die darüberhinaus auch andere Aktivitäten durchführt, was wiederum zum Aufbau menschlicher Nähe führt und dadurch Menschen, die den Anschluss an die Gesellschaft verloren haben, wieder in diese integrieren kann. Es kann Menschen verschiedenener sozialer Herkunft miteinander verbinden. Um den Charakter der "Geselligkeit" zu erhalten, haben sich in der Studie auch die Mehrzahl dafür ausgesprochen, den Zutritt der Mitglieder zu beschränken, damit der Personenkreis irgendwann nicht zu hoch wird. Dies wiederspricht aber nicht dem Prinzip der Offenheit, da neuen Food-Coops "Starthilfe" gegeben wird. 17

4. Gegenseitige Hilfe zur Weiterentwicklung der eigenen Persönlichkeit "Die Mehrzahl der Mitglieder hat den Anspruch, neue Lebensformen nicht nur theoretisch zu entwickeln, sondern diese auch in der Praxis umzusetzen. Um dies zu ermöglichen, ist es nach Ansicht der Befragten zunächst notwendig, das weitverbreitete "Konsumverhalten" abzubauen. Mit diesen Begriff bezeichnen die Gesprächspartner passive Verhaltensweisen, die geprägt sind vom Reagieren. Sie wollen im Gegensatz dazu agieren, wollen sich die Bedingungen (...) Ihres Lebens bewußt selbst gestalten. In der coop sind mehrere Ansatzpunkte gegeben, die die Chance 18 bieten, dieses Agieren zu lernen."

Einer der größten Chance innerhalb einer Gemeinschaft, die sich den Zielen einer Food-Coop verschrieben haben, besteht in der Möglichkeit, alternative Lebensweisen im Verband auszuprobieren und sich dabei gegenseitig zu unterstützen. Dies kann durch Wissensaustausch geschehen, aber auch mit einem Zusammenschluss mehrerer Individuen innerhalb der Food-Coop, aus denen darüber hinaus weitere Arten von Gemeinschaften entstehen können..

3.2 Voraussetzungen zur Gründung einer Food-Coops In diesem Beispiel soll lediglich eine mögliche Form der Food-Coops skizziert werden. Dabei wird sich an der kleinsten Form der Food-Coop, der Bestellgemeinschaft, orientiert, da davon ausgegangen wird, dass, wenn sich eine Food-Coop im Rhein-Sieg-Kreis nachhaltig etablieren soll, diese "gesund" wachsen muss. Das bedeutet, das jegliche Rahmenbedingungen der Organisation, von der Mitgliederfindung über die Gestaltung des Plenums hin zur Definition der gemeinschaftlichen Ziele und der Arbeitsprozesse, bis zur Gründung Zeit benötigen wird.

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Vgl. Jösch, J.; Konsumgenossenschaften und food-cooperatives, 1983, S. 37 Jösch, J.; Konsumgenossenschaften und food-cooperatives, 1983, S. 39

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Darüber hinaus muss im Anschluss an den Start einer Food-Coop über Maßnahmen nachgedacht werden, ob und wenn ja, wie es zu einem weiteren nachhaltigen Wachstum der Coop kommen kann, ohne dass die Mitglieder den Anschluss an das Projekt und vor allem die Motivation verlieren. Neue Wege müssen erst gelernt und Erfahrungen gesammelt werden, bevor man mit der Vergrößerung einer Food-Coop beginnt.

3.2.1 Partizipation der Mitglieder Zu Beginn muss sich eine Gruppe von Interessierten finden, die sich zunächst grundsätzlichen Fragen stellen muss. Diese sind unterschiedlicher Natur, befassen sich aber im Grundsatz mit der Eigenmotivation der Teilnehmer und deren persönliche Präferenzen an Nahrungsmitteln sowie grundsätzliche Organisationsfragen und Zielvorstellungen aller Mitglieder und den daraus resultierenden notwendigen Voraussetzungen und Zielen zur Gründung einer Food-Coop. Wenn sich die Gruppe gefunden hat, sollte zuerst eine Form der Partizipation festgelegt werden. Empfehlenswert ist ein Plenum, welches in regelmäßigen Abständen zusammenkommt und organisatorische Punkte gemeinsam entscheidet. Dabei sollte jeder gleichberechtigt sein und eine Stimme haben. Es sollte vor einem Treffen eine Agenda festgelegt werden, damit bereits im Vorfeld Klarheit über die zu sprechenden Themen herrscht und sich Teilnehmer auch im Vorfeld durch das Sammeln von Informationen eine Meinung bilden können, die sie nachher auch im Plenum vertreten können. Zudem sollten Entscheidungen protokolliert werden, damit Personen, die nicht am Treffen teilnehmen konnten, über deren Verlauf und dessen Inhalt sich informieren können. Da manche Personen extrovertierter sind als andere, sollte ab einer bestimmten Personenzahl über ein Moderationsverfahren nachgedacht werden, um wirklich alle Stimmen zu einem Thema zu hören und nicht nur Stimmen von einigen wenigen. Grundsätzlich muss über eine allgemein akzeptierte Regelung zur Durchführung eines Plenums abgestimmt werden.

3.2.2 Räumlichkeiten Der Bedarf an Räumlichkeit orientiert sich an die Art der jeweiligen Food-Coop. Kleine Bestellgemeinschaften von lediglich zwei bis vier Haushalten (oder ggf. mehreren Parteien einer Hausgemeinschaft), die regelmäßig Trockenwaren bestellen, haben einen geringen Platzbedarf als eine Lager-Food-Coop oder gar eine Mitglieder-Food-Coop. Grundsätzlich sollten auch bei der kleinsten Food-Coop eine Räumlichkeit für regelmäßige Treffen des Plenums vorhanden sein, die ausreichend Sitzmöglichkeiten bieten sollte. Zudem sollte ein Abstellplatz für die Waren sowie ein direkter Zugang zur Straße vorhanden sein, um die Lieferungen annehmen und über den jeweiligen Zeitraum lagern und verteilen zu können.

3.2.2.1. Bestell-Food-Coops

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Gehen wir von einer kleinen Hausgemeinschaft aus, die regelmäßig Trockenwaren bestellt, reicht in der Regel der Hausflur als Lagerraum aus, da die Lebensmittel direkt auf die Hausbewohner verteilt werden. Optimal ist es, wenn bei der Lieferung jemand der Food-Coop vor Ort ist, um die Waren anzunehmen und in den Hausflur zu tragen. Ist keiner vor Ort, sollte ein weiterer Abgabeort mit dem Lieferanten vereinbart werden, der a.) wettergeschützt und b.) sicher vor unbefugtem Zugriff durch Dritte ist. Das kann ein Hausflur sein, ein Nachbarhaus oder ein Geschäft. Ist verderbliche oder Kühlware bei der Lieferung, ist ein Kühlschrank empfehlenswert, z.B. in einem für alle zugänglichen Raum. Dort sollte auch ein Mülleimer bzw. ein Mülltrennungssystem vorhanden sein, um beim Auspacken und verteilen der Ware die Abfälle direkt entsorgen zu können. Ein Wasseranschluss mit Waschbecken ist nur nötig, wenn vor dem Verteilen gereinigt werden muss. Treffen des Plenums können in den jeweiligen Wohnungen der Mitglieder, die im Rotationsprinzip ausgewählt werden, abhalten werden. Dies führt auch zu einem engeren Kontakt innerhalb der Hausgemeinschaft. Sollte die Bestell-Food-Coop mehr als eine Hausgemeinschaft umfassen, muss im Plenum entschieden werden, wo Waren angeliefert werden sollen, welche Mitglieder wie Zugang zu den jeweiligen Häusern erhalten und bis wann die jeweiligen Mitglieder ihre Waren abgeholt haben müssen. Es ist dabei empfehlenswert, den jeweiligen Vermieter frühzeitig an Entscheidungen zu beteiligen.

3.2.2.2. Lager-Food-Coops Lager-Food-Coops umfassen in der Regel eine Mitgliederzahl von 30 bis zu 70 Personen. Oft sind die Lagerräume angemietete Räumlichkeiten, wobei sich die Fläche nach Mitgliederzahl und Erfordernissen der Food-Coop abhängt. Sollte dies der Fall sein, muss auf einen guten Zugang von der Straße her geachtet werden, um Lieferanten, auch größere Fahrzeuge, die Anlieferung zu ermöglichen. Zudem sollte von der Stelle der Anlieferung bis zum endgültigen Lagerort eine Ebene vorhanden sein, um die Rollcontainer bzw. mit den Sackkarren die Ware weiterzutransportieren. Der Lagerraum sollte zentral gelegen sein, damit alle Mitglieder einer Food-Coop Ihre Ware dort abholen können, im besten Falle zu Fuß, mit dem Fahrrad oder den öffentlichen Verkehrsmitteln. Ausreichend Parkplätze oder Abstellmöglichkeiten für Fahrräder oder mitgebrachte Transportmaterialien sollte vorhanden sein. Das Lager sollte nicht nur als Lager dienen, sondern auch als Treffpunkt für das Plenum, als Büro für die einzelnen Arbeitsorganisationen, als Verteilstation und ggf. auch als Mitgliederladen. Aus diesem Grund sollte es über einen Wasseranschluss mit einem Waschbecken für Reinigungsarbeiten besitzen, ferner über Strom und, wenn möglich, über Telefon und Internet um z.B. eine feste Erreichbarkeit für Lieferanten zu schaffen. Auch können vom Lager aus die einzelnen Arbeitsgruppen ihre Arbeit verrichten, wie z.B. die Bestell- oder die Finanzgruppe. Eine Kühlmöglichkeit für Frischwaren (in ausreichender Form) sollte vorhanden sein. Da die Lagerräume auch als Treffpunkt fungieren, sollte ausreichend Sitzmöglichkeiten und ggf. eine Kochmöglichkeit vorhanden sein. Platz für Informationsmaterial (z.B. das schwarze Brett), für Arbeitsgeräte und Regale für Ordner gehören auch dazu. Für das Auspacken und Verteilen sollten 14


Arbeitsbereiche mit Flächen geschaffen werden, Regale zum Lagern sollten auch vorhanden sein. Die Stimmung und das Ambiente sollten einladend und angenehm sein. Der Ort wird zum Herzen der Food-Coop und gleichzeitig auch zu ihrem Aushängeschild. Dementsprechend sollte er aufgebaut sein.

3.2.2.3 Mitglieder-Laden / Laden-Food-Coop Ergänzend zu dem Punkt 3.2.2.2 Lager-Food-Coop benötigt der Mitglieder-Laden über einen Verkaufsraum mit Auslagebereich für Frisch- und Trockenwaren, einen Arbeitsbereich für Wage, Zuschnitt / Portionierung und Verpackung sowie Platz für Spüle und Kühlschränke. 19

3.2.3 Rechtliches Die Gründung einer Food-Coop beinhaltet auch einige rechtliche Fragen, die in den folgenden Punkten behandelt werden sollen und keinen Anspruch auf Vollständigkeit haben. Bei jeder Gründung muss im Einzelfall geprüft werden, ob weitere Maßnahmen, die hier noch nicht beschrieben wurden, notwendig sind.

3.2.3.1. Rechtsformen von Food-Coops Die Rechtsform bildet die juristische Hülle der Food-Coop nach außen, also z.B. zu den Lieferanten. Außerdem regelt sie (mehr oder weniger ausgeprägt) die rechtliche Beziehung der Mitglieder untereinander. (...) Eine Food-Coop hat immer eine Rechtsform, ob Sie sich bewusst eine wählen 20 oder nicht.

1. Gesellschaft bürgerliches Recht (GbR) Wird keine Rechtsform für die Food-Coop gewählt, wird sie automatisch zu einer GbR. Sie entsteht automatisch bei einer Verbindung zweier Wirtschaftssubjekte. "In einer GbR sind alle Mitglieder persönlich, d.h. mit Ihrem Privatvermögen, voll haftbar nicht nur für die eigenen Handlungen. Die beteiligten Personen können einen Gesellschaftsvertrag aufsetzen, in dem Sie bestimmte Aspekte näher regeln, z.B. die Frage, was bei Austritt mir investierten Vermögen passiert. Dieser Gesellschaftsvertrag kann jederzeit geändert werden, es reicht die Unterschrift der Beteiligten wichtig ist, die so genannte Fortsetzungsklausel in den Gesellschaftsvertrag aufzunehmen. Diese regelt, dass bei Austritt eines Mitgliedes, die GbR 21 weiterhin besteht - andernfalls erfolgt automatisch die Auflösung."

2. Eingetragener Verein

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Vgl. Sense.Lab. e.V., Fair-Bio-Selbstbestimmt, 2009, S. 36-40 Sense.Lab. e.V., Fair-Bio-Selbstbestimmt, 2009, S. 110ff 21 Sense.Lab. e.V., Fair-Bio-Selbstbestimmt, 2009, S. 110ff 20

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Der eingetragene Verein ist meist der einfachere Weg, eine Food-Coop zu gründen und der GbR aus Gründen der Haftung vorzuziehen. Bei Verbindlichkeiten haftet nämlich nicht jedes einzelne Mitglied mit seinen Privatvermögen, sondern nur der Verein mit seinem Vereinsvermögen. "Der eingetragene Verein ist eine vollwertige juristische Person, er kann also alle geschäftlichen Prozesse abwickeln, die auch ein Mensch durchführen, kann (...). Der Verein kann vor Gericht klagen, aber auch selbst verklagt werden. Voraussetzung für die Gründung ist eine eigene Vereinssatzung und die Wahl eines Vorstandes, der den Verein nach außen vertritt. Anschließend erfolgt die Eintragung in das Vereinsregister des 22 zuständigen Amtsgerichts" .

In einem Verein haben Vorstandsmitglieder durch Ihre Funktion mehr Befugnisse als andere Mitglieder. Um aber einen basisdemokratischen Entscheidungsprozess weiterhin zu gewährleisten, "empfiehlt es sich, die Aufgaben des Vorstandes in der Vereinssatzung genau zu definieren und für Entscheidungsfindungen eine Variante in die Satzung aufzunehmen, die ihrem Ziel nahe kommt und gleichzeitig 23 mit der Struktur vereinbar ist."

3. Genossenschaft Eine Genossenschaft kann mit einem eingetragenen Verein verglichen werden, jedoch ist der personelle und finanzielle Aufwand viel zu hoch und lohnt sich erst ab einer Mitgliederzahl von mehreren Hundert Personen.

3.2.4 Wirtschaftliche Voraussetzungen im Rhein-Sieg Kreis und seinen Nachbarkreisen

3.2.4.1 Angebotsstrukturen von ökologischen Nahrungsmitteln in NRW Die Direktvermarktung von Bio-Lebensmitteln hat in NRW eine lange Tradition und ist in den letzten Jahren weiter ausgebaut worden. Viele Bio-Bauernhöfe verkaufen Ihre selbst erzeugten Produkte in einem Hofladen oder betreiben einen Marktstand. Mittlerweile sind diese Angebote ausgebaut worden und bieten neben den gut sortierten Hofladen, inzwischen eine Vielzahl hochprofessioneller Direkt- Vermarktungsformen und -strukturen an: "vom Gemüse-Abo-Lieferservice bis zum Internet-Shop, vom Marktstand bis zum gut sortierten Hofladen mit einem breiten Naturkostangebot. Insgesamt bieten in 24

NRW über 500 Höfe ihre Erzeugnisse direkt den Verbrauchern an."

22

Sense.Lab. e.V., Fair-Bio-Selbstbestimmt, 2009, S. 112 Sense.Lab. e.V., Fair-Bio-Selbstbestimmt, 2009, S. 113 24 http://www.oekolandbau-nrw.de/bio-in-nrw/direktvermarktung.html 29.01.2014 23

16


1. Formen der Direktvermarktung Die Direktvermarktung der Erzeuger erfolgt meist in verschiedenen Stufen und erreicht unterschiedliche Ausprägungen. Ab-Hof-Verkauf

Hofladen

Wochenmarkt Gemüse selbst ernten

Abokisten

Waren werden direkt auf dem Hof verkauft. Gilt als Einstige in die Direktvermarktung von Lebensmitteln. Strukturen, wie z.B. einen Verkaufsraumbereich sind noch nicht oder nur ansatzweise vorhanden. Waren unterliegen saisonalen Schwankungen. Der Hofladen ist die Erweiterung des Ab-HofVerkauf. Variiert von regelmäßigen Verkauf selbst erzeugter Produkte im eigenen Verkaufsraum am Hof hin zu gut sortierten Hofläden als Außenstelle des Bauernhofes, z.B. im Ballungsgebieten. Das Angebot wird zu einem Wochenmarkt gebracht und dort verkauft. Bei diesem Modell stellt der Bauer ein Teil seiner Anbaufläche zur Nutzung zur Verfügung. Nach Vereinbarung darf dort selber Gemüse gesät, bewirtschaftet und geerntet werden. Lieferservice der Ware an die Haustür. Oft ist der Inhalt der Abokiste fremdbestimmt und orientiert sich an der Saison. Einige Bio-Bauern ermöglichen aber auch über OnlineBestellmöglichkeit die Individualisierung des Inhaltes.

Dabei spielen Angebot der Erzeugnisse, Nachfrage in der Region, Erreichbarkeit des Herstellungsortes und die jeweilige Konkurrenzsituation eine Rolle. Vor allem letzterer Punkt macht den Zusammenschluss eines oder mehrerer Erzeuger mit einer Food-Coop für diese interessant.

"Die meisten Direktvermarkter spüren inzwischen die wachsende Konkurrenz durch neue große Naturkostfachgeschäfte und Bio-Angebot im konventionellen Lebensmitteleinzelhandel. "Um sich in diesen vielfältigen Wettbewerb absetzen zu können, ist es für die Direktvermarkter wesentlich, ihre Kompetenzen deutlich herauszustellen", so der Direktvermarktungsberater Stefan Rettner. "Dabei spielen Faktoren wie das Profil als Erzeuger, die regionale Herkunft und die Grische der Produkte, gegebenenfalls aber auch Kooperationen mit anderen Bio-Betrieben eine wesentliche 25 Rolle.""

25

http://www.oekolandbau.nrw.de/pdf/biomarkt_nrw/BiomarktNRW_direktvermarktung_s95-111.pdf 29.01.2014

17


3.2.4.2 Angebotsstrukturen von ökologischen Nahrungsmitteln im Rhein-Sieg Kreis und Umgebung Die Angebotsstruktur im Allgemeinen ist sehr unübersichtlich, da die Erzeuger teilweise in den unterschiedlichen Dachverbänden Bioland- Verband für organisch-biologischen Landbau e.V., Biokreis e.V., Verband für ökologischen Landbau und gesunde Ernährung, Demeter e.V. und Naturland - Verband für ökologischen Landbau e.V. organisiert sind. Jeder dieser Verbände besitzt einen eigenen Standard, auch wenn diese sich untereinander ähneln. Zudem sind alle unterschiedlich organisiert, was eine Gesamtauflistung der einzelnen Betriebe sehr schwierig macht. Jedoch haben sich diese Organisationen im Januar 2014 zur Landesvereinigung Ökologischer Landbau NRW e.V. zusammengeschlossen, um den Ausbau der ökologischen Landwirtschaft in NRW voranzubringen.26 Die Website "Ökolandbau NRW" bietet einen Einkaufsführer für bio-organische Lebensmittel an, in dem man die Postleihzahl des gesuchten Bereiches sowie die gewünschten Lebensmittel eingegeben werden kann. Es wurden die ersten Ziffern der Postleihzahl "53" eingegeben. Folgende Ergebnisse wurden gefunden: 

  

Insgesamt 105 verschiedene Bio-Erzeuger mit unterschiedlichen Direktvermarktungsund Produktangeboten von Einzelprodukten im Direktverkauf bis hin zum Vollsortiment im Naturkostladen. Davon gab es 22 Anbieter, die eine Abokiste anbieten (Auswahlmöglichkeiten unterschiedliche). Es gab 12 Direktverkaufsangebote, meist Einzelprodukte wie Obst, Gemüse, Fleisch, Eier, Honig und Kräuter oder zwei Anbieter, die über ein Vollsortiment verfügen und 16 Hofläden, die meist über ein Vollsortiment verfügten.27

Zusammenfassend kann man sagen, dass besonders in der Region Rhein-Sieg / Köln-Bonn die Versorgung von Lebensmitteln ökologischem Landbaus sehr gut ist. Im Angebot sind alle tierischen Lebensmittel wie Fleisch- und Wurstprodukte, Käse- und Milchprodukte, Geflügel, Eier und Honig vorhanden sowie Gemüse, Obst, Brot und Backwaren. Man kann die Lebensmittel in unterschiedlichen Vermarktungsalternativen vorfinden. Zusammengenommen kann dies positiv für die Gründung einer Food-Coop sein, da sich bei einem größeren Angebot auch die Angebotsvielfalt und der preisliche Rahmen flexibel zugunsten der Food-Coop verändern läßt.

26

http://www.oekolandbau.nrw.de/aktuelles/aktuelles_2014/quartal_1_2014/pm_gruendungLVOE_24-0114.php 29.01.2014 27 http://www.oekolandbau-nrw.de/oekolebensmittel-nrw/suche.html

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4. Schluss "Yes, we can." Barack Obama, amerikanischer Präsident Ziel dieser Schrift ist es gewesen, dem Leser den Begriff Food-Coop und seine Bedeutung, seinen Nutzen und vor allem seiner Machbarkeit deutlich zu machen. In den konzeptionellen Grundlagen in Kapitel 2 wurden dazu die Begriffe und deren Bedeutung genauer vorgestellt. Die Machbarkeit wurde in Kapitel 3 beschrieben. Es wurde deutlich gemacht, dass es bei der Motivation der Mitglieder einer Food-Coop soziale, ökologische und ökonomische Ziele eine wichtige Rolle spielen. Diese Ziele wurden genauer beschrieben, damit der Leser die Chance hat, sein eigenes, persönliches Ziel besser definieren zu können. Zugleich sollte dargestellt werden, dass es zwar unterschiedliche Unterziele geben mag, diese oft aber unter ein übergeordnetes Ziel gegliedert sind - dem Lösen bestehender gesellschaftlicher Probleme. Um dies zu erreichen kann die Gründung einer Food-Coop ein Teil der Lösung sein. Welche Voraussetzungen zum Gründen einer Gruppe notwendig ist, wurde im weiteren eingehend geklärt. Es wurde deutlich, dass zur genaueren Bestimmung der Art einer Food-Coop und der daraus folgenden Konkretisierung der Arbeitsprozesse ein basisdemokratischer Prozess vorangestellt werden muss. Ein Schwerpunkt der vorgestellten Voraussetzungen war aus diesem Grund die Regelung der Partizipation der Mitglieder und der (mögliche) Ablauf der ersten gemeinschaftlichen Treffen. Notwendigerweise wurden auch die weiteren Vorausetzungen der Gruppe vorgestellt, darunter die Räumlichkeiten und, viel wichtiger zu Beginn der Gründung, die geeignete Rechtsform für die Food-Coop. Zuletzt wurden die wirtschaftlichen Bedingungen des Standortes Rhein-Sieg untersucht, wobei hier nur die Angebotsstruktur von Herstellern von Lebensmitteln aus Ökologischem Landbau vorgestellt wurden. Die Betrachtung ergab, das vor allem im Raum RheinSieg ein breites Angebot von tierischen und pflanzlichen Lebensmitteln vorhanden war, sowie das deren Vermarktung unterschiedliche Auspägungen (Ab-Hof-Verkauf, Hofladen) vorhanden sind. Alle Punkte zusammengenommen lassen es möglich erscheinen, eine Food-Coop zu gründen. Was noch fehlt sind die Menschen, die sich dafür begeistern können und sich engagieren wollen. Menschen, die nicht mehr reagieren, sondern agieren wollen. Es ist möglich, das eigene Konsumverhalten und die Versorgung mit Lebensmittel nicht mehr fremdbestimmt geschehen zu lassen, sondern selber und aktiv zu gestalten.

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Literatur- und Quellenverzeichnis Arbeitsgruppe BIO NRW, http://www.oekolandbau-nrw.de/oekolebensmittel-nrw/suche.html 30.01.2014 Bürgerservice des Rhein-Sieg Kreises, http://www.rhein-sieg-kreis.de/cms100/buergerservice/rheinsieg-kreis/geographie/; 29.01.2014 Department of Environment, Transport and the Regions, Information on regeneration for community organisations (1998) Deutsche Stiftung Weltbevölkerung, http://www.weltbevoelkerung.de/meta/whats-yournumber.html 30.01.2014 FOOD AND AGRICULTURE ORGANIZATION OF THE UNITED NATIONS, Statistical Yearbook 2013 World food and agriculture; Rome 2013 Hasselmann, E. (1964): Und trug hundertfältige Frucht. Ein Jahrhundert konsumgenossenschaftlicher Selbsthilfe in Suttgart; 1964 Jösch, J. (1983): Konsumgenossenschaften und food-cooperatives. Ein Vergleich der Entstehungsbedinungen von Verbraucherselbstorganisationen; Berlin, Duncker und Humblot 1983 Le Monde diplomatique (2009), Atlas der Globalisierung. Sehen und verstehen, was die Welt bewegt; taz Verlags und Vetriebs GmbH Berlin 2009 Sense.Lab e.V. (2009): Fair Bio Selbstbestimmt. Das Handbuch zur Gründung einer Food-Coop; Norderstedt, Books on Demand GmbH; 2009

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