POSITIONSPAPIER D 0879
Umweltfußabdruck / Product Environmental Footprint (PEF): Jetzt richtige Schlussfolgerungen aus den Pilotprojekten ziehen! 29/06/2017
In seinem Positionspapier: „Product Environmental Footprint (PEF) sinnvoll und konsistent gestalten!“ vom 11. Mai 2015 (BDI-Positionspapier D 0689) hat der BDI deutlich gemacht, dass gravierende methodische Mängel zur Berechnung von Environmental Footprints (PEF) bestehen und konkrete Vorschläge zur Verbesserung entwickelt, damit der PEF als multikriterieller lebenszyklusbasierter Ansatz zur Analyse von Umweltauswirkungen von Produkten und Dienstleistungen beitragen kann.
Die immer noch fehlende Festlegung der EU-Kommission hinsichtlich ihrer Absichten bezüglich der zukünftigen Verwendung des PEFs stellt nach wie vor ein ernsthaftes Hindernis zur weiteren Gestaltung der PEF-Methodik dar. Daraus resultiert eine erhebliche Verunsicherung für die Industrie. Mögliche Anwendungsbereiche für den Einsatz des PEF sind die öffentliche Beschaffung, die Verbraucherinformation mit dem Ziel von Produktvergleichen sowie die Identifikation von produktbezogenen umweltrelevanten Hot-Spots.
Viele Industrieunternehmen haben die detaillierte Arbeit der 24 Pilotprojekte mit Experten unterstützt und es wurde ein hoher Aufwand geleistet, um Beiträge zu einer praxisnahen Gestaltung zu leisten. Dabei konnten zum Teil wichtige Kriterien zu den Grundlagen der PEF-Methode wie zum Beispiel wichtige Kriterien zur Belastbarkeit und Repräsentativität von Daten geliefert werden. Eines der wichtigsten Ergebnisse ist aber die Erkenntnis, dass der aktuelle Status der PEF-Methodik und die Qualität der verfügbaren Input-Daten nicht reif für eine breite, routinemäßige Anwendung sind. Denn es ist unklar, inwiefern die Ergebnisse der PEF-Bewertung reale Umweltauswirkungen widerspiegeln.
Franz-Josef von Kempis | Abteilung Umwelt, Technik und Nachhaltigkeit| T: +49 30 2028-1509 | f.kempis@bdi.eu | www.bdi.eu
Umweltfußabdruck/Product Environmental Footprint (PEF): Jetzt richtige Schlussfolgerungen aus den Pilotprojekten ziehen! 29/06/20177
Viele Mängel der PEF-Methodik konnten nach wie vor nicht ausgeräumt werden. Dies gilt insbesondere mit Blick auf die Bestimmung von Benchmarks und die Gewichtung von Wirkungsfaktoren. Eine Gewichtung von Wirkungsfaktoren kann ohnehin nicht allein auf wissenschaftlicher Basis erfolgen sondern setzt politische Wertentscheidungen voraus. Aber auch andere Praktiken wie zum Beispiel die Nutzung von "gewichteten Mittelwerten" zur Berechnung von Emissionen auf Nachkommastellen liefern eher fragliche Ergebnisse. Außerdem ist die Festlegung beziehungsweise Definition von Systemgrenzen bei einigen Pilotprojekten unbefriedigend. Hinzu kommt, dass die fehlende Unterscheidung zwischen Produkten, Nebenprodukten und Abfällen und die Gleichstellung zwischen den beiden ersteren in bestimmten Pilotprojekten eine Diskriminierung der Verwertung von Nebenprodukten bewirkt, die auf Dauer erhebliche negative Konsequenzen für die entsprechende Recyclingindustrie mit sich führen kann.
Es bestehen mithin Zweifel, ob die EU-Kommission mit dem derzeitigen PEFAnsatz einen konsistenten und sinnvoll umsetzbaren Mehrwert im Vergleich zu den bestehenden und etablierten Instrumenten der umweltbezogenen Produktbewertung (wie zum Beispiel den Umweltdeklarationen im Bausektor) erreichen kann.
Eine einheitliche Gewichtung von Wirkungskategorien ist nur sinnvoll, wenn sie gemäß ihrer jeweiligen Relevanz für die jeweiligen Produktgruppen angewendet wird. In diesem Sinne sollten die Ergebnisse der PEF-Pilotprojekte unter Mitwirkung der Industrie wissenschaftlich weiterentwickelt und gegebenenfalls in die ISO-Normung eingebracht werden. Hierbei müssen aber auch die Grenzen der PEF-Methodik klar analysiert und dargestellt werden, was die bisher fehlende Definition von Ziel und Zweck des Projekts miteinbeziehen muss.
Impressum Bundesverband der Deutschen Industrie e.V. (BDI) Breite Straße 29, 10178 Berlin www.bdi.eu T: +49 30 2028-0 Redaktion Franz-Josef von Kempis T: +49 30 2028-1509 v.kempis@bdi.eu
2