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Auswirkungen in einzelnen Industriebranchen
Branchenspezifische Engpässe*
Automobilindustrie Elektriche Ausrüstung Kunststoffe und Plastik Computer, Elektronik und Optik Maschinen und Ausrüstung Verarbeitete Metalle Möbelindustrie Verarbeitendes Gewerbe Chemieindustrie Papier und -produkte Metallerzeugnisse Textilindustrie Baugewerbe Nahrung undGetränke
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*Anteil der Nennungen in Prozent in den jeweiligen Branchen Quelle: OECD Q3 2021 Durchschnitt 2015-2019
Die angebotsseitigen Engpässe tragen wesentlich dazu bei, dass Produktion und Auftragseingänge auseinanderklaffen. Während sich die Entwicklung der Auftragslage im laufenden Jahr als gut bis sehr gut herausstellt, ist die Produktion des Verarbeitenden Gewerbes seit dem zweiten Quartal rückläufig.
Würden die Engpässe auf der Angebotsseite nicht bestehen, läge die Produktion des Verarbeitenden Gewerbes – laut Ifo (2021a) – und IW-Schätzungen – vermutlich in einer Größenordnung
von sieben bis etwa zehn Prozent über ihrem aktuellen Niveau. Gemäß IW-Studie haben über 50 Prozent der befragten Unternehmen Produktionsausfälle von bis zu zehn Prozent zu verzeichnen, während knapp ein Viertel mit Ausfällen von über zehn Prozent konfrontiert ist.
Auswirkungen in einzelnen Industriebranchen
Laut einer Umfrage des ZVEI zu Liefer- und Materialengpässen vom November 2021 haben sich die Engpässe in der Elektroindustrie in den letzten drei Monaten bei 46 Prozent der befragten Unternehmen verschärft und bei weiteren 29 Prozent sogar deutlich verschärft. Der Umsatz hätte – nach Schätzung der Unternehmen – in diesem Jahr ohne Knappheiten und Logistikprobleme um bis zu zehn Prozent höher ausfallen können. Zuletzt hat sich die Lage sogar noch verschärft. Derweil ist ein rasches Ende der Knappheiten nicht in Sicht: Rund die Hälfte der Unternehmen erwartet, dass die aktuelle Situation noch bis Mitte des nächsten Jahres anhalten wird. Die andere Hälfte geht davon aus, dass die Lage auch darüber hinaus angespannt bleibt. Aktuell hinkt die Produktion der Entwicklung bei den Auftragseingängen deutlich hinterher. Gut die Hälfte der befragten Unternehmen nimmt wahr, dass die Kunden bei ihren Bestellungen überzeichnen. Bei einem Sechstel sogar in hohem Maße. Aber auch die befragten Unternehmen ordern inzwischen selbst mehr als sie benötigen, bei knapp einem Fünftel geschieht dies sogar im hohen Maße. Unter Problemen in den Lieferketten und in der Logistik leidet auch das Chemiegeschäft. Laut einer Umfrage des VCI sind nahezu alle Unternehmen hiervon betroffen, weit über die Hälfte davon sogar schwer. Aufgrund der Engpässe waren mehr als ein Drittel der Unternehmen gezwungen, ihre Produktion zu drosseln. Zehn Prozent der Unternehmen haben ihre Anlagen sogar ganz stilllegen müssen. Vor allem auf die Auftragsbearbeitung wirken sich die Engpässe aus. 70 Prozent der befragten Unternehmen können ihre Aufträge nur verzögert abarbeiten, 40 Prozent können die Aufträge gar nicht erfüllen. Eine schnelle Lösung der Lieferkettenproblematik ist in der Branche nicht in Sicht. Nur elf
Prozent erwarten eine deutliche Entspannung der Lage im ersten Quartal. 83 Prozent der befragten Unternehmen sehen dies erst im Sommer 2022 oder noch später. Laut Gießerei-Industrie lassen sich Dauer der Einschränkungen schwierig bis unmöglich prognostizieren. Auf breiter Front gibt es nach wie vor Lieferengpässe, auch für geringwertigere Güter. Bei einzelnen Materialien (siehe Magnesium) scheint sich die Situation etwas zu entspannen, aber ob das von Dauer ist, weiß keiner. Bei der Schrottversorgung besteht eine strukturelle Veränderung auf der Nachfragerseite. Je mehr Stahlwerke aus Umweltgründen von dem Hochofen (Schrotteinsatz ca. 10-20 Prozent) auf den Elektroofen (Schrotteinsatz 100 Prozent) umstellen, desto größer wird die Nachfrage nach Schrotten. Aus metallurgischen Gründen fragen die Stahlwerke zudem zunehmend höherwertigen Schrott nach. Letztendlich hängen die Gießereien als Zulieferer an den Kunden mit deren Lieferkettenproblemen in anderen Feldern wie den Halbleitern, und müssen das ausbaden. Die Prognose, wann sich der Halbleiterengpass entspannt, ist schwierig. Es dürfte erste Entspannungseffekte im ersten Halbjahr 2022 geben können. Normalisierung eher im Jahr 2023. Laut einer Blitzumfrage bei einem Unterverband vom Wirtschaftsverband Stahl- und Metallverarbeitung rechnen 18 ¾ Prozent der Befragten mit einer merklichen Entspannung im zweiten Quartal 2022, 37 ½ Prozent im dritten Quartal 2022, 18 ¾ Prozent im vierten Quartal 2022 und 25 Prozent nicht vor Ende 2022.
Der Verband der Automobilindustrie hat zwar keine eigenen Umfragen durchgeführt, sieht aber den Tiefpunkt beim Halbleiterengpass im dritten Quartal 2021. Mit Blick auf die Produktionszahlen von Oktober und November deutet der Produktionsverlauf eine langsame Verbesserung der Lage an. Die Lieferengpässe bei Halbleitern werden nach Einschätzung des VDA das ganze Jahr 2022 anhalten und frühestens 2023 auslaufen. In Deutschland wirken sich die bestehenden Engpässe in der Automobilindustrie im internationalen Vergleich besonders stark auf das BIP aus. Laut OECD (2021) wird das BIP im Jahr 2021 alleine dadurch um etwa 1,5 Prozent gedämpft.
Auch der Maschinenbau ist – laut jüngsten Umfrageergebnissen des VDMA – erheblich von Lieferkettenproblemen betroffen. Über 80 Prozent der befragten Unternehmen berichten von merklichen oder gravierenden Beeinträchtigungen durch die bestehenden Engpässe. Als besonders
BIP* -Effekt bestehender Knappheiten in der Automobilindustrie für ausgewählte Länder
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-0,5
-1,0
-1,5
-2,0
*in Prozent des jeweiligen BIP im Jahr 2021 Quelle: OECD