Industriebericht: Industrieproduktion und Handel nach Branchen

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INDUSTRIEPOLITIK DOSSIER

Industriebericht

Industrieproduktion und Handel nach Branchen

▪ Wir rechnen in diesem Jahr mit einem Anstieg der Produktion im Verarbeitenden Gewerbe in Deutschland um ein Prozent. Der Auftragsvorlauf in der Industrie reicht noch weit bis in die zweite Jahreshälfte. Gleichzeitig lösen sich die Lieferengpässe langsam auf.

▪ Heterogene Entwicklung im Verarbeitenden Gewerbe der Europäischen Union: während Pharmageschäft und Elektroindustrie gut laufen, fahren energieintensive Branchen ihre Kapazitäten runter.

▪ Im Jahr 2023 dürften die deutschen Exporte nach unseren Einschätzungen in realer Rechnung um insgesamt zwei Prozent zulegen. Die Ausfuhren in die USA dürften weiter steigen. Mit der wirtschaftlichen Erholung in China wird auch das Asiengeschäft wieder besser laufen.

▪ Wir rechnen im Jahr 2023 mit einem Anstieg des Welthandels um 2,5 Prozent (nach 5,5 Prozent im Jahr 2022). Die Warenexporte aus den entwickelten Volkswirtschaften dürften dabei deutlich langsamer steigen als die aus den Schwellenländern.

April 2023
Industriebericht | Industrieproduktion und Handel nach Branchen 17/04/2023 2 Inhaltsverzeichnis Industrieproduktion weltweit .............................................................................................................3 Entwickelte Volkswirtschaften 4 Schwellenländer 5 Vereinigte Staaten: Keine Wachstumsperspektive im Jahr 2023 ......................................................... 6 China 7 Japan: Elektroindustrie schwach, Fahrzeugbau tritt auf der Stelle 8 Südkorea: Industriekonjunktur verliert zum Jahresende an Schwung.................................................. 9 Vereinigtes Königreich 10 Europäische Union 11 Deutschland......................................................................................................................................... 12 Frankreich 13 Italien 14 Spanien ............................................................................................................................................... 15 Welthandel 16 Entwicklung der deutschen Exporte 18 Industriebranchen in Deutschland..................................................................................................19 Automobilindustrie: Produktion setzt Erholungskurs fort 19 Bauindustrie: Schwieriges Baujahr 2023 zu erwarten ........................................................................ 20 Baustoff-Steine-Erden-Industrie: Schwache Baukonjunktur lässt Produktion deutlich sinken 21 Chemie- und Pharmaindustrie: Geschäfte bleiben schwierig 22 Deutsche Elektro- und Digitalindustrie profitiert weiter von Elektrifizierung und Digitalisierung......... 23 Digitalbranche: ITK-Unternehmen zeigen sich weitgehend krisenfest 24 Gießerei-Industrie: Gemischtes Bild im Frühjahr 2023 24 Keramische Industrie........................................................................................................................... 25 Luftverkehrswirtschaft 26 Maschinenbau: Engpasssituation entschärft sich 28 Nichteisen-Metallindustrie ................................................................................................................... 29 Papierindustrie 30 Pharmaindustrie: Impfschub lässt nach, schlechtere Rahmenbedingungen dämpfen 31 Stahl- und Metallverarbeitung: Produktion im Jahr 2022 um 0,3 Prozent gesunken.......................... 32 Textil- und Modeindustrie 33 Impressum 34

Industrieproduktion weltweit

Die globale Industrieproduktion ist nach Angaben des Netherlands Bureau for Economic Policy Analysis (CPB) im Jahr 2022 um drei Prozent gestiegen. Der Produktionsanstieg war damit sogar etwas höher als im Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre (plus 2,8 Prozent). Nach dem kräftigen Produktionsplus im ersten Quartal 2022 gingen die Aktivitäten nach Ausbruch des Krieges in der Ukraine im zweiten Quartal etwas zurück. Zum Jahresende hat die weltweite Industriekonjunktur erneut an Schwung verloren.

In den Schwellenländern stieg die Industrieproduktion im Jahr 2022 um 3,8 Prozent im Vorjahresvergleich und damit etwas geringer als im Schnitt der vergangenen zehn Jahre (plus 4,2 Prozent). Nach dem starken Jahresauftakt dürften Lieferengpässe und Logistikprobleme die Industrieproduktion in den Schwellenländern in den Sommermonaten deutlich beeinträchtigt haben, so dass der Ausstoß sich im zweiten Quartal 2022 mit minus 2,9 Prozent deutlich verminderte. Im dritten Quartal konnte die Industriekonjunktur wieder etwas Tritt fassen. Zum Jahresende gerieten die Aktivitäten jedoch wieder ins Stocken.

Auch in den entwickelten Volkswirtschaften stieg die Industrieproduktion zum Jahresbeginn 2022 kräftig. Über das Sommerhalbjahr gab es eine Seitwärtsbewegung, bevor im vierten Quartal die Aktivitäten im Vergleich zum Vorzeitraum nachließen. Insgesamt legte die Industrieproduktion im Jahr 2022 um 2,2 Prozent im Jahresvergleich zu, und damit etwas stärker als im Durchschnitt der vorherigen zehn Jahre (plus 1,6 Prozent).

Welt: Industrieproduktion*, Einkaufsmanagerindex

Volkswirtschaften

saisonbereinigt (linke Achse)

*Produktionsindex: 2-Monatsdurchschnitt, kalender- und saisonbereinigt in Prozent zum Vorjahr

Quellen: Macrobond, Netherlands Bureau for Economic Policy Analysis, eigene Berechnungen

Zu Beginn des ersten Quartals 2023 ist die weltweite Industrieproduktion im Vorquartalsvergleich um 1,4 Prozent zurückgegangen. Ursache hierfür war vor allem die gesunkene Produktion in den entwickelten Volkswirtschaften. In den Schwellenländern legte die Industrieproduktion zu Jahresbeginn zu.

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Einkaufsmanagerindex

Der Einkaufsmanagerindex für die Industrie weltweit hat sich zwar seit dem Jahreswechsel etwas erholt, lag aber bis einschließlich März unterhalb der Schwelle zum Expansionsbereich. Die Aussichten für den weiteren Jahresverlauf sind aufgrund der unsicheren weltpolitischen Lage eher mäßig. Für das gesamte Jahr erwarten wir nur einen geringen Anstieg der weltweiten Industrieproduktion um 0,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Entwickelte Volkswirtschaften

In den entwickelten Volkswirtschaften war die Industrieproduktion des Jahres 2022 erstmals höher als im Vor-Corona Jahr 2019. Grund hierfür war vor allem der stark gestiegene Ausstoß in der Gruppe der sonstigen entwickelten Volkswirtschaften. Hier expandierte die Industrieproduktion im vergangenen Jahr um vier Prozent. Damit war die Industrieproduktion in dieser Ländergruppe über acht Prozent höher als vor Ausbruch der Pandemie. Die Industrien in den entwickelten asiatischen Staaten ohne Japan weiteten ihre Produktion im gleichen Zeitraum zwar nur um 1,5 Prozent aus, übertrafen damit aber im dritten Jahr nach Ausbruch der Pandemie das Vorkrisen-Niveau um 14,3 Prozent. Während die Industrie im Vereinigten Königreich und in Japan noch Rückstände von 8,1 Prozent bzw. 5,2 Prozent aufzuholen haben, stieg die Produktion in der US-Industrie im Jahresvergleich um 3,8 Prozent und übertraf damit das Vorkrisenniveau um 1,3 Prozent.

Entwickelte Volkswirtschaften: Industrieproduktion*, Einkaufsmanagerindex

entw. Volkswirtschaften

Einkaufsmanagerindex saisonbereinigt (linke Achse)

*Produktionsindex: 2-Monatsdurchschnitt, kalender- und saisonbereinigt in Prozent zum Vorjahr

Quellen: Macrobond, Netherlands Bureau for Economic Policy Analysis (CPB)

Zu Beginn des ersten Quartals 2023 ist die Industrieproduktion in den entwickelten Volkswirtschaften im Vorquartalsvergleich um 1,6 Prozent gesunken. Vor allem die asiatischen Industrieländer und das Vereinigte Königreich verzeichneten erhebliche Produktionseinbußen. Im Euroraum legte die Industrieproduktion leicht zu. Der Einkaufsmanagerindex für die Industrien in den entwickelten Volkswirtschaften ist seit Jahresbeginn zwar wieder gestiegen. Mit zuletzt 48,4 Indexpunkten liegt er aber seit

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Euroraum Japan USA

einem halben Jahr immer noch unterhalb der Expansionsschwelle. Obwohl sich die weltweite Lieferkettenproblematik etwas entspannt hat, rechnen wir aufgrund des statistischen Unterhangs mit einem Rückgang der Industrieproduktion in den entwickelten Volkswirtschaften um 0,5 Prozent.

Schwellenländer

In den Schwellenländern ist die Industrieproduktion mit plus sechs Prozent im ersten Quartal 2022 zunächst kräftig gestiegen. Damit lag die Industrieproduktion erstmals seit zwei Jahren in allen Ländergruppen über dem Niveau vor Ausbruch der Corona-Pandemie. Zum Jahresende lies das Wachstumstempo jedoch nach. Dennoch fiel die Jahreswachstumsrate mit plus 3,8 Prozent etwas höher aus als im Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre. Am stärksten legte die industrielle Wertschöpfung in der Region Afrika/Mittlerer Osten zu. Sie war allerdings getrieben von den hohen Preisen für fossile Brennstoffe. Mit plus 7,5 Prozent wurde die höchste Jahreswachstumsrate seit mehr als 20 Jahren erzielt. In den restlichen asiatischen Schwellenländern sind die industriellen Aktivitäten mit plus 4,4 Prozent erneut stärker gestiegen als in China. Lateinamerikas Industrieproduktion stieg mit plus 2,7 Prozent das zweite Jahr in Folge. Schlusslicht war im Jahr 2022 die Ländergruppe Zentral- und Osteuropa, die einen Produktionsrückgang von minus 1,2 Prozent verzeichnete.

Zu Beginn des ersten Quartals 2023 ist die Industrieproduktion in den Schwellenländern im Vorquartalsvergleich um 0,5 Prozent gestiegen. Angeschoben wurde das Wachstum nahezu ausschließlich durch die stark gestiegenen Aktivitäten in den Industrien der asiatischen Schwellenländer. In Zentralund Osteuropa stagnierte die Produktion. Die Ländergruppe Afrika und Mittlerer Osten erlitt das zweite Quartal in Folge Produktionseinbußen.

Schwellenländer: Industrieproduktion*, Einkaufsmanagerindex

Afrika/Mittlerer Osten Lateinamerika

Zentral- und Osteuropa

Asien (ohne China)

China

Einkaufsmanagerindex saisonbereinigt (linke Achse)

*Produktionsindex: 2-Monatsdurchschnitt, kalender- und saisonbereinigt in Prozent zum Vorjahr

Quellen: Macrobond, Netherlands Bureau for Economic Policy Analysis (CPB)

Der Einkaufsmanagerindex für die Industrie in den Schwellenländern ist im Februar 2023 das dritte Mal in Folge gestiegen. Mit 51,6 Indexpunkten lag der Index damit erstmals seit August 2022 wieder im Expansionsbereich, ebenso im März mit 50,7 Punkten. Wir rechnen trotz des leichten statistischen

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Unterhangs mit einem Anstieg der Industrieproduktion in den Schwellenländern in einer Größenordnung von einem Prozent.

Vereinigte Staaten: Keine Wachstumsperspektive im Jahr 2023

Die US-amerikanische Industrie (Produzierendes Gewerbe ohne Bau) ist mit Wachstumsraten von jeweils mehr als vier Prozent in den ersten beiden Quartalen ins Jahr 2022 gestartet. In der zweiten Jahreshälfte wurde das Vorjahresergebnis mit plus 3,9 Prozent im dritten Quartal erneut übertroffen. Erst zum Jahresende gerieten die industriellen Aktivitäten ins Stocken. Für das gesamte Jahr ergibt sich hieraus ein Anstieg der Produktion um 3,7 Prozent. Das Jahresergebnis von 2019 wurde damit um 1,2 Prozent übertroffen. Im Verarbeitenden Gewerbe stieg die Produktion mit plus 3,3 Prozent nicht ganz so stark. Das Vorkrisen-Niveau wurde damit um 1,9 Prozent überschritten.

Unter den einzelnen Branchen des Verarbeitenden Gewerbes verzeichnete der Fahrzeugbau im Jahr 2022 mit plus 7,2 Prozent wie bereits im Jahr zuvor die stärksten Produktionszuwächse. Im Maschinenbau stieg die Produktion mit plus 5,2 Prozent ebenfalls überdurchschnittlich. Die Elektroindustrie steigerte ihren Ausstoß um 3,5 Prozent, die Hersteller von Computern und Datenverarbeitungsgeräten um 1,7 Prozent. In der Ernährungsindustrie stieg die Produktion das vierte Jahr in Folge an (plus ein Prozent). Das Basis-Chemiegeschäft verbuchte ein Produktionsplus von 1,8 Prozent. Die Herstellung pharmazeutischer Produkte stieg um 4,1 Prozent.

*Produktionsindex: 2-Monatsdurchschnitt, kalender- und saisonbereinigt in Prozent zum Vorjahr

Quellen: Macrobond, Netherlands Bureau for Economic Policy Analysis (CPB)

Zu Beginn des ersten Quartals 2023 ist die Produktion im Verarbeitenden Gewerbe im Vergleich zum Vorquartal um ein Prozent gesunken. Laut US-Statistik drosselten der Fahrzeugbau und die Computerhersteller ihre Produktion. Chemie-, Elektro- und Pharmaindustrie konnten ihre Produktion etwas ausweiten. Der Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe ist seit Dezember 2022 kontinuierlich gestiegen. Er erreichte zwar im März mit 49,3 Indexpunkten ein fünf-Monats-Hoch, befindet

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Vereinigte Staaten: Industrieproduktion*, Einkaufsmanagerindex

sich damit aber immer noch unterhalb der 50-Punkte-Marke, die eine ansteigende Produktion signalisiert. Aufgrund des statistischen Unterhangs von minus 0,7 Prozentpunkten und der sich abschwächenden US-Konjunktur rechnen wir im Jahr 2023 bestenfalls mit einer stagnierenden Industrieproduktion in den USA.

China

Die chinesische Industrie (Verarbeitendes Gewerbe inklusive Bau) konnte den zum Jahresende 2021 einsetzenden Wachstumskurs zum Jahresbeginn 2022 fortsetzen. Nach Angaben des Netherlands Bureau for Economic Policy Analysis (CPB) stieg die Industrieproduktion im ersten Quartal 2022 im Vorquartalsvergleich um 5,9 Prozent. Im zweiten Quartal kam es zu einem deutlichen Rücksetzer. Die Produktion sackte im Vergleich zum Vorzeitraum um minus 6,4 Prozent ab. In den beiden darauffolgenden Quartalen nahmen die industriellen Aktivitäten wieder zu und übertrafen auch das Vorjahresniveau. Für das gesamte Jahr 2022 resultierte hieraus ein Anstieg der Industrieproduktion um 3,6 Prozent.

Im Jahresverlauf 2022 hat die Wertschöpfung nach chinesischen Angaben in den meisten Branchen zugenommen. Im Jahresdurchschnitt lagen die Jahreswachstumsraten im Automobilbau bei plus 6,4 Prozent. Die chemische Industrie steigerte ihre Ausbringung im Schnitt um 5,6 Prozent, die Hersteller von Computern und elektrischen Geräten sogar um 7,7 Prozent. Im Maschinenbau war der Wert bei mehr als zehn Prozent sogar etwas höher, bei Spezialmaschinen mit 3,5 Prozent etwas niedriger. Die Produktion von Schiffen, Schienen- und Luftfahrzeugen legte ebenfalls leicht zu (plus 1,5 Prozent). Negative Wachstumsraten gab es im Bereich Pharmazie und bei der Herstellung von Textilien und Bekleidung, während die Herstellung von Papier und Metallwaren stagnierte.

China: Industrieproduktion*, Einkaufsmanagerindex

2023

(rechte Achse) Einkaufsmanagerindex saisonbereinigt (linke Achse)

*Produktionsindex: 2-Monatsdurchschnitt, kalender-und saisonbereinigt in Prozent zum Vorjahr

Quellen: Macrobond, Netherlands Bureau for Economic Policy Analysis (CPB)

Der Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe in China bewegte sich von August 2022 bis Januar 2023 in einer Bandbreite von zwei Indexpunkten unterhalb des Schwellenwertes von 50. Im Februar stieg er um 2,4 Indexpunkte an, verlor aber im März etwas an Boden. Mit nunmehr 50

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Industrieproduktion
2022

Punkten lag er am aktuellen Rand aber außerhalb des Rezessionsbereichs. Sollte das zu Jahresbeginn erzielte Produktionsniveau gehalten werden, ist im Jahresergebnis ein Produktionsanstieg in einer Größenordnung von bis zu fünf Prozent möglich.

Japan: Elektroindustrie schwach, Fahrzeugbau tritt auf der Stelle

Bedingt durch Basiseffekte konnte Japans Industrie (Produzierende Gewerbe ohne Bau) in den ersten beiden Quartalen 2022 nicht richtig Tritt fassen. Gleich wurde auch das Produktionsniveau vom Jahresende 2019 verfehlt. Zur Jahresmitte konnte die Industriekonjunktur Fahrt aufnehmen. Die Aktivitäten nahmen im dritten Quartal 2022 sowohl im Vergleich zum Vorjahr als auch zum Vorquartal deutlich zu. Zum Jahresende wurde das Produktionsniveau gehalten. Für das gesamte Jahr 2022 ergab sich dennoch ein Rückgang der Produktion um minus 0,1 Prozent. Das Verarbeitende Gewerbe schnitt mit plus 0,1 Prozent im Vorjahresvergleich etwas besser ab.

Unter den einzelnen Branchen konnte der Maschinenbau seine Produktion mit plus 6,3 Prozent im Vorjahresvergleich am stärksten ausweiten. Bisher ist es nur Japans Maschinenbauern gelungen, mehr zu produzieren als vor Ausbruch der Pandemie. Leichte Produktionszuwächse verzeichnete noch die chemische Industrie inklusive der Hersteller pharmazeutischer Produkte. Deren Aktivitäten nahmen im Vorjahresvergleich um 1,5 Prozent zu. Das reine Chemiegeschäft ging im Jahr 2022 um drei Prozent zurück. Den kräftigsten Rückgang verzeichnete die Elektroindustrie mit minus 9,2 Prozent. Der Fahrzeugbau musste seine Produktion hingegen nur leicht drosseln (minus 0,9 Prozent), produzierte aber zum Jahresende 2022 noch immer zwölf Prozent weniger als vor Pandemiebeginn. Die metallherstellenden und -verarbeitenden Betriebe reduzierten ihre Aktivitäten ebenfalls leicht (minus 0,8 Prozent). Rückläufig war auch die Produktion in der Zementindustrie (minus 2,7 Prozent) und in der Nahrungs- und Genussmittelindustrie (minus 1,1 Prozent)

Japan: Industrieproduktion*, Einkaufsmanagerindex

Industrieproduktion (rechte Achse) Einkaufsmanagerindex saisonbereinigt (linke Achse)

*Produktionsindex: 2-Monatsdurchschnitt, kalender-und saisonbereinigt in Prozent zum Vorjahr

Quelle: Macrobond

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In den ersten beiden Monaten des laufenden Jahres lag die Produktion im Verarbeitenden Gewerbe um drei Prozent unterhalb des Niveaus vom vierten Quartal 2022. Dies lag vor allem an der stark gesunkenen Produktion im Maschinenbau und den geringeren Aktivitäten im Fahrzeugbau. Elektround Ernährungsindustrie konnten ihre Produktion etwas hochfahren. Der Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe hat sich im März erstmals seit vier Monaten wieder erholt. Mit 48,6 Indexpunkten liegt er aber immer noch unterhalb der Schwelle von 50 Punkten, ab der Wachstum angezeigt wird. Japans Industrie startet zwar mit einem Statistischen Überhang von 1,9 Prozentpunkten in das laufende Jahr. Um ein positives Jahresergebnis zu erreichten, sind hierzu aber in den kommenden Monaten deutliche Produktionssteigerungen erforderlich.

Südkorea: Industriekonjunktur verliert zum Jahresende an Schwung

Südkoreas Industrieproduktion (Produzierendes Gewerbe ohne Bau) ist im ersten Halbjahr 2022 um mehr als sechs Prozent im Vorjahresvergleich gestiegen. Zur Jahresmitte gerieten die Aktivitäten aber ins Stocken und im vierten Quartal brach die Produktion mit minus 8,1 Prozent im Vorjahresvergleich regelrecht ein. Aufgrund des starken ersten Halbjahres resultierte hieraus für das gesamte Jahr 2022 noch ein Produktionsanstieg um 1,3 Prozent. Das Verarbeitende Gewerbe verzeichnete einen ähnlichen Produktionsverlauf.

Unter den einzelnen Branchen des Verarbeitenden Gewerbes verbuchten der Fahrzeugbau (plus 8,8 Prozent) und die Hersteller von pharmazeutischen Produkten (plus 13,8 Prozent) einen starken Produktionszuwachs. Deutlich niedriger fielen die Produktionssteigerungen im Maschinenbau (plus 3,2 Prozent) und in der Elektroindustrie (plus 2,8 Prozent) aus. Auch in der Ernährungsindustrie nahm die Produktion mit plus 2,5 Prozent nochmals zu. In der chemischen Industrie sank die Produktion um minus zehn Prozent, nachdem sie im Vorjahr noch um 8,5 Prozent gestiegen war. In der Metallherstellung sank die Produktion um sieben Prozent. Die metallverarbeitenden Unternehmen reduzierten ihren Ausstoß um 3,2 Prozent.

(rechte Achse) Einkaufsmanagerindex saisonbereinigt (linke Achse)

*Produktionsindex: 2-Monatsdurchschnitt, kalender- und saisonbereinigt in Prozent zum Vorjahr

Quelle: Macrobond

Zu Jahresbeginn 2023 hat sich der Abwärtstrend, der bereits im vierten Quartal 2022 einsetzte, weiter fortgesetzt. In den ersten beiden Monaten des laufenden Quartals lag die Produktion 1,5 Prozent unter

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Südkorea: Industrieproduktion*,
Einkaufsmanagerindex

dem Niveau des Vorquartals. Während im Fahrzeugbau und in der pharmazeutischen Industrie Produktionszuwächse zu verzeichnen waren, ist die Produktion im Vergleich zum Vorquartal im Maschinenbau und in der Elektroindustrie gesunken. Der Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe zeigt seit Juni 2022 eine Produktionsminderung an. Im Februar 2023 trat er mit 48,5 Punkten auf der Stelle und verlor im März leicht an Boden. Angesichts des bisherigen Verlaufs und einem Statistischen Unterhang von 2,4 Prozentpunkten rechnen wir im Jahresergebnis mit einem Produktionsrückgang um drei Prozent.

Vereinigtes Königreich

Die Industrie in Großbritannien befindet sich nach ihrem Zwischenhoch im Sommerhalbjahr 2021 wieder auf Talfahrt. Im Produzierenden Gewerbe (ohne Bau) geht die Produktion seit dem vierten Quartal 2021 kontinuierlich zurück. Mit Rückgängen von 5,3 Prozent im dritten Quartal und minus 4,2 Prozent im vierten Quartal hat sich dieser Trend in der zweiten Jahreshälfte 2022 noch verstärkt. Für das gesamte Jahr 2022 ergab sich ein Produktionsrückgang von minus 3,6 Prozent. Im Verarbeitenden Gewerbe fiel der Rückgang mit minus 4,8 Prozent sogar noch stärker aus.

Unter den einzelnen Branchen verzeichneten die Hersteller von Elektronik mit minus 12,4 Prozent und der Fahrzeugbau mit minus zwölf Prozent die stärksten Produktionseinbußen. Die metallverarbeitenden Betriebe (minus 11,1 Prozent) und der Maschinenbau (minus 10,3 Prozent) drosselten die Produktion ebenfalls deutlich. Nicht ganz so stark waren die Produktionseinbußen in der chemischen (minus 5,5 Prozent) und in der pharmazeutischen Industrie (minus 3,2 Prozent). Schwarze Zahlen waren eine seltene Ausnahme. Die Metallherstellung nahm um 1,5 Prozent zu. Die Ernährungsindustrie steigerte ihre Ausbringung im Jahresvergleich um 0,4 Prozent und die Hersteller von Möbeln um 3,6 Prozent.

Vereinigtes Königreich: Industrieproduktion*, Einkaufsmanagerindex

*Produktionsindex: 2-Monatsdurchschnitt, kalender-und saisonbereinigt in Prozent zum Vorjahr

Industrieproduktion (rechte Achse) Einkaufsmanagerindex saisonbereinigt (linke Achse)

Quelle: Macrobond

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Zu Beginn des ersten Quartals 2023 zeichnet sich noch keine Trendwende ab. Mit Blick auf die einzelnen Branchen verzeichneten die chemische Industrie, die Hersteller von Elektronik sowie der sonstige Fahrzeugbau zwar leichte Zuwächse. Fahrzeug- und Maschinenbau, die pharmazeutische Industrie und die metallverarbeitende Industrie schränkten ihre Produktion hingegen weiter ein. Der Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe hat zwar seit dem letzten Tiefstand im Dezember 2022 etwas an Boden gut gemacht. Mit zuletzt 48,0 Indexpunkten im März 2023 liegt er seit nunmehr acht Monaten unterhalb der Expansionsschwelle. Sollte das Produktionsniveau vom Jahresbeginn im weiteren Jahresverlauf gehalten werden, ist für das gesamte Jahr 2023 mit einem Rückgang der Produktion im Verarbeitenden Gewerbe um rund drei Prozent zu rechnen.

Europäische Union

In der Europäischen Union war die Industrieproduktion (Produzierendes Gewerbe ohne Bau) zu Jahresbeginn 2022 knapp fünf Prozent höher als vor Ausbruch der Pandemie im Jahr 2019. In der ersten Hälfte des Jahres 2022 setzte sich der Erholungskurs mit einem Produktionsplus im Vergleich zum Vorzeitraum von 2,9 Prozent im ersten und jeweils plus 0,5 Prozent im zweiten und dritten Quartal weiter fort. Erst im vierten Quartal gerieten die Aktivitäten mit minus 0,4 Prozent ins Stocken. In der Summe ist die Industrieproduktion in der EU aufgrund des starken ersten Halbjahres im Vorjahresvergleich um 3,5 Prozent gestiegen. Das Verarbeitende Gewerbe wies für das Jahr 2022 mit plus 3,6 Prozent ein ähnlich gutes Ergebnis aus.

Europäische Union EU27: Industrieproduktion*, Einkaufsmanagerindex

(rechte Achse)

(linke Achse)

*Produktionsindex: 2-Monatsdurchschnitt, kalender- und saisonbereinigt in Prozent zum Vorjahr

Quelle: Macrobond

Unter den einzelnen Branchen des Verarbeitenden Gewerbes verzeichnete das Pharmageschäft im Jahr 2022 mit plus 19,5 Prozent die stärksten Zuwächse. Ebenfalls zweistellig war die Produktionssteigerung in der Elektroindustrie (plus 10,9 Prozent). Überdurchschnittliche Zuwachsraten waren darüber hinaus im Maschinenbau mit plus 5,1 Prozent und im Fahrzeugbau mit plus fünf Prozent zu verzeichnen. Während die Produktion im europäischen Maschinenbau zum Jahresende 2022 deutlich über dem Niveau vor Ausbruch der Corona-Pandemie lag, bestand im Fahrzeugbau noch eine Pro-

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Einkaufsmanagerindex
saisonbereinigt

duktionslücke von knapp vier Prozent. Auch die Textilindustrie verfehlte trotz der um 4,6 Prozent gestiegenen Produktion das Vorkrisenniveau um mehr als acht Prozent. Die im Jahresverlauf 2022 stark gestiegenen Energiepreise dürften sich auch auf die Entwicklung der Produktion in den energieintensiven Branchen ausgewirkt haben. Die Ernährungsindustrie konnte ihre Produktion um plus 1,9 Prozent steigern. Dafür gingen die Aktivitäten in der metallverarbeitenden Industrie im Jahresergebnis um 0,4 Prozent zurück. Die Herstellung von Gummi- und Kunststoffwaren verringerte sich um 1,7 Prozent, die von Papier und Pappe um 1,3 Prozent. Am stärksten waren die Einbußen in der chemischen Industrie, die im Jahresvergleich ihre Produktion um 6,2 Prozent drosselte und im vierten Quartal 2022 knapp zehn Prozent weniger produzierte als vor Ausbruch der Pandemie.

Zum Jahresbeginn 2023 hat die Industriekonjunktur an Schwung verloren, konnte aber ihren Ausstoß zu Beginn des ersten Quartals im Vorquartalsvergleich um 0,3 Prozent erhöhen. Neben leichten Produktionssteigerungen in der Elektroindustrie und im Maschinenbau setzte auch eine Belebung in der Stahl- und Metallverarbeitung ein. Im Fahrzeugbau kam es zu leichten Produktionseinbußen. Die Pharmaindustrie erhielt aufgrund des starken Anstiegs gegen Ende des vergangenen Jahres einen deutlichen Dämpfer. In den energieintensiven Bereichen Chemie, Papier und Pappe, sowie Gummi- und Kunststoffproduktion ging es weiter bergab.

Der Einkaufsmanagerindex für die EU-Industrie befindet sich seit Juli vergangenen Jahres unterhalb der Expansionsschwelle. Im Februar ist er erstmals seit seinem letzten Tiefpunkt im Oktober 2022 wieder gesunken und lag nunmehr bei 48,3 Indexpunkten. Europas Industrie startet zwar mit einem statistischen Überhang von einem Prozentpunkt in das Jahr 2023. Die Aussichten für den weiteren Jahresverlauf sind aber alles andere als rosig. Die noch immer vergleichsweise hohen Energiepreise treiben die Kosten in die Höhe und verschlechtern die Wettbewerbsposition der europäischen Industrie. Wir erwarten daher einen leichten Rückgang der Industrieproduktion in der Europäischen Union.

Deutschland

Die deutsche Industrie (Produzierendes Gewerbe ohne Bau) ist zwar mit einem kräftigen Produktionsplus von 2,4 Prozent im Vorquartalsvergleich in das Jahr 2022 gestartet. Bis die industriellen Aktivitäten wieder das Vorjahresniveau erreicht hatten, dauerte es aber bis zum dritten Quartal. Im vierten Quartal setzte eine Seitwärtsbewegung ein, so dass im Ergebnis die Industrieproduktion im Jahr 2022 im Vorjahresvergleich um 0,2 Prozent zulegen konnte. Das Verarbeitenden Gewerbe schnitt im gleichen Zeitraum mit einem kleinen Minus von 0,4 Prozent ab.

Unter den einzelnen Branchen des Verarbeitenden Gewerbes verbuchten der Fahrzeugbau (plus 6,9 Prozent), der sonstige Fahrzeugbau (plus 6,7 Prozent), die pharmazeutischen Industrie (plus 5,3 Prozent) und die Elektroindustrie mit plus 4,4 Prozent in der saison- und kalenderbereinigten Rechnung die stärksten Produktionszuwächse im Vergleich zum Jahr 2021. Die Maschinenbauer und die Ernährungsindustrie konnten ihre Produktion nur leicht um 1,1 Prozent bzw. 0,1 Prozent ausweiten. Die meisten energieintensiven Branchen hatten hingegen Produktionseinbußen zu verkraften. Die chemische Industrie hat ihre Produktion im Jahresvergleich um 10,1 Prozent gedrosselt, die Papierindustrie um 5,5 Prozent. Die Herstellung von Gummi- und Kunststoffwaren verminderte sich um 3,9 Prozent. Die Betriebe der Stahl- und Metallverarbeitung produzierten zwei Prozent weniger als vor einem Jahr. Im vierten Quartal 2022 war die Produktion im Verarbeitenden Gewerbe drei Prozent niedriger als vor Ausbruch der Corona-Pandemie im Jahr 2020. Bislang haben nur die Elektroindustrie, die pharmazeutische Industrie und die Fahrzeugbauer das Vorkrisen-Niveau wieder erreicht.

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Zum Jahresbeginn 2023 hat zwar in der Industrie eine konjunkturelle Erholung eingesetzt In den ersten beiden Monaten des laufenden Jahres stieg die Produktion des Verarbeitenden Gewerbes im Vergleich zum Vorzeitraum um 2,3 Prozent Der Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe befindet sich seit Juli 2022 jedoch in einem Bereich, der eine abnehmende Produktion anzeigt. Gleichzeitig sackte der Index im März 2023 auf einen Wert von 44,7 Punkten ab, und erreichte damit den tiefsten Stand seit Mai 2020. Trotz schwacher Stimmungsindikatoren rechnen wir auf Basis der Einschätzungen der einzelnen Industriebranchen für das gesamte Jahr 2023 mit einem Anstieg der Produktion um ein Prozent.

Deutschland: Industrieproduktion*, Einkaufsmanagerindex

Industrieproduktion (rechte Achse) Einkaufsmanagerindex saisonbereinigt (linke Achse)

*Produktionsindex: 2-Monatsdurchschnitt, kalender- und saisonbereinigt in Prozent zum Vorjahr

Quelle: Macrobond

Frankreich

Frankreichs Industrie (Produzierendes Gewerbe ohne Bau) ist mit einem Plus von 0,4 Prozent im Vorquartalsvergleich in das Jahr 2022 gestartet. Nach einem leichten Rücksetzer im zweiten Quartal steigerte die Industrie ihren Ausstoß zu Beginn der zweiten Jahreshälfte und produzierte gleichzeitig über Vorjahresniveau. Im vierten Quartal ging die Aktivitäten wieder zurück, so dass im Jahresergebnis die Industrieproduktion um 0,1 Prozent nachgab. Die Lücke zum Produktionsniveau vor Beginn der Corona-Pandemie bleib damit nahezu unverändert bei minus 4,7 Prozent. Das Verarbeitende Gewerbe konnte im vergangenen Jahr die Produktion um 1,4 Prozent ausweiten.

Unter den einzelnen Branchen stieg die Produktion im Vorjahresvergleich im Fahrzeugbau mit plus 5,7 Prozent und in der Pharmaindustrie mit plus 5,2 Prozent am stärksten. Während die Hersteller von pharmazeutischen Produkten zum Jahresende knapp zehn Prozent mehr produzierten als vor Ausbruch der Pandemie, verblieb im Fahrzeugbau eine Produktionslücke von knapp 13 Prozent. Nach einer Produktionssteigerung um 2,9 Prozent im Jahr 2022 erreichte auch die Elektroindustrie wieder das Vorkrisen-Niveau. Leichte Produktionseinbußen verbuchten die metallverarbeitende Industrie (minus 0,2 Prozent) und der Maschinenbau (minus 0,8 Prozent). In der chemischen Industrie war der

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Produktionsrückgang mit minus 3,3 Prozent nicht nur höher. Während im Jahr 2021 das Vorkrisenniveau schon wieder erreicht war, tat sich zum Jahresende 2022 eine Produktionslücke von sieben Prozent auf. Die Ernährungsindustrie konnte ihr Vorjahresergebnis halten und produzierte gleichzeitig knapp ein Prozent mehr als vor Beginn der Pandemie. Die Ernährungsindustrie konnte ihr Vorjahresergebnis halten und produzierte gleichzeitig knapp ein Prozent mehr als vor Beginn der Pandemie.

Zu Beginn des ersten Quartals 2023 stieg die Produktion des Verarbeitenden Gewerbes im Vorquartalsvergleich um knapp ein Prozent. In nahezu allen Branchen haben die Aktivitäten nachgelassen. Nur der Fahrzeugbau, die Elektroindustrie und die metallverarbeitenden Unternehmen konnten ihre Produktion zu Jahresbeginn etwas ausweiten. Der Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe hatte zwar im Januar erstmals seit dem September des Vorjahres wieder die Expansionsschwelle von 50 Punkten überschritten. Werte von 47,4 im Februar und 47,7 im März deuten eindeutig auf eine Kontraktion im ersten Quartal hin. Wir erwarten im weiteren Jahresverlauf eine leichte Erholung, so dass im Jahresergebnis noch eine schwarze Null erreichbar sein dürfte.

Frankreich: Industrieproduktion*, Einkaufsmanagerindex

*Produktionsindex: 2-Monatsdurchschnitt, kalender- und saisonbereinigt in Prozent zum Vorjahr

Quelle: Macrobond

Italien

Italiens Industrie (Produzierendes Gewerbe ohne Bau) konnte das hohe Wachstumstempo aus dem Schlussquartal 2021 nicht halten und ist mit einem Produktionsrückgang in Höhe von einem Prozent im Vorquartalsvergleich ins Jahr 2022 gestartet. Im zweiten Quartal setzte zwar eine kurze Erholung ein, die aber nur von kurzer Dauer war. Nach einem Rückgang um 0,5 Prozent im dritten Quartal stagnierten die Aktivitäten zum Jahresende. Für das gesamte Jahr 2022 ergab sich hieraus ein Anstieg der Industrieproduktion um insgesamt 0,8 Prozent. Etwas schwächer entwickelte sich das Verarbeitende Gewerbe, wo die Produktion im Vorjahresvergleich stagnierte.

Unter den einzelnen Branchen des Verarbeitenden Gewerbes fiel der Produktionsanstieg im Jahr 2022 in der pharmazeutischen Industrie mit plus 11,4 Prozent am kräftigsten aus, gefolgt vom sonstigen

Industriebericht | Industrieproduktion und Handel nach Branchen 17/04/2023 14
-35 -25 -15 -5 5 15 25 35 2019 2020 2021 2022 2023 30 40 50 60 Industrieproduktion (rechte Achse) Einkaufsmanagerindex saisonbereinigt (linke Achse)

Fahrzeugbau, der mit plus 5,4 Prozent nicht einmal halb so stark expandierte. Italiens Maschinenbauer erhöhten ihre Produktion um 3,9 Prozent, die Elektroindustrie um 2,4 Prozent. Die Fahrzeugbauer traten zwar mit einem Produktionsplus von 0,6 Prozent nahezu auf der Stelle. Sie produzierten aber zum Jahresende 2022 wieder mehr als vor Ausbruch der Pandemie im Jahr 2019. Bei den energieintensiveren Industrien hinterließen die stark gestiegenen Preise für fossile Energieträger deutliche Bremsspuren in der Produktion. Diese waren bei den Herstellern von Gummi- und Kunststoffwaren mit minus 5,9 Prozent am stärksten. Die metallverarbeitende Industrie verzeichneten Produktionseinbußen von 4,8 Prozent im Vorjahresvergleich, die chemische Industrie drosselte ihren Ausstoß um 4,1 Prozent. In der Ernährungsindustrie stieg die Produktion dagegen leicht um ein Prozent.

Die zuletzt verfügbaren Daten deuten eine weitere konjunkturelle Erholung an. Im Verarbeitenden Gewerbe stieg die Produktion zu Beginn des ersten Quartals im Vergleich zum Schlussquartal 2022 um 0,3 Prozent. Unter den einzelnen Branchen war die Entwicklung jedoch sehr heterogen. Während Maschinenbau, Chemie und Fahrzeugbau ihre Aktivitäten zurückfuhren, konnten Elektroindustrie und die metallverarbeitende Industrie ihren Ausstoß steigern. Zudem hat sich die Stimmung zum Jahreswechsel gedreht. Der Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe lag im Januar 2023 erstmals seit sechs Monaten wieder im Expansionsbereich. Im Februar erreichte er ein 10-Monats-Hoch, das im März mit 51,1 Punkten nicht gehalten werden konnte. Wir rechnen trotz eines statistischen Unterhangs von 0,3 Prozentpunkten im Jahresergebnis 2023 mit einem Produktionsanstieg um ein Prozent.

Italien: Industrieproduktion*, Einkaufsmanagerindex

(rechte Achse) Einkaufsmanagerindex saisonbereinigt (linke Achse)

*Produktionsindex: 2-Monatsdurchschnitt, kalender-und saisonbereinigt in Prozent zum Vorjahr

Quelle: Macrobond

Spanien

Spaniens Industrie (Produzierendes Gewerbe ohne Bau) konnte den Erholungskurs zu Jahresbeginn 2022 fortsetzen. Die Produktion stieg im ersten Quartal um 0,5 Prozent im Vorquartalsvergleich. Im zweiten Quartal wurde ein Produktionsplus von 1,3 Prozent erreicht. Erst in der zweiten Jahreshälfte geriet der Erholungskurs ins Stocken. Die Industrieproduktion sank um 0,4 Prozent im dritten Quartal und stagnierte zum Jahresende. Für das gesamte Jahr 2022 resultierte hieraus ein Produktionsanstieg um 3,1 Prozent. Im Verarbeitenden Gewerbe fiel der Anstieg mit plus zwei Prozent etwas geringer aus.

Industriebericht | Industrieproduktion und Handel nach Branchen 17/04/2023 15
-50 -30 -10 10 30 50 70 2019 2020 2021 2022 2023 20 30 40 50 60 70 Industrieproduktion

Unter den einzelnen Branchen des Verarbeitenden Gewerbes konnten Spaniens Fahrzeugbauer zwar ihre Produktion mit plus 8,4 Prozent kräftig ausweiten. Sie produzierten damit zum Jahresende 2022 aber immer noch 7,5 Prozent weniger als vor Ausbruch der Pandemie. Im Maschinenbau und in der Elektroindustrie gestaltete sich die Situation etwas anders. Hier nahmen die Aktivitäten im Jahresvergleich um 5,6 Prozent bzw. 6,1 Prozent zu. Gleichzeitig wurde spätestens zum Jahres 2022 wieder mehr produziert als vor Ausbruch der Pandemie. Während das reine Chemiegeschäft um minus 4,1 Prozent nachgab, entwickelte sich der Pharmabereich so gut, dass Chemie und Pharmazie gemeinsam ein Produktionsplus von 1,5 Prozent auswiesen. Die metallverarbeitenden Betriebe mussten nicht nur ihre Produktion um minus ein Prozent drosseln. Ihre Ausbringung war zum Ende des Jahres 2022 noch immer 4,1 Prozent niedriger als zum Jahresende 2019.

Zu Jahresauftakt 2023 erhielt die spanische Industrie einen kleinen Dämpfer. Am aktuellen Rand sank die Produktion zu Beginn des ersten Quartals 2023 gegenüber dem Vorzeitraum saison- und kalenderbereinigt um 1,4 Prozent. Das Vorjahrsniveau wurde damit aber noch nicht unterschritten. Der Einkaufmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe hat nach sieben Monaten den Kontraktionsbereich verlassen und lag im März mit 51,3 Indexpunkten bereits den zweiten Monat in Folge oberhalb der Schwelle von 50 Punkten, ab der eine Expansion angezeigt wird. Da das Verarbeitende Gewerbe Spaniens mit einem Statistischen Überhang von 0,6 Prozentpunkten in das Jahr 2023 startet und der Einkaufsmanagerindex seit seinem Tief im Oktober 2022 deutlich an Boden gewonnen hat, rechnen wir für 2023 mit ein Produktionsplus von einem Prozent.

Spanien: Industrieproduktion*, Einkaufsmanagerindex

Industrieproduktion (rechte Achse) Einkaufsmanagerindex saisonbereinigt (linke Achse)

*Produktionsindex: 2-Monatsdurchschnitt, kalender-und saisonbereinigt in Prozent zum Vorjahr

Quelle: Macrobond

Welthandel

Die weltweiten Handelsaktivitäten haben sich nach der starken Erholung im Jahr 2021 moderat entwickelt. Nach Angaben des CPB erhöhte sich der weltweite Warenhandel im Jahr 2022 im Vergleich zum Vorjahr um 3,3 Prozent. Nachdem die Handelsaktivitäten im ersten Quartal noch stagnierten, stiegen sie im zweiten Quartal um 0,7 Prozent im Vorquartalsvergleich und im dritten Quartal um

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0,2 Prozent. Im vierten Quartal gingen die Aktivitäten mit minus 1,2 Prozent nicht nur im Vorquartalsvergleich zurück. Erstmals nach zwei Jahren fiel auch der Vorjahresvergleich negativ aus.

Welt: Exporte nach Herkunftsregionen

Index: 2-Monatsdurchschnitt, kalender- und saisonbereinigt in Prozent zum Vorjahr Quelle: Macrobond

Die Schwellenländer exportierten im Jahr 2022 insgesamt drei Prozent mehr Waren als vor Jahresfrist. Mit plus 10,1 Prozent verzeichneten die Ausfuhren aus Afrika und dem Mittleren Osten die stärksten Zuwächse. Aus Lateinamerika wurden 6,4 Prozent mehr Waren ausgeführt als vor einem Jahr. Erstmals seit fünf Jahren stiegen die Exporte aus den restlichen asiatischen Schwellenländern (plus sechs Prozent) wieder stärker als die Ausfuhren aus China (minus 0,5 Prozent). Die Ausfuhren aus den mittel- und osteuropäischen Schwellenländern sanken mit minus 4,8 Prozent deutlich.

Die Exporte der entwickelten Volkswirtschaften stiegen im Jahr 2022 um insgesamt 2,8 Prozent. In dieser Ländergruppe gingen die stärksten Impulse vom Vereinigten Königreich aus. Ursache für den starken Anstieg um plus 10,2 Prozent im Vorjahresvergleich war aber das niedrige Ausgangsniveau. Während im Jahr 2021 in nahezu allen Regionen die Exporte um knapp zehn Prozent zugelegt hatten, stagnierten sie in Großbritannien. Aus dem Euroraum wurden 4,4 Prozent mehr Waren ausgeführt als vor Jahresfrist. Die Vereinigten Staaten wiesen mit einem Exportplus von 4,2 Prozent eine ähnliche Dynamik aus. Die Exporte aus den restlichen entwickelten Volkswirtschaften stiegen mit plus 2,9 Prozent nicht ganz so kräftig. Während Japan seine Exporte mit plus 0,8 Prozent steigern konnte, gingen die Ausfuhraktivitäten der restlichen entwickelten asiatischen Volkswirtschaften um minus 2,1 Prozent zurück.

Am aktuellen Rand haben die Handelsaktivitäten wieder leicht zugenommen. Die weltweiten Exporte stiegen im Januar 2023 im Vergleich zum Vorzeitraum um 0,8 Prozent. Dabei stiegen die Exporte aus den entwickelten Volkswirtschaften zum Jahresbeginn 2023 um 1,4 Prozent gegenüber dem Vorquartal. Die Ausfuhren aus den Schwellenländern verminderten sich im gleichen Zeitraum um minus 0,4 Prozent leicht. Der BDI rechnet für das Jahr 2023 mit einem Anstieg des Welthandels um 2,5 Prozent

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-20 -15 -10 -5 0 5 10 15 20 25 30 2019 2020 2021 2022 2023 entwickelte Volkswirtschaften Schwellenländer

Entwicklung der deutschen Exporte

Im ersten Quartal 2022 sind die deutschen Exporte im Vorjahresvergleich um 12,3 Prozent gestiegen. Hierfür waren vor allem das gute Geschäft mit den Vereinigten Staaten und der Europäischen Union verantwortlich. Im zweiten und dritten Quartal sorgte erneut das US-Geschäft für eine weitere Belebung. Die Exporte dorthin nahmen jeweils um mehr als ein Drittel zu. Die Ausfuhren nach China gerieten zur Jahresmitte ins Stocken. Im vierten Quartal gingen die Exporte nach China im Vorjahresvergleich sogar zurück. Für das gesamte Jahr 2022 ergab sich hieraus ein Anstieg der deutschen Exporte im Vergleich zum Vorjahr um 14,2 Prozent. Mit Blick auf die Zielländer und Regionen sind die deutschen Ausfuhren in die Vereinigten Staaten mit plus 28 Prozent bereits das zweite Jahr in Folge am stärksten gestiegen. Die Ausfuhren in die Europäische Union legten mit plus 14,5 Prozent ebenfalls überdurchschnittlich zu. Das Chinageschäft entwickelte sich mit plus 3,2 Prozent am schwächsten. Erstmals seit sechs Jahren sind die Ausfuhren nach Großbritannien im Vorjahresvergleich wieder gestiegen (plus 13,5 Prozent). Die Ausfuhren in den Rest der Welt waren 12,2 Prozent höher als vor Jahresfrist.

In den ersten beiden Monaten des laufenden Jahres sind nach vorläufigen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes die Ausfuhren im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 9,4 Prozent gestiegen. Der Handel mit den Vereinigten Staaten nahm mit plus 20,1 Prozent wie bereits im vergangenen Jahr am stärksten zu. Die Ausfuhren in die EU-Staaten erhöhten sich mit plus 10,8 Prozent ebenfalls überdurchschnittlich. Die Exporte in das Vereinigte Königreich entwickelten sich mit plus 8,6 Prozent ähnlich stark wie Ausfuhren in die restlichen Länder (plus 8,2 Prozent). Der Handel mit China konnte zu Jahresbeginn noch nicht Tritt fassen. Die Ausfuhren sanken zu Jahresbeginn im Vergleich zum Zeitraum Januar / Februar 2022 um 10,6 Prozent. Im Jahr 2023 dürften die deutschen Exporte nach unseren Einschätzungen in realer Rechnung um knapp zwei Prozent zulegen.

Deutschland: Exporte nach Zielregionen

Index: 2-Monatsdurchschnitt, kalender- und saisonbereinigt in Prozent zum Vorjahr

Quellen: Macrobond, Deutsche Bundesbank

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Industriebranchen in Deutschland

Automobilindustrie: Produktion setzt Erholungskurs fort

Produktion

Nach drei sehr schwachen Jahren, die mit der Corona-Pandemie 2020 begonnen hatten, deutet sich dieses Jahr eine Fortführung der Erholung, die bereits in der zweiten Jahreshälfte 2022 eingesetzt hatte, an. Die Lage bei den Materialengpässen, die in den letzten beiden Jahren insbesondere fehlende Halbleiter betroffen hatte, entspannt sich langsam. Mit 72,6 Prozent sieht jedoch weiterhin eine große Mehrheit der Unternehmen die Materialknappheit als das größte Produktionshindernis weit vor dem Fachkräftemangel, den 41,3 Prozent konstatieren. Die deutlich hinter der Nachfrage zurückbleibenden niedrigen Fertigungszahlen der letzten zwei Jahre haben den Auftragsbestand in die Höhe schnellen lassen. Er wird nun zunehmend abgebaut. Die Kapazitätsauslastung erreicht mit 86,7 Prozent nahezu das Vor-Corona-Niveau. Es gibt jedoch auch negative Einflüsse. Die Inflation ist zwar inzwischen etwas rückläufig, wirkt jedoch trotzdem nachfragemindernd, da sie die Kaufkraft insbesondere der privaten Haushalte schmälert. 2023 ist ein weiteres Jahr der großen Herausforderungen im Bereich der Transformation zum klimaneutralen elektrischen Antrieb hin.

Im ersten Quartal 2023 konnte die Inlandsfertigung um 39 Prozent auf 1,15 Millionen Einheiten ausgebaut werden. Hier ist zu berücksichtigen, dass damit das Niveau von 2019 immer noch um neun Prozent verfehlt wird. Für das Gesamtjahr gehen wird derzeit von einem Zuwachs um neun Prozent auf 3,79 Millionen Pkw aus, ab der zweiten Jahreshälfte wird sich die Entwicklung insbesondere vor dem Hintergrund der Jahresendrallye 2022 aufgrund der reduzierten Förderung für E-Autos in Deutschland voraussichtlich abschwächen.

Nichtsdestotrotz läuft die Produktion elektrisch angetriebener Fahrzeuge auf Hochtouren, in den ersten beiden Monaten hatten bereits 29 Prozent der im Inland gefertigten Pkw einen Elektromotor. Mit 22 Prozentpunkten entfiel der Löwenanteil auf rein batterieelektrisch betriebene Autos. Diesel-Pkw (inklusive Mild-Hybrid) kamen nur noch auf einen Anteil von knapp 20 Prozent, auf den Ottomotor inklusive Mild-Hybrid entfielen 51 Prozent der deutschen Pkw-Produktion.

Es kommt hierdurch jedoch auch zu einem herausfordernden Umstrukturierungsprozess in der Automobilindustrie, besonders stark sind hiervon aufgrund der geringeren Komplexität eines Elektromotors die Zulieferer betroffen, deren Belegschaft im Januar zum Vorjahr um ein Prozent auf 271.700 gesunken ist. Es ergeben sich jedoch auch Chancen, durch eine neue Produktionsstätte südlich von Berlin ist die Anzahl der Beschäftigten bei den Automobilherstellern gleichzeitig um 1,4 Prozent auf 463.500 Erwerbstätige gestiegen. In der Summe kam es somit in den Betrieben der Automobilindustrie zu einem Anstieg um 0,6 Prozent auf 775.200 Beschäftigte.

Export

Im ersten Quartal entwickeln sich die Exporte mit einem Plus von 37 Prozent auf 839.100 Pkw ähnlich wie die Produktion. Auch hier hat sich ein großer Nachholbedarf in Form eines hohen Auftragsbestands aufgestaut. Die Exportquote sinkt um knapp einen Prozentpunkt auf 73,1 Prozent. Wichtigste Handelspartner bleiben in den ersten beiden Monaten die USA mit 59.600 Pkw (plus 23 Prozent) ganz knapp vor Großbritannien mit 58 500 Stück (plus 14 Prozent) setzen. Es folgt China mit 35.300 Einheiten (minus 19 Prozent).

Kontakt: Alexander Fritz; Tel.: +49 30 8978 423 33; E-Mail: alexander.fritz@vda.de

Industriebericht | Industrieproduktion und Handel nach Branchen 17/04/2023 19

Bauindustrie: Schwieriges Baujahr 2023 zu erwarten

Die Baukonjunktur wird 2022 durch mehrere Probleme gebremst. Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine sorgt bei Baumaterial für Verknappungen und starke Preissteigerungen, die sich auf die Baupreise und damit die Nachfrage auswirken. Hinzu tritt die anhaltende Energiekrise mit ihren Auswirkungen auf die verfügbaren Einkommen. Ähnlich negativ schlägt die Zinssteigerung am Kapitalmarkt zu Buche, die die Refinanzierung von Baumaßnahmen deutlich verteuert.

Die Aussichten für 2023 sind daher negativ. Der Auftragseingang im Bauhauptgewerbe ist 2022 im letzten Quartal regelrecht abgestürzt, für das Gesamtjahr steht nun ein Minus von 9,7 Prozent in den Büchern. Zwar lag der Auftragsbestand Ende 2022 mit 68 Milliarden Euro noch auf einem Rekordniveau, dies ist allerdings hauptsächlich den stark gestiegenen Baupreisen zu verdanken. Real war der Wert um 9,3 Prozent niedriger als ein Jahr zuvor.

Entsprechend hat sich die Stimmung in der Branche deutlich eingetrübt. Dies gilt besonders für die Geschäftserwartungen. Im Februar 2022 lag der saisonbereinigte Saldo im Bauhauptgewerbe bei minus 14 Punkten, bis zum Februar 2023 war ein stetiger und deutlicher Rückgang auf minus 43 Punkte zu verzeichnen.

Die Reichweite der Auftragsbestände wurde durch die Baufirmen im Februar 2023 mit 4,2 Monaten angegeben, im Februar 2022 waren es noch fünf Monate. Angesichts der auch im Januar eingebrochenen Nachfrage wird dieser Wert im Jahresverlauf weiter zurückgehen. Im Frühjahr erwartet die BAUINDUSTRIE für 2023 einen weiteren realen Rückgang des baugewerblichen Umsatzes im Bauhauptgewerbe von sechs Prozent. Damit fällt die Branche wieder auf das Produktionsniveau des Jahres 2015 zurück.

Besonders stark betroffen wird der Wohnungsbau vom Rückgang sein, wo die Rahmenbedingungen katastrophal sind. Der nahezu komplette Wegfall der staatlichen Förderung, starke Preissteigerungen, der deutliche Anstieg des Zinsniveaus für Hypothekarkredite und Probleme, hohe Baukosten über die Kaltmiete auch am Markt unterbringen zu können, haben potenzielle Investoren nachhaltig verunsichert. Der Rückgang in dieser Sparte wird 2023 bei neun Prozent liegen.

Im Öffentlichen Bau treffen nominale Budgets von Bund, Ländern und Gemeinden auf die Realität steigender Baukosten. So kamen im letzten Quartal 2022 nur noch geringe Bauaufträge an den Markt, weil die Budgets schon ausgeschöpft waren. Eine ähnliche Entwicklung ist für das laufende Jahr zu befürchten. Die Umsätze in dieser Sparte dürften im laufenden Jahr um real fünf Prozent zurückgehen.

Etwas besser sieht es im Wirtschaftsbau aus. Die Warenlagergebäude profitieren weiter vom boomenden Online-Versandhandel. Im Tiefbau wirken die Investitionen der Ver- und Entsorger stabilisierend und die Deutsche Bahn wird ihre Investitionen in das Schienennetz nochmals ausweiten. Die Umsätze werden hier um vier Prozent zurückgehen.

Positiv entwickelt sich dagegen 2022 noch der Bauarbeitsmarkt. Im Jahresdurchschnitt legte die Zahl der Beschäftigten nochmals um 1,8 Prozent auf 927.000 zu. Dies dürfte auch der Tatsache geschuldet sein, dass ein Viertel der Beschäftigten älter als 55 Jahre ist, in absehbarer Zeit aus dem Erwerbsleben

Industriebericht | Industrieproduktion und Handel nach Branchen 17/04/2023 20

ausscheidet und die Firmen daher Vorsorge betreiben. Für das laufende Jahr erwartet die BAUINDUSTRIE daher trotz des Produktionsrückgangs eine Stabilisierung der Beschäftigtenzahl gegenüber dem Vorjahr.

Kontakt: Heinrich Weitz; Tel.: +49 30 21286 144; E-Mail: heinrich.weitz@bauindustrie.de

Baustoff-Steine-Erden-Industrie: Schwache Baukonjunktur lässt Produktion deutlich sinken

Die Konjunkturerwartungen für die Baustoff-Steine-Erden-Industrie bleiben auch im Frühjahr 2023 schwach: Der Abschwung im Bausektor als wichtigstem Nachfragebereich hat sich in den vergangenen Monaten weiter beschleunigt. Insbesondere im Wohnungsbau, aber auch in den anderen Baubereichen besteht angesichts erheblich gestiegener Baupreise und signifikant verschlechterter Finanzierungsbedingungen spürbarer Pessimismus. Dies wird auch bestätigt durch die Entwicklung der Auftragseingänge im Bauhauptgewerbe und der Baugenehmigungen sowie durch die Zunahme stornierter Projekte.

Die reale Baustoff-Steine-Erden-Produktion ist zum Jahresanfang (Januar 2023) gegenüber dem Vorjahresmonat um 3,6 Prozent gesunken. Damit setzt sich der Trend des Vorjahres (Produktion 2022 gegenüber 2021: minus 3,6 Prozent) fort. Von der aktuellen Abwärtsbewegung sind alle Teilbereiche der Baustoff-Steine-Erden-Industrie betroffen, wobei die Rückgänge im tiefbaunahen Bereich niedriger ausfallen als im hochbaunahen Bereich.

Die Situation spiegelt sich auch im Verlauf des ifo-Konjunkturtests im Bereich Glas, Keramik, Verarbeitung von Steinen und Erden wider: Die Beurteilung des Auftragsbestands hat sich analog zur Nachfrageentwicklung massiv verschlechtert (minus 20 Prozentpunkte). Die Geschäftserwartungen befinden sich weiterhin auf sehr niedrigem Niveau (Saldo: minus 31 Prozentpunkte), wenngleich der Abwärtstrend zuletzt umgekehrt werden konnte. Die aktuelle Geschäftslage wird zwar deutlich schlechter eingeschätzt als noch im Frühjahr 2022, hat sich aber bei rund plus 20 Prozentpunkten stabilisiert. Bei der Verbesserung des Geschäftsklimas dürfte auch eine Rolle spielen, dass die Aussichten auf der Nachfrageseite zwar negativ sind, sich aber die Energiepreise – wenn auch auf hohem Niveau – stabilisiert haben und die wirtschaftliche Unsicherheit etwas zurückgegangen ist.

Für den weiteren Jahresverlauf erwartet der Bundesverband Baustoffe – Steine und Erden (bbs) eine Fortführung der konjunkturellen Abwärtsbewegung. Dabei dürfte der Export die schwache Inlandsnachfrage nur geringfügig kompensieren können, da die Außenhandelsintensität bei Steine-ErdenErzeugnissen aufgrund hoher Transportkosten alles in allem relativ niedrig ist. Der bbs erwartet für 2023 einen Rückgang der Produktion 2023 in der Größenordnung von real minus vier Prozent im Branchendurchschnitt.

Kontakt: Christian Engelke; Tel.: +49 30 7261 999 29; E-Mail: c.engelke@bvbaustoffe.de

Industriebericht | Industrieproduktion und Handel nach Branchen 17/04/2023 21

Chemie- und Pharmaindustrie: Geschäfte bleiben schwierig

Produktion

Die Chemie- und Pharmaindustrie hat ein sehr schwieriges Jahr beendet. Am Jahresende setzte sich die Talfahrt noch einmal beschleunigt fort. Die Produktion wurde stärker gedrosselt als in den vorangegangenen Quartalen. Der Auftragseingang ging weiter zurück. Die Unternehmen mussten ihre Preise erstmals seit neun Quartalen wieder senken und die Umsätze gingen kräftig zurück. Dementsprechend negativ fiel auch die Bilanz des Gesamtjahres aus. Die Produktion lag um 6,3 Prozent unter Vorjahr. In der Chemie ohne Pharma betrug das Minus sogar fast zwölf Prozent. Dank stark gestiegener Erzeugerpreise (plus 21,7 Prozent) konnte zwar noch ein Umsatzplus erwirtschaftet werden (plus 16,7 Prozent). Das Mengengeschäft ging aber deutlich zurück. Die Kostensteigerungen konnten nicht vollständig überwälzt werden und die Erträge der Unternehmen gerieten unter Druck. Die Bewertung der aktuellen Lage in den Chemie- und Pharmaunternehmen fiel dementsprechend deutlich negativ aus.

Der Blick in die Zukunft hat sich dagegen etwas aufgehellt. Im Februar glaubten erstmals seit Kriegsausbruch wieder mehr Unternehmen an eine Verbesserung der Geschäftslage in den kommenden sechs Monaten. Auch die Exporterwartungen und die Produktionspläne drehten in den positiven Bereich. Auslöser für diesen verhaltenen Optimismus dürften die Entwicklungen auf den Energiemärkten gewesen sein: Die deutsche Wirtschaft blieb im Winter von einer Gasmangellage und Blackouts verschont. Die Gas- und Strompreise erreichten wieder das Vorkriegsniveau. Allerdings blieb der Optimismus verhalten. Zuletzt verschlechterten sich die Erwartungen sogar wieder leicht. Die Lage bleibt schwierig. Der Ersatz des billigen russischen Pipelinegases durch LNG-Lieferungen und der langsame Ausbau der erneuerbaren Energien bei gleichzeitigem Atom- und Kohleausstieg werden dauerhaft zu höheren Energiepreisen in Europa führen. Zum Kostennachteil kommt noch der Nachfragemangel hinzu. Vielen Chemieunternehmen fehlen mittlerweile die Aufträge.

Auch wenn inzwischen die Talsohle erreicht sein dürfte: Anders als in früheren Krisen wird es diesmal keine kraftvolle Erholung geben. Hohe Energiekosten, Auftragsmangel und Standortprobleme sprechen dagegen. Für das Gesamtjahr 2023 rechnet der VCI daher erneut mit einem Produktionsrückgang von rund fünf Prozent. Rechnet man das Pharmageschäft heraus dürfte die Produktion in diesem Jahr um rund acht Prozent niedriger liegen als 2022.

Exporte im Rückwärtsgang

Auch vom Auslandsgeschäft gingen zuletzt keine positiven Impulse mehr aus. Die Abschwächung der Weltwirtschaft, aber insbesondere die schlechte Entwicklung in vielen Industriebranchen weltweit, bremste das Auslandsgeschäft der deutschen Chemieindustrie. Zwar konnte im Gesamtjahr 2022 noch ein Plus bei den Ausfuhren von 18 Prozent erzielt werden (real nur plus ein Prozent). In der zweiten Jahreshälfte gingen die Exporte aber deutlich zurück. Dies dürfte sich fortsetzen.

Kontakt: Christiane Kellermann; Tel.: +49 69 2556 1585; E-Mail: kellermann@vci.de

Industriebericht | Industrieproduktion und Handel nach Branchen 17/04/2023 22

Deutsche Elektro- und Digitalindustrie profitiert weiter von Elektrifizierung und Digitalisierung

Die deutsche Elektro- und Digitalindustrie hat ihren Wachstumskurs auch im vergangenen Jahr fortgesetzt. In einem gesamtwirtschaftlichen Umfeld, das sich im Jahresverlauf deutlich eingetrübt hat, steigerte die Branche ihre preisbereinigte Produktion im Vergleich zum Vorjahr um 3,5 Prozent. Noch höher fielen die Zuwächse bei nominalen Kennzahlen aus. So übertraf der Branchenumsatz sein Vorjahresniveau um zwölf Prozent und markierte mit 224,5 Milliarden Euro 2022 ein neues Allzeithoch. Auch die Auftragseingänge erhöhten sich im vergangenen Jahr mit einem Plus von 10,2 Prozent zweistellig, gleichwohl flachte hier die Dynamik im Laufe des Jahres etwas ab. Die Elektroindustrie entwickelte sich damit 2022 unterm Strich deutlich besser das Verarbeitende Gewerbe insgesamt, was einerseits daran liegt, dass sie wenig energieintensiv ist und somit weniger unter der Energiekrise zu leiden hatte. Andererseits leistet die deutsche Elektro- und Digitalindustrie mit ihren Lösungen einen wichtigen technologischen Beitrag für die im Rahmen der Energiewende nötigen Transformation der Wirtschaft und profitiert damit von den Trends zu Elektrifizierung und Digitalisierung.

Ins Jahr 2023 ist die Elektro- und Digitalindustrie ebenfalls mit hohen Zuwachsraten gestartet. So stieg der Umsatz in den ersten beiden Monaten dieses Jahres zusammengenommen um 15,5 Prozent zum Vorjahreszeitraum. Gleichzeitig befanden sich die (reale) Produktion und die Auftragseingänge sechs Prozent über ihrem jeweiligen Vorjahresniveau. Auch die Stimmungsindikatoren haben sich in den letzten Monaten aufgehellt: Die Erwartungskomponente des ifo-Geschäftsklimas lag bei den Unternehmen der deutschen Elektro- und Digitalindustrie im März erstmals seit Beginn des Ukraine-Kriegs wieder leicht im positiven Terrain. Demgegenüber war die Beurteilung der aktuellen Geschäftslage auch schon im vergangenen Jahr stets positiv geblieben. Gleichzeitig erreichte die Zahl der Beschäftigten in der Elektroindustrie im Januar 2023 mit 902 Tausend Mitarbeitern erstmals seit Mitte der 90er Jahre wieder einen Wert über 900.000. Ende 2022 waren 898 Tausend Menschen in der deutschen Elektro- und Digitalindustrie beschäftigt gewesen und damit 2,7 Prozent bzw. 24 Tausend mehr als ein Jahr zuvor. Für das Jahr 2023 geht der ZVEI im Rahmen seiner aktuellen Prognose davon aus, dass die preisbereinigte Produktion zwischen einem und zwei Prozent gegenüber Vorjahr wachsen könnte Einer zu erwartenden unterdurchschnittlichen Entwicklung der Gesamtwirtschaft stehen hohe Auftragsbestände gegenüber.

Elektroexporte: Hohe Zuwächse 2022 vor allem bei den Ausfuhren in die USA

Die Ausfuhren der deutschen Elektro- und Digitalindustrie sind im vergangenen Jahr um 8,6 Prozent auf 245,8 Milliarden Euro gestiegen. Auch dies war wiederum gleichbedeutend mit einem neuen Rekordstand. Da die Ausfuhrpreise gleichzeitig um 7,3 Prozent stiegen, war der reale Zuwachs allerdings wesentlich geringer. Insbesondere die Lieferungen in die USA nahmen 2022 stark zu (plus 23,8 Prozent auf 23,6 Milliarden Euro). Damit blieben die Vereinigten Staaten im Ranking der größten Einzelabnehmerländer deutscher Elektroexporte zwar auf Platz zwei, sie verkürzten den Abstand zum erstplatzierten China aber deutlich (plus 5,5 Prozent auf 26,5 Milliarden Euro). Die Elektroexporte in die Eurozone legten 2022 um 8,4 Prozent auf 80,9 Milliarden Euro zu. Die Exporterwartung der Elektrounternehmen wurden im März 2023 vom ifo Institut mit einem Saldo von plus 8,9 Prozentpunkten angegeben. Das war etwas weniger als noch im Januar 2023 (plus 13,5 Prozentpunkte).

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Kontakt: Matthias Düllmann; Tel.: +49 69 6302 329; E-Mail: matthias.duellmann@zvei.org

Digitalbranche: ITK-Unternehmen zeigen sich weitgehend krisenfest

Trotz Fachkräftemangel, Krieg in Europa und weiterhin hoher Inflation blickt die Digitalbranche überwiegend optimistisch nach vorn. Die Geschäftserwartungen der IT- und Telekommunikationsunternehmen für die kommenden Monate lagen im März bei 12,2 Punkten – und damit auf dem höchsten Wert seit Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine im Februar 2022. Auch die aktuelle Geschäftslage verbesserte sich im Vergleich zum Vormonat um 1,5 Punkte auf 38,8 Punkte und verzeichnete damit den besten Wert seit Juni 2022.

Das zeigt der Digitalindex von Bitkom und ifo-Institut. Der Index bildet die aktuelle Geschäftslage und die Geschäftserwartungen für die kommenden drei Monate ab und berechnet daraus das Geschäftsklima. Dieses verbesserte sich im Vergleich zu Februar um acht Punkte auf 25,1 Punkte und liegt damit wieder auf demselben Wert wie im letzten Frühjahr (April 2022: 25,2 Punkte). Zum Vergleich: Für die Gesamtwirtschaft weist das ifo-Institut für das Geschäftsklima nur einen Anstieg von minus 0,8 auf 3,8 Punkte auf. Zum Vergleich: Für die Gesamtwirtschaft weist das ifo-Institut für das Geschäftsklima nur einen Anstieg von minus 0,8 auf 3,8 Punkte auf.

Optimistisch stimmen vor allem die Prognosen für das laufende Jahr. Mehr als ein Drittel der ITKUnternehmen (36 Prozent) gibt an, dass es seine Investitionen im Vergleich zu 2022 steigern wird. Rund die Hälfte will das Investitionsniveau halten (49 Prozent), nur 15 Prozent planen weniger Investitionen. Innerhalb der Branche zeigen sich die Hersteller von Hardware, Endgeräten und Systemen besonders investitionsfreudig, 61 Prozent wollen hier zulegen (Handel: 39 Prozent; Dienstleister: 32 Prozent).

Auch die Beschäftigungsaussichten in der digitalen Wirtschaft bleiben 2023 positiv. Drei von zehn (30 Prozent) der Unternehmen der IT und Telekommunikation wollen in diesem Jahr ihre Beschäftigtenzahl steigern. Rund zwei Drittel (62 Prozent) gehen von einer stabilen Beschäftigtenzahl aus. Nur rund jedes zwölfte Digitalunternehmen (acht Prozent) wird 2023 Arbeitsplätze abbauen.

Für die Unternehmen der IT, Telekommunikation und Unterhaltungselektronik erwartet der Bitkom im laufenden Jahr ein Umsatzplus von 3,8 Prozent, die Umsätze werden mit 203,4 Milliarden Euro erstmal über die 200-Milliarden-Euro-Marke klettern. Das größte Wachstum kann die Informationstechnik verbuchen. Mit IT werden 2023 nach aktueller Prognose 126,4 Milliarden Euro umgesetzt. Das entspricht einem Plus von 6,3 Prozent.

Der Markt für Telekommunikation wird 2023 nur noch leicht um 0,8 Prozent auf 69,5 Milliarden Euro wachsen. Am stärksten legen in diesem Segment die Investitionen in die Telekommunikations-Infrastruktur zu (plus 2,5 Prozent auf 7,7 Milliarden Euro).

In der Unterhaltungselektronik droht nach einem kurzzeitigen Aufschwung mit Beginn der Corona-Pandemie das dritte Minus-Jahr in Folge. Ein erwarteter Umsatz von 7,6 Milliarden Euro für 2023 bedeutet ein Minus von 7,3 Prozent.

Kontakt: Dr. Florian Bayer; Tel.: +49 30 2757 6162; E-Mail: f.bayer@bitkom.org

Gießerei-Industrie: Gemischtes Bild im Frühjahr 2023

Die Gussproduktion sank im Jahr 2022 um 1,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Während die Eisenund Stahlgießereien um 1,3 Prozent unter dem Produktionsniveau liegen, beziffert sich das Minus der

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Nicht-Eisen-Metallgießereien auf 1,8 Prozent. Vom Niveau des Jahres 2018 sind die deutschen Gießereien mit einer gegenwärtigen Produktion von 3,9 Millionen Tonnen noch 28 Prozent entfernt. Getrieben von den hohen Rohstoff- und Energiekosten liegt der Umsatz im Jahr 2022 derweil 19 Prozent über dem Vorjahr. In den knapp 600 Unternehmen (BDG Erhebung) sind aktuell rund 70.000 Personen beschäftigt.

Bei den deutschen Gießereien ist die Stimmungslage im Frühjahr 2023 durchwachsen. Der Saldo der Gut- und Schlechtbewertungen des Ifo-Institutes liegt im März bei plus 34,5 Punkten. Somit hält sich die Lage stabil im positiven Bereich. In den vergangenen Monaten sind befürchtete Ausschläge ausgeblieben. Gleichzeitig sind die Erwartungen für die kommenden sechs Monate noch immer im negativen Bereich. Allerdings hat sich nunmehr seit rund einem halben Jahr ein positiver Trend etabliert, so notiert der Saldo der Erwartungen mit minus 9,5 Punkten auf dem höchsten Wert seit Ausbruch des Krieges in der Ukraine.

Die Auftragsbestände der deutschen Gießereien liegen nach wie vor einem hohen Niveau. Die Rekordbestellungen aus dem Jahr 2021 und Anfang 2022 bilden vor dem Hintergrund der aktuell deutlich rückläufigen Ordereingänge die Grundlage Obwohl die Kapazitätsauslastung mit 88 Prozent im Januar deutlich über dem historischen Mittel von 80 Prozent liegt, können die Bestände nur bedingt abgearbeitet werden. Die Produktionsbehinderungen haben im halbjährlichen Vergleich leicht abgenommen. Beklagten vor rund sechs Monaten noch fast zwei Drittel der Betriebe den Arbeitskräftemangel, so reduzierte sich der Anteil inzwischen auf ein Drittel.

Zeigt sich die konjunkturelle Entwicklung am aktuellen Rand noch robuster als im Herbst 2022 befürchtet, so sind die Blicke weiterhin auf die industriepolitischen Richtungsentscheide gerichtet. Beginnen Konzerne ihre Investitionsentscheidungen etwa zugunsten Nordamerikas zu treffen, so ist die energieintensive Gießerei-Industrie trotz zuletzt gesunkener Börsenpreise bei den Energiekosten erheblichen Wettbewerbsnachteilen ausgesetzt. Vor dem Hintergrund steigender Löhne und Zinsen ist ein politisches Signal für die Einführung eines Industriestrompreises somit von größter Priorität für die mittelständisch geprägte Branche.

Kontakt: Tillman van de Sand; Tel.: +49 211 6871 301; E-Mail: tillman.vandesand@bdguss.de

Keramische Industrie

Das Jahr 2022 lief für die Industrie in den ersten Quartalen gut an. Die Gasmangellage und stark gestiegenen Energiekosten hat aber auch die keramischen Unternehmen als energieintensive Industrie hart getroffen.

Geschirrhersteller und Manufakturen konnten durch Umsatzaufschwung in 2022 die Projektgeschäfte erhöhen und die Pandemierückgänge ausgleichen. Der Umsatz stieg um 23 Prozent im Jahr 2022. 2021 Anfang des Jahres 2023 sind die Geschäfte der Porzellanindustrie rückläufig, sodass ein Auftragseingang von minus sieben Prozent verzeichnet worden ist. Demnach seien die Geschäfte in 2023 einen regressiven Trend des vergangenen Jahres anzunehmen.

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Auch die Technische Keramik konnten Ihren Gesamtumsatz um rund 16,9 Prozent in 2022 gegenüber 2021 steigern und somit bereits das Krisenniveau deutlich vergessen machen. Auch der Auftragseingang konnte im Jahr 2022 deutlich um 26 Prozent gesteigert werden. Das Jahr 2023 läuft auch derzeit gut an, dennoch könnten die derzeitige Konjunkturkrise und Rezession die Situation bedingen. Die Lage bei den Automobilzuliefern könnte den Absatz teilweise rückläufig beeinflussen.

Weitgehend von negativen Auswirkungen der Pandemie verschont geblieben ist die Sanitär-Keramik. Hier war die Auftragslage in den letzten vergangenen Jahren positiv so auch in 2022.

Die Hersteller der Ofenkacheln verzeichneten im Jahr 2022 nochmals ein moderates Wachstum von 5,9 Prozent im Umsatz. Die Auftragslage im Jahr 2023 lässt jedoch auch auf einen Rückgang der Umsatzahlen im ersten Quartal 2023 schließen.

Insgesamt konnte die keramische Industrie Umsatzwachstum sowie erhöhte Auftragseingänge im Jahr 2022 im Vergleich zum Vorjahr erzielen.

Die derzeit volatile Situation mit dem Putin-Angriffskrieg und Sanktionen lassen jedoch befürchten, dass der Aufwärtstrend der Industrie abklingen könnte. Die derzeitige Rezession und hohe Inflation im Jahr 2023 könnten den steigenden Trend der privaten Konsumenten schmälern und insbesondere das Geschirr und Ofenkacheln Projektgeschäfte schmälern. Daher ist mit einem sinkenden Wachstum der Industrie in den kommenden Monaten zu rechnen.

Des Weiteren ist die energieintensive Keramikindustrie von den auf hohem Niveau verharrenden Gaspreisen stark betroffen, die ebenfalls zu Wettbewerbsnachteilen führen werden.

Ferner führt die in Deutschland eingeführte CO2-Bepreisung für Kleinanlagen zu einer Schieflage im Wettbewerb, insbesondere bei der feinkeramischen Industrie als Betreiber von Kleinanlagen, die nicht im EU-ETS sind. Deutsche Keramikwerke sind von der Politik mit deutlichen Wettbewerbsnachteilen belastet.

Kontakt: Jenny Tanner; Tel.: +49 9287 808 25; E-Mail: tanner@keramverband.de

Luftverkehrswirtschaft

Im Jahr 2022 hat sich die Ergebnislage der Unternehmen gegenüber den schwierigen Corona-Jahren deutlich verbessert. Die Luftfracht zeigt nach einem starken Boom im Jahre 2021 infolge der wirtschaftlichen Entwicklung einen rückläufigen Trend, der sich im Jahr 2023 verstärkt fortgesetzt hat. Gleichzeitig engagiert sich die europäische Luftfahrtbranche dafür, dass die erheblichen Anstrengungen für eine De-Fossilisierung des Luftverkehrs wettbewerbsneutral ausgestaltet sowie die Verlagerung von Passagierströmen und Carbon Leakage vermieden werden können.

Verkehrsentwicklung: Im Jahr 2022 hat sich der Verkehr in Europa stabilisiert. Das Sitzplatzangebot mit und in Europa (EU / EWR / UK) betrug 81 Prozent des Vorkrisensommers 2019. Nimmt man den Verkehr in und mit Deutschland heraus, betrug die Erholung bereits 84 Prozent; im Verkehr mit und in Deutschland betrug das Angebot 70 Prozent des Vorkrisenzeitraums. Dieser Trend setzt sich verstärkt im Jahr 2023 fort. Das geplante Angebot für die o.a. europäischen Staaten in den Sommermonaten

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April bis Oktober entspricht 98 Prozent des Jahres 2019; in Deutschland beträgt dieser Wert 82 Prozent.

Die Passagierentwicklung folgt der Angebotsentwicklung: Im Jahr 2022 verzeichneten die deutschen Flughäfen 165 Millionen Passagiere, dies entspricht 66 Prozent des Vorkrisenwertes. Für diese Entwicklung sind drei Gründe maßgeblich:

▪ Die europäischen Punkt zu Punkt Fluggesellschaften haben sich in Europa stark erholt, haben aber zeitgleich aus Deutschland umfangreiche Kapazitäten abgezogen und in anderen europäischen Staaten positioniert. Die Fluggesellschaften, die ihr Verkehrsangebot von deutschen Standorten abziehen, begründen dies vor allem damit, dass das Verhältnis von Nachfragemenge, Zahlungsbereitschaft und Kosten für Gebühren und Entgelte in Deutschland nicht mehr zusammenpassen würde. Tatsächlich liegen inzwischen die staatlich veranlassten Abgaben insbesondere bei der Luftverkehrsteuer und den Luftsicherheitsgebühren an den Standorten in Deutschland deutlich höher als an den relevanten Standorten im europäischen Ausland und damit sind die Standortkosten in Deutschland immer weniger wettbewerbsfähig. In Folge haben deutsche Wirtschaftszentren deutlich an interkontinentaler und europäischer Konnektivität verloren.

▪ Der innerdeutsche Lokalverkehr (Reisen mit Start und Endziel in Deutschland) ist geschrumpft; die Passagiernachfrage beträgt in diesem Verkehrssegment nur noch ca. 26 Prozent des Vorkrisenniveaus. Gleichzeitig ist die Nutzung von Bodentransportmitteln und von digitalen Kommunikationsmitteln gestiegen. Die Flugfrequenzdichte im innerdeutschen Verkehr hat – auch durch Rückzug von Fluggesellschaften – stark abgenommen.

▪ Insgesamt ist der Verkehr mit dem Kongress- und Messestandort Deutschland auch durch solche Veranstaltungsanlässe stark getrieben; diese wurden aber in Folge von Corona und der langanhaltenden Wirkung der entsprechenden Maßnahmen in Deutschland häufig nicht durchgeführt.

Dagegen entwickelten sich touristische Verkehre sehr gut; auch die Interkontinentalverkehre zeigten mit der Öffnung der USA eine sehr dynamische Entwicklung. Der Nachfrageboom in der Luftfracht ist abgeebbt: Nach einem sehr starken Jahr 2021 liegt die Nachfrage ca. sieben Prozent unter der des Vorjahres aber noch ca. fünf Prozent über der des schwachen Jahres 2019. Der Trend zeigt eine Verstärkung des negativen Trends: Lieferkettenprobleme, Kriegsgefahr, Energieknappheit, Inflation und eine drohende Rezession wirken nachfragedämpfend. So gab das absolute Cargo-Aufkommen im Januar 2023 verglichen mit dem Vormonat Dezember stark nach (ca. minus 45.000t). Dies bedeutet einen Rückgang um minus 14,2 Prozent gegenüber Januar 2022 und ein Minus von 4,4 Prozent gegenüber Januar 2019. Der Ausblick auf das Angebot zeigt für die Monate März bis August 2023 ein Wachstum der Sitzplatzkapazität um zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Flughäfen, Fluggesellschaften, Bundespolizei und die Abfertigungsgesellschaften haben umfangreiche Maßnahmen im Bereich Automatisierung und Personalrekrutierung vorgenommen, um den operativen Betrieb sicher und effizient sicherzustellen.

Kontakt: Norbert Lübben; Tel.: +49 30 5200 771 30; E-Mail: Norbert.Luebben@bdl.aero

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Maschinenbau: Engpasssituation entschärft sich

Im Maschinen- und Anlagenbau in Deutschland übertraf die preisbereinigte Produktion im vergangenen Jahr ihr Vorjahresniveau um 0,5 Prozent. Die Schätzung der VDMA Volkswirte von einem Plus in Höhe von rund einem Prozent wurde somit erreicht. Die Auftragslage hätte zwar eine höhere Wachstumsrate ermöglicht, doch wurde die Produktion wie auch in vielen anderen Industrien durch zahlreiche Engpässe in Schach gehalten. Sowohl die Materialknappheit als auch der Fachkräftemangel gehörten zu den stärksten Bremsfaktoren. Beim Thema Materialknappheit gibt es seit einigen Monaten signifikante Entspannungstendenzen. Doch von „normalen Verhältnissen“ sind die Unternehmen noch weit entfernt. Im März klagten immer noch 67 Prozent der Unternehmen über Produktionsbehinderungen durch Materialmangel. So passt es ins Bild, dass die technischen Kapazitäten der Maschinenbauer im Januar 2023 „nur“ zu 88.8 Prozent ausgelastet waren. Das liegt zwar dicht unter dem oberen Rand des 50-Prozent-Streubandes (84,4 bis 89,2 Prozent) und gilt damit für sich genommen als relativ optimal. Doch in Zeiten hoher Nachfrage wäre die Auslastungsquote üblicherweise darüber hinausgeschossen. Der Auftragsbestand passt ebenfalls ins Bild. Die Auftragsreichweite betrug im Januar 11,6 Monate. Sie liegt zwar inzwischen unter dem Höchststand vom 12,1 Monaten im Oktober 2022, ist aber immer noch extrem lang.

Mit der hohen Auftragsreichweite kann die Produktion von Anlagen, Maschinen und Komponenten in den kommenden Monaten ordentlich abgefedert werden. Das kommt dem Maschinenbau nun zugute, denn der Bestelleingang ist seit Jahresmitte 2022 unter Druck. Zahlreiche Belastungsfaktoren hatten auf die Stimmung potenzieller Investoren gedrückt und die so sensible Nachfrage nach Investitionsgütern negativ beeinflusst. Auch im Frühjahr 2023 gibt es noch zahlreiche Unwägbarkeiten, die die Investitionsgüternachfrage auch weiterhin im Zaum halten dürften. Die Inflation in den USA und in Europa hat sich zunächst schneller zurückgebildet als allgemein erwartet worden war, erweist sich jetzt aber als hartnäckig. Dies sowie die daraus resultierenden Zinserhöhungen der Notenbanken belasten private Haushalte und Unternehmen. Der Krieg in der Ukraine, geopolitische Themen wie das angespannte Verhältnis von USA und China, die Besonderheiten der chinesischen Konjunktur (Immobilienkrise und strukturelle Schwächen) gehören weiterhin zu den Unwägbarkeiten. Zuletzt hinzugekommen sind Sorgen vor einer neuen Bankenkrise und deren Folgen.

Allerdings gibt es auch eine Reihe positiver Faktoren: Europa hat den Winter gut, sogar besser überstanden, als zu erwarten war. Die Rohstoffpreise sind ein gutes Stück gesunken. Die Stimmungsindikatoren konnten sich nahezu weltweit erholen. Schließlich gibt es nicht nur Herausforderungen und Unwägbarkeiten, sondern auch jede Menge Chancen. Es seien hier nur exemplarisch die Trends zur Digitalisierung, Automatisierung und Dekarbonisierung genannt.

Summa summarum rechnen die VDMA-Volkswirte für das laufende Jahr trotz der zahlreichen Widrigkeiten mit einem nur geringen Rückgang der realen Produktion in Höhe von zwei Prozent. Angesichts der zahlreichen Unwägbarkeiten ist es müßig zu erwähnen, dass diese Prognose nicht nur Abwärtsrisiken sondern auch ein Aufwertungspotenzial beinhaltet.

Kontakt: Olaf Wortmann; Tel.: +49 69 6603 1373; E-Mail: olaf.wortmann@vdma.org

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Nichteisen-Metallindustrie

Die Lage in der deutschen Nichteisen(NE)-Metallindustrie war im März deutlich schlechter als vor einem Jahr. In besonders energieintensiven Teilbranchen wie der Metallerzeugung haben die extrem hohen Preise für Strom und Erdgas zu erheblichen Produktionsdrosselungen und zum Teil -stilllegungen geführt. Zunehmend werden fehlende Aufträge beklagt. Engpässe beim Personal bleiben herausfordernd. Materialknappheit zeigt sich vor allem in einem Mangel an Ersatzteilen und nur gelegentlich in Lieferproblemen auf der Vormaterialseite. 2022 erwirtschaftete die Branche mit 106.000 Beschäftigten in 620 Unternehmen eine Produktion von 6,5 Millionen Tonnen (minus acht Prozent gegenüber dem Vorjahr) und einen Umsatz von 76 Milliarden Euro. Allein 54 Prozent des Umsatzes entfielen auf das Inland, den größten Absatzmarkt. Die Branche gliedert sich in die Wertschöpfungsstufen Erzeugung (Rohmetall), Halbzeug (erste Bearbeitung zu Bändern, Blechen, Stangen, Profilen, Rohren und Drähten), Weiterverarbeitung (Folien, dünne Bänder, Tuben, Aerosol-, sonstige Dosen und Pulver), Guss und Feuerverzinkung. Unter den Erzeugern von Rohaluminium hatten 2022 die Primäraluminiumproduzenten (minus 33 Prozent) und Refiner (minus 16 Prozent) die größten Rückgänge zu verkraften. Die Produktion der Remelter, deren Produkte im Wesentlichen im Halbzeugbereich weiterverarbeitet werden, sank weniger stark (minus sechs Prozent). Die Aluminiumhalbzeugindustrie wies einen Produktionsrückgang von minus vier Prozent auf 2,6 Millionen Tonnen aus. Die Fertigung der Aluminiumweiterverarbeitung verzeichnete hingegen ein Plus von sechs Prozent auf 347.000 Tonnen. In der Kupferindustrie verbuchte die größte Teilbranche, die Hersteller von Walz-, Press- und Ziehprodukten aus Kupfer und Kupferlegierungen, im Jahr 2022 einen Produktionsrückgang von fünf Prozent gegenüber einem hohen Vorjahresniveau auf 803.000 Tonnen. Die Erzeugung von Blei, Zink, Zinn und deren Legierungen litt unter energiekostenbedingten Produktionsstilllegungen und brach um 21 Prozent ein. Hingegen stieg die Produktion der Hersteller von Halbzeug aus Zink, Nickel, Blei, Zinn und anderen NE-Metallen leicht um ein Prozent auf 168.000 Tonnen. Die NE-Metallgießerei-Industrie stellte im vorigen Jahr 792.000 Tonnen Gussteile her, knapp zwei Prozent weniger als 2021.

Zeitenwende: Deutschland war 2022 erstmalig Nettoimporteur von Halbzeug

Der Auslandsumsatz der NE-Metallindustrie lag 2022 bei 35 Milliarden Euro. Sorge bereiten die erhöhten Importe, während gleichzeitig die Ausfuhrquote im Vorjahresvergleich auf 46 Prozent sank. Seit vielen Jahren war Deutschland Nettoexporteur von Halbzeug. Erstmalig übertrafen 2022 die Einfuhren die Ausfuhr von Halbzeug. Maßgeblich hierfür waren sowohl ein spürbarer Anstieg der Importe um fünf Prozent auf 2,30 Millionen Tonnen, als auch ein beträchtlicher Rückgang der Exporte um neun Prozent auf 2,26 Millionen Tonnen. Weiter ist Deutschland seit etlichen Jahren nicht nur Nettoimporteur von Erz und Konzentrat, sondern auch von Rohmetall. Mit anderen Worten: Deutschland führt erheblich mehr Rohmetall ein, als es davon exportiert. Hier spiegelt sich die Abhängigkeit der deutschen Industrie von Lieferungen wichtiger Rohmetalle wie Aluminium, Nickel, Zink, Zinn und etlicher Seltenmetalle aus dem Ausland wider. Der Rohmetallimport stieg 2022 um acht Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 3,8 Millionen Tonnen. Hingegen ging der Export von Rohmetall um zehn Prozent auf 909.000 Tonnen zurück.

Kontakt: Oliver Eisenberg; Tel.: +49 30 726207 167; E-Mail: oliver.eisenberg@kupfer.de

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Papierindustrie

Die deutsche Zellstoff- und Papierindustrie hat im äußerst schwierigen Umfeld des vergangenen Jahres relative Stärke bewiesen. Die Produktion ist nach dem Corona-Nachholjahr 2021 zwar um 6,5 Prozent auf 21,6 Millionen Tonnen gesunken, hat sich damit jedoch wieder auf dem langjährigen Vorkrisenniveau bewegt. Die Zahl der Beschäftigten ist gehalten worden. Dazu hat auch ein von den Sozialpartnern gemeinsam getragener fairer Tarifabschluss beigetragen. Viele Unternehmen mussten Ihre Produktion an die noch zu normalen Preisen eingekauften Gasmengen und die durch vorherigen Lageraufbau bei den Kunden zum Jahresende gesunkene Nachfrage anpassen. Die gestiegenen Kosten für Energie und Rohstoffe haben dabei auf die Produktpreise durchgeschlagen. Das spiegelt sich im Umsatzzuwachs von 36,3 Prozent auf 21,2 Milliarden Euro wider. Trotz der schwierigen wirtschaftlichen Entwicklung hat die Branche 2022 weiter Ihren Beitrag zur Transformation zu einer CO2-neutralen Produktion geleistet. Sie ist dabei jedoch auf entsprechende politische Rahmenbedingungen wie etwa einen vorübergehenden Industriestrompreis angewiesen, um während der Übergangszeit die internationale Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten. Die Entwicklung der einzelnen Sortenbereiche verlief 2022 uneinheitlich. Papier und Karton für Verpackungen mit 58,9 Prozent Produktionsanteil die größte Sortengruppe wiesen 2022 ein Minus von 6,1 Prozent aus. Experten vermuten, dass 2021 in Erwartung einer Papiermangellage auf Kundenseite Lager aufgebaut worden waren, die die Nachfrage dämpften. Deutlich stärker fiel der Rückgang bei den graphischen Papieren (Produktionsanteil 27,5 Prozent) aus. Hier ging als Folge der fortschreitenden Digitalisierung die Produktion um 9,4 Prozent zurück. Die Hygienepapiere (Produktionsanteil 6,8 Prozent) hielten sich konstant. Hier wirkten sich diesmal keine Marktverwerfungen durch Hamsterkäufe oder Abbau angehäufter Lagerkapazitäten aus. Die technischen und Spezialpapiere (Produktionsanteil 6,8 Prozent) verloren mit einem Minus von 3,6 Prozent konjunkturbedingt nur moderat. Die Exporte von Papier, Karton und Pappe aus Deutschland gingen 2022 um 7,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 10,5 Millionen Tonnen zurück. Damit geht knapp die Hälfte des deutschen Absatzes in den Export. Auch wenn der Absatz in den EU-Raum insgesamt um 8,9 Prozent fiel, bleibt die Region mit 72,5 Prozent nach wie vor die bedeutendste Abnehmerregion für die deutsche Papierindustrie. Deutschland ist nicht nur ein großer Exporteur, sondern vor den USA das größte Importland der Welt für Papier, Karton und Pappe. Die Importe gingen jedoch um acht Prozent zurück und spiegeln damit den allgemeinen Trend. Die Importe aus den EU-Ländern fielen sogar um 9,6 Prozent.

Der Beginn des Jahres ist insgesamt geprägt von einer schwachen Nachfrage. Bis auf die Hygienepapiere sehen sich alle Produktbereiche mit spürbar sinkenden Absatzmengen konfrontiert. Die weitere Entwicklung der Papierindustrie im Jahresverlauf wird sich eng am tatsächlichen Konjunkturgeschehen orientieren. Unter dem Vorbehalt der allgemeinen konjunkturellen Entwicklung gibt es für die einzelnen Sortengruppen übergelagerte Trends. Papiersorten für die Grundversorgung der Bevölkerung etwa bei Hygieneartikel oder für die Verpackungen von Lebensmitteln bleiben unverzichtbar und werden weiter relativ konstant nachgefragt. Der E-Commerce in Deutschland wird wohl zu Lasten des stationären Einzelhandels weiter zulegen. Zusammen mit dem allgemeinen Trend zu nicht-fossilen, nachhaltigen Verpackungen wird dies den Markt für Verpackungspapiere und -karton grundsätzlich stärken. Für die Hersteller von grafischen Papieren wird entscheidend sein, wie sich in der NachCorona-Phase und vor allem einer flauen Konjunktur der Werbemarkt entwickeln wird und welchen Anteil Print darin haben wird.

Kontakt: Dr. Thomas Moldenhauer; Tel.: +49 228 2670 542; E-Mail: t.moldenhauer@papierindustrie.de

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Pharmaindustrie: Impfschub lässt nach, schlechtere Rahmenbedingungen dämpfen

Im vergangenen Jahr hat die Impfstoffproduktton der Pharmaindustrie einen deutlichen Schub verliehen: Die reale Produktion stieg um 5,3 Prozent, die nominalen Ausfuhren von Pharmazeutika gar um 18 Prozent – wobei ein großer Teil Reexporte waren, also gar nicht aus heimischer Produktion stammten. Mittlerweile lässt dieser Schub spürbar nach – so haben sich die Inlandsumsätze zum Jahresauftakt auf dem Vorkrisenniveau eingependelt, das im Vergleich zum Vorjahr fast ein Viertel niedriger liegt. Auch die Auslandsumsätze haben zuletzt nachgegeben und dürften allmählich auf den Vorkrisenpfad zurückfallen – wobei dieser aber weiter aufwärtsgerichtet bleibt. Alles in allem geben die Umsätze in realer Rechnung wohl um rund fünf Prozent nach, die Produktion – aufgrund einer etwas günstigeren Ausgangslage – mit zwei Prozent aber nicht ganz so stark.

Da die Ausfuhren stärker vom Impfstoffhandel profitiert haben, fällt die Korrektur entsprechend deutlicher aus: Unterstellt wird, dass die Ausfuhren von Impfstoffen im Laufe des Jahres nachgeben und damit die Exporte jahresdurchschnittlich geringer ausfallen als in den Corona-Jahren: rund 115 Milliarden Euro und damit fünf Prozent weniger im Jahr 2022, ein Minus von neun Prozent in realer Rechnung.

Diese Rückgänge sind kein Grund zur Besorgnis, denn sie stellen nur eine Normalisierung nach den Pandemiejahren dar. Die verschlechterten wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen und die Energiekrise hingegen hinterlassen bleibende Spuren: Auch wenn die Pharmaindustrie nicht zu den energieintensiven Branchen gehört, sind die Vorleistungskosten wohl knapp zweistellig in die Höhe geschossen, denn wichtige Zuliefererbranchen haben ihre gestiegene Energierechnung an die Kunden weitergereicht – etwa die Chemische Industrie mit Preisanhebungen von rund einem Viertel. Da sich die Pharmaunternehmen durch die gesetzliche Preisbindung daran nicht anpassen konnten, dürften die Margen massiv eingeengt worden sein – und damit die Finanzierungsmöglichkeiten für wichtige Zukunftsinvestitionen. Hinzu kommen die Belastungen im Rahmen des GKV-Finanzstabilisierungsgesetzes. Unternehmensbefragungen signalisieren dementsprechend bereits spürbar eingetrübte Investitionspläne.

Kontakt: Dr. Simon Junker; Tel.: +49 30 2060 4511; E-Mail: s.junker@vfa.de

Lage der Stahlindustrie

Die Stahlmengenkonjunktur ist seit der kurzen Erholung von der Pandemie im Jahr 2021 weiter rückläufig. Die Abschwächung mit Schwerpunkt in der zweiten Jahreshälfte 2022 hat ihre wesentliche Ursache im russischen Angriffskrieg auf die Ukraine. Energiekrise, hohe Preise, gestiegenes Zinsniveau und zunehmende geopolitische Unsicherheit belasten seitdem die Stahlnachfrage. Zudem hatte sich die Industrierezession in Deutschland durch fortgesetzte Lieferkettenprobleme wieder verstärkt.

Im Gesamtjahr 2022 fiel die Rohstahlerzeugung in Deutschland (wie bereits 2019 und 2020) wieder unter die 40 Millionen Tonnen-Grenze. Mit 36,8 Millionen Tonnen lag sie rund acht Prozent unter dem Vorjahreswert. Das Niveau von 2019 wurde um rund sieben Prozent unterschritten Im zweiten Halbjahr 2022 lag die Rohstahlerzeugung mit 17,3 Millionen Tonnen um rund elf Prozent unter dem Volu-

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men des Vorjahreszeitraums. Diese Menge markiert die geringste Halbjahreserzeugung seit der Wiedervereinigung. Der Rückgang hält in den ersten Monaten 2023 an. Vor allem die stromintensive Elektrostahlproduktion ist gegenwärtig besonders stark betroffen

Der Ausblick für die Stahlindustrie in Deutschland bleibt angesichts der fragilen konjunkturellen Situation in den nächsten Monaten gedämpft Die Auftragseingänge liegen nach dem Einbruch im vergangenen Jahr von über zwölf Prozent sogar wieder unter dem Niveau der Corona-Krise. Laut dem letzten „Market Outlook“ des europäischen Stahlverbandes „Eurofer“ wird für die EU-Stahlnachfrage im laufenden Jahr mit einem Rückgang um rund zwei Prozent gerechnet, nachdem bereits im vergangenen Jahr ein Minus von fünf Prozent verzeichnet worden war.

Auch die globale Stahlmengenkonjunktur erlebte im vergangenen Jahr einen breit angelegten Abschwung. Nach Angaben des Welt-Stahlverbandes „Worldsteel“ ist die Rohstahlerzeugung 2022 gegenüber dem Vorjahr weltweit um gut vier Prozent gesunken, was das erste Minus seit 2015 darstellt. Rückläufig war sowohl die Produktion in China (-minus zwei Prozent) als auch in der restlichen Welt, wobei hier der Verlust mit sieben Prozent deutlich größer ausfiel. Gegenwärtig ist dank der wieder besseren chinesischen Entwicklung ein Wendepunkt absehbar. In den ersten beiden Monaten 2023 liegt der Rückgang der globalen Erzeugung im Vorjahresvergleich bei knapp einem Prozent.

Trotz der globalen Produktionsrückgänge ist die europäische Stahlkonjunktur weiterhin durch einen erheblichen Importdruck gekennzeichnet. Die Importquote lag im Jahr 2022 aufgrund der weiter bestehenden Strukturkrise in der Stahlindustrie auf einem historisch hohen Niveau. Diese Bedrohung könnte sich angesichts der erheblichen Unterschiede im Bereich der Energiekosten im Vergleich zu anderen stahlerzeugenden Regionen in der Welt verfestigen.

Kontakt: Bernhard Krischer; Tel.: +49 211 6707 963; E-Mail: Bernhard.Krischer@wvstahl.de

Stahl- und Metallverarbeitung: Produktion im Jahr 2022 um 0,3 Prozent gesunken

Die seit August positiven Wachstumsraten konnten nicht bis zum Jahresende fortgeschrieben werden. Insbesondere der Dezember sorgte mit einem Minus von 1,6 Prozent für das knappe Verfehlen der schwarzen Null. Die im Jahresverlauf rückläufige Nachfrage dürfte eine Ursache für die schwächeren Schlussmonate in der Produktion sein. Auch in der Automobilindustrie sind die Auftragseingänge stetig zurückgegangen. Dort ist mit der Ankündigung der veränderten Förderstruktur für die Elektromobilität ab 2023 ein Wachstumstreiber weggefallen. Die Auftragseingänge in den WSM-Branchen liegen knapp drei Prozent unter dem Niveau des Jahres 2021. Trotz des ernüchternden Jahresausklanges 2022 wird der Start in das Jahr 2023 in den Stahl und Metall verarbeitenden Unternehmen in Deutschland von Optimismus begleitet. Im ersten Quartal 2023 hat sich das Geschäftsklima deutlich aufgehellt. Dazu hat insbesondere die sprunghaft steigende Einschätzung der Geschäftserwartungen beigetragen. Bei der Interpretation dieser Entwicklung muss jedoch berücksichtigt werden, dass die Pessimisten immer noch in der Mehrheit sind. Tatsächlich gehen die Unternehmen eher davon aus, dass die Geschäftsentwicklung sich nicht verschlechtert. Dementsprechend wird für 2023 allenfalls ein moderates Wachstum von zwei Prozent erwartet. Die Herausforderungen sind indes nicht kleiner geworden, allenfalls erscheinen sie angesichts der voraussichtlich ausbleibenden Rezession beherrschbarer als zuletzt befürchtet. Dass Euphorie keineswegs angebracht ist, legt der Blick auf die Auslastung der

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Produktionskapazitäten nahe. Sie ist im Januar 2023 gegenüber Oktober 2022 um mehr als einen Prozentpunkt gesunken.

Die Bundesregierung ist aufgefordert, dem von Wirtschafts- und Klimaminister ausgerufenen „Jahr der Industrie“ ein bekennendes „Ja“ zum Standort Deutschland und Europa – als Auftakt einer langfristigen Industriepolitik – folgen zu lassen. Ein Abbau der Bürokratie, beginnend bei den Energiepreisbremsen, wäre ein kostenloses Konjunkturprogramm. Auf dieser Basis könnten zielgenaue Förderprogramme auch den industriellen Mittelstand erreichen und auf den Weg der Transformation mitnehmen.

Kontakt: Holger Ade; Tel.: +49 233 1958 821; E-Mail: hade@wsm-net.de

Textil- und Modeindustrie

Die konjunkturelle Lage der Branche ist in den Segmenten der Textil- und Bekleidungsindustrie unterschiedlich verlaufen. Bereits im abgelaufenen Jahr 2022 zeigte sich, dass Bekleidung in nahezu jeder Hinsicht besser aus der Corona-Krise gekommen ist als das Textilsegment.

So stiegen die Umsätze bei Bekleidung im Jahresverlauf 2022 um plus 19,4 Prozent, während sie bei Textil nur um 7,7 Prozent wuchsen. Dabei spielten die Auslandsmärkte eine dominierende Rolle, insbesondere bei Bekleidung, wo der Auslandsumsatz um knapp 30 Prozent zulegen konnte, bei Textil waren es nur 11,4 Prozent. Der Inlandsmarkt stieg wiederum bei Bekleidung um immerhin 14,6 Prozent, während Textil nur ein Plus von 3,2 Prozent verzeichnen konnte.

Obwohl Bekleidung das im Vergleich zu Textil klar konsumnähere Segment ist, war die Betroffenheit von Preissteigerungen bei Textil deutlich größer. Die Produktpalette erfordert hier eine energieintensivere Produktion und die Vorprodukte – meist erdölbasiert – vervielfachten sich in vielen Bereichen im Preis, insbesondere dann, wenn Vor- und Zwischenprodukte in Europa bezogen werden. Beide Branchen litten unter den exorbitanten Preisen für Seespedition aus Ostasien, die sich in der Spitze teils verzehnfacht hatten.

Aktuell hat sich die Situation insbesondere durch die sinkenden Energiekosten entspannt. Dennoch bleibt die konjunkturelle Lage bei Textil hinter der von Bekleidung zurück. Dies zeigt auch die Beschäftigungsentwicklung: Während Ende Januar 2023 Textil minus 1,2 Prozent weniger Personen beschäftigt hat, waren es bei Bekleidung plus 3,2 Prozent. Auch die Umsätze steigen bei Textil weiter mit geringeren Raten als bei Bekleidung. Kurzfristig ist nicht von einer wesentlichen Veränderung dieser Tendenz auszugehen, wie die aktuelle Auftragslage zeigt: Während die Auftragseingänge bei Bekleidung in den drei Monaten am aktuellen Rand um 7,7 Prozent stiegen, waren sie bei Textil mit minus 4,8 Prozent rückläufig. Die ifo-Zahlen vom März bestätigen diesen Trend: Sowohl die Auftragslage als auch die Erwartungen zur Auftragsentwicklung sind bei Bekleidung durchweg besser als bei Textil. Dies gilt im Großen und Ganzen auch für die Nachfrage aus dem Ausland. Entsprechend unterscheiden sich auch die Ifo-Klimaindizes zwischen den Branchen: Bekleidung folgt im Wesentlichen dem vorsichtig optimistischen Trend der gesamten Industrie, während eine Mehrzahl der Unternehmen der Textilbranche weniger optimistisch ist, sowohl was die Lage, als auch was die Einschätzung der kommenden Monate angeht.

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Die Umfrage des Gesamtverbandes Textil- und Bekleidung zum Jahreswechsel zeigt, dass insbesondere die Ertragserwartungen bei Textil auf einem historisch niedrigen Niveau liegen, während die Unternehmen der Bekleidungsindustrie in dieser Hinsicht deutlich optimistischer eingestellt sind.

Kontakt: Marcus Jacoangeli; Tel.: +49 30 7262 2024; E-Mail: mjacoangeli@textil-mode.de

Impressum

Bundesverband der Deutschen Industrie e.V. (BDI)

Breite Straße 29

10178 Berlin

T: +49 30 2028-0

www.bdi.eu

Lobbyregisternummer R000534

Autor

Thomas Hüne

T: +49 30 2028 1592

t.huene@bdi.eu

Redaktion / Grafiken

Dr. Klaus Günter Deutsch

T: +49 30 2028 1591

k.deutsch@bdi.eu

Marta Gancarek

T: +49 30 2028 1588

m.gancarek@bdi.eu

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