Themenpapier |Rohstoffpolitik |Internationale Zusammenarbeit
Rohstoffförderung in der Tiefsee
Verantwortung übernehmen, Chancen nutzen
www.bdi.eu/publikation/news/tiefseebergbau-rohstofffoerderung-in-der-tiefsee Publikation
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Rohstoffförderung in der Tiefsee erhöht das globale Angebot an kritischen Rohstoffen und stärkt Deutschlands Versorgungssicherheit.
Zusammenfassung 1
Um die großen Transformationsvorhaben, wie Energiewende, fortschreitende Digitalisierung und Infrastrukturausbau zu erreichen, müssen klimaneutrale Technologien hochskaliert werden. Der enorme Mehrbedarf an kritischen Rohstoffen für diese Technologien kann durch Rohstoffförderung in der Tiefsee zum Teil mit gedeckt werden.
Da die Kontrolle über kritische Rohstoffe immer häufiger als geopolitisches Druckmittel eingesetzt wird, bietet der Abbau in der Tiefsee für Deutschland die Möglichkeit Rohstoffimporte zu diversifizieren und so die strategische Autonomie zu erhöhen.
Rohstoffförderung in der Tiefsee ist ein sensibler Eingriff in das maritime Ökosystem. Die deutsche Industrie ist sich ihrer Verantwortung bewusst und fordert, hohe Umweltstandards anzulegen, um einen nachhaltigen Abbau zu gewährleisten.
Die Zeit drängt. Bis 2025 will die Internationale Meeresbodenbehörde (IMB) verbindliche Abbauregeln für die Tiefsee verabschieden. Der BDI ruft die Bundesregierung auf, aktiv die Arbeit am „Mining Code“ zu begleiten und nach ihren Interessen mitzugestalten, anstatt weiter eine vorsorgliche Pause zu fordern.
Rohstoffabbau in der Tiefsee eröffnet neue Märkte für den Export von Hochtechnologie „Made in Germany“. Mit innovativen und umweltschonenden Fördersystemen kann sich die deutsche Industrie als wichtiger Technologiepartner für maritime Rohstoffprojekte positionieren.
Der BDI ist grundsätzlich aufgeschlossen für die Rohstoffförderung in der Tiefsee. Wenn 2025 ein „Mining Code“ verabschiedet wird, sollte auch Deutschland die Voraussetzung für die potenzielle Förderung in seinem Gebiet im Pazifik schaffen. Dafür braucht es ein klares Signal der politischen Unterstützung der Bundesregierung.
Für Energiewende und
Digitalisierung
braucht es sehr viel mehr kritische Rohstoffe.
Der Bedarf kann teilweise durch Rohstoffförderung in der Tiefsee gedeckt werden.
Die kommende Metallkrise
Die Nachfrage nach kritischen Rohstoffen steigt schneller, als das Angebot ausgeweitet werden kann. Die Versorgungssicherheit ist nicht mehr gewährleistet.
Die Nachfrage nach kritischen Rohstoffe steigt exponentiell bis Ende dieser Dekade. Es ist unklar, ob das Angebot schnell genug erweitert werden. Geopolitisch motivierte Exportrestriktionen sind eine zusätzliche Gefahr für die Versorgungssicherheit. Ohne sichere und ausreichende Rohstoffversorgung sind Energiewende, Digitalisierung und Infrastrukturausbau in Gefahr.
Angesichts des Drucks, die Energiewende zu beschleunigen, muss der umfassende Einsatz von klimaneutralen Technologien schnellstmöglich hochskaliert werden. Die Transformation hin zu treibhausgasneutralen Technologien, wie Batterien für den Antrieb von E-Autos oder als Energiespeicher für das Stromnetz führt zu einem erheblichen Mehrbedarf an Metallen. Insbesondere die Nachfrage nach Kupfer, Kobalt, Nickel, Lithium und Mangan steigt dramatisch an. Um das Pariser Klimaziel zu erreichen, braucht es laut Internationaler Energie Agentur (IEA) in den nächsten zwanzig Jahren allein 40% mehr Kupfer, 60% bis 70% mehr Nickel und Kobalt und 90% mehr Lithium.1 Der steigende Bedarf steht aber strukturellen Angebotsdefiziten in den Metallmärkten gegenüber. Allein für den im Jahr 2035 prognostizierten Mehrbedarf in der Batteriezellfertigung für E-Autos braucht es zusätzlich 352 Lithium-, Kobalt-, Nickel- und Grafit-Minen.2
Erschwerend kommt hinzu, dass Kontrolle über kritische Rohstoffe immer häufiger als geopolitisches Druckmittel eingesetzt wird. Laut Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hat sich die Zahl von Exportrestriktionen bei kritischen Rohstoffen innerhalb von 10 Jahren mehr als verfünffacht. Zudem behindern protektionistische Maßnahmen verschiedener Staaten den Handel mit Rohstoffen.3
Zu befürchten ist eine größer werdende Lücke zwischen Angebot und Nachfrage.4 Beim Wettlauf um strategisch wichtige Rohstoffe drohen Deutschland und Europa zunehmende Abhängigkeiten und größer werdende Versorgungsrisiken. Dieser Trend muss schleunigst umgekehrt werden. Denn für die deutsche Industrie sind kritische Rohstoffe unverzichtbar, um die klimaneutrale Transformation erfolgreich zu gestalten. Ohne sichere und
ausreichende Rohstoffversorgung wird es keine Energiewende (z.B. Windkraftanlagen), keine E-Mobilität (z.B. Batterie-Akkus), keine Digitalisierung (z.B. Halbleiter), keine Industrie 4.0 geben – aber auch keinen Infrastrukturausbau (z.B. Stromnetze) und keine schlagkräftige Verteidigungs- oder Raumfahrtindustrie.5
Eine strategische Rohstoffpolitik muss daher gezielt auf Importdiversifizierung setzen. Rohstoffförderung in der Tiefsee kann dabei einen Beitrag leisten. So wird einerseits das globale Angebot an kritischen Rohstoffen erhöht. Andererseits bietet sich für Deutschland die Chance, einseitige Importabhängigkeiten von geopolitischen Wettbewerbern zu reduzieren.
1 IEA, The role of critical minerals in the green energy transition, 7
2 Benchmark Minerals, https://source.benchmarkminerals.com/article/ more-than-300-new-mines-required-to-meet-battery-demand-by-2035
3 OECD, https://www.oecd.org/publications/raw-materialscritical-for-the-green-transition-c6bb598b-en.htm
4 International Renewable Energy Agency, https://www.irena.org/ Publications/2023/Jul/Geopolitics-of-the-Energy-Transition-CriticalMaterials?trk=public_post_comment-text, Energy Transitions Commission, https://www.energy-transitions. org/publications/material-and-resource-energy-transition/
Die
Metallkrise ist in Sicht: Strukturelle Angebotsdefizite und zunehmende Exportrestriktionen bei kritischen Rohstoffen führen zu größeren Versorgungsrisiken.
5 Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI), Analyse bestehender Abhängigkeiten und Handlungsempfehlungen, https://bdi.eu/publikation/news/analyse-bestehenderabhaengigkeiten-und-handlungsempfehlungen/
Rohstoffförderung in der Tiefsee:
Enorme wirtschaftliche Potenziale
Importdiversifizierung dringend benötigter Rohstoffe und ein neuer Exportmarkt für Hochtechnologieprodukte sind eine doppelte Chance für die deutsche Industrie.
Die Förderung von Rohstoffen in der Tiefsee bietet vielfältige wirtschaftliche Chancen. In der Tiefsee lagern große Mengen an kritischen Rohstoffen Das wichtigste Vorkommen liegt im Manganknollengürtel der Clarion-Clipperton-Bruchzone im Pazifik. Die Knollen sind wegen ihres hohen Gehalts an Nickel, Kupfer und Kobalt wertvoll. 31 Lizenzen zur Erkundung wurden bereits vergeben, darunter auch an Deutschland.
Forschung zum Rohstoffabbau in der Tiefsee sowie Testläufe für die zum Rohstoffabbau benötigten Technologien sind nichts Neues. Bereits seit über 20 Jahren vergibt die IMB Lizenzen zur Erkundung des Meeresbodens nach mineralischen Rohstoffen in Ozeanbereichen außerhalb der Hoheitsgebiete der Anrainerstaaten. Bisher wurden 31 Lizenzen in internationalen Gewässern vergeben –19 für die Exploration von Manganknollen, fünf für die Erkundung von Mangankrusten und sieben für die Exploration von Massivsulfiden. Die Lizenznehmer kommen aus 20 verschiedenen Staaten, davon 12 aus Asien, 13 aus West- und Osteuropa, vier von pazifischen Inselstaaten und einer aus Südamerika.1
In Mangankrusten sind Metalle wie Kobalt, Titan, Molybdän, Zirkon, Tellur, Wismut, Niob, Wolfram, Seltene Erden sowie Platin angereichert, die in Hochtechnologieprodukten verarbeitet werden. Massivsulfide haben einen hohen Buntmetallgehalt (Kupfer, Zink und Blei) und weisen Gold und Silber sowie Spurenmetalle wie Indium, Tellur, Germanium, Wismut, Kobalt und Selen auf.2
Das größte und wirtschaftlich wichtigste Vorkommen mariner Rohstoffe befindet sich im sogenannten Manganknollengürtel der Clarion-Clipperton-Bruchzone (CCZ) des äquatornahen Nordpazifiks zwischen Hawaii und Mexiko. Wirtschaftlich interessant sind die Knollen in dieser Region vor allem wegen ihrer hohen Gehalte an Nickel (1,4%), Kupfer (1,1%) und Kobalt (0,2%), die - anders als bei Landlagerstätten - zusammen in einem Erz vorkommen. Die Gesamtmenge der Knollen im Manganknollengürtel wird auf 25 bis 40 Milliarden Tonnen Nassgewicht geschätzt.3
Verbunden mit dem Recht auf Erkundung sind umfangreiche Auflagen für die Erhebung von Umwelt-Basisdaten, die Analyse von möglichen Umweltauswirkungen der Tiefsee-Rohstoffförderung sowie Testläufe für die zum Rohstoffabbau benötigten Technologien. Auf Grundlage der dabei erhobenen Daten und gewonnenen Erkenntnisse wird in den kommenden Jahren eine verantwortungsvolle Förderung in der Tiefsee möglich, die hohe und international vereinbarte Umweltschutzstandards 4 einhält und dabei auf modernste Technologien und Verfahren für Abbau und Umweltmonitoring zurückgreifen kann.5
1 Rühlemann et. al., https://www.bgr.bund.de/DE/Themen/ MarineRohstoffforschung/Meeresforschung/Downloads/ Tiefseebergbau.pdf?__blob=publicationFile&v=2
2 Vgl. ebd.
3 Vgl. ebd.
Wirtschaftlich interessant
sind Manganknollen vor allem wegen ihrer hohen Gehalte an Nickel (1,4%), Kupfer (1,1%) und Kobalt (0,2%), die — anders als bei Landlagerstätten — zusammen in einem
Erz vorkommen.
4 International Seabed Authority, 2023, The Mining Code, https://www.isa.org.jm/the-mining-code/
5 Zum Beispiel: Trident, 2023, https://deepseatrident.eu
Auch Deutschland engagiert sich als Mitgliedsstaat der IMB seit vielen Jahren in der Rohstoffförderung. Seit 2006 erkundet die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) im Rahmen von bisher elf Expeditionen ein Lizenzgebiet für Manganknollen im Pazifik. Die Arbeiten umfassten neben der Kartierung der Meeresbodentopografie und der Abschätzung der Manganknollenvorräte auch Untersuchungen zur Biodiversität und Meeresumwelt, um deren Ist-Zustand zu erfassen und somit die Auswirkungen eines möglichen zukünftigen Abbaus beurteilen zu können. Für drei wirtschaftlich besonders vielversprechende Areale mit einer Gesamtgröße von 4.200 Quadratkilometern hat die BGR die Vorkommen detailliert untersucht. Die Gesamtmenge der Manganknollen in diesen drei Gebieten beträgt 80 Millionen Tonnen Nassgewicht (56 Millionen Tonnen Trockengewicht). Darin enthalten sind insgesamt 18,5 Millionen Tonnen Mangan, Nickel, Kupfer und Kobalt. Bei einer angenommenen Fördermenge von drei Millionen Tonnen Nassgewicht pro Jahr würde dieses Knollenvorkommen für rund 25 Jahre Rohstoffförderung in der Tiefsee reichen. Mit Stand 2018 entspricht die daraus gewinnbare Metallmenge für Nickel rund 50 Prozent der deutschen Nettoimporte, 80 Prozent für Kobalt und 300 Prozent für Mangan sowie sechs Prozent für Kupfer.6 Neuere Analysen mit Stand 2023 kommen zu ähnlichen Ergebnissen: 53 Prozent für Nickel, 80 Prozent für Kobalt, 217 Prozent für Mangan und fünf Prozent für Kupfer.7
Im Mai 2015 hat die BGR einen zweiten Lizenzvertrag für die Erkundung von Sulfidvorkommen im zentralen Indischen Ozean unterzeichnet. Die Explorationslizenz umfasst eine Fläche von 10.000 Quadratkilometern. Die BGR hat während ihrer bisherigen Explorationsarbeiten 12 neue polymetallische Sulfidvorkommen entdeckt, von denen drei Vorkommen inaktiv sind und alle anderen Felder aktive (d.h. mit austretenden hydrothermalen Fluiden und der damit assoziierten speziellen Fauna) und inaktive Bereiche aufweisen. Diese Vorkommen wurden detailliert kartiert und oberflächennah beprobt. Da die Sulfidvorkommen dreidimensionale Körper bilden, werden auch geophysikalische Verfahren zur Abbildung des Untergrundes eingesetzt. Technologisch anspruchsvolle Bohrungen sind für die kommenden Jahre geplant.8
Insbesondere im Hinblick auf Metallrohstoffe ist die deutsche Industrie vollständig von Importen abhängig. Daher ist es wichtig, dass Deutschland die Bezugsquellen diversifiziert. Zu einer Diversifizierung der Rohstofflieferketten kann auch der Rohstoffabbau in der Tiefsee beitragen. Eine aktive Beteiligung an der Erkundung mariner Rohstoffe im Ostpazifik und im zentralen Indischen Ozean erfolgt bereits im Rahmen der oben genannten BGR-Lizenzen. Das mit den Explorationsarbeiten verbundene Vorrecht zur Förderung kann einen Beitrag zur zukünftigen Rohstoffversorgung Deutschlands leisten. Für die deutsche Industrie bietet sich außerdem die Chance, mit technisch hochwertigen und umweltschonenden Technologien internationale Maßstäbe zu setzen, und zwar sowohl bereits bei der Erkundung wie auch beim zukünftigen umweltverträglichen Rohstoffabbau in der Tiefsee und dem damit verbundenen Umweltmonitoring.
6 Rühlemann et. al., https://www.bgr.bund.de/DE/Themen/MarineRohstoffforschung/Meeresforschung/Downloads/Tiefseebergbau.pdf?__blob=publicationFile&v=2
7 Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR), 2024, Vergleich mit jährlichem deutschen Nettoimport
8 Rühlemann et. al., https://www.bgr.bund.de/DE/Themen/ MarineRohstoffforschung/Meeresforschung/Downloads/ Tiefseebergbau.pdf?__blob=publicationFile&v=2, S. 229
Ein großer Teil des deutschen Rohstoffbedarfs könnte durch die aus den Manganknollen gewonnenen Metalle gedeckt werden.
Immer mehr Länder setzen auf Rohstoffförderung in der Tiefsee
Das ökonomische Potenzial einer umweltverträglichen Tiefsee-Förderung weckt weltweites Interesse. Industrielle Aktivitäten in dem Bereich nehmen bereits heute zu.
Immer mehr Länder setzen auf Rohstoffförderung in der Tiefsee
Aufgrund größer werdender Versorgungsrisiken bei kritischen Rohstoffen setzen immer mehr Staaten auf die Tiefsee-Förderung. Dadurch bietet sich die Möglichkeit, einseitige Importabhängigkeiten zu verringern und die Versorgungssicherheit zu erhöhen.
Dass die Rohstoffförderung in der Tiefsee im industriellen Maßstab möglich und sicher ist, zeigt der Blick in die nationalen Gewässer einzelner Staaten. So hat Japan bereits 2017 in der ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) erfolgreiche Tests zum Abbau von Massivsulfiden in einer Tiefe von 1.600 Metern durchgeführt.1 Diamanten werden derzeit schon vor Namibias Küste abgebaut.2 Mehrere südpazifische Inselstaaten, wie die Cook-Inseln, Tonga, Fidschi oder Papua-Neuguinea planen ebenfalls die Gewinnung von Tiefseemineralien innerhalb ihrer 200-Meilen-AWZ. 3 Auch Saudi-Arabien bereitet regulatorisch die Rohstoffförderung in der eigenen AWZ vor.4 Aktuell werden von weiteren Ländern neue OffshoreBergbaugesetze für nationale Gewässer entwickelt. Norwegen hat 2023 angekündigt, zeitnah in der eigenen AWZ die Exploration von kritischen Rohstoffen zu erlauben. Entgegen dem Votum des Europäischen Parlaments (EP) hat sich im Januar 2024 eine Mehrheit im norwegischen Parlament für diesen Schritt ausgesprochen.5
Der kommerzielle Abbau von Rohstoffen in der Tiefsee ist also bereits Realität und wird durch die prognostizierten drohenden Metallengpässe weiter an Fahrt aufnehmen. Die Zeit drängt, im Rahmen der IMB verbindliche Regeln für den Tiefseebergbau zu erlassen, damit auch der Umweltschutz ausreichend berücksichtigt wird. Denn aktuell ist es so, dass die Rohstoffförderung in der Tiefsee in nationalen Hoheitsgewässern nicht hinter die Umweltschutzstandards der IMB zurückfallen darf. Solange es also keinen „Mining Code“ gibt, gibt es auch keinen verbindlichen Umweltschutz in den nationalen Hoheitsgewässern nach international gültigen und hohen Standards. Sobald der „Mining Code“ verabschiedet wurde, sollten auch in Deutschland die Voraussetzungen geschaffen werden, um mit dem Abbau von Rohstoffen in
der Tiefsee zu beginnen. Dadurch bietet sich die Möglichkeit, einseitige Importabhängigkeiten zu verringern und die Versorgungssicherheit zu erhöhen. Beides ist Voraussetzung dafür, dass Deutschland über jene Rohstoffe verfügt, die es für die Industrien der Zukunft auf dem Weg zur Klimaneutralität braucht.
1 Government of Japan, https://www.nature.com/articles/ d42473-020-00524-y; The Japan Times, https://www.japantimes.co.jp/news/2017/09/26/national/japan-successfully-undertakes-large-scale-deep-sea-mineral-extraction/
2 Schneider, https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/ S2211464520301019; CNN, https://edition.cnn.com/2018/09/03/ africa/marine-diamond-mining-namibia/index.html
3 The Diplomat, https://thediplomat.com/2021/06/pacific-island-nations-consider-deep-sea-mining-despite-risks/; Kakee, https://www. sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0308597X19305718
4 Permanent Mission of the Kingdom of Saudi Arabia to the United Nations, https://www.isa.org.jm/wp-content/uploads/2024/03/ NV-24-110-ISA-KSA-Laws-in-relation-to-deep-seabed-mining.pdf
5 Barents Observer, 2024, https://thebarentsobserver.com/ en/2024/01/norwegian-government-approves-deepsea-mining-it-devastating-eco-activists-protest
Japan, Saudi-Arabien, Norwegen – immer mehr Länder setzen auf Rohstoffförderung in der Tiefsee. Diesem Trend kann sich Deutschland nicht entziehen.
Rohstoffförderung in der Tiefsee wird kommen. Es geht nicht um das Ob, sondern um das Wie. Fünf strategische Erwägungen gilt es dabei zu berücksichtigen.
Empfehlungen 5
1. Einhaltung hoher
Umweltschutzstandards
Die deutsche Industrie bekennt sich klar zum Umweltschutz. Rohstoffförderung in der Tiefsee soll daher unter Einhaltung hoher Umweltschutzstandards geschehen. Im Rahmen der Vergabe von Explorationslizenzen erheben die IMB, Unternehmen sowie staatliche Organisationen und Institute bereits über einen langen Zeitraum umfassend Daten und analysieren die möglichen Auswirkungen des Rohstoffabbaus auf das Tiefsee-Ökosystem im internationalen Bereich der Meere. Aus diesen Erkenntnissen lassen sich zielgerichtet sowohl Schutzstandards als auch technische Lösungen definieren, um potenzielle Umweltauswirkungen zu minimieren. Die innovativen Technologien zur Rohstoffförderung wurden in den letzten Jahren umfangreichen mehrtägigen Tests auf Funktionsfähigkeit und Umweltverträglichkeit unterzogen, mit positiven Ergebnissen. 1 Auf Grundlage der dabei gewonnenen Erkenntnisse werden Technologien weiterentwickelt und klare Standards und Anforderungen an die Abbau- und Monitoring-Technologien durch die IMB erarbeitet. Werden diese technologischen und ökologischen Standards erreicht, kann aus BDI-Sicht mit der Tiefsee-Rohstoffförderung begonnen werden.
Die Auswirkungen auf Biodiversität und Ökosystem werden entscheidend von der eingesetzten Fördertechnologie sowie der gewählten Abbaustrategie und Flächeninanspruchnahme abhängen. Daher braucht es verbindliche technologische und ökologische Standards sowie entsprechende Regularien, um die Umweltauswirkungen weitestgehend zu minimieren. Der Rohstoffabbau in der Tiefsee bietet die einzigartige Gelegenheit, wirksame Umweltvorschriften zu entwickeln, bevor die Tätigkeit beginnt. Dies unterscheidet ihn von allen anderen Formen bestehender Abbautätigkeiten. Mit dem bereits gewonnenen Wissen über das Ökosystem Tiefsee und den entwickelten Technologien kann die dortige Rohstoffförderung einerseits ein Instrument für die dringend benötigte Erhöhung der globalen Rohstoffverfügbarkeit und
-sicherheit sein und andererseits die Tiefsee-Umwelt bestmöglich schützen. Darüber hinaus bietet der Rohstoffabbau in der Tiefsee unter dem internationalen Rechtsregime der IMB alle Voraussetzungen, um den Schutz der Umwelt und der Menschenrechte entlang globaler Lieferketten zu gewährleisten.
Bei allen Vorteilen, die der Tiefseebergbau mit sich bringt, handelt es sich dennoch um einen sensiblen Eingriff in ein bis dato größtenteils unberührtes Ökosystem. Denn Rohstoffförderung ist immer mit einem Eingriff in die Natur verbunden – ob an Land oder in der Tiefsee. Daher sollte Deutschland die Forschung zum Ökosystem Tiefsee weiter vorantreiben und Institutionen wie die BGR in ihrer Forschung weiterhin finanziell unterstützen.
Entscheidend wird sein, dass der Tiefseebergbau in einer Art und Weise stattfindet, der eine Regeneration des Ökosystems zulässt und eine dauerhafte Schädigung verhindert. Deshalb sollte Deutschland die Ausarbeitung des Mining Codes so beeinflussen, dass dieser einen minimalinvasiven Abbau begünstigt.
1 The Metals Company, 2022, https://investors.metals.co/newsreleases/news-release-details/metals-company-and-allseasannounce-successful-deep-water-test/; DEME, 2021, https://www. deme-group.com/news/metal-rich-nodules-collected-seabed-duringimportant-technology-trial; Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe, 2021, https://www.bgr.bund.de/DE/Gemeinsames/ Oeffentlichkeitsarbeit/Pressemitteilungen/BGR/bgr-2021-05-12_ monitoring-zu-kollektortest-abgeschlossen.html; Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe, 2021, https://www.bgr.bund.de/ DE/Gemeinsames/Oeffentlichkeitsarbeit/Pressemitteilungen/BGR/bgr2021-05-12_monitoring-zu-kollektortest-abgeschlossen.html; MunozRoyo, 2022, https://www.science.org/doi/10.1126/sciadv.abn1219
Die deutsche Industrie bekennt sich klar zum Umweltschutz. Rohstoffförderung in der Tiefsee soll daher unter Einhaltung hoher Umweltschutzstandards geschehen.
2. Aktive Begleitung der nächsten Schritte statt einseitigem Moratorium oder einer vorsorglichen Pause
Die Zeit drängt, um verbindliche Abbauregeln für die Tiefsee zu verabschieden. Seit Juli 2023 haben Lizenzunternehmer den rechtlich verbrieften Anspruch auf Prüfung und vorläufige Genehmigung ihres Antrags auf Abbau bei der IMB. Bis 2025 soll nun der sogenannte „Mining Code“ verabschiedet werden.2 Darin sollen die Gesamtheit der von der IMB erarbeiteten Regeln, Vorschriften und Verfahren zur Regulierung der Erkundung und des Abbaus von Rohstoffen im internationalen Meeresbodenbereich festgehalten werden. Die Frage ist damit nun eher, wann – und nicht ob – der kommerzielle Abbau von Manganknollen kommen wird.
Die Bundesregierung hat im November 2022 erklärt, dass sie sich für eine vorsorgliche Pause beim Rohstoffabbau in der Tiefsee einsetzt.3 Dieser Schritt ist wenig zielführend. Denn dafür gibt es international und in der IMB mit 169 Mitgliedstaaten keine Mehrheit. Von daher werden eine vorsorgliche Pause oder ein einseitiges Moratorium weder zu weniger Rohstoffförderung in der Tiefsee noch zu mehr Umweltforschung oder der Entwicklung hoher Umweltschutzstandards führen. Stattdessen würden sich jene Akteure durchsetzen, die einen weniger ambitionierten und damit kostengünstigeren Umweltschutz anstreben. Von der Seitenlinie kann man zwar kommentieren, nimmt aber keinen Einfluss auf den Spielverlauf und ist als Partner für Zusammenarbeit uninteressant. Ziel muss es weiterhin sein, den Rohstoffabbau in der Tiefsee minimalinvasiv zu gestalten. Dafür ist es wichtig, dass Deutschland und die EU sich aktiv und zügig in jeden weiteren Schritt zur Formulierung und Verabschiedung des „Mining Code“ und die Intensivierung der Umweltforschung einsetzen. Nur so kann gewährleistet werden, dass hohe Umweltschutzstandards, die die Bundesregierung zu Recht fordert, auch bestmöglich umgesetzt werden.4
Statt einer vorsorglichen Pause oder eines Moratoriums sollte daher zeitnah mit dem Pilotbetrieb begonnen werden. So können weiter wichtige Daten zu den Auswirkungen auf das Ökosystem Tiefsee gesammelt und entsprechende Grenzwerte für einen verantwortungsvollen Abbau von Rohstoffen in der Tiefsee definiert werden. Nur die tatsächlich eingesetzte Abbau-Technologie liefert im echten Betrieb wertvolle Daten, wie effektiv sie funktioniert und wie die Förderung der Rohstoffe minimalinvasiv gestaltet und optimiert werden kann. Auf dieser Grundlage lassen sich realistische Grenzwerte bezüglich Umweltauswirkungen und nötige Anforderungen an eingesetzte Technologien definieren.5 Daher sollte das Regelwerk adaptiv angelegt und mit einer Pilotphase begonnen werden. Basierend auf den dann gewonnen Erkenntnissen lassen sich die Regelungen in einem vereinfachten Verfahren, wie zum Beispiel der „tacit acceptance“, weiter anpassen.6
2 Reuters, https://www.reuters.com/sustainability/policy-watch-afterfraught-global-meeting-future-deep-sea-mining-still-hangs-2023-08-03/; International Seabed Authority, https://www.isa.org.jm/news/isa-secretary-general-underscores-progress-and-collaborative-achievements-inannual-statement-to-the-united-nations-general-assembly/?fbclid=IwAR3mrv7FuWkxlrZpPAhLgS0HCFTB1zPZ1Nf57uTZeE7d1hP8qhBlrwzF9h0
3 Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz, https://www.bmuv.de/pressemitteilung/schutz-dermeere-deutschland-unterstuetzt-bis-auf-weiteres-keinen-tiefseebergbau
4 Helmholtz-Zentrum Potsdam/Deutsches GeoForschungsZentrum GFZ, https://gfzpublic.gfz-potsdam.de/rest/items/ item_5005371_4/component/file_5005372/content, S. 71
Statt einer vorsorglichen Pause oder eines Moratoriums sollte zeitnah mit dem Pilotbetrieb begonnen werden. So können weiter wichtige Daten zu den Auswirkungen auf das Ökosystem Tiefsee gesammelt und entsprechende Grenzwerte für einen verantwortungsvollen Abbau von Rohstoffen in der Tiefsee definiert werden.
5 Munoz-Royo et al., Extent of impact of deep-sea nodule mining midwater plumes is influenced by sediment loading, turbulence and thresholds, S. 12 6 International Maritime Organization, https://www.imo. org/en/About/Conventions/Pages/default.aspx; Jenisch, Tiefseebergbau: Mining Code quo vadis?, S. 174
3. Tiefsee-Rohstoffförderung als Chance sehen für den Export von Hochtechnologie „Made in Germany“
Der Rohstoffabbau in der Tiefsee eröffnet neue Möglichkeiten in Bezug auf die Entwicklung und den Export innovativer und umweltschonender Fördertechnologien für die Weltmärkte. Dies gilt für die Gewinnung der Rohstoffe, ihre Verarbeitung und die permanente Überwachung (monitoring).
Auch wenn die prinzipiellen technischen Komponenten in der Offshore-Öl- und -Gasförderung sowie im küstennahen Abbau von Kiesen, Sanden und Seifenlagerstätten bereits eingesetzt werden, gibt es bisher keine Erfahrungen beim langfristigen Einsatz dieser Technik in der Tiefsee.7 Da sich mit Hilfe von Modellrechnungen zurzeit nicht klären lässt, welches Verfahren am besten geeignet ist, können nur Versuche vor Ort im Rahmen von Komponenten- oder Systemtests – sogenannte „Pilot Mining Tests“ – Klarheit schaffen, die die prinzipielle Funktionalität des gesamten Abbausystems nachweisen. Aufgrund der erfolgreichen Komponententests von Global Sea Mineral Resources (GSR),8 einer Tochterfirma des belgischen Unternehmens DEME, vor zwei Jahren in zwei verschiedenen Lizenzgebieten in der CCZ sowie des sehr erfolgreichen „Pilot Mining Tests“ der „The Metals Company“ und „Allseas“9 vor einem Jahr ist die deutsche DeepSea Mining Alliance (DSMA) optimistisch, dass die technologischen Entwicklungen für die Rohstoffförderung in der Tiefsee auch unter dem Aspekt eines schonenden Abbaus jetzt schnell und positiv voranschreiten.
Zur Wertschöpfung beim Abbau mariner mineralischer Rohstoffe gehören neben der Gewinnung und dem Transport der Rohstoffe auch die Extraktion der Metalle und die Herstellung verkaufsfähiger Zwischenprodukte. Ohne ein geeignetes metallurgisches Verfahren zur Verwertung wäre die Förderung der Manganknollen obsolet. Im Gegensatz zu den marinen Massivsulfiden gibt es jedoch weder bei den Manganknollen noch bei den Mangankrusten ein industriell etabliertes metallurgisches Extraktionsverfahren. Deshalb hat die BGR gemeinsam mit der RWTH Aachen ein „Zero-Waste“-Konzept zur Verhüttung entwickelt, das eine vollständige Nutzung der Knollen beinhaltet. Dabei entstehen neben den Metallen Kobalt, Kupfer, Nickel und Molybdän auch
7 Helmholtz-Zentrum Potsdam/Deutsches GeoForschungsZentrum GFZ, https://gfzpublic.gfz-potsdam.de/rest/items/ item_5005371_4/component/file_5005372/content, S. 50
8 GSR, https://deme-gsr.com/wp-content/uploads/2023/03/2023_ March11_GSR_PataniaII_Final_sp_2-page-version-compressed-2.pdf
9 The Metals Company, https://investors.metals.co/ news-releases/news-release-details/nori-and-allseas-lift-over-3000-tonnes-polymetallic-nodules
ein Ferromangan- und ein Silicomangan-Produkt, die in der Stahlherstellung verwendet werden können und ein Kalzium-Silizium-Mineralprodukt für die Bauindustrie. Dieses Konzept ist weltweit einmalig und wurde bereits im erweiterten Labormaßstab erfolgreich getestet.10
Die deutsche Industrie ist in der Lage, innovative und umweltschonende Fördersysteme für diese Bereiche zu entwickeln, die diese Anforderungen erfüllen. Sowohl im Bereich Gewinnungs- und Fördertechnik als auch in der Unterwassertechnik, dem Spezialschiffbau sowie der Überwachungs- und Messtechnik verfügen deutsche Unternehmen über die notwendige Expertise und erprobte Einzelkomponenten. Sollte es gelingen, die umweltschonende Förderung von marinen Rohstoffen sowie das begleitende hochtechnologische Umweltmonitoring in einer gesamten wirtschaftlichen Wertschöpfungskette abzubilden und eventuell sogar die Technologieführerschaft zu erlangen, würde dies der deutschen Industrie im internationalen Wettbewerb um Rohstoffe zu einer besonderen Stellung verhelfen. In jedem Fall könnte sich Deutschland als wichtiger Technologiepartner zur Durchführung von Rohstoffprojekten einen fairen Zugang zu Rohstoffen, und damit die langfristige Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie, sichern.
Deutschland kann sich als wichtiger Technologiepartner bei der Tiefsee-Rohstoffförderung positionieren.
10 Rühlemann et. al., https://www.bgr.bund.de/DE/Themen/ MarineRohstoffforschung/Meeresforschung/Downloads/ Tiefseebergbau.pdf?__blob=publicationFile&v=2, 231
4. Durch Rohstoffabbau in der Tiefsee unabhängiger werden von autokratischen Systemwettbewerbern
Vor allem aus strategischen Erwägungen kann der Abbau von Rohstoffen in der Tiefsee ein wichtiges Instrument sein, um einseitige Abhängigkeiten bei Rohstoffimporten zu reduzieren. Derzeit ist Deutschland auf Importe aus beispielsweise China sowie aus Ländern mit komplizierten politisch-wirtschaftlichen oder militärischen Kontexten angewiesen, wenn es die selbstgesteckten Ziele bei Energiewende, Digitalisierung oder Elektromobilität erreichen will. Gerade Russland und China sind systemische Wettbewerber, wie die Bundesregierung mit Nachdruck betont. Im Zuge des völkerrechtswidrigen Angriffskrieges gegen die Ukraine hat Russland Energie als geopolitisches Erpressungsinstrument eingesetzt. Auch China setzt aus geopolitischen Erwägungen auf Exporteinschränkungen kritischer Rohstoffe, wie unlängst bei den Metallen Gallium, Germanium und Grafit geschehen.
Daher ist eine vorsorgliche Pause, wie sie aktuell von der Bundesregierung gefordert wird, das falsche Signal. Deutschland und - falls andere Mitgliedstaaten diesem Beispiel folgen – die EU - berauben sich ohne Not einer möglichen zukünftigen Rohstoffquelle mit dringend benötigten Metallen für Transformationsvorhaben wie die Energiewende. Gleichzeitig würde Chinas dominante Position in der Wertschöpfungskette kritischer Rohstoffe weiter gestärkt werden. Und das genau zu dem Zeitpunkt, zu dem die Politik ein De-Risking einseitiger Abhängigkeiten in strategischen Sektoren einfordert.11 Strategische Autonomie ist zu erreichen, wenn die Rohstoffimporte aus China oder Russland reduziert werden. Rohstoffförderung in der Tiefsee kann ein Instrument sein, um diesem Ziel erheblich näher zu kommen.
Der Boom bei Elektroautos, Netzbatterien und weiteren klimaneutralen Technologien, der sich aus der Umsetzung des Pariser Klimaabkommens ergibt, wird die Nachfrage nach Mineralien bis 2040 um das Vierfache ansteigen lassen, so die IEA.12 Eine Ausweitung des terrestrischen Abbaus in diesem Umfang würde bedeuten, dass man von China eventuell noch stärker abhängig würde, was auch mit hohen Umweltkosten verbunden wäre.
Durch Rohstoffförderung in der Tiefsee bietet sich die Chance Importe zu diversifizieren und so einseitige Abhängigkeiten zu verringern.
11 The Hague Centre for Strategic Studies (HCSS), https://hcss.nl/ report/reaching-breaking-point-semiconductors-critical-raw-materials-great-power-rivalry/, S. 91; Die Bundesregierung, https:// www.auswaertiges-amt.de/blueprint/servlet/blob/2608578/810fdade376b1467f20bdb697b2acd58/china-strategie-data.pdf; Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, https://www.bmwk.de/ Redaktion/DE/Publikationen/Industrie/industriepolitik-in-der-zeitenwende.pdf?__blob=publicationFile&v=16; The Washington Post, https:// www.washingtonpost.com/world/interactive/2023/china-deep-sea-mining-military-renewable-energy/ International Energy Agency, https:// www.iea.org/reports/the-role-of-critical-minerals-in-clean-energytransitions/mineral-requirements-for-clean-energy-transitions, S. 8
12 International Energy Agency, https://www.iea.org/reports/ the-role-of-critical-minerals-in-clean-energy-transitions/ mineral-requirements-for-clean-energy-transitions, S. 8
5. Klares politisches Signal der Unterstützung
Als Signaturstaat des Seerechtsübereinkommens (SRÜ) der Vereinten Nationen (VN) und als Mitglied in der IMB ist Deutschland ein verantwortlicher Stakeholder im multilateralen Rahmen. Das Mandat der IMB besteht darin, die geordnete, sichere und verantwortungsvolle Erschließung und Bewirtschaftung der Ressourcen des Tiefseegebiets zum Nutzen der gesamten Menschheit zu fördern. Dabei hat die IMB auch die Pflicht, geeignete Regeln, Vorschriften und Verfahren zu erlassen, um einen wirksamen Schutz der Meeresumwelt vor schädlichen Auswirkungen zu gewährleisten, die sich aus dem Abbau von Rohstoffen in dem Gebiet ergeben können. 13
Der BDI ist grundsätzlich aufgeschlossen für den Rohstoffabbau in der Tiefsee. Die Chancen übersteigen die Risiken. Eine klare deutsche Positionsbestimmung ist schließlich auch deshalb dringlich, weil die Förderung von Rohstoffen in der Tiefsee auch in den Ausschließlichen Wirtschafts- und Festlandssockelzonen der Küstenstaaten kurz vor der Umsetzung steht und sich hierbei vielfältige Möglichkeiten der bilateralen Zusammenarbeit bieten. Das Thema Rohstoffförderung in der Tiefsee sollte nicht weiter auf die lange Bank geschoben werden. Wenn 2025 ein „Mining Code“ verabschiedet wird, sollte auch Deutschland die Voraussetzung dafür schaffen, dass der Abbau in seinem Gebiet im Pazifik beginnen kann. Dafür braucht es ein klares Signal der Bundesregierung, dass sie im multilateralen Rahmen Verantwortung übernimmt, den Abbau von Manganknollen und anderen marinen Ressourcen fördert und unterstützt sowie entsprechendes Engagement der deutschen Industrie politisch flankiert.
13 International Seabed Authority, https://www.isa.org.jm/about-isa/
Wenn 2025 ein „Mining Code“ verabschiedet wird, sollte auch Deutschland die Voraussetzung dafür schaffen, dass der Abbau in seinem Gebiet im Pazifik beginnen kann. Dafür braucht es ein klares politisches Signal der Bundesregierung.
Quellen
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• Benchmark Minerals, 2022, More than 300 new Mines Required to Meet Battery Demand by 2035, https://source.benchmarkminerals.com/article/more-than-300-new-mines-required-to-meet-battery-demand-by-2035
• Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR), 2024, Vergleich mit jährlichem deutschen Nettoimport
• Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR), 2023, Vergleich: Klimaauswirkungen eines Bergbaus in der Tiefsee und an Land, https://www.bgr.bund.de/SharedDocs/Newsletter/DE/2023/newsletter-2023-02. html?view=renderNewsletterHtml
• Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR), 2021, Erster Test eines Manganknollenkollektors in rund vier Kilometern Wassertiefe: Forschungskonsortium schließt Monitoring zu Umweltauswirkungen im Pazifik erfolgreich ab, https://www.bgr.bund.de/DE/Gemeinsames/Oeffentlichkeitsarbeit/Pressemitteilungen/BGR/bgr2021-05-12_monitoring-zu-kollektortest-abgeschlossen.html
• Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz, 2022, Schutz der Meere: Deutschland unterstützt bis auf Weiteres keinen Tiefseebergbau, https://www.bmuv.de/pressemitteilung/schutzder-meere-deutschland-unterstuetzt-bis-auf-weiteres-keinen-tiefseebergbau
• Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, 2023, Industriepolitik in der Zeitenwende, https://www.bmwk. de/Redaktion/DE/Publikationen/Industrie/industriepolitik-in-der-zeitenwende.pdf?__blob=publicationFile&v=16
• Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI), 2022, Analyse bestehender Abhängigkeiten und Handlungsempfehlungen, https://bdi.eu/publikation/news/analyse-bestehender-abhaengigkeiten-und-handlungsempfehlungen/
• CNN, 2018, Diamonds in the deep: How gems are mined from the bottom of the ocean, https://edition.cnn.com/2018/09/03/africa/marine-diamond-mining-namibia/index.html
• Die Bundesregierung, 2023, China-Strategie der Bundesregierung, https://www.auswaertiges-amt.de/blueprint/ servlet/blob/2608578/810fdade376b1467f20bdb697b2acd58/china-strategie-data.pdf
• Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI), 2022, Analyse bestehender Abhängigkeiten und Handlungsempfehlungen. Maßnahmen, um die notwendige Diversifizierung politisch zu unterstützen, https://bdi.eu/publikation/news/analyse-bestehender-abhaengigkeiten-und-handlungsempfehlungen/
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• The Economist, 2023, Deep-Sea Mining may soon Ease the World’s Battery-Metal Shortage, https://www.economist. com/science-and-technology/2023/07/02/deep-sea-mining-may-soon-ease-the-worlds-battery-metal-shortage
• Energy Transitions Commission, 2023, Material and Resource Requirements for the Energy Transition, https://www.energy-transitions.org/publications/material-and-resource-energy-transition/
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• International Seabed Authority, 2023, About ISA, https://www.isa.org.jm/about-isa/
• International Seabed Authority, 2023, Frequently Asked Questions, https://www.isa.org.jm/frequently-asked-questions-faqs/
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• The Metals Company, 2022, The Metals Company and Allseas Announce Successful Deep-Water Test of Polymetallic Nodule Collector Vehicle in the Atlantic Ocean at a Depth of Nearly 2,500 Meters, https://investors.metals. co/news-releases/news-release-details/metals-company-and-allseas-announce-successful-deep-water-test/
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• Permanent Mission of the Kingdom of Saudi Arabia to the United Nations, 2024, https://www.isa.org.jm/wp-content/uploads/2024/03/NV-24-110-ISA-KSA-Laws-in-relation-to-deep-seabed-mining.pdf
• Rabone et. al., 2023, How many Metazoan Species live in the World’s largest Mineral Exploration Region?, https://www.cell.com/current-biology/pdfExtended/S0960-9822(23)00534-1
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• The Washington Post, 2023, China is set to Dominate the Deep Sea and its Wealth of Rare Metals, https://www.washingtonpost.com/world/interactive/2023/china-deep-sea-mining-military-renewable-energy/
• Trident, 2023, https://deepseatrident.eu
• UNEP, 2007, Deep-sea biodiversity and ecosystems, https://wedocs.unep.org/bitstream/handle/20.500.11822/8156/-Deep-sea%20biodiversity%20and%20ecosystems-2007rsrs184(1).pdf?sequence=3&%3BisAllowed=
Impressum
Herausgeber
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T.: +49 30 2028-0 www.bdi.eu
Ansprechpartner
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Abteilungsleiter
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Senior Manager
Internationale Zusammenarbeit, Sicherheit, Rohstoffe und Raumfahrt
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Konzeption & Umsetzung
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Abteilung Kommunikation
Layout & Satz
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Stand
Oktober 2024
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