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IDENTITÄT UND DIFFERENZ

Das Problem einer integralen europäischen Geschichte

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

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Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

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© be.bra wissenschaft verlag GmbH

Berlin 2023

Asternplatz 3, 12203 Berlin post@bebraverlag.de

Lektorat: Robert Zagolla, Berlin

Umschlag und Satz: typegerecht berlin

Schrift: Expo 10 / 14,5 pt

Druck und Bindung: Finidr, Český Těšín

ISBN 978-3-95410-281-5 www.bebra-wissenschaft.de

Meinem lieben Freund und Kollegen

Michael Gehler in europäischer Verbundenheit

Vorwort

Was in diesem Essay zur Erörterung gestellt wird, gründet in Überlegungen, die der Verfasser seit Beginn seiner Chemnitzer Lehr- und Forschungstätigkeit im Oktober 2000 in Diskussionen zu Phänomenen und Problemen europäischer Geschichte mit zahlreichen Kollegen und manchen Studierenden erörtert und präzisiert hat.1 Aus der Fülle damit verbundener Fragestellungen wird hier ein Aspekt herausgegriffen, der in inhaltlicher wie in methodischer Hinsicht eine gleichermaßen zentrale Bedeutung besitzt: die Frage nach den Möglichkeiten und Grenzen einer integralen, auf die Gesamtentwicklung des Kontinents bezogenen Geschichtsschreibung. Es ist offensichtlich, dass die Historiographie im ständig größer werdenden Europa neue Wege der Selbstvergewisserung suchen und finden muss, wenn sie ihre heute mehr denn je gefährdete Rolle als intellektuelle Deutungsinstanz für aktuelle europapolitische Geschehenszusammenhänge nicht restlos verlieren will.

Das titelgebende Begriffspaar »Identität und Differenz« mag philosophisch ambitionierte Leser aufmerken lassen und Assoziationen zum Namen einer bekannten Vorgängerschrift wachrufen. Nichts liegt dem Verfasser dieses Essays ferner als ein irgendwie geartetes Streben zu den Gipfelketten philosophischer Fachgelehrsamkeit. Doch die grundlegende Einsicht, die der schwäbische Grübler mit der braun-grauen Zipfelmütze in seiner 1957 erschienenen Studie präsentiert hat, vermag auch dem Europa-Historiker von heute einen Orientierungsrahmen für entsprechende Verortungsversuche zu bieten. Diese Einsicht besteht in der philosophischen Erkenntnis, dass Einheit allein aus der Differenz gedacht werden kann, dass die in sich differenzierte Vielheit stets bezogen ist auf eine ihr zugeordnete Einheit, dass eine vollkommen differenzlose Existenz schlechthin unmöglich ist: Vielfalt und Differenz im Einzelnen sind die notwendigen Voraussetzungen für Einheit und Identität des Seins im Ganzen. Auch die vielheitliche Struktur Europas hält jedes ihrer Elemente stets nur im Verweis auf das jeweils Andere als das ihr selbst Eigene verfügbar und lebendig.

Wer die Geschichte Europas in diesem Sinne unter dem durch Martin Heidegger auf den Begriff gebrachten Spannungsbogen von Identität und Differenz zu erfassen versucht, kann dabei aus der Fülle des Möglichen und Denkbaren selbstverständlich stets nur eine begrenzte Auswahl einiger herausragender Gesichtspunkte zur Sprache bringen. Eine auch nur annähernd erschöpfende historiographische Behandlung der Europa-Thematik, die all ihre anfallenden Weiterungen berücksichtigt, ist weder geplant noch beabsichtigt. Sie würde im Übrigen dem Essaycharakter dieses Bandes widersprechen, der durch zahlreiche weiterführende

Literaturhinweise im Anmerkungsteil ohnehin schon die Grenze zumutbarer Belastungen für den Leser erreicht hat. Das Essay dient zunächst und vor allem als eine Art Wegweiser durch das immer undurchdringlicher werdende Gestrüpp aktueller Europa-Diskurse, die – mangels valider historischer Rückversicherung –nur allzu häufig ins Bodenlose führen.

Der Verfasser dankt seinen bewährten Lehrstuhlmitarbeiterinnen Patricia Otto und Antonia Sophia Podhraski für die zeitraubende und gewohnt sorgfältige Texterfassung bei der Manuskriptherstellung, seinem Freund Prof. Dr. Matthias Niedobitek für die kritische Lektüre, seinem Dresdener kunsthistorischen Kollegen

Prof. Dr. Hendrik Karge für Mithilfe bei der Gestaltung des Schutzumschlags sowie Herrn Dr. Robert Zagolla für zahlreiche sprachliche Verbesserungsvorschläge.

Chemnitz, im November 2022

Frank-Lothar Kroll

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