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Philipp Hold, Fabian Holly

Philipp Hold, Fabian Holly

Foto: Fraunhofer Austria und Institut für Managementwissenschaften der TU Wien

Einsatzplanung passiver Exoskelette in Produktion und Logistik

Automatisierung, Roboter, Digitalisierung. Diese Schlagwörter sind allgegenwärtig in der Industrie und der Einsatz neuer Technologien trägt bereits dazu bei, Produktivität von Arbeitssystemen zu steigern. Den Menschen belastende Tätigkeiten finden sich jedoch nach wie vor in Produktions- und Logistikbereichen von Industrieunternehmen wieder. Neue Formen von Assistenzsystemtechnologien, sogenannte Exoskelette, bieten hier Möglichkeiten, MitarbeiterInnen bei der Ausführung ihrer Tätigkeiten zu entlasten. In den letzten Jahren ist das Marktangebot von Exoskeletten stark gestiegen und erschwert Industrieunternehmen den Entscheidungsprozess zur Auswahl eines geeigneten Exoskelettes. In diesem Beitrag ist eine grundlegende Vorgehensweise zur Auswahl eines geeigneten Exoskelettes dargestellt.

1. Entgegnung von Muskel-SkelettErkrankungen durch Exoskelette

Einen der zentralen Trends in Europa stellt der Demografische Wandel dar, welcher sich zunehmend in Industrieunternehmen bemerkbar macht. Statistik Austria zeigt auf, dass sich das Durchschnittsalter in Österreich allein in den letzten 10 Jahren um 1,6 Jahre erhöht hat. Folgerichtig führt diese Entwicklung zu einem höheren Durchschnittsalter von MitarbeiterInnen in österreichischen Industrieunternehmen (Statistik Austria, 2019). Bereits heute findet der Begriff des so genannten „Leistungsgewandelten Mitarbeiters“ weite Verbreitung. Dieser Begriff beschreibt nach Adenauer MitarbeiterInnen, welche aufgrund körperlicher-, verletzungs- oder altersbedingter Einschränkungen ihre Arbeitsaufgabe gar nicht mehr oder nur teilweise ausführen können (Adenauer, 2004). Unter den gesundheitlichen Einschränkungen stellen Rückenschmerzen die häufigsten Gesundheitsbeeinträchtigungen dar. Diese gelten weltweit als „GlobalBurden-of-Disease-Faktor Nr.1“ und rund 1,76 Mio. Menschen in Österreich litten im Jahr 2014 daran, dicht gefolgt von Nackenschmerzen (rund 1,3 Mio. Menschen). Sowohl Rückenals auch Nackenschmerzen können durch Muskel-Skelett-Erkrankungen, worunter Erkrankungen des sogenannten Stütz- und Bewegungssystems, sowie der Muskeln, Gelenke, Sehnen und Bänder zusammengefasst sind, ausgelöst werden. In Österreich liegt die durchschnittliche Zahl an Krankenstandtagen pro erwerbstätige Person bei Muskel- und SkelettErkrankungen, sowie in Bezug auf Erkrankungen des Bindegewebes bei 2,7 Tage (Statistik Austria, 2018).

Die Bandbreite der Auswahlmöglichkeiten von Assistenzsystemen für den Einsatz in Produktions- und Logistikbereichen ist groß. In Arbeitsumgebungen, in denen viel gehoben, getragen oder über Kopf gearbeitet wird und technische Hilfsmittel wie Stapler oder Kräne aus technischen Gründen nicht anwendbar sind, stellt der Einsatz von Exoskeletten eine gute Möglichkeit dar, MitarbeiterInnen aus physisch ergonomischer Sicht zu entlasten, indem Exoskelette eine am Körper getragene Stützstruktur darstellen. Durch (elektro-) mechanische Unterstützung stellen Exoskelette dadurch eine Möglichkeit dar, einwirkende Belastungen auf den menschlichen Körper oder auf Teile des menschlichen Körpers zu reduzieren und Gefahren von Verletzungen

zu verringern sowie dem Eintreten gesundheitlicher Schädigungen vorzubeugen. Exoskelette als technische Assistenzsysteme eröffnen ferner die Möglichkeit einer Verbesserung der Arbeitssicherheit, besonders in Bezug auf Tätigkeiten, bei denen aufgrund der Spezifik der Arbeitssituation bisher keine, oder nur unzureichende technische Hilfsmittel, wie zum Beispiel beim Heben schwerer Lasten oder bei Arbeiten in Zwangshaltung, einsetzbar sind. Exoskelette ermöglichen eine Entlastung des menschlichen Muskel-Skelett-Systems. Wissenschaftliche Begleitstudien stehen jedoch erst am Anfang (Ottobock, 2018). Doch ähnlich wie bei digitalen und robotergestützten Assistenzsystemen ist die Vielfalt des Marktangebots bereits stark ausgeprägt und stellt Produktionsunternehmen zunehmend vor die Herausforderung, das richtige System für die richtige Aufgabe und den richtigen Mitarbeiter in Bezug auf die richtige Unterstützung zu identifizieren, wozu im Folgenden eine grundlegende Vorgehensweise aufgezeigt wird.

2. Morphologie – Assistenzsystemtechnologie Exoskelett

Um die technischen Ausprägungen und Möglichkeiten von Exoskeletten zu systematisieren, wird im Folgenden eine spezifische Morphologie von Exoskeletten dargestellt, welche die technischen Dimensionen und Ausprägungen verdeutlicht. Die Morphologie dient dabei als technischer Bezugsrahmen zur anwendungsgerechten Identifikation und Auswahl eines Exoskelettes.

Exoskelette sind in Bezug auf ihre Kraftunterstützung in zwei Typen zu unterteilen – passive und aktive Exoskelette. Darüber hinaus sind weitere technische Dimensionen von Exoskeletten zu unterscheiden (DGUV, 2018), welche im Folgenden dargestellt sind: „ Antrieb: Während aktive Exoskelette Kraftunterstützung elektrisch oder pneumatisch erbringen, passiert dies bei den passiven

Varianten mechanisch beispielsweise mittels Federn oder Seilsystemen. „ Energieversorgung: Passive Exoskelette benötigen keine externe Energieversorgung. Bei aktiven

Exoskeletten wird hingegen zwischen mitzutragenden Elementen wie Akkus oder Gasflaschen und stationären Versorgungsmedien wie Stromnetz oder Druckluftsystemen unterschieden. „ Unterstützte Körperregionen:

Marktfähige Exoskelette sind zur Unterstützung von Händen,

Armen, Schultern, Rumpf sowie

Beine bereits erwerbbar. „ Unterstützungsart: Als Unterstützungsarten von Exoskeletten sind die Kraftunterstützung, die

Unterstützung der Ausdauer, sowie die Unterstützung der Bewegungsgeschwindigkeit des Trägers zu nennen. „ Gewicht: Passive Exoskelette sind aufgrund ihres weniger komplexen Aufbaus (keine Sensorik,

Motoren oder Leitungen etc.) deutlich leichter als die Aktiven.

So wiegt z.B.: das passive Exoskelett Rakunie von Morita nur 0,25kg, das aktive Torso-Modul „Active Trunk“ von Robo.Mate mit 11kg hingegen mehr als das 40-fache.

„ Einsatzbereich: In Produktionsund Logistikbereichen sind Exoskelette bei verschiedensten Tätigkeiten anwendbar. Typische

Einsatzbereiche liegen aktuell vor allem im Bereich von Montage- sowie von Intralogistiktätigkeiten. Auch zu Schulungszwecken, wie beispielsweise beim

Training der richtigen Körperhaltung bei schweren Hebetätigkeiten ist der Einsatz von Exoskeletten möglich. „ Anwendungsgrund: Leichte, passive Exoskelette werden vielfach zur Korrektur der menschlichen

Haltung (beispielsweise beim

Heben oder beim Arbeiten in

Zwangspositionen) oder zur Abstützung von Lastgewichten eingesetzt. Aktive Exoskelette bieten darüber hinaus die Möglichkeit den Träger bei Hebearbeiten zu entlasten. Folgende Abbildung fasst die einzelnen Dimensionen sowie Ausprägungen aktiver und passiver Exoskelette innerhalb einer grundlegenden Morphologie zusammen.

Im Gegensatz zur Anwendung passiver Exoskelette in Produktions- und Logistikbereichen, befinden sich aktive Exoskelette auf einem deutlich geringeren Technologie Readiness Level. Vor diesem Hintergund bezieht sich die im Folgenden dargestellte Vorgehensweise zur Einsatzplanung von Exoskeletten primär auf passive Systeme.

3. Vorgehensweise zur Einsatzplanung passiver Exoskelette

Abbildung 1: Morphologie passiver und aktiver Exoskelette Der Einsatz von Exoskeletten ist arbeitsplatzspezifisch zu planen. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die Sinnhaftigkeit einer Implementierung und Verwendung eines geeigneten Exoskelettes sich erst

Abbildung 2: Vorgehensschritte zur Einsatzplanung passiver Exoskelette

nach einer genauen Analyse der Arbeitsaufgabe, des Arbeitsplatzes und Arbeitsumfelds sowie mittels eines durchzuführenden Praxistests beurteilen lässt. Die von Fraunhofer Austria / TU Wien entwickelte Vorgehensweise zur Entscheidungsunterstützung bei der Auswahl fallspezifischer passiver Exoskelette baut auf vier miteinander interagierenden Einzelphasen auf: Tätigkeits- und Ergonomie-Analyse, Meta- und Desktoprecherche, Auswahlphase, Test- und Validierungsphase auf.

In der ersten Phase der Tätigkeitsund Ergonomie-Analyse werden mittels Beobachtungen von MitarbeiterInnen die Tätigkeiten, welche auftragsspezifisch auszuführen sind, in Form detaillierter Tätigkeitsbeschreibungen analysiert. Es bietet sich dabei an, dass die Beschreibung der Tätigkeit auf der Granularität einer MTM-UAS Analyse basiert, um die Informationen anschließend einer Ergonomie Screening-Methode (EAWS, LMM, etc.) zu überführen (Bokranz/ Landau, 2012).

Die auf Basis dieses Vorgehen gewonnen Erkenntnisse ermöglichen es, die durch das Exoskelett primär zu unterstützende Körperregion, die Unterstützungsart und den Anwendungsgrund des Exoskelettes zu spezifizieren und entsprechende funktionale Anforderungen an das einzusetzende Exoskelett zu identifizieren.

Durch eine kontinuierliche Metaals auch Desktoprecherche verfügen Fraunhofer Austria und TU Wien über umfassende Technologiekataloge zu passiven Exoskeletten, in welchen die wesentlichen auf dem Markt verfügbaren Technologien dokumentiert und nach der oben dargestellten Morphologie systematisiert sind. Da viele Technologien pilothaften Demonstratoren aktueller Forschungsund Entwicklungsprojekte entsprechen, sind Technologiereporte ebenso in dem Katalog aufgenommen und die Ergebnisse nach den Kriterien des Technology-Readiness Level in Anlehnung an ISO 16290 bewertet. Die Meta- und Desktoprecherche stellt den zweiten Schritt der Vorgehensweise dar und ist kontinuierlich durchzuführen. Folgende Grafik verdeutlicht aktuelle Hersteller aktiver und passiver Exoskelette.

Im dritten Schritt der Auswahlphase werden zunächst in Anlehnung an die Quality-Function-Deployment Methode (Spath, 2004) die aus der Phase der Tätigkeits- und ErgonomieAnalyse identifizierten Informationen und grundlegenden Anforderungen an den Einsatz von Exoskeletten gewichtet und nach ihrer Bedeutung den der Morphologie zugeordneten potenziellen Technologielösungen (Technologiekatalogen) gegenübergestellt. Über anschließende Vergleichs-Analysen erfolgt innerhalb dieser Systematik eine Identifikation des für den betrachteten, spezifischen Anwendungsfall geeigneten Exoskelettes. Die vorteilhaftesten Lösungen werden anschließend nach den Ergebnissen einer Kosten- und Nutzenanalyse gerankt und die beste Lösung auf diese Weise identifiziert. Die Kostenaspekte sind dabei vor allem auf erforderliche Investitionskosten gerichtet und lassen sich quantifizieren, während die Nutzenaspekte sich vor allem auf ergonomische Verbesserungspotenziale beziehen und gegenwärtig lediglich qualitativ bewertbar sind. Zur Quantifizierung ergonomischer Verbesserungen und damit einhergehender, potenziell betriebswirtschaftlicher Nutzeneffekte fehlen gegenwärtig abgesicherte Erkenntnisse.

Nachdem die Auswahl des geeigneten Exoskeletts getroffen worden ist, schließt sich die Test- und Validierungsphase an. Innerhalb dieser Phase erfolgt ein stufenweises Vorgehen entlang der Umsetzung eines Pilotprojektes in dem betrachteten Arbeitsbereich. Das Pilotprojekt dient zum einen dazu, möglichst frühzeitig erste Erfolge durch die Verwendung des Exoskelettes aufzuzeigen und zu verdeutlichen sowie zur Akzeptanzsicherung der Verwendung durch die MitarbeiterInnen. Hierzu wurden von Fraunhofer Austria und TU Wien spezifische Einschulungs-, Versuchs- und Testreihen entwickelt, welche sich vor allem auf die Analyse von Usabilityund User-Experience-Aussagen der MitarbeiterInnen beziehen und es darüber hinaus ermöglichen, Aussagen zur Verbesserungen des Einsatzes von Exoskeletten zu erzielen.

welche durch Anwendung einer Ergonomie-Analyse verdeutlicht wird (hier Leitmerkmalmethode Heben, Halten, Tragen). Eine Investition in technische Handhabungssystemen zur Unterstützung der MitarbeiterInnen zeigt für diesen Anwendungsbereich keine vorteilhafte Amortisation auf. Abbildung 5 verdeutlicht das Ergebnis. Die Durchführung der L e it m e rk m a l m e t ho d e zeigt, dass der Anwendungsgrund für den Einsatz eines Exoskelettes hier, Abbildung 4: Technologie- und Marktübersicht vor allem im Anwendungspassiver und aktiver Exoskelette bereich der Überkopfarbeit liegt, wodurch mit Bela4. Use Case in der TU-Wien Pilotfastungen im Schulter-Rückenbereich brik Industrie 4.0 der MitarbeiterInnen zu rechnen ist und diese spezifischen KörperregiIm Bereich eines manuell geführten onen somit mittels des Einsatzes eines Kleinteilelagers in der TU Wien PiExoskelettes zu unterstützen sind. lotfabrik Industrie 4.0 kommissionieDas System Paexo von Ottobock ren MitarbeiterInnen täglich mehrere wurde als ein gut geeignetes Exoskehundert Teile. Geführt durch eine lett identifiziert. Paexo ist ein passives digitale Werkerführung entnehmen Exoskelett, das keine Energiezufuhr die MitarbeiterInnen hierzu entsprebenötigt. Es wird relativ eng am Körchende Kleinladungsträger (KLT) per getra-gen und ermöglicht in der mit einem variierenden Gewicht von Regel volle Bewegungsfreiheit. Das 10 kg – 20 kg aus dem Lagerregal, Exoskelett leitet im vorliegenden Fall stellen diesen KLT auf einem Tisch die, durch die Arbeitstätigkeit resulab und kommissionieren die festgetierenden Belastung vom Schulterlegte Anzahl an Teilen in einen, für Rückenbereich über eine Mechanik die Montage spezifischen KLT und direkt in den Hüftbereich der Mitstellen diesen abschließend auf einem arbeiterInnen ab. Die ergonomische Fahrerlosen Transportsystem ab. Zur Belastungsgrenze des Hüftbereiches Aufnahme und Abstellung der KLTs liegt höher als die des Schulter-Rüarbeiten die MitarbeiterInnen zu ckenbereichs. 70 % über Herzhöhe. Die restlichen Im Zuge der Usability- und User30 % der Entnahme- und AbstelltäExperience-Analyse wurde eine tigen erfolgt in gebückter oder gar vereinfachte System Usability Scalehockender Position. Analyse (SUS-Analyse) durchgeführt

Durch die auszuführende Tätig(Bangor et al., 2009). Die Ergebnisse keit resultieren hohe Belastungen, der SUS-Analyse zeigt starke Ausvor allem im Bereich des Schulterprägungen auf. So gaben die MitarNackenbereichs auf die MitarbeibeiterInnen an, dass das Tragen des terInnen. Eine körperliche ÜberExoskelettes mit einem hohen Sicherbeanspruchung ist wahrscheinlich, heitsgefühl verbunden, das richtige

Anwenden des Exoskeletts schnell zu erlernen und die richtige Nutzung einfach ist. Die Vorstellung das Exoskelett regelmäßig zu nutzen und die Integration (Anwendung) der Funktionen des Exoskeletts in dem Tätigkeitsprozess ist gut vorstellbar. Alle restlichen Fragen wurden mit sehr geringer Ausprägung bewertet, wie die folgende Abbildung verdeutlicht.

Das Paexo Exoskelett von Ottobock nimmt über die Armschalen das Gewicht der Arme auf und leitet es über ein Gelenk und ein Federsystem auf die Hüfte. Die Last wird somit von der Schulter beziehungsweise dem Rücken genommen. Die einfache Handbarkeit spiegelt sich in der Bewertung wider. Die Frage nach der Komplexität des Produktes wurde mit lediglich 0,5 von 4 Punkten bewertet. Keiner der Probanden empfand die Bedienung als sehr umständlich, auch musste kein Vorwissen mitgebracht werden, um mit dem Exoskelett arbeiten zu können. Entwickelt wurde das Exoskelett für längeres Arbeiten im Überkopfbereich, dabei wurde auf enganliegende Komponenten geachtet, die bei der Tätigkeit nicht stören.

5. Kritische Reflektion und Ausblick

Stärken und Hauptanwendungsgründe für den Einsatz von Exoskeletten in Produktions- und Logistikbereichen liegen vor allem in der Verbesserung ergonomischer Belastungen von MitarbeiterInnen und der damit verbundenen möglichen Reduktion gesundheitlicher Risiken bei der Ausführung körperlich belastender, manueller Tätigkeiten, indem beispielsweise der Arbeitskomfort verbessert wird. Hierzu sind die Systeme jedoch genau auf die Körpermaße der MitarbeiterInnen einzustellen, um unter anderem Druckstellen zu vermeiden. Während die mitarbeiterindividuelle Einstellung bei passiven Exoskeletten einfach erfolgt, ist die spezifische Einstellung von aktiven Exoskeletten gegenwärtig mit noch hohen Anforderungen und Aufwänden verbunden. Aber auch bei passiven Exoskeletten ist die wirkende Unterstützungskraft auf die MitarbeiterInnen und die verbundene Tätigkeit individuell einzustellen, um beispielsweise mus-kuläre Dysbalancen vorzubeugen. Bei richtiger Verwendung ist davon auszu

ren und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. Dabei ist jedoch zu berücksichtigen, dass arbeitssicherheitstechnische Anforderungen arbeitsplatzspezifisch sind. Bei Verwendung von Exoskeletten am Arbeitsplatz ist gemäß Arbeitsschutzgesetz der Arbeitgeber verpflichtet, für die Vermeidung von Gefährdungen, Sicherheit, Durchführung einer GefährdungsbeAbbildung 6: Soll-Situation – Verwendung des Exoskelettes Paexo der Firma urteilung, sowie Ableitung und UmOttobock setzung von wirksamen Schutzmaßnahmen Sorge zu tragen (BGHM, gehen, dass Muskel-Skelett ErkranLeiharbeitern. Bei einer durchschnitt2017). Darüber hinaus sind handhabkungen reduziert werden, wodurch lichen Investition von bare Validierungsmethoden zu erformit einer Reduktion von Fehlzeiten < 10.000,00 EUR für ein entspreschen und zu entwickeln, aus deren und Krankenständen zu rechnen ist. chend geeignetes Exoskelett ergibt Ergebnissen vertiefende InformatioSowohl für den Einsatz passiver als sich, pessimistisch gerechnet, die nen hervorgehen, welche Einfluss das auch aktiver Exoskelette in ProdukMöglichkeit einer entsprechenden Tragen eines Exoskelettes über einen tions- und Logistikbereichen liegen Rentabilität nach ca. < 2,3 Jahren. Im längeren Tätigkeitszeitraum auf von jedoch gegenwärtig kaum wissenFalle, dass die Tätigkeit durch eine MitarbeiterInnen haben. schaftlich abgesicherte Erkenntnisse Vertretungsperson oder durch einen zu Langzeiteffekten und -folgen vor. Leiharbeiter durchzuführen ist, würLiteraturverzeichnis Gleichzeitig steigt die Verfügbarkeit den sich die Kosten für den Arbeitgevon Exoskeletten am Markt, was die ber verdoppeln und ca. 8.624,00 EUR Adenauer. (2004). Die (Re-)Integration Herausforderung zur Auswahl eines betragen, womit sich die Möglichkeit leistungsgewandelter Mitarbeiter in den geeigneten Exoskelettes erhöht. Die einer entsprechenden Rentabilität Arbeitsprozess. Das Projekt FILM bei aufgezeigte Vorgehensweise zeigt, wie auf < 1,15 Jahre halbieren würde. Es Ford Köln. angewandte Arbeitswissendurch Analyse eines spezifischen Angilt vor diesem Hintergrund, weitere schaft 181, S. 1-18 wendungsfalles die AuswahlentscheiForschungs- und EntwicklungstätigASU. (2018). Chancen und Risiken für dung für den Einsatz eines passiven keiten zu ergreifen, um ergonomische den Einsatz von Exoskeletten in der beExoskelettes verbessert wird. Verbesserungen durch Verwendung trieblichen Praxis. Abgerufen 11.Oktober, von Exoskeletten quantitativ besser 2019, von https://www.asu-arbeitsmedi

Auf Grund aktuell fehlender arbewertbar zu machen und auf diese zin.com/chancen-und-risiken-fuer-denbeitswissenschaftlicher Erkenntnisse Weise die Möglichkeit zu erhalten, einsatz-von-exoskeletten/chancen-undin Form methodengestützter, ergobereits heute quantifizierbare Inverisiken-fuer-den-einsatz-von nomischer Bewertungs- und Anastitionskosten mit quantifizierbaren Bangor, Kortum, Miller. (2008). An Emlyseverfahren, welche den Einsatz Nutzeneffekten im Sinne der Rentabipirical Evaluation of the System Usability unterschiedlicher Exoskelette berücklitätsbetrachtung gegenüberzustellen. Scale. International Journal of Humansichtigen, lassen sich Nutzeneffekte Darüber hinaus gilt es, die VorgehensComputer Interaction 24 (6): 574–94. durch Verwendung von passiven weise um eine Analyse arbeitssicherBAuA. (2019). Leitmerkmalmethode zur aber auch aktiven Exoskeletten akheitstechnischer Anforderungen zu Beurteilung von Gestaltung von Belatuell lediglich qualitativ in Bezug auf ergänzen, um Risiken zu identifiziestungen beim manuellen Heben, Halten mögliche, ergonomisch potenzielle Verbesserungen bewerten. Eine quantifizierte Entscheidungsunterstützung kann aktuell lediglich wie folgt aussehen: In Arbeitssystemen, in welchem eine gesundheitsbeein-trächtige Arbeit durchzuführen ist, welche das Risiko einer Muskel- und Skelett-Erkrankung birgt, ist bei einer durchschnittlichen, täglichen Arbeitszeit von 8 Stunden mit 4.312,00 EUR Kosten (15,4 Tage x (8 Stunden / Tag x 35,00 EUR)) für den Arbeitgeber zu rechnen. Diese Kosten sind vereinfacht dargestellt und berücksichtigen keine zusätzlichen Kosten, wie die zur Verfügungstellung von Ersatzarbeitskräften, wie beispielsweise von Abbildung 7: SUS-Analyse auf Grundlage von fünf befragten Personen

und Tragen von Lasten ≥ 3 kg. Abgerufen 19.Mai,2020, von https://www.baua. de/DE/Themen/Arbeitsgestaltung-imBetrieb/Physische-Belastung/Leitmerkmalmethode/pdf/LMM-Heben-HaltenTragen.pdf?__blob=publicationFile BGHM. (2017). Einsatz von Exoskeletten an (gewerblichen) Arbeitsplätzen. Abgerufen 11.Oktober, 2019, von https://www. bghm.de/fileadmin/user_upload/Arbeitsschuetzer/Fachinformationen/Fachinformationen/FI-0059_Einsatz-von-Exoskeletten-an-gewerblichen-Arbeitsplaetzen. pdf Bokranz, Rainer, und Kurt Landau. (2012). Handbuch Industrial Engineering: Produktivitätsmanagement mit MTM. Bd. 2: Anwendung. 2., überarb. und erw. Aufl. Stuttgart: Schäffer-Poeschel. DGUV. (2018). Einsatz von Exo-Skeletten an gewerblichen Arbeitsplätzen. Abgerufen 11.Oktober, 2019, von https://www. dguv.de/fbhl/sachgebiete/physische-belastungen/faq_exo/index.jsp Ottobock. (2018). Exoskelette: Definition und Vorteile im industriellen Einsatz. Abgerufen 11.Oktober, 2019, von https:// www.ottobock.com/media/local-media/ press/_media-information/paexo/files/ hintergrundinformationen-exoskelette. pdf Spath, D. (2004). Forschungs- und Technologiemanagement. Potenziale nutzen - Zukunft gestalten. München, Hanser, 2004 Statistik Austria. (2019). Anzahl der Erwerbstätigen in Österreich nach Altersgruppen von 2008 bis 2018. Abgerufen 11. Oktober, 2019, von https://de.statista. com/statistik/daten/studie/823860/umfrage/erwerbstaetige-in-oesterreich-nachaltersgruppen/ Statistik Austria. (2018). Krankenstandsfälle, -dauer und -tage 2018 nach Geschlecht und Diagnose. Abgerufen 17. Dezember, 2019, von http://www. statistik.at/web_de/ statistiken/menschen_und_gesellschaft/gesundheit/ gesundheitszustand/ krankenstandstage/121708.html

Autoren:

Dipl.-Wirtsch.- Ing. Philipp Hold,

Jahrgang 1984, ist Projektleiter im Geschäftsbereich Advanced Industrial Management der Fraunhofer Austria Research GmbH. Seine Hauptarbeitsgebiete liegen im Bereich der Entwicklung und Anwendung von Lösungen und Methoden für die Strategien, die Strukturen und die Prozesse von Industrieunternehmen mit Fokus auf der Gestaltung von ergonomischen und alternsgerechten Arbeitssystemen. Als Doktorratsstudent an der TU Wien und Teilnehmer am DoktoratsKolleg "Cyber Physischer Produktionssysteme" (CPPS) erforscht Philipp Hold Planungs- und Steuerungsmethoden im IKT-dominierten Arbeitssystem mit Fokus auf effiziente und effektive Mensch-Maschinen-SystemInteraktionen. Daneben leitet Philipp Hold mehrere Industrieprojekte, mit Schwerpunktsetzung auf nachhaltige

Dipl.-Wirtsch.-Ing. Philipp Hold

Projektleiter im Geschäftsbereich Advanced Industrial Management der Fraunhofer Austria Research GmbH

Fabian Holly, BSc.

Hilfswissenschaftlicher Mitarbeiter im Geschäftsbereich Advanced Industrial Management der Fraunhofer Austria Research GmbH

Produktivitätssteigerungen in Montagesystemen im Sinne des Industrial Engineerings.

Fabian Holly, Jahrgang 1992, studiert Wirtschaftsingenieurwesen Maschinenbau an der TU Wien und ist Hilfswissenschaftlicher Mitarbeiter im Geschäftsbereich Advanced Industrial Management der Fraunhofer Austria Research GmbH. In seiner Diplomarbeit mit dem Titel „Multikriterielles Vorgehensmodell zur Auswahl von Exoskeletten für den Einsatz in Produktion und Logistik“ beschäftigt er sich mit der Verwendung von Exoskeletten im menschund produktivitätsorientierten Arbeitssystem der Zukunft.

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