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Matthias Wolf, Sandra Siedl

Matthias Wolf, Sandra Siedl

Foto: © Rosenbauer

Exoskelette und Demographie

Wie Exoskelette helfen können, die Arbeitsfähigkeit zu steigern

Österreich und seine Arbeitnehmenden werden zunehmend älter. Muskuloskelettale Erkrankungen führen die Statistik als häufigste Ursache für Krankenstände an. Als wichtige Bausteine zur Begegnung dieser Herausforderungen treten dabei der Erhalt von Arbeitsfähigkeit und Gesundheit sowie die Reduktion arbeitsbedingter Belastungen zu Tage. Exoskelette gewinnen in diesem Kontext als neue mobile und körpergetragene Assistenzsysteme verstärkt an Bedeutung. Die Ergebnisse einer Testung in Industriebetrieben sprechen für sich und zeigen vor allem eine hohe Praxistauglichkeit.

Demographie und Alter

Der demographische Wandel führt zu einer Veränderung der Altersstruktur in Österreich. Wir werden insgesamt älter, da sich die Anzahl an jüngeren Menschen in der Gesellschaft verringert und sich damit das Erwerbspotenzial zu älteren Generationen verschiebt 1 . Die arbeitende Bevölkerung hat damit, im Durchschnitt gesehen, ein zunehmend höheres kalendarisches und tendenziell auch ein höheres biologisches Alter. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass der menschliche Organismus einem natürlichen Alterungsprozess unterworfen ist, der eine Veränderung von gesundheitlichen, physischen und mentalen Leistungsvoraussetzungen bewirkt. Ebenso vollzieht sich ein Wandel im Bereich von Kompetenzen, Einstellungen und Motivation vor dem jeweiligen individuellen Erfahrungshintergrund der Person 2 . Alternde Solche Abwesenheiten verursachen Belegschaften in Industriebetrieben jährlich österreichweit volks- und bebringen als öffentlich thematisiertes triebswirtschaftliche Kosten in Höhe Resultat einer demographischen Vervon ca. 10 Milliarden Euro oder ca. schiebung trotz bestehender Potenzi3 % des österreichischen Bruttoinale sowohl volkswirtschaftliche als landsproduktes 3 . Muskel-Skelett Erauch innerbetriebliche Herausfordekrankungen (MSE) spielen dabei eine rungen mit sich. So ist etwa ein Zuzentrale Rolle. Diese sind seit Jahren sammenhang zwischen Alter und der der häufigste Grund für ArbeitsunfäLänge krankheitsbedingter Abwesenhigkeitstage in der EU. Alleine diese heiten feststellbar (Abbildung 1). Gruppe von Krankheiten ist für über ein Fünftel aller Krankenstandstage (22 %) und für über ein Drittel (ca. 38 %) der entstehenden Kosten verantwortlich 4 . Insbesondere im Zusammenhang mit einer im Durchschnitt alternden Belegschaft sind MSE von besonderer Bedeutung, da diese im Gegensatz zu den meisten Abbildung 1: Veränderung von Beschäftigung anderen Krankheitsarten und Krankenständen im Alter 3 Fehlzeitenreport, 2019, S. V 2 Tempel & Ilmarinen, 2013 4 EU-OSH 2010, S. 56 und S. 101

größen eine hohes Flexibili„ organisatorische Maßnahmen tätsniveau im Arbeitsprozess (= Organisation), und im Zuge dessen das ak„ und personenbezogene Maßnahtive Ein- und Mitwirken des men (= Person) “Faktors Mensch” erfordern, zur Verringerung oder Entschärfung können hierbei als Beispiel von Gefährdungen und physischen genannt werden. In AbhänBelastungen. gigkeit von Arbeitsumgebung Die Anpassung von Prozessen und und Arbeitstätigkeit sind Arbeitsplätzen (z.B. Bereitstellung höMitarbeiter im Zuge ihrer henverstellbarer Arbeitstische) sowie Arbeitsausführung in vielen der Einsatz von technischen HilfsmitFällen auch unter Einhaltung teln wie Kränen oder alternativen Heformaler arbeitsschutzrechtbehilfen (z.B. Gabelhubwagen oder licher Vorschriften körperScherenhubtischen) ist hier ebenfalls Abbildung 2: Tendenz zur Veränderung der lichen Belastungen mit dem zu nennen, wie das adäquate Traiphysischen Arbeitsfähigkeit im Alter Risiko gesundheitlicher Folning von Mitarbeitern (z.B. hinsichtmit dem Alter bis um das 11-Fache gen ausgesetzt. So tragen lich richtiger Hebe- und Tragetechansteigen 5 . physische Belastungen durch Mateniken). Auch Maßnahmen im Bereich

Für Unternehmen stellen MSE sorialtransport, repetitive kleinteilige von Dauer, Ausmaß und Lage der mit einen bedeutenden Kostenfaktor Bewegungen oder ungünstige KörArbeitszeit (v.a. im Sinne einer zeitdar. In der produzierenden Industrie perhaltungen über die letzten Jahlichen Reduktion) stellen einen mögwurde erhoben, dass pro betroffenem re hinweg beinahe unverändert zur lichen Ansatzpunkt der BelastungsBeschäftigten Kosten in der Höhe von Entstehung eines arbeitsbedingten reduktion dar. Im Zusammenhang bis zu 11.200 Euro pro Jahr anfallen muskuloskelettalen Beschwerdebildes mit innovativen Technologien wird können 6 . Gerade vor diesem Hinterbei 8 . davon ausgegangen, dass durch eine grund wird die Relevanz von MaßUnterschiedliche Methoden und Kombination von Automatisierung, nahmen für den Erhalt und die FördeAnsätze zur Reduktion physischer kollaborativen Robotern (Cobots), rung der Arbeitsfähigkeit hinsichtlich Belastungen am Arbeitsplatz dieintelligenten Werkzeugen, körperder betrieblichen Praxis und anwennen der Prävention solcher Erkrangetragenen Unterstützungssystemen dungsorientierten Forschung ersichtkungen sowie allgemein dem Erhalt und Mixed-Reality (MR) sowie Virlich. Nicht zuletzt da wissenschaftder Arbeitsfähigkeit. Liegt ein austual-Reality (VR) Lösungen zur Unliche Studien darauf hinweisen, dass gewogenes Verhältnis zwischen den terstützung des Menschen zukünftig für jeden in adäquate Präventivmaßtatsächlichen Anforderungen des unterschiedliche physische und psynahmen wirksam investierten Euro Arbeitsplatzes und den individuellen chische Reduktionen der Arbeitsbelabis zu 2,2 Euro an späteren negativen Leistungsressourcen einer Person stungen erzielt werden können. Eine Folgen eingespart werden können 7 . vor, so kann von deren vorliegender Übersicht der potenziellen Eignung Arbeitsfähigkeit gesprochen werden. unterschiedlicher AssistenztechnoloAssistenzsysteme im Arbeitsumfeld Persönliche Leistungsressourcen umgien zur physischen Belastungsredukfassen dabei etwa die körperliche tion zeigt Abbildung 3. Bedingt durch den technologischen Konstitution und Gesundheit sowie In industriellen AnwendungsfälFortschritt ist die Teil- oder VollautoKompetenzen und Einstellungen. Sie len, in denen matisierung von Produktionsprozesstellen die Voraussetzung dar, um „ Aufgaben nicht automatisierbar, sen vielfach gängige Praxis geworden. Arbeitsaufgaben in einer spezifischen Belastungen aber für Mitarbeiter Es gelangen innovative Technologien Situation, zu einem bestimmten Zeitdennoch hoch sind, zur Anwendung, die vor allem eine punkt erfolgreich bewältigen manuelle Ausführung einfach auszu können und werden auch zuführender, monotoner und phyvon altersbedingten Veränsisch belastender Tätigkeiten obsoderungen beeinflusst (Abbillet machen. Trotz eines anhaltenden dung 2). Trends in Richtung industrieller Maßnahmen zur FördeAutomatisierung gibt es jedoch weirung der Arbeitsfähigkeit terhin Arbeitsbereiche, in denen die umfassen dem hierarchiMöglichkeiten des Ersatzes menschschen STOP-Prinzip des Arlicher Arbeitskraft durch maschinelle beitsschutzes folgend hierbei Arbeitsausführung begrenzt bzw. fi„ den Ersatz von Anlagen nanziell oder inhaltlich nicht sinnvoll und Arbeitsmitteln zur sind. Dynamische Fertigungs- und Vermeidung des Risikos (= Lagerumgebungen, die aufgrund von Substitution), Variantenvielfalt sowie kleiner Los„ technische Maßnahmen 5 GKK Gesundheitsreport, S.46 6 EU-OSHA 2010, S. 100 (= Technik), Abbildung 3: Übersicht verschiedener Assistenztechnologien und deren Entlastungswir7 Zana et al. 2019, S. 408 8 Eurofound, 2012 kung

„ die örtliche Flexibilität der Werker erhalten bleiben soll, „ eine personenbezogene Arbeitsunterstützung gefordert ist und/ oder „ keine Möglichkeit bzw. Sinnhaftigkeit der Implementierung anderer (ggf. statisch verankerter)

Assistenz- und Unterstützungssysteme am Arbeitsplatz vorhanden ist, gewinnen mobile und körpergetragene Assistenztechnologien an Bedeutung. In Hinblick auf die körperliche Unterstützung zur

Vermeidung von physischen Fehlbelastungen sind Exoskelette ein aktuelles Beispiel.

Exoskelette – tragbar, mobil, flexibel

Exoskelette sind mechanische Stützstrukturen, die bestimmten Teilen des menschlichen Bewegungsapparates nachempfunden sind und dazu geeignet erscheinen, arbeitsbedingte körperliche Belastungen zu reduzieren. Die erzielte Entlastung unterscheidet sich nach aktiven und passiven Systemen. Aktive Systeme zeichnen sich durch die Verwendung von diversen Aktuatoren (z.B. elektrisch betriebene Motoren) aus, welche dem Träger von außen zusätzliche Energie zuführen und dadurch dessen Kraftlevel erhöhen. Im Gegensatz dazu kommen passive Exoskelette ohne jede externe Energiequelle aus. Sie bedienen sich gewisser Materialien, Federn und Klappen, die in der Lage sind, die eigene Körperenergie im Bedarfsfall umzuverteilen. Anwender werden dadurch etwa im Halten einer spezifischen Position oder beim Ausführen einer bestimmten Bewegung unterstützt. Da Exoskelette in der Regel „angezogen“ und direkt am Körper getragen werden, weisen sie, ähnlich wie Elemente einer persönlichen Schutzausrüstung, einen engen physischen Kontakt zum Benutzer auf. Dies unterscheidet sie von vielen anderen im Arbeitsumfeld genutzten Assistenzsystemen, die eine größere räumliche Distanz zu ihren Benutzern wahren.

Ursprünglich aus dem militärischen und medizinischen Bereich kommend finden sich infolge technischer Weiterentwicklung und Designanpassungen mittlerweile eine Vielzahl an Modellen und Formen unterschiedlicher industrieller Exoskelette am Markt. Wie erste Anwendungsszenarien meist in Produktionsstätten großer Automobilhersteller sowie eine wachsende Anbietervielfalt zeigen, sind es aktuell vor allem noch passive Systeme, welche als marktreife Produkte zur Verfügung stehen. Ersten Prognosen zur Folge soll das Markvolumen für Exoskelette bis 2026 jedoch insgesamt auf geschätzte 4,6 Milliarden US-Dollar pro Jahr ansteigen 9 .

Einsatz in Theorie und Praxis

In den letzten Jahren wurden Exoskelette verstärkt zum Objekt wissenschaftlicher Untersuchungen, bei denen Aspekte der technischen Entwicklung bzw. ihrer funktionalen Anwendung im Vordergrund standen. Anhand der punktuellen Ausführung vordefinierter Aufgaben und der damit einhergehenden Reproduktion spezifischer Bewegungsabläufe wurde im Laborsetting gezielt versucht, Belastungsveränderungen festzumachen. Das Heben von Objekten, körperlich anstrengende Überkopfarbeiten, statisches Halten sowie Tätigkeiten mit vorgebeugtem Oberkörper stellten dabei häufig den Ausgangspunkt der Studien dar. Unter vergleichsweiser Ausführung dieser Tätigkeiten mit und ohne ExoskelettUnterstützung wurden etwa durch EMG-Messungen Belastungsunterschiede ermittelt. Neben positiven Effekten auf die Belastungssituation von Nutzern traten teilweise auch nachteilige physische Effekte als Resultat einer Kräfteumverteilung bei passiven Exoskeletten zu Tage. Zudem beeinflusste das Auftreten von körperlichem Unbehagen oder eine mögliche Verringerung der Arbeitsgeschwindigkeit durch das Tragen von Exoskeletten deren funktionale Beurteilung mitunter negativ. Damit einhergehend wird in bestehenden Studien darauf hingewiesen, dass ein hoher Bedarf an weiterführenden Untersuchungen besteht, welche den Nutzer in den Mittelpunkt der Betrachtung stellt. Ebenso wird die Notwendigkeit der direkten Anknüpfung an reale Arbeitsumgebungen, des Einbezug potenzieller Anwender sowie der Verwendung hochwertiger Studiendesigns hervorgestrichen. 9 Terstegen & Sandrock, 2019 Auch aus einem praxisorientierten Blickwinkel erscheint das Wissen um die Folgen und Voraussetzungen des Einsatzes von Exoskeletten an Arbeitsplätzen der Produktion und Logistik aus mehrfacher Sicht höchst relevant: „ So ist die Entscheidung zur

Anschaffung technischer Assistenzsysteme in der Regel von wirtschaftlichen Überlegungen geprägt, welche im Kern auf ein vertretbares Kosten-Nutzen-Verhältnis abzielen. „ Daran anknüpfend setzt die Realisierung, der mit der Einführung der Assistenztechnologie verfolgten Zielsetzungen (u.a.

Vorbeugung arbeitsbedingter

Belastungen zur Reduktion von

Ausfallzeiten) eine adäquate (Entlastungs-)Wirkung unter den jeweils gegeben Umständen voraus. „ Zusätzlich braucht es vor allem auch die Bereitschaft zur tatsächlichen Nutzung der Assistenztechnologie durch die jeweiligen

Mitarbeiter an ihren Arbeitsplätzen als Basis für die mögliche

Erzielung intendierter Unterstützungseffekte. Sollen Exoskelette in produktionsnahen Arbeitsumgebungen zukünftig also stärker zum Einsatz kommen und ihr gesundheitsförderndes Potenzial entfalten, ist es notwendig, ihre Wirkungen in unterschiedlichen industriellen Einsatzfeldern und damit direkt im Feld weiter zu erforschen. Die Kenntnis des durch Exoskelette realisierten subjektiven Entlastungsempfindens und die Voraussetzungen und Begleitbedingungen einer erfolgreichen Implementierung, sind aus einer theorie- sowie praxisgeleiteten Betrachtung heraus in diesem Zusammenhang von besonderem Interesse. Diese schließt Konsequenzen auf Arbeitsausführung und Arbeitsleistung sowie den wahrgenommenen Tragekomfort seiner Nutzer mit ein. Zudem gilt es von einem ergonomischen Standpunkt aus die individuellen Bedürfnisse von potenziellen Anwendern zu berücksichtigen, welche abhängig von nutzerbezogenen Unterschieden wie Alter, Geschlecht oder Gesundheitszustand inklusive körperlicher Einschränkungen, variieren können. Es stellt sich damit schlussendlich die Frage, welche

Abbildung 4: Die Exoskelette im Feldtest (©REWE-Group) Faktoren für eine erfolgreiche und nutzbringende Implementierung von Exoskeletten als moderne Systeme ergonomischer Werkerassistenz in Unternehmen und damit für die betriebliche Praxis eine Rolle spielen.

Das Forschungsprojekt EnableMe 50+

Das durch die FFG geförderte Bridge 1-Projekt EnableMe 50+ beschäftigt sich mit der Methodik- und technologiegestützten Befähigung von Arbeitskräften der Generation 50+. Durch die Erhöhung des Durchschnittsalters von erwerbsfähigen Personen sind Unternehmen zunehmend dazu angehalten, sich mit den veränderten Bedürfnissen ihrer älteren Mitarbeiter auseinanderzusetzen. Zusammengefasst beinhalten diese Veränderungen tendenziell eine Verringerung physischer und sensorischen Fähigkeiten, eine Verschiebung im Bereich der geistig-kognitiven Fähigkeiten und einen Anstieg bei den sozialen Fähigkeiten. Vor diesem Hintergrund bestand die Zielsetzung des Projektes in der Entwicklung eines strukturierten Vorgehens zur Identifikation von alterskritischen Arbeitsplätzen in Industrie- und Handelsunternehmen. In einem weiteren Schritt wurde die Entwicklung von Lösungskonzepten zur Adaptierung dieser Arbeitsplätze mit dem Ziel verfolgt, die ergonomische Situation bei der Ausführung von Tätigkeiten zu verbessern und eine Reduktion der arbeitsbedingten Belastungssituation durch den Einsatz physischer Assistenzsysteme zu erwirken. Um die praktische Anwendbarkeit des Verfahrens zur Identifikation alterskritischer Arbeitsplätze zu gewährleisten, wurde am Status Quo der ergonomischen Bewertung in den Unternehmen aufgesetzt und dort

eine fundierte Belastungs- und TätigHygiene und (Nicht-)Sichtbarkeit sokeitsanalyse vorgenommen. Es konnwie der Tragekomfort als entscheite infolgedessen gezeigt werden, dass dend für die Bereitschaft zur Nutzung hinsichtlich der untersuchten Aufgavon Exoskeletten heraus. Vielfache benbereiche körperliche Beschwerden Tätigkeitswechsel innerhalb einzelund MSE im Altersverlauf auf ca. das ner Arbeitsbereiche, Arbeitsdruck 10-Fache ansteigen. Zudem wurde und die Notwendigkeit einer raschen trotz Einhaltung ergonomischer StanArbeitsführung wurden zusätzlich dards ein nicht zu vernachlässigender als potenzielle Hemmnisse einer Anteil an alterskritischen Tätigkeiten störungsfreien Testung und Anwenbei den Partnerunternehmen festdung identifiziert. Die gewonnenen gestellt. Entsprechend der auftreErkenntnisse lieferten erste Impletenden Belastungsprofile wurde im mentierungshinweise und wurden in Anschluss daran ein Prozessvorgehen weiterer Folge sowohl bei der Planung für die systematische Auswahl von der operativen Testungen berücksichspezifischen Lösungen entwickelt. tigt als auch zur Anpassung des ErAufgrund der Möglichkeit einer flehebungsdesigns verwendet. Neben xiblen und punktuellen Unterstütallgemeinen soziodemographischen zung relevanter Körperhaltungen und und gesundheitsbezogenen Daten Tätigkeitsmerkmale wurde final die wurde im Rahmen der Testungen als Technologie der Exoskelette für die zentrale Messvariable das subjektive praktische Erprobung im Feld ausgeBelastungsempfinden für die entwählt. sprechenden Körperhaltungen und Tätigkeitsmerkmale jeweils für die Testung im Feld Bedingung mit und ohne Exoskelett erhoben. Des Weiteren beurteilten die Unter Einsatz eines wissenschaftlich Mitarbeiter, inwieweit das Exoskelett fundierten Studiendesigns fanden jeangenehm zu tragen war und eine Unweils ein steh-, hebe- und trageunterterstützung bei der Ausführung ihrer stützendes passives Exoskelett, sowie Arbeitstätigkeiten bot. Um ihre Nuteines zur Unterstützung gebeugter zungsintention festzumachen, wurde Körperhaltungen Eingang in die abschließend danach gefragt, inwieFelduntersuchung (Abbildung 4). Die weit sie das Exoskelett bei BereitstelTestung wurde an ausgewählten Arlung auch tatsächlich nutzen würden. beitsplätzen der Logistik mit den dort Die Ergebnisse der Erhebung zeibefindlichen Mitarbeitern durchgegen, dass die beispielhaft ausgewählführt und fand im Rahmen deren ten Systemlösungen aus dem Bereich regulärer Arbeitstätigkeit statt. Um der Exoskelette eine hohe Praxistaugrelevante Umgebungsbedingungen, lichkeit aufweisen, sofern eine PasArbeitsspezifika und personen- sosung zwischen Tätigkeits- und Unwie technologiebezogene Begleitterstützungsprofil von Arbeitsplatz faktoren des Exoskelett-Einsatzes in und Exoskelett gegeben ist. Dieser Erfahrung bringen zu können, wurde sogenannte Task-Technology-Fit stellt der Testung eine qualitative Vorerhebung mittels verschiedener Workshops vorgelagert. Es zeigte sich eine allgemein bestehende Unsicherheit bezüglich der Benutzerfreundlichkeit und Sicherheit solcher Systeme. Darüber hinaus stellte sich die nachhaltige Entlastungswirkung (d.h., dass durch das Exoskelett eine spürbare Reduktion von vorlieAbbildung 5:Subjektive Belastungsreduktion beim genden Beschwerden Heben durch ein Exoskelett (Links OHNE, rechts eintritt), Aspekte der MIT)

eine wesentliche Voraussetzung für die wahrgenommene Entlastungswirkung sowie die Verwendungsbereitschaft seitens der Mitarbeiter dar. Im Mittel konnten die eingesetzten Exoskelette vor allem bei statischen Körperhaltungen und der manuellen Lasthandhabung eine starke Entlastung bewirken, zwei Bereiche die häufig mit der Entstehung von Erkrankungen des Muskel-Skelett-Apparates in Verbindung gebracht werden. Für die manuelle Lasthandhabung wurde eine signifikante Beanspruchungsreduktion von durchschnittlich 28 % nachgewiesen (Abbildung 5).

Basierend auf der in der Studie festgestellten Entlastungswirkungen lässt sich abschätzen, dass durch den Einsatz eines passenden passiven Exoskeletts das ergonomische Risiko zur Entwicklung von MSE für 62 % der untersuchten Arbeitsplätze auf ergonomisch unbedenkliche Werte reduziert werden kann. Geht man davon aus, dass eine solche Reduktion der Beanspruchung langfristig ein Drittel der Arbeitsunfähigkeitstage aufgrund von muskuloskelettalen Beschwerden vermeidet 10 , würde sich ein enormes Einsparpotenzial für die adressierten Unternehmen ergeben.

Implikationen für Unternehmen

Die Projekt- und Studienergebnisse haben gezeigt, dass Exoskelette neben allgemeinen technischen und organisatorischen Maßnahmen der Arbeitsgestaltung eine Möglichkeit bieten, bestimmte arbeitsbedingte körperliche Belastungen zu reduzieren, indem sie die Arbeitsausführung erleichtern und folglich den MuskelSkelett-Apparat ihrer Anwender schonen. Zudem besitzen sie das Potenzial, menschliche Leistungseinschränkungen zu einem gewissen Grad auszugleichen. Dies betrifft vor allem Einbußen, welche sich verletzungs- oder altersbedingt in Hinblick auf die Körperkraft oder körperliche Beanspruchung durch bestimmte Körperhaltungen und Bewegungen ergeben. Zu berücksichtigen bleibt, dass unterschiedliche technik-, organisations-, arbeitsumgebungs- und personenbezogene Faktoren das subjektive Entlastungsempfinden der dort tätigen Mitarbeiter beeinflussen können. So ist die Entfaltung der 10 Leoni & Mühlheimer 2008, S. 78 Entlastungswirkung des jeweiligen Exoskeletts beispielsweise an dessen richtige Einstellung und Verwendung geknüpft. Dies bedeutet folglich, dass die richtige Anpassung des Exoskeletts an die Charakteristika seines Anwenders sowie die adäquate Einschulung und Unterweisung von betroffenen Mitarbeitern eine Voraussetzung für die Wirksamkeit des Exoskeletts darstellt. Darüber hinaus ist darauf zu achten, dass die Unterstützungsfunktion des Exoskeletts weitgehend der Beschaffenheit des Arbeitsplatzes sowie den dort auszuführenden Arbeitstätigkeiten entspricht (Abbildung 6) und die Arbeitsausführung nicht etwa durch technische Disfunktionalitäten, komplexe Handhabungsmechanismen oder als störend wahrgenommene Hardware- oder Designelemente beeinträchtigt wird.

In diesem Zusammenhang sind Mitarbeiter als Experten ihrer Arbeitsplätze in der Lage, einen Beitrag zur Beurteilung der Sinnhaftigkeit des Einsatzes von Exoskeletten – speauf Seiten der Mitarbeiter festgestellt werden konnte, welche eine spätere Ablehnung der Technologie begünstigte. Bezugnehmend auf die Umgebungsbedingungen ist speziell bei Testungen darauf Bedacht zu nehmen, dass diese in einem beschränkten zeitlichen Rahmen durchgeführt werden und daher beispielsweise Jahreszeit bedingte Temperaturschwankungen im Arbeitsbereich nicht entsprechend berücksichtigen können. So kann der Tragekomfort durch Hitze im Sommer als geringer wahrgenommen, als dies etwa im Winter der Fall ist, woraus sich wiederum Auswirkungen auf das Nutzungsverhalten ergeben können.

Zusammenfassend liefern die vorliegenden Ergebnisse erste Hinweise für die zielgerichtete Implementierung von Exoskeletten zur Gestaltung altersgerechter Arbeitsplätze. Dennoch besteht ein Bedarf an weiterer Forschung, um belastbare Aussagen zur nachhaltigen Entlastungswirkung von Exoskeletten inklusive relevanter Begleit- und Akzeptanz

Abbildung 6: Unterstützungsprofile verschiedener Exoskelette in der industriellen Anwendung (Typ1: Stehunterstützendes System, Typ2: Trageunterstützendes System, Typ3: Hebeunterstützendes System, Typ4: Soft Exoskelett für gebeugte Körperhaltungen, Typ5: System zur Unterstützung der Lendenwirbelsäule)

ziell hinsichtlich des Vorliegens eines Task-Technology-Fits – zu leisten. Auch im Sinne einer offenen Kommunikation betreffend des intendierten Nutzens der Technologie bei Testung sowie im Falle einer geplanten späteren Einführung ist die Wahl eines partizipativen Ansatzes empfehlenswert. Dies rührt daher, dass teilweise eine große Unsicherheit und Skepsis gegenüber Exoskeletten als neue Form technischer Assistenzsysteme faktoren treffen zu können und ein vertieftes Verständnis für deren Interaktion zu gewinnen. Diesbezüglich braucht es vor allem industrielle Langzeitstudien, die wissenschaftlich begleitet die Feststellung einer nachhaltigen Belastungsveränderung an industriellen Arbeitsplätzen ermöglichen. Basierend auf den im Projekt EnableMe 50+ gewonnenen Erkenntnissen wird sich das IIM der weiteren Erforschung der Potenziale von

Assistenzsystemen zur Unterstützung von (älteren) Arbeitnehmenden in der Industrie widmen.

Literatur

[1] Statistik Austria. (2018). Jahresdurchschnittsbevölkerung 1981-2018 nach Geschlecht bzw. breiten Altersgruppen. Retrieved from https://www. statistik.at [2] Tempel, J., & Ilmarinen, J. (2013). Arbeitsleben 2025: das Haus der Arbeitsfähigkeit im Unternehmen bauen. VSA-Verlag. [3] Leoni T., (2019). Fehlzeitenreport 2019 Krankheits- und unfallbedingte Fehlzeiten in Österreich Die flexible Arbeitswelt: Arbeitszeit und Gesundheit. Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung [4] EU-OSHA – European Agency for Safety and Health at Work (2010). OSH in figures: Work-related musculoskeletal disorders in the EU – Facts and Figures. EU-OSHA [5] Eurofound - European Foundation for the Improvement of Living and Working Conditions. (2012). 5th European Working Conditions Survey. Publications Office of the European Union. [6] Terstegen, S. & Sandrock, S. (2019). Exoskelette - Physische Assistenzsysteme an Produktionsarbeitsplätzen. ifaa — Institut für angewandte Arbeitswissenschaft e. V. [7] Zana JP. et al., (2019). MSDs: Recommendations for Prevention, Rehabilitation and Occupational Reinsertion – Results from a Survey by the Ergonomics Working Group of the ISSA Health Services Section. Advances in Intelligent Systems and Computing, vol 820. Springer, [8] GKK Bundesverband, (2010). GKK Gesundheitsreport 2011 Zukunft der Arbeit, BKK Bundesverband [9] Loeni T. & Mahringer H., (2008). Fehlzeitenreport 2008 Krankheits- und unfallbedingte Fehlzeiten in Österreich. Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung

AutorInnen:

Dipl.-Ing Dr.-techn. Matthias Wolf ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Innovation und Industriemanagement an der Technischen Universität Graz und war Projektleiter des FFG geförderten Projekts „EnableMe50+“. In seiner Dissertation beschäftigte er sich mit technologischen Möglichkeiten aus dem Bereich der Assistenzsysteme zur Förderung einer altersgerechten Arbeitsgestaltung.

Dipl.-Ing. Dr.-techn. Matthias Wolf

wissenschaftlicher Mitarbeiter am IIM der TU Graz

Sandra Siedl BA MA

wissenschaftliche Mitarbeiterin am IAA und Dissertantin am LIT Robopsychology Lab der JKU

Sandra Siedl, BA MA ist wissenschaftliche Projektmitarbeiterin am Institut für Arbeitsforschung und Arbeitspolitik an der Johannes Kepler Universität Linz und wirkte am FFG-Förderprojekt „EnableMe50+“ über seine dreijährige Laufzeit hinweg mit. Im Rahmen ihrer Dissertation am LIT Robopsychology Lab der JKU setzt sie sich mit dem Einfluss neuer Technologien auf deren Akzeptanz und das Nutzungserleben seiner User auseinander.

Auch Bundeskanzler Sebastian Kurz, Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer, Wirtschaftslandesrätin Barbara Eiblinger-Miedl und der Präsident der steir. IV, Georg Knill konnten sich von der Qualität des PAYERprotect im Rahmen einer Produktvorstellung überzeugen. Foto: © IIM-Institut, TU Graz

Akute Hilfe in der COVID-19 Krise

Der Schutz von medizinischem Personal hat in der Covid-19 Pandemie große Priorität. Schutzkleidung war in der Intensivphase der Pandemie nicht bzw. nicht in geeigneter Qualität verfügbar. Dank der Initiative von Univ.-Prof. Dr. Christian Ramsauer, Leiter des Instituts für Innovation und Industrie Management der TU Graz und seines Stellvertreters Dr. Hans Peter Schnöll in Kooperation mit Univ.-Prof. Dr.Dr. Philipp Metnitz, Leiter der Klinischen Abteilung für Allgemeine Anästhesiologie, Notfall- und Intensivmedizin der Med Uni Graz, konnten für die KAGes binnen kurzer Zeit eine große Menge dringend benötigter GesichtsSchutzschilder gefertigt werden.

Auf über 30 3D-Druckern wurden im Rahmen einer Pilotserie im Schumpeter Labor für Innovation des Instituts für Innovation und Industrie Management 5.000 Schutzschilder produziert. Die 3D-Druck-Kapazitäten des Instituts wurden hierfür durch zusätzliche Drucker weiterer Institute der TU Graz, der ÖH sowie Privatpersonen ergänzt. So konnten pro Tag bis zu 400 Schutzschilder produziert werden. Die GesichtsSchutzschilde wurden von Ärztinnen und Ärzten im laufenden Betrieb getestet, von den zuständigen Stellen der KAGes aus hygienischer Sicht geprüft und für den Einsatz im nicht chirurgischen Bereich freigegeben. Die Schutzschilde sind wiederverwendbar und können leicht gereinigt und desinfiziert werden.

Das Schutzschild der Pilotserie besteht im Wesentlichen aus drei Bauteilen: Das Trägerteil des Schildes wird mittels FDM-3D-Druckverfahren aus PLA Kunststoff gefertigt. Das Schild selbst besteht in der Pilotserie aus einer handelsüblichen Overheadfolie, die mittels eines DIN-A4-Vierfachlochers gelocht und am Trägerteil fixiert wird. Dies ermöglicht bei Bedarf den einfachen Tausch des Schildes beziehungsweise eine leichte Reinigung desselben. Befestigt wird das Schutzschild mit einem in der Länge einstellbarem, waschbarem Gummiband. Die CAD-Daten stehen auf der Homepage des IIM-Instituts unter www.iim.tugraz.at zur Verfügung.

Das gemeinsam mit Ärzten mehrerer Krankenhäuser entwickelte und in Pilotserie produzierte Schutzschild wurde in weiterer Folge gemeinsam mit PAYER Medical aus St. Bartholomä zum Serienprodukt weiterentwickelt. Es bietet effektiven Schutz gegen eine Tröpfen-Infektion durch eine optimierte Formgebung des Visieres und wurde insbesondere hinsichtlich der sicheren Wiederverwendung durch einfache Reinigung und Desinfektion optimiert. Das Produkt ist zertifiziert und zugelassen als persönliche Schutzausrüstung nach EN 166. PAYER Medical garantiert höchste Qualitätsstandards durch die Produktion unter Einhaltung der medizinischen Norm ISO 13485. Mit dem Schutzschild „PAYERprotect“ steht ein Schutzschild aus österreichischer Produktion mit kurzen Lieferketten und hoher Verfügbarkeit zur Unterstützung des Medizinischen Bereichs und all jenen bereit, die besonderen Schutz im Umgang mit Mitmenschen benötigen. Nähere Informationen finden Sie unter www.payergroup.com .

Dieses Projekt zeigte das große Potential der Kombination der Stärken und Möglichkeiten der Maker Community, der Industrie und der universitären Forschung. In kürzester Zeit konnten Engpässen in der Versorgung mit Schutzausrüstung beseitigt werden und die langfristige Verfügbarkeit des Produktes durch die Serienentwicklung sichergestellt werden.

Was, schon 25 Jahre?

Foto: ©Kanizaj

Institut Industrial Management | Industriewirtschaft feiert Jubiläum

Vor 25 Jahren begannen die Vorlesungen für das Diplomstudium „Industriewirtschaft“ als eines der ersten Wirtschaftsingenieur-Studien außerhalb der Technischen Universitäten und überhaupt einer der ersten Fachhochschul-Studiengänge in Österreich und an der FH JOANNEUM. Ein Vierteljahrhundert? Time to take stock.

Wirtschaftsingenieur-Institut Industrial Management…

Aus dem ersten Diplomstudiengang hat sich das Institut Industrial Management | Industriewirtschaft (kurz: IWI) entwickelt, mit zwei Wirtschaftsingenieur-Bachelor- und zwei -Masterstudiengängen – jeweils Vollzeit und berufsbegleitend – sowie zwei berufsbegleitenden Weiterbildungsmaster (Einkauf sowie MBA & ERP/SAP). Das bedeutet: 280 Lehrveranstaltungen pro Jahr und bis heute kumuliert 1.500 AbsolventInnen.

Das methodische Profil des Studiums integriert Ingenieurswissenschaften und Wirtschaftswissenschaften im Verhältnis 60:40 als notwendiges Rüstzeug für zukünftige Führungskräfte. Die AbsolventInnen sind Ingenieure und Betriebswirte in einer Person. Sie lernen während des Studiums, technisches und wirtschaftliches Wissen in anspruchsvolle Projekte einzubringen. Damit waren die inhaltlichen Bedingungen erfüllt, um die AbsolventInnen im Jahr 2001 als erste FH-WirtschaftsingenieurInnen in den Österreichischen Verband der Wirtschaftsingenieure aufzunehmen. Die Studierendenzahlen entwickelten sich über die 25 Jahre sehr

positiv. Trotz des Starts eines zweiten Wirtschaftsingenieur-Studiums in Kapfenberg (Infrastrukturwirtschaft) 1999 steigerten sich speziell mit den berufsbegleitenden Studiengängen ab 2006 und dann durch die Teilung in Bachelor (ab 2008) und Master (ab 2011) die Studierendenzahlen von anfangs rund 160 auf derzeit bis zu 370 im Jahr.

…in der Industrieregion in Kapfenberg und international

Standort des Studiums wurde im letzten Moment statt Graz die Industriestadt Kapfenberg, hatte diese doch die F&E-Gebäude von Böhler Edelstahl gekauft und in die landespolitische Diskussion um Standorte für die neue Fachhochschule Joanneum eingebracht.

Der Standort Kapfenberg hat jahrhundertelange industrielle Tradition und ist heute Sitz vieler HightechUnternehmen – davon 15 Weltmarktführer Ihrer Branche – im Zentrum einer der größten Industrieregionen Österreichs.

Internationalität ist für viele dieser Unternehmen sowohl auf der Lieferanten- als auch auf der Kundenseite ein Muss. Das Studium bietet daher im Bachelor zwei Fremdsprachen (neben Englisch oft Spanisch, Russisch, Chinesisch…) und im Master ca. 50 % der Lehrveranstaltungen in englischer Sprache. Zusätzlich sind in den fünf Studienjahren bis zu vier optionale Auslandssemester bei dutzenden Partneruniversitäten weltweit möglich. Und „Internationalization at home“ wird großgeschrieben, hat doch Kapfenberg eine der höchsten Auslandsstudierendenraten in der Steiermark.

1.500 AbsolventInnen…

Zu Beginn war es schwierig, als Hochschule in dieser industriell gebürsteten Umwelt Fuß zu fassen. Doch mittlerweile verteilen sich die bisher rund 1.500 AbsolventInnen nicht nur in der Steiermark, sondern in ganz Österreich und darüber hinaus. Das Institut hat sich an den Karrierepfadanalysen 1 der WirtschaftsingenieurVorbilder in Österreich, Deutschland und den USA orientiert und in den 25 Jahren etabliert. Im Jubiläumsjahr spondieren rund 80 neue DiplomingenieurInnen des Instituts.

500 F&E-Projekte mit Unternehmen

Hochschulen sollen als „Werkstätten des Erkenntniszuwachses“ 2 zur Lösung gesellschaftlicher, volkswirtschaftlicher, betriebswirtschaftlicher und individueller Probleme beitragen. Die Nähe zu einer globalen und regionalen Produktionswelt und die gute Vernetzung zur nationalen Industrie bieten dem IWI-Institut die Möglichkeit zu bisher 500 angewandten F&E-Projekten.

Neben EU- und national geförderten Forschungsprojekten werden in methodischer Anlehnung an das Massachusetts Institute of Technology (MIT) laufend transdisziplinäre Projekte mit Industrieunternehmen gemeinsam durchgeführt. Ergebnisse und Erkenntnisse fließen direkt oder über Publikationen in die forschungsgeleitete Lehre ein.

Lehr- und Forschungsschwerpunkte

Die Konzeption des Bachelor-Studienganges sieht ein Verbinden der in der Industrie wesentlichen Wert

1 Vgl. Bauer, Ulrich/Priebernig, Karina/Swobodnik, Sigrid/Zunk, Bernd M., Wirtschaftsingenieurwesen-Berufsbildstudie 2018, S. 57ff. 2 Gruppe 2004 – Michelsen, Gerd et al., Hochschule neu denken. Neuorientierung im Horizont der Nachhaltigkeit, Frankfurt 2004, S. 20. schöpfungsbereiche in systematischer tigsten Erfolgsfaktors unseres Landes Weise vor: – motivierte und engagierte Mitarbei„ Management/Betriebswirtschaft terInnen. Sie machen die Wirtschafts(hier vor allem Logistik, Prozessingenieur-Bilanz von IWI positiv. management, Controlling), www.fh-joanneum.at/iwi „ Produktionstechnik (hier sowohl iwi@fh-joanneum.at

Fertigungstechnik als auch Automatisierung) und 1995 Chronologische Entwicklung von IWI Der Diplomstudiengang Industriewirtschaft sta Aufbauphase rtet: „ Angewandte Infor1999 Beginn der Vortragsreihe „Unternehmensfühmatik (hier vor allem rung in der Praxis“ mit bisher 80 Vorträgen aus dem Top- Management mit 8.000 TeilnehmerInnen betriebliche Informatiim Audimax Kapfenberg onssysteme, Enterprise 2001 Gründung des Industrial Management Club (IMC)

Resource Planning) für AbsolventInnen und Aufnahme in den Österreichischen Verband der Wirtschafts- An diese Grundlagen aningenieure WING knüpfend fokussiert der 2002 ERP-Competence Center für vertikale Integration Master International Inwird gegründet dustrial Management 2003 Start der institutseigenen Management“ im Leykam Buchreihe -Verlag „Industrielles auf die Kompetenzen 2004 Start der Weiterbildungs-/Seminarreihe „Know- der unternehmensinterledge Factory“ nen und -übergreifenden 2005 Start des berufsbegleitenden Weiterbildungs masters Supply Management (MSc) - Wertschöpfungsoptimie2006 Der Diplomstudiengang wird nun auch berufsbe- rung (Network Business, gleitend angeboten vertikal und horizontal) 2008 Umwandlung der Diplomstudiengänge in die und bietet zwei WahlverWirtschaftsingenieur-Bachelorstudiengänge Industriewirtschaft|Industrial Management. tiefungen: Supply Chain 2010 SCM-Competence Center für horizontale Engineering und Smart Integration wird etabliert Production & Services. In den 25 Jahren ha2011 Die Masterstudiengänge International Industrial Management als Nachfolge und Erweiterung starten: ab jetzt 5 Jahre zum DI ben sich strategisch um 2012 Dutzende internationale Kooperationen mit eu- die beiden Hauptthemen der vertikalen (ERP Comropäischen, amerikanischen & asiatischen Uni- versitäten führen zu Auslandssemester und 2 Double-Degrees (Universität Udine, National First petence Center mit ERP/ University of Science/Technology Taiwan) MES) und horizontalen Integration (Supply Chain 2014 Eröffnung eines ersten Industrie-4.0-Labors für vertikale Integration (ERP/MES), digitale Mikro- fabriken und 3D-Druck Competence Center) wei2015 Genehmigung des berufsbegleitenden Weiterbil- tere Forschungsgruppen entwickelt, auf die sich 2016 dungsmasters (MBA) Internationale General Management FIBAA-Gold-/Premium mit ERP/SAP -Akkreditie- die 35 akademischen von rung des IWI-Masters International Industrial insgesamt 40 Mitarbeite rInnen des Instituts auftei 2017 Management Einführung von Wahlvertiefungen im Master: „Supply Chain Engineering“ und „Smart Production len: Digital Shopfloor & & Services“ über das gesamte 3. Studiensemester Analytics (Smart Production Lab, FabLab), Service 2018 Eröffnung des Smart Production Lab als eine der größten Lehr- und Forschungsfabriken für Industrie 4.0 in Mitteleuropa Engineering, Arbeit der 2018 Das FabLab als integrativer Bestandteil des Smart Zukunft (Change & Augmented Reality) sowie Production Lab und „Makerspace für alle“ beginnt seinen regelmäßigen Betrieb 2019 Eine „Schallmauer“ wird mit 500 erfolgreich durchge- Strategie & Controlling. führten F&E-Projekten durchbrochen

Die Meilensteine der 2020 Die zweite „Schallmauer“ fällt mit dem 25-Jahres- Jubiläum: 1.500 AbsolventInnen! chronologischen Entwicklung der ersten 25 Jahre (siehe Kasten) FH-Prof. Dr. Martin sind Ergebnis des klassischen Tschandl ManagementzyLeiter des Instituts klus Malikscher Industrial Management Prägung (Ziele, FH JOANNEUM, Strategien, AufCampus Kapfenberg gaben…) und vor martin.tschandl allem des wich@fh-joanneum.at

WING to your success

…wir sind für Sie garantiert von Nutzen … Gerade in Zeiten wie diesen stellen ein reizvoller Workshop, das Verteilen von lukrativen Flyern oder eine interessante Firmenpräsentation effiziente und kostengünstige Möglichkeiten zur Werbung für Unternehmen in Fachkreisen dar. Hervorzuheben ist der Zugang zur Technischen Universität als Innovations- und Forschungsstandort der besonderen Art, denn im Zuge von Bachelor- und/oder Masterarbeiten können Sie Studenten in Ideen für Ihre Firma miteinbeziehen und mit ihnen innovative Lösungen ausarbeiten. Nicht zuletzt wird auf diesem Weg auch für die Zukunft vorgesorgt. Denn schließlich sind es die heutigen Studenten der Technischen Universität, die morgen als Ihre Kunden, Händler oder Lieferanten fungieren. Mit WINGnet-Werbemöglichkeiten kann man diese nun schon vor dem Eintritt in das Berufsleben von sich und seiner Firma überzeugen und somit eine gute Basis für eine langfristige und erfolgreiche Zusammenarbeit schaffen. WINGnet Wien veranstaltet mit Ihrer Unterstützung Firmenpräsentationen, Workshops, Exkursionen sowie individuelle Events passend zu Ihrem Unternehmen. WINGnet Wien bieten den Studierenden die Möglichkeit- zur Orientierung, zum Kennenlernen interessanter Unternehmen und Arbeitsplätze sowie zur Verbesserung und Erweiterungdes universitären Ausbildungsweges. Organisiert für Studenten von Studenten.Darüber hinaus bietet WINGnet Wien als aktives Mitglied von ESTIEM (European Students of Industrial Engineering and Ma

nagement) internationale Veranstaltungen und Netzwerke. In 24 verschiedenen Ländern arbeiten 66 Hochschulgruppen bei verschiedenen Aktivitäten zusammen und treten so sowohl untereinander als auch zu Unternehmen in intensiven Kontakt. Um unser Ziel - die Förderung von Studenten - zu erreichen, benötigen wir Semester für Semester engagierte Unternehmen, die uns auf verschiedene Arten unterstützen und denen wir im Gegenzug eine Möglichkeit der Firmenpräsenz bieten. Die Events können sowohl in den Räumlichkeiten der TU Wien als auch an dem von Ihnen gewünschten Veranstaltungsort stattfinden. Weiters können Sie die Zielgruppe individuell bestimmen. Sowohl alle Studienrichtungen als auch z.B. eine Festlegung auf Wirtschaftswissenschaftlichen Studiengängen ist möglich. Außerdem besteht die Möglichkeit eine Vorauswahl der Teilnehmer, mittels Ihnen vorab zugesandten Lebensläufen, zu treffen. Auf unserer Webseite http://www.wing-online.at/de/ wingnet-wien/ finden Sie eine Auswahl an vorangegangenen Events sowie detaillierte Informationen zu unserem Leistungsumfang WINGnet Wien: Theresianumgasse 27, 1040 Wien, wien@wingnet.at ZVR: 564193810

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Andreas Leitgeb, Georg Micheu

Firmenbesichtigung EUROPLAST

42. Treffen der Wirtschaftsingenieure von Kärnten und Osttirol, 05. März 2020, EUROPLAST – Dellach im Drautal

Lassen sich die Begriffe Nachhaltigkeit, Ökologie und Kunststoffproduktion vereinbaren? Diese Aufgabenstellung hat sich Dr. Arthur Primus, ein langjähriges WING-Mitglied und Geschäftsführer der EUROPLAST selbst auferlegt und zeigt, wie es möglich ist einen auf erdölbasierenden produzierenden Betrieb in Richtung Nachhaltigkeit zu steuern. Die EUROPLAST Kunststoffbehälterindustrie GmbH stellt Kunststoffprodukte im Spritzgussverfahren her, die sich vom Standard abheben. Auf 58.000 m² und mit 130 Mitarbeiter werden derzeit zum überwiegenden Teil Kunststoffbehälter gefertigt, die Einsatz im öffentlichen Bereich und auch in der Automotivindustrie finden. Beim 42. Treffen der Wirtschaftsingenieure konnten wir diese Fragestellung gemeinsam mit Dr. Arthur Primus diskutieren und auch die Fragestellung wie sich ein auf kunststoffbasierendes Produkt in die nachhaltige Vision des Unternehmens einfügen lässt. Der Betrieb selbst glänzt nicht nur durch Urkunden, wie Leitbetrieb des Jahres 2019, sondern auch der Maschinenpark lässt selbst große Gameplayer in der Spritzgussindustrie konkurrenzlos wirken. Derzeit werden die größten Spritzgussmaschinen Österreichs bei EUROPLAST verwendet, um die Kunststoffbehälter herzustellen. Durch einen eingeführten systematischen kontinuierlichen Verbesserungsprozess und digitaler Betriebsdatenerfassung ist es bei EUROPLAST möglich eine nachhaltige Qualität bei jedem einzelnen Produkt zu garantieren. Alle Spritzgussmaschinen werden digital überwacht und liefern Echtzeitdaten. Dies ermöglicht auf einen präventiven Instandhaltungsprozess zu setzen. Jedoch die größte Herausforderung bei einem Betrieb mit abgelegenem Standort ist, die notwendigen Fachkräfte zu finden und zu halten. Dies ist aus Sicht von Dr. Arthur Primus eine der härtesten Aufgabenstellungen. Deshalb setzt er mit EUROPLAST Fokus auf Employer Branding und zählt auch sein Team zum wichtigsten Asset der EUROPLAST. Online wirbt EUROPLAST intensiv für Fachkräfte im Bereich der Kunststofftechnik und ist mit dieser Strategie auch erfolgreich.

Die Behälter sind auch schon für Industrie 4.0 ausgerüstet. Bei jedem Produkt besteht die Möglichkeit den internen RFID Chip für das Sammeln von Informationen zu nutzen. Eine beispielhafte Anwendung erläutert Dr. Arthur Primus von smarten Müllbehältern, die ihren Füllstand erkennen und ein Signal senden, wenn ein Behälter ausgewechselt werden muss. Dadurch wird nur noch bei Bedarf ein Behälter ausgetauscht und somit ein überwiegender Teil der Leerfahrten von Müllentsorgern vermieden. Als nebenberuflicher Lektor u.a. in Produktion & Logistik kennt Dr. Arthur Primus das Verschwendungspotential in der Logistik, dass es noch zu eliminieren gilt.

Die Vereinbarkeit von Nachhaltigkeit und Kunststoffspritzgussverfahren war auch das Thema was uns als Wirtschaftsingenieure fesselte und gemeinsam diskutieren ließ. Der Betrieb selbst bezieht Strom ausnahmslos aus erneuerbaren Energien und ist somit auch in der Bilanz CO2 neutral. Auch bei den erdölbasierenden Produkten wird stark auf recycelte Materialien zurückgegriffen. Gemeinsam mit Saubermacher hat EUROPLAST ein Wertstoffsammelbehälter entwickelt, der zu 100% aus recycelten Materialien hergestellt wird. Es wird auch bereits an Behältern aus biologischen Materialien geforscht und getestet, um die interne nachhaltige Ausrichtung weiter zu fördern.

In Summe hat sich EUROPLAST mit Flexibilität, Schnelligkeit, innovativen und technisch hochstehenden Lösungen, hervorragenden Materialwissen und patentierten Features zu einem der führenden Unternehmen in der kunststoffverarbeitenden Branche etabliert.

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