Bericht Walliserbote Die Unternehmensformel

Page 1

AZ 3900 Brig | Freitag, 25. April 2014 Nr. 95 | 174. Jahrgang | Fr. 2.50

@ZaaZg IgZeeZcWVj 6< (('' HX]ŽcW“]a! IZa# %(& -*- &% &% &'+% Cndc! IZa# %'' (+* &. &. lll#`ZaaZg"igZeeZc#X]

Astrid Werlen Furkastr. 143 – Mßnster Tel. 027 971 26 24

Auflage 21 989 Expl.

Redaktion Telefon 027 922 99 88 | Abonnentendienst Telefon 027 948 30 50 | Mediaverkauf Telefon 027 948 30 40

www.1815.ch

INHALT

Wallis

Wallis

Sport

Lonza auf Kurs

Gutes Ergebnis

Was jetzt?

Lonza-CEO Richard Ridinger ist mit dem Geschäftsgang im ersten Quartal sehr zufrieden. | Seite 3

Die Finanzen der Gemeinde Visperterminen sind gesund. Rainer Studer Ăźber geplante Investitionen. | Seite 7

Klubboss Hans Ritz und der FC Oberwallis schielen auf die Promotion League. Das macht Sinn. | Seite 15

Termen | Beat Ambord hat es vom Maurer zum Millionär geschafft – das Geheimnis seines Erfolges

Die Unternehmensformel Vom schlechten Schßler ßber eine Lehre als Maurer bis hin zum globalen Top-Shot im Marketing und Verkauf. Wie das geht, weiss Beat Ambord aus Termen. Einst sagte ihm sein Berufsberater, er kÜnne bestenfalls im Supermarkt Regale auffßllen. Ambord liess sich jedoch nicht so leicht unterkriegen, schmuggelte sich in die Universität von Zßrich, wo er unzählige Sachbßcher verschlang. Zunächst war es Informatik, die ihn begeisterte. Erst ein humanitärer Einsatz im Bosnienkrieg brachte sein Verkaufstalent zum Vorschein. Und er lernte dort, niemals aufzugeben. Mit dieser Einstellung und seinem Verkaufsgeschick stieg er schnell die Karriereleiter empor, beriet Weltmarken und sorgte bei internationalen Konzernen fßr Rekordumsätze. Ferner schrieb er mehrere Bestseller. Heute lebt er mit seiner Familie im Wallis und hilft unter anderem dem schwächelnden Tourismus wieder auf die Beine. | Seiten 8/9

Lebensmotto. Beat Ambord: Es gibt nur eine Tätigkeit, die Gewinn erzielt: Verkaufen. Alles andere ergebe nur Kosten. FOTO WB

Sitten | Motion will Stimmrecht fßr Ausländer

Ukraine | Gewalt mit Todesopfern

Brisante Forderung

Putin droht

Ausländerinnen und Ausländer sollen in Gemeinden abstimmen und wählen dßrfen.

Ausländer mitbestimmen lassen. Eine Motion fordert ein kommunales Stimmrecht fßr ausländische Staatsbßrger.

FOTO WB

Dies verlangt eine Motion, die von Vertretern der Linksallianz, der CVP Unterwallis, der FDP/Liberale und der CVP Oberwallis eingereicht wurde. Neu wäre ein kantonales und kommunales Abstimmungsrecht fßr Ausländerinnen und Ausländer nicht. In mehreren Kantonen ist dies bereits seit vielen Jahren mÜglich. Mit der Annahme der Motion und einer Gesetzesänderung wßrde keine Gemeinde gezwungen, das Stimm- und Wahlrecht fßr Ausländer einzufßhren. Die Gemeinden kÜnnten frei entscheiden. | Seite 3

Pulverfass. Die Lage bei Slawjansk hat sich gefährlich zugespitzt. FOTO KEYSTONE

Kiew ist am Donnerstag militärisch in die Offensive gegangen. Bei einem Einsatz der Armee im ostukrainischen Slawjansk wurden nach Angaben des Innenministeriums bis zu fßnf prorussische Aktivisten getÜ-

tet und ein ukrainischer Soldat verletzt. Der russische Präsident Wladimir Putin drohte umgehend mit Konsequenzen. Er sprach von einem schweren Verbrechen am eigenen Volk. Der Einsatz werde ohne Frage Konsequenzen haben. | Seite 21

2 – 14 12 15 – 18 19/21 22/23 24 25 26/27 28

Wallis Traueranzeigen Sport Ausland Schweiz TV-Programme Wirtschaft/BĂśrse Wohin man geht Wetter

KOMMENTAR

Keine Annäherung Fahrende, das ist eines der grossen Reizthemen in der Schweiz. Deutlich wurde dies auch wieder in den letzten Tagen, als Jenische die Kleine Allmend in Bern besetzten, um gegen den Mangel an Standund Durchgangsplätzen zu protestieren. Die meisten Reaktionen waren heftig und voller Vorurteile. Zwischen Sesshaften und Fahrenden ist bis jetzt kein richtiger Dialog zustande gekommen. Und fßr die berechtigten Anliegen der Fahrenden findet praktisch niemand GehÜr. Die Menschen, welche gestern in Bern protestiert haben, waren mehrheitlich Einheimische. Jenische zahlen ebenfalls Steuern, schicken ihre Kinder zur Schule oder haben im Winter einen festen Wohnsitz. Ganz normale Schweizer also, ausser dass sie seit Generationen mit dem Wohnwagen unterwegs sind und einen anderen Lebensstil pflegen. Dennoch werden sie immer noch ausgegrenzt. Seit Jahrhunderten werden Fahrende bereits verfolgt und diskriminiert. Auch die Schweiz schrieb mit der Aktion Kinder der Landstrasse ein dßsteres Kapitel dazu. Bei dieser fragwßrdigen Aktion wurden den Fahrenden ihre Kinder weggenommen. Und jetzt, Jahrzehnte später, hat man sich immer noch nicht angenähert. Fest steht, fßr ein friedliches und reibungsloses Miteinander braucht es schlichtweg mehr Stell- und Durchgangsplätze fßr die Fahrenden in der Schweiz.

Melanie Biaggi

50017

9

771660 065005


8

Walliser Bote Freitag, 25. April 2014

Traumkarriere | Bis ganz nach oben geschafft

Wirtschaft | Beat Ambord aus Termen gehört heute im Marketing und Verkauf zur

Vom Maurer zum Millionär

«Mittelmass ist der Tod e

TERMEN | Sein Berufsberater sagte ihm einst, er könne bestenfalls im Supermarkt Regale auffüllen. Beat Ambord belehrte ihn eines Besseren.

«Ich war ein schlechter Schüler, hatte andere Sachen im Kopf», erinnert sich der heutige Starverkäufer Beat Ambord an seine Jugendzeit. Nachdem er erfolgreich eine Maurerlehre absolvierte – bis heute sein einziges Diplom – zügelte er vom Wallis nach Zürich. Für sein gelerntes Handwerk konnte er sich nicht mehr begeistern, für Computer dafür umso mehr. Zunächst wollte ihn allerdings niemand einstellen. «Ich musste unten durch, schlief im Auto. Irgendwann hats dann doch geklappt und ich durfte bei der UBS eine interne Bankausbildung machen», so Ambord.

Sein wahres Talent entdeckte er erst im Krieg Damals gabs noch kein Informatikstudium. Der Weg zum Erfolg führte über die Praxis und vor allem ins Ausland. So arbeitete Ambord für ein japanisches IT-Unternehmen. Dort wurde er bald zum Chef befördert und nur wenig später gründete er bereits seine erste Firma. «Verkauf und Vermarktung waren schon damals mein Talent. Nur war mir das zu jener Zeit noch nicht bewusst. Erst im Bosnienkrieg, wo ich humanitäre Hilfe leistete, wurde mir das klar.» Seine Aufgabe bestand darin, in Sarajevo ein Radionetz aufzubauen. Der Aufbau einer entsprechenden Hilfsorganisation gestaltete sich als schwierig. In der Schweiz wollte ihm niemand helfen. «Ich war jedoch sehr gut im Verhandeln und habe es auch so geschafft», erinnert sich Ambord. Vom Krieg zurückgekehrt, verkaufte Ambord just seine IT-Aktien und sagte zu sich selbst, er wolle einer der besten Verkäufer werden. Als ihn der Chef eines internationalen Grossunternehmens mit Hauptsitz in den USA fragte, warum er ihn einstellen sollte, sagte Ambord: «Weil ich binnen zwölf Monaten Ihr bester Verkäufer sein werde.» «Unmöglich», konterte er. Wie ich das denn machen wolle? «Ganz einfach, indem ich die Leute betreue, die noch nicht bei Ihnen Kunde sind.» Ambord stieg wie versprochen rasch zur Nummer 1 auf und generierte ein Umsatzvolumen von 100 Millionen Dollar; alles mit Neukunden, versteht sich.

In vier Tagen eine konkursite Firma verkauft Ambord erlangte den Ruf, einfach alles verkaufen zu können. «Ich wusste, wenn ich mich genug fokussiere, kann ich jeden überholen, egal was er studiert hat.» Mit seiner Popularität wuchs auch seine Medien-Präsenz. Unter anderem war er schon beim ZDF oder bei Pro7 zu Gast und schrieb mehrere Bestseller. Im Laufe seiner Bilderbuchkarriere stellte Ambord einen Verkaufsrekord nach dem anderen auf. Im Hinterkopf hatte er stets ein Zitat seines Vaters – ein Treuhänder: «Es gibt nur eine Tätigkeit, die Gewinn erzielt: Verkaufen.» Alles andere

ergebe nur Kosten. Sein schier grenzenloser Ehrgeiz führte Ambord in die verschiedensten Bereiche und Branchen. Unter anderem besass er schon Filmstudios in Deutschland. Ferien ist für ihn ein Fremdwort. Eigentlich wollte er mal für ein halbes Jahr mit seiner Familie nach Kanada oder Australien auswandern. Doch er konnte der Versuchung nicht widerstehen, erneut einen Rekord aufzustellen, sprich für ein konkursites Unternehmen binnen vier Tagen einen Käufer zu finden. Mit Hewlett Packard wurde er fündig. Ambord wollte den Laden noch sechs Monate begleiten. Aus sechs Monaten wurden sechs Jahre. Und in jedem dieser Jahre lag das Umsatzwachstum nie unter 20 Prozent. «Anstatt mich auf die Schwächen der 1200 Mitarbeiter in meinem Bereich zu konzentrieren, setzte ich auf ihre Stärken. Das war mein Erfolgsrezept.» Bei HP war Ambord direkt dem CEO unterstellt. Seine Direktorenkollegen studierten allesamt an namhaften Universitäten wie Yale. «Da ich mich nie bewerben musste, erfuhren sie erst bei meiner Abschiedsparty, dass ich nur über ein Maurerdiplom verfüge.» Es gebe lediglich zwei Sachen im Leben, die man an keiner Schule lerne: Geld verdienen und es behalten. Manche Kollegen erwiderten darauf, dass sie das sehr wohl wüssten, worauf ich entgegnete: «Und warum seid ihr dann noch Angestellte und nicht längst selbstständig?» Ambords Einstellung ist simpel: Jedem helfen zu können. «Wenn ich in Hamburg in ein Taxi einsteige und mich der Fahrer fragt, wohin, sage ich, egal wohin, ich werde überall gebraucht.»

Walliser Touristiker ertrinken in Selbstmitleid Obwohl Ambord in seinem Beruf äusserst erfolgreich war, wollte er nicht den Rest seines Lebens für Marken unterwegs sein. Er setzte sich zum Ziel, Destinationen in seiner Heimat auf Vordermann zu bringen. «Als Kind war ich viel in SaasFee, weshalb ich mich für diese Region entschied. Es ist erschütternd, wie schlecht das Wallis touristisch vermarktet wird. Die Leistungsträger jammern im Kollektiv und ertrinken in Selbstmitleid. Fakt ist, dass das Wallis Ende der 1990erJahre den Trend hin zur digitalen Vermarktung verschlafen hat. Währungsschwankungen, sinkendes Interesse am Wintersport oder in die Jahre gekommene Bahnen: All das sind bloss Ausreden und vertuschen das eigentliche Problem: die schlechte Vermarktung.» Wenn er Hoteliers vor Ort frage, was sie die letzten drei Wochen aktiv für den Verkauf gemacht hätten, kämen sie schon ins Stottern. Doch es ist nicht alles schlecht. Schliesslich zeigen manche Betriebe, wie es gehen könnte. «Im Saastal gibt es Hotelbetriebe mit einer Auslastung von 90 Prozent. «Dort sind die Hoteliers permanent am Kunden dran und vermarkten, was das Zeug hält. Das ist fantastisch und an denen müssen sich die anderen messen. mk

Netzwerker. Beat Ambord ist rund um den Globus derart gut vernetzt, dass er in der Verkaufs- und Marketingbranche den Spitznamen «D

Umsätze im dreistelligen Millionenbereich und Steigerungsraten von bis zu 50 Prozent. Starvermarkter Beat Ambord gilt als einer der Besten seines Fachs. Niemand hält mehr Weltrekorde im Verkauf als er. Sie erholen sich zurzeit in Ihrer Villa in Termen. Heute schon etwas verkauft? «Ja, heute morgen, um genau zu sein.» Abschalten fällt Ihnen wohl schwer? «Im Laufe meiner Karriere kam ich ziemlich um die Welt. Doch hier im Wallis zu wohnen, ist für mich die absolute Erholung. Manche meiner Kollegen aus Zürich schauen mich komisch an und sagen: ‹Was, du wohnst in Termen, so weit weg!› Dabei bin ich in zwei Stunden in Zürich und meist vor ihnen im Büro. Ich bin ein Morgenmensch und stehe jeden Tag um 4.00 Uhr morgens auf.» Hand aufs Herz: Wie viele Stunden schlafen Sie pro Nacht? «Im Schnitt vier Stunden. Das kann

jeder machen. Dafür gibts einen einfachen Trick: schneller schlafen. Wenn andere erst aufstehen, bin ich schon bestens auf meinen Tag vorbereitet, habe alle E-Mails gecheckt und kann mich voll auf die persönlichen Kontakte konzentrieren. Dafür kann ich mir dann auch mal erlauben, nachmittags um 15.00 Uhr auf meinem Balkon neue Strategien zu überlegen.» Erfolg mit acht Stunden Schlaf. Geht das auch? «Nein.»

«Versuchen ist immer die erste Antwort, etwas garantiert nicht zu tun» Freizeit ein Fremdwort? «Für mich ist der Verkauf Leidenschaft. Ich sehe das nicht als Arbeit. Aber man muss schon gewisse Abstriche in Kauf nehmen. Wenn ich

im Ausland arbeite, sehe ich meine Familie höchstens einen Tag pro Woche.» Rund um den Globus nehmen internationale Grosskonzerne aus der Telekom-, Uhren-, Automobil- und Immobilienbranche Ihre Dienste als Verkäufer und Vermarkter in Anspruch. Wie baut man sich ein so grosses Beziehungsnetz auf? «Indem man bei Problemen hartnäckig bleibt und seine Ziele erreicht. Ich habe nie Werbung für mich gemacht, wurde stets von Kunde zu Kunde weiterempfohlen. In der Branche hat man mir deshalb den Spitznamen ‹Der Pate› gegeben.» Ihre Facebookseite gefällt rund 15 000 Usern. Wie wichtig sind für Sie Social Media? «Extrem wichtig, wobei man aufpassen muss, Social Media nicht auf Facebook und Twitter zu reduzieren. Social Media bedeutet, dass ich meine Produkte in der digitalen Welt positionieren kann. Von diesem Medium nicht Gebrauch zu machen, wäre dasselbe, wie wenn man in den 1990er-Jahren gesagt hätte, E-Mails

interessieren mic beim Fax.»

Einem Weltkonz liarden Umsatz dank neuer Verm tegien in nur ein Umsatzplus von klingt schon fas «Zuerst musste ich die Vermarktung v gibts nur durch V eine Weile, bis d Standorten in 39 Die zweite Lektio den Chefs klarzu zwei Stühle habe und einen beim Ku ist vernachlässigb man aktiv in den 20 Prozent Umsa Lachnummer.»

Warum tun sich kauf so schwer? «Das liegt wohl au nung. In Europa k fer gerade noch vo Amerika ist das u System läuft total lediglich, wie man wird, um sich dan


WALLIS

9

absoluten Weltspitze – mit dem WB sprach er in seiner Luxusvilla über das Geheimnis seines Erfolges

eines jeden Unternehmens» Unter anderem sind Sie auch für die Saastal Marketing AG tätig. Können Sie dem Tourismus aus der Patsche helfen? «Das können nur die Leute vor Ort selbst. Damit dies gelingt, habe ich eine Akademie aufgebaut, um den touristischen Leistungsträgern Wissen zu bringen. Jeder muss sich fragen, was sein Beitrag ist, damit es dem Tourismus besser geht, und nicht, wo er profitieren kann. Dieses Denken muss lokal vor Ort passieren.» Warum passiert das nicht? «Weil das Wissen noch nicht transportiert wurde. Die Leute konzentrieren sich zu sehr auf die jährlichen Statistiken und beruhigen sich damit, dass es anderen auch schlecht oder noch schlechter geht. Produkte wie der Römerpass oder die grösste Eisgrotte der Welt werden immer noch nicht vermarktet – einzigartige Produkte wie Gletscherwasser erst gar nicht angeboten. Die Hoteliers vermarkten lieber ihre Zimmer und ihre Spaghetti. Folglich bleibt die Destination auf der Strecke. Manche Hotels haben eine Auslastung von 40 Prozent, andere eine von 90. Da stimmt doch was nicht. Man muss den Leuten klarmachen, dass nur die Destination Stammgäste erzeugen kann. Ein Betrieb allein kann das nicht.» Sehen Sie Licht am Horizont? «Die Akademie sorgt für Aufbruchstimmung. Die Leute sind auf dem Sprung. Jeden Montag machen zwischen 50 und 100 Hoteliers bei meinem Webinar mit. Und sie haben damit begonnen, sich auf den SocialMedia-Kanälen zu vernetzen.»

«In Europa kommt der Verkäufer in der Hackordnung gerade noch vor dem Bestatter»

Der Pate» trägt.

ch nicht, ich bleibe

zern mit 11 Milverpassten Sie marktungsstranem Jahr ein n 20 Prozent. Das st unheimlich. h dessen Optik auf verändern. Gewinn Verkauf. Es dauerte das bei allen 500 9 Ländern ankam. on bestand darin, umachen, dass sie en, einen im Auto unden. Der im Büro bar. Am Tag, an dem Verkauf geht, sind atzsteigerung eine

h viele im Ver? uch an der Hackordkommt der Verkäuor dem Bestatter. In umgekehrt. Unser l falsch. Man lernt n ein guter Schüler nn eines Tages vor-

Foto wB

teilhaft zu bewerben. In Amerika schreiben die Schüler der 1. Klasse bereits Businesspläne.» Sie coachen auch kleinere Unternehmen. Kann bei einem 20-Mann-Betrieb die gleiche Strategie angewendet werden wie bei einem Grosskonzern?

«Hoffnung ist die Kutsche der Armut» «Ja, in kleinen Betrieben geht das noch viel einfacher, da es nicht so lange dauert, bis jeder die Philosophie verstanden hat. Wichtig ist die Einstellung. Ich fragte mal einen Koch: ‹Bist du hier der beste Koch?› Er sagte: ‹Nein, vielleicht nur der zweit- oder drittbeste.› ‹Dann müsste ich dir eigentlich kündigen.› Das heisst nicht, dass man angeben soll, aber man muss schon überzeugt sein von dem, was man tut. Mittelmass ist der Tod eines jeden Unternehmens.»

Wie wird man zum Top-Shot? «Unabhängig von der Branche haben die Top-Shots alle eines gemein: Sie haben eine Bibliothek. Wer keine Bücher liest, wird auch nicht weiterkommen.» Sie haben auch schon scheinbar hoffnungslose Fälle zum Erfolg geführt. Gab es auch Fälle, wo Sie mit Ihrem Latein am Ende waren? «Ja, natürlich. Es gibt durchaus beratungsresistente Leute. Wobei, Hoffnung ist für mich ein ganz schlimmes Wort. Hoffnung ist die Kutsche der Armut. Manche, die ich beraten habe, sagten mir: ‹Jawohl, das versuche ich jetzt auch.› Dabei ist ‹versuchen› immer die erste Antwort, etwas garantiert nicht zu tun; erst recht, wenn man sich in einer Abwärtsspirale befindet. Diese passive Haltung hängt auch mit dem Mediennutzungsverhalten zusammen. Die meisten Schweizer sehen sich tagtäglich die Tagesschau an. Wie kann man bei dieser Flut von Negativmeldungen noch hochmotiviert sein und Topleistungen erbringen?»

Was braucht es noch? «Einen gewissen Preisstolz. Jemand, der eine Nacht in einem Viersternehotel für 75 Franken anbietet, hat doch eine Schraube locker und schadet damit dem ganzen Tal. Der billige Gast wird immer dem Billigsten treu bleiben. So kann man keine Stammkundschaft aufbauen. Hätte ich einen Betrieb im Wallis, würde ich – wie’s die Amerikaner oder die Österreicher täten – einen Zirkel im Radius von 100 Kilometern stecken und alle Sehenswürdigkeiten in diesem Gebiet vermarkten. Derweil haben die Walliser Angst, den Gast so zu verlieren. Ein fataler Irrtum.» Ein oft anzutreffendes Problem im Wallis ist auch die schlechte Servicequalität. «Wie beim Verkäufer muss man auch diesen Berufszweig aufwerten. In Amerika leben die Leute vom Trinkgeld, legen sich entsprechend ins Zeug. Wichtig ist, in die Mitarbeiter zu investieren und ihnen Perspektiven zu bieten. Mit unmotiviertem Personal, das nur jobbt, kann man keinen Erfolg haben. Als Beispiel möchte ich hier einen Hotelier erwähnen, der jeweils einmal im Jahr seinem besten Mitarbeiter eine Woche Auslandsurlaub in einem Fünfsternehotel spendiert. Die Nomination erfolgte durch die Mitarbeiter selbst und die Aktion war ein Riesenerfolg – auch für den Chef.» Auf Ihrer Website schreiben Sie: «Sie suchen einen Berater, der

weiss, was zu tun ist, es aber nicht selber umsetzt? Dann müssen Sie weitersuchen!» Die meisten Berater sind indes weg, bevor ihr Konzept scheitert. «Das ist leider so. Würde ich die Unternehmen, die ich berate, nicht über einen längeren Zeitraum begleiten, würden meine Konzepte nie und nimmer aufgehen. Wenn das so einfach wäre, würde ich nur noch Konzepte schreiben und wäre heute der reichste Mann der Welt. Ein ähnliches Schema beobachte ich auch bei Hoteliers und ihren Internetauftritten. Viele lassen sich einfach von einem Webgestalter eine schicke Homepage gestalten, ohne sich dabei zu fragen, ob dabei auch Umsätze entstehen.» Ihr Wissensschatz beruht auf einem eindrücklichen Werdegang. Unter anderem waren Sie schon als humanitärer Helfer in Kriegsgebieten im Einsatz. Was konnten Sie von dort in den Verkauf einbringen? «Das hat mein Leben komplett verändert. Die Situation im Bosnienkrieg schien hoffnungslos. Was ich dort erlebte, wünsche ich niemandem. Aber ich habe dort gelernt, nicht aufzugeben, auch wenn ich dafür 1000 Gründe gehabt hätte. Bis heute gebe ich nur Briefpost auf.» Die meisten geben schnell einmal auf. «Dabei stehen die meisten, die aufgeben, kurz vor dem Durchbruch. Manchmal muss man den Dingen etwas Zeit geben. Es lohnt sich durchzuhalten. Einst arbeitete ich mit Carl Lewis sehr eng zusammen. Als ich ihn fragte, wie er so erfolgreich sei, sagte er zu mir: ‹Weisst du, Beat, ich trainiere einfach mehr als die anderen, selbst bei Kälte, Wind und Regen, wenn andere lieber im Warmen sitzen. Ich war auch schon der Letzte, bin aber immer einmal mehr aufgestanden als die anderen.› Das machte seinen Erfolg aus.» Unter anderem schreiben Sie auch Bücher. Die Erstauflage Ihres Bestsellers «Die Unternehmensformel» war schon ausverkauft, bevor sie gedruckt wurde. In manchem Weltkonzern gehört dieses Buch zur Pflichtlektüre. Wie erklären Sie sich diesen Erfolg? «Indem ich keine trockene Materie herunterbete. In dieses Werk flossen meine Erfahrungen aus den letzten 20 Jahren. Alles, was ich punkto Vermarktung und Verkauf gelernt habe, steht dort drin. Und ich wollte ein Buch für die Jugend machen. So ist es für 16-, 30- oder 50-Jährige gleichermassen zu verstehen. Ansatz der Unternehmensformel sind 20 Regeln, die ich zum grossen Teil umgesetzt habe. Nur mein Gewicht habe ich immer noch nicht im Griff. Dafür esse ich einfach zu gern.» Neid ist der älteste Walliser. Gönnt man Ihnen Ihren Erfolg? «Kürzlich traf ich einen meiner Jahr-

gänger. Der meinte: ‹Du Beat hast es geschafft. Ich hingegen habe nur einen 0815-Job, ersticke fast in der Routine und am 20. ist das Geld jeweils durch.› Das gehe jetzt schon fünf Jahre so. Darauf sagte ich ihm: ‹Nimm dein ganzes Leben und gehe damit an die Börse. Würdest du diese Aktien kaufen? Du bis dein eigener Finanz-, Verkaufs- und Marketingchef. Schon morgen kannst du dein Leben verändern. Es wird dich niemand daran hindern.› Er dann: ‹Doch, meine Bank, meine Frau und so weiter.› All das sind jedoch nur Ausreden, die man sich gerne zurechtlegt.»

«Ein guter Chef braucht zwei Stühle: einen im Auto und einen beim Kunden» Waren Sie auch schon mal in einer solchen Situation? «Ja. Als ich nach meiner Maurerlehre nach Zürich zog, wusste ich, dass ich mein Schicksal in die eigene Hand nehmen musste. Und ich wusste auch, dass das nur mit einem Bibliotheksabo ging. So schmuggelte ich mich in die Uni und holte mir von überall Wissen her. Bis heute lese respektive höre ich immer und überall (Hör)bücher, um mein Wissen zu erweitern. So bin ich wohl Orell Füsslis bester Kunde. Mein Audi R8 ist nicht nur ein Sportwagen, sondern auch eine fahrende Universität. Da ich oft unterwegs bin, mache ich in einem halben Jahr gut ein Universitätsjahr durch.» Geld ist nicht alles. «Aber Zeit, das zu machen, was man will. Ich kannte viele Unternehmer, die reich waren, aber jung an einem Herzinfarkt verstorben sind.» Das Geheimnis des Erfolges in wenigen Sätzen? «Um Erfolg zu haben, muss man seine inneren und äusseren Widerstände durchbrechen. Bei Ersterem geht es um den inneren Schweinehund. Das ist noch relativ leicht. An Letzterem hingegen zerbrechen die meisten. Will man etwas in seinem Leben verändern und neue Wege einschlagen, kommen schon die Leute und warnen vor Risiken, obwohl die selber nie etwas verändert haben und sich trotzdem als Berater aufspielen wollen. Meine drei B-Regeln: B1: Man wird belächelt. B2: Man wird bekämpft. Und schliesslich B3: Man wird bewundert. Viele orientieren sich viel zu sehr an ihrem Umfeld, wollen vor den Nachbarn gut dastehen, investieren in Statussymbole anstatt in ihre Zukunft. Dabei ist es doch egal, was die anderen sagen oder denken. Jedenfalls sind es nicht die, die einem die Rechnungen bezahlen.» Interview: Martin Kalbermatten

STECKBRIEF Name: Beat Ambord Geburtstag: 4. 8. 1967 Geburtsort: Brig Heimatort: Grengiols Aufgewachsen in: Saas-Fee/Visp Wohnort: seit dem 1. 2. 2013 termen, zuvor 27 Jahre Zürich Zivilstand: verheiratet mit Anita (1969) Kinder: Sohn Joël (9. 7. 1997) und tochter Alisha (18. 2. 1999) Beruf: Maurer Funktion: selbstständiger und unabhängiger Unternehmensberater in Verkauf, wachstum und Vermarktung

Hobbys: lesen, klassische Musik (Sergei wassiljewitsch Rachmaninow), schreiben Lieblingsautoren und Bücher: Napoleon Hill: «Denke nach und werde reich»; George Samuel Clason: «Der reichste Mann von Babylon» Lieblingsfilm: «Das Ich-Projekt» (http://www.iology.de) Lieblingsessen: alles mit trüffeln Lieblingswein: Staatswein der Freien Ferienrepublik Lieblingssportgerät: Audi R8 Lieblingsort: Saastal


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.