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Inhalt 56
16 1945–2020: Ein Erfolgsunternehmen schreibt Geschichte
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Berlin im Blut. Die DNA einer Stadt mit Gründergeist. Grußwort von Michael Müller
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Familienangelegenheiten 12 Die Goerz-Höfe: Traumfabrik aus Gründerzeiten
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Von Menschen und Häusern. Berliner Stadtgespräche.
Fakten und Zahlen aus 75 Jahren Unternehmensgeschichte, Teil 1
Der Blick fürs Wesentliche. Stimmen aus dem Unternehmen.
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Im Gespräch: Thomas Zinnöcker
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Die alte Dame aus dem Westen: der Ku’damm
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Was bedeutet es Ihnen, Teil der Becker & Kries Familie zu sein?
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Wir stellen uns vor: Vier Kollegen und Kolleginnen erzählen von sich
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Spurensuche: Erich, Emil und der Westen
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Fakten und Zahlen aus 75 Jahren Unternehmensgeschichte, Teil 2
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Der Innenhof vom Westend: zu Besuch in der Meiningenallee
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Töchter aus gutem Hause: weitere Familienangelegenheiten
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Der Wedding und die Osram-Höfe: ein Stück Zeitgeschichte mit heller Zukunft
Becker & Kries auf einen Blick
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Zur Sache: Interview mit Stefanie Frensch und Dr. Christian Kube
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„Der Fort die Verwir von Id 4
schritt ist irklichung deen.“ Oscar Wilde
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75 Jahre Becker & Kries
T ÜN ER G ER
1945 Becker & Kries wird im Kunstgewerbehaus in Herford von Architekt Georg Becker (geb. 1906) und Bankdirektor Günter Kries (geb. 1905) gegründet.
1949 Der Firmensitz befindet sich in der Anfangszeit in einer Baracke in der Werdauer Straße in Berlin-Schöneberg.
1950er Aus alt mach neu: In Berlin erwirbt Becker & Kries Grundstücke, Häuser sowie Kriegsruinen zur Entwicklung neuer Wohn- und Geschäftshäuser. In Süddeutschland wird mit dem Ankauf der Deuter Industriewerke AG ein weiteres Standbein aufgebaut.
1954 Ein ereignisreiches Jahr: Der Firmensitz wird in die Meinekestraße 25 verlegt, das Haus am Kurfürstendamm 220 in Berlin-Charlottenburg wird wiederaufgebaut und am Kurfürstendamm 182–183 entsteht eines der ersten Hochhäuser Berlins.
1959 Die Deutsche Immobilien Investierungs-AG (Dii) wird gegründet – der erste deutsche geschlossene Immobilienfonds, durch den dringend benötigter Wohnraum geschaffen wird.
1961 „Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten!“, heißt es im Jahr des Mauerbaus. Der Rest ist Geschichte. Becker & Kries konzentriert
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1945
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sich auf vereinende Projekte: bedeutende Grundstücke wie eine Wohnanlage in Charlottenburg oder die Goerz-Höfe in Friedenau.
1962 Die Familienstiftung Becker & Kries wird gegründet. Investitionen in Wohnungsneubauten in der ganzen Stadt folgen.
1969 Durch einen Fonds der Dii wird die Fertigstellung des Steglitzer Kreisels finanziert. Anschließend wird die bekannte Landmarke an das Land Berlin zur Nutzung als Rathaus und Bürgeramt vermietet.
1972 Errichtung des Dienstgebäudes an der Urania in Berlin-Schöneberg – heutiger Dienstsitz der Senatsverwaltung für Arbeit und Soziales.
1974 „Berliner Plumpe“: Die Dii rettet Hertha BSC durch einen ihrer Fonds vor der Insolvenz und schafft auf dem ehemaligen Sportgelände am Gesundbrunnen Sozialwohnungen.
1979 Günter Kries verstirbt im Alter von 73 Jahren.
1981 In unsicheren Zeiten expandiert Becker & Kries nach Kanada und gründet die B.U.K. Investments Ltd. zum Aufbau eines Gewerbeportfolios und zur Sicherung der Unternehmung.
1945–2020
Ein Erfolgsunternehmen schreibt Geschichte.
1985 Die Vermietung von Flächen sowie die behutsame Sanierung und Modernisierung des Deuter-Firmensitzes wird ein zusätzliches Geschäftsfeld von Becker & Kries.
1986 Das Ullsteinhaus, Baudenkmal aus dem Backsteinexpressionismus in Berlin-Tempelhof und architektonisches Wahrzeichen des Bezirks, wird erworben. Hier betreibt Becker & Kries das MCB Modecenter.
1995 Auflage des 100. und letzten Dii-Fonds – ein erfolgreiches Geschäftsmodell, auf das Becker & Kries mit Stolz zurückblicken kann.
1998
2006
2017
Die Versagung der Anschlussförderung für den sozialen Wohnungsbau stellt mehrere Dii-Fonds vor existenzielle Probleme und wird zur Herausforderung für die gesamte Immobilienbranche in Berlin.
Fertigstellung der multifunktionalen „light industrial“ Immobilie South Fraser Business Centre der B.U.K. Investments Ltd., Vancouver.
2018
Besinnung auf Kernaktivitäten: Becker & Kries konsolidiert das Geschäft und wird ein reiner Immobilienverwaltungskonzern.
In den Goerz-Höfen, einem der wohl schönsten Becker & Kries Objekte, ist die aufwendige Sanierung der historischen Klinkerfassaden, die den Komplex in neuem Glanz erstrahlen lassen, in vollem Gange.
2012
2019
Georg Becker verstirbt im Alter von 94 Jahren.
Im Deuter Park werden durch den Neubau von Verwaltungsgebäuden hochwertige und moderne Büro- und Produktionsflächen geschaffen, die auch international tätige Mieter anziehen.
Ab 2004
Ab 2016
In Nauen und Schönefeld bei Berlin sowie Berlin-Wedding werden neue Wohn- und Gewerbeprojekte entwickelt. Der langjährige Unternehmenssitz in der Meinekestraße 25 in Berlin-Charlottenburg wird zukunftsorientiert umgebaut und neu gestaltet.
Erwerb mehrerer Gebäude am Kurfürstendamm.
Fortlaufende Bestandspflege: Beispielsweise wird das Quartier Meiningenallee/Reichsstraße im Westend revitalisiert. Sanierung, Neubauprojektentwicklung und attraktive Garten- und Grünflächengestaltung verleihen dem Quartier neuen Glanz.
Beginn umfassender Modernisierungen im historischen Studiokomplex der Berliner Union-Film Ateliers. In den Folgejahren entstehen mehrere Bürogebäude, Publikumsfoyers und Lagerflächen für technisches Equipment, die behutsam in die denkmalgeschützte und aus der Zeit des Stummfilms stammende Studiosubstanz integriert werden.
2000
Ab 2010
2020 75-jähriges Jubiläum von Becker & Kries: Im Jubiläumsjahr von Becker & Kries stehen der Ankauf neuer Immobilien sowie die kontinuierliche, bedachte Pflege des Bestands und der hochwertige Ausbau vorhandener Flächen weiterhin im Fokus.
2020 7
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Berlin  im Blut. Die DNA einer Stadt mit Grßndergeist. 9
Berlin im Blut
Grußwort des Regierenden Bürgermeisters von Berlin, Michael Müller
Als vor 75 Jahren der Architekt Georg Becker und der
1950er-Jahren auf einem Trümmergrundstück errichtet
Bankdirektor Günter Kries die Unternehmensgruppe
wurde, die Goerz-Höfe in der Rheinstraße mit den
Becker & Kries gründeten, lag Berlin wie viele andere
wunderbaren Reliefs in Backsteingotik oder das markante
Städte in Deutschland in Trümmern. Damals brauchte
Ullsteinhaus, das von Ihnen Anfang der 1990er Jahre
es Menschen mit Visionen, die den Mut hatten, neu an-
instand gesetzt und mit neuem Konzept in andere Hände
zufangen und Risiken einzugehen. Diesen Pionieren der
übergeben wurde. Heute verfügen Sie über ein breites
Nachkriegszeit haben wir viel zu verdanken. Daher ver-
Portfolio an Miet- und Gewerbeobjekten, die sich über
binde ich meinen Glückwunsch zum 75-jährigen Jubiläum
die ganze Stadt verteilen und den so wichtigen Raum für
Ihrer Unternehmensgruppe Becker & Kries sehr gern mit
Wohnen und Arbeiten schaffen.
einem herzlichen Dank für alles, was Sie für unsere Stadt geleistet haben. Leider ist es Ihnen aufgrund der Corona-
Historische Architektur zu bewahren, neue Wege zu ge-
Pandemie nicht möglich, Ihr Jubiläum gebührend groß
hen und damit Perspektiven zu eröffnen – dieses verant-
und öffentlich zu feiern. Umso wichtiger ist es mir, Ihre
wortungsvolle Credo ist in Ihrer Unternehmensgeschichte
Leistungen für Berlin auf diesem Weg zu würdigen.
tragend. So auch bei der Übernahme der UFA-Studios in Berlin-Tempelhof im Jahr 1964. Dank Ihres Engagements
Ihre Unternehmensgeschichte hat an vielen Orten
und Weitblicks konnte sich dort wieder ein moderner und
unserer Stadt prägnante Spuren hinterlassen. Nehmen wir
erfolgreicher Medienstandort entwickeln – ein wichtiger
das bekannte Bürohochhaus am Olivaer Platz, das in den
Hotspot für die Filmmetropole Berlin.
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© Lena Giovanazzi
Grußwort von Michael Müller
Es sind diese Schlüsselmomente, die entscheidende
Eine gute Zukunft von Berlin hängt entscheidend davon
Impulse für die Entwicklung Berlins setzten und unserer
ab, dass wir weiter in die Stärken unserer Stadt investieren.
Stadt das so unverwechselbares Gesicht aus Tradition
Ihre Unternehmensgeschichte zeigt auf eindrucksvolle
und Moderne geben. In diesem Jahr werden wir das
Weise, wie Traditionspflege und Innovationsgeist erfolg-
100-jährige Jubiläum von Groß-Berlin feiern und damit
reich Hand in Hand gehen können. Ich danke Ihnen für
einen weiteren historischen Moment in den Blickpunkt
Ihr Engagement für Berlin und wünsche Ihnen viele weitere
rücken – einen Moment, in dem durch mutige Entschei-
erfolgreiche Jahrzehnte.
dungen wichtige Weichenstellungen vorgenommen wurden. Aus dieser DNA unserer Stadt – dem Mut und Vorwärtsdrang der Menschen, die hier leben, arbeiten und wirken – speist sich seit jeher der Fortschritt der Metropole Berlin. Dieses besondere Klima, diesen ausgeprägten Gründergeist in Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur voranzubringen, treibt mich als Regierenden Bürgermeister unserer Hauptstadt jeden Tag an.
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Berlin im Blut
Familienangelegenheiten „Das liegt in der Familie“, sagt man. Oder auch: „Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm“, „Blut ist dicker als Wasser“ und „Familie geht über alles“. Doch ebenfalls heißt es in einem Zitat von Kurt Tucholsky: „Freundschaft, das ist wie Heimat.“ Die Erfolgsgeschichte von Becker & Kries ist eine Spiegelung dieses Zitats, denn eine Heimat fanden Georg Becker und Günter Kries in ihrer Freundschaft und Loyalität zueinander, die die Basis für ihr im Sommer 1945 gegründetes Unternehmen bildete. Anfänglich als Gesellschaftsvertrag auf fünf Jahre ausgelegt, entwickelte sich aus dieser Vereinigung eine lebenslange erfolgreiche Partnerschaft: zwei Männer voller Tatendrang und Schaffenskraft, unterstützt von ihren nicht minder tatkräftigen Frauen, eine innige Freundschaft, ein solides Fundament.
Gegründet, um zu bleiben Heute würde man die Anfänge von Becker & Kries wahrscheinlich als „Start-up“ bezeichnen: eine Unternehmensgründung mit einer innovativen Geschäftsidee und großem Wachstumspotential. Damals war es eine Firmengründung, der Versuch, sich und die Familien in einer schweren Zeit durchzubringen – mit Mut, Risikobereitschaft und einer guten Idee. Eine Heimat durch ihre Freundschaft und ihr Schaffen fanden jedoch nicht nur Georg Becker und Günter Kries; eine Heimat, ein Dach über dem Kopf fanden und finden noch immer zahlreiche Menschen, vor allem Berliner und Berlinerinnen, dank der Immobilien der Becker & Kries Unternehmensgruppe. Denn aus der Zweimanngesellschaft, dem „Start-up“, erwuchs eine
Firmengruppe, ein beachteter Partner in der Immobilienwirtschaft – bei Verbänden, Mietern sowie der öffentlichen Hand. Um ganz genau zu sein: Becker & Kries bietet das gesamte Spektrum immobilienwirtschaftlicher Dienstleistungen an – von der hauseigenen Projektentwicklung über das Portfolio- und Asset-Management bis hin zum Property-Management sowie dem Management geschlossener Immobilienfonds. Ein weiterer Fokus liegt auf dem Bau und dem Ausbau des eigenen Immobilienbestands.
„Freundschaft, das ist wie Heimat.“ Kurt Tucholsky
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Georg Becker und GĂźnter Kries 1945
Familienangelegenheiten
1945
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Berlin im Blut
Beide Herren, beide Familien gründeten eine Stiftung, um langfristig die Beständigkeit und den Erfolg der groß und vielfältig gewordenen Gruppe zu sichern.
Herren Georg Becker und Günter Kries gleichberechtigte Partner waren. Die gleichberechtigte Partnerschaft wurde auch in der Satzung der Familienstiftung verankert.
Deshalb gibt es einen Stiftungsvorstand, ein Kuratorium und einen Familienrat. In dieser Konstellation gelingt es, das Lebenswerk zu erhalten, das die beiden Firmengründer in den ersten Jahrzehnten des Firmengeschehens allein erschaffen haben – mit Kreativität und Risikobereitschaft, mit Respekt und Anerkennung, mit Know-how und unbändigem Gründergeist sowie mit gelebten Lebens- und Unternehmensgrundsätzen.
— Langfristige Unternehmenssicherung geht vor Einzelinteresse, verwirklicht durch die Gründung der Familienstiftung Becker & Kries, deren Zweck die langfristige Erhaltung des Unternehmens ist.
— Volle Verantwortung in einer gleichberechtigten Partnerschaft: Ausdruck dafür war, dass die
Gründergeist made in Berlin Einer der wichtigsten Grundsätze des Unternehmens war: außerordentliche Verbundenheit und Liebe zur Stadt Berlin und der Glaube an die Zukunft dieser Stadt. Und diese Verbundenheit zur Stadt Berlin war in der Tat außerordentlich und ein echtes „Commitment“ (um im
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Start-up-Jargon zu bleiben), denn aufgrund der politischen Lage – der Nachwehen des Zweiten Weltkriegs – wurden damals langfristige Engagements eher in „Westdeutschland“ gesucht. Die Firma Becker & Kries jedoch blieb, sie erwarb Anfang der 1950er Jahre die ersten Häuser. Es waren Ruinen-Grundstücke, die damals unter schwierigen finanziellen Bedingungen wiederaufgebaut wurden. Die Einstellung der Firmengründer war: „Wo nicht gebaut wird, herrscht Stillstand“, und der Bau neuer Wohnungen sowie neuer Geschäftsräume war ihr Beitrag zum Wiederaufbau Berlins. In der dunkelsten Zeit nach dem Mauerbau erwarb die Firma Becker & Kries mehrere größere Wohn- und Gewerbekomplexe und trug damit ebenfalls zum Erhalt der Stadt bei.
Familienangelegenheiten
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Wir blicken auf 75 Jahre Unternehmergeist und Erfolgsgeschichte zurück. Es waren mutige Investitionen in schwierigen und herausfordernden Zeiten. Doch es waren Investitionen in die Zukunft, anfangs geschrieben auf die Ruinen des Zweiten Weltkriegs und weitergeführt durch die Zeit und ihre Krisen, wie zum Beispiel den Mauerbau, die geteilte Republik und – ganz aktuell – die Pandemie. Auch diese Krise wird Becker & Kries meistern. Auch die nächsten 75 Jahre werden eine Geschichte des Erfolgs sein. Dafür steht dieses
Unternehmen auf festem Boden, auf dem soliden Fundament einer wahren Freundschaft, die so etwas war wie Familie.
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schutzobjekte wurden im Laufe der Zeit behutsam und überwiegend ohne öffentliche Mittel rekonstruiert und haben somit zum Erhalt des Stadtbildes – der Berliner DNA – beigetragen.
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Ein besonderes Beispiel sind die Goerz-Höfe. Durch umsichtige Bewahrung der alten Bausubstanz und eine zeitgemäße Wandlung der Nutzung fühlen sich in dieser besonderen Immobilie heute neben Ingenieuren, Architekten und nachhaltig agierenden Handelsunternehmen auch verstärkt kreative Dienstleister wohl. Auch hier gelang es Becker & Kries, eine Atmosphäre zu schaffen, die die weit verbreitete Anonymität und Kälte moderner Bürokomplexe bewusst vermeidet und in ihrer Modernität wieder an den Spirit junger Berliner Unternehmen erinnert. Die Übernahme der GoerzHöfe ist ebenfalls ein Beispiel für die tief in der Unternehmensphilosophie verwurzelten Werte, langfristig zu investieren, Kontinuität zu pflegen und bewusst Verantwortung zu übernehmen. Zahlreiche Denkmal-
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Die 1897–1915 errichteten Goerz-Höfe
Die Goerz-Höfe
Traumfabrik aus Gründerzeiten Klinkermauern mit Rundbogenfenstern, kleine Türmchen und Reliefs der Backsteingotik: Im kunstfreundlichen Friedenau ist die fast 100 Meter lange Fassade der Goerz-Höfe als eine der schönsten des Stadtteils bekannt, berichtet sie doch von der strahlenden Entwicklung der Berliner Fabrikarchitektur, die von der Kaiserzeit bis zur Moderne des beginnenden 20. Jahrhunderts reicht.
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Berlin im Blut
Die Goerz-Höfe sind ein wahres Zeitzeugnis davon, dass Berlin um die Jahrhundertwende Welthauptstadt der Hochtechnologie war.
Mit dem Bau der Goerz-Höfe wurde 1897 begonnen, erst 18 Jahre später wurden die letzten Gebäude fertiggestellt. Der fünfgeschossige Verwaltungsbau mit Tonnendach und aufgesetztem Observatorium entstand zwischen 1913 und 1915, ebenso die auf die Hausnummer 44 aufgestockte zweigeschossige Werkstatt und der über der Fabrik emporragende 31 Meter hohe verglaste StahlskelettTurm mit Kranausleger und Terrasse. Die Goerz-Höfe sind ein wahres Zeitzeugnis davon, dass Berlin um die Jahrhundertwende Welthauptstadt der Hochtechnologie war. Die Firma Optische Anstalt C. P. Goerz produzierte in der Friedenauer Rheinstraße 45–46 und in der Holsteinischen Straße 39–42 unter dem Fabrikanten Carl Paul Goerz (1854–1923)
Objektive, Kameras, Scheinwerfer, Entfernungsmesser, Ferngläser, Zielfernrohre und U-Boot-Periskope, die in 31 Meter Höhe im verglasten Stahlskelett-Turm getestet wurden. Das Unternehmen erlangte Weltruf mit zahlreichen technischen Patenten. Gegen Ende des Kriegs produzierte Goerz mit rund 12.000 Angestellten fast ausschließlich optische Geräte für das Militär. Nach dem Zweiten Weltkrieg 1945 wurde die technische Einrichtung von sowjetischen Demontagetrupps entfernt; die Goerz-Höfe dienten zwischenzeitlich als Rathaus, später wurden sie als Lager genutzt. 1961 übernahm Becker & Kries das Ensemble mit der Backsteingotik und der gotisierend-detaillierten Fassade und restaurierte es originalgetreu und denkmalgerecht.
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Heute herrscht im Industrieensemble geschäftig-kreatives Treiben: Büros, Gewerberäume und Werkstätten bietet dieser ganz besondere Klinkergebäudekomplex mit 71 Einheiten auf 21.009 m2 Gewerbefläche und damit individuellen Raum zur Entfaltung für Ingenieure, Verlage, Agenturen, Designer sowie Vertreter der Medien-, Sport-, Theater- und Tanzbranche. Architekt Sir Norman Foster, verantwortlich für die Reichstagskuppel, hatte bis vor wenigen Jahren hier sein Berliner Büro. Schauspieler Dieter Hallervorden zählte ebenfalls schon zu den Mietern, er nutzte die ehemalige Probenbühne der Tribüne, um neue Stücke für das Schlosspark-Theater zu erarbeiten. Und auch die Zentrale der Bio Company hat hier ihren festen Sitz und ist prominenter Ankermieter.
Blick auf die nachgelegenen Askania-Höfe
Traumfabrik aus Gründerzeiten
Vom Start-up zum Marktführer Ein Unternehmen wie beispielsweise die Bio Company spiegelt den Innovationsgeist wider, der hinter den Fabrikfassaden Friedenaus seit vielen Jahren zu Hause ist. Als Ankermieter trifft die Bio Company heute hier zwischen gotischen Fassaden Entscheidungen, die beispielhaft sind: Ideen wie die Verbannung von Einwegbechern zur Reduzierung von Plastik, die Unterstützung der Initiative „foodsharing“ gegen Lebensmittelverschwendung, der Einsatz modernster Kühl- und Heizanlagen, aber auch sogenannte Unverpackt-Stationen sind hier geboren worden.
Ersten Weltkriegs noch U-Boot-Teleskope, so setzt man heute in Zeiten des Klimawandels auf Nachhaltigkeit, Fair Trade und Bio-Produkte. Man darf gespannt sein, welche Veränderung die nächsten 100 Jahre mit sich bringen werden – welche Produkte nachgefragt und produziert werden und wer sich auch in Zukunft von den Klinkermauern mit Rundbogenfenstern dazu inspiriert fühlen wird, Großes zu erdenken.
Damit sind und bleiben die Mauern der Goerz-Höfe Zeitzeugen der Geschichte: Waren es während des
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Heute herrscht im Industrieensemble geschäftigkreatives Treiben.
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Der Turm der Goerz-Hรถfe wurde zur Eichung von U-Boot-Periskopen genutzt
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Von Menschen und Häusern. Berliner Stadtgespräche. 25
Von Menschen und Häusern
NEUN ZEHN HUNDERT ACHT UND ZWANZIG
HUNDERT ACHT UND DREISSIG OBJEKTE befinden sich heute im Gesamtbestand des Becker & Kries Portfolios.
EIN UND DREISSIG
eröffnete die Tanzschule Keller als eine der ersten Tanzschulen Berlins. Heute lehrt sie in den Goerz-Höfen.
OBJEKTE stehen unter Denkmalschutz.
HUNDERT FONDS hat die Dii aufgelegt und damit dringend benötigten Wohnraum geschaffen.
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Fakten und Zahlen aus 75 Jahren Unternehmensgeschichte, Teil 1
HUNDERT DREI ZEHN WOHNMIETRAUMVERHÄLTNISSE bestehen seit über 50 Jahren.
NEUN UND SIEBZIG JAHRE
ÜBER
ACHT UND ZWAN ZIG
wohnt der Spitzenreiter unter den Langzeitmietern in einer Becker & Kries Immobilie.
HUNDERT MAL hat die Deuter Zelt- und Hallenbau Zelte für das Oktoberfest gebaut.
GASTRONOMIEKONZEPTE befinden sich in Becker & Kries Immobilien – von Bäckerei bis Fischrestaurant.
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Die alte Dame aus dem Westen Der Ku’damm
Man hat Berlin nicht gesehen, wenn man nicht am Kurfürstendamm war. Der weltberühmte Boulevard im Westen der Stadt, kurz Ku’damm genannt, ist nicht nur Bummelmeile, sondern auch architektonisch und kulturell interessant. Hier treffen traditionsreiche Theater und Geschäfte auf hochherrschaftliche Wohnhäuser hinter historischer Fassade sowie auf zukunftsweisende Bauprojekte. Becker & Kries besitzt am Ku’damm gestaltprägende Immobilien, von denen einige Geschichte geschrieben haben und auch in Zukunft noch schreiben werden.
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Von Menschen und Häusern
Der Kurfürstendamm ist mehr als eine Straße in der deutschen Hauptstadt. Er ist Legende, Laufsteg und Lieblingsort der Berlinerinnen und Berliner. Historisch hat der Ku’damm auch einiges zu bieten, er symbolisiert Licht und Schatten der deutschen Geschichte und war schon zur Kaiserzeit beliebte Flanier- und Amüsiermeile. Der dreieinhalb Kilometer lange Boulevard im Westen der Hauptstadt wurde bereits 1542 angelegt. Damals verband er als Reitweg das Berliner Stadtschloss mit dem Jagdschloss Grunewald und diente dem fürstlichen Adel als Verbindungsstrecke. In den Goldenen Zwanzigern war auf dem Ku’damm dann richtig was los, zahlreiche Prominente, Literaten und Künstler gingen in den vielen Cafés und Etablissements ein und aus. Der Szenekiez rund um den Ku’damm war geboren.
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Die alte Dame aus dem Westen
75 – 76
Kurfürstendamm 75–76 Gegenüber der Schaubühne am Lehniner Platz erinnert ein Stolperstein vor der Hausnummer 75–76 an Harriet Freifrau von Campe, die hier lebte. Nicht nur ihr Name ist auffallend, auch ihre Herkunft ist ungewöhnlich: Harriet Freifrau von Campe war die Enkelin des Bankiers Gerson Bleichröder (1802–1893), den der Historiker Fritz Stern als den zu jener Zeit „reichsten Mann Deutschlands“ bezeichnet. Heute finden sich in Hausnummer 75–76 Gastronomie und Geschäfte für den täglichen Bedarf. Der Kiez lockt mit kulturellem Programm – gleich gegenüber befindet sich eins der wichtigsten Theater Berlins, die Schaubühne – sowie dem Lehniner Platz, der als Ort der Zusammenkunft zum Verweilen einlädt.
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Von Menschen und Häusern
Kurfürstendamm 156 Der Ku’damm 156 gehörte zu dem damaligen Neubau, der von 1927 bis 1931 von Erich Mendelsohn errichtet wurde, und lag direkt neben dem Universum-Kino, heutzutage besser bekannt als die Berliner Schaubühne. In den wilden Zwanzigern wurde an dieser Adresse das „Kabarett der Komiker“ gegründet, und auch das Café Leon, Erich Kästners Lieblingscafé, befand sich unter diesem Dach. Wiedererbaut im Jahre 1964, wird das Gebäude noch immer durch Gastronomie und Gewerbe belebt.
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Kurfürstendamm 157–158 Die Front des Ensembles 157–158 wird durch den sehr breiten Erker herausgehoben. Die vielfältige Dekoration – so das Landesdenkmalamt – erinnert noch immer an den preußischen Rokokostil, der für die Bebauung des Ku’damms bezeichnend war.
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Berliner Stadtgespräche
157– 158
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Von Menschen und Häusern
182– 183
Kurfürstendamm 182–183 Das markante Objekt am Olivaer Platz, zwischen Kurfürstendamm und Lietzenburger Straße gelegen, beeindruckt durch seine Glas- und Natursteinfassade. Als eines der ersten Hochhäuser im Berlin der 1950er Jahre erhält das Gebäude durch den rosa Sardo-Naturstein eine besondere Eleganz. Das von Paul Schwebes entworfene Geschäftshaus, das 1955 in die Bauphase ging, wurde 1985/86 von Waldemar Poreike neu gestaltet und erweitert. Ursprünglich befand sich an dieser Stelle ein zwischen 1904 und 1906 entstandenes Wohnhaus mit jugendstilgeprägter Fassade.
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Von Menschen und Häusern
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Die alte Dame aus dem Westen
212– 214
Kurfürstendamm 212–214 Eines der prächtigsten Gebäudeensembles im Becker & Kries Portfolio ist der Kurfürstendamm 212–214. Die Haupteingänge der Vorderhäuser sowie die aufgehenden Treppenräume beeindrucken mit geschnitzten Handläufen, einer marmorverkleideten Treppe, Marmorsäulen und viel Stuck. Eine Anekdote aus der Vergangenheit ist hier aus der Hausnummer 212 überliefert: Den Mieter Gustav Damcke quälten Sorgen um die Funktionstüchtigkeit des Fahrstuhls, die er in einem Beschwerdebrief an den damaligen Vermieter zum Ausdruck brachte: „Er blieb nicht auf der Höhe der dritten Etage stehen, sondern ging bis in den Dachstuhl hinein, stieß mit solcher Vehemenz gegen die Decke, dass sich aus derselben ein Stück Eisen … löste und in den Fahrstuhl fiel, ohne glücklicherweise jemanden zu verletzen. Der Fahrstuhl selber rutschte durch den Aufprall 1 ½ Etagen herunter, wo er stehen blieb. Es befanden sich in dem Fahrstuhl die Portiersfrau und zwei Damen, die durch den Schreck und die erlittenen Stöße am ganzen Leibe zitterten, ohne sonstigen Schaden genommen zu haben.“ Heute steht die zuverlässige und kompetente Immobilienverwaltung von Becker & Kries ihren Mietern zur Seite und der Aufzug – wie alle im Portfolio – kann jederzeit ohne Probleme und Sorgen genutzt werden. Quellenangabe Buch: Von Haus zu Haus am Kurfürstendamm. Geschichte und Geschichten über Berlins ersten Boulevard. Textpunktverlag.
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Von Menschen und Häusern
Kurfürstendamm 215–216 Die Adresse Kurfürstendamm 215 hat historisch einiges zu bieten: Die Galerie Gerd Rosen, häufig nur als Galerie Rosen bezeichnet, war eine von 1945 bis 1962 in Berlin bestehende Kunstgalerie der Moderne – der avantgardistischen Kunst des 20. Jahrhunderts – und gilt als erste Nachkriegsgalerie Deutschlands. Die Galerie eröffnete offiziell am 9. August 1945 mit einer Ausstellung von Künstlern, die noch kurz zuvor als „entartet“ gegolten hatten. In kürzester Zeit avancierte die Galerie zum Zentrum der Berliner Kunstavantgarde. „Das einzige Konzept, das wir hatten, war, keine Nazis auszustellen“, fasste Maler Heinz Trökes, einer der vier Gründer, einmal zusammen. Heute befinden sich im Ku’damm 215–216 hochwertige Einzelhandelsgeschäfte sowie das Familienunternehmen Wempe, das als zuverlässiger Partner für die wichtigsten Marken der Luxusbranche hochwertige Uhren und wertvollen Schmuck in eigenen Manufakturen anfertigt.
215– 216
Kurfürstendamm 220 Der ursprüngliche Altbau wurde Anfang des 19. Jahrhunderts errichtet und musste aufgrund seiner erheblichen Kriegsschäden in den 1950er Jahren wiederaufgebaut werden. Das Gebäude erhielt einen Dachgeschossaufbau im 5. Obergeschoss sowie eine Erweiterung der Erdgeschossfläche durch einen Hofanbau. Vor seiner Zerstörung beherbergte das Gebäude von 1928 bis 1931 das Hundeatelier M. Neugass: einziges Haus Deutschlands für Hundebekleidung nach tierärztlicher Vorschrift. Hunde finden heute hier keine Bekleidung mehr, mittlerweile befinden sich im Erdgeschoss exquisite Einzelhandelsgeschäfte.
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Von Menschen und Häusern
Am Ku’damm verbinden sich Kommerz und Kultur, Witz und Unterhaltung, Turbulenz und Internationalität, Sensation und Avantgarde zu einer unwiderstehlichen Mischung. KA NT ST RA SS
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Die alte Dame aus dem Westen
ZOOLOGISCHER GARTEN KA NT ST RA SS
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FRIEDRICHHOLLAENDERPLATZ
LOS-ANGELESPLATZ
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Spurensuche
Erich, Emil und der Westen „Auch aus Steinen, die dir in den Weg gelegt werden, kannst du etwas Schönes bauen.“ Erich Kästner
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Von Menschen und Häusern
„Bin sehr fröhlich, wieder mal in diesem Radaunest zu sein“, schrieb der Schriftsteller Erich Kästner seiner Mutter im Sommer 1926 auf einer Postkarte. An Silvester kam der damals 27-jährige Dresdner zurück in die Hauptstadt und teilte der Mutter mit: „Berlin ist das einzig Richtige. Jedenfalls der einzige Boden in Deutschland, wo was los ist.“ Seinem Leben und den Figuren seiner Bücher kann man in dieser Stadt bis heute nachspüren. „Emil und die Detektive“, „Das fliegende Klassenzimmer“, „Pünktchen und Anton“ – kaum ein Berliner, der diese Titel nicht kennt. In dieser Stadt, in der Kästner viele Jahre seines Lebens verbrachte, zeugen Straßen, Häuser und Etablissements noch von den Spuren des beliebten Autors. Geboren am 23. Februar 1899, war er ab 1927 im Westen der Stadt unterwegs, rund um den Kurfürstendamm war sein Terrain. Und innerhalb kürzester Zeit stieg er zu einer der wichtigsten intellektuellen Figuren Berlins auf. Er publizierte seine Gedichte, Glossen, Reportagen und Rezensionen in verschiedenen Periodika Berlins. Regelmäßig schrieb er als freier Mitarbeiter für verschiedene Tageszeitungen wie das Berliner Tageblatt und die Vossische Zeitung sowie für die Zeitschrift Die Weltbühne. Kästner wandelte am liebsten durch den Teil Charlottenburgs, der gleichzeitig Wohn- und Wirkungsstätte für ihn war. Am Kurfürstendamm 156
erkor er das Café Leon zu seinem Stammladen – ein Kaffeehaus, in dem er zu arbeiten pflegte und Freunde oder Geschäftspartner traf. Im gleichen Gebäudekomplex befand sich auch das „Kabarett der Komiker“, ein Rauchtheater, für das Kästner Texte schrieb und das ein nach ihm benanntes Programm aufführte. Der Kurfürstendamm 156 gehörte zum damaligen Neubau, der von 1927 bis 1931 von Erich Mendelsohn errichtet wurde, und lag direkt neben dem Universum-Kino, das Berlinern heute als Schaubühne mehr als bekannt sein dürfte. Die Adresse Ku’damm 156 befindet sich heute in der Hand von Becker & Kries. Wiedererbaut im Jahre 1964, wird das Gebäude noch immer durch Gastronomie und Gewerbe belebt. Aber nicht nur hier auf dem Ku’damm, auch etwas weiter, in der Prager Straße in Wilmersdorf, erinnert eine Gedenktafel an Erich Kästner und das Haus, in dem er von 1927 bis 1929 in einem Pensionszimmer wohnte. Ein riesiges Motiv des Covers von „Emil und die Detektive“ schmückt hier die Hauswand einer Kindertagesstätte. Die gesamte Ecke um den Prager Platz erwähnt Kästner in dem Roman. Emil kannte sich also aus am Prager Platz, und Becker & Kries bleibt ihm auf der Spur: Die Adresse Prager Platz 4–5 ist eine 1989 erbaute Becker & Kries Wohnimmobilie. In diesem Haus
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dürften im ein oder anderen Bücherregal verschiedene Kästner-Werke stehen – als leises Andenken an ein Berlin von damals. Folgt man seinen Briefen, Dokumenten oder Romanen durch die Stadt, ist Kästners Berlin an manchen Orten sofort wiederzuerkennen, an anderen wiederum wie ausradiert, durchgestrichen, vom Stadtplan entfernt. Umso wichtiger also, dass man seiner Fantasie im Berlin von heute freien Lauf lässt – im wahrsten Sinne des Wortes –, um sich die Stadt von damals selbst zu erlaufen und zu rekonstruieren. Bei einer Tasse Kaffee im modernisierten Café Kranzler oder im Café am Literaturhaus kann man sich gut vorstellen, man sitze dem Schriftsteller gegenüber, während dieser wie gebannt in den nie endenden Strom von Menschen auf den Straßen der Stadt starrt, einen Stift in der Schwebe über einem seiner Notizbücher, ein leises Schmunzeln auf den Lippen, eine gute Idee im Sinn, inspiriert von dieser Stadt, die er so liebte – genauso wie Becker & Kries.
Erich, Emil und der Westen
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Der Innenhof vom Westend Zu Besuch in der Meiningenallee
Ein Ausflug in den Westen der Stadt: Vom Kaiserdamm kommend lassen wir Verkehr und Trubel hinter uns und biegen am TheodorHeuss-Platz in die ReichsstraĂ&#x;e ein. Das Stadtbild beruhigt sich, die Umgebung wird grĂźner. Willkommen im Westend.
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Von Menschen und Häusern
Ihren Namen trägt die Reichsstraße seit dem 8. Dezember 1906, vorher war sie die Straße 7a des Bebauungsplans Westend. Die Bezeichnung nimmt Bezug auf das deutsche Kaiserreich, das am 18. Januar 1871 als konstitutioneller monarchischer Bundesstaat gegründet wurde. Viele der Straßen in dieser Gegend heißen nach den Bundesstaaten des Kaiserreiches. Das Herzogtum Sachsen-Meiningen war der Bundesstaat, nach dem die Meiningenallee am 13. April 1909 benannt wurde.
HAFT SC
Das westliche Ende der Stadt, das sogenannte Westend, ist nicht nur in Berlin zu finden: In London ist das West End der überaus attraktionsreiche westliche Teil der Londoner Innenstadt. Ähnlich wie das Frankfurter Westend angelegt und durch eine gemischte Bebauung geprägt, ist das Berliner Westend ursprünglich als reine Villenkolonie geplant worden und verbreitet heute mit den typischen Berliner Mietshäusern städtisches Ambiente. Zentrum und Einkaufsmeile vom Westend ist die Reichsstraße zwischen Theodor-Heuss-Platz und Steubenplatz in Neu-Westend.
MACHT GEMEIN
ARTIE QU
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im Portfolio von Becker & Kries befindet. Erbaut im Jahr 1929, befinden sich hier auf einer Gesamtfläche von rund 19.500 m² mehr als 150 Wohneinheiten, davon misst die kleinste Einheit 26 m², die größte 195 m². In diesem gemischten Quartier befinden sich auch Gewerbeeinheiten, darunter ein Bäcker, eine Apotheke, ein Fahrradladen, ein Blumenladen und ein Kosmetikstudio. Gleich gegenüber befindet sich der Brixplatz mit dem Brixpark. Angelegt kurz nach dem Ersten Weltkrieg, bildet dieser tief eingeschnittene Park die Geologie und Vegetation der Mark Brandenburg nach und bietet Ruhe und Erholung mitten im Trubel der Stadt. Becker & Kries erwarb das Ensemble im Jahr 1985, der ehemalige Flachbau mit Reisebüro und Fahrschule wurde durch einen Neubau ersetzt. Die gepflegte Bestandsimmobilie des Quartiers mit ihren großzügig geschnittenen und hochwertig ausgestatteten Wohnungen und Gemeinschaftsflächen fügt sich harmonisch in das Stadtbild ein und lädt zum gediegenen Wohnen ein. Deutlich ist der Bezug zur Architektur des Bauhauses und der Neuen Sachlichkeit. Architekten wie Mendelsohn oder die Brüder Hans und Wassili Luckhardt bauten hier in unmittelbarer Umgebung Ende der 1920er Jahre Villen, die heute als Teil der Bauhausarchitektur unter Denkmalschutz stehen.
Ein Quartier im Grünen Die Adressen Reichsstraße 35–38 sowie Meiningenallee 1–17 ergeben das Quartier im Westend, das sich
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Berliner Stadtgespräche
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Familie Thoma
Von Menschen und Häusern
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Der Innenhof vom Westend
Prominente Bewohner Der Schauspieler Theo Lingen wohnte in seiner Berliner Zeit in der Meiningenallee 5. Theo Lingen spielte 1929 in Frankfurt am Main den Herrn Macheath in der zweiten Inszenierung von Brechts „Die Dreigroschenoper“, als er ein Engagement in Berlin angeboten bekam und diese Rolle in der noch immer mit großem Erfolg laufenden Urinszenierung übernahm. Bekanntheit erlangte er ebenfalls durch sein Mitwirken in Filmen des deutschen Regisseurs Fritz Lang; das breite Publikum erinnert sich aber vor allem an ihn als Filmkomiker: In der Komödien-Reihe „Die Lümmel von der ersten Bank“ spielte er in den 1960er Jahren den gebeutelten Oberstudiendirektor Dr. Gottlieb Taft. Neben Theo Lingen bot die Meiningenallee auch dem Widerstandskämpfer Friedrich Weißler eine Heimat. Und nicht nur das: Zu Beginn des Luftkriegs verboten die Nazis den Juden generell das Betreten der Luftschutzkeller – ein Verbot, das der Luftschutzwart der Meiningenallee 7 im Einverständnis mit den anderen Mietern mutig ignorierte. Dies ist eine Erinnerung, die den Zusammenhalt im Quartier in damaliger Zeit dokumentiert.
Er leitete 40 Jahre lang die Apotheke, die ebenfalls zum Quartier gehört, die von Frau Hesse jedoch vor zehn Jahren verkauft wurde. Sie erzählt uns vom Zusammenhalt und von der Lebensqualität im Quartier. Man kennt sich, duzt sich und unterstützt sich, wo es nur geht. Zum Beispiel kämpfte Frau Hesse vor einigen Jahren darum, dass der umgesetzte Briefkasten wieder an seinen Ursprungsplatz zurückkehrt – sie bekam ihren Willen und die volle Dankbarkeit aller Nachbarn. Eine weitere Mieterin treffen wir auf ihrem Weg zum Bäcker. Sie wohnt ebenfalls seit 21 Jahren im Quartier. Mit ihrem Mann bewohnt sie 180 m², die Kinder sind längst aus dem Haus. Frau Matthes-Görlitz fühlt sich wohl im Quartier, auch sie schwärmt von den Vorteilen und ihrer schönen Wohnung. Sie gewährt uns einen traumhaften Blick von ihrem sonnigen Balkon, auf dem sich nicht nur der Zitronenbaum zu Hause fühlt. Als unser Blick von dort oben in die Ferne schweift, hinweg über die Rosen und den gepflegten angelegten Hof, bekommen wir eine leise Ahnung, was es heißt, Mieter im wunderbaren Quartier an der Reichsstraße im Westend zu sein.
Anna-Maria Hesse, seit 53 Jahren Mieterin im Quartier
Die Gegenwart Wie fühlt sich das Leben im Quartier heute an? Die Sonne begrüßt uns am Morgen um 10.00 Uhr – genauso wie Herr Csoboth, der Hausmeister, der uns auf der ruhigen Meiningenallee empfängt, um uns durch das Quartier zu führen. Im ersten Hof zwitschern die Vögel, ein Apfelbaum steht im Schatten etwas abseits auf einer kleinen Wiese. Die Stimmung ist entspannt, wir treffen bei unserem Spaziergang immer wieder auf nette Mieterinnen und Mieter, junge Familien, Väter mit Kindern oder eine Nachbarin, die uns mit Stolz ihren begrünten Balkon präsentiert. Im zweiten Hof treffen wir im angelegten Rosen-Rondell Anna-Maria Hesse und ihre Nachbarin Marianne Thoma. Frau Hesse ist treue Mieterin, die seit Jahrzehnten hier wohnt und auch schon mehrmals innerhalb des Quartiers umgezogen ist – immer „mit Überzeugung und Freude“, wie sie uns versichert. Schon ihr Vater war hier Mieter.
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Der Wedding und die Osram-Höfe
Ein Stück Zeitgeschichte mit heller Zukunft RA
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DIE OS Manche sagen, der Wedding kommt. Was sicher ist: Der Wedding erlebt einen Wandel. War die Gegend Ende der 1990er Jahre fast ausschließlich Revier von Trödlern, Wettbüros und Spielcasinos, erlebt die Gegend rund um den Malplaquetkiez gerade eine Blütezeit. Noch ist der Stadtteil ein Geheimtipp für Globetrotter – und bald auch für Berliner, die schon lange keinen Fuß mehr in den Wedding gesetzt haben und überrascht sein dürften, was sich hier in den letzten Jahren getan hat: Das internationale Magazin „Time Out“ wählte das Viertel 2019 auf Platz 4 der 50 coolsten Kieze – weltweit!
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Auch Becker & Kries bekennt sich zum Wedding. Als Gewerbestandort mit besonderer Geschichte liegt das Forum Seestraße in aller Ruhe zwischen Oudenarder Straße und Seestraße und ist Teil der historischen Osram-Höfe. Die Klinkerfassade des denkmalgeschützten Gebäudeensembles ist im Kiez mehr als bekannt und zieht mit ihren auffälligen Fabrikfenstern auch die Blicke von Besuchern aus aller Welt auf sich. Der fünfgeschossige Backsteinbau entstand in mehreren Bauabschnitten in den Jahren 1904 bis 1910, seine Stahlskelett-Konstruktion erlaubte den Bau stützenarmer Fabrikationssäle mit genannten großen Fenstern – die perfekte Produktionsstätte. Weitere Bauten kamen in den Jahren 1912 bis 1914 und 1936 bis 1937 hinzu. Angelehnt an die Historie des Komplexes wird die Umgebung hier unter anderem auch Osram-Kiez genannt. Die Osram-Höfe, die heute eigentlich Carrée Seestraße heißen, erinnern
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KIEZ
Von Menschen und Häusern
R OSR
daran, dass Berlin hier einst ein bedeutender Produktionsstandort war. Im nördlichen Wedding zwischen Liebenwalder und Oudenarder Straße rauchten einmal die Schlote, hier wurde produziert. Siegmund Bergmann hatte bereits 1879 gemeinsam mit Thomas Alva Edison in den Vereinigten Staaten die erste Glühlampe erfunden, was auf der Pariser Weltausstellung von 1881 als „epochale Sensation“ gefeiert wurde. Bergmann, deutscher Auswanderer, kehrte 1899 in sein Heimatland zurück und begann in Berlin-Moabit eine erste Produktionsstätte aufzubauen. Da das Firmengelände jedoch schnell zu klein wurde, begann er im selben Jahr mit dem Bau neuer Anlagen auf dem Areal zwischen Seestraße, Oudenarder Straße, Groninger Straße und Liebenwalder Straße in Berlin-Wedding: der Anfang der Osram-Höfe – und der Anfang des Aufbaus eines Industrieimperiums in Berlin. Bereits 1910 erreichte das Werk einen täglichen Ausstoß von 16.000 Metallfadenlampen. Ab 1935
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war das Gelände das Werk B (Bergmann) der Osram GmbH und wurde zu einem der größten Glühlampenwerke Europas ausgebaut. Damit gehörte Bergmanns Unternehmen zu den größten Arbeitgebern im Bezirk. Zu Hochzeiten arbeiteten hier 5500 Menschen. Der Name Osram ist übrigens ein Fantasiename, kreiert als Kofferwort aus Osmium und Wolfram, das auf die beiden wegen ihres hohen Schmelzpunktes von über 3000 bzw. 3400 Grad für Glühfäden verwendeten Metalle verweist.
Ein Stück Zeitgeschichte mit heller Zukunft
Das Forum Seestraße liegt in aller Ruhe zwischen Oudenarder Straße und Seestraße und ist Teil der historischen OsramHöfe.
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Ein Stück Zeitgeschichte mit heller Zukunft
ALS Genau wie die Bergmann Electricitäts-Werke Aktiengesellschaft vor über 100 Jahren an diesen Produktionsstandort glaubte, so glaubt auch Becker & Kries an den Wedding. Und investiert: Der ehemalige Parkplatz am Forum Seestraße ist schon seit einigen Monaten eine Baustelle; wo früher Autos parkten, wächst nun ein modernes Bürogebäude empor. Hier werden in den kommenden Monaten rund 4500 m2 Bürofläche entstehen. Und damit schließt Becker & Kries eine der letzten Lücken im Straßenbild der Seestraße. Der Neubau wird zur Verbesserung der städtebaulichen Qualität des Areals beitragen und stellt einen wesentlichen Meilenstein in der Entwicklung des Kiezes dar. Ein wichtiger Bestandteil dieses Quartiers ist der für Berlin bedeutsame Gesundheitsstandort der Charité. Das ursprüngliche Gebäude, nach einem Entwurf des berühmten Klinikarchitekten Ludwig Hoffmann in Pavillonbauweise errichtet, enthielt 50 freistehende Gebäude. Einiges ist erhalten geblieben, steht heute unter Denkmalschutz und trägt den offiziellen Namen Charité Campus Virchow-Klinikum.
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Die Bestandsmieter des Forums Seestraße, unter anderem die Beuth Hochschule, die Meco Akademie und das Bildungszentrum ITW, können ihre zukünftigen Nachbarn sicherlich mit vielen Insider-Tipps über „ihren“ Kiez versorgen.
Von Menschen und Häusern
Der Malplaquetkiez rund um die Osram-Höfe lebt von genau dieser bunten Mischung, die ihn so besonders und so lebenswert für die Anwohner und auch für Pendler macht. Denn abschalten und ausspannen geht hier ebenfalls gut.
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Manche sagen, der Wedding kommt. Vielleicht war er aber auch immer schon da – authentisch und unaufgeregt, mit beeindruckender Geschichte, toller Gastronomie und versteckten grünen Oasen. Ein Stadtteil mit Potential – früher, heute und noch viel mehr in der Zukunft.
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Folgt man der Liebenwalder- oder der Malplaquetstraße in den Kiez hinein, merkt man schnell, dass es hier nicht nur laut zugeht, der Wedding kann auch leise. Ob man sich hinter den Mauern des ehemaligen Garnisonsfriedhofes – eine unerwartet grüne Oase – vom Trubel der Stadt kurz
ausruhen möchte oder den urbanen Garten himmelbeet nahe dem Leopoldplatz für gemeinsame Gartenarbeit mitten im Beton der Straßen ansteuern will: Der Kiez lässt hier jeden zur Ruhe kommen. Weiter Richtung Süden gelangt man schnell an einen weiteren Auszeit-Ort: Hier fließt ganz idyllisch der Spandauer Schifffahrtskanal, der die Spree und die Havel miteinander verbindet. Am Schnittpunkt der Bezirke Wedding, Mitte und Moabit lässt sich hier die Kieler Brücke überqueren oder vom Ufer aus überblicken. Die Gegend lädt dazu ein, laue Abende dort zu verbringen und bei einem Feierabendbier den Arbeitstag ausklingen zu lassen.
NCE
Auch nach der Arbeit hat der Wedding einiges zu bieten. Mittlerweile hat die Gegend nicht nur eine lebendige Café- und Barszene, im Wedding findet man sogar Sterneküche: Das „Ernst“ wurde im Sommer 2018 von Kritikern des einflussreichen New Yorker Restaurant-Portals „Opinonated About Dining“ unter die Top 100 in Europa – auf Platz 62 – gewählt. Kein anderes deutsches Lokal genießt derzeit mehr internationale Aufmerksamkeit.
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W E D DI
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G - W OR
Ein StĂźck Zeitgeschichte mit heller Zukunft
Das Ufer lädt dazu ein, laue Abende dort zu verbringen. 63
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Der Blick fĂźrs Wesentliche. Stimmen aus dem Unternehmen. 65
Der Blick fürs Wesentliche
Im Gespräch Thomas Zinnöcker Vorsitzender des Kuratoriums der Familienstiftung
Herr Zinnöcker, was bedeutet es für Sie, Vorsitzender
Wie prägen die unternehmerischen Grundsätze der
des Kuratoriums der Familienstiftung Becker & Kries
Gründer (gleichberechtigte Partnerschaft, langfristige
zu sein?
Unternehmenssicherung und die Verbundenheit mit sowie der Glaube an Berlin) die Arbeit des Kuratoriums?
Die Rolle des Kuratoriumsvorsitzenden verbinde ich mit mehreren Themen. Da wäre zunächst die Verantwortung,
Die unternehmerischen Grundsätze der Gründer sind tief
den in der Stiftungssatzung manifestierten Willen der
in der Becker & Kries DNA verwurzelt. Sowohl im Vor-
Stifter zum Maßstab der unternehmerischen Entschei-
stand als auch im Kuratorium wird die Komplementarität
dungen zu machen. Dann empfinde ich Freude über die
der Fähigkeiten und Erfahrungen des Einzelnen durch
Möglichkeit, dem Vorstand der Stiftung mit Rat und Tat
gemeinsame Prinzipien und Werte zu einer starken, viel-
zur Seite stehen zu können. Und schließlich bin ich dem
seitigen Einheit. Die Grundidee einer Stiftung ist das
Familienrat dankbar für das Vertrauen, denn ohne das
Wirken über die Generationen hinaus – eine klare Abkehr
ginge es nicht.
von kurzfristigen Optimierungshandlungen zum Wohle Einzelner. Und das ist auch unser Leitbild. Wir schauen dabei – wie auch schon die Gründer – über den Heimatstandort Berlin hinaus.
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Im Gespräch
Die Immobilienwirtschaft trägt die große Verantwor-
bestehen zu können und damit ein verlässlicher Partner
tung, lebenswerte Wohn- und Arbeitsräume zu schaf-
für Mieter und Mitarbeiter zu bleiben.
fen. Welchen sozialen und gesellschaftlichen Beitrag leistet Becker & Kries als Berliner Traditionsunterneh-
Was wünschen Sie Becker & Kries und den Mitarbeitern
men, um dieser Verantwortung gerecht zu werden?
anlässlich des 75-jährigen Bestehens?
Die Immobilienwirtschaft kann man grob in zwei La-
Ich wünsche dem Familienrat weiterhin Harmonie und
ger aufteilen: Das eine partizipiert in unterschiedlicher
ein gutes Händchen, dem Vorstand weiterhin gute Er-
Art und Weise an Immobilientransaktionen, das andere
folge in der Zusammenarbeit und der Entwicklung des
schafft nachhaltige Werte durch Entwicklung, Neubau
Unternehmens und den Mitarbeitern, dass sie ihre Arbeit
und Bewirtschaftung von Immobilien. Becker & Kries ist
für Becker & Kries weiterhin gern und mit Leidenschaft
im besten Sinne ein nachhaltiges Unternehmen. Zu den
machen. Die ersten 75 Jahre haben gezeigt, wie wechsel-
Stakeholdern, deren Interessen bei jeder wichtigen
haft der Lauf der Dinge sein kann. Auch wenn keiner die
Entscheidung abzuwägen sind, gehören zufriedene
Zukunft vorhersagen kann – Becker & Kries hat die für
Kunden/Mieter, motivierte und engagierte Mitarbeiter,
schwierigere Zeiten notwendige Widerstandskraft,
vertrauenswürdige und verlässliche Partner, aber auch
steht auf einem soliden Fundament und ist offen genug,
gesellschaftliche Anliegen wie angemessene Wohnkosten
um sich auch an neue Themen zu wagen, wenn es die
und/oder Beiträge zu den Umwelt- und Klimafragen sind
Umstände erfordern sollten.
zu berücksichtigen. Es wird kaufmännisch vorsichtig und solide gewirtschaftet, um auch in schwierigen Zeiten
Wir bedanken uns für das Gespräch.
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Der Blick fürs Wesentliche
Was bedeutet es Ihnen, Teil der Becker & Kries Familie zu sein?
JULIANE ERHART Controlling/Asset-Management Wohnen und Gewerbe
BRENDA HECKTHEUER Leiterin der Personalabteilung
Mich begeistert es, mit so vielen verschiedenen Personen mit ganz unterschiedlichen Stärken und Bedürfnissen zusammenzuarbeiten und ihnen eine Entwicklungsperspektive aufzeigen zu können. Es ist spannend, welche zentrale Rolle der Bereich Personal im Gesamtkontext des Unternehmens Becker & Kries einnimmt.
Bei Becker & Kries handelt es sich nicht nur um ein Familienunternehmen; die Mitarbeiter untereinander sind wie eine große Familie und stehen im Zweifel auch füreinander ein.
STEFFEN BODACH Hauswart in den Goerz-Höfen
NILS NAUJOKS Bestandsmanagement
In der heutigen Zeit ist es nicht einfach, einen Arbeitgeber wie Becker & Kries zu finden, der seinen Mitarbeitern so viel bietet: ob Ausflüge, Betriebsfeiern oder auch die super ausgestatteten Arbeitsplätze.
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Im Jahre 2009 wurde ich von Becker & Kries sehr freundlich aufgenommen, und ich habe sehr viel Spaß bei meinen täglichen Aufgaben. In der Zusammenarbeit mit den Kollegen erfahre ich viel Unterstützung und bin stolz, ein Mitglied der „Familie“ zu sein.
Stimmen aus dem Unternehmen
CLAUDIA HEINHAUS Assistentin der Geschäftsführung Deuter Invest GmbH & Co. KG, Augsburg
RONNY STEINHAUSEN
Für mich bedeutet es, dass ich meine berufliche Heimat in einem stabilen, familiären Unternehmen gefunden habe. Das Wohl des Mitarbeiters wird großgeschrieben und dafür bringe ich gern meine ganze Arbeitskraft für den Erfolg und zum Wohle des Unternehmens ein.
Geschäftsleiter An- und Verkauf
Die kontinuierliche Weiterentwicklung des Unternehmens unter Beibehaltung sozialer Wertvorstellungen zeichnet Becker & Kries für mich in besonderer Weise aus.
ANIDA UND MAREK MISZCZAK Hauswart-Ehepaar in der Durlacher Straße
Meine Frau und ich sind seit über 20 Jahre bei Becker & Kries als Hausmeister-Ehepaar beschäftigt und immer noch sehr zufrieden. Wir danken Becker & Kries für die gute Zusammenarbeit. Wir fühlen uns wie Familienmitglieder, und es ist einfach nur schön, dazuzugehören. Vielen Dank dafür. Für die Zukunft wünschen wir uns allen viel Kraft und Gesundheit.
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Der Blick fĂźrs Wesentliche
Wir stellen uns vor
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Wir stellen uns vor
Gründergeist, Mut und Innovation haben sich bei Becker & Kries als solides Fundament für ein erfolgreiches Traditionsunternehmen bewährt, auf dem wir Stadt bauen. Wir gestalten Visionen und Berlin – nicht allein, sondern immer im Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen. Ihre Individualität, ihre Leidenschaft und ihre persönlichen Stärken prägen den Erfolg und die Erfolgsgeschichte der Becker & Kries Unternehmensgruppe maßgeblich – in der Vergangenheit, heute und in der Zukunft. Vier Kolleginnen und Kollegen erzählen von sich.
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Der Blick fürs Wesentliche
Sebastian Scharff Seit 2008 im Unternehmen
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FA „Im April 2020 bin ich nunmehr quasi direkt in die Fußstapfen meines Vaters getreten.“ Bereits Bernhard Scharff, 74 Jahre alt und Vater von Sebastian Scharff, war 22 Jahre lang bei Becker & Kries angestellt. Von 1988 bis 2011 war er Abteilungsleiter für den Bereich Bestandsmanagement Gewerbe, bis er sich 2011 in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedete. Sein Sohn Sebastian Scharff sammelte bereits im Schulpraktikum im Jahr 2003 erste Erfahrungen bei Becker & Kries. Im Jahr 2008 begann er dann seine Ausbildung zum Immobilienkaufmann. Familie Scharff arbeitet somit bereits in zweiter Generation seit insgesamt 32 Jahren bei Becker & Kries, was familiäre Werte, Vertrauen, Zugehörigkeit, Kontinuität und Beständigkeit symbolisiert.
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Wir stellen uns vor
Antonia Adamzik -FAN FT
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Seit 2013 im Unternehmen
F „In meiner Freizeit versuche ich mit Sport und Bewegung den Büroalltag zu kompensieren.“ Antonia Adamzik ist 25 Jahre alt und seit September 2013 bei Becker & Kries angestellt. Nach Abschluss ihrer Ausbildung zur Immobilienkauffrau arbeitete sie ein Jahr in diesem Job, bevor sie ins duale Studium wechselte. In ihrer Freizeit treibt sie Sport und bewegt sich, um einen Ausgleich zum Büroalltag zu schaffen. Aus diesem Grund hat sie sich gerade erst ein neues Fahrrad gekauft, mit dem sie in Zukunft von Zeit zu Zeit ihren Arbeitsweg bewältigen möchte. Kommend aus Britz in Neukölln, fährt sie dabei häufig über das Tempelhofer Feld, um dem Autoverkehr zu entkommen.
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Der Blick fürs Wesentliche
Carola Zugic Seit 1996 im Unternehmen
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KO „Ich fühle mich einfach wohl in der Becker & Kries Familie, stelle mich gern neuen Aufgaben und liebe den Kontakt zu Menschen.“ Carola Zugic ist mit 24 Jahren Berufserfahrung als Objektverwalterin im Bestandsmanagement Gewerbe die treue Seele des Hauses und gehört damit mit am längsten zur Becker & Kries Familie. Als Urgestein meistert sie alle Herausforderungen des Arbeitsalltags mit Ruhe, Erfahrung und Besonnenheit und verliert dabei nie ihr Lächeln und ihre Freude am Job.
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Wir stellen uns vor
André Diedrich SR
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Seit 1997 im Unternehmen
Z „Neben den normalen Imkerarbeiten im Rahmen meines Hobbys bin ich auch beim Imkerverband Berlin gemeldeter ehrenamtlicher Schwarmfänger.“ Die Gründe, warum sich Menschen für die Haltung von Bienen entscheiden, sind vielfältig. Freude an einer verantwortungsvollen Aufgabe sowie der vorausschauende Blick in die Zukunft gehören auf jeden Fall dazu. André Diedrich ist neben seiner Arbeit bei Becker & Kries Hobby-Imker und auch beim Imkerverband Berlin als ehrenamtlicher Schwarmfänger gemeldet. Schwarmmonate sind April, Mai und Juni. Auf dem Foto sieht man ihn bei der Durchsicht der Honigräume vor der Honigernte.
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Der Blick fürs Wesentliche
73 %
37 %
DER MITARBEITERINNEN UND MITARBEITER SIND SPORTLICH AKTIV. Ob Joggen, Fitnessstudio, Home-Training, Fußball, Tennis, Volleyball, Kung-Fu, Karate oder Badminton – Sportbegeisterung als Ausgleich zum Job ist gesund und hält jung!
DER MITARBEITERINNEN UND MITARBEITER HABEN HAUSTIERE. Becker & Kries Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind große Tierfreunde. Vom Hund über die Biene bis hin zum Fisch – alles ist dabei.
59 % FRAUEN UND 41 % MÄNNER arbeiten bei Becker & Kries.
57 %
57 % DER MITARBEITERINNEN UND MITARBEITER SIND WASCHECHTE BERLINERINNEN UND BERLINER.
DER MITARBEITERINNEN UND MITARBEITER HABEN KINDER.
Berlin ist die Stadt der Zugezogenen – bei Becker & Kries hält sich das Verhältnis die Waage: Immerhin kennen mehr als die Hälfte der Teilnehmerinnen und Teilnehmer dieser Umfrage Berlin wie die eigene Westentasche.
Kinderfreundlichkeit wird bei Becker & Kries ganz groß geschrieben – vielleicht ein Anreiz, den Betriebskindergarten wieder aufleben zu lassen?
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Fakten und Zahlen aus 75 Jahren Unternehmensgeschichte, Teil 2*
7 %
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DER MITARBEITERINNEN UND MITARBEITER KOMMEN MIT DEM FAHRRAD ZUR ARBEIT. Ein vorbildlicher Beitrag zur CO2-Reduzierung. Wir wünschen uns mehr davon.
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ist die längste Zeit, die ein Mitarbeiter im Unternehmen ist. Von der Ausbildung bis zur Rente – wo findet man das heute noch?
100 %
14 %
DER MITARBEITERINNEN UND MITARBEITER
arbeiten gern für die Becker & Kries Unternehmensgruppe. Das Kompliment können wir nur zurückgeben.
PENDLER Mehr als eine Stunde Anfahrt nehmen die zwölf Pendler für ihren Weg zur Arbeit in Kauf. Dabei kommen sie aus allen Himmelsrichtungen: Mahlow, Panketal, Wustermark oder Nauen – um nur einige zu nennen. *Interne Umfrage, basierend auf der Teilnahme von 85 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Becker & Kries hatte im Mai 2020 137 Mitarbeiter.
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Töchter aus gutem Hause Weitere Familienangelegenheiten
Der Schwerpunkt von Becker & Kries liegt in Berlin, doch auch in Vancouver (Kanada) sowie in Augsburg sind Tochtergesellschaften aktiv: Die B.U.K. Investments Ltd., die Deuter Invest GmbH & Co. KG und die Deutsche Immobilien Investierungs-GmbH (Dii) vervollständigen die Becker & Kries Familie auf vielfältige Art und Weise.
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Innovativ und mutig
Dii GmbH – Deutsche Immobilien Investierungs-GmbH
Als Tochter und damit Mitglied der Firmengruppe Becker & Kries hat die heutige Dii GmbH einen wichtigen Anteil an der Geschichte der Unternehmensfamilie Becker & Kries. 1959 als Deutsche Immobilien Investierungs-AG gegründet, legte die Dii im gleichen Jahr als erste Gesellschaft in Deutschland einen geschlossenen Immobilienfonds mit grundbuchrechtlicher Sicherung in der Form der Bruchteilsgemeinschaft auf – und damit war sie ein Vorreiter in diesem Bereich. 1974 und 1975 setzte das Unternehmen auf den Aufbau von Fondsstrukturen. Im Zuge der Auflegung der Fonds B63 und B64 wurden beispielsweise über 450 Sozialwohnungen auf dem ehemaligen Sportplatz des Berliner Fußballvereins Hertha BSC errichtet. 1977 wurde der Fonds B69 zur Zeichnung aufgelegt, dem das Hochhaus des Steglitzer Kreisels zugeordnet wurde. Im Rahmen dieses Fonds erfolgte dann auch der Ausbau des Hochhauses, das später vom Bezirksamt Steglitz als Rathaus genutzt wird.
Insgesamt wurden bis zur endgültigen Versagung der Anschlussförderung im Jahr 2006 von der Dii sage und schreibe 100 Fonds aufgelegt. Hierdurch wurden rund 12.600 Wohnungen und 85.000 m2 Gewerbefläche geschaffen. Lag der Fokus vorerst auf Berlin, war die Dii später auch bundesweit tätig. Die innovative, mutige Geschäftsidee der Dii, dringend benötigten Wohnraum in Deutschland zu gestalten, war einerseits ein Beschleuniger für das Wachstum und den Erfolg von Becker & Kries, andererseits wurde der breiten Bevölkerung Grundbesitz zugänglich gemacht. In dieser Fondsstruktur wird heute nicht mehr gearbeitet, aber als Anregung zur Lösung der heute dringlichen Wohnraumprobleme Berlins kann diese Erfolgsgeschichte durchaus dienen. Becker & Kries kann stolz darauf sein, ein Tochterunternehmen wie die Deutsche Immobilien Investierungs-GmbH in seinen Reihen zu wissen.
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Der Blick fürs Wesentliche
Weltweit aktiv
Das Tochterunternehmen B.U.K. Investments Ltd. in Kanada
Das Engagement der Unternehmensgruppe Becker & Kries in Kanada konzentriert sich auf die Region Vancouver, British Columbia, eines der wichtigsten Wirtschaftszentren des Landes. Mit der Gründung einer Tochtergesellschaft wagte Becker & Kries in politisch turbulenten Zeiten und mit dem Ziel der Risikodiversifikation im Jahre 1981 den Sprung in die „Neue Welt“. Nach nunmehr fast 40 Jahren hat sich die damalige Entscheidung für Kanada als Tor zum pazifischen Wirtschaftsraum als richtig erwiesen. Mit seiner im Vergleich zu anderen kanadischen Metropolen stärker diversifizierten Wirtschaft und dem bedeutenden Seehafen, über den große Teile des Warenverkehrs mit Asien abgewickelt werden, bietet der Großraum Vancouver vielen Unternehmen und Investoren attraktive und verlässliche Bedingungen und ist in den letzten Jahren rasant gewachsen. Diese guten wirtschaftlichen Bedingungen, gepaart mit der vielleicht einmaligen Lage am Pazifischen Ozean am Fuße des pazifischen Küstengebirges, machen „Greater Vancouver“ zur Heimat für mittlerweile 2,7 Millionen Menschen aus den unterschiedlichsten Ländern und Kulturen der Welt.
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Für Becker & Kries startete diese Unternehmung mit dem sukzessiven Ankauf von Gewerbeobjekten und Entwicklungsflächen, die dann besonders in den 1990er Jahren in eigener Regie modernisiert bzw. bebaut wurden. Zusammen mit weiteren Ankäufen, aber auch durch gezielte Immobilienverkäufe konnte so ein attraktives, marktgängiges Portfolio von Immobilien der Assetklasse „light industrial“, die etwa 100.000 m2 umfassen, erfolgreich aufgebaut werden. Letzter „Neuzugang“ zum Portfolio war die 2017 fertiggestellte eigene Projektentwicklung für das South Fraser Business Centre in Delta. Mit einer Mietfläche von über 100.000 m2 befinden sich somit zurzeit immerhin mehr als ein Drittel der eigenen Gewerbeflächen der Becker & Kries Gruppe an der kanadischen Westküste. Die Mieter stammen aus den verschiedensten Branchen – von international tätigen Unternehmen wie etwa dem US-amerikanischen Medienkonzern Warner Bros., dem Hersteller von Aufzugs- und Gebäudetechnik Otis oder dem Chemie- und Labortechnikproduzenten Evonik bis hin zu kleinen, lokal tätigen Einzelunternehmern.
Töchter aus gutem Hause
Mit Rucksack in den Deuter Park
Die Entwicklung des Tochterunternehmens Deuter Invest GmbH & Co. KG
Als Hans Deuter 1898 die „Mechanische Segeltuchund Leinenweberei“ in Augsburg-Oberhausen gründete, war noch nicht abzusehen, dass der heutige Abkömmling Deuter Invest GmbH & Co. KG Teil der Becker & Kries Familie werden würde. Deuter ist ein Unternehmen, das sich in unsere Tradition des innovativen Unternehmergeistes einreiht: Auch Deuter startete als kleines Unternehmen, wurde mit den Jahren immer größer und fügte dem Ursprungskonzept mehr und mehr rentable Geschäftszweige hinzu. Angefangen bei Segeltüchern, erweiterte man die Produktion ab 1919 schon bald auf Rucksäcke, Zelte und Waggondecken. Auch Koffer- und Lederwaren bereicherten kurz darauf das Portfolio von Deuter. In den 1950er Jahren ging es hoch hinaus und Deuter bekam internationale Beachtung: Die Erstbesteigung des Nanga Parbat durch Hermann Buhl erfolgte mit Zeltausrüstung von Deuter. Mitte der 1950er Jahre erwarb Becker & Kries die Deuter Industriewerke AG und erschloss hierüber ab 1985 mit der Vermietung von Immobilien und Gewerbeflächen in Augsburg ein Geschäftsfeld in einer neuen Region. Der Bereich Rucksäcke und Reisegepäck wurde 1989 in ein eigenständiges Unternehmen ausgegliedert und verkauft.
Der Geschäftsbereich Zelte und Hallenbau, der zahlreiche Wirte auf dem Münchener Oktoberfest oder dem Stuttgarter Wasen mit zuverlässigen Festzelten ausstattete, wurde 2013 zur Deuter Zelt- und Hallenbau GmbH ausgegliedert und anschließend im Jahr 2017 verkauft, damit Becker & Kries sich komplett auf das Herz der Deuter Invest GmbH und Co. KG konzentrieren konnte: den Deuter Park. Hier kommt zusammen, was zusammengehört – oder eben das, was einfach sehr gut zusammen funktioniert: Mit der Kombination aus Büro- und Produktionsflächen umfasst das Gebiet des Deuter Parks über 65.000 m2 für Büro-, Labor- und leichte Produktionsflächen. Hier wurde in den letzten Jahren in die Errichtung von modernen, anspruchsvollen Büroflächen investiert, die unter anderem von weltweit bekannten Start-ups oder global agierenden Unternehmen angemietet werden. Mieter sind Firmen wie German Bionic Systems, der erste europäische Hersteller, der Exoskelette für den Einsatz in der industriellen Produktion entwickelt und fertigt, oder SYNLAB, der führende europäische Labordienstleister, der weltweit einen wichtigen Beitrag zu Diagnostik und medizinischer Versorgung leistet. Was im Deuter Park entwickelt wird, bestimmt schon heute das Morgen. Hier trifft man die Zukunft. Mit dem Blick nach vorn wird Deuter auch in den kommenden Jahren expandieren. Und die Becker & Kries Familie wird weiterwachsen.
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Der Blick fürs Wesentliche
Becker & Kries auf einen Blick B.U.K. INVESTMENTS Gründung: 1981 Kernmarkt: Vancouver, Kanada Gewerbe- und Logistikimmobilien
VANCOUVER
107.300 m2 BÜRO- UND GEWERBEFLÄCHEN
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Becker & Kries Immobilienbestand
132.700 m rd. 3.200
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BÜRO- UND GEWERBEFLÄCHEN
WOHNEINHEITEN
BECKER & KRIES
BERLIN
Gründung: 1945 Kernmarkt: Berlin und Umland Wohn- und Gewerbeobjekte, historische, denkmalgeschützte Immobilien, Alt- und Neubauimmobilien in innerstädtischer Toplage, moderne Wohn- und Gewerbeensembles.
Dii
LEIPZIG
Gründung: 1959 Kernmarkt: bundesweit Auflage von 100 Fonds
OFFENBACH
DEUTER Gründung: 1898 Kernmarkt: Augsburg Wohn-, Gewerbe- und Logistikimmobilien
rd. 1.100 2 100.000 m
ASCHHEIM AUGSBURG REGION MÜNCHEN
WOHNEINHEITEN
BÜRO- UND GEWERBEFLÄCHEN
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DRESDEN
Der Blick fürs Wesentliche
Zur Sache Interview mit Stefanie Frensch und Dr. Christian Kube
Dr. Kube, Sie kommen aus einer Einzelhändlerfamilie, sind Kaufmann und waren unter anderem in der Pharma- und in der Filmbranche tätig. Wie wirken sich diese vielfältigen Erfahrungen auf Ihre Arbeit bei Becker & Kries aus? Für mich persönlich ist immer der direkte Bezug zu den Menschen wichtig, mit denen ich zu tun habe. Meine Tätigkeiten, zum Beispiel in der Pharmabranche oder als Geschäftsführer der Berliner Union-Film Ateliers, der ehemaligen Tochtergesellschaft von Becker & Kries, haben mir Einblicke in verschiedene Welten ermöglicht. Diese Erfahrungen haben mir stets sehr geholfen, sowohl die wirtschaftlichen als auch die technischen Herausforderungen unserer Gewerbemieter zu verstehen. Bei Becker & Kries arbeiten wir mit unterschiedlichsten Partnern zusammen: Zu unseren Kunden zählen beispielsweise Anbieter von Luxusgütern und Supermarktketten, aber auch Sportstudios, gastronomische Unternehmen oder Büromieter aus ganz verschiedenen Branchen. Diese
Vielfalt verlangt Fingerspitzengefühl und ein Verständnis für die doch sehr unterschiedlichen Geschäftsmodelle und Gedankenwelten. Wir orientieren uns an den Bedürfnissen unserer Mieter und versuchen, möglichst gemeinsam sinnvolle Lösungen für sie und zugleich für unsere Objekte zu entwickeln. Ich bin überzeugt davon, dass eine vertrauensvolle, langjährige Zusammenarbeit nur auf diesem Wege Bestand haben kann. Daher ist die Arbeit in dem familiengeprägten unternehmerischen Umfeld von Becker & Kries, in dem man Dinge gemeinsam und mit einer langfristigen Perspektive bewegen kann, für mich sehr bedeutsam. Dies gilt sowohl für die Begegnungen mit den Mieterinnen und Mietern als auch für die enge Zusammenarbeit mit meinen Kolleginnen und Kollegen, da wir nur so gemeinsam erfolgreich sein können. Frau Frensch, Sie verfügen über langjährige Erfahrung in der Immobilienwirtschaft, sowohl auf Beratungs- als auch auf öffentlicher Seite. Welche Themen bewegen Sie mit Blick auf Berlin besonders?
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Stimmen aus dem Unternehmen
Ich beschäftige mich als Architektin sehr mit der Frage, wie man das Leben von Menschen in Räumen gut und ausgewogen gestalten kann, da mir die Erhaltung und Schaffung von lebenswerten Quartieren natürlich am Herzen liegt – nicht nur aufgrund meiner langjährigen Tätigkeit für eine städtische Wohnungsgesellschaft. Berlin hat eine außergewöhnliche Strahlkraft; dies spiegelt sich in unvergleichbarer Kreativität und dem Mut, Neues auszuprobieren, wider. Nicht umsonst ist Berlin die Hauptstadt der Start-ups und meines Erachtens die einzige wirkliche Metropole, die wir in Deutschland haben. Gleichzeitig aber polarisiert Berlin und ist unter den enormen Druck geraten, lebenswerten Wohn- und Arbeitsraum nicht nur für all jene anzubieten, die bereits seit Jahrzehnten in der Hauptstadt leben, sondern auch für jene, die zuziehen. Wir dürfen die oftmals überraschende Dynamik Berlins nicht unterschätzen. Für mich ist dies eine Aufgabe, die unter vielen Gesichtspunkten betrachtet werden muss und für die es dringend guter sowie nachhaltiger Konzepte bedarf.
Traditionsreiche private Unternehmen wie Becker & Kries sind sich ihrer unternehmerischen und gesellschaftlichen Verantwortung durchaus bewusst und können die Stadt bei der Lösung dieser Aufgabe langfristig unterstützen. Frau Frensch, die Themen Nachhaltigkeit und gute Unternehmensführung beschäftigen Sie nicht nur beruflich, sondern liegen Ihnen auch persönlich am Herzen. Welche Chancen sehen Sie hierin für Becker & Kries? Ein modernes Unternehmen benötigt nachhaltige Konzepte im Hinblick auf soziale, ökologische und ökonomische Herausforderungen, um zukünftig langfristig erfolgreich sein zu können. Einen weiteren Schwerpunkt lege ich auf eine gute, verantwortungsbewusste Unternehmensführung, größtmögliche Transparenz und die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Kollegen – der Kern unseres Unternehmens. Mitarbeiter sollen sich mit den Zielen ihres Unternehmens identifizieren können; im Umkehrschluss definiert sich ein Unternehmen maßgeblich durch seine
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Mitarbeiter; daher ist es für mich wichtig, die Individualität jedes Menschen zu respektieren und die Vielfalt Berlins bei der Zusammensetzung der Kollegen stets mitzudenken. Denn gemeinsam werden die besten Ergebnisse erzielt. Hierfür müssen wir uns auf Werte verständigen und diese immer wieder prüfen und vereinbaren. Um als Bestandshalter erfolgreich zu sein, braucht es motivierte Mitarbeiter, die aus Überzeugung gute, zeitgemäße und nachhaltige Produkte für ihre Kunden – unsere Mieter – entwickeln. Becker & Kries verfügt über die besten Voraussetzungen hierfür. Dr. Kube, ein traditionsreiches Familienunternehmen mit einer großen Bedeutung für Berlin zu führen, heißt, eine besondere Verantwortung zu tragen. Welche Entscheidungen, die Sie im Laufe Ihrer Tätigkeit für Becker & Kries getroffen haben, sind Ihnen besonders in Erinnerung geblieben? Da gibt es viele schöne Momente wie zum Beispiel den Ankauf markanter Immobilien, aber auch Situationen, die nicht leicht waren. Bedingt durch eine zeitgleiche Akkumulation von gravierenden Entwicklungen wie den Einbruch des Vermietungsmarktes für Gewerbeimmobilien in der damals noch jungen Hauptstadt, die nicht vorhersehbare Kappung der sogenannten Anschlussförderung und eine Krise der Medienwirtschaft in den 2000er Jahren erlebten wir eine erhebliche Belastungsprobe und mussten teilweise sehr schmerzhafte Entscheidungen treffen. Becker & Kries hat es aber immer vermocht, durch einen besonderen inneren Zusammenhalt in Krisenzeiten Stärken zu entwickeln und ein solides wirtschaftliches Fundament für die Zukunft zu legen. Das stimmt mich sehr zuversichtlich, auch im Hinblick auf zukünftige Herausforderungen. Ich bin besonders stolz darauf, dass Becker & Kries an der Entstehung und Erhaltung in Berlin bekannter Gebäude und Landmarken beteiligt war bzw. ist. Dazu gehören beispielsweise die Goerz-Höfe, die wir ab 2018 aufwendig saniert haben. Es freut mich sehr, dass wir Menschen aus vielfältigsten Unternehmen einen Raum zum Arbeiten in der Hauptstadt bieten können, in dem sie sich wohl fühlen und ihre Kreativität erfolgreich entfalten können.
Die Aufrechterhaltung der Überzeugungen der Gründer Georg Becker und Günter Kries ist ein Charakteristikum, das uns von anderen Immobilienunternehmen unterscheidet.
Becker & Kries soll sich als langfristig erfolgreiches und nachhaltig agierendes Unternehmen kontinuierlich weiterentwickeln. Es ist mir ein großes Anliegen, Transparenz und Effizienz im Unternehmen auf einem hohen Niveau zu gewährleisten. Dazu zählt für mich eine zeitgemäße Kommunikation zu jeder Zeit. Die Digitalisierung spielt hierbei natürlich eine besondere Rolle, nicht nur intern, sondern auch bei der Kommunikation mit unseren Mietern. Ein sehr wichtiger Aspekt einer erfolgreichen, durchdachten Digitalisierungsstrategie ist für mich die Entlastung der Menschen. Digitalisierung soll sinnhaft umgesetzt werden, und ich freue mich, dass Becker & Kries diese Themen mit viel Engagement vorantreibt – und zwar zielgerichtet, durchaus kritisch prüfend und nicht nur einem Selbstzweck dienend. Hier stehen wir am Beginn eines langen Weges, den wir konsequent gehen werden. Wir werden zunächst die Krise sowie externe Einflüsse bewerten und dann Schritt für Schritt mit einer klaren Agenda für die Zukunft voranschreiten. Dr. Kube, die damaligen Werte der Gründer sind auch heute noch die Leitlinien für die Führung des Unternehmens und die Zusammenarbeit mit dem Kuratorium und dem Familienrat. Wie unterscheidet sich Becker & Kries hierdurch von anderen Immobilienunternehmen?
Frau Frensch, Sie sind seit rund anderthalb Jahren Geschäftsführerin. Welche Schwerpunkte haben Sie in dieser Zeit gesetzt?
Becker & Kries prägt eine besondere Verbundenheit mit Berlin. Es zeichnet uns aus, dass wir unsere Perspektive
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nicht auf die Verfolgung kurzfristiger Renditeziele verengen, sondern extrem langfristig orientiert wirtschaften – immer mit Augenmaß und dem Bekenntnis zu einem kontinuierlichen, organischen Wachstum bei verantwortbaren Risiken. Diese Aufrechterhaltung der Überzeugungen der Gründer Georg Becker und Günter Kries ist ein Charakteristikum, das uns von anderen Immobilienunternehmen unterscheidet. Durch die Gründung der Familienstiftung ist das Unternehmen in der guten, aber auch verantwortungsvollen Position, unabhängig und selbstbestimmt, dabei aber stets in enger Abstimmung und im Einklang mit den Gremien der Stiftung zu agieren. Auch sind unsere Entscheidungs- und Führungsgremien im Branchenvergleich auffallend kontinuierlich besetzt. Hierdurch können wir nachhaltig neue Werte schaffen und diese durch ein strategisch konsistentes Vorgehen erhalten und weiterentwickeln. Dass dies nur gemeinsam mit erfahrenen, loyalen und engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gelingen kann, gehört ebenfalls zum langjährigen Bewusstsein des Unternehmens. Auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten, wie wir sie gerade erleben, sind wir solide aufgestellt und können zuversichtlich in die Zukunft blicken. Der Stadt Berlin und unseren Mietern sind wir verpflichtet und stehen ihnen somit als verlässlicher Partner zur Seite.
erfolgsorientiert fortschrittliche Produkte schafft. Hierbei werden wir den notwendigen Fokus auf das Soziale natürlich behalten. In 25 Jahren werde ich dann voraussichtlich aus der Ferne auf Becker & Kries schauen und stolz auf ein traditionsreiches und modernes Unternehmen mit Vorbildcharakter sein.
Berlin hat eine außergewöhnliche Strahlkraft; dies spiegelt sich in unvergleichbarer Kreativität und dem Mut, Neues auszuprobieren, wider.
Frau Frensch, in 25 Jahren feiert Becker & Kries 100-jähriges Firmenjubiläum. Wohin soll sich das Unternehmen bis dahin entwickeln? Berlin wird wie gehabt einen starken Zuspruch erfahren, somit werden wir weiterhin ein dauerhaft wichtiger Partner für die Stadt sein und das Leben und Arbeiten in der Metropole mitgestalten. Sicherlich werden wir uns aber auch an anderen attraktiven Orten Deutschlands engagiert haben. Ich bin überzeugt, dass die Digitalisierung auch noch in zehn Jahren im Vordergrund steht und uns in die Lage versetzt haben wird, unseren Mietern kontinuierlich vielfältige Angebote zu machen. Hier schwebt mir beispielsweise eine gemeinsame Entwicklung von Energiekonzepten vor, um auf zukünftige Klimaziele einzuzahlen, oder das Schaffen von Quartieren, die modernsten Standards entsprechen und die unterschiedlichen Anforderungen der Bewohner berücksichtigen. Auch werden wir ein Arbeitgeber sein, der Hand in Hand mit dem Team und mit dem Blick auf gemeinsame Firmenziele unternehmerisch sowie
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„Nich so bestän der Wa 88
hts ist ndig wie Wandel.“
Heraklit von Ephesus
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Impressum FĂźnfundsiebzig Jahre Herausgeber: Becker & Kries Holding GmbH & Co. KG MeinekestraĂ&#x;e 25 10719 Berlin Text: Spring. Brandideas GmbH Konzept und Design: Spring. Brandideas GmbH Druck und Bindung: Katalogdruck Berlin Fotos: Harry Schnitger, Getty Images, Unit Zuern, Unsplash, Shutterstock Stand: August 2020
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