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Beat Thoma, Kantonspolizei Zürich

Unfallaufnahme mit Tablet und Digital-Pen

► Beat Thoma, Adjutant mbA bei der Kantonspolizei Zürich

Die Kantonspolizei Zürich führte 2012 die mobile Rapportierung für alle Fronteinsatzkräfte ein. Verkehrsunfälle und kriminalpolizeiliche Ereignisse erfassen die Einsatzkräfte über ein Tablet. Während die Daten online mit dem Rapportierungssystem abgeglichen werden, sind die Funktionäre bereits wieder unterwegs zum nächsten Einsatz. Dadurch steigerte die Kantonspolizei die Effizienz am Ereignisort, minimierte die Fehlerquellen bei der Sachverhaltserfassung und erhöhte die sofortige Verfügbarkeit der Informationen im Rapportsystem für alle Polizeiangehörigen. Im Zuge der Digitalisierung überprüfte die Kantonspolizei Zürich im Jahr 2011 ihre Prozesse bei der Sachverhaltsaufnahme und Rapporterstattung im Rahmen von Verkehrsunfällen und kriminalpolizeilichen Ereignissen wie beispielsweise Sachbeschädigungen oder Einbruchsdelikten. Bis zu diesem Zeitpunkt notierten die Frontfunktionärinnen und -funktionäre am Einsatzort sämtliche Sachverhaltsangaben handschriftlich. Nach dem Einsatz übertrugen sie die Daten manuell in das Rapportierungssystem POLIS (Polizeiliches Informationssystem). Dieser Prozess zeigte sich als wenig effizient, nicht mehr zeitgemäß und aufgrund der manuellen Datenerfassung als fehleranfällig. Der Auftrag der Arbeitsgruppe „Rapportierung+“ bestand denn auch darin, die Prozesse der Tatbestandsaufnahme für kriminal- und verkehrspolizeiliche Rapporte an der Front zu optimieren. Der Fokus lag auf der einmaligen Erfassung der Rapportdaten und der automatischen Übertragung ins Rapportsystem. Im Weiteren sollte ein Datenabgleich mit dem Rapportsystem sowie weiteren Behördensystemen möglich sein. Test auf Herz und Nieren Für den Fronteinsatz musste ein geeignetes Gerät evaluiert werden. In einer Pilotphase wurden verschiedene Tablets auf ihre Funktionalität in unterschiedlichen Situationen getestet. Neben dem Handling im Einsatz wurde auch die Robustheit der Geräte bei allen möglichen Witterungsbedingungen geprüft. Schlussendlich fiel die Wahl auf das iPad von Apple. Neben der Hardware mussten für die mobile Erfassung der Daten spezielle E-Formulare programmiert werden. Anfänglich konzentrierte sich die Arbeitsgruppe auf die sogenannten Rumpfdaten, sprich jene Daten, welche an jeder Unfallstelle und an jedem Tatort erhoben werden müssen, wie Ort- und Zeitangaben, Personalien oder statistische Unfalldaten. Ziel war es, dass die Einsatzkräfte möglichst kurz mit einer Fallbearbeitung

vor Ort gebunden sind und wieder rasch für neue Einsätze zur Verfügung stehen. Die Fertigstellung der Rapporte sollte zu einem späteren Zeitpunkt im Büro erfolgen. Nach und nach wurden die E-Formulare ausgebaut und optimiert. Schlussendlich wurden spezifische Formulare für die zehn häufigsten Rapporttypen und ein generisches Formular für weniger häufige Fälle erstellt. Mobile Rapportierung Im Jahr 2012 wurde die mobile Rapportierung bei der Kantonspolizei Zürich eingeführt. Dies war wegweisend in der Schweizer Polizeilandschaft, da sie als erstes Polizeikorps diesen Schritt vollzogen hat. Mit der Zeit stiegen die Begehrlichkeiten der Frontfunktionärinnen und -funktionäre und die technischen „Ziel war es, dass die Einsatzkräfte möglichst kurz mit einer Fallbearbeitung vor Ort gebunden sind und wieder rasch für neue Einsätze zur Verfügung stehen.“ Möglichkeiten, die sich auftaten, steigerten klar die Effizienz der Tatbestandsaufnahmen. Sukzessive wurde die bestehende Lösung mit weiteren Funktionen ergänzt. So können heute die maschinenlesbaren Zonen von Ausweisen mit dem Tablet gescannt, online mit Personenregistern abgeglichen und die Daten automatisch in das E-Formular übernommen werden. Ebenso verhält es sich mit Kontrollschildern von Fahrzeugen. Nach dem Scannen stehen die Halter- und Fahrzeugdaten zur Übernahme ins E-Formular bereit. Bei der Unfallaufnahme können die einzelnen E-Formulare des Unfallaufnahmeprotokolls unter mehreren Sachbearbeitenden aufgeteilt werden. Dies ermöglicht eine effiziente Unfallaufnahme, indem eine Funktionärin oder ein Funktionär die statistischen Daten zum Unfall erfasst, während der oder die andere die Personalien und Aussagen der Unfallbeteiligten aufnimmt. Wo früher Dokumente für die Unterschrift ausgedruckt werden mussten, werden mit der mobilen Rapporterstattung Strafanträge oder Einvernahmen mit dem Apple Pencil digital unterschrieben. Formularkopien wie beispielsweise die Führerausweisabnahme werden mit einem QR-Code verknüpft und können von den betroffenen Personen

über ein Webportal heruntergeladen werden. Schlussendlich werden Standort- und Adresswahl dank der GPS-Funktion georeferenziert erfasst. Ist die mobile Rapportierung abgeschlossen, wird das E-Formular ins Rapportierungssystem eingeliefert. Dabei wird anhand der erfassten Daten automatisch ein Journaleintrag erzeugt. Die Informationen aus dem Journal und dem eingelieferten Rapport stehen sofort allen Einsatzkräften der Polizeibehörden im Kanton Zürich zur Verfügung.

Kriminalistisches Denken teilweise auf der Strecke

Gleichzeitig erscheint der erfasste Rapport auf der Pendenzenliste des Erfassers im Rapportsystem. Von dort können die Daten validiert und ergänzt und der Rapport kann abgeschlossen werden. Ergänzt wird die mobile Rapportierung durch separate Applikationen zum mobilen Hochladen von Fotos und Videos ins Medienarchiv „SmartPolice“ sowie zur Online-Erfassung von Asservaten direkt am Einsatzort im „Forensischen Asservate-Tracking-System“ (FATS). Der strukturierte Aufbau der E-Formulare zeigt aber auch Risiken der mobilen Rapportierung auf. Die E-Formulare wurden im weitesten Sinne zu Checklisten, was nicht grundsätzlich negativ ist. Insbesondere junge und noch unerfahrene Polizeifunktionärinnen und -funktionäre können dazu verleitet werden, die Formulare im Stil einer Checkliste abzuarbeiten. Dabei bleibt das kriminalistische Denken teilweise auf der Strecke. Solche Mängel müssen in Ausbildungskursen kompensiert werden. Letztendlich ist die Polizei dafür da, Sachverhalte und Delikte zu klären, Täter zu ermitteln und zu verhaften, um diese danach ins Recht zu fassen. Alleine mit einer effizienten, technisch hochstehenden Erfassung der Daten an der Front werden die Fälle aber nicht geklärt. Dieser Spagat zwischen Technik und Polizeiarbeit darf nicht außer Acht gelassen werden.

Adjutant mbA (mit besonderen Aufgaben) Beat Thoma ist Offizierstellvertreter in der Regionalabteilung See/Oberland, Mitglied der Arbeitsgruppe „Rapportierung+“ sowie Fachlehrer für Rapportlehre an der Zürcher Polizeischule. Foto: BS/Kapo ZH

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