»Das Andere Buch« Kursdokumentation

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DOKUMENTATION BUCHKURS Prof. GERTRUD NOLTE SOMMERSEMESTER 2011


INHALT


INHALTSVERZEICHNIS

Alex Amborn...................... Benjamin Asher................... Merlin Barfuß.................... Johannes Breidenbach............. Olga Chernosikow................. Johannes Friedrich............... Christian Fuß.................... Sarah Haaf....................... Alex Haas........................ Suse Hagelauer................... Eva Herre........................ Philipp Koch..................... Regina Rüttiger.................. Felix Volkheimer................. Magdalena Wirkert................

4 12 20 28 36 44 52 60 68 76 84 92 100 108 116

Impressum........................ 124

»Das Andere Buch«, Prof. Gertrud Nolte

Dokuteam: Benjamin Asher Felix Volkheimer (www.bureauagenturatelier.de)


Kursdokumentation Buchkurs, Prof. Gertrud Nolte

Sommersemester 2011

Alex Amborn

4. Semester

Es ist wichtig zu wissen woher man kommt. Ebenso wichtig ist es auch, zu erfahren welche Möglichkeiten die Umwelt eines Jeden zu bieten hat. Daher zeigt und analysiert „Erlaufen“ dem Leser verschiedene Laufwege im Thüringer Wald innerhalb der Region von Schmalkalden. Die Motivation zur Gestaltung dieses Buches liegt in der Liebe zu meiner Heimat und zu der dort bestehenden Natur. Mein Ziel ist deshalb, mehr Menschen davon zu begeistern, sich aufmerksam, mit Spaß und vor allem aktiv, in ihrer Umgebung bewegen zu wollen. Alle Wege sind selbst erlaufen, alle Fotos sind selbst geschossen und fast alle Texte eigens geschrieben. Jeder Laufweg ist nach Distanz, Schwierigkeitsgrad, Höhenmeter, Streckenverlauf und der Beschaffenheit des Bodens analysiert. Damit der Leser die Anhaltspunkte jeder Strecke finden kann, ist auf der Innenseite des Umschlags eine Karte abgebildet, welche die Strecken deutlich markiert. Die horizontale Einteilung in zwei Ebenen innerhalb des Buches, soll den Eindruck eines Filmbandes hinterlassen und dem Leser das Gefühl eines Rundgangs durch die einzelnen Strecken vermitteln. Das Papier ist nur leicht behandelt und cremefarben. Somit hat das Papier die Aufgabe, dem Leser ein naturnahes Gefühl zu vermitteln. Die Schrift Minion Pro ist für jegliche Art von Text vorgesehen, Ausnahme ist das Profil aller Strecken, hierfür findet die Calibri Verwendung.

erlaufen

Laufwege im Thüringer Wald.

Umfang: 85 Seiten Titel: Erlaufen Subtitel: Laufwege im Thüringer Wald Maße: 170mmx230mm Papier: 150g/m2 naturbelassenes Creme-Papier Druckerei: Genheimer Lohr Bindung: Klebebindung Schriftarten: Minion Pro (Brotschrift) Calibri (Streckenprofile)

S. 4


erlaufen

Laufwege im Th端ringer Wald.


Zeichenerklärung Grundschrift: Minion Pro Streckenprofil/analyse: Calibri Erfahrungen des Autors (Minion Pro braun) Besondere Hervorhebungen Schwierigkeitsgrad der Laufstrecke Anfänger Fortgeschrittene Semiprofi Profi Maßstab Laufrichtung Start Ziel Start/Ziel Streckenverlauf



Über den Windenteich „... zieh besser eine Badehose an.“


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Über den Windenteich Zwischen Thüringer Wald und Rhön, eingebettet in das malerische Werratal, liegt die Gemeinde Schwallungen. 788 n.Chr. urkundlich zum ersten Mal erwähnt, gehört die Gemeinde zu den ältesten Orten des Freistaates Thüringen. Vieles gibt es zu erkunden, so befinden wir uns zum Beispiel im Ortsteil Zillbach auf den Spuren von Heinrich Cotta, dem bedeutendsten Forstwissenschaftler seiner Zeit, oder finden im Ortskern von Schwallungen eines der ältesten Zeugnisse unserer Geschichte, die 1375 erbaute Kemenate. Für Erholung sorgt neben der schönen Natur der Windenteich. Diesen findet man auf dem Radweg zwischen Wernshausen und Schwallungen. Früher galt er offiziell als Badeteich, inzwischen dient er dem Anglersport und wird als Aufzuchtsort für verschiedene Fischarten genutzt. Jedoch ist an heißen Sommertagen auch ganz inoffiziell eine Badehose stets zu empfehlen.

„Über den Windenteich“ ist für mich persönlich eine sehr angenehme Strecke zum Laufen. Sie führt den Werra-Radweg entlang durch den grünen Hühn. Der Weg ist größtenteils schattig, so kann man auch an heißen Sommertagen seine Kilometer laufen. Mein absolutes Highlight ist der Windenteich nach 4km. Eine ideale Gelegenheit sich abkühlen zu können oder um sich abseits des Laufens mit Freunden zu verabreden. Die mäßigen 2-3 Steigungen innerhalb des Laufweges hinterlassen nur einen geringfügigen Trainingseffekt, daher lässt sich die Strecke für Fortgeschrittene eingliedern, welche sich für anspruchsvollere Strecken vorbereiten möchten. Die Laufstrecke an sich bietet im Hühn jede Menge Anschlüssmöglichkeiten an weitere Laufwege, die sich gut kombinieren lassen.


Streckenprol:

Ausgangspunkt: Wernshausen, AlexanderPuschkinstraße Richtung Hühn Streckenverlauf: Wernshausen dem WerraRadweg entlang Richtung Schwallungen Kilometer: ca. 7km Bodenprol: weitestgehend weicher Waldboden. Wenig Asphalt sowie SchoƩerbelag Schwierigkeitsgrad: FortgeschriƩene Laufzeit (ca.): ca. 30-40min Höhenmeter: ca. 90m Unterschiede


Kursdokumentation Buchkurs, Prof. Gertrud Nolte

Benjamin Asher

S. 12

Sommersemester 2011

4. Semester

Lob des Schattens – Entwurf einer japanischen Ästhetik (jap. 陰翳礼讃, In’ei Raisan) ist ein langer Essay von Tanizaki Jun’ichiro. Er wurde 1933 in der Zeitschrift Keizai Orai (経済往来) veröffentlicht. Er besteht aus 16 Abschnitten, die in der japanischen Textfassung Überschriften tragen. An der Überschrift lässt sich meist der inhaltliche Schwerpunkt des Abschnittes ablesen.

Titel: Lob des Schattens

Das Werk »Lob des Schattens« setzt sich mit dem japanischen Ästhetizismus und dem Sensualismus Tanizakis auseinander. Tanizaki stellt das traditionell japanischen Ästhetikempfinden dem europäischen gegenüber und demonstriert dabei exemplarisch die Unvereinbarkeit beider.

Schriftarten:

Untertitel: Entwurf einer japanischen Ästhetik (jap. 陰翳礼讃, In’ei Raisan) Umfang: 126 Seiten Maße: 195x220mm Papier: Munken Pocket Cream Druckerei: Scheiner, Würzburg

Adobe Jenson Pro Adobe Kaiti Std

„Das, was man als schön bezeichnet, entsteht in der Regel aus der Praxis des täglichen Lebens. So entdeckten unsere Vorfahren, die wohl oder übel in dunklen Räumen wohnen mussten, irgendwann die dem Schatten innewohnende Schönheit.“

谷陰 崎翳 潤礼 一讃 郎

谷陰 崎翳 潤礼 一讃 郎

T A N I Z A K I J U N ’ IC H I RŌ

L O B D E S S C H AT T E N S


谷陰 崎翳 D E S S C H AT T E N S 潤礼 一讃 郎

T A N I Z A K I J U N ’ IC H I RŌ

LOB



T A N I Z A K I J U N ’ IC H I RŌ

L O B D E S S C H AT T E N S

普請道楽 京都や奈良の寺院 行燈式の電燈 小説家の空想 紙 わらんじや 吸い物椀 建築のこと 日本座敷 暗がりの中にある金色の光 能舞台の暗さ 昔の女 暗がりの中の美 陰翳の世界 東京や大阪の夜 年寄りの愚痴

7 15 21 27 31 45 51 57 67 73 81 85 91 97 103 111

A RC H I T E K TO N I S C H E L I E B H A B E R E I

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Z U M AU TO R

D I E T E M PE L I N K YŌ TO U N D NA R A L E U C H T KÖ R PE R I N F O R M VO N PA PI E R L AT E R N E N FA N TA S I E E I N E S S C H R I F T S T E L L E R S PA PI E R R E S TAU R A N T WA R A N J I-YA H Ö L Z E R N E S U PPE N S C H A L E N A RC H I T E K TO N I S C H E S JA PA N I S C H E R WO H N R AU M DA S L I C H T D E S G O L D E S I N D E R D U N K E L H E I T DIE DU N K ELHEIT DER NŌ-BÜ HN E D I E F R AU E N DA M A L S DA S S C H Ö N E I N D E R D U N K E L H E I T D I E W E LT D E S S C H AT T E N S D I E NAC H T I N TŌ K YŌ U N D Ō S A K A D I E K L AG E N D E R Ä LT E R E N

I M PR E S S U M


Nach den Aussagen von Takebayashi Musōan, der vor ein paar Jahren vorübergehend aus Paris zurückkehrte, seien Tokio und Osaka im Vergleich zu den europäischen Städten nachts viel heller beleuchtet. Selbst mitten auf den Champs-Elysées in Paris gebe es Häuser, wo man Petroleumlampen benütze, während man in Japan schon in sehr abgelegene Berggegenden gehen muß, um noch ein solches Haus zu finden. Vermutlich seien Amerika und Japan die beiden Länder auf der Welt, die am verschwenderischsten mit dem elektrischen Licht umgehen. Musōan stellte fest, Japan versuche eben in jeder Beziehung, Amerika nachzuahmen. Seine Aussagen liegen nun schon vier, fünf Jahre zurück, als das Neonlicht noch nicht in Mode gekommen war. Wenn er also das nächste Mal zurückkehrt, wird seine Verwunderung über die erneut angewachsene Lichtflut noch größer sein. Das Folgende ist eine Anekdote, die mir Herr Yamamoto, der Verleger der Zeitschrift »Kaizō«, mitgeteilt hat: Als er einst den Professor Einstein in die Gegend von Kyoto-Osaka begleitete und der Zug gerade Ishiyama passierte, rief der Professor, der durch das Fenster die Landschaft anschaute, plötzlich aus: »Ah, das ist ja im höchsten Grad unwirtschaftlich!« Auf die Frage warum, zeigte Einstein auf die Lichter, die dort herum am hellichten Tag an den Masten brannten. Herr Yamamoto gab dazu den Kommentar: »Einstein ist Jude und darum wohl so kleinlich in solchen Dingen.« Aber es scheint eine Tatsache zu sein, daß man – Amerika einmal ausgeklammert – in Japan viel verschwenderischer mit dem elektrischen Licht umgeht als in Europa. Da gerade von Ishiyama die Rede ist, sei noch eine weitere komische Begebenheit angefügt. Dieses Jahr hatte ich mir lange den Kopf zerbrochen, wo ich im Herbst den Vollmond betrachten wolle, und mich schließlich für den Ishiyama-Tempel entschieden.

Takebayashi Musōan (1880–1962): Schriftsteller und Übersetzer, lebte zwischen 1922 und 1934 hauptsächlich in Frankreich.

Ishiyama: Tempel östlich von Kyoto am Ausfluß des Biwa-Sees. Einer legendenhaften Überlieferung zufolge hat Murasaki Shikibu, die Verfasserin der ›Geschichte vom Prinzen Genji‹, hier zwei Kapitel ihres Werks niedergeschrieben, indem sie den Mondschein betrachtete. Der Tempel gilt deshalb als für die Mondschau geeigneter Ort.


Der Fünfzehnte: Zu den vielen festlichen Anlässen des japanischen Jahreslaufs gehört die Mondschau. Und zwar gilt nach der Überlieferung der . Tag des . Monats nach altem Kalender (entspricht etwa Mitte September nach unserer Zeitrechnung) als besonders geeignet. Der ›Fünfzehnte Abend‹ (jūgoya) ist daher in der Dichtung ein Jahreszeitenwort für den Herbst und kann mit ›Vollmond‹ gleichgesetzt werden.

Die Küste von Suma, im westlichen Teil der heutigen Stadt Kōbe gelegen, ist ein in der klassischen Literatur vielzitierter Ort. Die Sitte, sich zur Mondschau dorthin zu begeben, geht zurück auf das 12. Kapitel (Suma) des »Genji monogatari«. Siehe: ›Genji monogatari – Die Geschichte vom Prinzen Genji‹, 2 Bde. Manesse Verlag, Zürich 1966.

Doch am Vortag des Fünfzehnten stand in der Zeitung, man habe beim Ishiyama-Tempel Lautsprecher zwischen den Bäumen installiert und werde eine Aufnahme der Mondschein-Sonate abspielen, um zur Unterhaltung des Mondschau-Publikums beizutragen. Als ich das las, verzichtete ich auf der Stelle auf meinen Ishiyama-Ausflug. Und zwar nicht nur, weil ich mich an den Lautsprechern stieß, sondern auch, weil ich fast sicher war, daß man unter diesen Umständen den gesamten Tempelbezirk mit Lichtern und Illuminationen ausstaffieren und einen lebhaften Festbetrieb in Gang setzen würde. Man hatte mir schon einmal auf diese Art die Mondschau verdorben. In einem früheren Jahr gedachte ich nämlich, die fünfzehnte Nacht mit einem Boot auf dem Teich des Suma-Tempels zu verbringen; als wir dann, ich und einige Freunde, mit Eßkästchen ausgerüstet von Land stießen, leuchteten rings um den Teich prunkvolle Lichtgirlanden in allen Farben, und obwohl der Mond am Himmel stand, war es, als gäbe es ihn gar nicht. Wir scheinen, wenn man dies alles bedenkt, in letzter Zeit wie betäubt vom elektrischen Licht und haben offenbar in erstaunlichem Ausmaß unsere Sensibilität verloren gegenüber den Nachteilen, die eine übertriebene Beleuchtung mit sich bringt. Nun ja, in einem Fall wie der Mondschau mag man das auf die leichte Schulter nehmen; aber in Versammlungsräumen, Restaurants, Hotels und Herbergen japanischen Stils geht die Lichtverschwendung im allgemeinen über jegliches Maß hinaus. Ein gewisser Aufwand mag ja notwendig sein, um die Gäste anzuziehen; aber wozu ist es zum Beispiel im Sommer gut, schon bei Taghelle die Lichter anzuzünden? Was nicht nur eine Vergeudung ist, sondern zusätzlich noch ein Ansteigen der Hitze zur Folge hat. Wohin ich auch im Sommer gehe, bringt mich diese Unsitte aus der Fassung. Wenn es draußen zwar kühl, drinnen aber scheußlich heiß ist, so hängt das


谷陰 崎翳 潤礼 一讃 郎


T A N I Z A K I J U N ’ IC H I RŌ

L O B D E S S C H AT T E N S

OR IGI NA L

Autor: Tanizaki Jun’ichirõ Titel: 陰翳礼讃, In’ei raisan Jahr: 1933 Sprache: japanisch VO R L AG E

Übersetzung: Eduard Klopfenstein aus dem Japanischen, 1987 Verlag: Manesse Verlag Zürich, 5. Auflage 1990 ISBN: 3-7175-8109-0 E N T W U R F & L AYO U T

Benjamin Asher im Sommersemester 2011 www.benjamin-asher.de Hochschule für angewandte Wissenschaften Fachhochschule Würzburg-Schweinfurt Lehrveranstaltung: »Das andere Buch«, Prof. Gertrud Nolte Schrift: Adobe Jenson Pro, Papier: Munken Das Buch enstand 2011 zu Studienzwecken und ohne kommerzielle Absicht.


Kursdokumentation Buchkurs, Prof. Gertrud Nolte

Merlin Barfuß Als Designprojekt gestalte ich Uwe Timms „Am Beispiel meines Bruders“ neu. Die einzelnen Fragmente, die sich zu dem essayistischen Inhalt zusammensetzen, wecken mein Interesse. Das Buch ist ein bewegender Versuch über den Bruder, über Schuld und Erinnerung zu schreiben. Gleichzeitig ist es auch ein Portrait der eigenen Familie und eine Studie darüber, welche Haltungen den Nationalsozialismus und den Krieg möglich machten, was das mit uns zu tun hat und wie man darüber sprechen kann. An einer Stelle schreibt der Autor über seinen Bruder: „Er selbst, sein Leben, spricht nur aus den wenigen erhaltenen Briefen und aus dem Tagebuch. Das ist die festgeschriebene Erinnerung.“ Dieses Zitat veranlasst mich dazu die Briefe und Tagebucheinträge des Bruders, die den Grundbaustein für das gesamte Buch bilden, handschriftlich darzustellen, damit der autobiografische Teil des Buches noch authentischer wahrgenommen werden kann. Ein weiteres Zitat aus dem Buch lautet: „Die Briefe meines Bruders, die Orden, sein Tagebuch hat die Mutter in der kleinen Pappschachtel aufgehoben. Die Schachtel lag fünfzig Jahre in der Schublade ihres Frisiertischs.“ und „ein kleines Pappkästchen, mit Briefen, den Orden, ein paar Fotos, einer Zahnpastatube und einem Kamm. Diesen Inhalt und die dazugehörigen Erinnerungen, verarbeitet Uwe Timm zu einem Buch. Das bringt mich auf die Idee, das Buch selbst in eine Schachtel zu legen. So wie die Pappschachtel von der Mutter an Uwe Timm weitergegeben wurde, gibt er die Schachtel in einem anderen Medium an den Leser weiter.

Sommersemester 2011

4. Semester

Titel: Am Beispiel meines Bruder von Uwe Timm Format: 132 mm x 200 mm Handschrift von Merlin Barfuß Papier: Munken Pure 120g/m2 Druck: Genheimer Druck Bindung: Herr Jöst Schriftarten: Bembo Regular Bembo Italic

S. 20



Die Eintragungen in seinem Tagebuch beginnen im Frühjahr 1943, am 14. Februar, und enden am 6.8.43, sechs Wochen vor seiner Verwundung, zehn Wochen vor seinem Tod. Kein Tag ist ausgelassen. Dann, plötzlich, brechen sie ab. Warum? Was ist am 7.8. passiert? Danach gibt es nur noch eine undatierte Eintragung, aber davon soll später die Rede sein.

So geht es weiter, Tag für Tag. Dann heißt es mal wieder warten, dann der alte Trott oder Appelle steigen.

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Es war eine dieser Stellen, an denen ich früher innehielt, beim Weiterlesen zögerte. Könnte mit Läusejagd nicht auch etwas ganz anderes gemeint sein, nicht einfach das Entlausen der Uniform? Andererseits würde dann nicht dastehen 1 Tag Ruhe. Aber dann dieses: Viel Beute! Was verbirgt sich dahinter? Waffen? Warum dieses Ausrufezeichen, das sich sonst selten in seinen Notizen findet?

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Was für ein Pfusch, sagte er, sieh dir das an, die Haare eingenäht, sieht man ganz deutlich, und die Streifen schief und krumm. Er stand vor dem Schaufenster und sagte, man muß klagen, das ist unlauterer Wettbewerb. Die ruinieren das Handwerk. Er war, so wie er dastand, das, was er nie hatte sein wollen und wie er andere verächtlich nannte, ein kleiner Krauter.

Wenn der Karl-Heinz da wäre. Der Bruder hatte sich Schnürstiefel gewünscht, wie sie damals Piloten trugen, Motorradfahrer, SA-Männer. Er sparte sein Taschengeld, bis er sich die Stiefel kaufen konnte. Ein Bild zeigt ihn in HJ-Uniform mit diesen Stiefeln, die hoch über die Waden reichten. Die Senkel wurden über die beidseitigen Haken geschnürt. Er wollte nach Afrika. Aber Rommel konnte man sich nicht aussuchen. Ich habe meine ersten Jeans, ich war 12 Jahre alt, nach einem monatelangen zähen Kampf kaufen dürfen, unterstützt von der Mutter und von Massa. In diesen Jeans ging ich in die Stadt, und das Gehen war ein anderes, langsamer, eben das lässige Gehen, das der Vater, der den deutschen Infanterieschritt lobte, nicht mochte. Ich ging in das Amerikahaus, das damals an der Binnenalster lag. Dort wurden Filme gezeigt und Bücher ausgeliehen. Bildbände, so lernte ich die USA kennen. Fotos von den Wäldern, den Hochhäusern, den Seen, den Farmbetrieben, den Küsten: ein Land, das Weite versprach, Ferne ahnen ließ. Eine Gegenwelt zu dem Trümmerland, mit seiner quetschenden Enge, seinen Vorschriften und Anordnungen. Ich las Hemingway, kaufte mir zu den Jeans ein Kordhemd. Und ein in roten Kunststoff eingebundenes Buch, mit der Aufschrift Tagebuch. Es zeigt beim Durchblättern eine Tintenschrift, die ich entfernt als meine erkenne, klein und eigentümlich eckig versucht sie die Tagträume zur Sprache zu bringen: Büffelherden, Wasserfälle, Baumriesen. Dieses Wort: Wolkenkratzer. 72


Der Wunsch des Heranwachsenden war, dort eine Zeitlang zu leben, wenn nicht gar ganz auszuwandern. Ein Land, so stellte es sich in dem Amerikahaus dar, in dem fast immer die Sonne schien, in dem Milch und Honig flossen. Alles schien praktisch, einfach und solide zu sein. Was die beiden Hemden belegten, die mein Vater in dem Carepaket fand. Sie waren von einer Qualität, die von der Wäscherin, die auch bügelte, gelobt wurde. Die Manschetten hatten Knöpfe, keine Doppelmanschetten, die mit Manschettenknöpfen zugeknöpft werden mußten, eine Fummelarbeit, die meine Mutter oder ich dem Vater abnahm. Den Karton hob meine Mutter auf, diesen besonders stabilen Pappkarton mit der Aufschrift: C. A. R. E. In ihm verwahrte sie die Christbaumkugeln, die bei der Ausbombung 1943 gerettet worden waren. Und nur nach und nach und über die Jahre, beim Ein- und Auspacken, gingen einige zu Bruch, bis die letzten und mit ihnen auch der Karton uns bei einem Wohnungsbrand im Jahr 1999 verlorengingen. Die formelhafte Zusammenfassung der Eltern für das Geschehen war der Schicksalsschlag, ein Schicksal, worauf man persönlich keinen Einfluß hatte nehmen können. Den Jungen verloren und das Heim, das war einer der Sätze, mit denen man sich aus dem Nachdenken über die Gründe entzog. Man glaubte mit diesem Leid seinen Teil an der allgemeinen Sühne geleistet zu haben. Fürchterlich war eben alles, schon weil man selbst Opfer geworden war, Opfer eines unerklärlichen kollektiven Schicksals. Es waren dämonische Kräfte, die entweder außerhalb der Geschichte walteten oder Teil der menschlichen Natur waren, auf jeden Fall waren sie katastrophisch und unabwendbar. Entscheidungen, in die man sich nur schicken konnte. Und man fühlte sich vom Schicksal ungerecht behandelt. Wie sah der Bruder sich selbst? Welche Empfindungen hatte er? Erkannte er etwas wie Täterschaft, Schuldigwerden, Unrecht? 73


Wie kommt ein dreijähriges Kind dazu, alle Russen totschießen zu wollen? Es war die selbstverständliche Rede. Es könnte aber auch eine höchst indirekte mütterliche Aufforderung gewesen sein, zu desertieren, die, wegen der Briefzensur, einem Kind in den Mund gelegt worden war. Denn das ergibt keinen Sinn, wenn man alle Russen totschießt, muß man nicht mehr türmen. Die Lüneburger Heide. Der Totengrund. Schleswig-Holstein. Bad Segeberg. Sonntagnachmittag. Das Spazierengehen um den See. Der Vater mit Hut und im leichten Sommermantel, in der Hand die Lederhandschuhe, die Mutter im Kostüm, einem hellen Staubmantel, Garnhandschuhe, das Kind in hellen Hosen, weißen Kniestrümpfen, so gingen wir am Seeufer spazieren. Die Erinnerung daran ist Lähmung, eine Lähmung beim Atmen, eine Lähmung beim Denken, eine Lähmung der Erinnerung. Und noch etwas, oft wurde auf diesen Sonntagsausflügen von ihm geredet, oder ist dieses oft eine starke Übertreibung dessen, was wirklich war, nämlich ein hin und wieder, und hatte es sich nur mir so eingeprägt, weil es immer auch ein Reden, zumal wenn es sich nicht an mich richtete, war, das mich in Frage stellte? Es war auch ein Infragestellen des Lebens beider, der Eltern. Was wäre, wenn. Eine ganz überflüssige Frage, die aber immer auch auf den Fragenden zielt, inwieweit ihm die Dinge als veränderbar, dem Zugriff rationalen Handelns ausgesetzt erschienen. Wobei die Mutter dem Vater nie einen Vorwurf 46


machte. Es hieß, er habe sich tatsächlich freiwillig gemeldet, der Vater hätte nicht zugeredet. Aber dessen bedurfte es auch nicht. Es war nur die wortlose Ausführung von dem, was der Vater im Einklang mit der Gesellschaft wünschte. Ich hingegen hatte eigene Worte finden können, Widerworte, das Fragen und Nachfragen. Und Worte, mit denen sich Traurigsein und Angst ausdrücken ließen – im Erzählen. Der Junge träumt und tünt. Tünen hieß lügen, flunkern. Das plattdeutsche Wort kommt, und trifft es recht gut, von flechten.Tatsächlich war es für den Jungen ein Zusammenflechten von Gehörtem und Gesehenem, um sich selbst und den Dingen eine ganz eigene Bedeutung zu geben. Der ängstliche Junge. Der tapfere Junge.

Brief an den Vater 20.7.43 47


Kursdokumentation Buchkurs, Prof. Gertrud Nolte

S. 28

Sommersemester 2011

Johannes Breidenbach

6. Semester

Dieses Buch beschäftigt sich mit der Aufbereitung des Sammelwerkes Würzburger Straßennamen Band I von Bruno Rottenbach aus dem Jahr 1965. Statuen auf altem Kopfsteinpflaster, MadonnenFiguren an schiefen bröckligen oder auch frisch restaurierten Hausfassaden oder Gedenk- und Erinnerungstafeln von denen einem Namen wie Riemenschneider, Röntgen, Goethe oder Napoleon ins Auge springen erinnern an eine längst vergangene Zeit. Die manchmal nur kleinen Überbleibsel machten mich immer wieder neugierig auf die Geschichte dahinter und so wurde ich auf der Suche nach einem Buch auf meine Vorlage aufmerksam. Viele Geschichtsbücher behandeln bestimmte Themengebiete und Epochen, Würzburger Straßennamen jedoch befasste sich mit der Aufarbeitung der Geschichte historisch interessanter Straßen, Gassen und Plätzen in Würzburg. Ursprünglich handelte es sich hierbei um eine Artikel-Serie im Fränkischen Volksblatt welche immer eine weitere Straße aufgriff. Später wurden diese bebildert und in zwei Bänden zusammengefasst. Band I fiel mir in die Hände und ich war sofort von der Thematik angetan. Bruno Rottenbach nennt seine Artikel über Würzburger Straßen und Gassen Streiflichter, ich hoffe diese hiermit zu neuem Leuchten zu bringen und Würzburger Würzburger Straßennamen Straßennamen das Interesse auch in jüngeren Generationen für die Geschichte unserer Stadt zu wecken.

Titel: Würzburger Straßennamen Umfang: 196 Seiten Format: 195mm x 210mm Papier: 120g matt Druck: Hinckel druck GmbH (Wertheim), Bindung: Fadenheftung Eigene Kartografie und karte auf Ausklapperseite Schriftarten: itc officina sans & serif

„Das Gefühl beglückender Geborgenheit „Das Gefühl beglückender Geborgenheit fälltungefähr einem nicht von ungefähr in den fällt einem nicht von in den Schoß. um eine Stadt werben Schoß. Man muß um eineMan Stadtmuß werben wie umschreibt eine Geliebte.So schreibt Oberwie um eine Geliebte.So Oberbürgermeister Dr. Helmuth Zimmerer bürgermeister Dr. Helmuth Zimmerer im „Willkommensbuch“ der Stadt im „Willkommensbuch“ der Stadt Würzburg, welchesWürzburg, jeder neuewelches Bürger jeder neue Bürger bei seiner Anmeldung vom Städtischen bei seiner Anmeldung vom Städtischen Einwohnermeldeamt Einwohnermeldeamt erhält. Zu diesem erhält. Zu diesem Werben und dem damit verbundenen Werben und dem damit verbundenen Kennenlernen Kennenlernen einer Stadt gehörteiner auch Stadt gehört auch die Kenntnis seiner Straßennamen. die Kenntnis seiner Straßennamen. Geschichte der Straßen einer Stadt Die Geschichte derDie Straßen einer Stadt Stadtgeschichte. ist Stadtgeschichte.istEin Gang durch Ein Gang durch dieStadt Straßen unserer die Straßen unserer ist, wie es Stadt ist, wie es schon Thomas Memminger treffend schon Thomas Memminger treffend ausdrückte,durch eine Wanderung durch eine ausdrückte, eine Wanderung eine mehr als tausendjährige Entwicklung mehr als tausendjährige Entwicklung und damit die beste Heimatkunde, und damit die beste Heimatkunde, Bürger, die einem Bürger, die vor einem allem aber denvor allem aber den angehenden Bürgerinnen und Bürgern, angehenden Bürgerinnen und Bürgern, vermittelt werden vermittelt kann …“ werden kann …“

Viele Geschichtsbücher behandeln bestimmte ThemenViele Geschichtsbücher behandeln bestimmte Themengebiete und Epochen, Würzburger Straßennamen jedoch gebiete und Epochen, Würzburger Straßennamen jedoch

befasste sich der Aufarbeitung der Geschichte befasste sich mit der Aufarbeitung der mit Geschichte historisch interessanter Straßen, historisch interessanter Straßen, Gassen und Plätzen in Gassen und Plätzen in

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Rottenbach nennt seineStraßen Artikel über Würzburger Straßen Rottenbach nennt seine Artikel über Würzburger „Streifl ichter“, und Gassen „Streiflichter“,und ich Gassen hoffe diese hiermit zuich hoffe diese hiermit zu neuem zu bringen neuem Leuchten zu bringen und Leuchten das Interesse auch inund das Interesse auch in Generationen die Geschichte unserer Stadt jüngeren Generationen fürjüngeren die Geschichte unsererfür Stadt zu wecken.

zu wecken.

Vorlage Bruno aus dem Jahr 1965, Vorlage von Bruno Rottenbach ausvon dem Jahr Rottenbach 1965, wurdenach in einer nach eben dieser wurde in einer Semesterarbeit ebenSemesterarbeit dieser neu gestaltet Vorlage neu gestaltet undVorlage durch Fotografi en undund durch Fotografien und Kartenillustrationen erweitert. Kartenillustrationen erweitert. Enstanden 2011Buch. im Buchkurs Das andere Buch. Enstanden 2011 im Buchkurs Das andere Breidenbach im 6. Fachsemester von Johannes Breidenbachvon im Johannes 6. Fachsemester bei Fakultät Frau Prof.Gestaltung, Gertrud Nolte, Fakultät Gestaltung, bei Frau Prof. Gertrud Nolte, FH-Würzburg Schweinfurt.FH-Würzburg Schweinfurt.

Würzburger Straßennamen

Dieses Buch, über die historischen Hintergründe der Dieses Buch, über die historischen Hintergründe der Würzburger und Gassen nach der Würzburger Straßen und Gassen nach Straßen der

Würzburger Straßennamen

Bruno Rottenbach (1965) Bruno Rottenbach (1965)

Würzburger Würzburger

Würzburger Würzburger Straßennamen Straßennamen Straßennamen Straßennamen


„Das Gefühl beglückender Gebor fällt einem nicht von ungefähr i Schoß. Man muß um eine Stadt wie um eine Geliebte.So schreibt bürgermeister Dr. Helmuth Zimm im „Willkommensbuch“ der Stad Würzburg, welches jeder neue B bei seiner Anmeldung vom Städ Einwohnermeldeamt erhält. Zu Werben und dem damit verbund Kennenlernen einer Stadt gehör die Kenntnis seiner Straßennam Die Geschichte der Straßen einer ist Stadtgeschichte. Ein Gang du die Straßen unserer Stadt ist, w schon Thomas Memminger treffe ausdrückte, eine Wanderung du mehr als tausendjährige Entwic und damit die beste Heimatkun die einem Bürger, vor allem abe angehenden Bürgerinnen und B vermittelt werden kann …“ Bruno Rottenbach (1965)

Würzburger

Würzburger Straßennamen Straßennamen


Das Wort vor dem Buch

Dieses Buch beschäftigt sich mit der Aufbereitung des Sammelwerkes Würzburger Straßennamen Band I von Bruno Rottenbach aus dem Jahr 1965. Wenn man als zugezogener Würzburger noch keine drei Jahre in dieser Stadt lebt, kennt man noch nicht jeden Winkel. Natürlich ist Würzburg im Vergleich zu Deutschlands Metropolen keine große Stadt, dennoch geschieht es nur selten dass man sich in die verworrenen Winkel der zahlreichen Gassen rund um den Würzburger Marktplatz verläuft. Passiert es aber doch, so findet man sich in einer durch die verschiedensten Jahrhunderte und Epochen geprägten Welt wieder. Statuen auf altem Kopfsteinpflaster, Madonnen-Figuren an schiefen bröckligen oder auch frisch restaurierten Hausfassaden oder Gedenk- und Erinnerungstafeln von denen einem Namen wie Riemenschneider, Röntgen, Goethe oder Napoleon ins Auge springen erinnern an eine längst vergangene Zeit. Die manchmal nur kleinen Überbleibsel machten mich immer wieder neugierig auf die Geschichte dahinter und so wurde ich auf der Suche nach einem Buch auf meine Vorlage aufmerksam. Viele Geschichtsbücher behandeln bestimmte Themengebiete und Epochen, Würzburger Straßennamen jedoch befasste sich mit der Aufarbeitung der Geschichte historisch interessanter Straßen, Gassen und Plätzen in Würzburg. Ursprünglich handelte es sich hierbei um eine ArtikelSerie im Fränkischen Volksblatt welche immer eine weitere Straße aufgriff. Später wurden diese bebildert und in zwei Bänden zusammengefasst. Band I fiel mir in die Hände und ich war sofort von der Thematik angetan. Bruno Rottenbach nennt seine Artikel über Würzburger Straßen und Gassen Streiflichter, ich hoffe diese hiermit zu neuem Leuchten zu bringen und das Interesse auch in jüngeren Generationen für die Geschichte unserer Stadt zu wecken.

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„Geschichte

ist nicht nur Geschehenes,

sondern

Geschichtetes – also

auf dem

der Boden,

wir stehen und bauen.“

Hans von Keler (*1925), deutscher Theologe

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Das Kartoffeldenkmal auf dem Galgenberg

UlrichstraĂ&#x;e

Das Denkmal in der St. Adalbero-Kirche 64


Das Kartoffeldenkmal steht auf dem Flugplatz. Auf einer Sockelseite steht geschrieben: 1737 zu Ehren des um die Landwirtschaft und im besonderen um den Kartoffelanbau in Franken hochverdienten Professors Philipp Adam Ulrich.

Die interessante Geschichte des Kartoffeldenkmals auf dem Galgenberg ist zugleich die Geschichte Prof. Philipp Adam Ulrichs, an den auch die Ulrichstraße im Frauenland von der Seinsheimstraße südwärts bis zur Schlörstraße erinnert. Das Kartoffeldenkmal auf dem Galgenberg ist eine Pieta aus der Werkstatt Jakob van der Auveras. Gestiftet wurde dieses Marienbildnis mit dem Leichnam Jesu im Schoße von Universitätsprofessor, Hofrat und Lehrer der Rechte, Dr. Philipp Adam Ulrich. Ihm, dessen Name auch in einer Straße für die Nachwelt besonders geehrt wurde, verdankt das Frankenland die Einführung des Kartoffel- und Kleeanbaues und der Seidenzucht. An der Straße nach Rottendorf, etwa eine halbe Stunde von der Stadt entfernt, besaß Prof. Ulrich teils als Pacht, teils als Eigentum, mehrere Felder, die im Volksmund die Professorenäcker genannt wurden. Außerdem hatte er den Wöllriederhof gepachtet. Hier wie dort machte Ulrich seine ersten Versuche zur Verbesserung der Landwirtschaft durch Anbau von Klee (Luzerne), Kartoffeln und die Verwendung landwirtschaftlicher Maschinen. Die öden Ellern an der Rottendorfer Straße verwandelte er in fruchtbares Land. Einige Schritte von der Straße entfernt ließ der fromme

und gläubige Professor Ulrich im Jahre 1736 die Pieta errichten. Er pflegte vor dem Bild der Gottesmutter zu beten, wenn er seine Felder und den Hof besuchte, um für sein Unternehmen den Segen des Himmels zu erflehen. Zwölf Jahre nach Errichtung dieses Bildstocks beschloß Professor Ulrich sein tatenreiches Leben. Er wurde in der St.-Peters-Kirche, hinter der Rokokokanzel, die in ihrer alten Gestalt wiedererstehen soll, begraben. Erst 1818 wurde das Andenken Ulrichs durch ein Denkmal auf der Südseite der Kirche, gegenüber einer Grabstätte, geehrt. Professor Franz Oberthür war es, der die fränkischen Landwirte damals zu einer Spendensammlung für das zu errichtende Denkmal aufrief. Die Neigung Ulrichs zur Landwirtschaft war mittlerweile so stark geworden, daß er sich teilweise von seinem Lehramt zurückzog und sich von dem Lizentiaten Georg Anton Behr, dem späteren Professor des Naturrechtes und der juristischen Praxis, vertreten ließ. Außer dem Wöllriederhof pachtete Ulrich auch den bei Herletsheim gelegenen und zur Pfarrei Kolitzheim gehörigen Herletshof. Auf diesen Pachtgütern und auf seinem Eigenbesitz betrieb Ulrich nun rationelle Landwirtschaft, nicht ohne sich dadurch dem Spott seiner

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Festung Marienberg und neue Promenade am Mainkai

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Kursdokumentation Buchkurs, Prof. Gertrud Nolte

S. 36

Sommersemester 2011

Olga Chernoisikow

Papier: munken print white, 115g / m2 Druck: Druckerei Scheinet, Würzburg Bindung: Fadenbindung Cover aus Leinen, mit zusätzlichem Schutzumschlag Schriftarten: Corporate A, light Corporate A, regular Corporate A, light kursiv Melbourne, light

Der Kräuterkalender

Das Buch ist eine Art Ratgeber für alle, die einen Einblick in die Kräuter- und Naturkunde bekommen möchten. „Der Kräuterkalender“ möchte verständlich machen, dass sich jeder die Natur und ihre Pflanzen für seine eigene Gesundheit zu Nutzen machen kann. Neben Tipps zur allgemeinen Gesundheit und Ernährung, enthält das Buch Anleitungen zur Herstellung eigener Naturheilmittel. Des weiteren werden die vierzehn wichtigsten heimischen Kräuter genau vorgestellt, beschrieben und mit Fotografien unterstützt. Im Kapitel „KräuterGesund und fit durch kalender“ wird aufgezeigt wie man sich, mit das ganze Jahr, mit Hilfe der Kräuter, in den entsprechenden Movielen Tipps und Tricks Anne Suppelt ist und gelernte naten fit gesund halten kann. Zuletzt gibt der Kräuterexpertin Kosmetikerin und Drogistin. es eine Auflistung von Krankheiten, die durch Anne Suppelt. Schon immer galt ihre Liebe die Verwendung von Kräutern und Naturheilmitden Kräutern und der Naturtel gelindert werden können. heilkunde. Ich wählte das Buch, da es mir die Gestaltung Nach dreijährigem Aufenthalt darin nicht gefiel. Es wirkte auf mich bieder in Südafrika begann sie, ihr und bei veraltet. Mein Ziel war es das Buch im allWissen der Heilkräutergemeinen expertin Gisela moderner Schmidtlein zu gestalten, allerdings nur soweit, wie es zum Thema passte. Einen Schwerin Tecklenburg zu vertiefen. legte dabei auf die Darstellung der Siepunkte ist Inhaberin einesich KräuterKräuter Formund von Fotografien. lädchens, hält in Vorträge bietet regelmäßig Seminare an.

Anne Suppelt ist gelernte Kosmetikerin und Drogistin. Schon immer galt ihre Liebe den Kräutern und der Naturheilkunde. Nach dreijährigem Aufenthalt in Südafrika begann sie, ihr Wissen bei der Heilkräuterexpertin Gisela Schmidtlein in Tecklenburg zu vertiefen. Sie ist Inhaberin eines Kräuterlädchens, hält Vorträge und bietet regelmäßig Seminare an.

Gesund und fit durch das ganze Jahr, mit vielen Tipps und Tricks der Kräuterexpertin Anne Suppelt.

Der Kräuterkalender fit und gesund durch das ganze Jahr

Der Kräuterkalender

4. Semester


Der Kr채uterkalender fit und gesund durch das ganze Jahr


Frauenmantel

Alchemilla vulgaris

Frauenmänteli, Frauenhilf, Marienkraut, Taublatt, Tauschüsselchen, Tränenschön, Weiberkittel Volksmund

Der Frauenmanteltee ist ein ausgesprochener Frauentee, der besonders bei Erkrankungen des Unterleibes getrunken werden sollte. Der Tee besitzt eine große Heilkraft.

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Vom Umgang mit Kräutern Wenn man sich nur die Zeit nicht reuen ließe, bei Spaziergängen oder ähnlichen Gelegenheiten die Kräuter zu sammeln. Sebastian Kneipp

Ob frisch oder getrocknet, wie man Heilkräuter einsetzen möchte, hängt von der Jahreszeit und der jeweiligen Verfügbarkeit der Pflanze ab. Getrocknete Kräuter verlieren für die Dauer eines Jahres nichts von ihrer Wirksamkeit. Man darf sich getrost ihrer bedienen. Viel wichtiger ist der sachgerechte Umgang, und der beginnt schon beim Sammeln.

Sammeln, Trocknen und Aufbewahren Wer seine Naturheilmittel nicht in Spezialgeschäften, Apotheken, oder Drogerien einkaufen möchte, den versorgt die Natur kostenlos mit wertvollen Kräutern. Doch Vorsicht: In der Nähe von Straßen und Industrieanlagen, sowie intensiv genutzten und damit auch oft gespritzten landwirtschaftlichen Flächen wie Weinbergen oder Feldern sollte man nicht auf die Suche gehen. Denn solche Pflanzen könnten schadstoffbelastet sein. Luftdurchlässige Körbe oder Baumwollsäckchen eignen sich gut zum Transport der, möglichst mit einer Schere oder dem Messer frisch geschnittenen, Kräuter. Plastiktüten sind ungeeignet. Darin verderben die Pflanzen rasch. Zum Sammeln sollte man sich einen trockenen, sonnigen Tag wählen. Regen- oder taunasse Blätter und Blüten sind nicht geeignet Denn nur an trockenen Tagen ziehen die Wirkstoffe durch das Sonnenlicht von der Wurzel in Blätter und Blüten. Wertvolle Hilfe beim Erkennen der Pflanzen kann ein Bestimmungsbuch leisten. Die frisch gesammelten Pflanzen nicht waschen, weil die darin enthaltenen wasserlöslichen Bestandteile sonst verloren gehen. In einem mit Küchenkrepp ausgelegten Holz- oder Pappbehälter werden die Pflanzenteile ausgebreitet und anschließend an einem luftigen, schattigen Ort langsam getrocknet. Es ist wichtig, dass die Pflanzen langsam und natürlich trocknen, meiden Sie deshalb elektrische Geräte. Es dauert in etwa zwei bis vier Wochen, bis die Kräuter und Blüten brechen, sobald man sie zwischen den Fingern reibt. Nun sind sie etwa ein Jahr haltbar. In lichtgeschützten Glasgefäßen, in Pappkartons und Papiertüten lassen sich die Heilkräuter am besten aufbewahren. Das Beschriften der Behälter ist wichtig. Auch das Datum der Ernte sollte nicht fehlen.

Herstellen, Anwenden eigener Heilmittel In bestimmten Fällen ist der sogenannte Kaltansatz zu empfehlen. Die in kaltem Wasser eingeweichten Kräuter bleiben zehn bis zwölf Stunden stehen. Den durchgesiebten Sud trinkt man am besten

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ungesüßt, da Zucker dem Tee einen Teil seiner Wirkung nimmt. Wer dennoch auf das Süßen nicht verzichten möchte, sollte nur mit Honig süßen.

Teekur Bei einer kurähnlichen Anwendung empfiehlt es sich, vier bis sechs Wochen lang täglich einen Liter des gewünschten Tees über den Tag verteilt zu trinken. Das fördert Reinigung, Entschlackung und Entgiftung des Körpers.

Tinkturen Man befüllt ein Weithalsglas beliebiger Größe locker mit frischen Kräutern und gießt es randvoll mit 38-prozentigem Alkohol auf. Am besten entzieht Kornschnaps den Pflanzen ihre Wirkstoffe. Auf keinen Fall sollte man sie mit Obstler ansetzen. Bei Zimmertemperatur bleibt die Mischung etwa drei Wochen lang stehen. Dann siebt und filtert man die Tinktur, Kaffeefilter eignen sich gut dazu. Dann füllt man sie in dunklen Falschen und beschriftet diese. Alle Tinkturen sind unbegrenzt haltbar. Anwendung: 10 bis 15 Tropfen werden dreimal täglich mit etwa einem Schnapsglas voll Wasser oder Tee verdünnt und getrunken. Verwendet werden sie innerlich bei allen nervösen, krampfartigen Beschwerden. Wichtig ist dabei, dass man sie immer nur verdünnt zu sich nimmt. Äußerlich verwendet man sie zum Einreiben bei Verstauchungen, Blutergüssen, Verrenkungen usw. unverdünnt. Bei Schmerzen und Krämpfen tränkt man einen Baumwolllappen mit der entsprechenden Tinktur. Man legt ihn auf den betroffenen Teil des Körpers und deckt ihn mit einem Stück Plastikfolie ab, damit der Alkohol nicht verfliegt. Ein zusätzlich darüber gebreitetes Tuch hält den Körper an dieser Stelle warm.

Öle Auch hier werden wieder frische Kräuter locker in ein Weithalsglas schichtet. Dann füllt man das Gefäß randvoll mit hochwertigem kaltgepressten Pflanzenöl auf, zum Beispiel Distelöl oder Olivenöl. Bei gleichmäßig warmer Temperatur bleibt das Glas acht Wochen lang gut verschlossen stehen. Dann wird das Öl gesiebt, gefiltert und in dunkle Flaschen gefüllt. Am besten bewahrt man Öle in kühlen Räumen, aber nicht im Kühlschrank auf. Sie sind etwa ein Jahr haltbar. Eine Ausnahme macht lediglich das Johanniskrautöl. Es kann bis zu zwei Jahre lang aufbewahrt werden. Anwendung: Vor allem äußerlich werden Kräuteröle verwendet. Man reibt zum Beispiel bei Muskelverspannungen die schmerzenden Körperstellen ein. Je nach Krautzusatz wirken die Öle beruhigend

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Standort

Sammeln

Inhaltsstoffe Wirkung Anwendung

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Das Kraut mit seiner gelben, unscheinbaren Blüte wächst überall in Europa, bevorzugt auf mageren Wiesen, Weiden und an Wegrändern. In der Blütezeit von Mai bis Juni sammeln wir das obere blühende Drittel der Pflanze, ansonsten nehmen wir nur die Blätter. Ätherische Öle, Gerbstoffe Entzündungshemmend und krampflösend Bei allen Beschwerden, die mit dem Unterleib zusammenhängen, wie in den Wechseljahren Menstruationsbeschwerden, Weißfluß Eierstockentzündungen, Problemen mit der Gebärmutter.


Zubereitungen Tee

Einen Teelöffel getrocknete oder eine lockere Handvoll frischer Kräuter in einer Teetasse mit einem Liter Wasser überbrühen, drei bis fünf Minuten ziehen lassen. Davon trinken Sie zwei Tassen täglich.

Teekur

Einen Liter Tee täglich vier bis sechs Wochen lang über den Tag verteilt trinken.

Tinktur

Die Herstellung der Tinktur finden Sie im vorherigen Kapitel.

Kräuterbad

Die Zubereitung finden Sie im Kapitel davor.

Kräuterdunstauflagen

Eine genauere Beschreibung zur Herstellung von Dunstauflagen steht im vorhergehenden Kapitel.

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Kursdokumentation Buchkurs, Prof. Gertrud Nolte

Sommersemester 2011

Johannes Friedrich

S. 44

6. Semester

Der Klimawandel ist in aller Munde. Fernsehen, Zeitungen und Internet überschütten uns tagein tagaus mit mehr oder weniger neuen Thesen und Fragen, Ansichten und Meinungen, Kommentaren und Behauptungen. Längst ist der Klimawandel zu einem Politikum geworden – mit dem man noch dazu sehr viel Geld verdienen kann. An Interessengruppen mangelt es jedenfalls nicht.

Papier: Munken Print white, 115g / m2 Druck: Druckerei Scheinet, Würzburg Bindung: Fadenbindung Cover aus Leinen, mit zusätzlichem Schutzumschlag Schriftarten:

einen Umsatz von 33 Mrd. Euro. Doch wegen des Klimawandels stehen dem Waldbau große Veränderungen bevor. Zeit sich mit den zukünftigen Bedürfnissen des Waldes auseinanderzusetzen.

Florian Hacker hat dies an der Universität Würzburg getan. Was bisher nur in verschiedenen Fachzeitschriften zu lesen war, liegt nun gebündelt und aufbereitet als Buch vor.

Florian Hacker

Die Branche »Forst und Holz« machte im Jahr 2009 in Deutschland

Der Einfluss des Klimawandels auf die Bayerischen Wälder

und aufbereitet als Buch vor.

Grund genug diese Arbeit nun in Buchform darzubieten. Die Bestandteile TEXT – STATISTIK – BILD werden durch verkürzte Seiten kombiniert. So ermöglicht sich ein störungsfreier Textfluss. Statistiken bekommen ihren eigenen Raum und Fotografien bewirken eine Attraktivierung und gleichzeitig lockern sie den wissenschaftlichen Charakter auf. Der Text wird am Boden „aufgehängt“, so wie auch Pflanzen von unten nach oben wachsen.

Der Einfluss des Klimawandels auf die Bayerischen Wälder ein ausblick mit fokus auf den waldbau, im speziellen dem der fichte .

Florian Hacker

Florian Hacker

Corporate A, regular Die Branche »Forst und Holz« machte im Jahr Corporate A, light kursiv 2009 in Deutschland einen Umsatz von 33 Mrd. Melbourne, light Euro. Doch gerade hier wird der Klimawandel gravierende Veränderungen bewirken. Bäume Dieaber Branche und Holz« machte im Jahr 2009 in Deutschland wachsen nicht»Forst von heute auf morgen. Grund genug sich besser gestern als heute mit den einen Umsatz von 33 Mrd. Euro. Doch wegen des Klimawandels stehen zukünftigen Bedürfnissen des Waldes auseinandem Waldbau Veränderungen bevor. Zeit sich mit den zukünftigen derzusetzen. Floriangroße Hacker hat dies mit seiner Zulassungsarbeit zum Staatsexamen an der UniBedürfnissen des Waldes auseinanderzusetzen. versität Würzburg getan. Der Reiz seiner Arbeit ist aber nicht nur im Thema selbst begründet. Die Erkenntnisse über den Einfluss des KlimaFlorian Hacker hat dies an der Universität Würzburg getan. Was bisher wandels auf den Wald waren bisher nur in verschiedenen zu lesen. nur in Fachzeitschriften verschiedenen Fachzeitschriften zu lesen war, liegt nun gebündelt

Der Einfluss des Klimawandels auf die Bayerischen Wälder

Corporate A, light


Der Einfluss des Klimawandels auf die Bayerischen W채lder ein ausblick mit fokus auf den waldbau, im speziellen dem der fichte .

Florian Hacker



Der Einfluss des Klimawandels auf die Bayerischen W채lder ein ausblick mit fokus auf den waldbau, im speziellen dem der fichte .

Florian Hacker


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Hinf端hrung


hinführung Die Lebensräume aller Tiere und Pflanzen sind von verschiedenen Standort­ faktoren abhängig, von denen das Klima die wichtigste Rolle einnimmt. Der ganze Globus unterteilt sich in verschiedene Klima­ und Vegetationszonen, die von jeweils sehr verschiedenen Tier­ und Pflanzenarten besiedelt werden. Diese Großeinheiten untergliedern sich wiederum in kleinere klimatische Einheiten. Selbst Bayern ist infolge seiner natürlichen Struktur lage­ und reliefbedingt in zahlreiche Untereinheiten unterteilt, die sich in ihrer Ausstattung mit Tier­ und Pflanzengesellschaften deutlich unterscheiden. Betrachtet man die Klimabedin­ gungen dieser Lebensräume, so kann – neben den anderen standörtlichen Ge­ gebenheiten – ein Unterschied der Jahresdurchschnittstemperatur um nur ein Grad bereits gravierende Auswirkungen bewirken. Die Klimabedingungen in Bayern änderten sich in den letzten 100 Jahren sowohl natürlich, als auch durch die Wirkung des Menschen verursacht, kontinuierlich und müssen in einem glo­ balen Kontext und Wandel, dessen Ausmaß von Ursache und Wirkung nur schwer einzuschätzen ist, gesehen werden. Um die zukünftige Entwicklung des Klimas, die allgemein auch mit dem Schlagwort »Klimawandel« belegt wird, abzuschätzen zu können, gibt es zahllose wissenschaftliche Untersuchungen, die auf Grund unterschiedlicher Ansätze und oft auch hintergründig subjektiver Ausrichtungen zu oft unterschiedlichen und teilweise verwirrenden Ergebnissen kommen. Als inzwischen wissenschaftlich gesichert und weltweit anerkannt kann gelten, dass der Klimawandel zwar ein durchaus natürliches Phänomen ist, das aber durch den Menschen und seine kumulierende Emission von Treibhausgasen stark beschleunigt wird und zu ei­ nem schleichenden Anstieg der globalen Oberflächentemperatur geführt hat.

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%

Fichte

Kiefer

Buche

28 26 24 22 20 18 16 14 12 10 8 6 4 2 0 über 120 jährig Begründet vor 1793

101 – 120 jährig

81 – 100 jährig

61 – 80 jährig

41 – 60 jährig

21 – 40 jährig

bis 20 jährig

1793 / 1812

1813 / 32

1833 / 52

1853 / 72

1873 / 92

1893 / 1913

Abbildung 16 Altersklassenverteilung im Deutschen Reich im Jahr 1910 nach Baumarten in Prozent (schmidt-vogt, 1977).


Mit ein Grund für die starke Förderung des Fichtenanbaus war, dass sich Fichten­ holz im Gegensatz zu den schwereren Buchen und Eichen flößen ließ und somit auf Main und Rhein leicht in die Niederlande gebracht werden konnte, wo vom 15. bis 18. Jahrhundert ein dringender Holzbedarf zum Schiffbau bestand.

anbau der fichte im 19. und 20. jahrhundert Im 18. Jahrhundert fand ein großer Umschwung statt. Der steigende Bedarf an Brenn­ und Nutzholz führte zu einem wachsenden Interesse an der Waldbewirt­ schaftung. Daraus folgte eine grundlegende Änderung der allgemeinen Stellung des Waldes. Er wird nun als Wirtschaftsfaktor betrachtet, dessen geregelte Be­ wirtschaftung ein dringendes Erfordernis darstellt. Der Schwerpunkt der forst­ wirtschaftlichen Zielstellung verlagerte sich von Brennholzerzeugung hin zur Nutzholzgewinnung. Hier kam es zu einer starken Bevorzugung von Nadelhölzern gegenüber den Laubhölzern. Zu diesem Zeitpunkt wurden gezielt Forstpersonal geschult und neue Pflanzungen von Fichten durchgeführt. Die Neugründungen von reinen Fichtenbeständen erfolgten bis ins erste Drittel des 19. Jahrhunderts durch Saat. Jedoch waren die Ergebnisse unbefriedigend und wurden durch die Anpflanzung von Setzlingen in den darauffolgenden Jahren ersetzt. Dieses Ver­ fahren ist bis heute das wirtschaftliche Verfahren zur künstlichen Verjüngung der Fichte geblieben. Anhand der nebenstehenden Abbildung kann man gut erkennen, dass die Anzahl der Neupflanzungen von Fichten und Kiefern zu Ungunsten der Buche als eigentliche und natürliche Hauptbaumart Zentraleuropas stark zugenommen hat. Buchen wurden immer weniger gepflanzt, wobei erwähnt werden muss, dass sich die Buche über natürliche Verjüngungsverfahren leichter nachziehen lässt als viele andere Baumarten. Diese Entwicklung ist ab Mitte des 19. Jahr­ hunderts zu verzeichnen. Bereits um 1900 waren bereits über ein Viertel der gepflanzten Bäume Fichten. Somit stellten alleine die Kiefer und die Fichte in diesem Zeitraum die Hälfte aller Pflanzungen dar. Schon in der Mitte des 20. Jahr­ hunderts fielen 45,3 % der Waldflächen unter 10 ha auf die Fichte (mantel, 1967). Bereits damals wurden Stimmen laut, die von Nadelholzreinkulturen weg wollten und Mischwälder mit der natürlichen Hauptbaumart Mitteleuropas, der Buche, bevorzugten. Gegenwärtig stellt sich die Baumartenverteilung in Deutschland wie folgt dar:

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Kursdokumentation Buchkurs, Prof. Gertrud Nolte

Christian Fuß Am Semesteranfang hatte ich mir 2 Themen ausgedacht von denen ich eines dann in Buchform bringen würde. Das erste war ein Buch über die Würzburg Skateszene zu machen, in der dann Fotostrecken, Interviews, Vorstellung von guten Skatespots und die Geschichte der Szene enthalten sein würden. Ich entschied mich dann für das zweite Thema: Ein Buch über die Würzburger Kirchen. Grundstein dafür war ein Fotoprojekt, das ich letztes Semester schon in Angriff nehmen wollte. Hierbei wollte ich von Kirchen jeweils ein HDR-Panorama erstellen. Der Grundgedanke für das Buch war, eine Art Kirchenführer zu machen, der vor allem auch junge Leute anspricht und Ihnen das Interesse an sakralen Bauten näher bringen soll. Jede der 16 enthaltenen Kirchen wird mit einem 360° HDR-Panorama vorgestellt, ergänzt wird das ganze durch viele Detailfotos, um ein Feeling für die Kirche zu bekommen. Der Textteil ist eher kurz gehalten und beschränkt sich auf wichtige Fakten wie die Geschichte oder die Zerstörung im Krieg. Da wir uns im Zeitalter der modernen Medien befinden, liegt dem Buch auch noch eine DVD bei, mit der man jede Kirche interaktiv begehen kann.

Sommersemester 2011

4. Semester

Titel: Würzburg and the contrasty churches Subtitel: Eine Reise durch die Kirchen der Stadt Seiten: 200 Seiten Maße:

205x260mm

Druckerei: Digital Print Group Nürnberg Bindung: Fadenheftung Cover: Hardcover mit Einband Schriftarten: SabonNext LT LTUnivers XXII DONT-MESS-WITH-VIKINGS Extras: 16 HDR-Panoramen auf 3er Seite zum ausklappen, DVD mit allen Kugelpanoramen zum interaktiven begehen der Kirchen

Stille

Blicke EinE REisE duRch WuERzbuRgs kiRchEn

S. 52


Stille

Blicke EinE REisE duRch WuERzbuRgs kiRchEn


Kursdokumentation Buchkurs, Prof. Gertrud Nolte

Sommersemester 2011

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Kursdokumentation Buchkurs, Prof. Gertrud Nolte

Sommersemester 2011

Stift Haug

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GESCHICHTE

Auf einem vor den Mauern Würzburg liegendem Hügel wurde um das Jahre 1000 der Chorherrenstift „St Johannis in Haug“ von Bischof Heinrich gegründet, welcher Johannes dem Täufer und dem Evangelisten Johannes geweiht wurde Die erstmalige urkundliche Erwähnug ist auf das Jahr 1002 datiert Im Jahre 1657 wurde die Stiftskirche mit allen dazugehörigen Gebäuden abgerissen um Platz für die geplante Mauerbefestigung Würzburgs zu machen Der Neubau begann, durch die Grundsteinlegung von

Johann Philipp von Schönborn, am 26 April unter der Leitung von Antonio Betrink Durch Fürstbischof Johann Gottfried von Guttenberg findet dann nach vielerlei Problemen und der 20 jährigen Bauzeit am 5 August die Einweihung statt Die Hauger Stiftskirche gilt als der erste große barocke Kirchenbau in Franken


Kursdokumentation Buchkurs, Prof. Gertrud Nolte

Sommersemester 2011

Stift Haug

RENOVIERUNG 28

In den Jahren 2002-2005 wurde Stift Haug einer großen Innenrenovierung unterzogen, die nach den Vorschlägen des Kunstreferenten der Diözese Würzburgs, Dr Jürgen Lenzen, umgesetzt wurde Diese sollte der Rückläufigen Zahl der Gottesdienstteilnehmer Rechnung tragen, aber vor allem dem Wunsch der Kirchengemeinde nachkommen, sich näher um den Zelebrationsaltar versammeln zu können Die Gestaltungselemente des Osterkerzenständers, Taufbeckensockels, Gemeindealtars sowie Ambosses wurde den Auskehlungen des Rahmens um das Tintorettobild entnommen Der gesamte Raum erhielt eine nach den Vorgaben Petrinis entsprechende Weisstonung, wobei die leichten Vergoldungen an den Vierungskapitellen eine unhistorische Zugabe sind Sie sollen diesen Raumteil betonen, da dieser durch den nun mittig aufgestellten Altar und die halbrund verlaufenden Bänken die liturgische Mitte der Kirche darstellt

S. 58


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4. Semester

gramm, mit dem Sie in kurzer Zeit und mit wenig Aufwand Ihre Figur verbessern werden. Mit den tollen Fotos können Sie alle

Übungen sehr leicht nachvollziehen, und die Programme helfen Ihnen, auf sanfte Weise in Form zu kommen oder vital zu bleiben.

Bei rororo sport außerdem lieferbar: »Bodytrainer Brust und Arme« (9408) und «Bodytrainer Po und Beine« (9409).

Sabine Letuwnik

Dieses Buch ist Ihr Trainer und bietet Ihnen ein Übungspro-

Bodytrainer Bauch, Taille, Hüfte

Buchtitel: Bodytrainer Die Entscheidung das Buch von Sabine Letuwnik Bauch, Taille, Hüfte neu zu gestalten hat in meinem Fall der Kurs Subtitel: Das Hüfte 10 Minuten-Programm für eine Bodytrainer Taille, getroffen, da sich alle einig waren, dass der Bauch, tolle Figur veraltete und retro wirkende 80er Jahre Look Dieses Buch ist Ihr Trainer Umfang:und 120 bietet SeitenIhnen ein Übungsprodes Buches unbedingt an unsere Zeit angepasst Format: 150mm x mit 200mm werden muss. Das ursprüngliche Format gramm,des mit Budem Sie in kurzer Zeit und wenig Aufwand Ihre Druck: Druckerei Scheiner in Würzburg, ches habe ich ein wenig vergrößert,Figur da ich darverbessern werden. Mit den tollen Fotos können Sie alle Papier: Munken Pure Matt Bilderdruck, 130 g/m2 auf verzichten wollte zwei Fotos auf eine Seite Übungen sehr leicht nachvollziehen, und die Programme helfen zu bringen, sondern lieber für eine Übung zwei sanfte WeiseSchriftart: in Form zu kommen oder vital zu bleiben. Flama Seiten in Anspruch nehme um so die Ihnen, Fotosauf größer rororo sport außerdem lieferbar: »Bodytrainer Brust und abbilden zu können, denn sie sindBei schließlich der Kern des Buches und an ihnen soll die Übung Arme« (9408) und «Bodytrainer Po und Beine« (9409). auch korrekt nachgemacht werden können. Auch die Gliederung des Buches habe ich etwas verändert. Es besteht jetzt aus einer klaren Teilung zwischen Theorie zu Beginn, dem Trainingsteil im Anschluss und zuletzt den Übungsprogrammen. Ich halte dies für sinnvoll da das Buch zum täglichen Trainieren gedacht ist und die Leser und Bodytrainer Bodytrainer Bauch, Taille, Hüfte Bauch, Taille, Hüfte Sabine Letuwnik Nutzer die Theorie nach einmal lesen verstanden haben und sich später fast ausschließlich dem Trainingsteil widmen. Deshalb soll dieser nicht durch störende Textseiten unterbrochen werden. Der Aufbau der Seiten des Theorieteils greift sich auch im Trainingsteil wieder Das 10-Minuten-Programm auf. Die Beschreibungen sind in Breite, Schriftart und Schriftgröße sowie Zeilenabstand deckungsgleich mit dem Fließtext der Theorie. Nur die Tabelle die angibt wie oft und lange die Übung wiederholt werden muss entzieht sich dem Fließtextraster, schließt sich aber linksbündig unten an. Die Seitenzahlen orientieren sich an der Fließtexthöhe nach einer Überschrift. Im Trainingsteil setzen die Seitenzahlen aus und werden durch die Übungsnummer ersetzt. Damit diese nicht mit den Seitenzahlen verwechselt werden unterscheiden sie sich in Position und Farbe.

FÜR EINE TOLLE FIGUR

Bodytrainer Bauch, Taille, Hüfte

Sarah Haaf

S. 60

Sommersemester 2011

Sabine Letuwnik

Kursdokumentation Buchkurs, Prof. Gertrud Nolte


Bodytrainer Bauch, Taille, Hüfte

Sabine Letuwnik

FÜR EINE TOLLE FIGUR Das 10-Minuten-Programm


So können Sie Ihre Erfolge prüfen

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1

2

4

3

5 6

7


13 Messpunkte 1. Oberarm

Ansatz des Deltamuskels (alternativ Bizeps) bei nach vorne angehobenem Arm

2. Brustumfang

In Höhe der Brustwarze Maßband korrekt um den Körper legen.

3. Taille

Am unteren Rippenbogen

4. Bauchnabel

Drei Zentimeter unterhalb des Bauchnabels wird der Bauchumfang gemessen

5. Hüfte (ink Gesäß)

Am Punkt des Größten Umfangs

6. Oberschenkel

Fünf Zentimeter unterhalb des Schambeins Maßband korrekt um das Bein legen

7. Wade

Am Punkt des größten Umfangs


Bauch, Hüfte, Taille

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Halten Sie mit dem gestreckten linken Arm das Gleichgewicht. Nähern Sie den gestreckten rechten Arm durch ein seitliches Auf¬richten des Oberkörpers dem rechten Fuß an. Der linke Arm bleibt immer gestreckt. Stufe 1

8–10 Wdh. + 15 Sek. Pause

Stufe 2

8–10 Wdh. + 15 Sek. Pause


Bauch, Hüfte, Taille

Beugen Sie das rechte Bein im Knie leicht und schlagen Sie es über das linke Bein. Beide Arme sind in Richtung des Fußes gestreckt. Heben Sie Ihren Oberkörper leicht an und senken ihn wieder ab. Stufe 1

8–10 Wdh. + 15 Sek. Pause

Stufe 2

8–10 Wdh. + 15 Sek. Pause

16


Cool-down

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Senken Sie die Knie abwechselnd nach links und rechts. Behalten Sie während der gesamten Übung mit den Schultern Kontakt zum Boden.

Übungsdauer: 3× 30 Sek.+ 20 Sek. Pause



Kursdokumentation Buchkurs, Prof. Gertrud Nolte

Alexander Haas In meiner Ausgabe von „Leichter als Luft“ habe ich Enzensberger Gedichte mit eigenen Fotografien bebildert, neu strukturiert und in ein frischeres Layout gesteckt. Als erstes habe ich alle Gedichte gelesen und interpretiert. Die 78 Gedichte waren zwar in vier Kapitel aufgeteilt, da mir aber eine thematische Strukturierung nicht ersichtlich war, habe ich sie nach meinen eigenen Interpretationen neu gegliedert. Die Bilder sollen eine Hilfe für den Leser sein, um den Einstieg in die Welt von Enzensberger gesellschaftskritischer Lyrik zu vereinfachen. Ich habe mich für eine Gestaltung in schwarz/ weiß für das gesamte Buch entschieden, um von der tiefer liegenden Ernsthaftigkeit und Kritik von Enzensberger an die Gesellschaft, bzw. an den Menschen, nicht abzulenken. Die größte Schwierigkeit bestand darin, überhaupt erstmal die Gedichte zu interpretieren. Die Bildideen, die vom Lesen gekommen sind, sollten auch nicht zu engstirnig verstanden werden. Da es sehr viele Gedichte in einem Buch sind, um sie in einem Semester zu verarbeiten, war es leider nicht möglich zu jedem Einzelnen ein Foto zu fertigen, was mich mit Sicherheit auch gereizt hätte, noch etwas konkreter daran zu gehen.

Sommersemester 2011

6. Semester

Titel: Leichter als Luft (Moralische Gedichte) Autor: Hans Magnus Enzensberger Format: 145 x 190mm

S. 68


Moralische Gedichte

Leichter als Luft

Hans Magnus Enzensberger




Die große Göttin Sie flickt und flickt, über ihr zerbrochenes Stopfei gebeugt, ein Fadenende zwischen den Lippen. Tag und Nacht flickt sie. Immer neue Laufmaschen, neue Löcher. Manchmal nickt sie ein, nur einen Augenblick, ein Jahrhundert lang. Mit einem Ruck wacht sie auf und flickt und flickt. Wie klein sie geworden ist, klein, blind und runzlig! Mit ihrem Fingerhut tastet sie nach den Löchern der Welt und flickt und flickt.

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Equisetum Mit dem Schachtelhalm ist es so: er war auch schon größer, damals, vor paar hundert Millionen Jahren. Devon, Perm, Keuper das waren noch Zeiten! Später dienten der Großmutter seine zierlichen Triebe, die schmutzigen Töpfe zu putzen. Jetzt wird er nicht mehr gebraucht, nur seine Voreltern, aus der Tiefe gekratzt, verfeuern wir noch. Der Schachtelhalm ignoriert uns, benötigt uns nicht, vermehrt sich diskret. Im sumpfigen Straßengraben wartet er ab, einfacher als wir und somit unbesiegbar. Ruhig wartet die riesige Zukunft auf seine herrliche Geometrie.

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S. 76

Sommersemester 2011

Suse Hagelauer

4. Semester

Ich entschied mich, eine Neuauflage des Buches „Gaffenberg – Heilbronns Vorhof zum Paradies“ zu machen. Es handelt von Europas größtem Walderholungsheim, dem „Gaffenberg“. Mir lag das Thema sehr am Herzen, da ich selber dort schon viele Sommer verbracht habe und als Betreuerin tätig bin.

Titel: Gaffenberg Subtitel: Heilbronns Vorhof zum Paradies Seiten: 100 Format: 250x285mm Druck: X-Press Digital Media Papier: Conqueror Textur gerippt, 100g/m2, 1,15 Volumen

Das 1992 veröffentlichte Buch hat inhaltlich einen Albumcharakter, da 55 unterschiedliche Autoren über den Gaffenberg berichten und die Texte stark von Erinnerungen geprägt sind. Und so ähnelt auch das Format des Buches einem Fotoalbum.

Umschlag: Leder Cover: Leinen orange Schriftarten: Swiss 721 Condensed BT Lido STF CE

Es ist ein bodenständiger, strukturierter, robuster, toleranter Ort und er ist weltoffen und bietet Platz zur Selbstverwirklichung. Er ist Ganz oben auf dem Heilbronner GaffenbergIch steht Europas also sehr facettenreich. entschied mich, größtes Ferienwaldheim. Es ist eine Welt für sich – über das ganze bei der Gestaltung das Leben auf dem Gaffenberg Jahr hinweg. Ein Ort der Lebensfreude und Toleranz. aufzugreifen. Der Gaffenberg Hauptakteure sind die Kinder. Zehntausende vonhat ihnen einen sind seit festen 1927 der Stadtluft entflohen und haben im Schweinsberg wald Rahmen mit unendlichen Freiräumen, welche erst viele unvergessliche Abenteuer erlebt. die Voraussetzungen für ein geordnetes Chaos schaffen. Dasundstrenge Raster Layout gibt Ein Zauberwort war ist »Gaffenberg« auch fürund die Betr euerschaft,Buch die Onkel undRahmen Tanten. Ihreund oft merkwürdigen Rituale haben dem den die Regeln vor. Der gestalterische InhaltGaffenberg-Geschichte des 55 Autoren schildern die facettenreiche alten Buches war sehr chaoin Geschichten voller Authentizität und Witz. Da werden nicht nur Erinnerungen Geheimnisse tisch. Ingeweckt, dem sondern Buch auch waren die gelüftet. 40, meist erstmals veröffentlichte Fotos runden das Buch ab und Seiten überfüllt mit Texten, machen es zu einem Dokument Heilbronner Lebens in diesem Skizzen, Jahrhundert. Zeichnungen, Bildern und Gedichten. In dem neuen Buch habe ich das Ganze überarbeitet und geordnet. Das Stadtarchiv Heilbronn gab mir die Möglichkeit, alte Archivfotografien zu verwenden. Hinzu kommen aktuelle Fotografien aus den letzten Jahren von mir.

GAFFENBERG Heilbronns Vorhof zum Paradies

alle Zeitenwenden überlebt, ohne aber in Tradition zu erstarren.

GAFFENBERG Heilbronns Vorhof zum Paradies

Ganz oben auf dem Heilbronner Gaffenberg steht Europas größtes Ferienwaldheim. Es ist eine Welt für sich – über das ganze Jahr hinweg. Ein Ort der Lebensfreude und Toleranz. Hauptakteure sind die Kinder. Zehntausende von ihnen sind seit 1927 der Stadtluft entflohen und haben im Schweinsbergwald viele unvergessliche Abenteuer erlebt. Ein Zauberwort war und ist »Gaffenberg« auch für die Betreuerschaft, die Onkel und Tanten. Ihre oft merkwürdigen Rituale haben alle Zeitenwenden überlebt, ohne aber in Tradition zu erstarren. 55 Autoren schildern die facettenreiche Gaffenberg-Geschichte in Geschichten voller Authentizität und Witz. Da werden nicht nur Erinnerungen geweckt, sondern auch Geheimnisse gelüftet. 40, meist erstmals veröffentlichte Fotos runden das Buch ab und machen es zu einem Dokument Heilbronner Lebens in diesem Jahrhundert.

Herausgegeben von Otto Friedrich und Harry Mergel

GAFFENBERG Heilbronns Vorhof zum Paradies

Kursdokumentation Buchkurs, Prof. Gertrud Nolte


GAFFENBERG Heilbronns Vorhof zum Paradies

Herausgegeben von Otto Friedrich und Harry Mergel


Lustig sind die Onkel Tanten

26


DEN SHERIFF SPIELEN Werner Lutz

»Üben, üben...« – Wieder einmal tut Kindermund Wahrheit kund, beson­

Wachsamkeit, das sich jedoch oft in so erbaulichen Aktivitäten wie Wecken

ders wenn sie lautstark aus mehreren hundert Kehlen gleichzeitig

(s.o.), Aufspüren von Drückebergern beim Brötchenschmieren (s.o.)

erschallt. Das vorher wieder instand gesetzte und von Bigga Weiggel auf

sowie heimlichen Rauchern oder anderen »Abseilern« erschöpft. Es ist

Hochglanz polierte Waldhorn gibt allen heimlichen Übungen zum

anstrengend, als personifiziertes schlechtes Gewissen hinter jeden

Trotz anstatt lieblicher Melodien nur gequälte Stümperlaute von sich.

Busch zu schielen, nur um die Rauchzeichen am Fluchtpunkt Indianerdorf

Welche Teufel hatten mich damals geritten, diesen Kindern nach

nicht zur stehenden Einrichtung werden zu lassen.

lediglich zwei Freizeiten als Betreuer den Sheriff spielen zu wollen! Sehr

Andererseits haben die Betreueraktivitäten, die auch in solchen kreativen

schnell wurde mir nämlich bewusst, dass die sich täglich wiederholen­

Schaffenspausen entstanden sind, teilweise einen hohen Unterhalt­

den Rituale innerhalb des streng festgelegten Kindertagesablaufs, wie das

ungswert: Da erfährt das Leiterzimmer im Neubau, das während der Frei­

Läuten zur Andacht oder das »Hupen« zu jedem Gang der Mahlzeiten,

zeiten mein Schlafzimmer ist – durch eine Vielzahl von ineinander ver­

noch zu den angenehmen Seiten der Pflichtübung des Sheriffdaseins ge-

keilten Leitern unbegehbar gemacht – eine ganz neue Begriffsdefinition,

hören.

meine CV­Ente steht eines Morgens buchstäblich geleimt und mit

Bedeutend anstrengender gestaltet sich zum Beispiel das all morgendliche

dem Inhalt mehrerer Decken gefedert im Hof oder als Frühstückstisch liebe­

Wecken der rund fünfzig Betreuer, die im Neubau – formal streng

voll dekoriert in der Mitten der neuen Halle, und das komplette Büro

nach Männlein und Weiblein getrennt – während der Freizeiten nächtigen.

findet sich samt dem hundert Kilo schweren Safe auf dem »Stabsrasen«

Zwanzig Minuten vor sechs Uhr morgens ist für viele eben verdammt

wieder. Solche Leistungen entschädigen für mancherlei endlose Aus­

früh und unter Missachtung sämtlicher pädagogischer Erkenntnisse ist

einandersetzung über Disziplin und Ordnung des strengen Tagesablaufs

spätestens beim dritten Weckdurchgang körperlicher Einsatz ange­

und machen eines immer wieder deutlich: bei aller Fremdheit und

sagt, um die letzten Schläfer dann schon etwas unsanft aus dem Reich der

Eigenwilligkeit dieses Mikrokosmos Gaffenberg, eine Übung für das

Träume zu holen. Doch die zweitausend Brötchen für das Frühstück

»richtige« Leben ist er allemal!

der Kinder warten darauf geschmiert zu werden und nicht selten klingen die »Üben, üben« Rufe während des Frühstücks nach lautstarker Kritik an den »Streichqualitäten« der Betreuer. Überhaupt wird dieses »Üben« zu einem Schlüsselwort für viele Be­ reiche des Gaffenberglebens: während Vorbereitungs­ und Aufbauwochen üben wir uns in pädagogischen Grundregeln, nach außen üben alle Solidarität, nach innen – besonders gegenüber dem Stab – übt man die Grenzen der eigenen Freiheit, und gegenüber den einzwängenden organisatorischen Gegebenheiten übt man eben gelegentlich den Aufstand. Besonders für den Sheriff bedeutet letzteres ein erhöhtes Maß an

27


Lustig ist´s beim Dämmebauen

Garderobfest unter dem großen Zelt – Melchior hat Geburtstag

44


LA MONTAGNE DES GAFFES Josiane Poilbout (geb. Dellac)

1965 ist Beziers die Partnerstadt von Heilbronn geworden. Für mich war

in den Hallen, wir bereiteten ein Garderobenfest vor... Alles war für das

es kein großes Ereignis – bis die Einladung des Gaffenbergs kam.

Vergnügen der Kinder gemacht. Jeden Abend kamen sie nach Hause,

Damit fing das Abenteuer mit den Heilbronnern und mit Deutschland für

müde, schmutzig, aber auch ganz glücklich und voll von Erlebnissen, wie

mich an.

die Blumen eines Straußes, die sie den ganzen Tag gepflückt hatten.

Als erste französische Tante aus Beziers war es für mich, die einzige

Auch für mich selbst war es ein wunderschöner Ort, wo ich viel für meinen

volljährige Betreuerin der Gruppe, eine große Verantwortung, die

künftigen Beruf (Lehrerin) lernte: Spiele, Basteln, Organisation, Tole-

zwanzig Kinder nach Heilbronn zu begleiten. Nach einer langen Reise

ranz, Pädagogik... Ich traf viele Leute auf dem Gaffenberg und in der Stadt;

waren wir alle müde und ängstlich, als wir aus dem Zug in Heilbronn

Ideen und Gedanken auszutauschen war eine sehr große Bereicherung,

ausstiegen. Das große »Schauspiel« beim Empfang auf dem Bahnhofs­

eine wertvolle Erfahrung.

vorplatz war die erste schöne Überraschung.

Groß war die Rührung, die Tränen flossen, als wir in den Zug einstie­

Am nächsten Morgen fing der erste Tag auf dem Gaffenberg an. Andacht

gen. Nach dem letztem großem Winke-Winke fuhr der Zug langsam an.

im Stadion, Frühstück auf den Bänken, Spiele, Schlafen im Wald,

Tschüss, bis nächstes Jahr! So habe ich diesen Satz viele Male gesagt,

Kaffee trinken, Singen in der Halle, biblische Geschichten, Bus-Ballett

von 1966 bis 1971. Ab 1972 galt meine Aufmerksamkeit dem Studium und

vorm Tor... Der Tag war voll von interessanten neuen Dingen.

Beruf. Dann heiratete ich und bekam zwei Kinder: einen Buben, Kilian,

Die ersten Kinder aus Beziers entdeckten eine Stätte, wo sie frei, schmut­

und ein Mädchen, Heloise (normal, nicht wahr?).

zig und dreckig sein konnten, ohne dass jemand etwas dagegen sagte.

Erst im Mai 1985 war ich wieder in Heilbronn. Welch große Freude!

»Gaffe« heißt auf französisch »Dummheit, Blödsinn«. Und sofort erzähl­

Endlich konnte ich meinem Mann den geliebten Gaffenberg zeigen. Seit-

ten unsere Kinder: »Nous sommes sur la montagne des Gaff es« –

dem treffen sich die Familien meiner Freunde und meine Familie regel­

wir sind auf dem Berg der Dummheiten. Ja sicher, hier war es famos und

mäßig: einmal in Paris, einmal in Heilbronn. Seit 1989 gehen Heloise und

wunderbar, bestimmt ein Paradies!

jetzt auch Kilian jeden Sommer auf den Gaffenberg. Das ist eine gute

Die Kinder fanden dort oben etwas anderes als ein gewöhnliches Wald-

Übung für meine Kinder, die Deutsch in der Schule lernen und die sich so

heim. Die wunderbare, wohlüberlegte Organisation, die Stimmung,

ein bisschen auf Europa vorbereiten.

die Atmosphäre, die weit zurück reichenden Traditionen, das Ziel des Gaffenbergs, alles war den Kindern dienlich. Wir spielten und schrien dabei ungehemmt, wir bastelten bei Regen,

Meine eigene Begeisterung für alles, was den Gaffenberg betrifft, habe ich auf viele Leute übertragen. Und dieses Netz von Freundschaft wird sich noch ausweiten. Dies hat der Gaffenberg gemacht!

wir bauten Häusle im Wald oder Dämme im Köpfer, wir sangen laut

45


LUSTIG IST

60


DAS VAKANZENLEBEN KALTER KRIEG Justin Kubin Ja, auch wir von der Generation der Sechziger haben es nicht geschafft, die

Dort angekommen, besannen wir uns der deutsch-amerikanischen Freund-

Gaffenbergstruktur samt Muff, Staub und hierarchischem Gefüge aus

schaft, unserer guten Erziehung und der auf dem Gaffenberg walten-

den Angeln zu heben. Obwohl wir revoluzerhaft jedes Jahr hochzogen, an-

den Völkerverständigung. Eine riesige Schüssel Müsli und eine volle Kan-

geheizt durch Kalten Krieg zwischen Ost und West, Studentenunruhen,

ne »Burzutschki Sirup« standen dort noch vom heutigen Abendessen.

Demos und Straßenschlachten, erreichten wir in stundenlangen Diskussi-

Im breitem Englisch erklärten wir dem verdatterten Amerikaner, er wäre

onen lediglich einmal ein schwaches »Aufmüpfen«, als wir uns eines

unser Freund, wir wären die vom Gaffenberg, hätten mit Kindern zu

Morgens weigerten, die Weckle zu schmieren. Doch eines Abends schlug

tun, und er müsse nur die Schüssel Müsli ausessen. Der Ami spielte mit, aß

unsere große Stunde. Da griffen wir direkt und vehement ins Weltge-

die riesen Schüssel ratzeputz leer, trank den Burzutschki dazu und

schehen ein.

freute sich mit uns.

Den ganzen Tag über und auch schon die ganze Woche vorher hatten

Zum Schluss zogen wir mit ihm vors Haus, umringten ihn in und

die US-Truppen mit ohrenbetäubendem Schüßen auf dem Schießstand für

sangen ihm ein lautes und für beide Seiten erleichterndes »Wahre Freund-

den Krieg geübt. Plötzlich hörten wir aus der Richtung der Waldkirche

schaft« in die laue Nacht.

Gewehrsalven und Kampfesrufe. Plötzlich zerriss unsere gerade beim Bier-

Beim letzten Vers feuerte er eine Salve in den Sternenhimmel, brach

flaschenverteilen angelangte Abendstimmung. Mit lauten Beschwerden

dann stöhnend zusammen und wälzte sich auf dem Boden. Unser neuer

gegenüber den »Sch... Besatzern« wurde vom Obersheriff »Feuerfrei« und

Freund hatte sein Gewehr zu steil gehalten, so dass ihm die leeren

das Kommando zum Bierflaschenschnalzen reihum gegeben. Doch

Patronenhülsen in den Nacken fielen und ihm den Rücken versengten. In

das »blobb« unserer Flaschen wurde durchlautere Gewehrsalven übertönt.

der Julie wurde er mit Brandsalbe und Puder verarztet. Bevor ihm wei-

Einer schrie: »Auf, wir fangen einen Ami!« Und schon stürmten wir

tere Unannehmlichkeiten folgen konnten, begleiteten wir ihn zu seinem

in die Spülküche, schnappten dort Blechteller und Löffel und sammelten

Busch und entließen ihn wieder in den »Krieg«.

uns in demoerprobter Kampfformation am hinteren Gaffenbergtor.

Dass wir gegen die Weltmacht USA auch mit der kurzzeitigen Gefangen-

Dort rückte unser Sturmfahrzeug vor. Tilman Meder, der Wirtschaftsonkel,

nahme eines einzigen Soldaten nichts auszurichten hatten, bemerkten

hatte seinen alten VW-Käfer gestartet, dessen Panzerung am Buckel

wir am nächsten Morgen. Ein parkender Militärkonvoi zwischen verhin-

nur durch das kleine Brezelfenster unterbrochen war. Mit auf geblendeten

derte die Auffahrt der Busse zum Berg. Mürrische Offiziere ließen sich

Scheinwerfern fuhr er schneisenreißend zwischen die Bäume. Die

von unseren Englischkenntnissen und unserer fürsorglichen Kinderarbeit

Blechlöffelnifanterie, also die Betreuer, stürmte lärmend und »Ho-Ho-Ho-

nicht beeindrucken. Kein Fahrzeug bewegte sich.

Tschi-Minh« skandierend hinterher. Ein langer Ami in voller Montur,

Mit schlechtem Gewissen mussten wir uns der Übermacht beugen und die

mit rußgeschwärztem Gesicht und Zweigen am Helm getarnt, sprang mit

Kinder an diesem Tag zu Fuß in der Rieslingstraße abholen und zum

erhobenem Sturmgewehr aus einem Busch. Es war danach nicht mehr

Berg hinaufbeleiten – vorbei an breit grinsenden, lachenden US-Soldaten

klar nachvollziehbar, wer das verhängnisvolle Kommando gab: »Auf ihn!«

bis zum rettenden Gaffenbergtor.

Plötzlich war der Ami mitten unter uns. Jeder versuchte, ihn irgendwo zu fassen und einer schrie: »Ju mast go wiss ass!« Der Ami ließ sich abführen, folgte zum Gaffenberggelände und sogar in die Neue Halle.

61


Kursdokumentation Buchkurs, Prof. Gertrud Nolte

Eva Herre

4. Semester

Subtitel: „Das Doppelnbuch Format: 150mm x 210mm Druck: Tim Bingnet Bindung: Horst Jöst Schriftarten: Univers Baskerville

Lehrbuch

brock bazon

Design?

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Mut?

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INNENSEITE INNENSEITE

L rbuch Leerbuch »AUTORITÄT

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Titel: „Lehrbuch | Leerbuch“

»AUTORITÄT DURCH AUTORSCHAFT«

Designern?

Umfang: ca. 200 Seiten

brock bazon

»AUTORITÄT DURCH AUTORSCHAFT«

»AUTORITÄT DURCH AUTORSCHAFT«

Das Grundkonzept des Buches basiert auf dem der alten Freundschaftsbücher. Anfänglich bestand die Idee, einfach nur ein Freundschaftsbuch für Grafik Designer zu gestalten. Eine Sammlung also, in der Fragen wie „was ist deine Lieblingstypografie?“ und „wer ist dein Lieblingsgestalter?“ beantwortet werden. Letztendlich stand die Idee ein Doppelbuch zu gestalten. Das eine Buch, mit leeren Seiten gefüllt, die die Designer mit ihren Gedanken füllen können. Das andere Buch enthält Kurzbiografien, Bilder und Antworten von den bedeutendsten Designern unserer Zeit. Ein Konzept für ein Buch zu entwickeln ist, wie ich dieses Semester bemerkt habe nicht so einfach wie gedacht. Zuerst steht die Frage des Formats im Raum. Ich habe die Größe 150 x 210 mm gewählt. Da das Buch einerseits gut in der Hand liegen soll, sollte es nicht zu groß, man aber andererseits reinschreiben will, nicht zu klein werden. Das grelle Neon Orange des Einbands ergibt sich aus der Farblehre, laut der Orange die Kreativität anregen soll. Nur das Leerbuch ist im Umschlag Orange, da hier die Kreativität des Leser geweckt werden soll. Um die Farbe im Buch zu wiederholen sind ausgewählte Seiten auf das gleiche Papier gedruckt.

ENSEITE

gn aus?

S. 84

Sommersemester 2011

bazon brock


Lehrbuch

LehrbuchhcubrheL



WILLY FLECKHAUS

71


YLLIW SUAHKCELF

kurzbiografie

Willy Fleckhaus war Buchgestalter, Zeitschriftenmacher und vielgelobter, vielgepriesener Art Director mit internationaler Vorbildfunktion. Ihm ging es nicht nur um theoretisches Wissen und praxisorientierte Kenntnisse, sondern auch stets um Werte, um Ideen, um Utopien oder Ideale, die er zunächst schreibend, später gestaltend mitzuteilen suchte. Er gestaltete unter anderem für den Suhrkamp Verlag, das WDR, die Tageszeitung »Die Welt« und war außerdem Herausgeber und Art Director der Zeitschrift »twen«.

72


*1925 1936

1944

21. Dezember in Velbert

1980

Lehrstuhl Grafik Design, Universität Essen

Fleckhaus wird zu Veranstaltungen der örtlichen Hitlerjugend gezwungen

1981

Lehrstuhl Grafik Design, Universität Wuppertal

wird als Soldat der Wehrmacht zum Luftnachrichten–Gefreiten eingesetzt

1947

Arbeit als Korrespondent für die katholische Jugendzeitschrift »Der Fährmann«

1952

Fleckhaus übernimmt die Gestaltung der Jugendzeitschrift »Aufwärts«

1959

Übernahme des Layouts der Zeitschrift »Student im Bild«, es erscheint die »twen« als vorerst einmalige Sondernummer

1960

Gestaltung der Bücher für den Suhrkamp Verlag

1964

Art Director der »twen«

1969

»twen« wird vom ADC, New York als erste deutsche Zeitschrift mit der Goldmedaille ausgezeichnet

1974

Gründungsmitglied des Art Director Clubs

1972–1974

†1983

12. September, Toskana

Präsident des Art Director Clubs, Düsseldorf

73


Inspiration? Was stört im Design? Was stört bei anderen Designern?

brock bazon

Seit wann Design? Was macht gutes Design aus? Wie war der Werdegang? Was ist die Aufgabe eines Designers? Moralischer Aspekt im Design? Was machst du im Jahr 2020? immt?

Gibt es etwas, das den eigenen Stil best Wird ein Traum gelebt? Unterschied Kunst und Design? Ungewöhnlichster Job? Was macht gutes Design aus? Muss Design anecken?

dern? Was soll sich in der Kreativbranche verän Was soll unbedingt so bleiben? Fehlt den heutigen Designern der nötige Fehlt Ihnen der nötige Mut? Die perfekte Entspannung? Was ist Nachhaltigkeit im Design? Wann ist Typografie gute Typografie?

Mut?

»AUTORITÄT DURCH AUTORSCHAFT«

»AUTORITÄT DURCH AUTORSCHAFT«

Bewunderung für?

bazon brock


PRINZIP

hcubrhel

Anders als im Leerbuch hat der Leser im Lehrbuch keine Aufgabe zu erfüllen. Das Lehrbuch bietet die Möglichkeit, nachzulesen und zu entdecken, was berühmte Gestalter bereits auf die Fragen geantwortet haben.


Kursdokumentation Buchkurs, Prof. Gertrud Nolte

Philipp Koch Das „deutsche Kulturgut“ Bier ist jedem bekannt, die meisten trinken es selbst. Diese Buch gewährt Grundwissen zum Thema Bier, beleuchtet aktuelle und vergangene Entwicklungen und zeigt Menschen, die jeden Tag auf verschiedenste Art und Weise mit Bier zu tun haben. Es liefert Antworten auf brennende Fragen wie zum Beispiel: Wie wird eigentlich Bier gebraut? Was ist Malz und woher kommt der Hopfen? Welches Bier trinken die Deutschen am liebsten? Stimmt es, dass immer weniger Bier getrunken wird? Kann man Brauwesen studieren? Wie kommt man auf die Idee Bier-Etiketten zu sammeln? Und wie wird man eigentlich Bierkönigin? Mit einem Bierdeckel auf dem Buchcover wird sofort ein Bezug zum Inhalt geschaffen und zum näheren betrachten und Fühlen des Buches angeregt. Ein gelber Seitenschnitt und gelbe Seiten im Inneren des Buches spiegeln die Farbigkeit von Bier wider. In meinem Buch habe ich zwei Schriften verwendet: Für besonders markante und große Textzeilen kam die Schrift „Filo Pro“ von Saskia Noll zum Einsatz. Als moderne Interpretation der humanistischen Antiqua schien sie mir mit ihrer ausdrucksstarken, aber organischen und weichen Form und ihren dennoch nicht zu dominanten Serien sehr gut für Headlines in meinem Buch geeignet. Mit der zweiten Schrift, der Adobe Garamond Pro, die ich für Fließtext und kleinere Headlines benutzte, bildete sie zudem eine stimmige Mischung. Einerseits durch abwechslungsreiche Grafiken und Statistiken, andererseits durch längere Texte, Interviews und Bilder wird die spannende Vielseitigkeit des Themas gezeigt.

Sommersemester 2011

S. 92

4. Semester

Titel: BIER Untertitel: Übers Brauen und Trinken Umfang: 170 Seiten Maße: 205 x 265 mm Papier: Munken Print White 15, 150g/m2 Druck: Genheimer Druck GmbH, Lohr a. Main Bindung: Horst Jöst Prägung: Buchbinderei Gustav Bauer, Würzburg Folienplott: Tim Bingnet Schriftarten: Filo Pro (von Saskia Noll) Adobe Garamond Pro


Bier Ăœbers brauen und Trinken

3


keinen durst Jahr

Verbrauch (in Mio. hl) * Gesamt pro-Kopf

1970

85,6

141,1

1980

89,8

145,9

1990

98,3

142,7

1991 **

113,9

141,9

1992

114,4

142,0

1993

110,3

135,9

1994

112,4

138,0

1995

111,0

135,9

1996

108,0

131,9

1997

107,7

131,2

1998

104,6

127,5

1999

104,8

127,6

2000

103,3

125,6

2001

101,0

122,6

2002

100,6

121,9

2003

97,2

117,8

2004

95,7

116,0

2005

95,1

115,3

2006

95,5

116,0

2007

91,9

111,8

2008

91,1

111,1

2009

8 9,6

109,6

* Ohne alkoholfreies Bier und Malztrunk ** Bis 1991 Angaben nur f端r das fr端here Bundesgebiet

60


bierverbrauch prO -KOpF (in l) 150

150

140

140

130

130

120

120

110

110

100

100 1990

1995

2000

2005

2009

bierverbrauch gesamt (in Mio. hl)

1970

85,6

1980

89,8

1990

98,3

1992

114,4

1995

111,0

2000

103,3

2005

95,1

2009

89,6

61


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benennung Longneck inhalt 0,5 l

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höhe 270 mm Durchmesser 68,3 mm inh. randvoll 520 ml etiketten höhe 116 mm

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Gewicht 380 g

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Gewicht 365 g

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gute dinge gedeihen im kleinen, haben aber bestand der hObby-brauer

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Kursdokumentation Buchkurs, Prof. Gertrud Nolte

Sommersemester 2011

Regina Rüttiger

4. Semester

Tee - Wie entsteht er, wo kommt er her und wie sieht er aus? Wer trinkt ihn auf welche Art und Weise? Diese Fragen beantwortet das Teebuch. 23 verschiedene Teesorten lernt man aus einem neuen Blickwinkel kennen. Was dieses Buch wirklich besonders macht, sind kleine Teebeutel, die jeweils mit den Tees eingefärbt wurden. So erfährt der Leser auch Geruch und Farbe. Außerdem gibt es einen kleinen Einblick in einige Teekulturen mit originalen Trinkgefäßen.

Kleine Teekunde

Titel: Kleine Teekunde Maße: 148mm x 210mm Druck: Rudolph Üchtelhausen Fadenbindung Extras: eingefärbte Teebeutel Schriftart: Times

S. 100



Grüner Tee JAPAN

SENCHA Sencha ist die populärste Teesorte in Japan. Er besteht aus langen, grünen, gepressten Teeblättern. Sein Name bedeutet gedämpft, denn er wird nach der Ernte leicht gedämpft. Den Sencha gibt es in einer Fülle von unterschiedlichsten Qualitäten, von einfach bis edel. Hochwertiger Sencha duftet nach frischem Gras. Der Geschmack ist typisch leicht herb, aber mit einer überraschenden Süße. Sein Aroma entfaltet sich am besten, wenn Sie das aufgekochte Wasser vor dem Aufgießen auf bis zu 70°C abkühlen lassen.




Südamerika In Südamerika wird der Mate-Tee üblicherweise aus einer Calebasse getrunken, einer getrockneten Porongo-Kürbisschale. Der Tee wird lose aufgegossen und durch eine Bombilha, ein langes Saugröhrchen geschlürft. Damit wird der Tee gefiltert und umgerührt. Im allgemeinen wird der mit Zucker, oder auch mit Stevia gesüßte Mate mit sehr heißem Wasser im Landesinneren getrunken, der ungesüßte Mate mit mäßig heißem Wasser entlang der Küste. Wichtig ist, dass das Wasser bei der Vorbereitung nicht gekocht hat. Beim Sieden treten die im Wasser gelösten Gase aus, das Wasser nimmt hierdurch später umso mehr Geschmacksstoffe auf. Der Effekt wären wenige und bittere Aufgüsse, dann wäre die yerba ausgewaschen. Getrunken wird der Mate vor allem im Kreis von Freunden, Verwandten und Arbeitskollegen; einem Gast einen Mate anzubieten, ist ein Zeichen der Höflichkeit und Gastfreundschaft. Sowohl die Zubereitung als auch die „richtige“ Art des Trinkens werden als Kunst zelebriert und mehr oder weniger streng von zahlreichen Regeln (meist in Form von mündlich überlieferten Reimen und Redewendungen) vorgeschrieben. So gilt es als unhöflich, wenn die bombilla beim Überreichen nicht auf den Empfänger zeigt, oder der Trinker die Runde über Gebühr aufhält. Der Gastgeber trinkt für gewöhnlich den ersten Aufguss, denn dieser ist der bitterste (und den Gästen nicht zumutbar).



Türkei Besuchern eines türkischen Haushalts oder Teehauses wird vor oder nach dem Essen stets eine Tasse Tee angeboten. Am meisten bekannt dürfte sein, dass der Tee in dieser Kultur nicht aus Tassen sondern vielmehr aus Gläsern getrunken wird. Generell wird in der Türkei ausschließlich schwarzer Tee getrunken und dies zu jeder Tageszeit und Mahlzeit. Üblicher Weise wird zum Frühstück Tee anstatt Kaffe zu sich genommen, dabei enthält türkischer Tee weniger Koffein als Kaffe. Man kann zwischen „acik Çay“, dem hellen, schwächeren Aufguss, und „koyu Çay“, dem wesentlich stärkeren Aufguss, wählen. Die Tasse wird am oberen Rand angefasst, da sich das Glas durch den brühend heißen Tee sehr erhitzt. Charakteristisch für den türkischen Tee ist seine mahagonibraune oder auch rote Färbung. Man gibt in die kleinen Teegläser zwei Zuckerwürfel oder Teelöffel Zucker, was wiederum für fünf Aufgüsse genügt. Auf Milch wird vollkommen verzichtet, da diese den Geschmack des Tees verfälscht. Es wäre also eine Beleidigung auch nur nach Milch zu fragen. In den östlichen Landstrichen der Türkei werden bis zu 30 Tassen Tee mit nur einem Zuckerwürfel getrunken, der während des Trinkens unter die Zunge gelegt wird. Man nennt diese Art des Teetrinken „Kitlama Çay“.


Kursdokumentation Buchkurs, Prof. Gertrud Nolte

Sommersemester 2011

Felix Volkheimer

S. 108

6. Semester

er en Plädoy streitbar lieferte Mit seinem behalten« g , recht zu Einführun »Die Kunst brilliante uer eine olgreiSchopenha und Kniffe des erf g es dem ks . Dabei gin in die Tric ens ier um das ument en sowohl chen Arg ArguPhilosoph eigenen berühmten gen, die he Vermö , als auch rhetorisc ver treten schickt zu Gespräch der mente ges n Strategie . Höchst chschauen äutert darum, die ser zu dur erl par tner bes und überzeugend lche sam n auf we ffe gri unterhalt nst von 38 Ku , am Ende er anhand recht hat jenige, der behält. Weise der ht hlich rec säc tat h auc

Titel: Die Kunst, recht zu behalten (Arthur Schopenhauer) Untertitel: In achtunddreißig Kunstgriffen dargestellt Maße: 140 x 210 mm Umfang: 104 Seiten Papier: Munken Druckerei: Scheiner, Würzburg Schriftarten: Akzidenz Grotesk-Next Sabon Next Pro LT

Die Kuns t recht zu , behalten Ar thur Sc

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1

Mit seinem streitbaren Plädoyer »Die Kunst, recht zu behalten« lieferte Schopenhauer eine brillante Einführung in die Tricks und Kniffe des erfolgreichen Argumentierens. Dabei ging es dem berühmten Philosophen sowohl um das rhetorische Vermögen, die eigenen Argumente geschickt zu vertreten, als auch darum, die Strategien der Gesprächspartner besser zu durchschauen. Höchst unterhaltsam und überzeugend erläutert er anhand von 38 Kunstgriffen auf welche Weise derjenige, der recht hat, am Ende auch tatsächlich recht behält.


Die Kunst, recht zu behalten

Arthur Schopenhauer


10 – 11

Jedoch hat selbst diese Unredlichkeit, das Beharren bei einem Satz, der uns selbst schon falsch scheint, noch eine Entschuldigung: oft sind wir anfangs von der Wahrheit unsrer Behauptung fest überzeugt, aber das Argument des Gegners scheint jetzt sie umzustoßen; geben wir jetzt ihre Sache gleich auf, so finden wir oft hinterher, daß wir doch Recht haben: unser Beweis war falsch; aber es konnte für die Behauptung einen richtigen geben: das rettende Argument war uns nicht gleich beigefallen. Daher entsteht nun in uns die Maxime, selbst wann das Gegenargument richtig und schlagend scheint, doch noch dagegen anzukämpfen, im Glauben, daß dessen Richtigkeit selbst nur scheinbar sei, und uns während des Disputierens noch ein Argument, jenes umzustoßen, oder eines, unsre Wahrheit anderweitig zu bestätigen, einfallen werde: hiedurch werden wir zur Unredlichkeit im Disputieren beinahe

Eristische Dialektik

ausfiele: dies würde gleichgültig, oder wenigstens ganz und gar Nebensache sein. Aber jetzt ist es Hauptsache. Die angeborne Eitelkeit, die besonders hinsichtlich der Verstandeskräfte reizbar ist, will nicht haben, daß was wir zuerst aufgestellt, sich als falsch und das des Gegners als Recht ergebe. Hienach hätte nun zwar bloß jeder sich zu bemühen, nicht anders als richtig zu urteilen: wozu er erst denken und nachher sprechen müßte. Aber zur angebornen Eitelkeit gesellt sich bei den Meisten Geschwätzigkeit und angeborne Unredlichkeit. Sie reden, ehe sie gedacht haben, und wenn sie auch hinterher merken, daß ihre Behauptung falsch ist und sie Unrecht haben; so soll es doch scheinen, als wäre es umgekehrt. Das Interesse für die Wahrheit, welches wohl meistens bei Aufstellung des vermeintlich wahren Satzes das einzige Motiv gewesen, weicht jetzt ganz dem Interesse der Eitelkeit: wahr soll falsch und falsch soll wahr scheinen.


genötigt, wenigstens leicht verführt. Diesergestalt unterstützen sich wechselseitig die Schwäche unsers Verstandes und die Verkehrtheit unsers Willens. Daraus kommt es, daß wer disputiert, in der Regel nicht für die Wahrheit, sondern für seinen Satz kämpft, wie pro ara et focis [ für Heim & Herd ], und per fas et nefas verfährt, ja wie gezeigt nicht anders kann. Jeder also wird in der Regel wollen seine Behauptung durchetzen, selbst wann sie ihm für den Augenblick falsch oder zweifelhaft scheint [ 3 ]. Die Hilfsmittel hiezu gibt einem jeden seine eigne Schlauheit und Schlechtigkeit einigermaßen an die Hand: dies lehrt die tägliche Erfahrung beim Disputieren; es hat also jeder seine natürliche Dialektik, so wie er seine natürliche Logik hat. Allein jene leitet ihn lange nicht so sicher als diese. Gegen logische Gesetze denken, oder schließen, wird so leicht keiner: falsche Urteile sind häufig, falsche Schlüsse höchst selten. Also Mangel an natürlicher Logik zeigt ein Mensch nicht leicht; hingegen wohl Mangel an natürlicher Dialektik: sie ist eine ungleich ausgeteilte Naturgabe (hierin der Urteilskraft gleich, die sehr ungleich ausgeteilt ist, die Vernunft eigentlich gleich). Denn durch bloß scheinbare Argumentation sich konfundieren, sich refutieren lassen, wo man eigentlich Recht hat, oder das umgekehrte, [3]

Machiavelli schreibt dem Fürsten vor, jeden Augenblick der Schwäche seines Nachbarn zu benutzen, um ihn anzugreifen: weil sonst dieser einmal den Augenblick benutzen kann, wo jener schwach ist. Herrschte Treue und Redlichkeit, so wäre es ein andres: weil man sich aber deren nicht zu versehn hat, so darf man sie nicht üben, weil sie schlecht bezahlt wird: – eben so ist es beim Disputieren: gebe ich dem Gegner Recht, sobald er es zu haben scheint, so wird er schwerlich dasselbe tun, wann der Fall sich umkehrt; er wird vielmehr

per nefas verfahren: also muß ich’s auch. Es ist leicht gesagt, man soll nur der Wahrheit nachgehn ohne Vorliebe für seinen Satz; aber man darf nicht voraussetzen, daß der Andre es tun werde: also darf man’s auch nicht. Zudem, wollte ich, sobald es mir scheint, er habe Recht, meinen Satz aufgeben, den ich doch vorher durchdacht habe; so kann es leicht kommen, daß ich, durch einen augenblicklichen Eindruck verleitet, die Wahrheit aufgebe, um den Irrtum anzunehmen.


» Die Homonymie «

Die Homonymie benutzen, um die aufgestellte Behauptung auch auf das auszudehnen, was außer dem gleichen Wort wenig oder nichts mit der in Rede stehenden Sache gemein hat, dies dann lukulent widerlegen, und so sich das Ansehn geben, als habe man die Behauptung widerlegt. Anmerkung. Synonyma sind zwei Worte für den selben Begriff: – Homonyma zwei Begriffe, die durch dasselbe Wort bezeichnet werden. Siehe Aristoteles, Topik, I, 13. Tief, Schneidend, Hoch, bald von Körpern bald von Tönen gebraucht sind homonyma. Ehrlich und Redlich synonyma. Man kann diesen Kunstgriff als identisch mit dem Sophisma ex homonymia [ anhand einer Homonymie ] betrachten: jedoch das offenbare Sophisma der Homonymie wird nicht im Ernst täuschen. Omne lumen potest extingui Intellectus est lumen

Der Verstand ist ein Licht Der Verstand kann ausgelöscht werden. ]

30 – 31

[ Jedes Licht kann ausgelöscht werden

2. Kunstgriff

Intellectus potest extingui.


Hier merkt man gleich, daß vier termini sind: lumen eigentlich und lumen bildlich verstanden. Aber bei feinen Fällen täuscht es allerdings, namentlich wo die Begriffe, die durch denselben Ausdruck bezeichnet werden, verwandt sind und in einander übergehn.

ExEMpEL 1

[11]

A. Sie sind noch nicht eingeweiht in die Mysterien der Kantischen philosophie. B. Ach, wo Mysterien sind, davon will ich nichts wissen. ExEMpEL 2 Ich tadelte das prinzip der Ehre, nach welchem man durch eine erhaltene Beleidigung ehrlos wird, es sei denn, daß man sie durch eine größere Beleidigung erwidere, oder durch Blut, das des Gegners oder sein eigenes, abwasche, als unverständig; als Grund führte ich an, die wahre Ehre könne nicht verletzt werden durch das, was man litte, sondern ganz allein durch das, was man täte; denn widerfahren könne jedem jedes. – Der Gegner machte den direkten Angriff auf den Grund: er zeigte mir lukulent, daß wenn einem Kaufmann Betrug oder Unrechtlichkeit, oder Nachlässigkeit in seinem Gewerbe fälschlich nachgesagt würde, dies ein Angriff auf seine Ehre sei, die hier verletzt würde, lediglich durch das, was er leide, und die er nur herstellen könne, indem er solchen Angreifer zur Strafe und Widerruf brächte. Hier schob er also, durch die Homonymie, die Bürgerliche Ehre, welche sonst Guter Name heißt und deren Verletzung durch Verleumdung geschieht, dem Begriff der ritterlichen Ehre unter, die sonst auch point d’honneur heißt und deren Verletzung durch Beleidigungen geschieht. Und weil ein Angriff auf erstere nicht unbeachtet zu lassen ist, sondern durch öffentliche Widerlegung abgewehrt werden muß; so müßte mit demselben Recht ein Angriff auf letztere auch nicht unbeachtet bleiben, sondern abgewehrt [werden] durch stärkere Beleidigung und Duell. – Also ein Vermengen zwei wesentlich verschiedener Dinge durch die Homonymie des Wortes Ehre: und dadurch eine mutatio controversiae [ Verschiebung der Streitfrage ], zu Wege gebracht durch die Homonymie.


» Argument als petitio ausgeben «

58 – 59

22. Kunstgriff

Fordert er, daß wir etwas zugeben, daraus das in Streit stehende Problem unmittelbar folgen würde; so lehnen wir es ab, indem wir es für eine petitio principii ausgeben; denn er und die Zuhörer werden einen dem Problem nahe verwandten Satz leicht als mit dem Problem identisch ansehn: und so entziehn wir ihm sein bestes Argument.


Kunstgriffe 23 – 26 Diese Kunstgriffe sollen den Gegner dazu bringen, sich selbst zu widerlegen.


Kursdokumentation Buchkurs, Prof. Gertrud Nolte

S. 116

Sommersemester 2011

Magdalena Wirkert

4. Semester

Eine Reise im Rollstuhl verlangt viel Kraft und Ausdauer. Wer ohne Hindernisse reisen will, muss vorher viel Zeit investieren, um ausreichend informiert zu sein. Der Reiseführer durch Würzburg hat es sich zur Aufgabe gemacht auch Reisenden im Rollstuhl einen angenehmen Aufenthalt zu ermöglichen. Informationen über die Zugänglichkeit von Hotels, Sehenswürdigkeiten, Toiletten und vielem mehr wurden gesammelt und ermöglichen dem Reisenden somit, sich bequem und ohne Hindernisse fort zu bewegen.

Titel: Würzburg - Der Reiseführer für Rollstuhlfahrer Umfang: 94 Seiten Format: 150 x 215 mm Papier: Papyrus MultiArt Silk 135 g Druck: Genehmer Druck GmbH, Lohr Bindung: Horst Jöst Abgerundete Buchkanten Schriftarten: Yanone Kaffeesatz Quay Sans

Konzeption: Der erste Teil des Reiseführers beschäftigt sich mit den Sehenswürdigkeiten Würzburgs. Jeweils auf der ersten Seite eines jeden Abschnitts wird kurz und übersichtlich über alle wichtigen Informationen zur Zugänglichkeit informiert. Piktogramme unterstützen dabei die schnelle Wahrnehmung der Begebenheiten am jeweiligen Ort. Im zweiten Teil, hinten im Buch wurden ausschließlich Informationen zur Zugänglichkeit oder anderen Hilfestellungen gesammelt (Fortbewegung, Ansprechpartner, Restaurants, etc.). Dieser Teil des Reiseführers ist als eine Art WÜRZBURG schnelles Nachschlagewerk gedacht. Jede Kategorie wird dabei mit einem im zugeordneten Piktogramm eingeleitet. Format, Schrift und Besonderheiten: Das Buch besitzt ein handliches Format, so dass es in einer Tasche Platz hat. Dabei ist es etwas größer als bei gewöhnlichen Reiseführern, um den Inhalt mehr Raum zu geben.

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eine Behinderung ist kein Hindernis

Eine Reise im Rolli verlangt viel Kraft und Ausdauer. Wer ohne Hindernisse reisen will, muss vorher viel Zeit investieren, sich gut informieren und eine Reise bis ins kleinste Detail planen. Dieser Reiseführer hat es sich zur Aufgabe gemacht auch Reisenden im Rollstuhl einen angenehmen Aufenthalt zu ermöglichen. Informationen über die Zugänglichkeit von Hotels, Sehenswürdigkeiten, Toiletten und vielem mehr machen eine Reise auch im Rolli zu einem schönen Erlebnis.

eine Behinderung ist kein Hindernis

Der Reiseführer für Rollstuhlfahrer

Der Reiseführer für Rollstuhlfahrer

WÜRZBURG 1


eine Behinderung ist kein Hindernis Der Reiseführer für Rollstuhlfahrer

WÜRZBURG 1


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Die Würzburger Residenz

Die Residenz Die Würzburger Residenz ist, in einer Reihe mit Schönbrunn in Wien und Schloss Versailles in Paris, als eine der bedeutensten Residenzbauten des Spätbarocks anzusehen. Informationen zur Zugänglichkeit • schwer befahrbares Kopfsteinpflaster • Museumsräume ebenerdig zugänglich • Behindertentoilette im Erdgeschoss • Parkplätze direkt vor Residenz • Aufzug vorhanden • Hofkeller wegen Treppen unzugänglich WC

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Treppenhaus

Weißer Saal

Das Treppenhaus ist eine bauliche Meisterleistung Balthasar Neumanns. Das flache Muldengewölbe kommt gänzlich ohne Stützen aus und hielt im Zweiten Weltkrieg sogar den abgefeuerten Bomben stand. Der Venezianer Giovanni Battista Tiepolo schuf das nahezu 600 m² große Deckenfresko. Es zeigt die vier Erdteile Europa, Asien, Amerika und Afrika, die jeweils durch eine fürstliche Frauengestalt personifi ziert werden. Vorhandenes Wissen über ferne Kontinente mischt sich mit abenteurlichen Vorstellungswelten, deren Detailreichtum die Betrachter immer aufs Neue verblüff t.

Bewusst zurückhaltend gibt sich dieser Raum. Weiß herrscht vor, hinzu kommt ein dezentes Grau und an wenigen Stellen ein lichtes Gelb. Dennoch ist der Saal alles andere als langweilig. Er lebt von den fantasievollen Stuckaturen Antonio Bossis, die in züngelnden Rocailleformen nach oben streben. Auf den ursprünglichen Zweck des Saals als „Salle des Gardes“, also als Aufenthaltsraum der Wache, verweisen die kriegerischen Motive an der Decke.

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WC

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Die Würzburger Residenz

Kaisersaal

Spiegelkabinett

Den grandiosen Höhepunkt der Raumfolge bildet der anschließende Kaisersaal. Mit den drei großen Deckenfresken schuf Giovanni Battista Tiepolo hier sein zweites großes Werk in der Residenz. Tiepolo galt als Starmaler seiner Zeit und man holte ihn für ein fürstliches Gehalt aus Venedig, um die Würzburger Residenz zu verzieren. Er hatte die Freiheit, die Motive mit dem ihm eigenen Witz und Esprit umzusetzen. Wenn man sich die Fresken genauer ansieht, entdeckt man überall kleine Nebenszenen und originelle, fast schon karikaturenhafte Einzelheiten.

Höhepunkt der Raumfolge ist das Spiegelkabinett, von dem am Ende des Zweiten Weltkriegs nur eine einzige Scherbe übrig geblieben war. Diese Scherbe aber war wichtig, weil mit ihrer Hilfe die spezielle Technik der Hinterglasmalerei untersucht werden konnte, die im Würzburger Spiegelkabinett zum Einsatz gekommen war. Heute erstrahlt das Spiegelkabinett wieder in altem Glanz.

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Hotels

NOVOTEL Das Hotel Mercure ist sehr empfehlenswert. Es verfügt über eine rollstuhlgerechte Dusche und es ist ein weiteres Zimmer mit 3 Einzelbetten vorhanden.

Eingangsbereich Tür Durchgangsbreite: 1,89m keine Türschwelle Aufzug Durchgangsbreite: 0,90m Breite: 1,08m Tiefe: 2,09 m Zimmer (230) Bewegungsfläche: Tür Durchgangsbreite: 0,93m Bett 1 französisches Bett Höhe: 0,48m Platz rechts: 0,92m Platz links: 0,86m Schrank Platz davor: 3,00 x 0,89m Höhe Kleiderstange: 1,53m

Bad Tür Durchgangsbreite: 0,93m Platz hinter Tür: 1,18 x 1,10m Dusche Breite: 0,90m Tiefe: 1,82m Haltegriffe vorhanden Duschstuhl vorhanden WC Griffe vorhanden Platz vor WC: 1,94 x 1,40m Höhe Toilettensitz: 0,51m Waschbecken Höhe: 0,84m Platz darunter: 0,27m Spiegel in Sitzhöhe Behinderten-WC/Wickelraum Tür Durchgangsbreite: 0,94m Platz hinter Tür: 1,75 x 1,30m WC Griffe links und rechts Platz vor WC: 0,94 x 1,55m Höhe Toilettensitz: 0,55m Waschbecken Höhe: 0,85m Platz darunter: 0,27m Spiegel in Sitzhöhe Wickeltisch Höhe: 1,55

Parkplatz Rampe Länge: 4,5m Breite: 1,18m Parkhaus 2 Stellplätze Breite: 5,30m Tiefe: 5,00 Speiseraum Tische 16 Plätze für Rollstuhlfahrer 3 Plätze an einem Tisch Bedienungselemente Höhe: 1,40m Speisen erreichbar Tagungsraum Tür Durchgangsbreite: 1,68m Platz hinter Tür: 3,00 x 3,00m Bedienungselemente Höhe: 1,40m Plätze 4 Plätze für Rollstuhlfahrer Kontakt: Dreikornstraße 27 97082 Würzburg Tel.: 0931/41930 E-Mail: H1697@accor.com www.mercure.com

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Kursdokumentation Buchkurs, Prof. Gertrud Nolte

Sommersemester 2011

Impressum

»Das Andere Buch«

Projektdokumentation

Dokuteam: Benjamin Asher Felix Volkheimer (www.bureauagenturatelier.de)

Hochschule für angewandte Wissenschaften, Fakultät Gestaltung,

Kursteilnehmer: Alex Amborn Benjamin Asher Merlin Barfuß Johannes Breidenbach Olga Chernosikow Johannes Friedrich Christian Fuß Sarah Haaf Alex Haas Suse Hagelauer Eva Herre Philipp Koch Regina Rüttiger Felix Volkheimer Magdalena Wirkert † Bernadette Zobel

FHWS SS 2011

Verwendete Schriften: Orator Akkurat

DOKUMENTATION BUCHKURS Prof. GERTRUD NOLTE SOMMERSEMESTER 2011

Prof. Gertrud Nolte im SS 2011

S. 124


DOKUMENTATION BUCHKURS Prof. GERTRUD NOLTE SOMMERSEMESTER 2011


FHWS SS 2011


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