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SPEZIALAUSBILDUNG FÜR BIKE-RETTER Unfälle in Bikeparks nehmen zu. Für die Versorgung der Verunfallten braucht es eine eigene Einsatztaktik.

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4 Die Lawine war mittags auf den präparierten Weg von Gries in Richtung der Sulztalalm abgegangen. 5 40 Bergretterinnen und Bergretter suchten den Lawinenkegel ab. 6 Der Verschüttete wurde in etwa einem Meter Tiefe gefunden.

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Einsatzkräfte bestätigte sich der Verdacht, dass eine Person nach wie vor abgängig war. Durch den Polizeihubschrauber wurde aus der Luft die Gefahr möglicher Nachlawinen laufend beurteilt. Aufgrund der sehr hohen Gefährdung der Einsatzkräfte musste in weiterer Folge die Suche für mehrere Stunden unterbrochen werden.

Suche mit dem RECCO-SAR-System Die Zeit, in der sich keine Rettungskräfte direkt auf der Lawine befanden, wurde zur Suche mit dem neu verfügbaren RECCO-SAR-Detektor in Verbindung mit dem Polizeihubschrauber genutzt. Beim RECCO-SAR-Detektor handelt es sich um ein gemeinsames Projekt von Bergrettung, Alpin- und Flugpolizei, das 2019 ins Leben gerufen wurde. Es handelt sich dabei um einen Außenlastdetektor, der an einem Hubschrauber angebracht wird und von einem Operator von diesem aus bedient wird. Dieses System kommt bei Lawinenunfällen zum Einsatz, wenn verschüttete Personen über kein VS-Gerät verfügen oder kein Signal eines VS-Gerätes empfangen werden kann. Ebenfalls wird es eingesetzt, wenn die terrestrische Suche aufgrund zu hoher Gefährdung der Einsatzkräfte nicht möglich ist. RECCO-SAR stellt weiters ein probates Mittel für die Suche nach vermissten Personen dar. Der Detektor kann fallweise auch elektronische Geräte orten, unabhängig von Betriebs- und/oder Batteriezustand. Beim Einsatz dieses Systems sollen sich, um Fehlanzeigen zu verhindern, möglichst keine Rettungskräfte im Suchgebiet befinden. In diesem speziellen Fall konnte keine Reflexion detektiert werden, wobei hier sehr wahrscheinlich die Lage des Verschütteten und der nasse Frühjahrsschnee eine ausschlaggebende Rolle spielten. Durch diese Faktoren kann sich der Suchradius des Detektors entsprechend verringern.

Lawinenhund findet Verschütteten Um ca. 16:30 Uhr wurde die Suche wieder aufgenommen. Der Lawinenhund „Barik“ des Hundeführers Philipp Falkner konnte kurze Zeit später den Vermissten in etwa einem Meter Tiefe lokalisieren. Die Rettungskräfte waren sofort zur Stelle und befreiten den Verschütteten lebend und bei Bewusstsein aus den Schneemassen. Der 65-Jährige wurde nach der Stabilisierung durch die anwesende Notärztin und das Team des Notarzthubschraubers in die Innsbrucker Klinik geflogen. Offenbar hat sich der Mann beim Lawinenabgang zum Hang hinkauern können. Dadurch bildeten sich ein relativ großer Hohlraum und somit eine Atemhöhle. Der Boden war in dem Bereich moosbedeckt. All das hat es offenbar ermöglicht, dass der Verschüttete ausreichend Luft bekommen hat, so Einsatzleiter Günter Schöpf als Erklärung, wie der 65-jährige Mann stundenlang unter der Lawine überleben konnte.

Einsatzerfahrung unersetzlich Wichtig ist es, jeden Einsatz nach dem Prinzip „Lessons Learned – Lessons Identified“ zu evaluieren. Dieser Einsatz war speziell vom Zusammenwirken verschiedenster Ressourcen geprägt. Dem Einsatzleiter muss bekannt sein, über welche Mittel er verfügen kann und welche er wann, wo und zu welchem Zeitpunkt zum Einsatz bringt. Weiters hat es sich gezeigt, dass, nach eingehender Beurteilung und Abstimmung, auch oft schwierige Entscheidungen zum Eigenschutz der Rettungskräfte absolut notwendig sind. Die wichtigste Erfahrung ist aber sicher jene, dass es absolut Sinn macht, Einsätze so lange fortzusetzen, solange es noch einen Funken einer Überlebenschance für den Verunfallten, Verschütteten oder Vermissten gibt. Wunder geschehen – aber nur, wenn man auch daran glaubt und alles Erforderliche dafür einsetzt.

LIFESTYLE

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Tierische

Einsätze

1 Bergung eines Hundes bei der Wellerbrücke. 2 Pferd und zwei Bergrettungsmitglieder am

Jochkreuz (2.045 m), bevor es endgültig wieder in Richtung Tal ging. 3 Ein Canyoningretter der Bergrettung Oetz hilft dem Schaf aus seiner misslichen Lage.

Bergretterinnen und Bergretter kümmern sich nicht nur um verletzte Personen. Immer wieder rücken sie aus, um Vierbeiner aus misslichen Lagen zu befreien.

TEXT CHRISTA HOFER FOTOS BERGRETTUNG OETZ, FLORIAN RETTENBACHER

TEURE EINSÄTZE

Auch wenn die Bergrettungskräfte gerne Hilfe leisten, könnten mit entsprechendem Handeln viele dieser tierischen Einsätze vermieden werden. „Wir können Hundebesitzer*innen nur raten, ihre Vierbeiner anzuleinen. Besonders im steilen oder unbekannten Gelände. Damit können Abstürze vermieden werden. Das erspart den Tieren und ihren Besitzerinnen und Besitzern jede Menge Stress“, rät Florian Falkner, Ortsstellenleiter der Bergrettung Oetz. Tierbergungen werden übrigens wie auch andere Bergrettungseinsätze verrechnet. Das kann, wenn man als Besitzer*in nicht privat für eine entsprechende Versicherung gesorgt hat, ziemlich teuer werden. Besonders, wenn der Hubschrauber zum Einsatz kommt.

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Hund, Schaf und Pferd – Bergrettungskräfte sind immer wieder mit tierischen „Kunden“ konfrontiert. Nicht immer geht es dabei um Bergeaktionen, wenn sich ein Tier verstiegen hat. Mitunter sind die Vierbeiner auch schwer verletzt und müssen in der Folge tiermedizinisch versorgt werden – und manchmal rücken die Bergrettungskräfte auch zu ungewöhnlichen Einsätzen aus.

Mit dem Pferd übers Joch Fast schon exotisch lief ein Einsatz für die Ortsstelle Vorderes Stubai im August 2021 ab: Geborgen werden musste nämlich ein Pferd. Dieses war im weglosen Gelände nicht mehr weitergekommen. Nachdem die Bergrettungskräfte Reiterin und Pferd unterhalb des Jochkreuzes geortet hatten, konnte die Reiterin zu einer nahe gelegenen Alm begleitet werden. „Das Pferd wurde von zwei Bergrettern, die ihren Präsenzdienst in der Tragtierstaffel geleistet hatten und sich entsprechend mit Pferden auskannten, zuerst Richtung Jochkreuz auf 2.045m hinauf und dann hinunter ins Tal gebracht“, erzählt Ortsstellenleiter Hansjörg Glatzl. Insgesamt dauerte der Einsatz vier bis fünf Stunden. Für alle Fälle wäre sogar ein Hubschrauber bereitgestanden, um das Pferd zu bergen. „Es hat aber alles auch so gut funktioniert“, berichtet Glatzl.

Schafbergung durch Canyoningführer Im Ötztal hatte die sommerliche Hitze offensichtlich einem Schaf zu schaffen gemacht. „Es wollte sich im Bereich Ochsengarten im Wasser abkühlen, kam dann aber nicht mehr über das steile Gelände hinauf“, erklärt Florian Falkner, Ortsstellenleiter der Bergrettung Oetz. „Den Vorfall hatten zwei Canyoningguides gemeldet. Zwei Canyoningführer unserer Ortsstelle haben sich also auf den Weg gemacht, das Tier geborgen und zu seiner Herde gebracht“, schildert Falkner den Vorfall.

Hundebergung aus der Auerklamm Auch mit Hundebergungen sind die Bergretter*innen immer wieder konfrontiert. „Einmal ist ein Hund bei der Wellerbrücke an der Ötztaler Ache einem Ball nachgesprungen. Und aus der Auerklamm mussten wir auch schon mal einen Hund bergen“, erzählt Falkner. Da es in der Ortsstelle drei Hundeführer gibt, sind die Bergungen kein Problem. „Dafür sorgen auch die Leckerlis, die dann großzügig an den Vierbeiner verteilt werden“, schmunzelt Falkner.

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