6 minute read
BIKEN
Sicher Wandern r
Advertisement
Alpin NOTRUF 140
Bergrettung und Tourismusverband Osttirol drehen vier Kurzfilme, die helfen sollen, auf die Risiken im freien Gelände aufmerksam zu machen.
Notfall-App
TEXT PETER LADSTÄTTER FOTOS ISTOCK.COM
Ein besonderes Präventionsprojekt plant die Bergrettung mit dem Tourismusverband (TVB) Osttirol: Gearbeitet wird an vier Kurzfilmen, die im Herbst 2021 gedreht wurden und ab dem Frühjahr – rechtzeitig vor Beginn der Wandersaison – in sozialen Medien und über die Homepage des TVB zu sehen sein sollen. Die jeweils etwa zwei Minuten langen Filme widmen sich dem „Sicheren Wandern“. Inhaltlich geht es um die Themen „Worauf sollte ich stets beim Wandern achten?“, „Wandern mit Kindern“, „Wie packe ich richtig meinen Rucksack?“ und „Sicherheitsempfehlungen der Bergrettung Tirol“. Hier ein kurzer Einblick, welche Tipps vermittelt werden sollen.
Rettungs NOTRUF 144
Euro NOTRUF 112
Worauf sollte ich stets beim Wandern achten? Egal wie lange eine Wanderung dauert: Sie muss stets gut geplant sein. Die Planung beginnt vom Ausgangspunkt bis zum möglichen Ziel der Wanderung und beinhaltet auch den Rückweg. Unbedingt den aktuellen Wetterbericht einholen! Die Wanderung muss dem körperlichen Leistungsvermögen angepasst sein. Wichtig ist auch die richtige Ausrüstung, die vom optimalen Schuhwerk mit gutem, rutschsicherem Profil, von multifunktioneller Kleidung über Regen- und Kälteschutz bis hin zur trockenen Kleidung zum Wechseln reicht. Auf Trinkpausen achten und vor allem ausreichend Flüssigkeit zu sich nehmen, ist ein weiterer wichtiger Tipp, der mit dem ersten Kurzfilm thematisiert werden soll.
Wandern mit Kindern Bei der Auswahl der Wanderung die Wünsche der Kinder mitberücksichtigen. Die Wanderung selbst muss dem Alter und der Leistungsfähigkeit der Kinder angepasst sein. Beim Zeitmanagement die doppelte Zeit wie sonst für einen Erwachsenen einplanen. Der Grund: Kinder brauchen mehr Pausen und sollten genügend Zeit haben, die Natur spielerisch zu entdecken, schließlich soll die Wanderung Spaß machen. Kinder reagieren empfindlicher auf Hitze und Kälte, auch das sollte berücksichtigt werden – nicht zuletzt bei der Ausrüstung.
Wie packe ich richtig meinen Rucksack? Bevor der Rucksack gepackt wird, muss er an den Träger angepasst werden. Im Rucksack kommen dann die leichten Sachen (wie etwa Wechselwäsche) nach unten. Darauf werden mittelschwere Kleidungsstücke gepackt, im Schulterbereich dann schwerere Sachen wie Trinkflaschen und die Jause. Erste-Hilfe-Packung, Stirnlampe und eventuell eine Wanderkarte kommen in die Deckeltasche, damit sie griffbereit sind. Bei weiteren Wanderungen auch einen Biwaksack mitnehmen.
Sicherheitsempfehlungen der Bergrettung Tirol Mobiltelefon und Erste-Hilfe-Packung gehören in jeden Rucksack. Kommt es zu einem Notfall, den Notruf sofort absetzen, die Fragen des Disponenten/der Disponentin der Leitstelle beantworten und ruhig bleiben. Erste Hilfe leisten. Der alpine Notruf ist in Österreich die 140 (in Vorarlberg die 144). In Tirol, Südtirol und Bayern funktioniert die von Bergrettung Tirol und Leitstelle Tirol entwickelte Notfall-App SOS-EU-Alp (kostenlos im Android Play Store oder im App Store iOS erhältlich). Wird der Notfall-Button der App betätigt, werden die aktuellen GPS-Koordinaten, der Akkustand des Handys und die Kontaktdaten an das Einsatzleitsystem der Leitstelle übermittelt. Außerdem wird eine Telefonverbindung zum/zur Notrufmeldenden aufgebaut.
Und noch ein Tipp: Auch wenn die Bergrettungskräfte ehrenamtlich arbeiten, die Einsätze werden dennoch verrechnet. Um professionell agieren zu können, benötigt die Bergrettung die entsprechende Infrastruktur für Ausbildung und Übungen, Einsatzfahrzeuge und Geräte. All das kostet Geld. Als Förderer bzw. Förderin der Bergrettung Tirol hilft man nicht nur der Bergrettung, der Fördererbeitrag enthält auch eine Bergungskostenversicherung (siehe Seite 12). Damit einer sorgenfreien Wanderung nichts mehr im Wege steht. Nähere Infos unter www.bergrettung.tirol.
Erfolgreiche KOOPERATION
mit zwei Schulen
Zwei besondere Projekte kamen im Mai 2021 zum Abschluss. Im Ausbildungszentrum der Bergrettung Tirol im Jamtal wurde ein neuer Eisturm aufgestellt und für das Standardfahrzeug der Bergrettung Tirol, den Mercedes Vito, wurde ein neues Konzept für den Innenausbau ausgearbeitet und umgesetzt.
TEXT NILS HACKL FOTOS BERGRETTUNG TIROL
Das Besondere an diesen beiden Projekten war, dass sie im Rahmen von Diplomarbeiten an HTL-Schulen in Innsbruck und Fulpmes durchgeführt wurden. Nach dem ersten Kontakt konnten an der HTL Anichstraße und an der HTL Fulpmes schnell zwei motivierte Projektteams aufgestellt werden. In Innsbruck bildete sich ein Viererteam, bestehend aus einer Schülerin und drei Schülern. Im Stubaital formte sich ein Zweierteam mit einem weiblichen und einem männlichen Mitglied. Neben den Schülerinnen und Schülern ergänzten zwei kompetente Partnerfirmen die Teams. Das Mercedes-Vito-Projekt wurde von der Firma Franz Achleitner Fahrzeugbau und Reifenzentrum GmbH in Radfeld unterstützt, das Eisturmprojekt von der Firma Stahlbau Konrad in Imsterberg. Lehrer, Mitarbeiter des Landes Tirol sowie Funktionäre und Angestellte der Bergrettung Tirol komplementierten die Teams.
1 Das Projektteam „Eisturm“ zu Saisonende im Jamtal. 2 Das Projektteam „Mercedes Vito“ vor dem adaptierten Einsatzfahrzeug.
Exaktes Anforderungsprofil Der Start beider Projekte verlief ähnlich. Bis die Anforderungen vonseiten der Bergrettung Tirol so klar waren, dass die Teams mit der Arbeit beginnen konnten, brauchte es einige Besprechungen. Bei weiteren gemeinsamen Terminen konnten die Schülerinnen und Schüler ihre Kompetenz im Konstruieren, Visualisieren und Präsentieren ihrer Ideen beweisen. Nun konnte mit der Umsetzung der Ideen begonnen werden – und die Zusammenarbeit funktionierte perfekt. Im Sommer 2020 hatten die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, in den Unternehmen an ihren Projekten zu arbeiten und so Arbeitserfahrung zu sammeln und Kontakte zu den einzelnen Firmen zu knüpfen. Zeitgleich starteten im Sommer 2020 umfangreiche Umbauarbeiten im Ausbildungszentrum Jamtal. Dieses liegt auf 2.000 Metern Höhe und so musste die Baustelle bis zum ersten Schnee fertiggestellt sein. Unter Zeitdruck schaffte es das Projektteam Eisturm, alle Konstruktionen und Teile bis zum Herbst fertigzustellen, und so konnte der Eisturm am 18. November 2020 aufgestellt werden. Kurz darauf, als die Temperaturen unter 0 Grad Celsius sanken, konnte mit der Bewässerung gestartet werden und die Vereisung des Turmes begann. Beim ersten Grundkurs Winter im Februar 2021 absolvierten dort bereits die ersten Bergrettungsanwärterinnen und -anwärter Teile der Eisausbildung. Sicherheitsbedenken wie bei dem alten Eisturm sind nun unbegründet, da der gesamte Turm von einem Statiker abgenommen wurde und für alle denkbaren Szenarien ausreichend Festigkeit besitzt. Bis auf eine kleine Optimierung bei der Wasserverteilung sind keine weiteren Maßnahmen beim Eisturm erforderlich und so können alle Beteiligten stolz sein, dieses Projekt so schnell und gut durchgeführt zu haben.
Kfz im Praxistest Auch bei dem Mercedes-Vito-Team wurde über den Sommer 2020 fleißig konstruiert und so startete auch hier im Herbst die Umsetzung. Zwei Ortsstellen der Bergrettung Tirol wollten das für 2021 bestellte Fahrzeug bereits mit dem neuen Konzept ausgestattet haben. Nachdem bei einem Prototyp noch einige Verbesserungen vorgenommen worden waren, konnten im April 2021 die ersten beiden Autos ausgeliefert werden und stellen nun ihre Praxistauglichkeit unter Beweis. Zentraler Unterschied des neuen Konzeptes zum alten ist, dass bei dem neuen Konzept alle Bergrettungsmitglieder in Fahrtrichtung sitzen können und nicht wie früher vier Personen quer zur Fahrtrichtung auf einer Bank sitzen. Zusätzlich können ohne Liegendtransport neun Personen transportiert werden statt bisher sieben. In Zukunft können Ortsstellen bei der Anschaffung eines neuen Fahrzeuges auswählen, welches Konzept geeigneter für ihr Anforderungsprofil ist.
Win-win-Situation für alle Abschließend kann man sagen, dass beide Projekte für alle Beteiligten ein voller Erfolg sind. Die Vorteile einer solchen Kooperation sind sehr vielfältig. Die Schülerinnen und Schüler können ein praxisbezogenes Projekt durchführen, welches am Ende auch umgesetzt wird. Die Firmen bekommen die Möglichkeit, künftige Absolventinnen und Absolventen kennenzulernen und bei Bedarf diese auch nach dem Abschluss anzustellen. Die Bergrettung Tirol wiederum profitiert von der schnellen und einfachen Umsetzung so manch kreativer Idee, die durch die Schülerinnen und Schüler eingebracht wurde. Zum Schluss möchte sich die Bergrettung Tirol bei allen beteiligten Schülerinnen und Schülern, Lehrkräften, Firmen, Partnern, Mitarbeitern und Funktionären bedanken, die an den Projekten beteiligt waren. Durch die Erfahrung aus diesen Projekten wird sicher auch in Zukunft die Möglichkeit genutzt, gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern von Höheren Technischen Lehranstalten solche Projekte umzusetzen. Natürlich besteht auch zusätzlich die Hoffnung, den einen oder anderen Schüler bzw. die eine oder andere Schülerin für die Mitgliedschaft in der Bergrettung Tirol zu begeistern.