Auf „Schatzsuche“ im Kulturland Kreis Höxter Ein Wanderbegleiter von Burkhard Beinlich und Frank Grawe
Unser europäisches Naturerbe
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Der Kreis Höxter hat für Naturfreunde und Wanderer vieles zu bieten: Schattige Buchenwälder, fruchtbare Auen und sonnen verwöhnte Magerrasen, laden zu ausgedehnten Spaziergängen, Wanderungen oder Radtouren ein. Im Frühjahr locken die Blüten tausender Frühlingsblumen in die heimischen Buchenwälder und von Mai bis Juli zieren zahl reiche Orchideenarten die Halbtrockenrasen. Während des ge samten Sommers zieht der gaukelnde Flug zahlreicher Schmet terlinge auf den bunten Blumenwiesen die Wanderer in ihren Bann. Für den abendlichen Spaziergänger bieten insbesondere im Mai die Auen zwischen Nieheim und Steinheim die Mög lichkeit eines Gratiskonzertes – vorgetragen von den stimm gewaltigen Laubfröschen. Wer seinen Blick gerne in die Ferne schweifen lässt, der sollte die Mühen nicht scheuen und markante Landmarken wie den Desenberg, die Rabenklippen, den Lattbergturm oder den We ser-Skywalk besteigen. Die Mühen werden auf jeden Fall durch wunderschöne Fernblicke belohnt. Um die Naturschätze des Kreises Höxter zu bergen, wurden im Rahmen des Projektes „Erlesene Natur“ Wander- und Rad wege ausgewiesen, die es ermöglichen, auf eigene Faust auf Entdeckungstour zu gehen. Die Broschüre, die Sie in der Hand halten, stellt Ihnen ausgewählte Routen mit ihren jeweiligen thematischen Schwerpunkten vor. Weitere Informationen finden sich unter www.erlesene-natur. de oder in den Touristeninformationen der Städte. Auf der Homepage können Flyer mit genauen Wegekarten und weite ren Informationen kostenlos heruntergeladen werden. Zusätz liche Informationen halten längs der Wege aufgestellte Info tafeln bereit.
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Einige Routen widmen sich der Naturlandschaft, andere der traditionellen Kulturlandschaft und wieder andere stellen aus gewählte Tierarten und Pflanzengesellschaften vor. Entspre chend den Leitthemen gibt es Jahreszeiten, in denen sich der Besuch besonders lohnt. Allgemeines Alle Wanderungen folgen markierten Wegen. Sie sind meist durch ein gekennzeichnet. In Bezug auf Zeitaufwand und körperliche Beanspruchung unterscheiden sich die Wege erheb lich. Um die jeweiligen Anforderungen besser einschätzen zu können, sind die Nummern der Routen mit unterschiedlichen Farben markiert. Neben 13 Wanderwegen werden in der Bro schüre auch zwei Radwege vorgestellt. Grün: Ebene oder nur mäßig steile Wege. Auch für Kinder und ältere Menschen gut geeignet. Blau: Der Weg enthält anspruchsvolle Wegabschnitte, die eine gewisse Trittsicherheit und Ausdauer erfordern. Rot: Der Weg enthält steilere und/oder schlechter begehbare Abschnitte und setzt eine gute körperliche Kondition und Ausdauer voraus. Braun: Radweg Die angegebenen Gehzeiten sind reichlich bemessen, enthalten aber nur die reine Gehzeit. Da die Wege auf längeren Strecken durch Naturschutzgebiete und zum Teil über Viehweiden füh ren, sind mitgeführte Hunde anzuleinen. In den Schutzgebieten besteht Wegegebot! Hinweis: Die Wegebeschreibungen beziehen sich immer auf den Startpunkt, der in der Karte durch einen Pfeil gekennzeichnet ist. Dies ist zu berücksichtigen, wenn die Wanderung von einem anderen Punkt aus begonnen werden soll. Ausrüstung Mit Ausnahme der kurzen Wanderwege, wie am Desenberg, sollte auf allen anderen Wegen entsprechendes Schuhwerk mit Profilsohle getragen werden. Es gilt zu beachten, dass entlang der längeren Wege nur wenige Schutzhütten vorhanden sind, weshalb sich wetterfeste Kleidung empfiehlt. Zudem sind Pro viant und Getränke in ausreichender Menge mitzuführen, da Einkehrmöglichkeiten nur begrenzt vorhanden sind.
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Übersicht über die Wander- und Radwege Unterwegs in den Wäldern zwischen Egge und Weser 1 Zu Gast beim Zimmermann des Waldes – in den Buchen wäldern an der Iburg (5,3 km) 2 Zu Besuch im Paradies – die Buchenwälder und Fels formationen an Ziegenberg und Brunsberg (9,8 km) 3 Dem Wasserdrachen auf der Spur – Buchenwälder und Feuchtlebensräume im Taubenborn und am Ziegenberg (9,8 km) 4 Schweben über Fels und Wasser – durch den „Urwald“ zu den Hannoverschen Klippen (4 km) 5 Im „Grünen Klassenzimmer“ – die Walderlebnisschule Modexen (1 km) Wanderungen und Radtouren durch die Auen von Nethe, Emmer und Beber 6 Unterwegs im Auenland – eine Radtour durch das Nethetal (65 km) 7 Träumen unter grünen Dächern – im Weidenpalais und Schlosspark Rheder (1,5 bzw. 3 km) 8 Im Reich des Grünen Königs – Radtour durch die Auen des Steinheimer Beckens (55 km) Durch Wiesen, Weiden und Magerrasen 9 Auf Tauchgang im Muschelkalkmeer – Buchenwälder, Magerweiden und Wacholderheiden im Diemeltal (9,5 km) 10 Wenn eine Landschaft Geschichten erzählt – Blumen wiesen und Scherbenäcker am Rande der Börde (6,5 km) 11 Wege der Vielfalt – durch die Kulturlandschaft rings um Ottbergen und Bruchhausen (13 km) 12 Wo der Bock zum Gärtner wird – Magerweiden, Trockenrasen und Buchenwälder längs des Höhenwegs rund um Dalhausen (12,5 km) 13 Aufforderung zum Tanz auf dem Vulkan – eine kurze Bergpartie hinauf zum Wahrzeichen der Börde (1,7 km) 14 Mit dem Flügelschlag des Bläulings – Kalktriften, Auengrünland und Buchenwälder rund um Willebadessen (12,4 km) 15 Stippvisite im Zwergenreich – die Schwermetallrasen bei Blankenrode (0,5 km)
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Zu Gast beim Zimmermann des Waldes – in den Buchenwäldern an der Iburg Ohne Einflussnahme des Menschen würde die Buche die Wälder Mitteleuropas dominieren. Heute ist sie auf nur noch 5 % ihres einstigen Areals zurückgedrängt. Am Osthang der Egge sind naturnahe Buchenwälder aber noch im größeren Umfang an zutreffen. Sie sind das Ziel der Wanderung, die an der Infotafel am Waldparkplatz beginnt. Bereits nach wenigen Metern eröffnet sich oberhalb eines Steinhanges ein schöner Blick auf Bad Driburg und das Ober wälder Land. Der Weg führt als Pfad in südlicher Richtung weiter, bevor er in einen breiteren Forstweg einmündet. Sie fol gen dem Forstweg etwa 800 m in südlicher Richtung, um dann
vor einem Fichtenbestand dem nach links abzweigenden Weg zu folgen. Der Waldweg verläuft rund 200 m zwischen jungen Laubbäumen links und älteren Fichten rechts, bevor er im jungen Laubwald den Osthang des Eggekamms hinabführt (Vorsicht, der Weg kann bei Nässe rutschig sein!). Der junge Wald geht im weiteren Verlauf in einen stattlichen Buchenwald über, dessen gerade gewachsenen, wie Säulen wirkende Stäm me, den Eindruck einer großen Halle vermitteln. Hier ist das Reich des Schwarzspechtes, der in den glatten, astfreien Stäm men gerne seine Bruthöhlen anlegt. Oberhalb des Waldweges sickert immer wieder Quellwasser aus dem Hang, dass sich zum Teil in Gräben neben dem Weg sammelt. Feuersalamander legen dort ihre Larven ab und im feuchten Boden fühlt sich der Riesenschachtelhalm wohl. Im späteren Verlauf umrundet der Weg den Bergsporn, auf dem sich die Iburg befindet und gewinnt dabei recht schnell an Höhe. Der steile Aufstieg ist kurz, sodass Sie wenig später im Bereich eines Lokals die Bergkuppe erreichen. Neben der Gast
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stätte befindet sich der begehbare Kaiser-Karlsturm, der einen schönen Ausblick auf Bad Driburg und das östliche Eggevorland bietet. Auf der asphaltierten Waldstraße erreichen Sie wenig später die Ruine der Iburg. Von der Burg sind die Grundmauern und der recht imposante Bergfried erhalten. Hinter der Iburg verlässt der Weg die Straße und verläuft parallel auf einem Pfad durch den Buchenwald, der sich im Frühling von seiner allerbesten Seite zeigt. Dann ist der Waldboden von einem bunten Flor aus den Blüten von Lerchensporn, Buschwindrös chen und Bärlauch bedeckt. Kurz darauf wird der Ausgangs punkt der Wanderung erreicht. Ausgangspunkt Parkplatz auf dem Eggekamm an der Zufahrt zur Iburg, Anfahrt über die B 64 aus Richtung Paderborn oder Bad Driburg, dem Wegweiser zur Iburg folgen Themen Buchenwald mit Frühblühern (April-Mai) Aussichtspunkte (u.a. Kaiser-Karls-Turm), Ruine der Iburg Gehzeit 2:30 h (5,3 km) Einkehrmöglichkeit Restaurant/Café in Nachbarschaft zur Ruine Sonstiges GPS-Pfad Tipp in der Umgebung Gräflicher Park in Bad Driburg (kostet im Sommer Eintritt)
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Zu Besuch im Paradies – die Buchenwälder und Felsformationen an Ziegenberg und Brunsberg Vom Parkplatz, führt der Weg an der Jugendherberge vorbei recht steil hinauf zum Hochplateau des Ziegenberges. Kurz un terhalb des Plateaus lädt der 1883 errichtet Rodeneckturm zur Besteigung ein. Dieser bietet einen schönen Blick auf die Alt stadt von Höxter, das Weltkulturerbe Corvey und das Wesertal. Auf dem Plateau angekommen folgt der Weg der Hangkante bis zu den Rabenklippen. Hoch über dem Wesertal lädt ein Rast platz mit Landschaftsliege zum Verweilen ein. Einblicke in die unterhalb gelegenen Muschelkalkfelsen sind leider nicht ge geben. Die Felsbänder beherbergen eine einzigartige Flora mit Schwalbenwurz, Graslilie, Heilwurz und Berg- Kronwicke. Eini ge der dort wachsenden Pflanzen kommen in NRW nur dort vor. Eine weitere Pflanze, die in Westfalen nur hier vorkommt, ist der Rosskümmel, der im Gegensatz zu den vorgenannten Arten entlang des Wanderweges regelmäßig anzutreffen ist. Die Eibe, ein selten gewordener Nadelbaum, ist mit stattlichen Exemp laren ebenfalls zu entdecken.
Weiter geht es Richtung Brunsberg. Der Weg passiert eine klei ne Schlucht, welche geologischen Ursprungs ist. Die Muschel kalkblöcke, aus denen der Ziegenberg aufgebaut ist, rutschen auf den darunter liegenden weichen Gesteinen des Röt allmäh lich Richtung Weser, um in fernen Zeiten dann ins Tal zu stür zen. Durch diesen Prozess sind die Rabenklippen entstanden. Nachdem das Schleifental umrundet ist, führt der Weg in Richtung des Bergsporns des Brunsbergs. Kurz bevor Sie auf die Überreste der Brunsburg bzw. noch älterer sächsischer Wall anlagen stoßen, lädt eine Schutzhütte erneut zur Rast ein. Von dort kann man nochmals den Ausblick auf das Wesertal und den gegenüberliegenden Solling genießen. Von der Brunsburg geht es hangabwärts zurück zum Schleifental. Am südexpo
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Ausgangspunkt Parkplatz der Hochschule OWL in Höxter (An der Wilhelmshöhe) bzw. am Gut Maygadessen (Zufahrt von Godelheim über die B 64) Themen Orchideen- und Waldmeister-Buchenwald (März bis Mai), ehemalige Niederwälder, große Eibenbestände, Aussichts punkte (Rodeneckturm, Rabenklippen und Brunsberghütte) Gehzeit 3,5 – 4 h (9,8 km) Einkehrmöglichkeit keine Wegemarkierung
Tipps in der Umgebung Weltkulturerbe Abtei Corvey, Altstadt von Höxter
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nierten Hang des Quertales findet sich ein lichter Laubwald. Die bizarren Bäume zeigen an, dass es sich um einen ehemaligen Niederwald handelt. Zur Brennholznutzung wurden die Bäume regelmäßig auf den Stock gesetzt. Diese regenerierten sich und bildeten meist mehrere Stämme aus, die dann nach 20 bis 30 Jahren erneut eingeschlagen wurden. Der Weg führt weiter abwärts, verläuft dann ein Stück höhen gleich und steigt wieder zum Rodeneckturm auf. Am steilen Hang des Ziegenbergs ist der Buchenwald als Orchideen-Buchenwald ausgeprägt. Typische Waldorchideen wie das Weiße oder Rote Waldvöglein sind im Frühsommer längs des Weges zu entdecken. Bereits im März blühen dort Echte Schlüsselblume, Leberblüm chen und Seidelbast.
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Dem Wasserdrachen auf der Spur– Buchenwälder und Feuchtlebensräume im Taubenborn und am Ziegenberg Wollen Sie den Spuren des Wasserdrachens folgen, so starten Sie wie beim Wanderweg 2 (Karte siehe Wanderweg 2) am Parkplatz an der Hochschule Ostwestfalen-Lippe in Höxter (oder am Gut Maygadessen) und folgen dem Wegeverlauf. Nachdem Sie die Brunsburg erreicht haben verlassen Sie den Weg 2 vor dem Zu gang zur Burgruine und folgen dem durch den Kammmolch gekennzeichneten Weg 3, um den Brunsberg zu umrunden und dabei allmählich zum Naturschutzgebiet „Grundlose-Tauben born“ abzusteigen. Kurz bevor Sie das Schutzgebiet erreichen, stößt der Weg auf die Erdwälle der ehemaligen Landwehr von Höxter. Im weiteren Verlauf führt der Wanderweg durch die Weseraue. Obwohl die Weser hinter einem Bahndamm liegt, überflutet sie regelmäßig bei Hochwasser das Schutzgebiet.
Ausgangspunkt Parkplatz an der Hochschule OWL in Höxter (An der Wilhelmshöhe) bzw. am Gut Maygadessen (Zufahrt von Godelheim über die B 64) Themen Orchideen- und Waldmeister-Buchenwald, Auenwald, Feuchtwiesen, Tümpel und Teiche, individuenreiche Amphi bienbestände (April-Juni), Kammmolch Gehzeit 3,5 – 4 h (9,8 km) Einkehrmöglichkeit keine Wegemarkierung
Sonstiges in Teilbereichen mit Wanderweg 2 identisch
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Zahlreiche Kleingewässer, ehemalige Baggerseen, Erlenbruch wald und Feuchtwiesen charakterisieren die recht naturnahe Aue, die nicht nur Heimat des Kammmolches, unseres Wasser drachens ist, sondern zehn weiteren Amphibienarten Lebens raum bietet. Mehr als 50.000 Individuen der verschiedenen Arten wurden, im Rahmen einer Untersuchung, gezählt! Während man den Kammmolch kaum zu Gesicht bekommt, können die Grünfrösche im Sommer mit ihren lautstarken Froschkonzerten kaum überhört werden. Mit etwas Glück ent deckt man an den Waldrändern oder in Gewässernähe sich sonnende Ringelnattern oder gar die Schlingnatter. Die Winter quartiere vieler Amphibien und Reptilien finden sich übrigens im Bereich der Felsformationen und Geröllfelder an den Weser hängen. Die Klüfte und Spalten dort bieten Frostfreiheit und die benötigte Feuchtigkeit. Beim Aufstieg aus dem Wesertal folgen Sie also den Wanderwegen des Kammmolches, der im Spätsommer ebenfalls diesen Weg nimmt. Nach kurzem Anstieg stoßen Sie wieder auf den Wander weg 2, auf dem Sie zum Startpunkt zurückkehren.
www.erlesene-natur.de Herausgeber Kreis Höxter – Der Landrat Moltkestraße 12, 37671 Höxter Informationen Kulturland Kreis Höxter c/o Gesellschaft für Wirt schaftsförderung im Kreis Höxter mbH Corveyer Allee 7, 37671 Höxter Tel. 0 52 71 . 97 43 23 info@kulturkand.org www.kulturland.org
Texte Burkhard Beinlich Fotos Frank Grawe Kartengrundlage Outdooractive Kartografie Geoinformationen | Out dooractive, Deutschland: GeoBasis-DE / BKG 2015 Überarbeitung der Karten Diego Krämer Gestaltung und Layout Verlag Jörg Mitzkat, Berit Nolte www.mitzkat.de
Mit freundlicher Unterstützung