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Lichtpremiere 2020. Aktuell wird die Kuppel abends nicht angestrahlt. Das spart ein wenig Energie und ist ein Zeichen der Solidarität mit der Ukraine. Wir alle hoffen, dass sie bald wieder leuchtet, die Kuppel des Berliner Schlosses – Humboldt Forum, für Dialog und Weltoffenheit.

Immer wieder dienstags

von Johannes Wien, ehemals Vorstand der Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss

Das Schloss hat Ausstrahlung. Dieser Feststellung würden wahrscheinlich sogar die meisten Kritiker des größten Rekonstruktionsprojekts Berlins zustimmen. Es prägt nun wieder wie früher die historischen Sichtachsen über den Lustgarten, die Prachtstraße Unter den Linden in Richtung Brandenburger Tor wie auch die Rathausstraße, die alte Königsstraße. Auch im wörtlichen Sinne leuchten das Schloss und seine Fassaden, wenn sie die Sonne reflektieren und den Schlüterhof in ein starkes warmes Licht tauchen. In den Abend und Nachtstunden braucht aber auch das neue Berliner Schloss – Humboldt Forum Helfer beim Leuchten, die es anstrahlen. Die Schlosskuppel über Portal 3 erforderte eine besondere Lösung. Uwe Schmitz stimmte als Vorstandsvorsitzender der Frankonia Eurobau AG vor einigen Jahren meiner Anfrage sofort zu, vom Dach der neuen Schinkelplatzbebauung mit hochmodernen kleinen LEDScheinwerfern das Schloss an dieser Stelle ins richtige Licht zu setzen. Ansonsten hätte vor dem Schloss ein riesiger „Leuchtturm“ errichtet werden müssen, kaum vorstellbar. Und solcher Unterstützung nicht genug, spendete der große Schlossfreund und seit diesem Jahr auch Vorstand des Fördervereins, noch dazu die Beleuchtungsanlage.

Am 14. Juli 2020 – einem Dienstag – luden Manuela und Uwe Schmitz dann nicht nur zur Premiere der Kuppelillumination, sondern auch zum Gespräch in ihre Humboldt Lounge ein. Damals war es der frühere Bundestagspräsident Prof. Norbert Lammert, der einmal mehr die Rekonstruktion des Berliner Schlosses zum neuen Humboldt Forum den besten republikanischen Werten unseres Landes zuordnete. Das war ganz nach dem Geschmack des Niederrheiners Uwe Schmitz, der unter dem Motto „Von Preußen nach Europa“ die preußische Aufklärung mit einer aufgeklärten, demokratischen und aktiven Bundesrepublik verbunden wissen will. Dass es ein aufregendes Erlebnis war, vom kleinen Smartphone die große Kuppelbeleuchtung zu starten, war dem sonst eher nüchternen Immobilienunternehmer deutlich anzusehen.

Aber damit fing die Dienstagsgeschichte erst richtig an. Weil das Berliner Schloss – Humboldt Forum kraftvoll zurückstrahlt, fand auch die alte Idee eines offenen, kritischen Dialogortes ihren Weg über Schlossfreiheit und Spreekanal in die Humboldt Lounge in No3 Schinkelplatz. Nach dem ersten Corona

Prof. Norbert Lammert, Bundestagspräsident a.D. und Wilhelm von Boddien bei der Lichtpremiere Dr. h.c. Wolfgang Thierse, Bundstagspräsident a. D. und Prof. Dr. Richard Schröder, ehemals Fraktionsvorsitzender der SPD in der 1990 frei gewählten Volkskammer der DDR

Dirk Fischer, MdB CDU a. D., im Gespräch (Bildmitte) Die Gastgeber und Initiatoren der Dienstagsgesellschaft: Uwe und Manuela Schmitz

Lockdown luden Manuela und Uwe Schmitz immer wieder Gäste aus der Berliner Bürgergesellschaft, aus Politik, Wissenschaft und Kultur ein, um das offene persönliche Gespräch zu fördern. Die Assoziationen zum Berliner Salon der Rahel Varnhagen von vor über 200 Jahren sind für Uwe Schmitz ein Stück Traditionsbewusstsein, aber vor allem Ansporn, gemeinsam mit anderen nach vorn zu schauen, aktuelle Themen zu besprechen und manch anderen bürgerschaftlich Engagierten ein Forum zu geben. In diesem Jahr hat die „Dienstagsgesellschaft“, wie sie nun offiziell genannt werden darf, immer wieder außenpolitische Themen aufgegriffen: Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine und die Verbindungen zur amerikanischen und chinesischen Interessenpolitik kamen natürlich mehrfach zur Sprache, also wichtige aktuelle, komplexe und emotional aufgeladene Themen, die eigentlich ein größeres Auditorium verdient gehabt hätten, wie es gegenüber im Humboldt Forum zur Verfügung stehen würde. Andererseits teile ich die Auffassung, dass für eine prägnante, pointierte und auch kontroverse Diskussion der kleinere geschütztere Raum ohne den gleichzeitigen Blick auf die Medienverwertung der geeignetere Ort ist.

Ganz anders bei der Präsentation von feinster Häkelhandarbeit von Migrantinnen, die sich damit nicht nur ein Stück Unabhängigkeit erarbeiten, sondern den Respekt für außergewöhnliche Lebensleistungen bekommen. Da war die Berichterstattung in der Bunten natürlich willkommen.

Mittlerweile haben mehr als 25 Dienstagsgesellschaften als ein neuer Teil der Berliner Stadtkultur stattgefunden. Ein altes und zugleich modernes Format des Gesprächs und der Meinungsbildung, des Zuhörens und des überlegten Fragens ist auf diese Weise neu belebt. Nach gleichem Muster trifft sich auch ein Freundeskreis Bauakademie bei Uwe Schmitz, der die Bauakademie unter der Überschrift „so viel Schinkel wie möglich“ schnell wieder errichtet sehen möchte. Ich bin gespannt, welche Stichworte die Dienstagsgesellschaft zukünftig aufgreifen wird.

Überlegen auch Sie, ob es mal wieder Zeit ist, befreundete und weitere Personen aus ihrem Umfeld themenbezogen anzusprechen und zum gemeinsamen thematischen Austausch einzuladen. Ein bisschen Trinken und Essen ist da schnell auf den Tisch gestellt oder unkompliziert mitgebracht. So leuchtet das Berliner Schloss – Humboldt Forum mit der Idee eines offenen, respektvollen Dialogs bis zu Ihnen, vielleicht auch an einem Dienstag …

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