Nachruf
Michael Jackson liebte große Symbole. In seinen Shows und Videoclips trat er gern als Zerstörer oder Retter auf; er war der Held von Parabeln über Straßengangs, Geschlechterkampf, Krieg und Naturkatastrophen. Es war immer Apokalypse oder Apotheose. Kein Wunder also, dass er seine letzte Konzerttour mit metaphorischer Präzision plante. Fünfzig Shows, eine für jedes Lebensjahr. Und dann – Abtritt des King of Pop. Nun ist er endgültig abgetreten. Immer wieder muss ich an das berüchtigte Foto aus dem Jahr 2002 denken, auf dem er reglos in einem Sarg liegt (eigentlich war es eine Sauerstoffkammer), und ich frage mich, ob er seinen Tod vielleicht inszeniert hat. Doch das wäre eine allzu nahe liegende Metapher. Wir alle haben gesehen, wie der weiße Bodybag in den Wagen des Gerichtsmediziners gehoben wurde. Dieses Bild konnte nur eine Bedeutung haben. Zum ersten Mal habe ich in den achtziger Jahren über Michael Jackson geschrieben. Seine Haut wurde heller, sein Gesicht schmaler, seine Ausstrahlung femininer. Manche be165