Quentin Tarantino
„Eine Lebensgeschichte in Bildern“ Seite drei
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Louise Flüeler, MDM2017C
Quentin Tarantino
Louise Flüeler
Inhaltsverzeichnis 3-5
Tarantinos Leben in 6 Bildern
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„Warum fliesst in Ihren Filmen so viel Blut?“
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Ein Gespräch mit Quentin Tarantino über Gewalt, gemeine xsRatten und den Kampf gegen Rassismus
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„Ich habe noch zwei Filme. Mehr steckt nicht mehr drin“
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Der große QUENTIN TARANTINO im Interview!
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Figures and Facts
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Wikipedia Artikel
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Tarantinos Leben in 6 Bildern
Schon mit 15 Jahren bricht Tarantino die Schule ab und fängt eine Ausbildung als Schauspieler an
1993 landet er mit Pulp Fiction seinen ersten grossen Erfolg. Seine Muse, Uma Thurman, spielt eine der Hauptrollen.
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Fiction Fiction
1995 erhält Tarantino einen Oscar für das beste Originaldrehbuch für Pulp Fiction
Nach einer 3-jährigen Regiepause, bringt er seinen nächsten Film an die Öffentlichkeit. „Jackie Brown“ feiert ebenfalls grossen Erfolg.
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Nach mehreren Jahren Erfolg im Filmgeschäft, gab Tarantino einen weiteren Film bekannt. Er soll sich um die Morde der Manson Familiy drehen.
Im Juli 2017 verkündigten Daniela Pick und Quentin Tarantino ihre Verlobung.
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Warum fließt in Ihren Filmen so viel Blut? Wie eine Comic-Figur sieht er aus mit seinen kantigen Gesichtszügen: Im Schlabber-T-Shirt und mit schwarzer Kapuzenjacke rauscht Quentin Tarantino ins Hotelzimmer. Zu bieten hat der ausgesprochen umgängliche US-Regisseur aber mehr als nur Wortblasen. Stefan Stosch hat ihn in Berlin getroffen Mr. Tarantino, warum findet sich in Ihren Filmen so viel Wut? Stimmt, auch in "The Hateful 8" stecken Hass und Zynismus und Wut. Aber vielleicht ist das nur eine oberflächliche Wahrnehmung. Im Drehbuch findet sich ja nicht nur Nihilismus. Wenn Sie sich den Film mehrfach anschauen, merken Sie, wie viel Witz da verborgen ist. Wie gut kommen Sie im wirklichen Leben mit Hass klar? Ich könnte mich jetzt um die Antwort herumdrücken, aber um die Wahrheit zu sagen: Ich habe "The Hateful 8" geschrieben, als ich ordentlich Wut im Bauch hatte und auch ein bisschen depressiv war. Diese Stimmung habe ich in mein Skript übertragen: Ich habe meinen Hass gewissermaßen bei den Figuren abgeladen. Also ist dieser Film persönlicher als die sieben zuvor? Er ist persönlich, aber nicht unbedingt persönlicher als die anderen. Ich habe meine Wut ja nicht eins zu eins in die Geschichte umgesetzt, nur meine Gefühle. Und falls Sie gleich fragen: Verstehen Sie bitte, dass ich
nicht darüber reden will, was meine Depressionen verursacht hat. ADVERTISING Warum haben Sie Ihren Film ausgerechnet in Ultra Panavision 70 gedreht, also in einem musealen Breitwand-Format, das in den Sechzigern für zwei Handvoll Filme wie etwa "Meuterei auf der Bounty" verwendet wurde? Ganz einfach: Wir haben die Ultra-Panavision-Kameralinsen gefunden. Die haben wir ausprobiert, und wir haben erkannt, dass dieses Format ganz wunderbar bei unserem Film funktioniert. Man kommt näher an die Figuren in der Hütte heran, der Film bekommt geradezu etwas Intimes. Normalerweise suchen Sie sich Ihren Soundtrack Stück für Stück zusammen. Nun hat der italienische Altmeister Ennio Morricone, berühmt für die Filmmusik zu "Spiel mir das Lied vom Tod", diesen Job im Alleingang erledigt. Was ist da passiert? Dafür gibt es zwei gute Gründe. Der zweite Grund ist: Morricone hat ja gesagt, als ich nach Rom gefahren bin und ihn gefragt habe. Und der erste: Ich habe auf die Stimme in meinem Kopf gehört, die mir dazu geraten hat, es mit der Musik dieses Mal anders zu halten. Bei meinen früheren Filmen hat es mich nie gestört, wenn die Musik aus zweiter Hand war. Das konnten auch gerne Popsongs sein. Üb-
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rigens: In "Kill Bill" und "Inglourious Basterds" waren auch schon Stücke von Morricone zu hören.
Tim Roth, Kurt Russell und Jennifer Jason Leigh im Wilden Westen: Mit "The Hateful 8" hat Tarantino nach "Django Unchained" wieder einen Western im Kino. Quelle: The Weinstein Company / Andrew Cooper Könnten Sie sich vorstellen, einen Film zu drehen, in dem keine Schwarzen durch den Wilden Westen ziehen, sondern Indianer? In meinen Adern fließt ein bisschen Cherokee-Blut, wie Sie vielleicht wissen. Aber so recht kann ich mich mit der Idee nicht anfreunden. Ich kann mir nicht vorstellen, ein historisches Indianerdorf aufzubauen und darauf zu achten, dass die Zelte genau so stehen, wie sie sollten. Glücklicherweise haben ja schon andere Regisseure gute Filme aus der Perspektive der Indianer gedreht. Wie viel Wut haben Sie in sich gespürt, als Ihr Drehbuch von "The Hateful 8" im Internet auftauchte und sich alle Welt darauf stürzte? Mir hat das Herz geblutet! An Schreiben war erst einmal nicht mehr zu denken, der Vorfall hat mich weit zurückgeworfen. Wütend war ich aber auf die Kinoindustrie, die es besser
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hätte wissen müssen. So etwas darf nicht passieren. Wie meinen Sie das? Viele waren in diesen Vorfall verwickelt, aber niemand fühlte sich wirklich verantwortlich. Das Skript war heimlich von Hand zu Hand gewandert. So ein System muss in moralischer Korruption enden. Deshalb habe ich damals so einen Aufstand gemacht. Ich kann nicht genau sagen, was sich seitdem verändert hat, aber vielleicht hat meine Reaktion manchem vor Augen geführt, dass es so nicht weitergehen kann. Ihre Filme sind berüchtigt für blutige Gewalt. Bremsen Sie sich manchmal, damit nicht zu viel Blut fließt? Mich bremsen? Warum das denn? Deshalb ist da ja so viel Blut. Ich zensiere mich doch nicht selbst. Ich will ja auch gar nicht geschmackvoll oder höflich sein oder immer nur an mögliche Zuschauerzahlen denken. Ich sehe mich eher als einen Schriftsteller: Meine Figuren tun, was sie eben tun müssen. Ein anderes Ihrer Lieblingsthemen ist Rassismus, siehe auch Ihren ersten Western "Django Unchained". Was reizt Sie daran? In einem Western wird immer auch die Geschichte Amerikas erzählt. Was ich zu dieser großen Erzählung beitragen kann, sind nun mal die Gespräche über Rassismus. Beinahe alle großen Western-Regisseure haben dieses Thema zu vermeiden versucht oder bestenfalls oberflächlich behandelt. Halten Sie auch der Gegenwart einen Spiegel vor? Ich glaube, genau das ist im Fall von
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"The Hateful 8" passiert. Aber das hatte ich nicht beabsichtigt, als ich die erste Seite des Drehbuchs schrieb und sich eine Postkutsche den Weg durch den Schnee der Rocky Mountains bahnte. Western sind nun mal ein besonderes Genre: Immer schon reflektierten sie in geradezu grundlegender Weise die Zeit, in der sie gedreht wurden. Haben Sie Beispiele parat? Nehmen Sie die Fünfzigerjahre. Das war für Western eine goldene Ära. Sie spiegelten Eisenhowers Vorstellung vom idealen Amerika, priesen die Einzigartigkeit dieses Landes. Konsequenterweise griffen die Western der späten sechziger und frühen siebziger Jahre unterschwellig den Zynismus ihrer Gegenwart auf: Damals bestimmten Vietnam-Krieg und Watergate-Affäre das politische Bild. Welche Gegenwartsbezüge finden sich denn in Ihrem aktuellen Film? Wir leben heute in einem gespaltenen Land. Da kann man sich durchaus an die Zeit des Bürgerkrieges erinnert fühlen, als Nord- und Südstaatler sich bekriegten. Als ich mit dem Schreiben fertig war, schienen sich die Fernsehnachrichten plötzlich auf die Gespräche in meiner Postkutsche zu beziehen. Oh, Mann, dachte ich: Der Film bekommt Relevanz – aber in
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einer guten Art und Weise. Ich hatte es nicht darauf angelegt, aber "Hateful 8" berührt Dinge, die in Amerika in der Luft liegen. Sie haben sich in jüngster Zeit ganz direkt mit politischen Aussagen aus dem Fenster gelehnt: Sie nannten Polizisten Mörder. Würden Sie diese Worte heute zurücknehmen? Nein, in einigen dieser Fälle handelt es sich meiner Ansicht nach tatsächlich um Mord. Denken Sie an den schwarzen New Yorker Bürger Eric Garner. Der Polizist, der ihn strangulierte, hat ihn umgebracht. Und die Polzisten, die Eric Garner auf den Boden drückten, haben dabei geholfen. Bloß verallgemeinern darf man meine Aussage nicht: Es geht immer um ganz bestimmte Fälle. "The Hateful 8" stößt weltweit auf gigantisches Interesse: Bleiben Sie trotzdem dabei, dass Sie nach dem zehnten Film Ihre Regiekarriere an den Nagel hängen wollen? Ja, das ist der Plan. Zehn ist doch eine gute Zahl. Und womit wollen Sie sich danach den lieben langen Tag beschäftigen? In den vergangenen Jahren hat sich meine Arbeit immer mehr hin zum Literarischen entwickelt. Ich werde Theaterstücke schreiben. Oder vielleicht auch ein Buch übers Kino.
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Ein Gespräch mit Quentin Tarantino über Gewalt, gemeine Ratten und den Kampf gegen Rassismus Foto: Amanda Demme | Art Partner Über welche Ihrer Gewaltszenen lachen Sie noch heute? Einer meiner besten Gags ist definitiv Marvins Kopf, der in » Pulp Fiction« plötzlich auf dem Autorücksitz explodiert.
ich etwas eklig finde. So skatologisches Zeug schaue ich mir ungern an: Filme, in denen es um Scheiße oder so geht. Igitt. Sie fürchten sich also nie im Kino?
Klassiker. Steht bei mir in einer Reihe mit Komikern wie Buster Keaton und Jacques Tati. Was ist denn so witzig an Gewalt? Um sich gegen Kritiker zu verteidigen, haben Sie mal gesagt: »Ich verherrliche Gewalt nicht, ich bringe damit Leute zum Lachen.« Eine der größten Errungenschaften meiner 22 Jahre langen Karriere ist, dass die Leute in meinen Filmen über kranken Scheiß lachen. Das ist nicht einfach. Denn wenn Zuschauer über kranken Scheiß lachen, haben sie zwar eine richtig gute Zeit, geraten aber auch in einen Konflikt: »Oh, mein Gott, ich kann nicht glauben, was ich eben gesehen habe! Und ich kann nicht glauben, wie ich darauf reagiert habe!« Auf diese Art und Weise rüttelt man etwas im Publikum auf. Sie haben für den Film bezahlt und für ihr Geld kriegen sie jetzt was! Gibt es Filme, bei denen selbst der Gewaltexperte Tarantino nicht hinsehen kann? Ich wende meinen Blick eher ab, wenn
Brillanter Fantrailer Wenn Quentin Tarantino "Suicide Squad" gedreht hätte
Ein Film, während dem ich immer wieder aufspringen musste, war die wirklich gute Horrorkomödie »Unheimliche Begegnung« von George Pan Cosmatos aus dem Jahr 1983. In dem Film wird angedeutet, dass ein Monster oder ein Alien sein Unwesen treibt. Doch eigentlich kämpft der Held in seiner Wohnung gegen eine große Ratte. Eine gigantische, clevere Ratte, aber, am Ende des Tages: eine Ratte. Und ich habe eine Rattenphobie! Deshalb hat mich das, was diese verdammte Ratte dem Typen antut, echt fertiggemacht. Ich habe die ganze Zeit rumgequietscht und mich hin- und hergewen-
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det. Ein Film, der mich wirklich getroffen hat. Eine Achterbahnfahrt. Eine tolle Zeit. Klingt anstrengend. Aber so geht es vielen Ihrer Zuschauer ja auch. Wie entspannen Sie sich eigentlich nach einem harten Tag am Filmset oder im Kino? Wenn ich chillen will, treffe ich mich zum Essen mit Freunden oder gehe einfach heim, schalte den Fernseher ein und kiffe. Vielleicht trinke ich einen Cocktail. Oft lege ich Musik auf und laufe im Raum hin und her. Das beruhigt mich irgendwie. Man hört, dass an Ihren Filmsets an freien Tagen Drogenkonsum jetzt nicht total verboten sei. Ist da was dran? Ich nehme eigentlich keine Drogen, wenn ich einen Film drehe, aber während der Arbeit an »Kill Bill« fuhr ich mit fast der ganzen Crew zu einem großen Rave an der Chinesischen Mauer. Wir hatten eine großartige Zeit. Im Januar kommt Ihr achter Film »The Hateful 8« in die Kinos. Wie haben Sie während den Dreharbeiten entspannt? Das Tolle an »The Hateful 8« war, dass wir den Großteil des Films in dem echt lustigen Städtchen Telluride in Colorado gedreht haben: Gras ist dort legal, aber wir mussten es nicht einmal käuflich erwerben. Die Leute gaben uns das Zeug einfach in den Bars und so. Wir waren viel feiern, hingen rum und haben eine Menge Einheimische kennengelernt. Einer der lustigsten Drehs seit »Kill Bill« in China.
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Sie sind nun auch schon 52 Jahre alt. Haben Sie das Gefühl, dass Sie heute mehr Ruhe brauchen als früher?
Quentin Tarantino in Berlin "Ich würde zu den Oscars gehen" Von Sophie Albers Ben Chamo
Früher war ich ein ziemlicher Partyhengst und konnte gut mit Exzessen umgehen. In letzter Zeit komme ich aber ein bisschen runter und genieße die neue Ruhe. Es ist schon wichtig, sich Zeit zur Entspannung zu gönnen. Ich will nicht klingen wie ein Opa, der sich dauernd wiederholt, aber: Alle sind heute an ihre Geräte und die sozialen Medien angeschlossen, fotografieren ihr Essen und twittern, als würde sich irgendjemand für ihre Meinung interessieren. Die Folge davon ist, dass die Leute keine Ruhe mehr finden. Sie sind immer verbunden, eingestöpselt, erreichbar. Sie haben Angst, etwas zu verpassen. Also schauen sie permanent auf ihre Bildschirme. Und selbst wenn sie versuchen, abzuhängen und fernzusehen, machen sie noch drei andere Sachen nebenbei. Vor diesem Interview habe ich mein Handy zum gefühlt ersten Mal seit Wochen ausgeschaltet. Ich war auf Dinnerpartys, bei denen
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die Leute am Tisch einander nicht zuhörten und permanent auf ihre Telefone guckten. Wenn man die Aufmerksamkeit seines Gegenübers erregen wollte, musste man ihm eine SMS schicken. Ich finde das unhöflich. In »The Hateful 8« sind acht Leute, die sich nicht kennen und die nichts gemeinsam haben außer einer zweifelhaften Vergangenheit, in einer Berghütte eingesperrt abgeschnitten von der Welt. Mit welchem Fremden würden Sie gerne irgendwo festsitzen? Die erste Person, die mir einfällt, ist der Autor Michael Lewis. Er hat das Buch geschrieben, auf dem der Film »Moneyball« basiert. Ich freue mich immer darauf, ihm zuzuhören, wenn er in Talkshows auftritt. Mit ihm würde ich gerne ein paar Stunden im Aufzug feststecken. Wir würden uns wahrscheinlich gut unterhalten. Und mit wem möchten Sie auf keinen Fall in so einer Situation landen? Was soll ich sagen? Den Kardashians? Aber ich will kein fieser Arsch sein. Vielleicht eine Figur aus Ihren Filmen? Mit dem Sklavenhändler Calvin Candie, den Leonardo DiCaprio in »Django Unchained« spielt, wäre ich nur sehr ungern in einem Raum. In einer Szene lässt Candie zwei Sklaven in seinem Salon auf Leben und Tod kämpfen. Eine brutale Choreografie, in der Knochen brechen und Blut spritzt und das Stöhnen der Männer so echt klingt. Finden Sie diese Bilder eigentlich schön? Gewalt im Kino ist unterschiedlich zu bewerten. »Nekromantik«, den LowBudget-Horror von Jörg Buttgereit, finde ich nicht wirklich schön. Aber
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wenn wir über Sam Peckinpahs Filme sprechen, in denen Blutstropfen in Zeitlupe durch die Luft fliegen und eine Art Ballett aufführen, finde ich das schön! Die Ästhetik tritt an die Stelle purer Brutalität. In den späten 80er Jahren erzielte der chinesische Regisseur John Woo einen ähnlichen Effekt, indem er das Mündungsfeuer zelebrierte: Diese orange Flamme, die aus Schusswaffen austritt, ist am Ende etwas sehr Schönes. So sehr Sie die Gewalt in Ihren Filmen ästhetisieren, so kritisch stehen Sie wirklicher Waffengewalt gegenüber. Vor acht Jahren sagten Sie in einem Interview mit NEON: »Wenn du von Amerika nach Europa reist, ist es, als würdest du Urlaub von einer Atmosphäre der Gewalt nehmen.« Ist das immer noch so? Mir kam das so vor, als ich mit Ende zwanzig zum ersten Mal Amerika verließ und nach Amsterdam reiste. Dort haben Sie dann »Pulp Fiction« geschrieben.
Streit um Verfassungsrecht Tödliches Spielzeug - so früh lernen US-Kinder den Umgang mit Waffen
Genau. Ich lebte also zum ersten Mal in einem anderen Land. In großen US-
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Städten wie Los Angeles oder New York ist es zwar nicht so, dass permanent Schlägereien und Schießereien stattfinden. Aber die Gewalt hängt immer in der Luft. Das betrifft vor allem Frauen. Wenn man als Mann spazieren geht und zufällig hinter einer Frau herläuft, weiß man, dass sie nach einer gewissen Zeit Angst bekommt. Und dann kriegt man selber ein mulmiges Gefühl, weil man einem anderen Menschen Angst einjagt. Das kann einem egal sein, man kann sich sagen: Verdammt, habe ich nicht das Recht, einfach spazieren zu gehen? Und die Antwort lautet: Klar. Nur: Die Frau leidet ja auch unter der Angst. Man kann also die Situation entschärfen, indem man die Straßenseite wechselt. Das ist ein Tanz, der in amerikanischen Großstädten dauernd aufgeführt wird. Und in Amsterdam war das anders? Mir fiel auf, dass die Frauen dort mit Freunden abhingen und um zwei Uhr nachts alleine nach Hause liefen. Sie fürchteten sich nicht. Und ich konnte einfach hinter ihnen hergehen. Das ist nur ein Beispiel für den Kulturschock, den mein erster Trip nach Europa bei mir ausgelöst hat. In Amerika haben wir aber immer noch größere Probleme mit Schusswaffen als andere Länder. Viele Menschen sind frustriert und wissen nicht, was man dagegen machen soll dazu gehört auch und vor allem Präsident Barack Obama. Die Resignation, die Obama zeigt, wenn er mal wieder eine Rede halten muss, weil wieder ein Amoklauf stattgefunden hat, spiegelt die Stimmung gut wider. Wir werden in Blut ertrinken müssen, bis sich etwas ändert. Sie engagieren sich aktuell gegen Polizeigewalt, unter der vor allem
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unschuldige Afroamerikaner leiden. Nachdem der 25-jährige Freddie Gray 2015 in Polizeigewahrsam starb, kam es zu schweren Unruhen in Baltimore. Kommt es einem nur so vor, oder häufen sich Zwischenfälle dieser Art? Das passiert schon seit langer Zeit. In den vergangenen eineinhalb Jahren wird darüber nur häufiger berichtet, weil plötzlich Handyvideos auftauchen, in denen man sehen kann, wie zum Beispiel Eric Garner von der New Yorker Polizei getötet wird. Cops sehen offenbar eine normale Verhaftung, wenn sie sich das Video anschauen, normale Menschen sehen etwas Anderes: Das war doch ein verdammter Mord. Würden Sie sagen, die Situation der schwarzen Amerikaner hat sich seit der Bürgerrechtsbewegung in den 60er Jahren gar nicht verbessert?
Nach Boykott-Aufruf Tarantino lässt sich von der Polizei nicht einschüchtern
Die Dinge haben sich seitdem schon verändert. Aber das Ungeheuer der Ungerechtigkeit hat eben viele Köpfe. Nur weil man einen Kopf abschneidet, hat man das Monster nicht besiegt. Einen großen Einfluss hatte auch der War on Drugs. Damals verwandelte sich die Polizei in eine Art Armee, die in
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Gegenden einrückte, in denen vor allem Schwarze lebten. Weiße Amerikaner sehen Cops heute ganz anders als schwarze. Wenn ich einem Polizisten auf der Straße begegne, gehe ich davon aus, dass er da ist, um mich, mein Grundstück und meine Nachbarschaft zu beschützen. Unsere schwarzen Mitbürger haben hingegen dreißig Jahre lang miterleben müssen, wie die Polizei unzählige Freunde und Familienmitglieder wegen mickriger Drogendelikte verhaftete.
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mehr Ihrer Kollegen? Keine Ahnung. Ich glaube aber, dass das Problembewusstsein wächst, und will als gutes Beispiel vorangehen. Vielleicht fangen die Leute an, nachzudenken: Warum äußert sich Tarantino ein weißer, reicher, unantastbarer Promi dazu? Ein Grund, warum die USPolizeigewerkschaft zum Boykott meiner Filme aufgerufen hat, ist, dass sie eine Botschaft an andere Prominente senden will: »Das ist nicht euer Kampf, also haltet euch gefälligst raus! Wer sich engagiert, kriegt, was Tarantino gekriegt hat.«
Sie sind einer von wenigen Hollywoodstars, die sich zu dem Thema äußern. Warum engagieren sich nicht Glauben Sie, dass diese Drohungen wirkungsvoll sind? Wir haben in letzter Zeit zu oft gesehen, wie Polizisten auf unbewaffnete Zivilisten losgegangen sind. Diese Videos dokumentieren den institutionalisierten Rassismus. Die Lage ist mittlerweile so übel, dass die Bürger immer lauter nach Reformen rufen. Ich bin ein Bürger meines Landes und ich will, dass sich die Dinge zum Besseren ändern. Deshalb muss ich was tun. Ich kann nicht warten, bis das jemand anderes für mich übernimmt.
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„Ich habe noch zwei Filme. Mehr steckt nicht mehr drin“ Von Hanns-Georg Rodek | Veröffentlicht am 31.01.2016 | Lesedauer: 8 Minuten
Bald nur noch Autor? Quentin Tarantino hat noch zwei Filme Zeit, sich das mit seinem vorzeitigen Ruhestand als Regisseur zu überlegen Quelle: REUTERS/CA/DN „Nur noch zwei Filme“: Der legendäre Filmregisseur Quentin Tarantino im Gespräch. Über seinen neuen Western „Hateful Eight“, Gewalt, Drehbücher und die Frage, wie lange er noch Kino machen will Am Anfang stand das größte anzunehmende Ungemach: Im Internet stand auf einmal das Drehbuch zu Quentin Tarantinos neuem Filmprojekt, und er sollte nie herausfinden, wer der Schuldige war. Dann fehlte an dem vorgesehenen Drehort für seinen Schneewestern der Schnee, und die gesamte Produktion musste umziehen. Schließlich landete der fertige Film im Netz, und das FBI fand heraus, dass die Raubkopie von dem Computer eines wichtigen HollywoodManagers stammte. Und nun kommt zu alledem auch noch eine schwere Erkältung. Im Berliner Ritz-CarltonHotel schnäuzt sich Tarantino gründlich, und zur Begrüßung bietet er nur seinen Ärmel. Die Welt: Darf ich versuchen, Ihnen einen Filmstoff zu verkaufen?
Anzeige Quentin Tarantino: Probieren Sie’s. Die Welt: Also, stellen Sie sich folgendes vor: Eine eingeschneite Hütte irgendwo in den bayerischen Alpen, ein paar Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Dort trifft eine bunt zusammengewürfelte Gesellschaft aufeinander, darunter ein paar unbelehrbare Nazis – und ein jüdischer Kopfgeldjäger! Wäre das in Ihren Augen völlig absurd? Tarantino: Hmmm... Ich sehe die Parallelen zu einem gewissen anderen aktuellen Film... Aber ja, ich könnte mir vorstellen, dass ein Film, wie Sie ihn vorschlagen, tatsächlich funktioniert. Die Handlung der „Hateful Eight“ spielt zwar sehr spezifisch nach dem Ende des amerikanischen Bürgerkriegs, aber der Rahmen ist elastisch genug, um auch diese Geschichte zu ermöglichen. Lassen Sie mich die Sache doch ein wenig weiterspinnen. Warum nicht eine Art futuristisches Stück daraus machen? Eine postapokalyptische Geschichte! Tarantinos prominent besetzter Western „The Hateful Eight“ Wyoming, kurz nach dem Bürgerkrieg: Ein Schneesturm treibt eine Gruppe
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unterschiedlicher Charaktere in einer Hütte zusammen. Aus anfänglichem Argwohn wird schnell eine blutige Auseinandersetzung.
ich sie geschrieben hatte, fiel es mir erst auf: Wow, das ist ja eine politische Debatte, die die beiden führen!
Quelle: The Weinstein Company
Die Welt: Jackson spielt einen befreiten Schwarzen und Goggins einen Südstaatler, der rechtfertigt, dass sein Vater, ein Konföderierten-General, nach der Niederlage weitergekämpft hat. Man entwickelt sogar eine gewisse Sympathie für seine Argumentation.
Die Welt: Denn in jedem Aufräumen nach einem Krieg steckt etwas Postapokalyptisches. Tarantino: Wir könnten eine generelle Apokalypse daraus machen, keine spezifische nach einem bestimmten Krieg. Sozusagen „Mad Max“ in einer bayerischen Berghütte, ja, das klingt gar nicht schlecht. Denn die Kernidee in all diesen Szenarien ist die gleiche: Die Figuren, die sich in diese Hütte flüchten, kommen aus einer Gesellschaft, die sich aufgelöst hat, und die Menschen suchen neue Regeln, nach denen sie leben sollen. Die Welt: „Hateful Eight“ war als normaler Western geplant und erscheint nun als politischer Western. Wie viel Absicht steckt dahinter? Tarantino: Ich wollte keine politische Polemik schreiben. Andererseits waren Western schon immer politisch in dem Sinn, dass sie das Jahrzehnt reflektierten, in dem sie entstanden, speziell in den Fünfzigerjahren die Eisenhower-Gesellschaft und den späten Sechzigern und frühen Siebzigern den VietnamKrieg. Der politische Aspekt der „Eight“ ist im Schreiben gewachsen. Es begann mit der Unterhaltung zwischen Samuel L. Jackson und Walton Goggins in der Postkutsche. Als
Tarantino: Ich versuche, meine Charaktere nicht moralisch zu beurteilen, jeder hat einen Grund für sein Handeln, und ich bin dazu da, diese Gründe zu verstehen. Diese Herangehensweise fand ich allerdings schwer durchzuhalten, wenn es um die Konföderierten ging. Ich halte die Konföderation für einen Schmutzfleck der amerikanischen Geschichte. Für mich ist die Rebellenflagge die amerikanische Version der Hakenkreuzflagge.
Schnee ist in im neuen Western: Regisseur Quentin Tarantino beim Dreh im winterlichen Telluride / Colorado
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Quelle: Universum Film Die Welt: Sie fällen kein Urteil über Ihre Charaktere? Aber sehen Sie auf diese Daisy, gespielt von Jennifer Jason Leigh. Sie ist eine Frau. Sie leidet. Sie wird bestraft. Härtestens bestraft. Das tut kein Regisseur, der nicht ein Urteil über diese Figur gefällt hat. Tarantino: Die Antwort ist ein klares Ja und Nein. Ich verurteile nicht, ich bewege mich aber auch immer innerhalb eines Genres. Genre bedeutet: Wir haben es mit Guten und Schlechten, Helden und Schurken zu tun. Dies ist eine Art Kurzschrift des Dramas, mit deren Hilfe man sich mit dem Publikum verständigt. Andererseits versuche ich, mich in dieser Kurzschrift so kompliziert wie möglich auszudrücken. Als ich begann, „Kill Bill“ zu schreiben, wusste ich nur so viel: Irgendwann am Ende würde Bill sterben müssen. Aber ich hatte noch keine Vorstellung von den Gefühlen, die wir – ich, das Publikum, die anderen Figuren – zu diesem Zeitpunkt Bill gegenüber empfinden würden. Das musste ich im Prozess des Schreibens entdecken oder sogar noch später, im Prozess des Filmdrehs. Deshalb bemühe ich mich auch, einigermaßen in der Reihenfolge des Drehbuchs zu drehen, damit ich, sollten sich meine Gefühle im Schaffensprozess geändert haben, den Schluss ändern kann. Klingt das logisch? Die Welt: Durchaus. Aber wenn so viel offen bleibt – warum waren Sie
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dann so wütend, als das Drehbuch zu „Hateful Eight“ plötzlich im Internet auftauchte? Tarantino: Ich habe danach einiges umgeschrieben – aber nicht als Reaktion auf das Leck, obwohl es so wirken könnte. Der Grund für meine heftige Reaktion war ein anderer: Ich hatte versucht, anders zu schreiben als zuvor. All meine Skripte davor waren im Stil großer Romane gehalten: die große Reise des Helden mit Anfang, Mitte und Ende. Diesmal wollte ich das Drehbuch dreimal schreiben: das erste Mal in einem Zug schnell bis zum Ende, dann nochmals mit mehr Nachdenken und ein drittes Mal mit aller Erfahrung, die ich dann mit dem Skript gesammelt hatte.
Man würde ihn vermissen. Als Typ, als Regisseur. Und seine Filme natürlich nicht minder: Quentin Tarantino ist halt auch ein begnadeter Poser Quelle: REUTERS/CA/DN Die Welt: Wie hat sich etwa Daisy denn im Zug dieser Etappen entwickelt? Tarantino: Was wir jetzt im Film als Ende sehen, war tatsächlich meine Ursprungsidee. Aber die stand nicht in der ersten Version, denn ich hatte das Gefühl, ich würde sie nicht gut genug kennen, um derart bösartig mit ihr zu verfahren; der erste Entwurf hatte ein anderes Ende. Den zweiten habe ich von Anfang bis Ende aus ihrer emotionalen
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Perspektive geschrieben. Als ich diesen Entwurf beendet hatte, glaubte ich, sie nun gut genug zu kennen – um ihr all das antun zu können, was ihr im fertigen Film angetan wird. Die Welt: Man hat bei dem, was zwischen weißen Polizisten und schwarzen Bürgern auf amerikanischen Straßen momentan passiert, zuweilen den Eindruck, der Vorgang könne doch nur aus einem Groschenheft stammen. Könnte man sagen, dass Pulp Fiction zunehmend zu Pulp Reality wird? Tarantino: Ja, das kann man definitiv sagen. Ich hätte das vielleicht noch nicht so gesehen, als ich das Drehbuch beendet hatte. Aber wir haben anderthalb Jahre mit der Vorbereitung dieses Films verbracht, und in diesen anderthalb Jahren haben sich die Verhältnisse in Amerika sehr verschlechtert. Während des Drehs haben wir immer wieder neue Videos im Netz gesehen, in denen ein Cop einen Schwarzen misshandelt. Es schien sich im Wochenrhythmus zu wiederholen. Das ist nicht ohne Einfluss auf die Stimmung des Films geblieben. Ich behaupte nicht, er liefere eine profunde Analyse dieses Geschehens, aber er leistet das, was gute Western immer geleistet haben: Er vermittelt, fast unterbewusst, eine Vorstellung von dem Jahrzehnt, in dem er entstand. Ich bin sicher, wenn Sie „The Hateful Eight“ in zwanzig, dreißig Jahren ansehen, bekommen sie eine ziemlich gute
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Vorstellung von dem, was heute in Amerika abläuft. Ja. Ich habe mir sogar schon überlegt, dass ich ganz auf einen Titel verzichten und nur „Der letzte Film von Quentin Tarantino“ schreiben könnte Quentin Tarantino Die Welt: Apropos Zukunft: Im Vorspann lesen wir unter dem Filmtitel die Zeile „Der achte Film von Quentin Tarantino“. Ist das der Beginn eines Countdowns? Werden wir dort das nächste Mal „Der neunte Film von Quentin Tarantino“ und das übernächste Mal „Der letzte Film von Quentin Tarantino“ lesen? Tarantino: Ja. Ich habe mir sogar schon überlegt, dass ich ganz auf einen Titel verzichten und nur „Der letzte Film von Quentin Tarantino“ schreiben könnte (lacht). Die Welt: Warum haben Sie sich dieses Limit von zehn Filmen gesetzt? Tarantino: Ich will nicht so lange durchhalten, bis sie mir das Megafon aus der Hand reißen. Ich will nicht immer weiter Filme drehen, weil es das Einzige ist, das ich kann: „Verzeiht mir, ich bin halt ein alter Filmemacher.“ Ich will nicht, dass die jungen Schauspieler sich bei mir auf Grund von etwas Nettem melden, was ich vor dreißig Jahren gemacht habe. Die Welt: Keine Woody-Allenisierung? Tarantino: Nein, das ist kein guter Vergleich. Allen ist anders. Ich finde, er hat seit „Anything Else“
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vor zehn Jahren einen sehr guten Lauf. Er nimmt drollige Kurzgeschichten und streckt sie auf Spielfilmlänge. Ich versuche mehr als das zu tun – was nicht unbedingt heißt, dass ich etwas Besseres tue. Aber ich betrachte meine Filmografie – diese zehn Filme – als meinen Beitrag zu einer Kunstform, die mit Edison und den Lumières begann. Diese zehn Filme werden das sein, was ich in dieser Kunstform als Künstler zu sagen gehabt habe. Ich will nicht weiterreden, wenn ich nichts mehr zu sagen habe. Die meisten Regisseure glauben, sie hätten mehr Filme in sich, als sie tatsächlich im Leib haben: „Ach, ein halbes Dutzend Filme will ich schon noch machen!“ Ich hingegen weiß: so viele stecken in mir nicht mehr drin. Ich habe noch zwei. Vielleicht noch vier Geschichten. Aber nur zwei Filme. Das ist auch ein guter Ansporn: In diese zwei muss ich alles legen. Meine Arbeit hat sich in jüngster Zeit schon mehr auf das Literarische verschoben. Es wird für mich einfach, Filmbücher zu schreiben oder Romane oder Theaterstücke oder Stücke zu inszenieren
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Die Welt: Sie sehen sich also als „Gesamtwerk Tarantino“? Tarantino: Es sollte eine erkennbare Nabelschnur geben, die sich vom ersten bis zu meinem letzten Film hindurchzieht. Die Welt: Wenn ich das hochrechne, sind Sie nach der Nr. 10 sechzig und haben dann nichts mehr zu tun. Tarantino: Das glaube ich nicht. Meine Arbeit hat sich in jüngster Zeit schon mehr auf das Literarische verschoben. Es wird für mich einfach, Filmbücher zu schreiben oder Romane oder Theaterstücke oder Stücke zu inszenieren. Ein Mann des Bildes wird ein Mann des Wortes, dahin scheint sich alles zu entwickeln. Die Welt: Trotzdem: Wie wäre es zunächst mit einem „8½“? Tarantino: (Herzliches Lachen, begleitet von Husten.) Nein, das wäre nur reines Herausschieben. Wenn Sie „Four Rooms“ dazuzählen, sind wir schon jetzt bei achteinhalb.
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Der große QUENTIN TARANTINO im Interview! Warum wird das Kinopublikum immer schlauer? Sind Western der Spiegel unserer Zeit? Sollten Stars einem Film dienen oder der Film den Stars? Und was wird Quentin Tarantinos Vermächtnis sein, wenn er einmal nicht mehr ist? Sein neuer Film The Hateful Eight startet in den Kinos, bei uns hat sich der Regisseur allen drängenden Fragen gestellt.
ich nicht wiederholen. Robert Rodriguez und ich waren daran gewöhnt, unsere eigenen Wege zu gehen, seltsame Wege, auf denen das Publikum uns folgte. Wir fingen an zu glauben, dass wir machen konnten, was wir wollten. Und Grindhouse war der Beweis, dass dem nicht so ist. Der Film war es trotzdem wert, aber es wäre besser gewesen, wenn es uns nicht so unvorbereitet getroffen hätte, wie desinteressiert die Leute waren. INTERVIEW: Sie haben Ihre Aufgabe als Regisseur des Öfteren mit der eines Dirigenten verglichen: Sie führen das Publikum wie der Dirigent das Orchester. Aber mit der Zeit wird das Publikum immer anspruchsvoller und klüger und gewöhnt sich auch an Ihre Filmsprache. Wird das Arbeiten für Sie dadurch schwerer?
© Patrick Fraser INTERVIEW: Hat sich das Filmemachen nach den Erfolgen von Django Unchained und Inglourious Basterds für Sie verändert? TARANTINO: Ich glaube nicht, jedenfalls nicht, was die Geschichten angeht, die ich erzählen will. Aber ich habe aus Grindhouse meine Lehren gezogen, und den Fehler will
TARANTINO: Ehrlich gesagt ist ein kluges und anspruchsvolles Publikum nie das Problem. Dumme Zuschauer sind ein Problem. Aber ich denke, dass die Zuschauer zwangsläufig klüger werden, das ist einfach der Lauf der Zeit. In den Fünfzigern nahmen die Zuschauer eine Künstlichkeit hin, die die Zuschauer 1966 bereits zum Lachen brachte. Und die Zuschauer von 1978 haben darüber gelacht, was die Zuschauer 1966 in Ordnung fanden. Die Heraus-
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forderung ist es also, der Zeit voraus zu sein, damit die Leute nicht in 20 Jahren über deine Filme lachen. Bei Pulp Fiction sagten damals viele: „Wow, so einen Film habe ich noch nie gesehen!“ Das würde heute nicht mehr passieren. Ich glaube, die Leute haben Django Unchained und Inglourious Basterds gesehen und dachten, die Filme seien verrückt, aber sie haben sie kapiert. Sie hatten sicheren Boden unter den Füßen. Es war nicht: „Was zum Teufel war das denn?“ Und Leute verstehen, was ich mit dem Genre mache. Sie sind nicht verwirrt. Sie kommen mit.
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waren und thematisch plötzlich düster. In den Siebzigern gab es dann anti-mythische Western, WatergateWestern, wenn man so will. Es ging um Anti-Helden, die entweder eine Hippie-Mentalität hatten oder Nihilisten waren. Es kamen Filme über Jesse James raus, in denen James ein mordlüsterner Irrer war. In den Siebzigern ging es darum, die Klischees abzuschütteln. Als Konsequenz war Silverado der größte Western der Achtziger. Der kam großspurig daher und war ein ReaganWestern.
INTERVIEW: Was fasziniert Sie eigentlich so an Western? Es werden ja nicht gerade viele Western gedreht. TARANTINO: Doch, demnächst werden ein paar kommen. Antoine Fuqua dreht The Magnificent Seven mit Denzel Washington, das ist zum Beispiel einer. Django lief so gut, dass ich mich wundere, dass es nicht mehr sind. Aber was auf alle Western zutrifft, ist, dass es kein anderes Genre gibt, das die Probleme und Werte einer bestimmten Dekade besser darstellt als die Western, die in der entsprechenden Dekade gedreht werden. Besser als alle anderen Filme jener Zeit spiegeln die Western der Fünfziger Eisenhowers Amerika wider. Die Western der Dreißiger spiegeln das Ideal der Dreißiger wider. Und so ist es auch mit den Western der Vierziger, die fast Film-noir-artig
"The Hateful Eight": Kurt Russel und Samuel L. Jackson im Schnee INTERVIEW: Was sagt uns Hateful Eight also über dieses Jahrzehnt? TARANTINO: Ich hüte mich davor, Hateful Eight in irgendeiner Form zeitgemäß zu machen. Ich versuche lediglich, meine Geschichte zu erzählen. Wenn man sich vornimmt, einen Hippie-Western oder einen Gegenkultur-Western zu drehen, wird es meist ein wenig zu viel. INTERVIEW: Die Hintergrundgeschichte bei Hateful Eight ist der Amerikanische Bürgerkrieg – im Grunde so wie bei The Good, the Bad and the Ugly.
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TARANTINO: Ja, aber The Good, the Bad and the Ugly thematisiert nicht den Rassenkonflikt des Bürgerkriegs, der Bürgerkrieg ist nur eine Sache, die passiert. Mein Film handelt von einem Land, das vom Rassenkonflikt zerrissen wird, und den Nachwirkungen, sechs, sieben, acht, zehn Jahre später. INTERVIEW: Wahrscheinlich ist es das, was den Film zeitgemäß macht – in den USA reden ja gerade alle über die Rassenkonflikte. TARANTINO: Ich weiß, ich bin deswegen ganz gespannt. INTERVIEW: Gespannt? TARANTINO: Endlich setzt man sich mit dem Thema weißer Vorherrschaft auseinander. Davon handelt der Film. INTERVIEW: Wie hat die Polizeigewalt gegen Schwarze in Baltimore und Ferguson Eingang in den Film gefunden? TARANTINO: Das war alles schon im Drehbuch drin. Wir hatten es praktisch schon gefilmt. Es war letztlich Zufall, dass es plötzlich aktuell ist, wir haben das nicht forciert. Es ist aktuell. Ich finde es großartig, dass die Leute über den institutionellen Rassismus, der in diesem Land existiert und ignoriert wird, endlich reden und sich mit ihm auseinandersetzen. Es kommt mir so vor, als sei es ein neuer 60erJahre-Moment, als die Leute sich erst ihrer eigenen Hässlichkeit
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aussetzen mussten, um etwas zu ändern. Ich bin jedenfalls hoffnungsfroh, dass das jetzt passiert. INTERVIEW: Sie haben Obama unterstützt. Wie, denken Sie, hat er sich geschlagen? TARANTINO: Ich finde ihn fantastisch. Von all den Präsidenten, die ich erlebt habe, ist er mein Favorit, gar kein Zweifel. Dieses Jahr war großartig. Vor allem dieser Ruckzuck-eins-nach-dem-anderen-Aspekt, mit dem er gehandelt hat. Er hat keine Gefangenen gemacht, diese Ist-mir-doch-egal-Attitüde war fast schon cool. Alle reden darüber, dass Präsidenten in ihrem letzten Jahr lahm sind, aber so ein Ende, wie er es hinlegt, habe ich noch nie erlebt. INTERVIEW: Zurück zum Kino: Steven Spielberg und George Lucas sehen die Zukunft der Filmindustrie pessimistisch und machen sich Sorgen, dass der Flop von ein paar Blockbustern die gesamte Industrie implodieren lassen könnte. Teilen Sie diese Sorge? TARANTINO: Nicht, was FranchiseFilme angeht, darüber redet man, seit ich denken kann. Wir können uns natürlich über Transformers unterhalten, so wie man sich über Planet-der-Affen-Filme oder James Bond hätte unterhalten können, als ich ein kleiner Junge war – und damals konnte ich gar nicht abwarten, sie zu sehen. Außerdem, gleich nach diesem Interview schaue ich mir Guy Ritchies The Man From U.N.C.L.E. an. Ich habe keine Ahnung, warum
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Spielberg und Lucas sich über diese Filme beschweren. Sie müssen sie ja nicht drehen.
Fernsehabend mit Freunden: Bridget Fonda, Robert De Niro und Samuel L. Jackson in "Jackie Brown" INTERVIEW: Ein Teil ihrer Sorge galt kleineren Filmen, die aufgrund der Blockbuster nicht mehr in den Kinos gezeigt werden. TARANTINO: Darüber reden die Leute alle sechs Jahre. Wir sind uns alle einig, dass die Siebziger – oder die Dreißiger, je nach Perspektive – wahrscheinlich das beste Jahrzehnt des Kinos waren, jedenfalls was Hollywood betrifft. Und die Leute haben über das, wovon Spielberg spricht, schon in den Neunzigern gesprochen oder in den Siebzigern. INTERVIEW: Sie machen sich also gar keine Sorgen? TARANTINO: Zumindest nicht aus den dummen Gründen, die Sie genannt haben. Wenn man sich jedes Jahr eine Menge Filme anschaut, dann ist es wirklich schwer, eine Top Ten zusammenzustellen, weil man viele Sachen sieht, die einem gefallen. Eine Top Twenty ist einfacher. Sie sehen etwa ein Meisterwerk pro Jahr, und mehr sollte man auch gar
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nicht erwarten – außer in einem richtig guten Jahr vielleicht. INTERVIEW: Und zur Verteidigung der Blockbuster sollte man erwähnen, dass eigentlich nichts schlimmer stinkt als diese Möchtegern-OscarFilme. TARANTINO: Die Filme, die man früher als Independent-Filme betrachtet hat, die Sundance-Filme der Neunziger – dass sind heute die Filme, die um einen Oscar buhlen. Sachen wie The Kids Are All Right oder The Fighter. Das sind Filme mit mittlerem Budget, es spielen bloß größere Namen mit. Es sind gute Filme, ich weiß nur nicht, ob sie die Haltbarkeit haben, die manche Filme der Siebziger und Neunziger hatten. Ich weiß nicht, ob wir uns in 20, 30 Jahren noch über The Town oder The Kids Are All Right oder An Education unterhalten werden. Oder Notes on a Scandal und Philomena. Im Grunde die Hälfte von Cate Blanchetts Filmen. Und ich will damit nicht sagen, dass die Filme schlecht wären, aber ich glaube nicht, dass die meisten die Zeit überdauern. Aber The Fighter und American Hustle, das sind Filme, die man auch in 30 Jahren noch sieht. INTERVIEW: Glauben Sie? TARANTINO: Ich könnte mich auch total irren. Ich bin ja nicht Nostradamus. INTERVIEW: Was macht The Fighter zu einem Film, über den wir noch in 30 Jahren sprechen?
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TARANTINO: Das liegt zum Teil an dem Talent von David O. Russell, das schon immer da war, aber in dem Film erst so richtig zur Blüte kommt. Meiner Meinung nach ist er neben mir der beste SchauspielerRegisseur, den es derzeit im Kino gibt. Und The Fighter hat eine unglaubliche Besetzung. Ich mochte auch Ben Afflecks The Town, der im gleichen Jahr rauskam, es war ein guter Kriminalfilm. Aber im Vergleich zu The Fighter kann er nicht mithalten, weil in The Town einfach alle mehr als entzückend sind. Ben Affleck ist der Einzige, der damit durchkommt, weil sein Akzent so gut ist. Aber der Gauner ist genauso entzückend, der Mann vom Bankschalter ist absolut entzückend, und selbst der Typ vom FBI ist total entzückend. Blake Lively ist als Stadthure wahnsinnig entzückend. Und Jeremy Renner ist zwar nicht ganz so entzückend, aber er sieht immer noch beschissen gut aus. Wenn Sie also sehen, wie David O. Russell die Schwestern in The Fighter besetzt hat, während Ben Afflecks Wahl auf Blake Lively fiel, merken Sie, dass Sie die Filme nicht vergleichen können. Man merkt nur, wie unecht The Town ist. INTERVIEW: Django Unchained hatte Jamie Foxx und Leonardo DiCaprio auf dem Plakat, Inglourious Basterds hatte Brad Pitt. Bei The Hateful Eight sind die größten Namen Kurt Russell, Samuel Jackson und Jennifer Jason Leigh. Gab es den Druck, mit einem größeren Star zu arbeiten?
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TARANTINO: Nein. Falls es eine Rolle gäbe, die ein großer Star spielen könnte, und dieser Star daran interessiert wäre, diese Rolle zu übernehmen, dann würde es bestimmt Druck geben, diesen Star zu berücksichtigen. Und damit hätte ich auch überhaupt kein Problem – außer ich könnte den betreffenden Star nicht leiden. Aber nur, weil jemand ein Star ist, heißt es nicht, dass meine Fans oder die Fans des Stars unbedingt möchten, dass wir zusammenarbeiten. Es gibt so was wie Tarantino-Schauspieler, und die Art, wie sie meine Dialoge sprechen, ist ein sehr, sehr wichtiger Teil davon. Dies ist jedenfalls ein Film, in dem Brad oder Leo nicht funktionieren würden. Es musste ein Ensemble sein, in dem niemand wichtiger ist als jemand anderes. Quentin Tarantino“Ich habe versucht, von "True Detective" die erste Folge der ersten Staffel zu sehen, kam aber überhaupt nicht rein ”
INTERVIEW: Sie haben eine Reihe von Schauspielerkarrieren gerettet. Fühlen Sie sich für diese Karrieren verantwortlich, und werden Sie wütend, wenn die Schauspieler nach der Arbeit mit Ihnen wieder in der Bedeutungslosigkeit verschwinden? TARANTINO: Niemand von denen verschwindet wieder in der Bedeutungslosigkeit. Vielleicht legen sie nicht so eine Karriere hin wie John Travolta, der wieder zum Superstar
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wurde und mit jedem Film 20 Millionen macht. Und es wäre natürlich schön gewesen, wenn Pam Grier weitere Hauptrollen in großen Filmen bekommen hätte. Aber die Wahrheit ist leider, dass es für jede Frau schwer ist, eine Hauptrolle zu bekommen, vor allem wenn sie schwarz ist und über 50. Sie selbst hat das sehr realistisch gesehen. Vorher hatte sie ein paar Cameos und kleinere Rollen wie in Flucht aus L.A. Nach Jackie Brown bekam sie eine Fernsehshow über eine Bar. Und sie war in dem Jane-Campion-Film (Holy Smoke) und auch bei The L Word mit dabei – was ohne Jackie Brown nicht passiert wäre. INTERVIEW: Außer für Meryl Streep oder Julianne Moore ist Kino für Frauen über, sagen wir mal, 28 ein hartes Geschäft. TARANTINO: Ich weiß gar nicht, ob ich die Sorte von Rollen schreibe, die Meryl Streep oder Julianne Moore spielen würden. Jessica Lange in American Horror Story wäre da schon mehr mein Fall. INTERVIEW: Da Sie dafür offensichtlich Talent haben: Fühlen Sie sich dafür verantwortlich, Rollen für Frauen außerhalb der typischen Hollywood-Demografie zu schreiben? TARANTINO: Ich habe überhaupt keine Verantwortung. Ich mache seit 20 Jahren Filme, und so großartig einige der Entscheidungen, die ich in den ersten zehn Jahren getroffen habe, gewesen sein mögen, würde ich sie nicht unbedingt wieder treffen. Was ich damit meine, ist, dass ich
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die Drehbücher, die ich geschrieben habe, wirklich mochte, und ich mochte auch meine Figuren, aber ich war nicht wirklich in sie verliebt. Was mich damals viel mehr begeistert hat, war cooles Casting. Mir gefiel die Vorstellung, einen Schauspieler zu nehmen, den ich schon immer mochte, der aber nicht mehr besetzt wurde. In meinem Film könnte er den Leuten dann zeigen, was er alles kann. Aber das ist mir heute nicht mehr so wichtig. Mir geht es nur noch um die Figuren. Ich glaube sogar, dass die Figuren, wenn ich einmal nicht mehr bin, mein eigentliches Vermächtnis sein werden. Also ist es meine größte Verpflichtung, die Figuren richtig zu besetzen. Ich habe mal so einem Knallkopf ein Nightline-Interview gegeben. Bei dem Interview waren auch Jamie Foxx und Leonardo DiCaprio dabei, und es ging um die Besetzung. Ich sagte: „Sehen Sie, ich mag diese Jungs, aber ich liebe meine Figuren. Also ist es ihr Job, meine Dialoge zu sprechen.“ INTERVIEW: Warum haben Sie Jennifer Jason Leigh für Hateful Eight besetzt? TARANTINO: Weil ich sie immer mochte. In meinem Kopf ist Hateful Eight so was wie eine Art Reservoir-Dogs-Western, etwas an diesem Film schien Neunziger zu schreien. Also dachte ich, dass der Film richtig coole 90er-Jahre-Schauspieler haben sollte. Der hübsche Michael Madsen aus den Neunzigern, nur eben heute. Der hübsche Tim Roth mit seinem blonden Haar, aber
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heute. Die Klapperschlange Snake Plissken (Kurt Russell), aber heute. Für die Figur der Daisy hätte -Jennifer Lawrence einen Superjob machen können – ich bin ein großer Fan von ihr. Sie könnte so etwas wie eine Bette Davis werden, wenn sie weiter den Weg geht, den sie geht. Ihre Arbeit mit David O. Russell erinnert mich an die Arbeit von William Wyler und Bette Davis. Allerdings sollte die Figur der Daisy ein wenig älter sein. Sie sollte zu den Jungs passen. Und dann tauchte Jennifer Jason Leigh auf und war richtig gut. Sie hat ein paar Sachen gemacht, die andere -Leute nur aufgesetzt gespielt haben. In einer Szene musste sie so tun, als sei sie angeschossen worden. Sie schrie wie am Spieß. Da fiel mir wieder ein, dass Jennifer so schreit, dass einem das Blut in den Adern gefriert. Wenn sie bei jemandem zu Hause so geschrien hätte, wären die Bullen angerückt. INTERVIEW: Sind Sie nostalgisch, was die Neunziger angeht? TARANTINO: Nein, bin ich nicht, obwohl ich finde, dass die Neunziger eine coole Zeit waren. Es war in jedem Fall eine coole Zeit für mich. Aber so wie Bob Dylan die Sechziger überleben musste, um nicht nur als Künstler der Sechziger betrachtet zu werden, musste ich die Neunziger überleben – damit VH-1, wenn sie ihre I Love the 90sShows bringen, mich nicht erwähnen müssen. Das Einzige, was mich beim Gedanken an die Neunziger nostalgisch werden lässt, ist, dass nicht
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alle ständig mit all der Technik verbunden waren. INTERVIEW: Streamen Sie keine Filme? TARANTINO: Nein, mache ich nicht. Mein Fernseher ist nicht mit dem Computer verbunden. Aber das ist wahrscheinlich eine Generationenfrage, was nicht heißt, dass es mich nicht betrübt. Schon die Vorstellung, dass sich jemand meine Filme auf dem Telefon anschaut, macht mich fertig. INTERVIEW: Ich habe gerade einen Mann in der U-Bahn gesehen, der sich Django Unchained auf dem Telefon angesehen hat. TARANTINO: Ich kann mir ja nicht einmal einen Film auf dem Laptop anschauen. Ich bin old school. Ich lese die Zeitung. Ich lese Magazine. Ich schaue mir die Nachrichten im Fernsehen an. INTERVIEW: Schreiben Sie Ihre Drehbücher immer noch mit der Hand? TARANTINO: Lassen Sie mich Ihnen eine Gegenfrage stellen: Wenn Sie versuchen würden, ein Gedicht zu schreiben, würden Sie dazu den Computer nehmen? INTERVIEW: Stimmt, würde ich nicht. TARANTINO: Für Poesie braucht man keine Technik. INTERVIEW: Können Sie mir sagen, was dieses Jahr Ihre Lieblingsfilme waren? TARANTINO: Ich habe ja kaum etwas gesehen, weil ich so lang an meinem
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Film gesessen habe. Ich fand The Kingsman toll, und It Follows mochte ich wirklich sehr.
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TARANTINO: Noah Baumbach. Seine Filme haben eine Paul–Mazursky-Qua-
INTERVIEW: Was gefiel Ihnen daran? TARANTINO: Der Film hatte die beste Ausgangssituation, die ich seit langer, langer Zeit in einem Horrorfilm gesehen habe. Das war einer von diesen Filmen, die so gut sind, dass man darüber wütend wird, dass sie nicht großartig sind. INTERVIEW: Wie hätte er großartig sein können? TARANTINO: Er hätte sich an seine Grundidee, seine Geschichte, den Grundkonflikt halten müssen. Aber er hat sie bei jeder Gelegenheit verraten. INTERVIEW: Gibt es jüngere Regisseure, die Sie begeistern?
lität. INTERVIEW: Aber Baumbach macht doch schon genauso lange Filme wie Sie. Wen gibt es noch? TARANTINO: Ich habe nicht alle Filme der Duplass-Brüder gesehen, aber die, die ich gesehen habe, mochte ich sehr. Von ihnen ist Cyrus und Baghead, der ganze Mumblecore-Kram, der gedreht wurde, als ich in Deutschland an Inglourious Basterds gearbeitet habe. Als ich dann wieder zurück war, habe ich darüber gelesen und fragte mich: „Was zum Teufel ist das?“ Also habe ich mir Baghead angeschaut. Dann sprach ich mit meinem Freund Elvis Mitchell: „Hast du dir welche von diesen Mumblecore-Sachen angeschaut? Ich habe Baghead gesehen und fand ihn ziemlich gut.“ Und er meinte: „Ja, der ist gut. Aber die sind nicht alle so. Du 26
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hast ins Gurkenfass gegriffen und dir die richtige Gurke rausgefischt.“ Hannah Takes the Stairs kenne ich zum Beispiel nicht.
1 / 18 Junge Frauen totfahren als Lebenssinn: Kurt Russel als Stuntman Mike in „Grindhouse: Death Proof“ (2007) INTERVIEW: Wen betrachten Sie als Konkurrenten? Jemanden wie Paul Thomas Anderson? TARANTINO: Nein, das ist alles freundschaftlich. Es mag egoistisch klingen, aber ich betrachte niemanden mehr als Konkurrenten. Ich bin in Konkurrenz mit mir selbst. Wenn David O. Russell den größten Hit des Jahres hätte, würde er mir nichts wegnehmen. Dass Richard Linklater dieses Jahr bei den Oscars war, hat mich wahnsinnig gefreut. Das letzte Mal, dass ich das Gefühl von Konkurrenz hatte, war, als ich an Kill Bill gearbeitet habe und The Matrix Reloaded rauskam. Das war mein Damokles-Schwert. Ich habe den Film gleich am ersten Tag in einem Kino in China gesehen und kam mit einem Jay-Z-Song auf den Lippen raus: „S-dot-Carter / Y’all must try harder / Competition is nada.“ Deswegen hatte ich mir Sorgen gemacht? Hei-li-ge Scheiße! INTERVIEW: Wie denken Sie über die Schwemme von Superheldenfilmen? TARANTINO: Ich lese Comics, seit ich klein bin, und ich war jahrelang selbst vom Marvel-Universum
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besessen. Ich habe also keine Probleme mit all den Superheldenfilmen, ich wünschte mir nur, dass ich nicht so lange darauf hätte warten müssen. Ich bin ja schon in meinen Fünfzigern. In den Achtzigern, als das Kino Schrott war – damals habe ich so viele Filme gesehen wie nie, und die meisten Hollywood-Filme waren so mies wie seit den 50er-Jahren nicht mehr – damals hätte ich gern Superheldenfilme gesehen. INTERVIEW: Hätten Sie selbst einen gedreht? TARANTINO: Nein, damals habe ich ja noch in der Videothek gearbeitet. Aber ich hätte sie mir angesehen. Ich war in meinen Zwanzigern und war genauso wie die Jungs bei der Comic-Con, die sich jeden DC- und Marvel-Fim anschauen. INTERVIEW: Mittlerweile ist es so, dass junge Regisseure nach nur einem guten Indie-Film plötzlich verpflichtet werden, einen Superheldenfilm zu drehen – oder Star Wars oder Jurassic World. Ihnen wurden nach Reservoir Dogs die Filme Speed und Men in Black angeboten. Wie wäre Ihre Karriere verlaufen, wenn Sie zugesagt hätten? TARANTINO: Meine Karriere wäre ziemlich gut gelaufen. Ich glaube, es hängt weniger vom Erfolg von Filmen wie Men in Black oder Speed oder in meinem Fall Pulp Fiction ab, sondern von der Art, wie man sich der Industrie präsentiert. Von Anfang an habe ich klargemacht, dass ich kein Regisseur bin, den man einfach für ein Projekt mieten
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kann. Ich bin niemand, der zu Hause sitzt und Drehbücher liest, die man ihm schickt. Ich schreibe meine eigenen. Fürs Umschreiben von Drehbüchern stehe ich nicht zur Verfügung. Ab einem gewissen Punkt kapieren die Leute es und schicken einem nichts mehr zu – nach dem Flop von Grindhouse ging es dann allerdings wieder los. Ich dachte mir damals: Okay, ich habe es verstanden. Ich bin auf den Arsch gefallen, und die Leute haben es bemerkt. Ich bin gerade unsicherer als jemals zuvor. INTERVIEW: Gibt es irgendwelche Film-Serien, bei denen Sie gern Regie führen würden? TARANTINO: Ich hätte mir vorstellen können, den ersten Teil von Scream zu drehen. Die Weinsteins haben damals versucht, dafür Robert Rodriguez zu verpflichten. Ich glaube, sie kamen damals nicht einmal auf die Idee, dass ich auch interessiert sein könnte. INTERVIEW: Welche TV-Serien schauen Sie? TARANTINO: Die letzten Serien, die ich komplett gesehen habe, waren Justified und How I Met Your
Mother. INTERVIEW: Hat Justified Sie auf Walton Goggins aufmerksam gemacht? TARANTINO: Ich kannte ihn schon aus The Shield. Aber ihn sechs Jahre lang in Justified Dialoge sprechen zu sehen, die ziemlich Tarantinomäßig sind, hat mir klargemacht,
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dass er für mich der richtige Mann sein könnte. INTERVIEW: Haben Sie True Detective gesehen? TARANTINO: Ich habe versucht, die erste Folge der ersten Staffel zu sehen, kam aber überhaupt nicht rein. Und die zweite Staffel sieht einfach schlimm aus. Allein schon der Trailer – alle diese hübschen Schauspieler, die versuchen, nicht hübsch auszusehen, und herumlaufen, als trügen sie die Last der Welt auf ihren Schultern. So ernst, so gequält versuchen sie so traurig zu wirken mit ihren Schnurrbärten und abgewetzten Klamotten. Eine HBOShow, die ich mochte, war Aaron Sorkins The Newsroom. Das war die einzige Show, die ich tatsächlich drei Mal gesehen habe. INTERVIEW: Das wird die meisten Leute überraschen. Die Kritiken waren nicht besonders gut, und Sorkin hat sich für manches sogar entschuldigt. TARANTINO: Wer zum Teufel liest denn TV-Kritiken? Meine Güte! Fernsehkritiker schreiben meistens nur über die Pilotfolge, und Pilotfolgen sind in der Regel Mist. Aber warum sollte es die Leute überraschen, dass mir die Serie des besten Dialogschreibers gefällt? INTERVIEW: Ihre gesamte Karriere kritisiert man Sie für dieselben Dinge: Gewaltdarstellungen und der Gebrauch des Wortes „Nigger“. Hören Sie da überhaupt noch hin?
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TARANTINO: Kritik, die sozial oder gesellschaftlich motiviert ist, bedeutet mir gar nichts. Aber ich kann das ganz leicht ignorieren, weil ich zu 100 Prozent an das glaube, was ich tue. Die Bedenkenträger können sich also verpissen. Vielleicht bin ich einige Momente lang von ihnen genervt, aber wenn das vorbei ist, ist es immer wieder Öl auf mein Feuer. INTERVIEW: Sie haben zwei DrehbuchOscars bekommen. Ärgert es Sie, dass Sie noch keinen für Regie haben? TARANTINO: Nein. Ich hätte zwar gern einen Regie-Oscar für Inglourious Basterds bekommen, aber ich habe noch Zeit. Ich bin sehr, sehr glücklich mit meinen Drehbuch-Oscars. Ich bin einer von fünf, die zwei Oscars für Drehbücher bekommen haben. Die anderen vier sind Woody Allen, Charles Brackett, Billy Wilder und Paddy Chayefsky. Das habe ich auf einer Website gelesen und dachte nur: „Heilige Scheiße!“ Das sind die besten Schreiber in der Geschichte Hollywoods. Mittlerweile hat Woody uns alles geschlagen. Er hat jetzt drei. Wenn ich also einen dritten gewinne, bin ich in einer Liga mit Woody.
Quentin Tarantino“Schon die Vorstellung, dass sich jemand meine Filme auf dem Telefon anguckt, macht mich fertig” Tweet this INTERVIEW: Sie haben mal gesagt, dass Sie nach zehn Filmen aufhören
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würden. Nach The Hateful Eight blieben also noch zwei. Welche Ziele haben Sie sich dafür gesetzt? TARANTINO: Es wäre toll, wenn mein zehnter Film mein bester wäre. Sich mit einem großen Knall verabschieden oder mit einem kleinen Kammerstück nach einem großen Knall. Ich denke manchmal darüber nach, ziehe es aber nicht wirklich in Erwägung. Eins nach dem anderen. Es gibt noch ein paar Filme, die ich drehen möchte. Aber wenn ich mit Hate-ful Eight durch bin und eine kleine Auszeit gemacht habe, weiß ich sowieso, dass es ganz anders kommt, als ich jetzt vielleicht denken würde. Ich lasse es also offen und warte. INTERVIEW: Also all die Projekte, von denen Sie in all den Jahren gesprochen haben – Killer Crow, The Vega Brothers, der Django/ZorroFilm –, werden nie realisiert werden? TARANTINO: Ich denke nicht, dass ich Killer Crow drehen werde, und das ist von den genannten das einzige Projekt, das überhaupt realistisch wäre. INTERVIEW: Ist Kill Bill 3 auch vom Tisch? TARANTINO: Nicht ganz, wir werden sehen. INTERVIEW: Wie ist es für Sie, die Filme und Serien anderer Leute zu sehen, die mit Ihren Tricks arbeiten? TARANTINO: Toll. Das heißt doch nur, dass ich meinen Job gut mache. 29
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Ich bin ein Filmemacher, der die Meute anführt. Hitchcock hat erlebt, wie andere Leute mit seinen Techniken arbeiten – und das war großartig. Spielbergs Techniken wurden kopiert – das heißt doch nur, dass man Einfluss hat. Bevor ich überhaupt einen Film gemacht hatte, war es mein Plan, Filme zu drehen, die andere Leute dazu bringen, selbst welche drehen zu wollen. Und das ist eine Sache, die mir gelungen ist. INTERVIEW: Wer ist Ihr liebster Imitator? TARANTINO: Ach, die gab es vor allem in den Neunzigern, zum Beispiel mit Usual Suspects oder 8 Heads in a Duffel Bag oder 2 Tage in L.A. Am besten gefiel mir der Film eines Regisseurs, der danach nie wieder was gedreht hat, Love and a .45. Und es gibt diesen tollen Hongkong-Film namens Too Many
Ways to Be No.1. INTERVIEW: Aber was ist mit den Anti-Helden im Fernsehen, den Dialogen, die voller popkultureller Referenzen stecken, die ungeordnete Art des Geschichtenerzählens? Ihr Einfluss ist enorm!
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TARANTINO: Wenn Sie das alles mir zuschreiben wollen, schön, aber ich glaube nicht, dass es stimmt. Es gibt einen kleinen Teil in mir, der glaubt, dass ich alles beeinflusst habe, aber das ist nur mein Größenwahn. INTERVIEW: Die meisten Ihrer Figuren werden von Rache angetrieben, aber Sie wirken neuerdings recht milde und vergebend. Das Team von Bruce Dern hatte angeblich das Drehbuch von Hateful Eight geleakt, und trotzdem ist er im Film dabei; Ennio Morricone hat Django Unchained kritisiert, und nun haben Sie ihn engagiert, den Soundtrack für Hateful Eight zu komponieren. Werden Sie weich? TARANTINO: Ja, wahrscheinlich. Und darüber bin ich glücklich. Ich war ein zorniger junger Mann, aber wenn ich heute noch zornig wäre, müsste ich mich fragen: Quentin, was ist dein Problem? Ich habe ein tolles Leben. Es kommt nicht oft vor, dass ein Künstler meine Möglichkeiten hat. Wie könnte ich da wütend sein? Ich rege mich zwar manchmal noch auf, aber ich bin heute milder. Das Leben ist zu kurz.
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Figures and Facts
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Filme als Regisseur produziert
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-facher Oscarträger
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So hoch ist Quentins IQ angeblich
Geburtsdatum 27.03.1963
Geburtsort Knoxville, USA
Sternzeichen Widder
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Wikipedia Artikel Kindheit und Jugend Tarantino kam als Sohn der damals erst 16-jährigen Connie Tarantino und des 21-jährigen Italo-Amerikaners Tony Tarantino in Knoxville, Tennessee, zur Welt. Seinen Namen verdankt er Quint Asper, einer Figur aus der Westernserie Rauchende Colts. Diese wurde zur Zeit seiner Geburt von Burt Reynolds gespielt. Die Figur in der Serie war Halbblutindianer wie Tarantinos Mutter (jeweils zur Hälfte irischer und Cherokee-Abstammung). Als Tarantino zwei Jahre alt war, zog seine Mutter mit ihm nach Los Angeles, wo sie ihn alleine großzog. Als Einzelkind verbrachte er seine Freizeit besonders gern in kleinen Vorstadtkinos, die hauptsächlich Martial-Arts- und B-Movies (Grindhousefilme) zeigten.
Tarantino 2011 bei der César-Verleihung
Erste Schritte beim Film Mit 15 Jahren brach Tarantino die High School ab und begann eine Schauspielausbildung1. Tarantino ist Legastheniker. Fünf Jahre später bekam er wegen seines umfassenden Filmdetailwissens einen Job in der Video Archives-Videothek in Manhattan Beach2. Er schrieb zusammen mit seinen Freunden Roger Avary und Jerry Martinez die Drehbücher My Best Friend’s Birthday (1987, die letzten beiden Akte des Films sind nach ihrer Fertigstellung im Schneideraum verbrannt) und The Open Road. Das zuletzt genannte wurde wegen seiner Länge (über 500 Seiten) jedoch von sämtlichen Studios abgelehnt und später in True Romance und Natural Born Killers aufgeteilt. Tarantinos Filmkarriere begann dann mit einer gezielten Lüge: Er behauptete, er habe eine Rolle in Godards Verfilmung von König Lear, „die ohnehin niemals jemand anschauen würde“ (Zitat Tarantino), gespielt. In Sundance besuchte Tarantino den Regie-Workshop von Robert Redford, bei dem er Terry Gilliam traf. Dieser habe ihn bezüglich der Umsetzung filmischer Ideen ermutigt; denn es gebe genügend Spezialisten. Als Regisseur müsse man, so Tarantino in einem Interview mit der Woche 3, nur wissen, was man wolle – „so wurde ich Regisseur“.
1 Quentin Tarantino - Porträt auf news.de 2 Tarantino erklärt das Kino auf FAZ.net 3 Gerald Sturz: Kuck mal, wer da schießt. Die Woche vom 4. November 1994,S. 59
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Von der vergeblichen Suche nach Investoren frustriert, verfasste er Anfang der 1990er das Skript zu Reservoir Dogs – Wilde Hunde, das er ursprünglich mit bescheidenen Mitteln selbst verfilmen wollte. Auf Initiative des Produzenten Lawrence Bender wurde jedoch der Schauspieler Harvey Keitel auf das Projekt aufmerksam, der seine finanzielle Unterstützung zusicherte. Der Film, in dem neben Keitel und Tarantino auch Michael Madsen, Steve Buscemi, Chris Penn, Tim Roth und Lawrence Tierney mitwirkten, wurde ein großer Erfolg und dann auch auf dem Sundance Film Festival gezeigt. Tarantino galt als neuer Hoffnungsträger des unabhängigen Films und fand nun auch Käufer für seine weiteren Drehbücher. 1993 wurde True Romance von Tony Scott verfilmt und Oliver Stone drehte ein Jahr später die kontroverse Mediensatire Natural Born Killers, von der sich Tarantino jedoch distanzierte. Zusammen mit Lawrence Bender gründete er schließlich die Produktionsfirma A Band Apart.
Aktuelle und zukünftige Projekte Am 11. Juli 2017 wurde bekannt, dass sich Tarantinos nächstes Filmprojekt um die Morde der Manson Family drehen wird.4 Er selbst habe bereits ein Drehbuch für den Film verfasst und wird auch die Regie übernehmen. Für die zentrale Rolle der ermordeten Schauspielerin Sharon Tate ist die Australierin Margot Robbie vorgesehen. Als Kandidaten auf die weiteren Rollen werden bislang Namen wie Brad Pitt, Samuel L. Jackson, Leonardo DiCaprio, Jennifer Lawrence und Tom Cruise gehandelt. Tarantino bat erneut Ennio Morricone um das Komponieren der Filmmusik. Der Film würde das erste Werk des Regisseurs markieren, das auf wahren Begebenheiten beruht; es trägt aktuell den Arbeitstitel Helter Skelter, wie Manson, basierend auf dem gleichnamigen Beatles-Album, das Heraufbeschwören eines Rassenkrieges in den USA bezeichnete.5 Es ist allerdings nicht auszuschließen, dass Tarantino auch einigen fiktionalen Stoff verarbeiten könnte. Die Drehaufnahmen sollen im Sommer 2018 stattfinden. 6 Als Veröffentlichungstermin ist der 9. August 2019 vorgesehen, welcher den 50. Todestag von Sharon Tate darstellt.7 Die Wahl dieses Termins stieß nicht überall auf ein positives Echo.
4 Quentin Tarantino’s Next Movie Will Be About the Manson Family. In: Slate. Zugegriffen am 12. Dezember 2017. 5 Helter Skelter! Tarantino’s next film is about the Manson Family murders. In: The Brag. Zugegriffen am 12. Dezember 2017. 6 "Quentin Tarantino Developing Film About Manson Family Murders." Variety. http://variety.com/2017/film/news/quentin-tarantino-manson-murders-movie-1202492881/. Retrieved 12. Dezember 2017. 7 Mike Fleming Jr: Quentin Tarantino Seeking New Movie Home: Studios Reading #9 This Week. 1. November 2017. Abgerufen am 12. Dezember 2017.
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Darüber hinaus wurde im November 2017 bekannt, dass Tarantino, welcher selbst großer Star-Trek-Fan ist, die Veröffentlichung eines Films in diesem Universum plane. Tarantino wird den Film gemeinsam mit J. J. Abrams produzieren, der an einem Drehbuchentwurf arbeiten wird und bei Zustimmung Tarantinos Regie führen wird. Der Film soll ein R-Rated bekommen, was bedeutet, dass der Film in den USA von niemandem unter 17 ohne Be-
gleitung eines Erwachsenen gesehen werden darf. Dies würde ein Novum für das Filmuniversum bedeuten.8
8 Justin Kroll: Quentin Tarantino And JJ Abrams Team On Star Trek Pitch. Variety. 4. Dezember 2017. Abgerufen am 12. Dezember 2017.
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