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Draußen vor der Tür, Obdachlose in Meran

Menschen ohne festen Wohnsitz kommen im Winter, wenn die Temperaturen nachts unter den Gefrierpunkt sinken, verstärkt ins Bewusstsein der Öffentlichkeit. Auch in Meran gibt es Menschen, die obdachlos sind und Schutz vor der Kälte suchen.

In der 4.-November-Straße nördlich des Meraner Hauptbahnhofes wurden für Obdachlosen Container aufgestellt. Es handelt sich dabei um ein Projekt des Nationalen Plans für Wiederaufbau und Resilienz. Im Beisein des Bürgermeisters Dario Dal Medico und des zuständigen Sozialstadtrates Stefan Frötscher konnten die ersten Bewohner dort begrüßt werden. Mit der Führung des Winterquartiers wurde der Verein Volontarius betraut.

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Wir haben mit Diana Seyffarth, welche für die Aufnahmeeinrichtungen zuständig ist, ein Interview geführt.

Frau Seyffarth, ist Obdachlosigkeit in Meran ein großes Problem?

Diana Seyffarth: Im Vergleich zu Bozen ist die Situation überschaubar, sie betrifft weniger Personen. Der Bedarf für die Betroffenen im Einzelnen ist trotzdem groß.

Können Sie dazu konkrete Zahlen nennen?

In Meran sind ca. 50 Personen ohne Wohnung, sie werden von den verschiedenen lokalen Diensten betreut.

Welche Menschen suchen bei Ihnen Zuflucht?

Die Gruppe der Wohnungslosen ist sehr heterogen. Es sind beide Geschlechter vertreten, Osteuropäer, Südtiroler, Italiener aus anderen Regionen, aber auch Asylbewerber aus den ehemaligen Maghreb-Staaten und Zentralafrika.

Welche sind die Voraussetzungen für die Aufnahme, wie viele Personen können beherbergt werden und wie lange können sie bleiben?

Es stehen Schlafplätze für maxi- mal 25 Personen bereit. Die Einrichtung ist vom 1. Dezember 2022 bis zum 30. April 2023 geöffnet.

Personen, die einen Schlafplatz erhalten, können zunächst für 60 Tage in der Unterkunft bleiben. Von dieser Regel ausgenommen sind ältere Personen und Personen, die entweder gesundheitliche Probleme haben oder von anderen Sozialprojekten betreut werden.

Erfahren Sie, was mit den Menschen passiert, sobald sie die Unterkunft verlassen?

Eher nicht, es sei denn, es gibt eine professionelle Beziehung zwischen dem Mitarbeiter und dem Obdachlosen.

Gibt es einen geregelten Tagesablauf in der Unterkunft?

Die Einrichtung ist ab 19 Uhr geöffnet. Die Hilfesuchenden können dann ihr Abendessen einnehmen, duschen und den Gemeinschaftsraum nutzen. Die meisten sind aber erschöpft und gehen früh schlafen, allein deshalb, weil sie die Unterkunft am nächsten Morgen um 8 Uhr wieder verlassen müssen.

Gibt es Regeln an welche sich die Bewohner halten müssen?

Wichtig ist uns vor allem der respektvolle Umgang untereinander und gegenüber dem Personal.

Jeden Tag ist ein Putzdienst vorgesehen und der eigene Container muss sauber verlassen werden.

Wie ist das Verhältnis der Obdachlosen untereinander?

Streit gibt es selten. Meistens gehen die Obdachlosen respektvoll miteinander um. Sie befinden sich alle in derselben Situation und versuchen deshalb sich gegenseitig zu helfen.

Man hört auch, dass nicht alle Obdachlose in Unterkünfte wollen. Haben Sie das auch erlebt?

Ja, das passiert ab und zu. Dafür gibt es verschiedene Gründe: Viele wollen sich nicht von ihrer Gruppe trennen oder es handelt sich um Personen mit gesundheitlichen/psychischen Problemen. Es gibt auch Leute, die sich nicht an Verhaltensregeln halten wollen oder negative Erfahrungen gemacht haben.

Welches Verhältnis haben Sie zu den Obdachlosen? Halten Sie Distanz oder ist das aufgrund der oft traurigen Schicksale nicht möglich?

Der Aufbau einer professionellen Beziehung braucht Jahre, dennoch kann man persönliche Gefühle nicht immer ausblenden. Wenn jemand verstirbt, geht das einem doch nahe.

Welche Möglichkeiten gibt es, die Obdachlosenfürsorge zu unterstützen?

Spenden sind immer sehr willkommen, auch gezielte Spenden für ein bestimmtes Projekt oder einen bestimmten Einkauf/Bedürfnis. Auch die Freiwilligenarbeit ist sehr wichtig. Hierbei handelt es sich nicht um Mitarbeiter der Einrichtung. Somit kann eine andere, viel persönlichere Beziehungsebene aufgebaut werden. Wir können helfen, dass die Obdachlosen sichtbarer werden.

Markus Auerbach

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