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I Nadine und Sandra zwei Streetworkerinnen
Nadine und Sandra – zwei Streetworkerinnen
Zwei junge Frauen, die sich nur scheinbar am Rand der Gesellschaft bewegen; Frauen, die in der Mitte der Gesellschaft sind, denn sie sind dort, wo unsere Jugend ist, und diese ist immer ein Spiegel unserer Gesellschaft. Aber lassen wir sie selbst zu Wort kommen!
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Nadine und Sandra, können Sie uns kurz Ihren beruflichen Werdegang schildern? Nach dem Abschluss des pädagogischen Gymnasiums und der Fachoberschule für Soziales (FOS) haben wir in Brixen das Bachelorstudium in „Sozialer Arbeit“ bzw. Sozialpädagogik gemacht. Die verschiedenen Aufbaustudien und Praktika haben uns schließlich zu dieser Arbeit geführt.
Es gibt eine sehr große Auswahl an Arbeitsmöglichkeiten im sozialen Bereich, warum dann gerade als Streetworker?
Nadine Lutz Sandra Durnwalder
Nach verschiedenen Arbeitserfahrungen, z. B. im Dienst für Abhängigkeitserkrankungen, im Sozialsprengel, aber auch mit Klein- und Grundschulkindern, sowie Jugendlichen haben wir uns für die Arbeit als Streetworkerinnen entschieden. Diese Arbeit hat uns insbesondere aus folgenden Gründen angezogen: • Weil die jungen Menschen dort aufgesucht werden, wo sie sich aufhalten; sie müssen nicht zu uns kommen. • Weil es eine sehr niederschwellige Arbeit ist und es in erster
Linie darum geht, Kontakt herzustellen, Beziehung und Vertrauen aufzubauen. • Weil es darum geht, denen, die in unserer leistungsorientierten
Gesellschaft nichts wert sind, weil sie augenblicklich nichts „leisten“, das Gefühl zu vermitteln, dass sie wertvoll sind, ohne
Wenn und Aber. • Weil unsere Arbeit als Streetworker auf dem Prinzip der
Freiwilligkeit aufgebaut ist, d. h. die Jugendlichen entscheiden selbst, ob sie mit uns in Kontakt treten und eine Beziehung aufbauen wollen oder nicht.
ROLF BENZ PARTNER Einrichtungshaus de Stefani · Staatsstraße 1 · 39024 Mals ( BZ ) Tel. +39 0473 831238 · einrichtungshaus@de-stefani.com Wie lange gibt es die mobile Jugendarbeit, d. h. die Streetworker bereits im Burggrafenamt und gibt es diesen Dienst auch in anderen Gemeinden Südtirols? Wir in Meran sind für das gesamte Burggrafenamt zuständig, das sind 26 Gemeinden. Die mobile Jugendarbeit untersteht dem Jugenddienst. Seit siebzehn Jahren gibt es in Meran die Streetworker. In Südtirol gibt es Streetwork bzw. mobile Jugendarbeit auch im Vinschgau, Bozen, Leifers und Lana.
Wo begegnet ihr den Jugendlichen? Dort, wo sie sich treffen, ganz gleich, ob es ein Park ist oder eine Kneipe, irgendwo an der Passer oder …
Um welche Altersstufe und welche Sprachgruppe handelt es sich bei den jungen Menschen, die ihr begleitet? Grundsätzlich um die Altersstufe zwischen 15 und 27, wobei sich dies auch immer wieder nach unten und oben verschieben kann. Wir sind offen für Jugendliche aller Sprachgruppen, wobei wir immer mehr auch Kontakt zu Jugendlichen mit Migrationshintergrund haben – was in der Linie mit der Entwicklung unserer Gesellschaft steht.
Wie begegnet ihr den Jugendlichen? Für uns ist es ganz wichtig, dass die Jugendlichen von Anfang an spüren, dass wir nicht da sind, um sie zu kontrollieren, sondern dass wir sie respektieren und schätzen. Nur so kann Vertrauen aufgebaut werden. Dass dies nicht von heute auf morgen geschieht und Zeit und Geduld braucht, gehört dazu. Irgendwann ist es dann soweit, dass wir mit dem einen und anderen gemeinsam seine Situation reflektieren und ihnen Alternativen aufzeigen können. Da wir sehr gut mit anderen Anlaufstellen vernetzt sind, können wir auch – wenn es die Jugendlichen selbst wünschen – sie zu anderen Beratungsstellen begleiten. Verschwiegenheit ist für uns das oberste Gebot und es ist für uns
Das Team von Streetwork Burggrafenamt
auch in Ordnung, wenn die Jugendlichen uns anfangs nur ihren Spitznamen sagen. Mit dem Vertrauen, das langsam wächst, können nach und nach auch Ängste abgebaut werden.
Wenn es sich um Aussteiger und Schulabbrecher handelt, die dann vielleicht in einer Clique ihre Ersatzfamilie gefunden haben, wie helft ihr ihnen beim Wiedereinstieg in die Arbeitswelt? Sobald sie es selbst wollen, geschieht dies in kleinsten und kleinen Schritten, denn dies ist nicht leicht für sie. Wir überlegen mit den Jugendlichen, welche Arbeiten für sie in Frage kommen, was es dafür braucht. Wir unterstützen sie dabei, ihren Lebenslauf zu schreiben, gehen ein Bewerbungsgespräch mit ihnen durch. Sind Jugendliche schon länger aus der Arbeitswelt und dem Schulsystem ausgestiegen, dann müssen oft Pünktlichkeit und Verlässlichkeit wieder gelernt werden. Wir haben hier nebenan in der Otto-Huber-Straße 37 die Arbeitsintegrationswerkstatt (Work-up), wo sie von 9 Uhr bis 12 Uhr oder auch kürzer, falls sie es noch nicht schaff en, verschiedene Näh- und handwerkliche Arbeiten verrichten und dafür auch ein Taschengeld erhalten. Bei der Fragsburg haben wir neuerdings auch den „Soulgarden“, einen Garten, wo jene, denen mehr die körperliche Arbeit im Freien liegt, ein tolles Betätigungsfeld erhalten. Dann gibt es auch noch den „socialshop“ in der Aristongalerie, wo unsere Produkte und die anderer sozialer Einrichtungen verkauft werden. Jugendliche, welche bereits im Work-up waren, können hier einen Lehrvertrag erhalten und einen Schritt weiter in die Arbeitswelt wagen.
Wieviel Streetworker seid ihr zurzeit in Meran und wie teilt ihr eure Arbeit ein? Zurzeit sind wir acht Streetworker und werden durch die Teamleitung unterstützt. Meistens arbeiten wir, wenn andere ihre Freizeit haben oder Feierabend machen,
Der Socialshop in der Aristongalerie in Meran
Jugendarbeit mobil: „Wir kommen dorthin, wo die Jugend ist“
denn dann treffen wir auch die Jugendlichen an. Wir arbeiten alle in Teilzeit und wie man sich denken kann, müssen wir sehr flexibel sein. Grundsätzlich sind wir immer im Zweierteam unterwegs und haben unser Arbeitsgebiet in Zonen aufgeteilt. Dasselbe Zweierteam geht immer in dieselbe Zone, damit Vertrauen wachsen kann. Wenn es uns gelingt, jungen Menschen zu helfen, dass sie ihr Leben wieder selbst in die Hand nehmen, selbst die Verantwortung übernehmen, sind dies für uns die schönsten Erfolgserlebnisse.
Wie werdet ihr von der „bürgerlichen Gesellschaft“ gesehen? Wir werden manchmal gerufen, wenn Jugendliche irgendwo Radau machen, Müll hinterlassen oder allgemein durch ihr Verhalten „stören“. Oft besteht da die Erwartungshaltung, dass durch unsere Anwesenheit unmittelbar Ruhe und Ordnung wiedergestellt wird. Aber dies geht in unserer Arbeit nie durch Knopfdruck. Beziehungsarbeit braucht Zeit. Schafft ein Jugendlicher den Weg der Veränderung, dann kann die gesamte Gesellschaft davon profitieren. Dann gibt es auch Menschen, die unsere Arbeit sehr wertschätzen und große Sensibilität dafür haben – nicht zuletzt die Jugendlichen selbst.
Ihr seid dort, wo Offenheit, Achtung, Vertrauen in das Gute in jedem besonders gefragt sind. Danke dafür! Sicher gäbe es noch viele Fragen. Einstweilen danke für das Gespräch und die vielen neuen Erkenntnisse! Euch und dem gesamten Team noch viel Erfolg für eure schöne und sicher nicht immer einfache Arbeit!
Was hilft gegen Heuschnupfen?
Pneumologe Dr. Andreas Marseiler gibt Tipps, wie sich Allergiker am besten schützen und Beschwerden lindern können.
Bei beginnendem Pollenflug leiden Allergiker häufig unter typischen Symptomen wie Schnupfen, juckenden und tränenden Augen. Lästiger Heuschnupfen kann nicht nur die Lebensqualität stark einschränken, sondern unbehandelt sogar zu allergischem Asthma führen. Wenn noch Atemnot und ein trockener Husten hinzukommen, könnten dies bereits Anzeichen für Asthma sein. Eine fachärztliche Abklärung wird in diesem Fall dringend empfohlen.
Nützliche Tipps um den Kontakt mit Pollen zu verringern: • Bewegung in pollenarmer Umgebung und auf das richtige Timing achten: z. B. an Orten über 1500 m Seehöhe bzw. Tageszeit mit verminderter Pol-
lenkonzentration für Bewegung im Freien wählen • Täglich Haare waschen • Straßenkleidung im Schlafzimmer vermeiden • Fenster geschlossen halten oder
Pollenschutzgitter an Fenstern anbringen • Tragen von Pollenfiltermasken • Diagnose • Sehr hilfreich ist das Führen eines Allergie-Tagebuches, indem Art, Schwere und Dauer der Symptome, aber auch Ernährung, Aktivitäten und Umwelteinflüsse vermerkt werden.
Um genau herauszufinden, gegen welchen Stoff der Betroffene allergisch reagiert, wird ein sog. „Provokationstest“ (Pricktest) gemacht. Zusätzlich kann ein Bluttest durchgeführt werden, da Antikörper auch in einer Blutprobe nachweisbar sind. Bei Verdacht auf Asthma wird zusätzlich durch eine Lungenfunktionsprüfung festgestellt, ob die Bronchien verengt sind. In der Martinsbrunn ParkClinic kann dies im Rahmen einer einzigen Visite durchgeführt werden. Dank verbesserter Diagnosemöglichkeiten werden die Therapien individuell auf den Patienten abgestimmt und versprechen damit höhere Erfolgsraten. Heute gibt es nahezu für jeden Patienten eine passende Behandlungsform (z. B. Desensibilisierungstherapie), die effektiv Beschwerden lindert.
Unser Facharzt für Pneumologie, Dr. Andreas Marseiler nimmt sich gerne Zeit und berät Sie ausführlich wie Sie den Heuschnupfen in den Griff bekommen können!
Dr. Andreas Marseiler
Online Terminvereinbarung:
www.parkclinic.it
Für weitere Informationen:
Tel. 0473 205 600
Martinsbrunn ParkClinic Laurinstraße 70 – 39012 Meran info@parkclinic.it
Ein kreativer Grenzgang
Vom 8. bis zum 13. August findet das einwöchige Community Dance Camp des Südtiroler Tanzkollektivs in Mühlbach statt. Es soll junge Menschen zwischen 9-19 Jahren ansprechen, auch solche, die noch wenig Berührung mit dem Tanz hatten.
Nach zwei Jahren ohne Miteinander v.a. im Tanzbereich ist es endlich wieder möglich, kreative Bewegungsprojekte umzusetzen. Das Südtiroler Tanzkollektiv bietet, wie bereits in den Jahren 2017-19, ein ambitioniertes Sommerprojekt dazu an. Mit Hilfe des Tanzes, Theaters und mit weiteren kreativen Ausdrucksformen werden die Teilnehmer gemeinsam ein eigenes Stück zum Thema Eine Woche Community-Dance-Academy mit Tanz, Theater und Bewegung
„Grenzgang/Attraversare“ erarbeiten und am 13. August aufführen.
Das bewährte Academy-Team mit Elfi Troi, Sabrina Fraternali, Martina Marini, Anastasia Kostner und Ewald Kontschieder u.a. begleitet das Projekt, wobei Kinder und Jugendliche zwischen 9 und 19 Jahren gemeinsam im Herz-Jesu-Institut wohnen, trainieren, proben und kreative Ausdrucksformen kennenlernen. Das Südtiroler Tanzkollektiv wird wesentlich mitgetragen von den drei Meraner Vereinen Muspilli, Errante Teatro Danza und Tanzschmiede.
Vormerkungen/Info www.communitydance.it Tel. 348 79 33 930 (Ewald Kontschieder) Tel. 333 43 17 911 (Elfi Troi)
Zangirolami-Methode: „Jetzt macht die Jagd mehr Freude.“
Sein Übergewicht war für Markus Gschnell aus Kaltern über viele Jahre hinweg kein Thema. Erst als zwei seiner Bekannten mit ähnlicher Statur krank wurden, stieg ein Unbehagen in ihm auf. 115 Kilogramm bei einer Größe von 1,70 Meter – das musste sich ändern.
Der 59-Jährige beschloss abzunehmen und entschied sich für die Zangirolami-Methode. Knapp 10 Monate später wiegt Markus Gschnell nur noch 84 Kilogramm und fühlt sich topfit.
Herr Gschnell, wie ging es Ihnen, als Sie 115 Kilo wogen. Markus Gschnell: Ich war träge, alles war anstrengend. Ich kam nur noch mit Mühe auf meinen Traktor, und bei der Jagd musste ich ständig Pause machen, wenn es aufwärts ging. Das gesundheitliche Risiko, das ich mit meinem Übergewicht einging, ist mir aber erst bewusst geworden, als zwei ebenfalls übergewichtige Jagdkollegen jeweils einen leichten Herzinfarkt erlitten hatten. Auch meine Frau sagte mir, sie habe Angst, dass es mir genauso gehen könnte, und ich müsste unbedingt abnehmen.
Wie sind Sie auf die Zangirolami-Methode gestoßen? Über einen Bericht in einer Zeitung. Ich dachte mir, dass es einen Versuch wert sei. Heute kann ich sagen: Ich hatte Recht. Dr. Zangirolami und die Mitarbeiter sind sehr nett, klären mich auf und begleiten mich. Ich habe in all der Zeit auch nie Hunger gelitten. Trotzdem habe ich in knapp 10 Monaten 31 Kilo abgenommen. Jetzt fehlt mir nur noch ganz wenig bis zu meinem Wunschgewicht.
Was mussten Sie in Ihrem Alltag ändern? Eigentlich gar nicht so viel. Ich esse 5 Mahlzeiten am Tag, morgens mehr, abends weniger und dann eben keine Kohlenhydrate. Ich mache täglich einige Turnübungen und habe mir ein Heimrad gekauft, auf dem ich einige Minuten trete – mal schnell, mal langsam. Dadurch baue ich Muskeln auf und Fett ab. Soeben habe ich meine „Marende“ gegessen: 15 Mandeln. Die schmecken gut und machen satt. Natürlich ist auch die Willenskraft entscheidend für den Erfolg. Und man muss sich bewusst sein: Es geht nicht um eine Diät, sondern um einen Lebensstil, den man sich aneignet und dann auch beibehält.
mit Leichtigkeit. Das Jagen macht auch mehr Freude, weil das Aufwärtsgehen kein Problem mehr ist. Was mich und meine Frau aber ganz besonders freut ist die Tatsache, dass sich meine Blutwerte enorm verbessert haben, was ich auch rundum selbst fühDr. Ivan Zangirolami len kann. Würden Sie die Zangirolami-Methode weiterempfehlen?
Wie geht es Ihnen mit 31 Kilo weniger an den Knochen? Sehr gut. Ich bin fit. Den Traktor besteige ich Auf alle Fälle. Ich hätte mir nie gedacht, dass das Abnehmen so gut funktioniert. Auch ist es hilfreich zu wissen, dass man stets unter medizinischer Kontrolle ist.
Markus Gschnell wog 115 kg Markus Gschnell hat 31 kg abgenommen
BOZEN
Diätetik-Ambulatorium Line 1 GmbH S. Jakob Str., 16 Garden Village 39100 Bozen Tel. +39 0471 250144 bolzano@metodozangirolami.it
Dekret der Landesrätin für Gesundheit und Sport 151/23.6 vom 22.05.2014
Abschied nach 183 Jahren
Die Barmherzigen Schwestern verabschieden sich vom Seniorenheim Lorenzerhof. Ehrung von Sr. Christine und Sr. Juliane.
Mit den Schwestern Christine Mair (links) und Juliane Mair (rechts) verlassen die letzten Ordensfrauen den Lorenzerhof Fast 200 Jahre lang betreuten die Barmherzigen Schwestern das Altenheim Lorenzerhof. Sr. Elisabeth Marginter (Bildmitte) die letzte Oberin und Heimleiterin aus dem Orden
183 Jahre lang haben sich die Barmherzigen Schwestern um die Heimbewohner im Seniorenwohnheim „Lorenzerhof“ in Lana gekümmert. Am Ostermontag fand um 15 Uhr die Verabschiedung der letzten beiden dort tätigen Ordensschwestern statt. Damit geht eine Ära zu Ende. Dies ist ein willkommener Anlass, um die großen Verdienste der Ordensschwestern für die Altenbetreuung zu würdigen.
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Um das Gnadenbrot betteln
Südtirol verfügt heute über 76 Seniorenwohnheime mit 4413 Betten. Ein Blick in die Geschichte zeigt, dass dies alles andere als selbstverständlich ist. Viele Jahrhunderte lang mussten Menschen im Alter um das Gnadenbrot betteln. Nach der Tiroler Landesordnung von 1573 sollten die Gemeinden „ihre armen und dürftigen Leute, die sich Alters, Krankheit und anderer Gebrechen halber ohne das Almosen nicht ernähren können“, in einer Liste verzeichnen und ihnen das Betteln um Almosen gestatten. Arm dran waren früher im Alter vor allem die Dienstboten. Hans Grießmair hat ihr trauriges Schicksal in seinem Buch „Knecht und Magd in Südtirol“ beschrieben: „Es gab keine Sozialversicherung, keine Krankenkasse und keine Altersrente. Die alten Dienstboten mußten von Hof zu Hof ziehen und das Gnadenbrot essen, das wohl recht bitter schmeckte. Fast überall mußten diese Menschen im Stall oder im Stadel übernachten. Wenn einer in der Stube essen durfte, dann aus einem eigenen Schüsselchen auf der Ofenbank. Das einzige Gute war, daß sie in diesem Elend nicht lang lebten; schlechte Nahrung und die Winterkälte machten die zerschundenen Körper für jedes Siechtum anfällig.“ Dabei nahmen die Dienstboten einen großen Teil er Bevölkerung ein. 1869 werden in Tirol 165.000 Dienstboten und 62.000 Taglöhner gezählt.
Spitäler und Versorgungshäuser
Erst mit dem Beginn der Neuzeit übernahmen allmählich öffentliche Einrichtungen Verantwortung für die Dorfarmen. 1781 ordnete Kaiser Joseph II in allen Gemeinden die Anlage von Armenfonds an. Franz I bestätigte mit dem Gemeindegesetz von 1819 die institutionelle Verpflichtung der Gemeinden zur Armen- und Krankenversorgung. Tatsächlich entstanden in den Landgemeinden Südtirols größtenteils erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts Unterkünfte für die Dorfarmen, die man als „Spital“, „Armenhaus“ oder „Versorgungshaus“ bezeichnete. Die Pflege der Heiminsassen leisteten bis weit ins 20. Jahrhundert ausschließlich Ordensschwestern. Die meisten von ihnen, 59 Prozent, gehörten dem Orden der Barmherzigen Schwestern an. Diese betreuten ab der Mitte des 19. Jahrhunderts im südlichen Tirol in rund 50 Ortschaften Senioreneinrichtungen. Tertiarschwestern standen in neun Dörfern Südtirols
in der Altenpflege im Einsatz. Die Deutsch-Ordensschwestern führten in acht Gemeinden Spitäler. Ohne den Einsatz der Ordensschwestern hätte es in Südtirol noch lange keine menschenwürdige Altersversorgung gegeben.
Barmherzige Schwestern kommen nach Lana
Auch in Lana waren seit dem 29. März 1839 drei Barmherzige Schwestern in der Betreuung der Ortsarmen tätig. Am 8. März 1845 übernahmen sie das „Spital“ am ehemaligen Platzhof, heute Stiftung Lorenzerhof. 1859 wurde beim k. k.-Bezirksamt das Dienstverhältnis der Barmherzigen Schwestern „im Spitale zu Lana bezüglich ihres Kranken- und Pfründner-WarthDienstes“ vertraglich geregelt. Darin wird den Ordensschwestern u.a. „die Wahl und Abrichtung eines benötigten männlichen Individuums bei der Pflege der männlichen Spitalskranken in solchen Fällen, wo die Ordensregel dies aus Sittlichkeits-Rücksichten nicht erlauben“ zugestanden. Die Schwestern erhalten täglich eine „halbe Maß Wein oder Milch, sowie eine Entschädigung für die „Leibkleider“. Wie dringend und hilfreich der Einsatz der Schwestern für die junge Einrichtung in Lana war, erhellt ein Schreiben vom Lananer Pfarrer Alois Stuefer, das er am 10. Jänner 1859 an das k. k.-Bezirksamt richtete: „Der Zustand der Betten und Kleider war ein ganz ruinöser, groß die Plage des Ungeziefers, keine Verträglichkeit unter den Kranken und Pfründnern, keine Geduld beim Wartepersonal und darum keine Ordnung und Disziplin im Hause. Besonders arm dran waren die Kranken und Sterbenden, da es ihnen oft an jedem religiösen Zuspruch und Beistand fehlte.“
Eine seltene Gnade...
Deshalb, so Pfarrer Stuefer weiter in seinem Schreiben, „sei es eine seltene Gnade, solche Ordens Personen zu haben.“ Der Einsatz der Barmherzigen Schwestern bezeuge, „wie gut, ja in Anbetracht der überhandgenommenen Armut und der angewachsenen Zahl an Hilfsbedürftigen, wie notwendig Ihr Dienst“ sei. Ein im Stiftungsarchiv aufbewahrtes „Aufschreibebuch“ listet von 1883 bis in die 1930er Jahre alle im „Spital“ untergebrachten und tätigen Personen auf. Demnach wirkten in dieser Zeit stets fünf bis sieben Ordensschwestern im Heim. An zusätzlichem Personal werden nur zwei bis drei Mägde angeführt. 1907 waren sieben Ordensschwester für ungefähr. 50 - 60 Arme im Lananer Spital tätig. 1921 bis 1930 lebten sieben Ordensschwestern, fünf Knechte, zwei „Dirnen“ (Mägde) und zwischen 29 und 33 Männer, sowie 43 bis 47 „Weiber“ (Frauen) im „Spital“. Ab 1910 waren insgesamt 73 Ordensschwestern in Lana tätig. Am längsten stand Sr. Gutberta Aschbacher, geboren 1898 in Mühlwald, in Lana im Einsatz. Sie betreute nicht weniger als 44 Jahre lang von 1931 bis 1975 die Heimgäste. Schwester Elisabeth Marginter leitete das Heim als Oberin und Heimleiterin von 1973 bis 28. 2. 1989. Sr. Adina Kohlgruber war von 1983 bis zum 15. 10. 1997, Sr. Christina Mair ab 1980 und Sr. Juliane Mair seit 2001 in Lana tätig. Mit ihrem Abschied vom „Lorenzerheim“ geht eine Ära zu ende.183 Jahre lang haben die Barmherzigen Schwestern zahllosen Menschen einen würdigen Lebensabend ermöglicht. Für dieses gelebte Zeugnis der Nächstenliebe sind ihnen Lana und die Nachbargemeinden zu bleibenden Dank verpflichtet! Die Stiftung „Lorenzerhof“ möchte zur bleibendem Erinnerung an das segensreiche Wirken der Barmherzigen Schwestern ein passendes Kunstwerk in Auftrag geben, das im Hof des Seniorenwohnheimes aufgestellt wird.