BAZ Nr. 4 vom 19/04/2022

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PORTRÄT

Nadine und Sandra – zwei Streetworkerinnen Zwei junge Frauen, die sich nur scheinbar am Rand der Gesellschaft bewegen; Frauen, die in der Mitte der Gesellschaft sind, denn sie sind dort, wo unsere Jugend ist, und diese ist immer ein Spiegel unserer Gesellschaft. Aber lassen wir sie selbst zu Wort kommen!

gibt es in Meran die Streetworker. In Südtirol gibt es Streetwork bzw. mobile Jugendarbeit auch im Vinschgau, Bozen, Leifers und Lana.

Nadine und Sandra, können Sie uns kurz Ihren beruflichen Werdegang schildern?

Nach dem Abschluss des pädagogischen Gymnasiums und der Fachoberschule für Soziales (FOS) haben wir in Brixen das Ba­ chelorstudium in „Sozialer Ar­beit“ bzw. Sozialpädagogik gemacht. Die verschiedenen Aufbaustudien und Praktika haben uns schließlich zu dieser Arbeit geführt. Es gibt eine sehr große Auswahl an Arbeitsmöglichkeiten im sozialen Bereich, warum dann gerade als Streetworker?

Nach verschiedenen Arbeitserfahrungen, z. B. im Dienst für Abhängigkeitserkrankungen, im Sozialsprengel, aber auch mit Klein- und Grundschulkindern,

Wo begegnet ihr den Jugendlichen?

Dort, wo sie sich treffen, ganz gleich, ob es ein Park ist oder eine Kneipe, irgendwo an der Passer oder …

Nadine Lutz

Sandra Durnwalder

sowie Jugendlichen haben wir uns für die Arbeit als Streetworkerinnen entschieden. Diese Arbeit hat uns insbesondere aus folgenden Gründen angezogen:

• Weil die jungen Menschen dort aufgesucht werden, wo sie sich aufhalten; sie müssen nicht zu uns kommen. • Weil es eine sehr niederschwellige Arbeit ist und es in erster Linie darum geht, Kontakt herzustellen, Beziehung und Vertrauen aufzubauen. • Weil es darum geht, denen, die in unserer leistungsorientierten Gesellschaft nichts wert sind, weil sie augenblicklich nichts „leisten“, das Gefühl zu vermitteln, dass sie wertvoll sind, ohne Wenn und Aber. • Weil unsere Arbeit als Streetworker auf dem Prinzip der Freiwilligkeit aufgebaut ist, d. h. die Jugendlichen entscheiden selbst, ob sie mit uns in Kontakt treten und eine Beziehung aufbauen wollen oder nicht.

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Wie lange gibt es die mobile Jugendarbeit, d. h. die Streetworker bereits im Burggrafenamt und gibt es diesen Dienst auch in anderen Gemeinden Südtirols?

Wir in Meran sind für das gesamte Burggrafenamt zuständig, das sind 26 Gemeinden. Die mobile Jugendarbeit untersteht dem Jugenddienst. Seit siebzehn Jahren 20

BAZ 08/22

Um welche Altersstufe und welche Sprachgruppe handelt es sich bei den jungen Menschen, die ihr begleitet?

Grundsätzlich um die Altersstufe zwischen 15 und 27, wobei sich dies auch immer wieder nach unten und oben verschieben kann. Wir sind offen für Jugendliche aller Sprachgruppen, wobei wir immer mehr auch Kontakt zu Jugendlichen mit Migrationshintergrund haben – was in der Linie mit der Entwicklung unserer Gesellschaft steht. Wie begegnet ihr den Jugendlichen?

Für uns ist es ganz wichtig, dass die Jugendlichen von Anfang an spüren, dass wir nicht da sind, um sie zu kontrollieren, sondern dass wir sie respektieren und schätzen. Nur so kann Vertrauen aufgebaut werden. Dass dies nicht von heute auf morgen geschieht und Zeit und Geduld braucht, gehört dazu. Irgendwann ist es dann soweit, dass wir mit dem einen und anderen gemeinsam seine Situation reflektieren und ihnen Alternativen aufzeigen können. Da wir sehr gut mit anderen Anlaufstellen vernetzt sind, können wir auch – wenn es die Jugendlichen selbst wünschen – sie zu anderen Beratungsstellen begleiten. Verschwiegenheit ist für uns das oberste Gebot und es ist für uns


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