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I Sei un mito
Runder Geburtstag zweier Schulen – Rück blick und Vorschau mit Direktor Alois H. Weis
Sonntag 9. Okt. 2022 Kursaal Meran
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17:00 Uhr
PROGRAMM „Die Kraft der Liebe” mit Werken von Pjotr I. Tchaikovksy
Konzertdauer: 75 min. ohne Pause
Jetzt Tickets sichern: suedtirol-filarmonica.it
Sie leiten seit 4 Jahren das Realgymnasium und die Technologische Fachoberschule. Die eine Schule wird 50, die andere 30 Jahre alt. Inwiefern unterscheidet sich Ihre Schule von anderen? Alois H. Weis: Ich denke, dass es der wissenschaft lich-technische Schwer punkt ist, der uns auszeichnet. Es hat sich gezeigt, dass sich das Realgymnasium mit seiner philosophisch-humanistischen Ausrichtung und die Technologische Fachoberschule mit dem technologisch-praktischen Schwerpunkt sehr gut ergänzen und gegenseitig bereichern. Beiden Schulen gemeinsam ist die wissenschaft lich-allgemeinbildende Ausrichtung.
Wie schlägt sich das in der Schulphilosophie nieder? Es liegt in unserem Profi l, dass Wissenschaft und Technik an unserer Schule einen besonderen Stellenwert haben. Unsere Schülerinnen und Schüler erringen bei den mathematisch-naturwissenschaft lichen Wettbewerben stets Spitzenplätze. Wir waren die ersten, welche die Digitalisierung vorangetrieben haben. Unter Franz Josef Oberstaller ist hier das Digitale Register entstanden, das heute die meisten Schulen Südtirols benützen. Das Notebook gehört mittlerweile zum selbstverständlichen Arbeitsgerät aller Schülerinnen und Schüler. Das setzte ein starkes W-Lan, ein schnelles Netz im ganzen Schulgebäude voraus, worüber wir verfügen. Aber uns ist auch eine positive Schulatmosphäre und ein weltoff enes Zusammenleben wichtig. In zahlreichen Lehrfahrten ins In– und Ausland und Projekten mit außerschulischen Partnern wie unser Erasmus-Projekt mit der Fachoberschule Ansbach, bei den Wahlfächern und Förderkursen öff nen wir Horizonte nach außen und innen. Wir haben den Anspruch, unseren Schülerinnen und Schülern fachliche und persönliche Kompetenzen zu vermitteln, die sie in einer globalisierten Welt verantwortungsvoll zu handeln lehren.
Wie hat die Corona-Pandemie den Schulalltag verändert? Durch die zeitweiligen Schulschließungen ist auch uns der Wert des Präsenzunterrichtes noch einmal deutlich geworden. Auf den Fernunterricht waren wir ja relativ gut vorbereitet, da wir schon vorher digitale Tools im Unterricht genutzt haben. Das war ein großer Vorteil. Aber ein guter Präsenzunterricht lässt sich auch durch besten Fernunterricht nicht ersetzen. Sehr gut gefällt mir, dass als Folge von Corona die digitale Vernetzung zwischen Lehrern, Schülern und Eltern stark zugenommen hat und dass diese Vernetzung beibehalten wird. Bewährt hat sich auch, dass wir Sitzungen nun vermehrt digital abhalten. Wobei die Digitalisierung neue Möglichkeit eröff net, Allheilmittel ist sie aber mit Sicherheit nicht. Lernen verstehen wir als einen fortwährenden Prozess des Erfahrens von Neuem und Bewährtem. Dabei spielt auch das menschliche Miteinander eine nicht zu unterschätzende Rolle. Die Pandemie, welche uns in den vergangenen Jahren tagtäglich gefordert hat, zum Teil auch heute noch, scheint jetzt abzufl auen. Es freut mich sehr, dass wir das heurige Schuljahr wieder mit Normalität beginnen konnten. Man hat fast das Gefühl, als hätte es Corona nie gegeben.
Also keine großen Nachteile durch Corona? Durch die Lockdowns und Schulschließungen waren vor allem Jugendliche aus einem wirtschaft -
Direktor Alois H. Weis
lich benachteiligten Umfeld benachteiligt. Gerade Schüler aus Familien, in denen das Elternhaus wenig unterstützen konnte, traf die Pandemie hart. Engagierte Lehrpersonen kamen in dieser Zeit oft an ihre Grenzen, da sie ja immer erreichbar sein sollten und oft rund um die Uhr zur Verfügung standen. Auch für die Schulverwaltung, die sich jeder neuen Situation anzupassen hatte, waren es harte Zeiten. Ausruhen konnte sich beileibe niemand.
In letzter Zeit hört man immer öfter von Lehrermangel. Wie schaut diesbezüglich die Situation bei Ihnen aus? Wir haben das Glück, dass wir die Lehrpersonen, die wir brauchen, bekommen haben. Und diese Lehrpersonen – es sind heuer 98 – haben großteils eine abgeschlossene Ausbildung. Die größten Schwierigkeiten haben wir, Lehrpersonen für den technischen Bereich zu fi nden. Bisher ist das aber immer gelungen. Zu größeren Problemen wird es wohl in einigen Jahren kommen, wenn eine ganze Generation durch Pensionierungen wegfallen wird. Der demografi sche Wandel wird die Schulwelt hart treff en. Ich denke
dabei auch an das nicht unterrichtende Personal.
Vor welchen Herausforderungen steht die Schule in den kommenden Jahren? Inklusion, Integration und Digitalisierung stehen sicher ganz oben auf der Agenda. Vor allem, wie Inklusion von Schülerinnen und Schülern, die nicht unserer Landessprachen mächtig sind, wirklich gelingen kann. Das wird zu einer großen Herausforderung werden. Die theoretischen Konzepte liegen vor, im Alltag aber fehlen oft Rezepte und vor allem die nö tigen Ressourcen für die teilweise sehr herausfordernde Situation. Ein weiterer Schwerpunkt, dem sich unsere Schule und auch unsere Schüler/-innen verpfl ichtet fühlen, ist Bildung zu einer nachhaltigen Entwicklung. Das wird ein ganz wichtiges Th ema werden. Wir haben einige erste Schritte in diese Richtung bereits gesetzt.
Ehemaliger Direktor Franz. Josef Oberstaller und Prof. Christian Zelger schneiden das Band zum Neubau durch (2012)
Der nationale Aufbauplan PNRR beschert den Schulen eine große Finanzspritze. Was machen Sie mit dem vielen Geld? Für die Schulen wird es eine große Herausforderung, diese Gelder sinnvoll einzusetzen. Schade, dass diese Summen, die großteils für Maßnahmen zur Digitalisierung zweckgebunden sind, innerhalb einer relativ kurzen Zeit, nämlich innerhalb von zwei Jahren, eingesetzt werden müssen. Besser wäre es, wenn eine zentrale Landesstelle die Gelder verwalten würde und diese für einen längeren Zeitraum gestreckt werden könnten.
Wie feiern Sie am 6. Oktober das runde Jubiläum? Coronabedingt konnten wir nur eine Feier im kleineren Rahmen vorbereiten. Am Vormittag gibt es einen Festakt mit Ehrengästen und Schulvertretern, Landeshauptmann Kompatscher hält den Festvortrag, unsere Festschrift wird vorgestellt. Die Schülerinnen und Schüler sind live zugeschaltet, die Eltern können über YouTube teilnehmen. Anschließend gibt es ein gemeinsames Mittagessen im Freien, wir hoff en, dass das Wetter hält. Am Nach mittag feiern wir mit der gesamten Schulgemeinschaft weiter, es gibt verschiedene Stationen im ganzen Schulgebäude.
SAMSTAG
TAG DER ROMANIK
Erleben Sie die mystische Romanik von Burgeis bis nach Neumarkt und Innichen bei kostenlosen Führungen in 31 Kulturstätten. Darüber hinaus werden exklusive Kulturführungen, Musik, Marmor und eine Weinverkostung angeboten.
SAMSTAG, 8.10.2022
Sei un Mito
Nein, in diesem Jubiläumsbeitrag geht es nicht um den Italo-Pop-Hit „Sei un mito“ von „883“ aus dem Jahr 1993. Es ist ein persönlicher Blick auf 50 Straßengeschichten und wie diese im Alltag meinen Blick auf einen Weg von A nach B maßgeblich verändert haben.
Als Josef Prantl, der Schrift leiter der BAZ, Ende 2019 den Vorschlag machte, einseitige Beiträge zu den Straßennamen im Burg gra fenamt zu veröff entlichen, schien mir das eine reizvolle Aufgabe. Allzu oft passiert es, dass man mit den Namen nur wenig anfangen kann, geschweige denn, dass man mehr über den Menschen und seine Leistungen weiß. In Trient zum Beispiel werden auf den Schildern unterhalb des Namens zumindest Beruf und Lebensdaten der Person angegeben. Eine gute Idee, die man auch hierzulande breiter aufgreifen könnte. Seit dem ersten Beitrag über die 30.-April-Straße in Meran hat sich meine Art, durch einen Ort zu gehen oder eine Adresse zu suchen, verändert. Jeder Blick ist gekoppelt an den Gedanken, ob es hinter dem Namen eine besondere Geschichte zu erzählen gibt – was könnte interessant für den Leser sein, was lohnenswert für die Leserin. Doch das bewusste Schauen beschränkt sich nicht allein auf die Namenstafeln am Anfang und am Ende einer Straße. Auf meinem täglichen Weg zur Arbeit ist mir ein Graffi ti vor dem Meraner Krankenhaus aufgefallen, auf dem die Zahl 911 kunstvoll gestaltet zu lesen ist. [BILD 1] Zunächst dachte ich mir nichts 1 2
dabei. Doch von da an begegnete ich der 911 an vielen anderen Stellen, auf Hauptstraßen, in kleinen Gassen, auf Kinderspielplätzen, manchmal deutlich und schnell sichtbar, manchmal versteckt oder schon verblasst. Mein Interesse war geweckt. Das fühlte sich an, wie ein Th ema für eine neue Straßengeschichte. Wer immer hier sein Revier markiert hatte, war ausdauernd und wahrscheinlich nachts unterwegs, um nicht erkannt zu werden. Im Umkreis von Gratsch, in der Innenstadt, in Untermais und der Bahnhofsgegend stößt man überall auf diese Zahl. Umso bemerkenswerter war es, als hinter dem Bahnhof zwischen all den 911en wie aus dem Nichts plötzlich eine 130 auft auchte. [BILD 2] Ein „Eindringling“?, mein erster Gedanke. In den folgenden Monaten durchwanderte ich Meran auf der Suche nach weiteren Zahlen und begann mich gleichzeitig mit der Graffi ti-Kultur zu beschäft igen. Graffi tis im modernen Sinn und in der hier vorgefundenen Art gibt es seit etwa 60 Jahren. Die dazu nötige Sprühdose war zwar bereits 1927 erfunden worden, doch benutzte man in der Anfangszeit verstärkt Marker und Filzstift e. Die Idee, seinen Namen anzubringen oder eine Zeichnung zu hinterlassen, ist natürlich so alt wie die Menschheit selbst. Das Wort „Graffi ti“ stammt aus dem Italienischen und lässt sich auf das griechische „graphein“ zurückführen, was „schreiben“ und „zeichnen“ bedeutet. Der Begriff benennt demnach ein Kratzbild oder eine in Stein geritzte Zeichnung, womit wohl schon die ersten Höhlenmalereien dazugehören. Als private Inschrift en im öff entlichen Raum fi nden wir sie spätestens im Alten Ägypten, wo neben Segenswünschen und Warenlisten auch allein der Name des Schreibers – wie heute – zu fi nden ist. Besonders bekannt sind die Graffi tis in Pompeji, Herculaneum und Ephesos. Die von mir in Meran gesuchten Schrift züge sind sogenannte Tags, was man mit „Markierung“ oder „Etikett“ übersetzen kann. Ihre Geschichte führt uns zurück in den Sommer 1971. Damals hatte ein junger, griechischstämmiger Kurier in New York auf seinen Botengängen das Kürzel TAKI 183 an verschiedenen Wänden hinterlassen. Schnell verbreitete sich diese Form des Beschriftens, das Taggen, unter den Jugendlichen der Stadt, ab den 80er Jahren dann weltweit. Dabei handelt es sich lediglich um eine Ausdrucksform von vielen innerhalb der Graffi ti-Kultur, die nicht allein eine individuelle Angelegenheit ist. Schließen sich mehrere Writer („Schreiber“) zusammen, bilden sie eine Crew. Die meisten Gruppen verwenden als Namen Buchstabenkombinationen, die eine Abkürzung repräsentieren, oder eben Zahlen, die vorwiegend auf
HANDWERK PUR.
Lana . T 0473 56 15 09
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die Postleitzahl des bewohnten Gebietes oder eine Straßennummer verweisen. Neben dem eigentlichen Namen wurden im Laufe der Jahre weitere Elemente hinzugefügt, beispielsweise Sterne, Fragezeichen, Pfeile oder Kronen. Auch starkes Abstrahieren, extremes Verbiegen der Buchstaben und Ineinander-Verschlingen derselben ist üblich, so dass diese oft nur noch von Szenekennern entschlüsselt werden können. Anfangs ging es hauptsächlich darum, den eigenen Schrift zug möglichst oft anzubringen. Später entwickelten die Writer ihren persönlichen Stil und versuchten ihrem Tag ein individuell ausgearbeitetes und wiedererkennbares Aussehen zu verleihen. Dass dies in der Szene zu einem Konkurrenzkampf führte, ist naheliegend, und essentieller Teil dieser Jugendkultur. Wird der eigene Name von anderen überschrieben oder übersprüht, so gilt das als Beleidigung. Doch zurück nach Meran. Neben den Zahlensignaturen 911 (auch 911CREW), 130, 420, 187, 49 und 1312, tauchen vor allem die 669 und 135
auf. [BILD 3 und 4] Obwohl die 669, wie so Vieles, auch im Bahnhofspark zu fi nden ist, trifft man sie verstärkt in der Obermaiser Gegend, wo wiederum die 911 seltener vorkommt. Auch einzelne Namen stechen im Wirrwarr der besprühten Müllcontainer, Telefon- und Stromkästen hervor und fühlen sich mittlerweile wie alte Bekannte an, die man immer wieder trifft . Allen voran der im Titel erwähnte MITO, aber ebenso Personen, die sich selbst KAMES, WOKE, ASTRO und BLACK nen-
nen. [BILD 5 und 6] In ähnlicher Weise hinterlassen Fußball-Fans und andere Gruppen namentliche Spuren ihrer nächtlichen Präsenz: Curva Sud Obermais, Pochi ma buoni, Vecchia brigata und die mysteriösen Kinder
von dor Kurstodt. [BILD 7, 8 und 9] Eines hat mich die Suche nach aufgesprühten Zahlen und Namen gelehrt: Wer mit dafür off enem Auge durch eine Stadt geht, der entdeckt auch viele andere interessante Dinge, an denen man sonst achtlos vorbeigegangen wäre. Wer immer auch MITO ist, der mir als erstes aufgefallen ist, er hat in mir einen Blick geschärft , der verborgene Facetten im urbanen Raum zum Vorschein bringt. Übrigens: Die am weitesten von Meran entfernte Spur, die mir von MITO bisher untergekommen ist, befi ndet sich südlich von Auer auf dem Tisch eines Rastplatzes.
Christian Zelger
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