6 minute read
Historisches Obermais
Obermais wird auch als das Villenviertel von Meran bezeichnet. Das kommt nicht von ungefähr, denn in Obermais befinden sich viele Schlösser, Ansitze und Herrschaftsvillen. Ein geschichtlicher Rundgang.
von Philipp Genetti
Advertisement
Durch seine sonnige und klimatisch vorteilhaft e Lage war der Standort geradezu geeignet eines Tages zum Balkon von Meran zu werden. Das war auch der Grund, weshalb sich schon früh Adel und Bürgertum in Obermais niedergelassen haben. Ganz im Gegenteil zu Untermais, wo hingegen vorwiegend das Bauerntum beheimatet war. Auch touristisch hatte sich der Standort in der Geschichte schneller entwickelt als seine Nachbargemeinde. Das ist allen voran den Kurpionieren Dr. Franz Tappeiner und Dr. Bernhard Mazegger senior zu verdanken. Nach dem sich Obermais in der sogenannten Gründerzeit stark urbanisiert hatte, errichtete der Kurarzt Mazegger um 1840 als Pendant zum Kurmittelhaus im Stadtzentrum im Lazagviertel seine berühmte Wasseranstalt (heute: Komplex Freihof, beim Roseggerpark). Der Ankauf des Ansitzes Reichenbach am Brunnenplatz durch Mazeggers Zeitgenossen Franz Tappeiner, der vorwiegend durch seine Kuren und die Errichtung des Tappeinerweges als der „Übervater“ des Meraner Kurwesens in die Geschichte einging, wertete den Standort Obermais einmal mehr auf. Als Anfang des 20. Jh. in Untermais dann schließlich die ersten Hotels entstanden, hatte sich Obermais bereits seit über einem halben Jahrhundert zum beliebten Urlaubsziel entwickelt. Die ersten Pensionen, die in Obermais errichtet worden waren, waren die Villa Kugelweg, die Pension Aders/Adria, der Obermaiser Hof und die bereits erwähnte Mazegger Kuranstalt. Ende des 19. Jh. kamen weitere Hotelanlagen hinzu, das Hotel Gilmhof, das Hotel Minerva und in der Zwischenkriegszeit das
Meran-Obermais Brunnenplatz Kirchsteig 46 Tel. + Fax 0473 23 21 45 gufler.goldschmiede@gmail.com eindrucksvolle Parc Hotel von Otto Panzer (ehemalige Böhler Klinik). Besonders attraktiv stellte sich in dieser Zeit das Gebiet um den Winkelweg heraus, in dessen unmittelbarer Nähe gleich mehrere Gaststätten eröff neten. Aber auch die Schlösser und Ansitze, wie Greifen-Planta, Rottenstein, Rosenstein, Rundegg, Rubein, Rametz oder Schloss Trauttmansdorff , das Kaiserin Sissi sogar als Sommerresidenz diente, boten Übernachtungsmöglichkeiten für Gäste aus dem Ausland. „Es war in und schick in diesen Anwesen zu wohnen“, erklärt der Habsburgerexperte und Heimatkundler Georg Hörwarter.
Religionsflüchtlinge aus Graubünden
Die ersten Anfänge des Fremdenverkehrs reichen weit in die Geschichte zurück und hatten ihren Ursprung bereits in der Reformationszeit (17. Jh.). Nachdem die katholischen Fürsten, wie Paravicini, Greifen-Planta oder auch Flugi von Aspermont, aus Graubünden gefl ohen waren, fanden einige Asyl in Obermais. Die Anwesen Knillenberg, in der Fluggigasse sowie das Schloss Greifen-Planta im Haslerweg erinnern an ihre Geschichte. Zusammen mit den Schlössern Labers, Rametz, Rubein, Reichenbach, Rosenstein, Rottenstein, Rundegg, Pinzenau, Winkel und Trauttmansdorff “ bezeugen die Schlösser Greifen-Planta und Knillenberg heute noch den historischen Wert des Standortes Obermais. Bis auf das Schloss Trautt mansdorff , in dem sich das Landesmuseum für Tourismus „Touriseum“, sowie die einzigartigen Botanischen Gärten befi nden, sind die herrschaft lichen Anwesen von Obermais in Privatbesitz.
Schloss Winkel, Perle der Renaissance
Ein besonderes Baudenkmal der Geschichte von Obermais ist das Schloss Winkel, das sich etwas versteckt, in der Nähe des gleichnamigen Winkelweges befi ndet. Das Schloss geht auf einen im 14. Jh. erstmals erwähnten Gutshof zurück, der im 17. Jh. zum heutigen Renaissancebauwerk erweitert wurde. In seiner Geschichte erlebte das Anwesen gleich mehrere Besitzerwechsel und war kurze Zeit auch in den Händen der Erzherzogin von Österreich und Landesherrin von Tirol Claudia de Medici (1604 - 1648). Letzter erwähnenswerter Bewohner des Anwesens war der bekannte österreichische Werbegrafi ker, Maler und Kunstprofessor Franz J. Lenhart (1898 - 1992).
Historisches Weingut Schloss Rametz
Mit dem Weingut Schloss Rametz befi ndet sich in Obermais ein Pionierswerk des historischen Weinbaus. Seit fast 800 Jahren wird hier Wein angebaut und hergestellt. Mit dem berühmten Weinpapst Felix Boscarolli als Schlossherr um die Jahrhundertwende (Ende 1800, Anfang 1900) erlangte das Weingut zusätzlich an Aufmerksamkeit. Auf den einzigartigen Lagen um St. Valentin experimentierte er mit verschiedenen Rebsorten und kultivierte schließlich auf Rametz den ersten Blauburgunder im Land. Außerdem spielte das Weingut mit der erstmaligen Abfüllung von Weinen in Glasfl aschen eine Vorreiterrolle in der Entwicklung neuer Abfüllmethoden. Im sogenannten Weinmuseum auf Schloss Rametz können Wissbegierige die Geschichte des Weingutes heute hautnah erleben.
Der Seilbahnstandort
Mit den Personengondeln Meran-Hafl ing (St. Kathrein) und Naif-Gsteier befanden sich bis Ende des 20. Jh. auch zwei Seilbahnen auf Obermaiser Gebiet. Die Hafl inger Bahn gehörte mit den Seilbahnen Kohlern und Vigiljoch zu den ältesten Personenseilbahnen des Landes und war ein Pionierwerk des Lananer Ingenieurs Luis Zuegg und wurde in den Jahren 1926/1928 errichtet. Die Talstation befand sich auf dem Standort des ehemaligen Restaurants Shaliba in der Dantestraße. Von hier aus bestanden 3 Seilstützen. Parallel zur Personenseilbahn verlief die Materialseilbahn der Familie Reiterer. Bei der Bergstation St. Kathrein fuhr dann ein blauer 7-Meter-langer Kleinbus weiter nach Hafl ing. Nachdem es bis Ende der 1970er Jahre noch keine Straße von Meran nach Hafl ing gegeben hatte, war dieser in einem großen Kraft akt mit einem Traktor hinauf transportiert worden. Nach der Eröff nung der Verbindungsstraße und der Verlängerung des Naifweges bis nach Hafl ing wurde die Hafl inger-Seilbahn Ende der 1970er Jahre von dem Haupteigentümer Grafen Khuen eingestellt und abgetragen. Einige Meraner sehen in der Aufl ösung der Hafl inger Bahn nach wie vor eine verspielte Chance. Wäre die öff entliche Hand zur da ma ligen Zeit in die Auf stiegsanlage eingestiegen, vermutet man in Obermais, würde die Bahn bis heute weiterfahren und eine klimafreundliche Verkehrsverbindung nach Hafl ing bieten.Die Seilbahn Naif-Gsteier in der Naif hingegen geht auf die 1950er Jahre zurück und gilt als eine Vorreiterin der Ifi nger Seilbahn. Vom heutigen Gewerbestandort der Firma Egger ausgehend ging die 8-Personengondel bis zur heutigen Mittelstation der Seilbahn „Meran 2000“ und bot eine bequeme Aufstiegsmöglichkeit zum Schenner Berggasthof
Die Naifkapelle unweit der Talstation der Seilbahn Meran 2000
Gsteier. Nachdem in den 1960er Jahren die neue Ifi nger Seilbahn zum Piffi nger Kopf unter der Leitung von Hans Troyer errichtet worden war und damit das Ski- und Wandergebiet Meran 2000 erschlossen hatte, verlor die Gsteirer Bahn allmählich an Bedeutung. Hinzu kam, dass in den 1980er Jahren die Eigentümergenossenschaft Naifb ach vom Land aufgelöst wurde. Daraufh in ging der Gasthof Gsteier mitsamt der Seilbahn an die Schenner Hoteliersfamilie Mair. Im Zuge der Erneuerungsarbeiten an der Ifi nger Seilbahn, heute Meran-2000, wurde der Betrieb Personengondel zum Gsteier aus Sicherheitsgründen endgültig eingestellt.
Die Einsiedelei und die Naifkapelle
Unweit der Talstation der Seilbahn „Meran 2000“ befi ndet sich seit dem 17. Jh. eine kleine Einsiedelei mit der sogenannten Naifk apelle. Die Fresken im inneren der Wallfahrtskapelle stammen von Th eodor Spöttl und wurden von Frau Luise Fiala um 1900 gestift et. Um die Naifk apelle samt Einsiedelei vor dem Verfall zu bewahren, wurde sie vor einigen Jahren vom Obermaiser Heimatpfl egeverein saniert. Von Schloss Labers führt auch ein Kreuzweg mit 14 Stationen zur Naifk apelle.
Prinz Rudolf in der Naif
Etwas unterhalb der Naifer Einsiedelei erinnert der Prinz-Rudolf-Weg an eine weitere Kuriosität in Obermais. Die dortige Andachtstafel befand sich ursprünglich in der Felswand und kennzeichnete die Stelle, an der sich der österreichische Kronprinz Rudolf verstiegen hatte und gerettet werden musste. Das Hotel Prinz Rudolf und die Camping-Anlage Hermitage (Deutsch: Einsiedler) tragen die beiden Kuriositäten der Geschichte von Naif heute in ihrem Namen.
MODE & QUALITÄT
im Textil-Fachgeschäft mit der persönlichen Beratung
METZGEREI KARL WALZL WALZL
MACELLERIA
Tel. 0473 27 00 08 39012 Meran · Dantestraße 9
Einheimische Fleisch- und Wurstwaren, Speck sowie auch Fisch- und Käsespezialitäten Handgemachte Teigtaschen