9 minute read
sport
Oldtimer Drei Zinnen Rallye
TOBLACH - Faszinierende alte Autos, Motorräder und Traktoren gab es am 19. September bei der zweiten Austragung der Oldtimer Rallye in Toblach zu bestaunen. Über 80 Stück der vintage Wagen kurvten bei herrlichen Herbstwetter über den Asphalt. An erster Stelle standen gute Laune und die Leidenschaft an den Oldtimer-Renner.
Advertisement
Organisiert wurde das Ganze von den Kaufleuten in Zusammenarbeit mit dem hiesigen Vespa Club, die Idee zur Oldtimer-Rallye kam durch einen Zufall, wie OK-Chef Alex Kraler erzählt: "Wir haben rausgefunden, dass es vor ungefähr 15 Jahren bereits ein ähnliches Oldtimer-Rennen gab. Zufällig sind wir auf YouTube auf einige Videos von damals gestoßen, die uns dazu inspiriert haben die Oldtimer-Rallye neu aufzugreifen." Das Regelwerk der Rallye ist simpel: Jeder kann und sollte teilnehmen, egal ob Sportler, Hotelier, Geschäftsmann oder Landwirt, einzig das motorisierte Gefährt muss mindestens 25 Jahre alt sein um als Oldtimer zu gelten. Im letzten Jahr fand somit die Premierenedition der Toblacher Oldtimer-Rallye statt, mit 52 eingeschriebenen Automobilen war diese bereits ein voller Erfolg. Trotz Corona-Jahr konnte die Teilnehmerzahl heuer bei weitem übertroffen werden. Aus Italien, Österreich und ganz Südtirol kamen die Autoliebhaber nach Toblach,
Die zweite Edition der Oldtimer Rallye war in den Augen Aller ein voller Erfolg.
um an der einzigen Veranstaltung in diesem Format weit und breit dabei zu sein. Kraler betont, dass das Event nur über Mundpropaganda und über die Sozialen Medien beworben und dafür keinerlei größere Werbung betrieben wurde. Dadurch konnten die Veranstalter sicher gehen, dass das Event nicht zu viele Menschen anzieht und somit alle Corona-Maßnahmen eingehalten werden konnten. Auf die standesgemäße After-Party im Dorfzentrum musste heuer allerdings verzichtet werden. Am frühen Nachmittag versammelten sich die Teilnehmer vor dem Grand Hotel in Neutoblach. Dabei stellte jeder Besitzer sein altes Prunkstück zur Schau; bei einem Gläschen Sekt tauschten sich die Kenner untereinander aus. Pünktlich um 15 Uhr erfolgte der Startschuss zur Rallye. Mit lautem Gehupe fuhr die Karawane vom Startgelände vor dem Grand Hotel eine Runde durch den Toblacher Dorfkern und zog danach weiter bis zum Dreizinnenblick. Dort angekommen gab es für jedes teilnehmende Auto ein Jausepaket, zubereitet vom Startkoch Chris Oberhammer, direkt ins Auto geliefert. "Es sollte eine Atmosphäre wie in den 60er-Jahren kreiert werden", sagt Kraler. Im Panorama der Drei Zinnen konnten sich die Teilnehmer mit ihren Oldtimer und den passenden Vintage-Outfits beim Fotoshooting ablichten lassen. Prämiert wurde das jeweils älteste Auto, Motorrad und Traktor. Für die kommenden Austragungen will die Veranstaltung weiter wachsen, jedes Jahr eine neue Strecke finden, interessante Preise bieten und in Zukunft auch auf mehrtägiges Event ausgedehnt werden; immer nach dem Motto: Spaß an dem Event zu haben! (MT)
Quellen: Harald Wisthaler.
Die Bergläufer in ihrem Element. Gruppenfoto der Starter neben dem Helmhaus.
AlpFrontTrail – Laufen gegen das Vergessen
INNICHEN - 850 Kilometer und 55.000 Höhenmeter! Beim AlpFrontTrail laufen vier internationale Teams, bestehend aus jeweils zwei Topathleten, vom 6. bis zum 14. Oktober die historische Grenze zwischen Italien und Österreich ab. Mit dabei sind einige der besten Trail- und Bergläufer Europas. Zum 100jährigen-Jahrestag der Annektion Südtirols zu Italien laufen die Athleten um gemeinsam an die Gräueltaten des Gebirgskrieges zu erinnern.
Bei diesem abenteuerlichen Trail-Lauf wird der Grenzverlauf mit den dazugehörigen Kriegsrelikten ins öffentliche Bewusstsein gerückt und an die vergangenen Ereignisse gedenkt. Die historischen Fakten werden hierbei von renommierten Forschern der Eurac aufbereitet. Die Grenze als trennendes Element wird durch den Sport in ein verbindendes Erlebnis umgewandelt und der Wert der Freiheit hochgehalten. „Laufen kann jeder, unabhängig von Nationali tät, Hautfarbe oder Religion. Zum Laufen braucht es keine teure Ausrüstung, man kann es überall tun. Gerade deshalb eignet sich dieser Sport bestens, um das Verbindende auszudrücken“, sagt etwa Philipp Reiter. Der 29-Jährige Trail-Läufer und Videograph aus Bayern hatte gemeinsam mit dem Südtiroler Fotografen Harald Wisthaler die Idee zum AlpFrontTrail, der am 6. Oktober mit der ersten Etappe von Grado bis zum Kloster Castelmonte beginnen wird. Die Strecke in der majestätischen Bergwelt führt vom Kanaltal und Tarvis weiter nach Sexten, von dort über Arabba und Grims nach Riva del Garda, bevor der Schlussteil über den Passo Tonale und den Ortler bis hin zum Stilfserjoch in Angriff genommen wird. „Wir haben mit Anton Palzer, Daniel Jung, Eva Sperger, Jakob Hermann, Martina Valmassoi, Hannes Perkmann, Marco De Gasperi, Ina Forchthammer und Tom Wagner einige der besten Trail-Läufer der Welt am Start. Darüber hinaus wird auch die Biathlon-Olympiasiegerin Laura Dahlmeier mit dabei sein. Die Begeisterung unter den Athletinnen und Athleten ist groß, sie können es kaum erwarten, dass das Abenteuer beginnt“, erklärt Wisthaler. Mit Daniel Jung ist auch Südtirols bekanntester Bergläufer am Start: „Die Zeit rund um den 1. Weltkrieg interessiert mich sehr, weil wir einen familiären Bezug zu dieser Epoche haben. Schließlich haben unsere Vorfahren diese Auseinandersetzung hautnah miterlebt. Ich freue mich darauf, mehr darüber zu erfahren." Die Ferienregion 3 Zinnen Dolomites steht den Veranstaltern als Partner im Projekt zur Seite. „Die Zeit des Ersten Weltkriegs hat unsere Identität geprägt, es ist unsere Pflicht etwas dafür zu tun, dass wir unsere Geschichte kennen. Die Grenze ist für uns in der Europaregion Tirol, Südtirol, Trentino kaum mehr spürbar, auch wenn wir erst vor wenigen Monaten zu Beginn der Coronakrise hautnah miterleben mussten, wie schnell aus einem Strich in einer Landkarte wieder ein geschlosse ner Grenzbalken werden kann!“, betont Gabriel Fauster vom Tourismusverein Innichen. Beim AlpFrontTrail geht es darum, Grenzen zu überwinden. Der Sport ist hierbei das perfekte Mittel,
denn er verbindet Menschen. Der AlpFrontTrail wird von einem Vi deoteam rund um den Fotografen Harald Wisthaler begleitet und das Geschehen auf den sozialen Medien dokumentiert. Zudem wird es am 8. Oktober in Sexten eine Veranstaltungen für die Öffentlichkeit geben, wo das Projekt vorgestellt wird. Im Frühling 2021 soll es abgeschlossen sein, die besten Momente des Laufes werden in den drei Hauptstädten der Europaregion im Rahmen einer Fotoausstellung präsentiert. (MT)
BRUNICO Piazza Gilm, 3/C
0–14 Jahre Gilmplatz 3c - Bruneck Tel. 0474 550 601
Adel Bürgertum im alten Bruneck
Städte waren im Allgemeinen etwas Bürgerliches. Ihre Gründer waren zwar meist dem Adel zuzurechnen, aber die soziale Schicht, welche die Stadt beherrschte, war das Bürgertum. Wenn sich Adelige in der Stadt niederließen, geschah das meist in einer gewissen Distanz zu den Häusern der Bürger. In Bruneck ist das heute noch sichtbar, wenn man etwa die Lage des Palais Sternbach oder jene der Ansitze Ragenhaus, Vintler, Teisegg und Ansiedl – alle in Oberragen gelegen – betrachtet.
STEUER ZAHLEN ODER NICHT? Wesentlicher als die etwas abgehobene Lage der adeligen Behausungen war aber die Tatsache, dass sie steuerfrei waren, während die Bürger ihre Häuser versteuern mussten. Natürlich wurde dies als Ungerechtigkeit gesehen, vor allem, als im Laufe der Zeit immer mehr bürgerliche Häuser an Adelige verkauft wurden, für die nach dem Kauf keine Steuer mehr gezahlt werden musste, während ihre ehemals bürgerlichen Besitzer diesbezüglich sehr wohl zur Kasse gebeten worden waren. Das führte vor allem in der Zeit des 30jährigen Krieges zu einer sich immer mehr zuspitzenden Entfremdung zwischen Bürgertum und Adel in der Stadt, die in eine durch Tätlichkeiten genährte permanente Feindschaft auszuarten drohte, als im Jahre 1626 der Adel beantragte, für die im Adelsbesitz befindlichen ehemaligen bürgerlichen Häuser keine Steuer mehr zu zahlen. Diesbezüglich verhinderte Fürstbischof Wilhelm von Welsperg einiges, der sich fast während seines gesamten Episkopates (1628-1643) in Bruneck aufhielt, wo sein Vater Christoph Stadthauptmann war. Die Zeit war wirtschaftlich insofern schwierig, als z. B. 1626 der Landtag beschloss, wegen des Krieges doppelte Steuer einzuheben, was dann mehrere Male geschah. Die adelige Forderung nach Steuerfreiheit fiel also in einen sehr ungünstigen Moment.
DER FALL DES STADTRICHTERS CARL VON PAUGGER ZU VERGUZ Im Jahre 1642 begannen die über Jahre sich hinziehenden Misshel ligkeiten zwischen der Bürgerschaft und dem Adel von Bruneck, die einmal sogar in einen offenen Kampf auszuarten drohten. Den Anfang machte der fürstliche Stadtrichter Carl von Paugger. Es ging um die Schließung der Stadttore, derentwegen sich Georg Semblrockh, Bürgermeister und Ratsherr zu Bruneck, sowie der genannte Stadtrichter und der Geschäftsmann Andrä Dorn beinahe in die Haare gerieten. Als Wächter und Verwahrer der Stadtschlüssel war der Inwohner und Meister des Schmiedehandwerkes Adam Crainer eingeteilt. Als der den Wachdienst antreten wollte, kam der Stadtrichter und entließ den zweiten Wächter, den Sohn des Oberbaders Peter Obermayr, und verlangte, dass dessen Vater den Wachdienst übernehme solle. Andrä Dorn, der während der Pestzeit Bürgermeister von Bruneck gewesen war, schickte seinen Knecht auf die Wacht, aber auch ihn wollte der Stadtrichter als Wächter zunächst nicht einstellen, verlangte dann aber doch, dass er den Dienst antrete. Danach wurden das mittlere und das oberste Tor geschlossen, aber der Bürgermeister, der außerhalb der Stadt wohnte, wollte noch nach Hause gehen. Der Stadtrichter behauptete aber, es seien zu wenig Wächter zur Verfügung, worauf der Bürgermeister sagte, er solle sich nicht kümmern, um Wächter wolle er sich schon umschauen. Als der Ratsdiener der Stadt die Stadttore verschlossen und die Schlüssel dem Wächter Adam Crainer übergeben hatte, „wie das gebreichig und von alters Herkommen“, forderte der Stadtrichter von diesem die Schlüssel, weil nur er die Leute einzulassen berechtigt sei. Er nahm sie mit ins Gerichthaus in der mittleren Stadtgasse, das einmal Tratter´- sches Haus geheißen hatte und etwa von da an Neuhauser´sches Haus hieß, und legte sie dort „in der Laben“ auf den Tisch. Er sagte, wenn jemand zum Tor komme und hinaus oder herein wolle, könne er die Schlüssel verlangen und dort abholen. Als dann aber der Rotgerber Ulrich Ölackerer kam samt seinem Weibe und heim ins Oberdorf wollte und die Schlüssel begehrte, antwortete ihm der Stadtrichter, er müsse wissen, wann er heim zu gehen habe, er gebe die Schlüssel nicht mehr her. Als die Ölackererin sehr stark zu bitten begann und sagte, sie habe ein kleines Kind zu Hause, gab der Stadtrichter die Schlüssel dann schließlich doch her und ließ die zwei Personen hinaus. Als ein Wächter die Schlüssel wieder zustellte, wie der Stadtrichter befohlen hatte, kam der Ladenjunge des Andrä Dorn und sagte, ihn schicke sein Herr, das Tor solle nochmals geöffnet werden, weil zwei Bozner Herren, und zwar Christoph Trohofer und Christoph Caltenhauser, Lederschläuche zum Steirer (Gasthaus und Poststation) schicken und dort deponieren möchten. Aber der Stadtrichter sagte, wenn es um nichts anderes gehe als um Lederschläuche, um sogenannte „Pulgen“, gebe er keinen Schlüssel aus der Hand. Daraufhin begann man an allen Haustüren zu klopfen, wo man glaubte, an einen Schlüssel zu kommen, vor allem Andrä Dorn, der frühere Bürgermeister, bewies einige Hartnäckigkeit, bis man ihm schließlich aus einem Fenster des Stadtrichter-Hauses einen Nachttopf voll „Kammerlauge“ über den Schädel goss, worauf der Stadtrichter ins Fenster kam und Dorn einen Narren nannte. Andrä Dorn kam dann sein Bruder Daniel zu Hilfe, was aber nichts brachte. Erst als man einen Schlosser holte, gelang es, das Stadttor zu öffnen. Daraufhin erschienen Stadtrichter und Gerichtsdiener auf dem Plan und führten den Schlosser ab. Der Andrä Dorn könne, so sagte der Stadtrichter, klopfen so viel er wolle, er werde das Tor nicht öffnen. Das Ganze gipfelte darin, dass der Stadtrichter zweimal mit einer Hellebarde auf den Andrä Dorn einstach, worauf dieser in aufforderte noch ein Drittel Mal zuzustechen. Damit war die Sache zwischen dem adeligen Stadtrichter und dem Bürgern um Andrä Dorn noch nicht zu Ende. Als Bischof Wilhelm von Welsperg 1661 starb, wurde die ganze Sache noch einmal aufgewärmt und ein Bericht mit dem langen Sünderegister des Stadtrichters nach Brixen gesandt, wo dieser allerdings kaum etwas bewirkte. Dem Bischof lag nichts daran, sich von den Bürgern von Bruneck sagen zu lassen, wen er als Stadtrichter einzusetzen hatte. Also lagen beim nächsten Laurenzimarkt die Stadtschlüssel wieder beim Stadtrichter, so wie das immer gewesen war. die Partie Adel gegen Bürger ging damals 1:0 für den Adel aus. (RT)