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Wie der Stegener Markt entstand

STEGEN - Der Handel bot in einer mittelalterlichen Stadt die größten Chancen, wohlhabend und reich zu werden. Es dürfte so gewesen sein, dass die in einer Stadt ansässigen Händler zunächst jene Waren kauften und verkauften, die in der Stadt benötigt wurden. Je mehr eine Stadt zum Mittelpunkt eines größeren ländlichen Bereiches wurde, umso ertragreicher wurde der Handel, weil Angebot und Nachfrage mit der Größe des städtischen Umfeldes zunahmen. Wenn es einem Kaufmann dann gar gelang, sich in den Fernhandel einzuschalten, garantierte das noch mehr Profit, ließ aber auch das Risiko steigen.

Wie in anderen Städten gab es auch in Bruneck Kaufleute, die sich mit der Deckung der lokalen Bedürfnisse zufrieden gaben. Sie betrieben ihren Laden in der Stadt, kauften bei einheimischen oder fremden Lieferanten ein und verkauften diese Waren mit einer Profitspanne, die von den Behörden und vom Rat der Stadt überwacht wurde und korrigiert werden konnte. Auch bei den Kaufleuten wird eine Tendenz sichtbar, die für die mittelalterlichen Städte typisch war. Man versuchte, alle leben zu lassen, keiner sollte zu viel Profit abschöpfen, aber jeder sollte mehr oder weniger das Notwendige zum Leben haben. Allerdings war diese Tendenz zur Bescheidenheit bei den Handwerkern leichter durchzusetzen als bei den Kaufleuten.

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DIE LAGE VON BRUNECK AN DER STRADA D´ALEMAGNA

Die Strada d´Alemagna führte von Augsburg ausgehend durch das Pustertal ins Ampezzanische und weiter durchs Cadore nach Venedig. Von der Lage an dieser Straße profitierte Bruneck vor allem im 14. und 15. Jahrhundert, als sich auch Brunecker Kaufleute im Fernhandel betätigten. Damals führte diese Straße durch Bruneck durch. Die Waren mussten auf dem Ballplatz beim Unteren Tor (heute Ursulinentor) abgeladen werden, wurden dort kontrolliert und gewogen. Der bischöfliche Zoll war dann an der Zollscheibe am heutigen Kapuzinerplatz zu entrichten. Der Warenverkehr war nicht etwa frei, die Kaufleute mussten sich der sogenannten Rodfuhrleute bedienen, die das ausschließliche Recht auf den Transport von Waren zwischen Mühlbach und Toblach hatten.

Der Stegener Markt in den dreißiger Jahren.

VON DER HOHEN STEUERMORAL DER BRUNECKER

Der normale Brunecker Kaufmann lief an sich nicht Gefahr, innerhalb kurzer Zeit reich zu werden. Dafür sorgte schon der Steuerdruck, der vor allem in Kriegszeiten enorm war. So waren etwa während des Dreißigjährigen Krieges jährliche Steuerverdoppelungen durchaus normal, verursacht vor allem durch hohe Militärausgaben. Es sieht so aus, als habe Bruneck auch in den damaligen schwierigen Zeiten als einer der wenigen Orte Tirols die Steuern immer pünktlich bezahlt. Der Grund dafür lag weniger in der angeborenen rigorosen Steuermoral der Brunecker als vielmehr im Druck, den die bischöflichen Beamten diesbezüglich ausübten, da die Gefahr bestand, dass von Untertanen des Bischofs von Brixen nicht bezahlte Steuern letztendlich an diesem hängen blieben. Der Bischof war ja so etwas wie der landesfürstliche Steuereintreiber. BRUNECK – EINE STADT DES BISCHOFS VON BRIXEN

Die Stadt Bruneck war eine Gründung des Bischofs von Brixen. Sie lag auf bischöflichem Territorium. Daher unterstanden die Bewohner nicht direkt dem Landesfürsten von Tirol, sondern dem Bischof und galten lange in zollrechtlicher Hinsicht in Tirol und in Österreich als Ausländer, bis Kaiser Maximilian den Bürgern von Bruneck gleiche Behandlung garantierte wie den übrigen tirolischen und österreichischen Kaufleuten, wenn sie österreichische Zoll- und Mautstätten passierten. In einer Urkunde aus dem Jahre 1548 bestätigte dann Kaiser Ferdinand I. den Bürgern von Bruneck das Recht des freien Handels in den sogenannten inneren Landen des Habsburgerreiches.

VOM LORENZI- ZUM STEGENER MARKT

Der Stegener Markt, der jährlich zwischen dem 25. und dem 27. Okober in der Brunecker Fraktion Stegen stattfindet, gilt als der größte Markt Tirols. Seine Geschichte reicht weit zurück. Es scheint aber so zu sein, dass es in der Brunecker Gegend einen älteren Jahrmarkt gegeben hat, der nach dem Patrozinium von St. Lorenzen Lorenzimarkt genannt wurde. Marktmäßig bedeutete es für die Brunecker Glück, dass schon vor der Gründung der Stadt am Tag des hl. Laurentius im nahen St. Lorenzen der Lorenzimarkt abgehalten wurde und es somit einen Ort gab, der über ein Marktrecht verfügte, ohne eine Stadt zu sein. Als sich nach 1256 die Stadt Bruneck zu entwickeln begann, kam es zu einer Verlegung des Marktes von Stegen nach Bruneck. Wann genau das der Fall war, wissen wir nicht. Dieser Jahrmarkt entwickelte sich unter den Brunecker Märkten am stärksten. In seiner Blütezeit dauerte er 14 Tage und wenn Johann Nepomuk Tinkhauser recht hat, um die Mitte des 17. Jahrhunderts gar drei Wochen, und zwar

acht Tage vor Lorenzi und 14 Tage danach. Ob das so stimmt, muss allerdings dahin gestellt bleiben. Er wurde zunächst auf dem Gelände des heutigen Kapuzinergartens und des Kapuzinerplatzes abgehalten. In der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts wurde er dann in die Stadt verlegt, was sich aber nicht bewährte. Die Stadtgasse war zu eng, um den vom Massenbesuch veranlassten Auflauf zu bewältigen. Es ist nicht genau bekannt, wann Stegen für den an Bruneck abgetretenen Lorenzimarkt einen Ersatz bekam in Form des Stegener Marktes, der sich im Laufe der Zeit zum dreitägigen Event entwickelte und das ganze Pustertal in den Bann zog.

DAS MARKTRECHT ALS VORAUSSETZUNG FÜR EINE MITTELALTERLICHE STADT

Die im Mittelalter gegründeten Städte lebten zum allergrößten Teil vom Handel und vom Gewerbe, wobei der Handel in den meisten Fällen das Gewerbe an Bedeutung übertraf. Für den Handel waren die Märkte, die in einer Stadt abgehalten wurden, von derart ausschlaggebender Wichtigkeit, dass eine Siedlung erst dann eine Stadt war, wenn sie über das Marktrecht verfügte, das der Landesherr zu vergeben hatte. Aber es war nicht so, dass das Marktrecht ausreichte, um aus einem Orte eine Stadt zu machen. Dazu war die Verleihung des Stadtrechtes durch den Stadtherrn notwendig und vor allem das Anlegen einer Mauer um die Häuser der Stadt. Eine nicht ummauerte Siedlung war keine Stadt. In Bruneck war der Fürstbischof von Brixen der Gründer der Stadt und folglich der Stadtherr. Er verfügte zu der Zeit, als die Burg und die Stadt Bruneck erbaut wurden, im mittleren Pustertal über den dafür notwendigen Grund und Boden, war ihm doch 1091 von Kaiser Heinrich IV. die Grafschaft Pustertal übertragen worden, die er allerdings bald danach zu verlieren begann, als er Adelige als Vögte einsetzte, die ihm dann mehr über kurz als über lang jene Territorien abjagten, über die er sie als Vögte eingesetzt hatte. Das waren die Grafen von Tirol, von Andechs, von Morit-Greifenstein und von Görz. Bruneck mit Umgebung blieb bischöflich bis zur Säkularisierung der kirchlichen Territorien im Hl. Röm. Reich Deutscher Nation infolge des Reichsdeputationshauptschlusses von 1803.

5 JAHRMÄRKTE FÜR BRUNECK UND EIN WOCHENMARKT

Natürlich genügte ein Jahrmarkt nicht, um den Handel soweit zu fördern, dass zumindest ein Teil der Bevölkerung davon leben konnte. So wurde das Marktprivileg für Bruneck in mehreren Etappen ausgebaut. Schließlich gab es fünf Jahrmärkte, den Petrimarkt (Petri-Stuhlfeiertag, 18. Jänner), den Maienmarkt am St. Pankratiustag (12. Mai), den Sonnwendmarkt (am St. Johannestag, 24. Juni), den Lorenzimarkt (am Tag des hl. Laurentius, 10. August) und den Nikolaimarkt (am St. Nikolaustag 6. Dezember). Dazu kam der Wochenmarkt am Samstag. Der hatte große Bedeutung. Er war der Stadt von Kaiser Karl IV. im Jahre 1370 verliehen worden. Der vierzehntägige Lorenzimarkt wurde 1545 auf Bitten der Brunecker Behörden (Stadtrichter, Bürgermeister, Stadtrat) von Fürstbischof Christoph von Madruzzo auf eine Woche verkürzt, was damit gerechtfertigt wurde, dass die Anziehungskraft des Marktes nachgelassen habe. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts dauerte er wieder eine Woche, so wie schon nach 1545. Die geografische Lage Brunecks am Kreuzungspunkt von Pustertal, Tauferer Ahrntal und Gadertal war für Märkte ideal. Das damals fast ausschließlich agrarisch ausgerichtete Gebiet war auf ein Zentrum geradezu angewiesen, wo all das aufgetrieben und vermarktet werden konnte, was in den Dörfern wuchs und geerntet wurde. (RT)

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