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32. Toblacher Gespräche
TOBLACH - Wie grün ist der europäische Green Deal? Mit dieser zentralen Frage setzten sich die TeilnehmerInnen der Toblacher Gespräche im Grand Hotel auseinander. Alle Beteiligten waren sich einig: Europa ist auf dem richtigen Weg, aber es bedarf einer raschen und radikaleren Transformation der gesamten Gesellschaft.
Michael Steinwandter, Bodenbiologe und Umweltaktivist, meinte etwa, der gesamte westliche Lebensstil sei zu überdenken, Energie einzusparen wie auch der Verzehr von Fleischprodukten zu vermeiden. David Hoffmann, Klimaaktivist und Mitbegründer der Bürgerinitiative „Schenke Zukunft/Regala Futuro“ in Sterzing betrachtet das kapitalistische Wirtschaftssystem selbst als Teil des Problems. Der einzige Ausweg aus der Krise sei Aktivismus. Die beiden KlimaaktivistInnen Alexander Schönafinger und Janin Höllrigl, Mitbegründer von Mava Seggo, wiesen darauf hin, dass der Klimaplan der Südtiroler Landesregierung nicht umfassend sei, da die Emissionen der Landwirtschaft, die bei 20 Prozent liegen, nicht berücksichtigt wurden. Katharina Tschigg, Doktorandin an der EURAC, vermisste einen detaillierten Strategieplan bei der Ökologisierung der Gesellschaft. Noch völlig unberücksichtigt werde der Bereich des Tourismus. Tagungsleiter Karl-Ludwig Schibel räumte mit dem Glauben auf, dass allein technische Lösungen das Klima retten würden. „Die Erde ist ein endliches System und in einem endlichen System kann es kein unendliches Wachstum geben“,
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Quelle: Toblacher Gespräche/URehmann
Europa ist auf dem richtigen Weg, aber es bedarf einer raschen Transformation.
mahnte Schibel. Ulrike Herrmann, Wirtschaftsredakteurin der taz in Berlin und erfolgreiche Buchautorin, stimmte Schibel bei. Wachstum gehöre zum Kern des Kapitalismus, und Konsum brauche es, um den Markt zu stabilisieren. „Wir brauchen nicht grünes Wachstum, sondern grünes Schrumpfen. Dabei werden ganze Branchen verschwinden wie die Flugindustrie. Auch das Privatauto wird keine Zukunft haben, weil die umweltfreundliche Energie nicht ausreicht. Herrmann zweifelte auch an, dass es Banken und Versicherungen in dieser Form noch geben werde. Paolo Pileri, Professor am Polytechnikum Mailand, kritisierte die Politik der italienischen Umweltpolitik, die keinen klaren Investitionsplan bei der Umsetzung des Recovery Plan erkennen ließe. Eine große Aufsplitterung der Kompetenzen und Verwaltung sei auszumachen. "Wir haben mit dem European Green Deal die einzige Chance diesen radikalen Wechsel zu leisten," betonte Martin Stuchtey, Professor für Ressourcenstrategie an der Universität Innsbruck, in seinen Ausführungen. In den letzten 200 Jahren wurden Rohstoffe aus der Natur entnommen, transformiert, benutzt und entsorgt. Ein zentraler Baustein des European Green Deal ist, aus dieser Logik auszusteigen und die Kreislaufwirtschaft systematisch aufzubauen. Am Ende leben wir in einer Welt, in der alles recycelt wird und kein Müll entsteht. Die globale Umgestaltung der Landwirtschaft wird das Schwierigste werden, gab Stuchtey zu Bedenken. Ein gutes Beispiel dafür präsentierte Christiane Grefe, Redakteurin der deutschen Wochenzeitung „Die Zeit“ und Buchautorin, in ihrem Referat. Im indischen Bundesstaat Andhra Pradesh mit 50 Mio. Einwohnern werden derzeit 16 Mio. Bauern auf nachhaltige Landwirtschaft umgeschult. Mangobäumen, Papayas und Bananenstauden werden gepflanzt, darunter gedeihen Mais und Bohnen, am Boden Zwiebeln und Kurkuma – eine natürliche Methode der landwirtschaftlichen Produktion ohne Pflanzenschutzmittel mit wechselnder Fruchtfolge. Im Mittelpunkt steht durch diesen Mischanbau der Versuch das natürliche Gleichgewicht und die Biodiversität zu erhalten. Auch in Europa finden wegweisende Experimente statt, die in diese Richtung gehen, erinnerte Grefe. Auf der abschließenden Podiumsdiskussion nahmen die Tiroler Landehauptmann-Stellvertreterin, Ingrid Felipe; EU-Abgeordneter Herbert Dorfmann; Bürgermeister von Belluno, Jacopo Massaro und Klimaforscher Georg Kaser teil. (PM/RED)
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Jahrestagung der Bergsteigerdörfer
LUNGIARÜ – Am 2. Oktober wurde zu einer dreitägigen internationale Jahrestagung der Bergsteigerdörfer ins Gadertal geladen. Mehr als 90 Vertreter der Initiative Bergsteigerdörfer sind nach Lungiarü gereist, um über die Berglandewirtschaft in den 35 Bergsteigerdörfern zu reden.
Am 2. Oktober trafen sich Bürgermeister, Alpenvereinsvertreter, Bauern und Tourismusvertreter aus den 35 Bergsteigerdörfern zum alljährlichen Austausch. Die Gastgeber Alpenverein Südtirol, Gemeinde St. Martin in Thurn, Tourismusgenossenschaft San Vigilio - San Martin und die ehrenamtliche Arbeitsgruppe Bergsteigerdorf Lungiarü stellten die Berglandwirtschaft in den Mittelpunkt der dreitägigen internationalen Tagung. Zudem thematisierten sie die Herausforderungen, mit denen die Bauern konfrontiert sind, um eine standortgerechte, umweltverträgliche Berglandwirtschaft im Sinne der Alpenkonvention zu betreiben. „Es ist die Aufgabe der Alpenvereine eine kräftige und mahnende Stimme zu erheben, damit der schier unstillbaren Landschaftsgier Einhalt
Quelle: Alfred Moling
Vertreter der Initiative Bergsteigerdörfer aus Italien, Deutschland, Österreich, Slowenien und der Schweiz sind ins ladinische Bergsteigerdorf gekommen.
geboten wird und die wenigen intakten Gebiete noch für unsere Nachkommen erhalten bleiben“, so AVS-Präsident Georg Simeoni. Er dankte in seiner Ansprache den Partnern vor Ort für die gute Zusammenarbeit bei der Umsetzung der Initiative. „Bergsteigerdorf zu sein ist eine hohe Auszeichnung und gleichzeitig eine große Herausforderung“, stellte Landeshauptmann Arno Kompatscher in seinen Grußworten fest. Cassiano Luminati aus der Schweiz zeigte am Beispiel Val Poschiavo in Graubünden auf, wie ein Tal mithilfe seiner Menschen zu einer Bio-Modellregion werden kann. Der Vorarlberger Obmann des UNESCO-Biosphärenpark Großes Walsertal Josef Türtscher berichtete über Möglichkeiten und Grenzen des bäuerlichen Wirtschaftens im Schutzgebiet. Leo Hilpold, Direktor des Südtiroler Landesamts für Natur, sprach über die Schutzgebietsverwaltung in Südtirol. Joachim Reinhalter, Obmann von Bergmilch Südtirol und des Sennereiverbandes Südtirol zeigte Perspektiven der Milchwirtschaft in kleinen Bergdörfern auf. Im Rahmen einer Podiumsdiskussion wurden die Ansprüche und Erwartungen der Gesellschaft an die Berglandwirtschaft thematisiert. Gleichzeitig wurde die Realität im stark bäuerlich geprägten Bergsteigerdorf Lungiarü aufgezeigt. Von den Erfahrungen der anderen profitieren konnten die Teilnehmer bei einem Workshop. (PM/RED)
Gas & Bremse - unser Vegetativum
Frau Dr. Botchen, was versteht man unter dem Vegetativem Nervensystem?
Man nennt es auch autonomes Nervensystem, weil es nicht unserem Willen untersteht. Es reguliert bestimmte Körperfunktionen wie Verdauung, Atmung, Herzschlag, Stoffwechsel. Und es ist dauernd aktiv, indem Signale vom Gehirn an den Körper gesendet werden und umgekehrt. einem oder mehreren der o.g. Symptome, sollte man zeitnah einen Arzt aufsuchen. Hier können mittels genauer Befragung zu den individuellen Lebensumständen, gezielter Blutproben und spezieller Testverfahren nicht nur eine Diagnose gestellt, sondern auch die entsprechende Behandlung eingeleitet werden.
DR. MED. KARIN BOTCHEN
Fachärztin für physikalische und rehabilitative Medizin St. Georgen, Ahraue 12b Tel. 0474-830 494 Mobil 346 621 68 84 info@botchen.it
Kann es uns auch krank machen?
Ja, natürlich. Man nennt das „Vegetative Dystonie“, eine Fehlfunktion innerhalb des Gleichgewichts von Sympathikus (Gaspedal) und Parasympathikus (Bremse). Ausgelöst wird es meist durch zu viel Stress, aber auch durch gewisse Mangelerscheinungen, wie z.B. Glückshormone. Anzeichen dafür sind: Nervosität, gestörter Schlaf, Herz-Kreislauf-Probleme, Verdauungsprobleme, kreisende Gedanken, Kopfschmerzen, erhöhter Blutdruck, Reizblase oder Reizdarm, um einige Symptome zu nennen.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Viele Menschen gewöhnen sich daran und denken, das sei normal oder hänge mit dem Alter zusammen. In Wahrheit ist das aber nicht so. Leidet man unter
Was genau kann man da tun?
In den meisten Fällen überwiegt der Stress. Gerade in der jetzigen Zeit, wo man sich Gedanken macht über Gesundheit, Zukunft, Arbeitsplatz, Familie. Da ist es nicht verwunderlich, wenn man beginnt, am Rad zu drehen. Geeignete Therapien gibt es viele: Akupunktur, Energiemassagen, Meditation, Yoga, aber auch gezielte Infusionen, die den Parasympathikus (die Bremse) stärken und kräftigen, so dass das gesamte System wieder in Einklang und Harmonie kommt. Deswegen – sollte man die genannte Symptome bei sich beobachten, dann bitte zeitnah etwas unternehmen, bevor man im Burnout oder in der Depression landet.