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PORTRAIT
BOZEN - (pka) Elmar Streitberger ist am 29. September 1950 in Bozen geboren und auch dort mit zwei Brüdern, Christian und Andreas, aufgewachsen. Nach der GoetheVolksschule (damals trug sie noch den Namen Cairoli) besuchte er die Handelsvorbereitungsschule, die unmittelbar darauf von der Einheitsmittelschule abgelöst wurde. Elmar schloss noch die zweijährige Kontoristen-Fachrichtung der Kaufmännischen Lehranstalt ab, bevor er den Berufsweg seines Opas und Vaters Emil – ein stadtbekannter Konditormeister – einschlug. Dieser Weg war aber für die Familie Streitberger nicht so einfach, zumindest nicht in den Anfangsjahren, die nahezu ein Jahrhundert zurückreichen: „Mein Opa hatte Mitte der Zwanzigerjahre eine Konditorei unter den Lauben eröffnet, sie waren dort in Miete und so mussten sie, als das Haus verkauft wurde, sich um eine neue Bleibe umsehen. Glücklicherweise fanden sie Unterkunft und Arbeitsmöglichkeit im heutigen Streitbergerhaus, das einem älteren Ehepaar ohne Nachkommen gehörte und so konnten meine Großeltern dieses stattliche Gebäude in Leibrente um 260.000 Lire erwerben.“ Elmar begann seine berufl iche Laufbahn mit einer Lehre in Innsbruck, wo er in die weltweit geschätzte und traditionelle „Wiener Schule“ von der Pike auf das Handwerk eines Konditors erlernen konnte, einen Beruf, den er sein ganzes Leben lang ausübte. Sein Herz schlägt für die Musik Aber neben seiner Konditortätigkeit gehört sein ganzes Herz der Musik … und natürlich auch seinem „Keller“! „Diesen Streitberger-Keller gibt es bereits seit 1975, also bald schon seit 50 Jahren, vielen vielleicht noch unter dem Namen Nostalgie- und LIP-Club bekannt. Mein Vater war anfangs nicht gerade glücklich darüber, dass ich mich diesem Keller widmete, denn es gab hier natürlich immer viel zu tun, so dass er befürchtete, ich würde meine Hauptaufgabe als Konditor wohl ein wenig vernachlässigen. Und es war schon öfters so, dass ich bis um 3 oder 4 Uhr früh im Keller mit meiner Band als
Der Unverwüstliche
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Elmar Streitberger
Er ist aus der Bozner Musikszene und Unterhalter nicht wegzudenken, aber auch als Konditor und Sportler hat er sich einen Namen gemacht: Die Rede geht von „Urgestein“ Elmar Streitberger, der immer geradlinig seinen Weg – wenn auch manchmal mit Blessuren – beschritten hat. Mit seiner Band „Satellites“ und insbesondere mit seinem Streitberger-Keller, der zu einem Treff für Musikliebhaber und Unterhaltungssuchende geworden ist, in dem in den vergangenen Jahrzehnten unzählige Partys stattgefunden haben, ist er weit über die Grenzen unseres Landes hinaus bekannt und beliebt.
Sänger auftrat, anschließend kurz duschte, mich umzog und in die Backstube ging. Die Backergebnisse, sprich die Nussgipfel oder andere Erzeugnisse, fi elen dann manchmal entsprechend aus, ein wenig schief, vielleicht nicht in der üblichen Form, aber es hat trotzdem immer allen gemundet“, meint augenzwinkernd Elmar. In diesen langen Jahren seiner ‚Keller-Unterhaltungs-Epoche‘ habe es selbstverständlich auch immer wieder Beschwerden und „Besuche“ der Ordnungshüter gegeben, denn „wir waren sei es aus urbanistischer wie fi skalischer Sicht nicht hundertprozentig in Ordnung. Dann wurden eben ab und zu Strafen fällig, aber im Großen und Ganzen ist immer alles gut gegangen und das Wichtigste für mich war, dass wir in Bozen den jungen Mitbürgern ein wenig Vergnügen bereiten konnten, ein bisschen ‚Hetz‘ hatten und auch etwas musikalisch Niveauvolles anzubieten hatten, es war ja an Alternativen kaum was vorhanden.“ Später dann, als der StreitbergerKeller „berühmt“ wurde, fanden sich auch mehrere Weltstars dort ein, und „sie fühlten sich in diesem für sie doch kleinen Ambiente pudel wohl. Zuallererst möchte ich hier Joe Cocker nennen, mit dem ich mich wunderbar verstand und unterhalten konnte, aber auch Brian Adams, Sting oder Tina Turner gaben sich ein Stelldichein.“ Wie aber kam es zur Musikgruppe „Satellites“? „Die gibt es eigentlich schon seit dem fernen Jahr 1963, da war Norbert Furgler Gründervater und die treibende Kraft. Ich selbst war ja
Zum 90-Jährigen des Altlandeshauptmannes Silvius Magnago wird gemeinsam gesungen und gefeiert – natürlich mit einer von Elmar Streitberger eigens angefertigten Jubiläumstorte. Gratulation durch den errungenen Italienmeistertitel im Handball 1974 mit der Heeressportgruppe (Elmar Streitberger als Vierter von links, mit Bart).
damals erst 13 Jahre, bin also erst später hinzugestoßen. Wir spielten vorwiegend Rock’n’Roll, aber auch andere Musikrichtungen, je nach Lust, Laune und Publikum, fanden immer wieder Eingang in unser Repertoire. Aufgewachsen bin ich mit den Beatles und den Rolling Stones, eine Musik, die wohl alle Zeiten überdauern wird. Wir als Band sind dann ja viel aufgetreten, sei es im In- wie im Ausland. Da fallen mir spontan die Fränzi-Bälle ein, bei der Sportler-Gala und sogar bei einer Misswahl waren wir als ‚Satellites‘ dabei. Im Ausland sind wir beispielsweise bei Ärztekongressen und auch Diplomatentreffen aufgetreten, das war schon etwas Besonderes und Ungewöhnliches auch für uns. Und bei Toni Pizzecco und seiner WestboundBand, die stets für karitative Zwecke sammelt, habe ich oft mitgemacht, es war einfach eine tolle Zeit. Es gäbe hier ungezählte Anekdoten und Begebenheiten zu schildern, für mich sind sie jedenfalls unvergessen und ich möchte diese Jahrzehnte nicht missen.“ Kurz zurück zur Konditorei Streitberger: „Eines schönen Tages besuchte mich ein Manager der Fielmann-Gruppe (Anm. d. Red.: ein weltbekanntes Brillenunternehmen), die in Italien Fuß fassen wollte und nach geeigneten Räumlichkeiten Ausschau hielt. Damals haben bei mir schon mehrere nationale und internationale Unternehmen angeklopft und ihr Interesse zur Miete meiner Lokale bekundet. Kurzum, Fielmann hat mein Angebot bewertet und bald angenommen und so habe ich eben meine KonditorHaube an den Nagel gehängt und am Weihnachtstag 2014 habe ich die Konditorei endgültig geschlossen“, sagt ein wenig wehmütig Elmar. Die Backstube sei aber noch vorhanden und so lässt er es sich nicht nehmen, alle Jahre zur Weihnachtszeit Stollen und auch zu Ostern etwas Süßes zu kreieren, „aus Nostalgie.“ Elmar Streitberger fand aber trotz seiner vielen Verpfl ichtungen noch Zeit für andere „Nebensächlichkeiten“, wie es der Weinliebhaberverein der Vinobarden ist. „Hier trage ich die Vereins-Nummer 111, bin also dreimal erster, das ist schon was“, meint er schmunzelnd. Besonders angetan hätten es ihn hier die verschiedenen Weinvisiten in benachbarte Regionen wie ins Veneto oder in das Piemont. Elmar und die Leichtathletik „Mitgewirkt habe ich auch bei ‚Bolzano Nuoto‘ als Schwimmer und Wasserballer, Leichtathletik hat mich zudem fasziniert, insbesondere der Hürdenlauf. Zuerst waren es 60 Meter, später dann 80 Meter und schließlich die klassischen 110 Meter Hürden. Geländeläufe habe ich ebenfalls absolviert, auch die 4x100 Meter Staffel war dabei.“ Eine Klasse für sich war aber Elmar als Handballer: Als Tormann und in der Abwehr war er ein „Fels in der Brandung“, in seiner Militärzeit in Rom konnte er mit der HeeresSportgruppe 1974 sogar den Italienmeistertitel erringen. Was ist aber das Fazit von Elmar Streitberger, der im vorigen Jahr seinen „70er“ feiern konnte? „Für mich ist und bleibt wichtig, weiterhin gesund zu bleiben und dass zu Hause alles den rechten Weg geht. Natürlich möchte ich noch freudvoll mein weiteres Leben genießen und wünsche mir viele tolle und glückliche Momente, so wie ich sie auch in der Vergangenheit zuhauf erleben konnte.“ Elmar Streitberger ist seit 1980 mit seiner Frau Marlies, die ihm stets den Rücken freihielt, zusammen und sie haben einen gemeinsamen Sohn namens Florian.