3 minute read

PORTRAIT

Next Article
TIPPS

TIPPS

MORITZING/GRIES - (pka) Nandl (eigentlich Anna) Pichler ist am 23. Februar 1940 im Herzen von Gries am weitum bekannten Giulayhof geboren (damals noch in Hausgeburt) und auch dort aufgewachsen. Sie hatte noch 6 Geschwister, 3 Schwestern und 3 Brüder, und war die „mittlere“ der 7 Giulay-Kinder. Nach der Volksschule besuchte sie die Haushaltungsschule, die in der heutigen Goetheschule untergebracht war. Dort lernte Nandl, wie sie von klein auf genannt wurde, alles Wissenswerte und praktische Fertigkeiten, die zur Führung eines Haushalts notwendig waren. Schon früh, bereits mit 12 Jahren, begleitete sie ihre Großmutter auf den Bauernmarkt, der in der Sparkassenstraße seine Stände aufgeschlagen hatte. „Ich zog dabei einen Milchwagen, vielleicht vergleichbar mit einem Leiterwagen, wo wir unsere Produkte, meist Äpfel, Birnen, Zwetschgen und Feigen, aber je nach Jahreszeit auch ein wenig Gemüse, feilboten.“ Nandl hat die Arbeit nie gescheut, im Gegenteil: Sie ist überall dort anzutreffen, wo Not an der „Frau“ besteht, sie unterstützt und hilft gerne, wo Bedarf besteht. Im Jahr 1960, im zarten Alter von 20 Jahren, heiratete sie Friedl (Gottfried) Gasser vom Ansitz „Kofl er auf Ceslar“. Zuerst wohnte das junge Ehepaar im Haus der Silbernagl-Mühle in St. Anton, ab 1964 bewirtschaftete es 7 Jahre lang den nahegelegenen Pretzhof. Auch hier ging die Arbeit nie aus, waren doch neben den 10 Hektar noch 3 eigene Hektar, und zwar vorwiegend Äpfel und Trauben, zu bestellen. „Zusätzlich hatten wir noch an die 500 Hennen im Stall, die auch noch zu versorgen waren“, meint rückblickend schmunzelnd Nandl. Inzwischen erblickte 1961 Tochter Elisabeth das Licht der Welt, Adelheid folgte im Jahr 1966. Die junge Familie schaute sich bald nach einem eigenen

„Die Rührige“

Advertisement

Nandl Gasser

Getauft wurde die in Gries allseits bekannte „Nandl“, die am Giulayhof mit 6 Geschwistern aufgewachsen ist, als Anna Pichler. Sie hat schon in jungen Jahren überall kräftig mit angepackt, war gerade einmal 20 Jahre, als sie „ihren“ Friedl ehelichte. Arbeit, Familie und uneigennütziges Helfen bei Mitmenschen, die sie darum baten, prägten ihr künftiges Leben. Eine große Leidenschaft begleitet sie aber heute noch – das Singen. Und als Chorleiterin der „Junggebliebenen“ ist sie mehr denn je noch aktiv. Im Jahr 2020 konnte Nandl Gasser doppelt feiern: Ihren 80. Geburtstag und das diamantene Hochzeitsjubiläum.

Heim um und baute sich im Jahr 1969 in Moritzing eine neue Bleibe, den Gasserhof, auf dem sie neben der Obstwirtschaft später dann mit dem Zimmervermieten begann (Urlaub auf dem Bauernhof). Wie kam aber Nandl zu ihrer größten Leidenschaft, dem Singen? „Damals hatte der bekannte Kirchenmusiker Pater Oswald Jaeggi das Chorgeschehen in Gries geleitet und ich war schon mit 14 Jahren im Stiftspfarrchor tätig, später auch im Kammerchor Leonhard Lechner. Das Singen und das Musizieren, ich spiele auch Gitarre, hat mich immer schon begeistert, da fühle ich mich einfach wohl.“ Nandl sang insgesamt 25 Jahre lang im Bäuerinnenchor, bevor sie dann selbst einen Chor ins Leben rief: Seit 2006 leitet sie souverän und mit großem Einsatz den „Junggebliebenenchor“, der aus jung gebliebenen Seniorinnen besteht. „Zuerst waren wir nur eine kleine Gruppe, jetzt sind wir zu einem stattlichen Klangkörper gewachsen. Einziger männlicher Begleiter ist unser Pianist Gigi Borgogno, ohne den wir wohl kaum auftreten könnten.“ Die „Junggebliebenen“ zeigen ihr Können auch gerne in der Öffentlichkeit, treten in Altersheimen, im Blindenzentrum St. Raphael, in der Marienklinik oder im Jesuheim in Girlan auf, gestalten weiters Eucharistiefeiern gerne mit. „Immer dabei sind wir bei Veranstaltungen der Arbeitsgemeinschaft Senioren, beispielsweise der jährlichen Weihnachts- und Faschingsfeier, die von Denis Mader organisiert werden.“ Nandl ist auch seit mehr als 40 Jahren als Kantorin in der Dreiheiligen- bzw. Stiftspfarrkirche aktiv, auch als Lektorin war sie lange Zeit tätig. Coronabedingt seien aber letzthin Auftritte spärlich gewesen, bedauert sie. Nandl hat auch ein großes Herz für all diejenigen, die ihre Hilfe in Notfällen benötigen. Ihre tätige Nächstenliebe beweist sie durch Krankenbesuche, Gebete und Gespräche mit Menschen, die einer Hilfe bedürfen. Ihr unerschütterlicher Glaube hat ihr und ihren Mitmenschen so manches schwere Schicksal leichter erträglich gemacht, in einzelnen Fällen sogar zu einer Genesung beigetragen. Ihr vielfältiger Einsatz blieb nicht verborgen: 2018 wurde Nandl Gasser mit der Verdienstmedaille des Landes Tirol ausgezeichnet. „Ich bin heute sehr zufrieden mit meinem bisherigen Leben, und ich danke dem Herrgott für alles.“

This article is from: