Europa(Wahl) in die Jugendmedien BERLIN, 1. BIS 6. MĂ„RZ 2014
Die Ergebnisse
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EUROPA(WAHL) IN DIE JUGENDMEDIEN
Impressum Redaktion Adriana Asoli, Maria Christoph, Tanja Dichtler, Fabian Eschenbrücher, Tarek Fetih, Agnes Hilger, Olivia Kortas, Simone Mayer, Julia Mohnicke, Oliver Posmayer, Kim Sophia Reinhard, Caterina Schlögel, Franziska Schmid, Nicole Schmidinger, Felicitas Schwarzensteiner, Jonas Trautner, Mikel Sam Woods (V. i. S. d. P.: Robert Filgner) Fotos Teilnehmer und Teilnehmerinnen, soweit nicht anders angegeben. Layout artishocke e.V. Unser besonderer Dank gilt dem BJR, dem Jugendgästehaus am Berliner Hauptbahnhof, der Europäischen Akademie Bayern, dem Pressenetzwerk für Jugendthemen e.V. (PNJ)
Bezirksjugendring Oberbayern Julia Mohnicke Haus des Stiftens Landshuter Allee 11 80637 München Fon: (089) 54 70 84 50 Fax: (089) 54 70 84 33 julia.mohnicke@jugend-oberbayern.de
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InhaLT AUSWEGE
Trotz aller Geduld: Mangelnder Respekt gegenüber einer Truppe junger Journalistinnen und Journalisten führt auch zu Ergebnissen...
HINGUCKER
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Berlin ist eine Stadt am Puls der Zeit – auch künstlerisch... Von (alter) Graffiti-Kunst und neuen touristischen Wegen in Kreuzberg. Eine kleine Reportage in Bildern
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DÖNER-FAHRT
Neu-Köln ist Döner. Oder doch aggro? Was? Oder wo überhaupt?
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EUROPA
WAHL
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Audio-VIsuelles Franziska, Agnes, Fabian, Julia, Tanja, Oliver, Mike, Simone
Reportage
Debatte Adriana, Felicitas, Kim
U18-Wahlen und Europa 10
Reportage Caterina und Nicole
Neuköln Tag und Nacht
Johannes und Tarek
Luxus und Vorurteile 13
Graffiti-Tour durch Kreuzberg 18
Europa und die Jugendpolitik der Grünen
Kommentare Olivia und Maria
Bayerische Zustände in Berlin
Interview Franziska und Agnes
Foto-Reportage Fabian
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Hinter den Kulissen
BERLIN
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Europa(wahl)-Seminar vom 1. bis 6. März in Berlin, Tag 1.
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Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer: 3 Nationen, viele junge Leute und ein Thema: Europa! VON AGNES, FRANZISKA, FABIAN
AUDIO
Die Stadt: Berlin lebt von Vorurteilen und Gegensätzen: Bahnhof Zoo, Obdachlose und Hipstertum. Ein Blick vor die Tür des Jugendgästehauses. VON TANJA, MIKE, OLI
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Luxus und Vorurteile „Irgendwann kommt jeder Berühmte hier mal vorbei“, sagt Giorgio di Lucas, während er verträumte Klavierklänge in die Lobby des Berliner Hotels „Adlon“ zaubert. Zwei Nachwuchsschreiber begeben sich auf eine europäische Erkundungstour durch den glanzvollen Luxus direkt am Brandenburger Tor. Beeindruckende Erkenntnisse über Arbeiten und Klischees. Kein Wunder, dass hier eher berühmte Persönlichkeiten nächtigen. Für exklusive 20.000 Euro pro Nacht gibt es beispielsweise die Royal Suite. Dass diese nur für zwei Personen zu reservieren ist, versteht sich von alleine – zusammen mit allen fünf Zimmern stehen schließlich „nur“ 220 Quadratmeter zur Verfügung. Und zu eng sollte es im „King Size Bett“ ja auch nicht werden. Ein glänzender roter Teppich markiert den Eingang des Hotels Adlon am Brandenburger Tor in Berlin. Die massive Drehtür aus Glas und golden wirkendem Metall benötigt echte Muskelkraft. Hilflos schauen hilft da nicht weiter, es muss – ganz unluxuriös – selbst gearbeitet werden. Wer sich jedoch nicht von seinem Weg abbringen lässt, dem eröffnet sich eine Welt voller Luxus in der die deutsche und europäische Prominenz, in der Hollywood-Stars und Politikergrößen allgegenwärtig sind.
Suche nach Klängen Doch zunächst fällt ein betörendes Klavierspiel auf. Die Suche nach den Klängen wird durch den rechteckigen Salon erschwert. Am anderen Ende davon sitzt der Pianist an einem glänzenden schwarzen Flügel. Hinter seinem Flügel warten drei Aufzüge. Die Anzeige für die sechs Stockwerke besteht aus einer Nadel vor einer Messingtafel auf der die einzelnen Stockwerke in altertümlicher Schrift eingraviert sind. Öffnet sich der Aufzug, ist man vom Innenraum geblendet. Die Wände sind komplett aus verschiedenen dunklen Hölzern und so gründlich poliert, dass sich die Fahrstuhlfahrer in der Wand spiegeln. Es wirkt, als wäre gerade noch die vermutlich polnische Putzfrau nach oben gefahren und hätte jedes Staubkorn gründlich entfernt. Sogar die Knöpfe für die Stockwerke sind poliert. Ein äußerst gründlicher Job, für vermutlich wenige Euro im Monat. Im ersten Stock angekommen öffnet sich die Galerie. Sie ist komplett mit Teppichboden ausgelegt, der von türkischen Händen geknüpft sein könnte. Unten im Foyer dominierten noch Fliesen aus griechischem Marmor. Alte Kunstfer-
tigkeiten aus ganz Europa erschaffen den Glanz auf mehreren Etagen im „Place to be“ in Berlin.
Luxus und Vorurteile Selbst der Gang zur Toilette wird zum Luxus-Erlebnis. Der Besucher staunt über die akribische Faltung der Toilettenpapierrollen, selbst bei den Ersatzrollen. Man traut sich schier nicht sie zu benutzen. Kontrovers ist alleine schon die Existenz eines Vorrates: Es findet sich – egal wohin der Blick schweift – keine halbvolle oder gar eine fast leere Rolle. Es gibt ausschließlich unbenutzt aussehende Rollen. Die weißen Tücher zum Händetrocken auf dem Holztisch sind ebenfalls nicht irgendwelche Tücher – Gott bewahre. Das Material erinnert an Baumwolle. Es ist genau so weich, dennoch sind es keine Handtücher, die gewaschen werden, sondern ein Einwegprodukt, nach einmaliger Benutzung bereits Müll. Doch volle Mülleimer gibt es hier nicht. Wie oft kommt hier wohl die Putzkolonne vorbei? Es dauert maximal eine halbe Stunde und da ist sie. Die Putzfrau hat eine dunklere Hautfarbe und sucht mit ihrem aufmerksamen Blick nach den kleinsten Unreinheiten auf ihrem Weg. Sie könnte aus Südosteuropa stammen. Klischee belastet würde man eher südliche Nationalitäten erwarten. Sie grüßt aber jeden der vorbeigeht mit einem schnippischen: „Moin Moin“.
Eine Arbeits-Mitgrationsgeschichte Auf dem Gang ist aber nicht nur die Putzfrau unterwegs, die wahrscheinlich in den Semesterferien jobbt, sondern es flaniert auch ein Rumäne. Es ist der Pianist aus der Lobby, der gerade eine Pause macht. „Ich bin von Anfang an dabei, seit 1997“, sagt er stolz. Giorgio di Luca gehört somit zum alten Stamm des wiederaufgebauten Hotel Adlon. Nachdem der Luxuspalast während des zweiten Weltkrieges fast komplett ausgebrannt war, wurde das Hotel erst in den 1990er Jahren komplett wiederaufgebaut. Giorgio di Luce weiß, dass seit der Wiedereröffnung gilt: „Irgendwann kommt jeder
Berühmte hier mal vorbei.“ Deshalb kennt er als Pianist auch deutsche Prominenz oder wie er es beispielhaft auf den Punkt bringt: „Franz Beckenbauer ist cool. Er ist ein guter Freund von mir.“ Für solche Freundschaften braucht es schon ein Stück weit Eigeninitiative. Die wenigsten sprechen einen Pianisten an, der gerade spielt. Dabei ist genau das immer lohnenswert. Giorgio die Luca nimmt jeden um sich herum wahr. Während er spielt, beobachtet er alles und jeden in seinem Blickfeld. Sein Blick schweift fokussiert durch den Raum. Sein Gesicht zeigt dabei keine Regung, keine Wimper zuckt und kein Mundwinkel regt sich. Die Musik hingegen ist so wunderbar, dass sie jedem das Herz öffnet. Auf die Frage, wieso er denn so kühl wirke, antwortet er: „Ich spiele schon seit 45 Jahren.“ Wieder am Flügel und in seinem Element ist er der Herr des Geschehens und wartet auf neue Bekanntschaften – stoisch wie ein Buddha. Er findet seine Erfüllung alleine im Warten und Klavierspielen. Freude kommt durch neue Bekanntschaften auf. Dabei ist es egal wer den ersten Schritt gemacht hat. Er vermittelt immer das Gefühl von Freundlichkeit und Interesse – ob berühmt oder unbekannt, ob Mann oder Frau, ob aus Deutschland oder einer anderen Nation. Während der Erkundungstour durch das Adlon brachte nicht die polnische Putzfrau die Messinggriffe zum Glänzen. Der Toilettendienst hatte keine Wurzeln im Süden Europas. Nur ein Rumäne fiel auf: der Pianist – ein Europäer in der Mitte von Berlin. VON TAREK FETIH UND JONAS TRAUTNER
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Europäisch mitbestimmen: U18-Wahlen für Europa Was zur deutschen Bundestagswahl schon lange erprobt wird, kommt in diesem Jahr auf die europäische Bühne. Die U18-Europwahl fragt nach der wirklich jugendlichen Meinung – und sendet Signale für die große Politik. Eine Debatte aus dem Europa(wahl)-Seminar in Berlin Am 16. Mai 2014 finden zu den diesjährigen Europawahlen auch Kinder- und Jugendwahlen statt. In ganz Deutschland können Jugendliche unter 18 Jahren ihre Stimme abgeben. Die U18-Wahlen finden seit zehn Jahren in Deutschland statt. Dabei sind keine Parteien involviert, sondern Schulen und Verbände, die sich dazu bereiterklärt haben, das Projekt zu unterstützen. Die Wahlen ermöglichen es Jugendlichen, ihrer Meinung Ausdruck zu verleihen. Das ist auch für die Parteien interessant: Denn politische Botschaften sollen auch die jüngere Zielgruppe erreichen. Sie sind die zukünftigen Wähler und vertreten andere Interessen als Erwachsene, die in den meisten Fällen aber nicht ernst genommen werden. Um die Kinder und Jugendlichen zu erreichen, veranstalten die Schulen und Verbände im Vorfeld Informationstage und Diskussionen rund um das Thema
Europawahlen. Erstmals führen auch europäische Partnerstädte von Berlin und Brandenburg in Polen, Frankreich und Spanien die U18 Wahlen durch, um die Heranwachsenden in den jeweiligen Ländern anzusprechen. Und damit sich die Wahlen für Minderjährige in Europa verbreiten. Es sind Austauschprojekte für Jugendliche geplant, in denen sie mehr über die Europawahlen erfahren und so das Interesse am politischen Geschehen gesteigert werden soll. Die Europawahl entscheidet, welche Partei und auch wie viele Abgeordnete in das Europaparlament einziehen dürfen – 2014 zum achten Mal. Es ist die erste Europawahl nach dem Inkrafttreten des Vertrags von Lissabon. VON FELICITAS SCHWARZENSTEINER
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PRO „Wenn nicht jetzt, wann dann“ Das Projekt U18 des Deutschen Bundesjugendrings (DBJR) ist positiv zu bewerten. Es ist sinnvoll, Jugendlichen unter 18 Jahren das Wählen zu ermöglichen. Sie fühlen sich nicht mehr übersehen oder schlecht vertreten. Stattdessen wird ihnen das Gefühl gegeben, vollwertige Bürger mit einer selbstbestimmten Meinung zu sein. Zur Bundestagswahl im September 2013 erlebten zum Beispiel an mehr als 1.500 Schulen und Einrichtungen zahlreiche Jugendliche einen echten Wahlablauf. Die Schüler durften nicht nur selbst Wahlzettel ausfüllen und in den Wahlurnenschlitz stecken, sondern erfuhren auch wenige Tage später von einem Aushang am schwarzen Brett vom Ausgang der Wahl. So weckt das Projekt frühzeitig das Interesse für Politik. Parallel bietet der DBJR den Jugendlichen gezielt Workshops, Seminare und Fortbildungen mit Politikern an. Das wäre dann die Garantie für das Gelingen des Projekts: Die Jugendlichen geben bewusst ihre Meinung ab und malen nicht nur Kreuzchen auf einen Zettel. Dieser Erfolg bei den Wahlen in Deutschland wird nun auf ganz Europa ausgedehnt. Die U18- Europawahlen im Mai 2014 bieten eine hervorragende Plattform, um das abstrakte Europa für Kinder allgemein verständlich zu
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machen. Die spezielle Werbung dafür auf Facebook spricht die Jugendlichen direkt an. Nicht nur virtuell, auch materiell wird geworben: Der DBJR verteilt unter anderem Brause, Bumerangs und Tablet-Stifte mit U18- Leuchtbuchstaben. Eine nette Werbebotschaft verbirgt sich hinter der Waldmeisterbrause: So wie man Wasser mit Brause farbig machen kann, können die Jugendlichen die Politik farbig gestalten. „Wenn nicht jetzt, wann dann?“ Die Kölner Musikgruppe „Höhner“ verbreitete schon 2007 zur Handballweltmeisterschaft eine bedeutende Botschaft: Um etwas zu erreichen, muss man im Hier und Jetzt beginnen, damit früh Chancen ergriffen werden können. Die Chancen sind gegeben, die Jugendlichen können nun die Gelegenheit am Schopfe packen und sich wie erwachsene, mündige Bürger fühlen. Wobei nicht ausgeschlossen ist, dass interessierte junge Leute sogar diese Aufgabe besser erfüllen. VON KIM SOPHIA REINHARD
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„Kampf ohne Krieger mit Anstecknadeln und Bumerangs“
Seit zehn Jahren wird ein Kampf gekämpft, der keine Krieger hat. Nur wenige unter 18-Jährige haben Interesse an einem Wahlrecht für sich. Dieser Zustand ist seit Jahren bekannt. Und Jugendliche, die das ändern könnten, sind wie schon zehn Jahre zuvor vom Aussterben bedroht. Politik ist ein leidiges Thema – besonders während der Schulzeit. Schüler haben höchstens genug Zeit, an ihre eigene Zukunft zu denken. Deswegen fehlt auch die Zeit, sich für die Zukunft ihres Landes einzusetzen, geschweige denn für die Europas. Der Deutsche Bundesjugendring veranstaltet, um Aufmerksamkeit für dieses Problem zu erregen, zum Beispiel die U18Wahlen als eine Art „Pre-Wahlen“. Doch das Ergebnis ist nicht so positiv: 200.000 Teilnehmer während der vergangenen U18Bundestagswahl sind wenig, wenn man bedenkt wie viele Jugendliche unter 18 Jahren in Deutschland leben. Im Mai 2014 werden die U18-Wahlen erstmals für Europa durchgeführt. Der Referent für Internationale Angelegenheiten beim Deutschen Bundesjugendring, Jochen Rummenhöller, blickt pessimistisch auf diese kommende „Pre-Europawahlen“: „Das größte Problem ist dafür zu werben, dass es notwendig ist, sich mit der Europawahl zu beschäftigen. Die Wahlbeteiligung war bei der letzten Europawahl gering, dem-
entsprechend gering war auch das Interesse. Wir blicken also eher pessimistisch auf die Pre-Europawahlen.“ Wo steckt denn dann der Sinn darin? Das Interesse scheint nicht vorhanden. Das wäre kein Problem, wenn man es schafft dieses zu wecken. Die Werbung für die politische Mitbestimmung von Jugendlichen verwendet Pins und Bumerangs. Auch AhoiBrause mit Aufschriften wird verteilt. Warum ist da noch niemand drauf gekommen? Wenn man mit so wenigen Mitteln anscheinend so viel bewirken kann, dann schmeißen viele Unternehmen wohl das Geld zum Fenster raus. Werbung erfüllt ihren Zweck. Doch darf man nicht außer Acht lassen, wie facettenreich diese sein kann. Jochen Rümmenhöller beispielsweise sieht keinen Sinn in der Produktion einer Fernsehwerbung auf ARD. Aber auf die Idee, diese auf Sendern zu senden, die von Jugendlichen unter 18 Jahren auch tatsächlich geschaut werden, kommt bei den Organisatoren anscheinend niemand. Die Welt der politischen Jugendbildung wirkt wie ein rosaroter Ponyhof. Doch in Realität ist diese weder jugendnah noch effektiv. Also warum das Geld verschwenden? Hier sollte man wirtschaftlich denken und nicht noch mehr Geld für Dinge ausgeben, die keiner will. VON ADRIANA ASOLI
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Sonnenallee bei Nacht ALLEINE IST MAN HIER NIE. DER BODEN IST VERDRECKT. OBDACHLOSE, JUNKIES UND DEALER POSITIONIEREN SICH NEBENEINANDER AN DEN AUSGÄNGEN DER U-BAHN STATION. EINE GRUPPE AUSLÄNDISCHER JUGENDLICHER LAUERT MIT KLAPPMESSERN IN DEN TASCHEN VOR EINEM SPÄTKAUF.
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Das ist abschreckend. Das ist Neukölln. Aber sind all diese Zustände nur Vorurteile oder doch die Wahrheit? Bestimmen wirklich Dreck, Drogen und Gewalt das Leben in diesem Teil Berlins? Verliert sich die deutsche Kultur im Nationalitäten-Brei dieses Viertels? Oder hat Neukölln in Wirklichkeit keine Ähnlichkeit mit dem Bild, das sich in den Köpfen derer, die noch nie dort waren, eingenistet hat? Es ist Sonntagabend, kurz vor zehn. Wir sind gerade aus München angekommen und jetzt auf dem Weg in das Zentrum Berlins. Vom Potsdamer Platz bis zum Hermannplatz herrscht reges Treiben im stickigen U-Bahnwagon. Ein Blick in die Gesichter der Menschen verrät, dass die meisten von ihnen ausländische Wurzeln haben. Viele haben Plastiktüten von arabischen Supermärkten in der Hand und sprechen kein deutsch. Die Richtung der Bahn lässt sich erahnen: Es geht in das multikulturelle Viertel Berlins, denn wir wollen wissen, wie Neukölln denn so ist. Ein Problemviertel? Schon auf der Hinfahrt warnen uns zwei deutsche Jugendliche vor unserem Zielort: „Neukölln ist gefährlich und voller Ausländer, vor allem Türken und Araber“. Nachdem die beiden in der Yorckstraße aussteigen, beschreibt uns Araceli, eine zugezogene Spanierin, Neukölln als „schmutzig, kreativ und authentisch“; ein Viertel voller „Spontaneität“. Alles in Allem gefällt ihr Neukölln gut, besonders für die Freizeitgestaltung eignet sich der Tempelhofpark. Dort treffen sich die jungen Leute zum Frisbee-spielen, grillen gemeinsam oder spazieren einfach nur durch das kreative Zentrum des Viertels.
Foto: Max Brem, Lizenz: GFDL/CC-BY-SA-3.0,2.5,2.0,1.0
„Betrunken schmeckt jeder Döner gut!“ Wir haben unser Ziel erreicht: Haltestelle Hermannplatz, Neukölln-Mitte: Wieder an der Oberfläche angekommen, bricht eine Flut an neuen Eindrücken über uns hinein. Keine unheimlichen Gestalten. Keine Obdachslosen. Keine Menschenmasse. Das Einzige, das wir an diesem Sonntag um zehn Uhr abends vorfinden, sind schmutzige Straßen. Schwarzgetönte Scheiben. Blinkende Schilder. Dönerbuden an jeder Ecke. Auf den Gehwegen müssen wir über Müllsäcke steigen – nicht wenige davon sind aufgeplatzt. Aus den Wohnungen dringt kein Licht durch die Fenster nach draußen; dafür blinken an jedem Eingang Schilder mit ausländischer Schrift. Teilweise sind die Leuchtbuchstaben kaputt. Die wenigen Menschen, die an uns vorbeilaufen, sprechen türkisch, griechisch, spanisch oder hebräisch. Deutsch hören wir kaum. Die bereits in der U-Bahn angesprochene
Foto: Lienhard Schulz, Lizenz: GFDL/CC-BY-SA-2.5,2.0,1.0
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Multikultur in Neukölln bestätigt sich nun tatsächlich vor unseren Augen - und durch die Worte des englischsprachigen Stadtführers Leo, den wir durch Zufall dort antreffen. Während des gemeinsamen Spaziergangs auf der Sonnenallee erklärt er: „Die Menschen treffen sich hier nach Nationalitäten getrennt in den Bars, oft auch in Sportwetten-Studios, da es keine offiziellen interkulturellen Treffpunkte gibt. In diesem Viertel leben viele junge Leute und auch verheiratete Paare, vor allem viele Türken“. Er lacht verschmitzt und ergänzt: „Deshalb reiht sich hier eine Dönerbude an die nächste. Es ist aber egal, bei welchem Laden man sich einen Döner kauft, denn 80 Prozent des Fleisches stammt sowieso vom selben Großhandel.“ Leo hält kurz inne und schmunzelt, bevor er uns den „Geheimtipp“ gibt: „Aber betrunken schmeckt sowieso jeder Döner gut!“
„Ich bin Berlinerin, ich kenn mich hier nicht aus!“ Nachdem wir uns von Leo verabschiedet haben, machen wir uns auf die Suche nach dem besten Dönerimbiss Neuköllns. Als wir auf
eine deutsche, in Kreuzberg wohnende Berlinerin treffen und sie um Rat bitten, erklärt sie uns: „Ich kenn mich hier in Neukölln nicht aus. Ich komme aus Berlin!“ - Gehört Neukölln also nicht zu Berlin? Ist es sogar in der eigenen Stadt als Problemviertel verpönt? Oder nur bei dieser Dame? Zwei weitere, deutsche Bewohner Neuköllns betonen, dass nicht die Vielfalt der Nationen ein Problem darstelle, sondern das triste Grau der Betonbauten, die selbst den letzten Fleck Natur verdrängt hätten. Und noch etwas erfahren wir: Einer der beiden erklärt uns mit einem ironischen Lächeln auf den Lippen: „Viele ältere Bewohner würden sofort aus diesem von Studenten und Hipstern gestürmten Viertel wegziehen, wenn sie nur das Geld dazu hätten.“ Zwischen all dem Grau Neuköllns drücken „junge Leute ihre Freude meist durch ihren rasanten Fahrstil und die überdrosselten Motoren ihrer getunten Autos aus“, meint der andere der beiden Neuköllner. Allerdings erleben wir am eigenen Leib, dass das Rasen nicht nur bei der jungen Generation beliebt ist, sondern auch die umherstreifende Polizei nicht unbedingt Halt vor Fußgängern macht. Am Ende der Sonnenallee entscheiden wir uns schließlich für einen kleinen türkischen Imbiss am linken Straßenrand. Nicht zu billig aber auch lang nicht so teuer wie in München. Und richtig lecker! Am Ende der Nacht können wir sagen: Neukölln ist doch gar nicht so schlimm wie wir dachten... VON NICOLE SCHMIDINGER, CATERINA SCHLÖGEL UND SIMONE MAYER
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„Wir haben noch nicht genug“ Ein Gespräch von Franziska Schmid und Agnes Hilger mit Felix Deist, 28, internationaler Sekretär im Bundesvorstand der Grünen Jugend über Jugendpolitik in Europa und den Einfluss der Grünen im Europäischen Parlament Auf der Website der grünen Jugend wird man mit den Worten „Willkommen in der Zukunft“ begrüßt. Sind wir wirklich schon in der Zukunft angekommen? Sagen wir so, mit den Visionen und Zielen, die die grüne Jugend hat, würden wir es erfolgreich in die Zukunft schaffen. Was bedeutet das konkret? Konkret bedeutet das, dass die Forderungen, die die Grüne Jugend hat, zukunftsweisend sind und dass wir zum Beispiel in Bereichen wie der Jugendarbeitslosigkeit oder den Jugendrechten eine positive Zukunft für die Menschen gestalten wollen. Was heißt das jetzt konkret für den einzelnen Jugendlichen? Wir setzen uns für das ein, was dich persönlich interessiert, das können zum Beispiel Tierrechte sein. Habt Ihr überhaupt die Mittel dazu, eure Ziele durchzusetzen? Wir setzen das auf verschiedene Weise durch, also zum einen versuchen wir natürlich, die Leute auf unsere Themen aufmerksam zu machen, indem wir auf die Straße gehen und an Demonstrationen teilnehmen oder sie selbst veranstalten. Andererseits versuchen wir als Grüne Jugend, unsere Ziele durchzusetzen, indem wir die Politiker von Bündnis 90/die Grünen aktiv beeinflussen und die Position so verändern, dass sie unseren Vorstellungen entspricht.
Agnes und Franziska im Interview mit Felix Deist. Er ist internationaler Sekretär im Bundesvorstand der Grünen Jugend. Die beiden Journalistinnen interessierte besonders die Jugendpolitik der Grünen, sowohl in Deutschland als auch in Europa.
Haben die Grünen im Europäischen Parlament überhaupt genug Einfluss, um Ihre Position durchzusetzen? Natürlich hätten wir gern noch mehr Einfluss. Wir haben noch nicht genug. Insofern freuen wir uns, wenn wir Unterstützung der Wähler und Wählerinnen erhalten. Ich denke schon, dass wir einige Sachen erreicht haben, zum Beispiel im Bereich Datenschutz, denn Jan Philipp Albrecht zum Beispiel ist ganz stark gewesen, als es um die NSAAffäre ging. Insofern sind wir auch in der Umsetzung unserer Politik sehr erfolgreich. Vielen Dank für das Interview, Herr Deist.
Das Interview zum nachhören
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Kunst in Kreuzberg Eine Graffititour durch den Kiez
Unser Tourführer Jonas vom Archiv der Jugendkulturen in Berlin nimmt uns mit auf einen Spaziergang rund um das Schlesische Tor. Er erklärt uns während der Tour, wie Graffiti entsteht und was dahinter steckt. Das ist mehr als nur „Sprayerei“, oft ist es auch eine politische Botschaft.
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BITTE LEBEN Bitte lebn, ein Ausruf an die reichen Leute, die zu dieser Zeit massenhaft in dieses Viertel ziehen. 2 PERSONEN DEMASKIEREN SICH GEGENSEITIG Die zwei Personen sollen West- und Ostberlin verkรถrpern, jeder versucht, den anderen irgendwie zu entlarven.
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DIE JUGENDLICHEN Hier wird ein illegales, mit Farbrollen erstelltes Graffiti gezeigt, bei dem einer der drei Jugendlichen nach Westen zeigt.
DER MALER Ein Graffitikunstwerk, welches einen Graffitimaler mit zwei Pinseln in den Farben rot und gelb zeigt.
DER HAUSEINGANG Ein Hauseingang, bei dem jeder Graffitisprayer seine Unterschrift hinterl채sst, um zu sagen, dass er da war.
KNALL ART Bezeichnet eigentlich eine Art Graffiti, bei dem man z.B. auf Paketscheine der Post den (Gruppen-/ Vor-)Namen schreibt und dann irgendwo hinklebt.
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EIN GRAFFITI Ein Graffiti des weltberühmten Banksy, welcher seine Bilder inzwischen weltweit verkauft. Diese werden dann in einer Pariser Galerie ausgestellt.
EINES DER AM HÄUFIGSTEN FOTOGRAFIERTEN GRAFFITI IN KREUZBERG Ursprünglich waren noch die Füße zu sehen, doch der untere Teil des Bildes wird immer wieder übersprayt, weil die verschiedenen Sprayergruppen bekannter werden wollen – und so auf den Fotos vieler Touristen landen. EIN STÜCK BERLINER MAUER Früher war die Mauer Symbol der Abschottung, heute ist sie Ort der Kunst. Entstanden ist dieses Bild am Sony Center am Potsdamer Platz.
EIN BILD IM HOF DES ARCHIVES DER JUGENDKULTUREN Dieses Bild wurde nur von Frauen, welche aus den verschiedensten Teilen der Welt kommen, gesprayt.
EINE FOTOREPORTAGE VON FABIAN ESCHENBRÜCHER
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Wo einst Goldreserven lagerten Kleider machen Leute, denkt sich die Bayerische Vertretung des Bundes in Berlin und poliert liebevoll den Schein um ihr egozentrisches Sein. Hier in der Hauptstadt repräsentiert sie die reichste Region des Landes. Neben Milch und Honig fließen deshalb auch wohlwollend Geldmittel in Jugendveranstaltungen; wohin genau interessiert nicht. Die Bayerische Vertretung in Berlin schneidet sich mit ihrem goldenen Messer dabei selbst ins Fleisch. Ein einwöchiger Berlinaufenthalt für eine internationale Gruppe Jungjournalisten etwa? Die Bayerische Vertretung wird hellhörig und schmeißt ihre Geldpumpe an. Sie möchte die Jugend unterstützen, den internationalen Dialog ebenfalls und das Journalistenpack der Zukunft sowieso. Auf dunklen Holztreppen schweben die Betroffenen deshalb wenig später in den Vortragssaal des gepriesenen Gebäudes in der Behrenstraße. Der Stuck verzückt, das Geschnörkel an den hohen Wänden lässt die Münder offen stehen. Und obwohl sich der angekündigte Referent gerade auf Münchner Karnevalfeten austobt, kneifen die Besucher bereitwillig ihre Augen zusammen, mit aller Kraft. Noch wollen sie über den Fauxpax hinwegsehen.
Hip ist es hier in Berlin, vegan zu essen, ökologisch zu leben, zu recyclen. Die Bayerische Vertretung des Bundes in Berlin ist hip. Vom Recyclen versteht sie eine Menge. So verwendet sie ihre Präsentationsmaterialien immer wieder – ob für Vorträge vor gymnasialen Mittelstufen, vor Jungjournalisten oder vor Touristengruppen. Sehr zum Gefallen von Hans-Peter Friedrich sprengen in diesem Prozedere jegliche Aktualisierungen die zeitlichen Kapazitäten. Friedrich brüstet sich auf den Powerpointfolien noch am 03.03.2014 als Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft. Einzig das original aus Bayern stammende Bad Brückenauer Mineralwasser – spritzig – tröstet über die abgemagerten Informationen zu Bundestag- und Bundesrat hinweg; auf erhoffte Informationen zu den EU-Wahlen wartet die Journalistengruppe immer noch vergeblich. Zumindest eines haben das alteingesessene Bayern und seine Vertretung bestens verstanden: Jugendliche erreicht man mit Parties und Alkohol. Und mit Spaß. Damit jedenfalls ließe sich erklären, wieso besonders penetrant auf den entzückenden Weinkeller und sein ‚gmiatliches‘ Bierpendant
im Gebäude in der Behrenstraße hingewiesen wird. Fotos von lachenden Politikern vor kitschig-idyllisch bemalten Wänden dominieren die Präsentation. Schwere Augenlider dominieren das Plenum. Zumindest entfesselt ein Bild der Kanzlerin mit Bierkrug den tapferen Wachgebliebenen einen müden Lacher. Nett für die Mittelstufenklasse, doch Stoff für einen journalistischen Bericht liefert der Vortrag nicht. „Wo einst Goldreserven lagerten, erwartet die Besucher heute bayerisches Lebensgefühl“, so die Internetpräsenz der Bayerischen Vertretung. Eine faszinierende Sicht des bayerischen Lebensgefühls hat der Verfasser dieser Zeile da. Er sollte ein Buch darüber schreiben, für einen näheren Einblick in sein einzigartiges Meinungsbild. Stopft die Bayerische Vertretung des Bundes in Berlin Geld in Jugendprojekte, so sollte sie in Zukunft einen Hauch Interesse vortäuschen oder die Mailanfrage zweimal lesen – um Texte frustrierter Jungjournalisten vorzubeugen. VON OLIVIA KORTAS
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Mia samma mia, ob in Minga oder hier Wo sich Bär und Löwe unter blau-weißem Himmel die Pfoten reichen, ist man im Herzen des Berliner Banken- und Regierungsviertels und im einstigen Zentrum preußischer Macht gelandet. Der Gebäudekomplex der Bayerischen Vertretung in der Behrenstraße ist historisch geprägt, berühmt für seine prunkvolle Bauweise und dadurch besonders repräsentativ für die wichtigsten bayerischen Aktivitäten in der Landeshauptstadt. Ja, das ehemalige Gebäude der Reichskreditgesellschaft bietet heute einen inspirierenden Rückzugsort für bayerische Minister. Es ist Montag, der 3. März 2014, 11:00 Uhr, als sich eine Gruppe junger Journalisten aufmachte, die schnieke Bayerische Staatskanzlei in Berlin aufzusuchen, um sich ein eigenes Bild über den politischen Einsatzbereich ihrer Vertretung in Punkto anstehender Europawahlen zu machen. „Gespräch über bayerische Aktivitäten zur Europawahl“, ist der Titel der Veranstaltung. „Bayern ist das Land des wertorientierten, aktiven Bürgersinns“, so Horst Seehofer in der aktuellen Regierungserklärung vom 12. November letzten Jahres, die im Haus der
Bayerischen Staatsregierung täglich seinen hunderten Besuchern entgegenstielt. Eine „Koalition mit den Bürgerinnen und Bürgern“ einzugehen, ist laut Seehofer besonders wichtig, denn dies sei Fundament und gleichzeitig politischer Auftrag. Die Bayerische Vertretung in Berlin ist somit Außenstelle und Bindeglied zwischen Freistaat und Bundesregierung, weiß Kirsten Valentin, Bundesratskoordinatorin vor Ort. Jedenfalls ist es das, was die Präsentation beinhaltet, auf die ihr oberflächlich gehaltener Vortrag aufbauen soll. Ein Politiker sei derzeit jedoch nicht zu sprechen, bedauert sie. Diese seien selbstverständlich im bayerischen Karnevalsfieber. Im Gesichtsausdruck der hilflosen Frau ist wahrlich erkennbar, wie gut man sie auf ihre heutige Aufgabe vorbereitet hat. Um 11:30 Uhr haben alle ihren Platz gefunden und die Vorstellung soll beginnen. Wie wichtig der Bayerischen Regierung eine Koalition mit seinen Bürgern ist, kommt kurz nach Fall des Vorhangs zum ersten Mal mehr als deutlich zum Ausdruck.
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Ganze 55 Mitarbeiter des bayerischen Repräsentantenhauses, darunter Stimmführerin Christine Haderthauer, sind dafür notwendig, die wichtigsten Bewegungen innerhalb der Hauptstadtpolitik aufzumischen. Als eine Pflege der „Beziehungen zum Diplomatischen Corps und zu Vertretern von Presse, Wirtschaft und Verbänden in der Bundeshauptstadt.“ wird es auf der offizielle Homepage umständlich schönrednerisch betitelt. Hier in Berlin geht es nämlich vor allem darum, ein abwechslungsreiches Veranstaltungsprogramm zu errichten und ein „lebendiges Bild von Bayerns Brauchtum, Lebensart, Kultur und Wirtschaft“ zu erschaffen. Ein Bild von Angela Merkel mit Maßkrug neben den wichtigen Köpfen des Bayernlandes ist daher unmissverständlich auch der Höhepunkt jener spärlichen Präsentation. So war es an der Zeit, die Räumlichkeiten des Partykommitees einmal genauer vorzustellen. Der ehemalige Tresorraum des architektonischen Meisterwerkes eines DDR- Bankgebäudes,
welches einst Goldbarren und Staatsschätze lagerte, ist heute Reservoir bayerischen Lebensgefühls: Der Bierkeller. Hier werden glamouröse Events, wie das Berliner Oktoberfest abgehalten, das der nachhaltigen Freundschaft beider Metropolen dienlich ist und exzeptionell das naive, heimische mia-san-mia-Feeling auch in der Fremde aufglimmen lässt. Dann wäre ja jetzt alles geklärt… … Weitere Informationen zum Aufgabenbereich der Bayerischen Staatsregierung finden Sie im World Wide Web oder in den ausliegenden Info-Broschüren, vielen Dank und beehren Sie unsere kurfürstliche Residenz bald wieder, nur bitte nicht während der fünften Jahreszeit. Und so stapft der Nachwuchs der deutschen Journalistenlandschaft niedergeschlagen und vom Schein der mit goldenem Geländer geschmückten Treppe des Palais geblendet wieder herab in den trüben Alltag. VON MARIA CHRISTOPH
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EUROPA(WAHL) IN DIE JUGENDMEDIEN
Hinter den Kulissen – Ein Seminar für „Europa“ Europa(wahl) in die Jugendmedien. Das war das Motto vom 1. bis 6. März in Berlin. Im Jugendgästehaus weilten über 40 junge Menschen aus Spanien, Polen und Deutschland. Alle mit dem gemeinsamen Ziel, folgende Fragen zu klären: Was macht die EU eigentlich für uns – für die Jugend und Zukunft Europas? Warum sind die anstehenden Europawahlen so wichtig, auch für junge Menschen? Der eingeschlagene Weg, diese Fragen zu beantworten, führte die Gruppen durch europäische und deutsche Organisationen, zu engagierten Menschen, die sich der „Europäischen Idee“ verpflichtet fühlen. Und mitten durch eine Stadt, die wohl immer noch das beste Symbol für ein zusammenwachsendes Europa ist. Sechs Tage, drei Nationalitäten, ein Berlin – und unendlich viele Eindrücke.
Erstmal kennenlernen. Wenn 16 deutsche 15- bis 25-Jährige auf 14 polnische und 12 spanische Artgenossen treffen, muss sich erstmal beschnuppert werden. Das fällt manchen leichter, machen schwerer. Aber auf jeden Fall klappt es über alle Sprachund Kopfhindernisse hinweg.
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Und dann beginnt das Reden – oder besser: beginnen die Reden. Deswegen heißt das ja auch Seminar. Trotz fehlenden Sauerstoffs zeigen sich die meisten Teilnehmerinnen und Teilnehmer fast schon erschreckend wach. Ein starkes Aufbäumen vor dem Einbruch am Nachmittag? Häufig ja. Aber dennoch erwähnenswert: Die Dynamik stimmt.
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EUROPA(WAHL) IN DIE JUGENDMEDIEN
Irgendwas mit Journalismus .... Da war ja noch was: Neben den Möglichkeiten, Europa näher kennenzulernen, gab es doch auch noch „irgendwas mit Journalismus“. Ein theoretischer Crashkurs und der schnelle Sprung in teils kaltes Wasser wollen dem gerecht werden. Bei diversen Interviewpartnern und Recherchen vor Ort sollte das auch kein Problem sein. Nur schwindet auf einmal und ganz allmählich dann doch das Thema „Europa“ und erst recht „Europa-Wahl“. Dennoch: Besser geht es kaum. So lernt man echten Journalismus – sei es durch den gezielten Einsatz von Interview-Fragetechniken oder durch das Üben von Geduld. Und ganz nebenbei auch noch durch das Schreiben...
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Was bleibt? Eine aufregende Woche in einer großen Stadt. Eine harmonische Gruppe von interessierten und angehenden Journalistinnen und Journalisten. Erkenntnisse über Probleme eines möglichen Berufsalltags und darüber, was freie Meinungsäußerung heißt. Und auf vielen Ebenen neue Kontakte und Verknüpfungen. Eine Woche Berlin mit dem nötigen Respekt und dem noch viel notwendigeren Humor – und schon laufen Köpfe voller Ideen heiß. Ein Erlebnis, eine Erfahrung, die (hoffentlich) zu Erkenntnissen über sich selbst und/oder die Themen beigetragen hat. DANKE FÜR EUER ENGAGEMENT, EUREN ELAN UND EURE BEITRÄGE!