LESEPROBE
Biblische Impulse für den Alltag – Von Frauen für Frauen
Gib auf dich acht
Eine Ermutigung, gut für sich selbst zu sorgen Das Reich Gottes ist angebrochen: Eine Einführung ins Markus evangelium
Liebe Leserin!
Wir freuen uns, dass Sie eine Leseprobe von Atempause in der Hand haben! Mit diesem Heft möchten wir Ihnen eine Kostprobe geben, was unsere Bibellese-Zeitschrift für Frauen ausmacht. Eine Leserin, die schon länger mit Atempause unterwegs ist, schrieb uns neulich: „Ich möchte Sie wissen lassen, wie lebensnah, hilfreich und erfrischend Ihre Kommentare für mich sind. Was mich am meisten beeindruckt ist, wie sehr die Bibelstellen oft in meine Lebenssituation sprechen.“ Und dann erzählt sie, dass Gott in einer schwierigen Zeit, die sie gerade erlebt, durch die Bibeltexte und Impulse in Atempause konkret zu ihr gesprochen hat. Und sie fügt noch hinzu: „Ich kann sagen, Atempause hat einen großen Anteil daran, dass ich im Glauben wachsen darf.“ Diese Zeilen bewegen und ermutigen uns sehr – für unsere eigene Beziehung zu Gott und natürlich besonders für unsere Arbeit bei Atempause! Denn das wünschen wir uns als Redakteurinnen und das wünschen sich unsere Autorinnen: Dass wir mit dem, was wir in Atempause geben, etwas beitragen können, damit Frauen in ihrem Glauben ermutigt und gestärkt werden. Denn wir glauben daran, dass Gott auch heute noch durch die biblischen Texte mitten in unser Leben hineinspricht. In diesem Sinne viel Freude beim Reinlesen! Ihre Wir freuen uns über Rückmeldungen, Fragen, Anregungen und Bestellungen unter:
Bibellesebund Redaktion ATEMPAUSE Postfach 31 01 22 51616 Gummersbach, atempause@bibellesebund.de Redaktion ATEMPAUSE Obere Marktstraße 18 4822 Bad Goisern info@bibellesebund.at
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Anja Gundlach Redaktion Deutschland
Beata Widmann Redaktion Östereich
Was ist Atempause? Viele Frauen wünschen sich in ihrem turbulenten Alltag immer wieder Momente, in denen sie zur Mitte ihres Lebens und Glaubens finden. Momente, in denen sie zur Ruhe kommen und auftanken können in der Gegenwart Gottes. Für diese Zeiten möchte Atempause eine Begleiterin sein. Atempause ist die Bibellese-Zeitschrift von Frauen für Frauen. Sie bietet biblische Impulse für jeden Tag - nach einem fortlaufenden Bibelleseplan oder mit besonderen Themenschwerpunkten. Die Impulse sind persönlich, lebensnah und ermutigend. Eine kleine Auswahl zum Probelesen finden Sie in diesem Heft. Atempause ist für Frauen, die mitten im Leben stehen: Als Mutter im Familientrubel, als Berufstätige in unterschiedlichen Aufgaben oder als Single mit vielfältigen Anforderungen.
Atempause ist von Frauen, die mitten im Leben stehen. Unsere Autorinnen kommen aus verschiedenen Altersgruppen, Lebensumständen und konfessionellen Hintergründen. Eine Erfahrung verbindet alle: Dass Gott durch sein biblisches Wort immer wieder in ihrem Leben wirkt. Darum geben sie in ihren Impulsen zu den Bibeltexten auch persönliche und mutige Einblicke in ihre Gedanken, ihren Glauben, ihr Leben. Testen Sie doch Atempause in den nächsten Tagen für sich. Sie können unsere Zeitschrift mit der Klappkarte am Ende des Heftes auch gern bestellen. Oder unter: www.bibellesebund.net. Dann kommt Atempause viermal im Jahr direkt zu Ihnen nach Hause. Vielleicht ist Atempause auch eine schöne Geschenkidee für eine Freundin, Nachbarin oder Kollegin?
Erklärung zu den Tages-Impulsen Drei Symbole tauchen immer wieder im Zusammenhang mit den Tagesauslegungen auf. Sie weisen jeweils auf eine weitere Möglichkeit hin, einen Impuls aus dem Bibeltext oder der Auslegung aufzunehmen. GEBET: Ein kurzes, ausformuliertes Gebet, durch das Sie direkt mit Gott ins Gespräch kommen können.
INFO: Eine ergänzende oder vertiefende Information zum Bibeltext oder der Auslegung. IMPULS: Ein Vorschlag zum persönlichen Weiterdenken, zum Gespräch mit anderen oder eine praktische Idee für die Umsetzung im Alltag.
Leseprobe
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| Das Reich Gottes ist angebrochen
Das Reich Gottes ist angebrochen
Eine Einführung ins Markusevangelium Es geht um Jesus Christus Das Markusevangelium ist vermutlich der älteste Gesamtbericht über das Leben und Wirken von Jesus, den wir heute haben. Die meisten Forscher gehen davon aus, dass er um das Jahr 70 n.Chr. entstanden ist. Damit ist es auch das älteste der vier Evangelien im Neuen Testament. Markus konnte dabei für sein Werk auf verschiedene mündliche und auch schriftliche Überlieferungen zum Leben von Jesus aus den frühen christlichen Gemeinden zurückgreifen. Im Mittelpunkt dieser Traditionen stand besonders die Geschichte von seinem Leidensweg, Sterben und seiner Auferstehung. Wer Markus war, wissen wir nicht. Sein Name oder er als Person tauchen innerhalb des Evangeliums nicht auf. Er selbst tritt ganz hinter den zurück, um den es ihm geht: Jesus Christus. Allerdings gab es seit dem 2. Jahrhundert eine Tradition, die sein Werk dem biblischen Johannes Markus zuschreibt (vgl. Apg 13,5; Philemon 24; 1 Petr 5,13). Die „Gute Nachricht“ Bedeutsam ist die Überschrift für sein Werk, die wir in Markus 1,1 finden: „Anfang des Evangeliums Jesu Christi, des Sohnes Gottes“ (so die wörtliche Übersetzung). Wir übersetzen heute das griechische Wort „Evangelium“ mit „Gute Nachricht“. Durch Markus ist die Bezeichnung „Evangelium“ aber sozusagen auch zum Fachbegriff für diese besondere Art des Berichtes über Jesus geworden. Die Überschrift macht direkt sein Hauptanliegen deutlich: Was er von Jesus Christus berichtet, ist wirklich eine gute Nachricht. Darum ruft er
seine Leser dazu auf, diesem Jesus zu folgen! Dabei fasst er das zentrale Thema des öffentlichen Wirkens von Jesus gleich am Anfang seines Evangeliums zusammen: „Die von Gott bestimmte Zeit ist da. Sein Reich wird sichtbar in der Welt. Ändert euer Leben und glaubt dieser Guten Nachricht“ (Mk 1,14-15, BasisBibel). Das große Thema von Jesus ist das Reich Gottes! Es ist angebrochen – und zwar durch und in ihm selbst. Das Reich Gottes wird von Jesus nicht nur verkündet, sondern er bringt es in seiner Person in diese Welt. Das Reich Gottes ist da Jesus greift damit einen Begriff auf, der in seiner Zeit im Judentum eine wichtige Rolle spielte und mit dem große Hoffnungen und Sehnsüchte verbunden waren. Wörtlich übersetzt heißt „Reich Gottes“ eigentlich „Königsherrschaft Gottes“. Dieser Begriff und auch die damit verbundenen Vorstellungen waren vor allem durch die alttestamentlichen Propheten der Exilszeit geprägt. Von Anfang an gab es da eine geheimnisvolle Spannung zwischen „schon jetzt“ und „noch nicht“: Natürlich ist Gott der Schöpfer und Herr der ganzen Erde. Und doch wartete Israel darauf, dass Gottes Herrschaft für alle sichtbar und in aller Welt sein Wille in die Tat umgesetzt wird. Jesus knüpft an diese Vorstellungen an. Für ihn dringt das Reich Gottes in seiner Person in diese Welt ein. Das Reich Gottes ist nicht irgendwo, sondern da, wo Gott regiert und Einfluss nimmt. Jesus war davon überzeugt, dass dies genau dort geschieht, wo Menschen sich für ihn öffnen – für sein Wort und für sein
Es gibt kein Reich Gottes auf Erden ohne das Reich Gottes in unseren Herzen. ALBERT SCHWEITZER
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Handeln. In Jesus kommt Gott zu den Menschen und erfüllt ihr Leben mit seiner Gegenwart. Das Reich Gottes wird dann konkret sichtbar, wo innere und äußere Nöte durch Gottes Eingreifen in Jesus überwunden werden. Das Reich Gottes ist also eine handfeste, gegenwärtige, irdische und dynamische Größe! Die Kraft Gottes wirkt durch das Reden und Handeln von Jesus an Menschen: durch Heilungen, durch Vergebung von Schuld, in seiner Zuwendung zu Frauen, Kindern, Armen u.a. Randgruppen. Jesus verkündet das Reich
Das Reich Gottes ist angebrochen | Gottes nicht nur - wie die Propheten. Jesus bringt es in seiner Person. Von dieser „Guten Nachricht“ werden Menschen angezogen und nachhaltig verändert. Und mit ihnen die Welt um sie herum. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Darum lädt das Markusevangelium Sie und mich ein, uns für Jesus zu öffnen, ihm zu begegnen und unsere Gegenwart als den Ort anzunehmen, an dem Gott handelt. Er baut sein Reich in dieser Welt – auch in, mit und durch uns. NICOLE STURM/ANJA GUNDLACH
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| Das Reich Gottes ist angebrochen
1. Tag MARKUS 1,1-8 Jetzt geht’s los! Bei einem Seminar sollte ich drei gute und drei nicht so gute Eigenschaften von mir aufschreiben. Wider Erwarten fiel es mir leicht, die guten zu finden. Mit den schlechten tat ich mich deutlich schwerer. Nicht dass ich eine Superfrau ohne Ecken und Kanten wäre! Das Problem war nur: Ich wollte nicht, dass die anderen Teilnehmer meine größten Schwächen kennen! Daher suchte ich nach – für meinen Geschmack – halbwegs akzeptablen Fehlern… Noch eine Minute Zeit und nur Leere im Kopf. Also doch die drei großen Schwächen notiert. Was werden die anderen denken, wenn sie das lesen? Mein Kopfkino lief auf Hochtouren … In Johannes erfüllt sich ein Versprechen, das Gott etwa 700 Jahre zuvor gegeben hat
(Mal 3,1; Jes 40,3). Die Botschaft des Täufers ist klar, ganz ohne Schnörkel, ohne „könnte“, „sollte“, „müsste“. Diese Klarheit ist unangenehm und dennoch attraktiv. So attraktiv, dass die Menschen bereit sind, zu ihren Fehlern zu stehen – öffentlich! Schluss mit dem schönen Schein, stattdessen heilsame Ehrlichkeit und Vergebung. Aber das alles ist nur der Anfang. Johannes ist nur der Türöffner für den eigentlichen Star: Jesus. NICOLE STURM
Das Untertauchen als Zeichen der Reinigung von Sünde wurde bereits vor Johannes angewandt, allerdings nicht für Juden. Das Untertauchen ist eine von drei Bedingungen, die erfüllt sein müssen, damit ein Mensch zum jüdischen Glauben konvertieren kann.
2. Tag MARKUS 1,9-13 Ausgesprochen geliebt In der Geburtsanzeige steht es, bei der Hochzeit wird es ausgesprochen und in der Sterbeanzeige kommt es meist auch noch mal vor: das Wort „geliebt“. In den Jahren dazwischen erleben viele Menschen etwas, das ich „unausgesprochene Liebe“ nenne: Sie sind umgeben von Menschen, auch von Menschen, die sie lieben, die das aber nie, sehr selten oder eher im Vorbeigehen sagen. Taten sprächen doch lauter als Worte, heißt es dann. Das mit Liebe gekochte Essen, das Geschenk zum Geburtstag, das aufgeräumte Zimmer – ist das nicht Liebesbeweis genug?
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Gott zeigt seinem Sohn Jesus seine Liebe mit Taten und mit Worten (10-11)! Da ist von Beziehung die Rede, von Gefühl, von Perspektive. Es ist eine öffentliche Liebeserklärung! Hat Ihnen schon mal ein geliebter Mensch so öffentlich seine Liebe gestanden? Was hat das mit Ihnen gemacht? Und falls Sie so etwas noch nie erleben durften: Was löst der Gedanke an solch ein LiebesComing-Out bei Ihnen an Gefühlen aus? Die Taufe ist der Startschuss für Jesus: Gott bekennt sich zu ihm und steht zu ihm. Und das auch in herausfordernden, gefährlichen Zeiten (12-13)! NICOLE STURM
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3. Tag
4. Tag
MARKUS 2,1-12
MARKUS 2,13-17
Als er ihren Glauben sah… Ehrlich gesagt, fällt es mir oft nicht so leicht zu glauben, dass Gott heute noch Wunder tut. Noch schwerer fällt es mir mit Kranken zu beten, obwohl ich das manchmal zusammen mit anderen Christen tue. Was, wenn Gott nicht eingreift? Wie groß wird die Enttäuschung sein? Die Freunde des Gelähmten scheinen sich nicht von solchen Zweifeln abhalten zu lassen. Sie ziehen ihn mit und lassen sich nicht aufhalten - nicht von der Menge, nicht von dem Dach. Ob es dem Kranken eigentlich recht war, so im Mittelpunkt zu stehen? Dem Hausherrn solche Unannehmlichkeiten zu bereiten? Der Text sagt uns nichts darüber. Dafür sagt er sehr deutlich, dass es nicht zuerst der Glaube des Kranken war, der zu seiner Heilung führte. Jesus sah ihren Glauben. Er sah vor allem den Glauben der Freunde. Und er vergibt und heilt. Mich beruhigt das sehr. Wenn ich in Gebetsgemeinschaften bin, dann sieht Gott womöglich meine Zweifel, aber er sieht auch unseren Glauben. Wenn ich das „Vaterunser“ mit anderen Christen spreche und nicht jedes Wort im vollen Bewusstsein beten kann, so weiß ich, dass wir gemeinsam vor Gott stehen und Gott unseren Glauben sieht. Wir können einander im Glauben tragen. Ganz wortwörtlich, wie es die Freunde in der Geschichte tun. Oder auch übertragen, indem wir für einander da sind, trotz mancher Zweifel.
Wer braucht hier den Arzt? Jesus muss ausgesprochen anziehend gewesen sein! Menschen wollen zu ihm gehören, weil etwas Unwiderstehliches von ihm ausgeht. Aber was für Leute sind das? Wenn ich mich heute so umschaue, wer unsere Gottesdienste „attraktiv“ findet, dann sind es doch hauptsächlich gutbürgerliche Leute mit geregeltem Einkommen. Viele davon sind mit dem christlichen Glauben aufgewachsen. Jesus hat damals aber gerade nicht diese Menschen angezogen. Die Frommen, die Etablierten – die empörten sich über ihn. Stattdessen gehörten zu seinen Freunden Kollaborateure, Prostituierte, Unterschichtsleute und andere, über die man die Nase rümpfte. Jesus sagt, er ist für die Kranken da. Damit werden auch die Pharisäer klargekommen sein. Sie gehörten ja offensichtlich zu den Gesunden. Doch dann sagt Jesus: Ich bin nicht für die Gerechten gekommen. Das war ein Schlag ins Gesicht. Die Schriftgelehrten betrachteten sich nämlich als die Gerechten, denn sie folgten genau den Geboten der Thora. Andere dagegen, zum Beispiel die vielen armen Tagelöhner, hatten überhaupt keine Chance, das alles zu beachten. Sie mussten sehen, dass sie die ihren satt bekamen. Darum wurden sie auch allgemein als „Sünder“ bezeichnet. Jesus aber ist genau für die da, die kämpfen, um ihren Alltag zu meistern. Die es nicht schaffen, alles gutbürgerlich-fromm in Ordnung zu halten. Wenn wir sein wollen wie Jesus, sollten alle, nicht nur die Frommen, einen Platz bei uns finden.
SABINE ZÖLLNER
Vater im Himmel, ich danke dir für die Menschen, die mich mit ihrem Glauben tragen. Amen
SABINE ZÖLLNER
Liebe ist das einzige, das wächst, wenn wir es verschwenden. RICARDA HUCH
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| Gib auf dich Acht
SCHWERPUNKT:
Gib auf dich acht
Eine Ermutigung, gut für sich selbst zu sorgen Freundliche Aufforderung Haben Sie auch schon mal gedacht: „Wie froh wäre ich, wenn endlich mal jemand für mich sorgen würde!“ Denn ich muss täglich auf so vieles und viele achten: Meine beruflichen Aufgaben. Meine familiären Verpflichtungen. Den Geburtstag von der Tante darf ich auch nicht vergessen. Meine Freundin würde sich bestimmt über einen Anruf freuen. Und dann die Sitzung in der Gemeinde – darauf muss ich mich auch noch vorbereiten … Ein prallvoller Alltag – kennen Sie das? Und nun der Hinweis: „Gib auf dich Acht!“ Steckt darin noch eine zusätzliche Last? Zugegeben, manchmal wünsche ich mir schon Fürsorge von anderen und kenne diese Sehnsucht, dass jemand mich mal fragt, was ich brauche. Ich höre in diesem Hinweis aber weniger einen Appell als vielmehr eine freundliche Aufforderung: „Achte du doch auf dich! Habe Mut, gut für dich selbst zu sorgen. Lass dich nicht durch Menschen und Aufgaben ständig auf Trab halten. Entlarve die Antreiber, die dich innerlich und/oder äußerlich bedrängen.“ Eine geistliche Aufgabe Darum ist für mich der Satz „Gibt auf dich Acht!“ auch kein Plädoyer für ein egoistisches Kreisen um sich selbst. Es ist eine liebevolle Ermutigung zu einer gesunden Selbstfürsorge und einem ausgewogenen Selbstmanagement. Und dafür muss ich selbst die Verantwortung übernehmen. Das kann nur ich für mich tun. Dabei sehe ich in einer guten Selbstfürsorge nicht nur eine Notwendigkeit, weil ich sonst mein Leben mit seinen vielfältigen Herausforderungen nicht bewältige. Ich halte es für eine geistliche Aufgabe, auf mich zu achten. Mein himmlischer Vater möchte, dass ich gut für mich selbst sorge. Dazu gehört, dass ich
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ihn gut für mich sorgen lasse. Dass ich lerne, meine Grenzen zu sehen und versöhnt damit zu leben. Dass ich ja und nein sagen kann. Ich bin aus eigener Erfahrung davon überzeugt, das gerade wir Frauen stark gefordert sind, für uns zu lernen und ernst zu nehmen: Gib auf dich Acht! Das gilt für die Familienfrau, die versucht, Familie, Haushalt, Beruf und Ehrenamt irgendwie unter einen Hut zu kriegen. Und das gilt für die Singlefrau, von der alle immer glauben, dass sie doch ganz bestimmt Zeit hat für alles und jeden. Darum beschäftigen wir uns in den nächsten Tagen mit folgenden Fragen: • Wie sorge ich gut für mich? • Wie lerne ich, bewusst ja und nein zu sagen? • Wie wird meine Seele gesättigt? • Wie gelingt mir immer wieder neu eine gesunde Selbsteinschätzung? CHRISTIANE RÖSEL
Gib auf dich Acht |
5. Tag
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PSALM 131
MATTHÄUS 22,37-38
Gesättigte Seele Stellen Sie sich das mal bildlich vor: Ein gestillter Säugling an der Brust seiner Mutter. Satt, zufrieden und rundum sicher! Ich kenne kein anderes Bild, das Geborgenheit so anschaulich ausdrückt. Der Psalmbeter sagt: So stillt Gott meine tiefste Sehnsucht nach Ruhe und Geborgenheit. Aber das war nicht immer so. Zuerst war es nötig, sich von etwas zu verabschieden. Vers 1 beschreibt das mit einem dreifachen Nicht: nicht stolz zu sein, nicht überheblich auf andere herabzusehen, nicht zu hohe Ziele anzustreben. Und ich spüre: Stimmt! Wie oft bin ich unruhig – und der Grund liegt nicht außerhalb von mir, sondern in meiner Seele. In den Fragen, die ich bewege und denen ich Raum gebe in meinem Herzen. Immer wieder tappe ich an bestimmten Stellen in die Falle. Hier ist es nötig, ein deutliches Stopp! zu setzen. Ich kann diese Gedanken jetzt weiter bewegen. Aber es ist auch möglich, mich davon abzuwenden. Niemand kann seine Seele aus sich selbst heraus sättigen. Aber mich meinem himmlischen Vater zuzuwenden, damit er meiner Seele Gutes tut, das ist möglich. Und dann beschenkt er mich nicht nur mit einem Häppchen! Ich erlebe es immer wieder, dass er meine Seele rundum satt macht. Meist sind die Umstände, in denen ich lebe und mit denen ich kämpfe, danach noch die gleichen. Aber ich lerne, anders mit ihnen umzugehen. Sie haben mich nicht mehr im Griff. Was macht Ihre Seele satt und ruhig? Welche Worte stärken Sie?
Das wichtigste Gebot Wie sortieren Sie sich neu, wenn Sie aus dem Tritt gekommen sind? Mir hilft es, wenn ich mich an grundlegende Weisungen erinnere. Eine dieser Weisungen liegt für mich in diesen beiden Versen: Gott zu lieben, mit meinem ganzen Herzen, meiner ganzen Seele und meinem ganzen Willen – und meinen Nächsten zu lieben wie mich selbst! Liebe als ein Beziehungsgeschehen, zu meinem Schöpfer, zum Nächsten, aber eben auch zu mir selbst. Liebe lebt von Ansprache und Zuwendung. Und ich bin davon überzeugt, erst wenn ich es lerne, auch mit mir selbst liebevoll umzugehen, macht mich das stark für den Umgang mit anderen. Wer nicht gelernt hat, für sich zu sorgen, wird es direkt oder indirekt immer von anderen erwarten. Deshalb ist eine gesunde Selbstfürsorge nötig, damit ich mich anderen zuwenden kann. Diesen Rat hat schon Bernhard von Clairvaux um 1150 n. Chr. Papst Eugen III gegeben: „Gönne dich dir selbst: Wenn also alle Menschen ein Recht auf dich haben, dann sei auch du ein Mensch, der ein Recht auf sich hat … Wie lange schenkst du allen anderen deine Aufmerksamkeit, nur nicht dir selber? … Bist du nicht jedem fremd, wenn du dir selber fremd bist? Ja, wer mit sich selbst schlecht umgeht, wie kann der gut sein? Denke also daran: Gönne dich dir selbst. Ich sage nicht, tu das immer. Ich sage nicht, tu das oft. Aber ich sage: Tu es immer wieder einmal. Sei wie für alle anderen auch für dich selbst da.“
CHRISTIANE RÖSEL
„Gönne dich dir selbst!“ – Haben Sie eine Idee, was das heute für Sie heißen kann?
CHRISTIANE RÖSEL
In jedermann ist etwas Kostbares, das in keinem anderen ist. MARTIN BUBER
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ATEMPAUSE –
Mit Gott in meinem Alltag
Die eine kocht sich eine Tasse Tee und verzieht sich am Abend ins Wohnzimmer. Die andere nimmt sich eine Atempause am Schreibtisch, bevor sie ihre Arbeit beginnt, oder hat sich mitten in der Hausarbeit eine Viertelstunde reserviert. Und die Frühaufsteherin genießt diese Zeit, bevor alles andere auf sie einstürmt… Egal, wann und wo, viele Frauen erleben folgenden Ablauf für sich als hilfreich, um in Gottes Gegenwart durchzuatmen.
Einstimmen
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Beten
Ich komme zur Ruhe und mache mir bewusst: Gott ist da. Ich bin da. Mit allem was ich bin, darf ich vor ihm sein.
Eintauchen
Bitten Sie Gott, dass er durch die Bibel zu Ihnen reIn einer Geist offenen Haltung lese ich den det – und sein Heiliger Bibeltext. Ich lese ihn mehrmals, langIhnen hilft, angemessen sam, auch laut, und lasse ihn auf mich darauf zu reagieren. wirken. Vielleicht schaue ich ihn mir in verschiedenen Übersetzungen an.
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Lesen
Lesen Sie den Bibelabschnitt sorgfältig durch, am besten zweimal und halblaut.
Einlassen
Ich nehme mir Zeit, den Text zu bedenken und ihm nachzuspüren: Welche Gedanken und Gefühle löst er in mir aus? Welcher Satz, welches Wort fesselt meine Aufmerksamkeit? Welche Bilder kommen in mir auf? Welche Fragen? Was berührt mein Herz? Wie möchte ich darauf reagieren?
Entfalten
Was hat Gott mir durch den Text gezeigt? Wie kann sich das in meinem Leben entfalten? Welchen Impuls nehme ich mit in den Alltag? Vielleicht schreibe ich etwas auf, das mir wichtig geworden ist.
Gott, du selbst bis die Quelle, die uns Leben schenkt. Deine Liebe ist die Sonne, von der wir leben. PSALM 36,10
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BUCHTIPP
Meine Woche mit Gott Mit der Bibel durchs Kirchenjahr HRG. CHRISTIANE RÖSEL Meine Woche mit Gott: Das bedeutet ein Bibelabschnitt für eine Woche. Vielleicht lese ich ihn einmal, zweimal – oder auch jeden Tag. Zeit zu lesen, zu verweilen, zu verstehen. Dazu gibt es persönliche Auslegungen von verschiedenen Autorinnen mit Fragen und Impulsen für den Alltag. Mit der Bibel durchs Kirchenjahr: Als roter Faden orientiert sich die Auswahl der Bibeltexte am Kirchenjahr. Sie beginnen am 1. Advent und enden mit dem Ewigkeitssonntag. Das Kirchenjahr ist wie ein Weg Gottes mit uns Menschen. Es ist offen für unsere Fragen und Lebensthemen: Sehn sucht und Erwartung, Hoffnung und Zweifel, Vergebung und Neubeginn. Zu den Autorinnen gehören unter anderem: Tina Arnold, Karin Härry, Mihamm Kim-Rauchholz, Cornelia Mack, Kerstin Offermann, Andrea Schneider …
Meine Woche mit Gott Mit der Bibel durchs Kirchenjahr Christiane Rösel ISBN 978-3-95568-191-3 Best.-Nr. 71434 14,95 €
Bibellesebund Deutschland · Postfach 31 01 22 · D-51616 Gummersbach · www.bibellesebund.de Bibellesebund Schweiz · Industriestrasse 1 · Postfach · CH-8404 Winterthur · www.bibellesebund.ch Bibellesebund Österreich · Obere Marktstraße 18 · A-4822 Bad Goisern · www.bibellesebund.at