Macht hoch die Tür Nach einer Erzählung von Werner Krause Es war im Jahr 1623 in Königsberg. In dieser Stadt war Georg Weissel Pfarrer an der Neurossgärtner Kirche. Es war eine schwierige Zeit: Krieg, Hunger, Seuchen waren nicht spurlos an der Bevölkerung vorübergegangen. Wohlstand fand man vor allem noch in den Häusern der alteingesessenen Königsberger Kaufleute, aber auch im Haus des Fisch- und Getreidehändlers Sturgis. Er gehörte nicht zu den angesehenen Patriziern, sondern war vielmehr ein Emporkömmling, der mit kaufmännischem Fingerspitzengefühl und zähem Fleiß zu Wohlstand und Reichtum gekommen war. Zwar hatte man ihm einen Bauplatz im vornehmen Patrizierviertel versagt, doch hielt sein neu erbautes, großes Haus am Rossgärtner Markt jedem Vergleich stand. Nur eines ärgerte den Besitzer: Wenig entfernt von seinem Grundstück lag ein Armen- und Siechenheim, und dicht bei seinem Gartenzaun verlief der schmale Fußweg, den die Armenhäusler benutzten, wenn sie Besorgungen in der Stadt machen oder am Sonntag den Gottesdienst besuchen wollten. Zwar belästigten sie den Kaufmann nie, aber Sturgis ärgerte sich über den Anblick der armseligen Gestalten und beschloss, Abhilfe zu schaffen. Spitzfindig wie er war, kaufte er die lange, breite Wiese, über die der Pfad führte, und legte einen herrlichen Park an. Er umgab ihn mit einer Mauer, schloss ihn nach außen durch ein prächtiges Tor und auf der Rückseite durch eine kleine verriegelte Pforte ab. Nun war den Armenhäuslern der Weg versperrt, BIBELLESEBUND
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