Wo ist Risto? Nach einer Erzählung von Gerbrand Fenijn „Kommt jetzt endlich zu Tisch“, fordert die Mut ter nun bereits zum dritten Mal auf, „es ist höchste Zeit. Risto findet den Weg nach Hause auch allein.“ – „Risto ist alt ...“, seufzt Opa, „der Hund wäre norma lerweise schon lange zurück.“ – „Er hat die Jungen einfach verpasst“, beruhigt ihn sein Schwiegersohn, während er die Kerzen anzündet. „Sicher hören wir ihn gleich an der Hintertür kratzen.“ Opa und Mir ja setzen sich wortlos an den Tisch. Ihre Gedanken sind weit weg. „Wir müssen bald los“, treibt Mutter sie zur Eile an, „ich möchte rechtzeitig in der Kirche sein, weil ich heute im Gottesdienst Orgel spiele, und wir wissen nicht, wie gut der Weg befahrbar ist.“ Draußen heult der Wind. Letztes Jahr waren sie mit dem Fahrzeug fast nicht durchgekommen. „Gehst du mit zur Kirche, Opa?“, fragt Mirja nun zögernd. Schon seit vielen Jahren ist er nicht mehr mitgegangen. „Ich – zur Kirche?“, empört sich der Großvater. „Was habe ich dort verloren?“ Vorsichtig hakt die Mutter nach: „Das wäre doch eine gute Idee. Und es hat genug Platz im Auto.“ – „Nein“, erwidert der alte Mann laut und bestimmt, „ich gehöre da nicht hin, und ihr wisst das ganz genau!“ Am Tisch wird es still. Nur der Wind pfeift ums Haus und lässt die Holzbalken knarren und krachen. Opa rührt schweigend in seinem Tee. Er kann an nichts anderes denken als an Risto, seinen Hund. „Dass das Tier nicht kommt“, seufzt er laut, „irgend etwas muss ihm zu ge stoßen sein.“ – „Risto kam schon öfter spät nach Hause“, beschwichtigt ihn die Mutter, „nun iss erst einmal etwas.“ Doch Großvater BIBELLESEBUND
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