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Reise: Tipps für Roadtrips mit dem Camper

„CAMPING PASST PERFEKT ZUM ZEITGEIST“ H

Warum verreisen immer mehr Menschen mit dem Wohnmobil? LEVIN KLOCKER von Yescapa erklärt den Trend

text PHILIPP NOWOTNY

err Klocker, besitzen Sie selbst einen Camper? Ich habe tatsächlich keinen. Das ist jetzt aber in der Planung. Wenn man Mitte 30 ist, fühlt man sich langsam erwachsen genug und in dem richtigen Alter dafür (lacht).

Gerade in Ihrer Altersgruppe wird Camping tatsächlich beliebter, das zeigen Statistiken. Da ändert sich gerade was, oder? Ja, in Deutschland war Camping schon immer ein großes Thema, schon vor dem Hinflug genau wissen, was Sie wann machen werden und um wie viel Uhr das Büfett öffnet. Beim Camping steht dagegen Flexibilität im Vordergrund. Sie können jederzeit die Zelte abbrechen und losdüsen, wenn es Ihnen irgendwo nicht gefällt. Und wenn der italienische Bäcker um die Ecke besonders gut und freundlich ist, bleiben Sie eben etwas länger. Sie können der eigenen Nase nach in Ihrem Tempo reisen.

CAMPER-KAPITÄN Levin Klocker, 34, steuert die Marke Yescapa in Deutschland, Österreich und der Schweiz – es ist die größte CamperSharing-Plattform in Europa (yescapa.de) aber es war mitunter mit einem Rentner-Image behaftet. Da hat es in den letzten Jahren einen Imagewandel gegeben. Immer mehr junge Menschen interessieren sich fürs Camping und sogar auch dafür, sich eigene Fahrzeuge zu kaufen – ich sehe das auch auf den Wohnmobil-Messen. Vor ein paar Jahren waren die Nutzer unserer Plattform Yescapa durchschnittlich 45 Jahre alt, heute sind sie im Schnitt 39. Wohnmobilreisen sind heute auch etwas für junge Familien oder allein reisende Paare.

Woran liegt das? Diese Art des Reisens passt einfach perfekt zum Zeitgeist, zu unserem Bedürfnis nach Entschleunigung, nach Natur, nach Minimalismus und Freiheitsgefühl. Zurück zu den Wurzeln. Es ist ein Gegenpol zum All-inclusive-Urlaub, wo Sie

Bei Yescapa kann sich jeder individuelle Camper ausleihen, ähnlich wie bei Airbnb – worauf muss man beim Ausleihen achten? Ein wenig Vorbereitung ist schon wichtig. Überlegen Sie sich, wo Sie hinfahren wollen und wie viele Kilometer Sie insgesamt und täglich fahren wollen. Wenn Sie mit der Familie unterwegs sind oder etwas

mehr Struktur brauchen, sollten Sie vorher die Campingplätze reservieren, auch weil die derzeit schon lange vorher ausgebucht sind. Beschäftigen Sie sich ein bisschen mit dem Camper-Leben: Wie funktioniert ein Gaskocher oder eine CamperHeizung, wenn Sie im Winter unterwegs sind. Noch wichtiger ist aber, dass Sie sich auch nicht zu viel vorbereiten und spontan bleiben.

Gibt es Leute, für die das nicht die richtige Reiseform ist? Camping ist auf jeden Fall kein Luxusurlaub, in dem Sie rundum vom Hotelpersonal bedient werden und bei dem Ihnen egal ist, wenn Sie etwas umwerfen, weil das sowieso jemand für Sie repariert – und bei dem Sie zum Schluss vielleicht sogar noch die Hotelschlappen mitgehen lassen. Fürs Camping interessieren sich Leute, die wissen, dass man sich mitunter auch mal am Fluss die Zähne putzt und selbst anpacken muss.

Wie früh muss ich buchen, damit ich einen Camper bekomme? Wenn Sie in der Hochsaison unterwegs sein wollen, also Juni bis August, empfiehlt es sich schon, frühzeitig zu buchen, also bestenfalls bereits zum Jahresbeginn. Aber Sie finden grundsätzlich auch kurzfristig immer noch etwas, da auch immer mehr Besitzer ihre Camper zum Vermieten einstellen. Die YescapaFlotte umfasst beispielsweise derzeit rund 12.500 Fahrzeuge. Über die vergangenen Jahre haben wir ein starkes Wachstum gesehen, das weiter anhält und wodurch auch laufend neue Anzeigen hinzukommen.

Was sind derzeit die beliebtesten Camper-Reiseziele? Die deutschsprachigen Urlauber reisen nach wie vor sehr viel in Deutschland selbst, auch weil das Land einfach viel hergibt, gerade was die Infrastruktur an Campingplätzen betrifft. Danach ist bei uns Spanien der absolute Knüller, darunter natürlich auch die Balearen und die Kanaren. Immer beliebter wird Portugal, gerade für Surfer, und weil es generell ein spannendes und sehr preisgünstiges Land ist.

NATÜRLICH REISEN

BERGE BESETZEN

In den Camper und ab in den Süden: Wenn Sie nach Italien reisen, stoppen Sie am besten im „CaravanparkSexten“. In wilder Bergkulisse der Südtiroler Dolomiten können Sie auf 5-SterneNiveau rasten – auf dem Stellplatz oder in einer der luxuriösen Lodges. Wenn Sie mehr Zeit mitbringen, können Sie hier wandern, klettern, schwimmen, sich beim Wellness erholen und in Top-Restaurants tafeln. caravanparksexten.it

BAUMHAUS BUCHEN

Ins niedersächsische Dörverden sind die Wölfe zurückgekehrt: Auf fünf Hektar leben im Wald mehrere Gruppen – und mittendrin stehen die stylishen Baumhäuser des „Tree Inn“, fünf Meter hoch und mit Platz für bis zu vier menschliche Bewohner, die hier auch ohne Camper, dafür sehr komfortabel (mit Fußbodenheizung, WLAN, Whirlpool und digitalem Concierge) echte Natur tanken können. tree-inn.de, wolfcenter.de

AUF SEE FAHREN

Wechseln Sie ein paar Tage von der Straße aufs Wasser – zum Beispiel in den Hausbooten und schwimmenden Häusern von „Seeblick“. Sieben Standorte gibt es im Osten Deutschlands. Die Ausstattung ist luxuriös: Es gibt Exemplare, die über 100 Quadratmeter groß sind. Sonnenterrassen für die sommerliche Bräune haben sie alle, manche sogar einen Kamin für kältere Abende. hausbootvermietung-seeblick.de

MEER BEKOMMEN

Morgens aufstehen und gleich wieder abtauchen – das geht am Campingplatz „Ballena Alegre“ an der spanischen Costa Brava, der direkt am Strand liegt. Spa-Bereich mit Sauna, Dampfbad, Salz- und Eiskabine gibt’s auch, aber ganz ehrlich: Wer braucht das schon, wenn das Mittelmeer direkt vor der Wohnmobiltür wartet. Und wenn Sie davon genug haben, geht’s weiter ins 1,5 Stunden entfernte Barcelona. ballena-alegre.com

RUNTERSCHALTEN UND STAUNEN

Vier ROADTRIPS durch Europa

FÜR MODERNE PILGER

Jakobsweg, Spanien

Nach Santiago de Compostela zu Fuß wandern? Kann man machen. Statt ewig „einfach mal weg“ zu sein, können Sie den Jakobsweg aber auch motorisiert zurücklegen – und die Strände bei San Sebastián sowie die Basken-Metropole Bilbao (im Bild das dortige Guggenheim-Museum) besuchen. Fahren Sie die Route am Atlantik entlang – atemberaubend! Von Santiago aus sind Sie übrigens ganz schnell in Portugal und Portos Weinkellern.

FÜR NORDISCHE ABENTEURER

Trollstigen, Norwegen

Berge, Täler, Wasserfälle – die norwegische Straße 63 führt durch archaische Naturlandschaften, bekannt ist sie als Trollstigen („Trollsteige“). Ihr bekanntester Abschnitt, die Adlerstraße (Ørnevegen), windet sich in elf Haarnadelkurven ziemlich steil den Berg hinauf. Oben von der Aussichtsplattform können Sie bis zum Weltnaturerbe Geirangerfjord sehen, auf dem Sie im Sommer unbedingt mit dem Schiff fahren sollten.

FÜR GENIESSER

Amalfi-Küste, Italien

Fischerdörfer, steil abfallende Küsten, weites Meer – die Küstenstraße Amalfitana am Golf von Salerno ist kein Geheimtipp, aber ein spektakulärer Trip nicht nur fürs Auge. Während der Fahrt gibt’s grandiose Aussichten auf das 100 Meter tiefer liegende Mittelmeer, abseits des Weges warten süditalienische Küche, viel Kultur und hervorragender Wein. Am Steuer sollten geübte Fahrer sitzen – es gibt kaum eine gerade Passage auf der 50 Kilometer langen Strecke.

FÜR INSEL-HOPPER

Ring of Kerry, Irland

Auf rund 180 Kilometern umrundet der Ring of Kerry die Halbinsel Iveragh im Südwesten-Irlands. Ein Eldorado für Geschichtsfreaks mit menschlichen Kulturspuren aus der Steinzeit. Zwischen Menhiren, Klöstern und alten Herrenhäusern gibt’s viel Grün und viele Schafe, Seen, Felsenküste und sogar weiße Strände zum Baden – und sowieso unzählige instagramtaugliche Aussichtspunkte. Auch geeignet für eine Reise mit dem Rad.

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