Dietmar Kainrath "Culture in Cans"

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Kainrath gehort sowieso ins Kulturprogramm.

The sports section has taken up a lot of his time for far too long, although this actually did sport a lot of good. So we shouldn’t be complaining. Kainrath finally returned to the classical terrain in 2012 with the series “Zitate”. This was

Das Sportfeuilleton hat ihn allzu lange vereinnahmt, was dem Sport allerdings recht gutgetan hat, wir wollen nicht jammern. Kainrath im klassischen Fach, endlich wieder, gab’s durch „Zitate“, 2012. Es war ein smarter Erfolg mit lauten Da-capo-Rufen, aber statt einer Fortsetzung im gewonnenen Terrain setzt „Culture in Cans“ deutlich höher an. Der Strich ist der feinste, direkteste Kainrath, den wir kennen (Saul Steinberg hätte seine Freud dran). Der Witz kommt aus köstlicher Schwerelosigkeit beim Überfliegen der Hochkultur. Auch der strenge Bildungsbürger genießt den entspannten Blick von oben. Viele Assoziationen sind verblüffend, einfach neu, minimalistisch umgesetzt, zum Verweilen einladend, eine smarte kleine Zweigstelle des Museums der Moderne. Dass die gewisse Dose in der jeweiligen Konstellation von Kunst und Künstler eine wesentliche Rolle spielt, ergibt sich mit solch selbstverständlicher Leichtigkeit, dass keiner (oder fast keiner) an Marketing denken mag. Das hat sich in gut zwanzig Jahren so entwickelt, ohne dass es den Holzhammer gebraucht hätte. Dietmar Kainrath spielt eine

a clever success marked by loud encore calls but instead of continuing on the ground thus gained, “Culture in Cans” aims far higher. The stroke shows the most exquisite, most direct Kainrath we know (Saul Steinberg would love it). The jest comes from a delicious sense of weightlessness whilst soaring above high culture. Even the rigid educated citizen enjoys the relaxed view from above. Many associations are astounding, simply novel, they are minimalistically implemented and invite to linger, a clever little branch of the Museum of Modernity. The fact that the right dose plays a crucial role in the respective constellation between art and the artist is of such a self-evident clarity that nobody (or almost nobody) wants to think about marketing. It developed like this over the last twenty years without ever having had need for a wooden hammer. Dietmar Kainrath has contributed to this self-evidence in a valuable, quiet way from the very beginning. This is also how the newest edition came into being: Everything flows and still has edges, it is witty and clever and unmistakably Kainrath. Herbert Völker

feine, leise Rolle in dieser Selbstverständlichkeit von Anfang an. So ergibt sich auch die jüngste Edition: Alles fließt und hat trotzdem Ecken, es hat Witz und ist g’scheit und unverkennbar Kainrath. Herbert Völker

Kainrath should be part of the cultural programme anyway.


DIETMAR KAINRATH INTERVIEW


DIETMAR KAINRATH – Frage und Antwort

Definition Karikatur 1. komisch überzeichnete Darstellung von Personen, Dingen oder Sachverhalten, indem charakteristische Eigenschaften selbiger übersteigert und der Lächerlichkeit preisgegeben werden; 2. das Karikieren, die Kunst des Karikierens

In der Schule war ich am besten, wenn ich nicht da war.

Geht man nach der klassischen Definition der Karikatur,

Wann bemerkt man, dass man zum Karikaturisten

ist Dietmar Kainrath eigentlich kein Karikaturist. Denn

geboren ist?

seinen Werken fehlen die oftmals bittere Boshaftigkeit, der

Mir hat Zeichnen immer schon Spaß gemacht. In der Schule

Sarkasmus oder gar Zynismus, die die Werke vieler seiner

habe ich die Lehrer gerne auf die Tafel gezeichnet. Das gab

Kollegen prägen. Trotzdem schafft er es seit nunmehr 44

fast immer Ärger. Nach meinem Schulabschluss hat ein

Jahren, den Menschen mit seinen Zeichnungen ein Lächeln

Lehrer nicht ohne Erleichterung zu mir gesagt: „So, Kainrath,

aufs Gesicht zu zaubern. Eine lange Zeit. Für die Frage

jetzt kannst endlich zeichnen, was du willst.“

nach seinem Erfolgsrezept, erntet man einen Blick, der Unverständnis ausdrückt. Dietmar Kainrath hat keinen

Also eine besondere Form der Talentförderung?

Businessplan, keine Masche. Seine Zeichnungen sind er

Sagen wir es so: In der Schule war ich am besten, wenn ich

selbst: der feinsinnige Humor, sein hintergründiger Witz,

nicht da war.

sein ausgeprägter Charme. Wer einmal den Mann mit seinem verschmitzten Lächeln erlebt hat, wenn der Schalk in

Danach waren Sie auf der Kunstgewerbeschule und

seinen Augen aufblitzt, wird das bestätigen. Wer sogar das

haben dann als Werbegrafiker gearbeitet.

Vergnügen hatte, ein Interview mit ihm zu führen, fragt

Das stimmt, jedoch richtig zu arbeiten habe ich erst ange-

sich zudem, warum das Fernsehen auf ihn nicht aufmerksam

fangen, als ich meine Frau kennengelernt habe. Gezwun-

geworden ist. Seine Schlagfertigkeit und sein Mutterwitz

genermaßen …

hätten ihm eine weitere Karriere bescheren können.


Wir haben Ihre Werke also Ihrer Frau zu verdanken? Sozusagen. Sie war der Meinung, dass ich sonst nur im

Die Fliegerei hat mich immer inspiriert

Kaffeehaus sitzen würde. Im Ernst: Ich habe meine Arbeit immer gemocht, sie war und ist lehrreich und interessant.

Als Karikaturist haben Sie von Anfang an für das Red

Ich habe es den Zeichnungen zu verdanken, viele interes-

Bulletin gearbeitet …

sante Menschen in meinem Leben kennengelernt zu haben.

Ja, und zwar von der Entstehung an, als es noch das Paddock-

Die Ideen für einige Ausstellungen kamen auch von Verena,

Magazin in der Formel 1 war. Eine Stunde nach dem Rennen

meiner Frau. Immer dann, wenn sie der Meinung war, dass

war die Ausgabe fertig gedruckt. Das war ein Stress. Das

mir ein bisschen Arbeit wieder guttun würde … Auf „Culture

Rennen ist noch gelaufen und mir musste etwas einfallen.

in Cans” hat sie mich gebracht – und ich habe brav gefolgt.

Ich bin im Truck neben der Druckmaschine gesessen und hab gezeichnet. Das war höchst anstrengend. Ich hab bei all den

Haben Sie ein Lieblingsthema beim Zeichnen?

Rennen von den Boxenludern rein gar nichts gehabt. Das Red

Die Fliegerei hat mich immer inspiriert. Ich hatte eine Phase,

Bulletin hätte eine Idee meiner Frau sein können …

in der ich fast täglich zum Flughafen rausgefahren bin, um die Flugzeuge zu beobachten. Einmal hab ich im Scherz zu

Um tagesaktuell zu arbeiten, muss man stressresistent sein.

ein paar Fallschirmspringern, die gerade aus dem Flughafen-

Richtig. Die Nächte durchzuzeichnen, war früher fast eine

café zum Springen aufgebrochen sind, gesagt, dass sie mich

Gewohnheit. Das Gefühl aber, wenn eine Arbeit gut geworden

mitnehmen sollen. Dumm, dass sie mich beim Wort genom-

ist, wiegt dafür alles auf. Dann bin ich zutiefst zufrieden. Es

men haben. „Sicher, komm mit!“, haben sie mir zugerufen.

vergeht keine Woche, in der ich nicht zeichne. Nur die Nacht-

Ich hab mir gedacht, das wird brenzlig. Wenn du jetzt einen

schichten mache ich nicht mehr. Das hab ich mir abgewöhnt.

Rückzieher machst, kannst du dich hier nicht mehr blicken

Wie auch das Rauchen. Nur wissen Sie was? Als ich noch ge-

lassen. Also bin ich gesprungen. Es war eines der schönsten

raucht habe, hab ich gesünder gelebt. Da war ich nämlich immer

Erlebnisse in meinem Leben.

auf dem Balkon und hab viel mehr frische Luft bekommen.


DIETMAR KAINRATH - questions and answers

Definition caricature 1. humorously exaggerated representation of people, objects

I did best at school when I was absent.

or circumstances in which their characteristic features are pulled into excess and held up to ridicule; 2. the art of creating such caricatures

If you adhere to the classical definition of caricature,

When did you realize that you were born to be a

Dietmar Kainrath cannot really be considered a caricaturist.

caricaturist?

His works often lack the bitter acrimony, sarcasm and even

I have always loved drawing. In school, I enjoyed drawing

cynicism which are defining features of the works of many

pictures of my teachers on the blackboard. I almost always

of his colleagues. But even after now 44 years, his drawings

got into trouble for that. After graduation, one of my teachers

still manage to bring smiles to the faces around him. A long

said to me, not without a certain sense of relief: “Well,

time indeed. When enquiring after his recipe for success,

Kainrath, now you can at last draw what you want.“

you are often confronted with a look of incomprehension. Dietmar Kainrath does not have a business plan and does

So that was a special way of fostering your talents?

not resort to any tricks. His drawings represent who he is:

Let me put it like this: I did best in school when I was absent.

his subtle humour, his distinctly charming nature. Anyone who has ever witnessed this man’s mischievous smile and

You then attended the School of Applied Arts and later

waggish twinkling of the eye will be keen to confirm this.

worked as a graphic artist.

Those having had the pleasure of interviewing him will also

That’s true, but I only started to truly work after I met my

wonder why television did not take notice of him. His quick

wife.

and natural wit could have pathed the way for another career.


Flying has always inspired me So we should really thank your wife for your drawings?

As a caricaturist, you worked for the Red Bulletin from

Yes, in a sense. She was of the opinion that I would otherwise

the outset…

spend all my time in cafés. Seriously: I have always loved my

Yes, right from the very beginning when it was still the Pad-

work; it was and still is instructive and interesting. Thanks to

dock magazine in Formula 1. One hour after the race, the

my drawings, I was able to meet many interesting people in

issue had to be ready and printed. That was really stressful.

my lifetime. The ideas for some exhibitions also came from

The race was still ongoing and I had to think of something.

my wife, Verena. Always at a time when she thought that a

I used to sit in the truck next to the printing machine and

little bit of work would do me good… she was the one who

draw. That was extremely tiring. During all those races, I

brought “Culture in Cans“ to my attention – and I duly went

didn’t get to see anything of the grid girls. The Red Bulletin

along with it.

could have been one of my wife’s ideas …

Do you have a favourite theme for drawing?

In order to keep up to date on a daily basis, you have to be

Flying has always inspired me. There was a time when

able to cope with a lot of pressure.

I would drive out to the airport almost daily to watch the

That’s right. Drawing through the night almost became a habit

planes. Once I jokingly said to some skydivers who were just

of mine. But the feeling of having completed a good piece of

leaving the airport café to get ready for jumping that they

work more than compensates for it. Then I am truly satisfied.

should take me along. Too bad that they took me literally.

There is not a week that goes by where I don’t draw. I just

“Sure, come with us!“ they shouted out to me. This is going

don’t work during the night anymore. I have given up that

to be dicey, I thought to myself. If you back down now, you

habit. Just like smoking. But do you know what? When I still

can never be seen here again. So I jumped. It was one of the

smoked, I used to live healthier. I always used to go out on to

greatest experiences in my life.

the balcony and got a lot more fresh air than I do now.


DIETMAR KAINRATH CULTURE IN CANS


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